Ein Heimwehrmann getötet
München , den 9. August.( Eig. Ber.) Die bayerische politische Polizei der bayerischen Naziregierung ist gezwungen, zuzugeben, daß am Montagmorgen eine bewaffnete Nazibande über die deutsch österreichische Grenze in der Nähe des Hechtsees bei Kiefersfelden vorgestoßen und mit österreichischen Heimwehrangehörigen in eine schwere Schießerei geraten ist, wobei ein österreichischer Heimwehrmann tödlich verlegt wurde und eine Reihe anderer Personen leichtere Verlegungen davontrngen.
Das geschieht fast aur gleichen Stunde, in der England und Frankreich gegen die Naziübergriffe an Oesterreich protestieren und die Hitlerregierung glaubt, die bisher geschehenen Dinge als eine Lappalie bezeichnen und den Protest der Mächte zurückweisen zu dürfen. Selbst die bayerische politische Polizei erkennt, daß dieser neue; schwerwiegende Vorfall geeignet ist, die weitreichendsten außenpolitischen Folgen nach sich zu ziehen, weshalb sie heuchlerisch erklären läßt, sie werde alles tun, um die Schuldigen zu ers mitteln und sie der Bestrafung zuzuführen".
Wenn das ihre wirkliche Absicht wäre, dann müßte fie unverzüglich die ganze bayerische Naziregierung mitsamt dem Reichsstatthalter, Nazigeneral von Epp, und obendrein den„ Führer" Adolf Hitler , ohne dessen Wissen, nach seinen eigenen Worten, in der Bewegung nichts geschieht, ebenso verhaften, wie die Ausführer der höheren Befehle zur Terrorisierung und Strangulierung Oesterreichs . Es ist bekannt, daß seinerzeit bereits bewaffnete Nazibanden aus dem Ruhrgebiet an die bayerisch- österreichische Grenze geschafft worden sind, um dort in dauernden Provokationen die 3ermürbung des nicht gleichschaltungswilligen Oesterreich mit allen Mitteln zu betreiben. Es ist wirklich allerhöchste Zeit, daß hier der Völkerbundsrat nicht nur seine schärffte Verurteilung ausspricht, sondern auch zu allen Mitteln greift, die ihm gegen einen derartig böswilligen Friedens störer zur Verfügung stehen. Es könnte sonst leicht sfieren, daß sich aus dem dauern den Spiel mit dem Feuer, das die Nazis an der österreichischen Grenze treiben, ein europäischer Brand ent= wickelt, dessen Ende der Untergang Deutschlands wäre!
Die Toten der„ Arbeitsschlacht"
Probates Mittel: Wie man die Erwerbslosen los wird
In der Provinz Westfalen ist nach den amtlichen Heeresberichten über die siegreiche Arbeitsschlacht, die von Luden dorff verfaßt sein könnten, nun der Bezirk Gütersloh von Arbeitslosen frei. Er hatte allerdings nur 900 Arbeitslose. Wie sind die Leute untergebracht worden? Nach den gewiß nicht pessimistisch gehaltenen amtlichen Angaben so:
238 26,4 v. H. von der freien Wirtschaft in Dauerbeschäftigung aufgenommen.
9610,7 v. H. werden bei Notstandsarbeiten und 60,7 v. H. werden im Arbeitsdienst verwendet. 466 Arbeitslose 51,8 v. H. sind bei Erntearbeiten In der Landwirtschaft beschäftigt. Da diese Beschäftigung nur vorübergehender Art ist, ist Vorsorge getroffen für spätere Ueberführung in Dauerstellung. Die Wirtschaft hat hierfür bereits zusätzliche und durch Abbau von Doppelverdienern freigewordene Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Ernterückkehrer wird auch bei Not standsarbeiten beschäftigt werden.
94 Arbeitslose 10,4 v. Hundert, kommen für eine geregelte Beschäftigung in der freien Wirtschaft wegen Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitsunwilligfeit nicht mehr in Betracht.
Das bedeutet also, daß über die Hälfte der armen Leute vorübergehend zu Erntearbeiten kommandiert sind. Wassie verdienen, wird nicht gefagt. Was aus ihnen werden soll, wenn die Ernte eingebracht worden ist, erfährt man auch nicht deutlich.
Zehn weitere Prozent sind kurz und bündig als„ ar beitsunfähig" oder als arbeitsunwillig" ausgeschieden. Mögen sie verhungern. Die Erwerbslosenstatistik kennt sie nicht mehr. Auf den Friedhöfen wird keine Zählung vorgenommen.
