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Dies geschah an einem Tage...
An die Zweifler!
Amtliche Mordnachrichten- Hohn über die Verhafteten und
Verschleppten!
Immer wieder hören wir aus unserem Leserkreise: nein, wir glauben Ihnen nicht! Es sei doch unmöglich,
daß in Deutschland , dem Lande eines aufgeklärten und guts mütigen Boltes, Morde und Marterungen in solch gedrängter Fülle aufeinander folgen tönnten! Selbst in Kreisen, an deren antifastischer Gesinnung nicht zu zweifeln ist und die fich politisch ganz auf der Linie der„ Deutschen Freiheit" bewegen, zeiht man uns zum mindesten der Uebertreibung. Wir können wir die Zweifler bekehren? Was können wir unter den heutigen Verhältnissen mehr tun, als jede bei uns einlaufende Greuel"-Nachricht aufs genaueste nachzuprüfen? Wie können wir die Leser überzeugen, daß unsere Mitteilungen nur ein kleiner Ausschnitt aus den Dingen sind, die in Hitler - DeutschIand täglich, stündlich sich ereignen? Vielleicht laffen sich die Ungläubigen auf andere Art belehren. Wir bringen nachstehend eine Reihe von Meldungen, die die hitler - amtlichen Nachrichtenbüros selber den Redaktionen zur freundlichen Verwendung auf den Tisch legen.
Heute die Meldungen eines einzigen Tages!
Mord und Vergewaltigung, Brutalität und Hohn über die Opfer: es ist die grauenhafte Bilanz von Terrorwellen, die in immer schnellerem Tempo aufeinanderfolgen. Die deutsche Presse, die diese Nachrichten gleichgültig und fommentarlos auseinanderreißt, ahnt nicht, welch unsägliche Ber
Ganz Europa blickt auf dieses Schauspiel
tung" wurde ein Chemnißer Funktionär der KPD.( der
Name wird nicht genannt) von Schüssen durchbohrt, tot auf Das Lied vom Hasse
gefunden.
4. Radhe an den Rundfunkleuten Sie ließen sich nicht rechtzeitig gleichschalten
Wie das Geheime Staatspolizeiamt mitteilt, sind der ehes malige Intendant der Berliner Funkstunde Flesch, der ehemalige Rundfunkreporter Alfred Braun , der ehe= malige Direktor der Reichsrundfunkgesellschaft Magnus und der Ministerialrat a. D. Giesede, der ebenfalls bei der Reichsrundfunkgesellschaft tätig war, in Schukhaft ge nommen und in das Konzentrationslager Oranienburg ein: geliefert worden. Der ehemalige Direktor der Berliner Funtstunde Knöpfke, der zum gleichen Zwed in Oberhof festgenommen wurde, erlitt bei seiner Ankunft in Berlin einen Nervenzusammenbruch und wurde ins Staatskranken= haus gebracht.
Berlin , 8. Auguft.( Eig. Meld.)
Der ehemalige Reichskommissar Staatssekretär a. D. Bredow hat heute an das Reichsministerium für Boltsaufklärung und Propaganda ein Telegramm gerichtet, in dem er erklärt, daß für den Rundfunk, hochverdiente Männer" verhaftet und in ein Konzentrationslager ges bracht worden seien. Er fühle sich mit diesen Männern verbunden und bitte um gleiche Behandlung.
die
achtung sie durch ihre schamlose Haltung bei allen erzeugt, 5. Es wird sofort geschossen...
in denen noch ein Fünkchen von Menschenliebe glüht. Sie ahnt außerdem nicht, wie genau diese Nachrichten im Aus= lande als unerschütterliche Dokumente braunen Hunnen: tums gelesen werden. Das ganze deutsche Volk muß in der Zange dieser Eroberer psychisch und moralisch leiden. Es wird getroffen von ihrer Barbarei, und es wird dazu vor der Welt noch mitverantwortlich gemacht, weil es solche Hentersknechte über sich duldet!
Alles ist vermerkt! Nichts ist vergessen! Jeder Mord, jede Mißhandlung, jede Quälerei ist unverwischbar eingetragen auf eherne Tafeln und in Millionen Menschenherzen. Es wird eine furchtbare Abrechnung werden in jener Staude, wg das deutsche Volk die Kraft zurückgewonnen hat, die ihm ein paar Dugend Despoten mit einem Landsknechtsheere ge= nommen haben.
Dafür arbeiten wir!
1. Kurt Fechenbach ermordet ,, Auf der Flucht erschossen"
Detmold , 9. Aug.( Eig. Ber.) Amtlich wurde gestern bekanntgegeben, daß Felix Fechenbach , der frühere Privatsekretär von Kurt Eisner und ehemalige Redakteur des„ Boltsblattes" in Detmold , angeblich auf der Flucht" erschossen wurde. Der amtliche Bericht gibt noch an, daß Fechenbach vorgestern im Kraftwagen nach einem bayerischen Konzentrationslager ge bracht werden sollte. Unterwegs habe er einen„ Fluchtversuch" unternommen, worauf die Begleitung gefeuert habe und Fechenbach tödlich getroffen worden sei,
Selbstverständlich ist diese Nachricht, soweit sie sich auf eine
angebliche Flucht" Fechenbachs bezieht, ein einziger großer Schwindel und eine der frechsten Lügen des Nazisystems: Fechenbach ist elendiglich von den braunen