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nomen
Diese einfache und sehr sichere Entlastung des Arbeitsmarktes hat einem Regierungsrat Mangels est omen fo gut gefallen, daß er in einer Vollversammlung der Industrie und Handelskammer zu Münster die Verurteilung zum Hungertode für einen
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großen Teil der Erwerbslosen den Unternehmern als vaterländische Pflicht empfahl. Um nicht in den Verdacht
Unbesiegt..
Die deutsche Wirtschaftskrise unvermindert
In ihrem Morgenblatt vom 7. August schreibt die Base= Ter Nationalzeitung" über die Wirtschaftsverhältniffe in Deutschland wörtlich folgendes:
einer Greuelmeldung zu kommen, zitieren wir nach der " Frankfurter Zeitung " vom 6. August:
Das Gerete- Programm habe für Westfalen nur etwa 9000 Mann für ein halbes Jahr beschäftigt. Das Programm der Reichsregierung werde ficher etwas bringen, aber bei 330 000 Arbeitslosen bedente auch das nur einen Trop= fen auf den heißen Stein. Es sei ungehener wichtig, ob es gelingen werde, einen großen Teil der unter: stützten Arbeitslosen dadurch in Arbeit zu bringen, daß bisher Beschäftigte, die als Arbeitslose nicht unterstüßungspflichtig wären, zugunsten unter stüßter Erwerbsloser aus der Arbeit entlassen würden. Das würde zu einer fühlbaren Herabsegung der Zahl der unterstüten Erwerbslosen führen, insbesondere im Textilbezirk des Münsterlandes, wo sich vielleicht sogar eine vollkommene Beseitigung der unterstüßten Erwerbs: losen erreichen lasse. Im Ruhrgebiet werde die Auswir: fung geringer, aber doch noch recht fühlbar sein.
Selbst die gewiß geduldig gewordene„ Frankfurter Zeitung " findet den Vorschlag nicht gerade begeisternd. Sie meint nämlich, es ginge nicht an, daß man die Erwerbs losenversicherung entlaste und andere Rassen für die Leute, die keine Ansprüche mehr auf Erwerbslosenunterstützung die keine Ansprüche mehr auf Erwerbslosenunterstützung haben, aufkommen lasse.
Es zeigt sich, daß die„ Frankfurter Zeitung " aus ihrer besseren Vergangenheit noch einige Restbestände von Hu manitätsduselei mit sich schleppt. Welche anderen Kassen sollen die entlassenen armen Teufel ernähren? Die Kassen sind doch alle leer.
Nein. Herr Regierungsrat Mangels meint schon den rich
Das Neueste
Der ehemalige Polizeivizepräsident Bernhard Weiß in Berlin , ist von der Liste der Anwälte gestrichen worden. Bürgermeister Reuter in Düsseldorf wurde wegen Attenbeseitigung und erschwerter Untreue zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt.
Von dem Straßburger Gericht wurden vier bei den Streifunruhen festgenommene Deutsche zu Gefängnis von einer bis drei Wochen verurteilt.
Die internationale Anleihe der österreichischen Regierung wird am Londoner Markte in Höhe von 4514 200 Vfund Sterling ausgegeben werden. Die Ausgabe erfolgt in Form von 8prozentigen Sterling- Bonds. Die britische Regierung übernimmt die Garantie für Kapital und Zinsen. Die Zeichnung beginnt und endet am Donnerstag, 10. Auguft. Amtlich wird mitgeteilt: In Gemeinschaft mit den hiesigen Zoll- und Reichsbahnbehörden wurden von der Aachener Staatspolizeistelle mehrere Pakete mit Druckschriften staatsfeindlichen Inhaltes beschlagnahmt. Es handelt sich um Zeitungen, die in Paris gedruckt wurden und über Deutsch land nach dem Auslande, vorzugsweise nach den nordischen Staaten, versandt werden sollten.( Ein neuer amtlicher Bes weis dafür, daß das Hitler - Zuchthaus wie auf allen internalen Postgepflogenheiten pfeift!) nationalen Bindungen, so auch auf die internatio
Das Schwurgericht des Berliner Landgerichts verurteilte heute im Prozeß wegen des kommunistischen Feuer= überfalls" auf das SA.- Heim in der Boyenstraße den Hauptangeklagten Kerber wegen versuchten Totschlags zu zehn Jahren Zuchthaus, den Angeklagten Klapper zu einem Jahr Gefängnis, die übrigen Angeklagten zu zwei Jahren Gefängnis.( Abrechnung folgt!)
Unter eigenartigen Umständen ist durch eine elektrische Hochspannung eine Familie schwer verlegt worden. Ein junger Mann wollte auf dem Dach eine Radioantenne aufs montieren, als er mit einer Hochspannungsleitung in Be rührung fam. Der starke Strom zoa ihn so an, daß er hilfs los zwischen den Drähten hing. Auf seine verzweifelten Rufe eilten sein Vater und seine Mutter herbei, die aber das gleiche Schicksal erlitten. Alle drei Personen wurden in schwerverlettem Zustande ins Krankenhaus gebracht.
Im Prozeß gegen drei frühere Vorstands- und vier Auffichtsratsmitglieder der Beamtenbank Bremen, G. m. b. H., wurde heute das Urteil verkündet. Die Beamten bank hatte nach dem 13. Juli 1931 ihre Schalter schließen und in Ronfurs gehen müssen. Die Angeklagten Kruse und Snoek erhielten 1 Jahr 3 Monate Gefängnis und 2000 Mart Geldstrafe, fünf weitere Angeklagte Geldstrafen von 400 bis 2000 Mart.
Die Arbeiter Karl Dietz und Anton Seifert aus Lauban , die beschuldigt waren, am 28. Juli 1933 im Hohwalde bet Lauban die Hitlereiche absichtlich umgebrochen zu haben, wurden heute vom Görlißer Schnellgericht zu 1 Jahr Ges fängnis und drei Jahren Ehrverlust verurteilt,
Unter der Anklage des versuchten Verrats militärischer Geheimnisse hatten sich vor dem Straffenat des Oberlandes gerichts zwei kaufmännische Angestellte zu verantworten. Das Gericht erkannte gegen den einen der Angeklagten auf drei Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, gegen den anderen auf ein Jahr Gefängnis.( Welche militärischen Ges heimnisse find das? Hat Hitler nicht„ Frieden und Abs rüstung" versprochen?)
Wegen illegaler kommunistischer Betätigung, Beschimpfung der Reichsflagge wurden von dem Kommando z. b. V. fünf Personen festgenommen. Zwei von ihnen find Funktionäre der fommunistischen Bezirksleitung Hamburg .
Ponta Delgada ( Azoren ), 9. Aug. Nach dem Start des Balbogeschwaders ist ein Flugzena ins Meer gestürzt. Ein Mann der Besayung ist ertrunken, drei weitere wurden verlegt.
tigen Weg. Man wirft die mihliebigen Elemente, Marxiſten Straßburg unverändert
zum Beispiel, aus den Betrieben hinaus, zahlt ihnen keine Unterstützung und läßt sie in Ruhe verhungern.
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So ist zweierlei erreicht: 1. sinkt die Erwerbslosigkeit, 2. wird der Marrismus ausgerottet, denn auf dem Friedhofe sind die Marxisten noch sicherer aufgehoben als in den Konzentrationslagern, wo sie noch Unkosten für Stachel ordentlicher Zähigkeit hält die Arbeiterschaft an ihrem Ents draht verursachen.
Führer zugewiesene ordnungsmäßige Aufgabe zu bes schränken.
Ich habe Anweisung gegeben, in Zukunft genan zu prüfen, ob eingehende Beschwerden begründet sind. Wenn nötig, werde ich sofort Beauftragte an Ort und Stelle senden. Gez. Rudolf Seß.
Der einzige Gegner Sitlers, der nubes Dank vom Hause Hitler
siegt und unvermindert drohend, sein Haupt erhebt, ist- die Wirtschaftskrise. Alle Erfolge, die angeblich auf diesem Schlachtfelderrungen wurden, entstammen den findigen Büros des Propagandaminis fteriums und werden von den Handels: teilen der führenden deutschen Presse tag täglich Lügen gestraft. Gewiß, man hat durch tünftliche, auf die Dauer finanziell undurchführbare Mits tel da und dort ein paar Erwerbslose untergebracht. Aber der Export läßt zu wünschen übrig und die innere Rauftraft hat sich nach dem Bengnis deutscher gleichgeschalteter Wirts schaftsfachverständiger nicht vermehrt. Die Arise dauert unvermindert fort und so lange sie besteht, kann das Hitlerregime nicht als gesichert gelten."
Noch immer!
Drohungen an die ,, unbefugte" SA.
Berlin, den 8. Auguft.( Eig. Meld.) Der preußische Pressedienst der NSDAP . veröffentlicht eine Verfügung des Stellvertreters des Führers, die folgens dermaßen lautet:
Die deutschen Zeitungen melden kurz und schlicht:
" Tarifkündigungen in Oberschlesien . Der Arbeitgeberverband der oberschlesischen Schwerindustrie hat das Gehaltstarifabkommen für die in der oberschlesischen Industrie beschäftigten Beamten und Angestellten gekündigt. Ab 1. Oktober dieses Jahres soll ein neuer Ge= haltstarif verpflichtet werden. Durch diesen wird ein Gehaltsabbau durchgeführt."
"
,, Wird durchgeführt." Von Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern kann natürlich keine Rede sein, denn der Klassenkampf ist ja im dritten Reich bekanntlich beendet, die Unternehmer haben gesiegt. Gerade die Angestellten und Beamten der Privatindu. strie zählten in der Mehrzahl seit Jahren zu Hitlers getreuesten Paladinen. Jetzt empfangen sie den Lohn: Gehaltsabbau, brutale Unterdrückung. Die Versprechungen vor dem 5. März klangen ganz anders, aber die Enttäuschten mögen sich trösten sie sind nicht die Einzigen, sie sind nicht die Einzigen, die Hitler , dieses Muster deutscher Aufrichtigkeit und Treue, genasführt.
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Nur die Herren vom„ raffenden Kapital" sind mit ihm zufrieden.
Gemäß den Anweisungen des Führers hat Reichsinnen- ,, Nicht aktuell"
minister Dr. Frick in seinem bekannten Rundschreiben an die Reichsstatthalter ausgeführt:
1. daß unbefugte Eingriffe in die Wirtschaft zu unterlassen find, daß desgleichen jedes unbefugte und unberechtigte Vorgehen gegen einzelne Personen unbedingt zu unterbleiben hat,
2. daß zu keiner Zeit Instanzen der Partei bzw. ihre Unters organisationen fich Regierungsbefugnisse anmaßen dürfen. Ergänzend weise ich darauf hin, daß auch die Parteileitung in Zukunft schärfftens gegen Zuwiderhandlungen vorgehen wird. Jede Dienststelle hat sich unbedingt auf die ihr vom
Vor dem Düsseldorfer Einzelhandel führte Dr. Hilland ( Berlin ) u. a. aus:
Auch die Warenhausfrage müffe zunächst als nicht aktuell zurückgestellt werden. Ebenso müßten auch die Maßnahmen gegen die Konsumvereine zu rückgestellt werden.
Da ist nun den guten Mittelständlern immer vorgegaukelt worden, Warenhäuser und Konsumvereine müßten verboten werden.
Nun ist Hitler an der Macht und nun ist das Naziprogramm nicht mehr aktuell.
Straßburg , 9. Aug.( Eig. Drahtb.) Die Streiflage in Straßburg ist unverändert. Mit außer= schluß fest, obwohl sie selbst unter den Auswirkungen des Streits aufs schwerste mitzuleiden hat. Der Straßenhahns verkehr ruht nach wie vor. Uebel bemerkbar macht ju vor allem im äußeren Bilde der Stadt die Einstellung der Müll und Kehrrichtabfuhr und der Straßenreinigung. Ueble Dünfte durchziehen vor allem die proletarischen Stadtviertel. Zu Zusammenstößen ist es nirgendwo gekommen, seitdem die Gendarmerie strengste Weisung erhalten hat, jede Hers ausforderung der Arbeiterschaft zu unterlassen. Nach wie vor ist jedoch die Lage sehr gespannt.
Die Nachricht, daß sich der Solidaritätsstreit auch in Lothringen und Elsaß zu verbreiten droht und bereits einige Betriebe zum Stillstand gelangt sind, trifft nicht zu. Am Oberrhein und an einigen Orten Loth ringens find Bauarbeiterstreiks wegen Lohnforderungen ausgebrochen, die jedoch mit den Straßburger Ereignissen nichts zu tun haben.
Alles erwartet mit höchster Spannung die heutigen Verhandlungen in Paris . Man hofft, daß es der Regierung gelingen wird, eine Lösung zu finden, voraus gcfeßt, daß fie den Forderungen der Arbeiterschaft einigers maßen Rechnung trägt.
Das Geld fehlt
Die Arbeitsdienstpflicht stößt auf Widerstände
Es ist allgemein aufgefallen, daß die Zahl der in den Ar beitsdienstlagern untergebrachten Personen 250 000 nicht überschreitet, und daß diese Zahl bereits vor fünf Monaten erreicht war. Es sollten bekanntlich bis zum Jult 1934 800 000 freiwillige" Arbeitsdienstpflichtige in den Lagern untergebracht sein. Die katastrophale Lage der Reichsfinanzen und starke Widerstände in der Schwerindustrie scheinen dea ganze Projekt, das ein Kernstück des Nationalsozialism ausmachte, zum Scheitern zu bringen.
Klagen
Klagen der Düngemittelindustrie
Der Verbrauch künstlicher Düngemittel in Deutschland ist außerordentlich stark gesunken. Während man vor dem Kriege in Deutschland 1,6 Millionen Tonnen( i. J. 1913) Superphosphate benutte, wurden 1932 noch faum 700 000 Tonnen verbraucht, Dagegen ist die Einfuhr von Thomasmehl aus Frankreich und Belgien vor allem so start gestiegen, daß die deutsche Superphosphatindustrie die Regierung mit Eingaben bombardiert, welche das Verbot dieſer Einfuhr fordern.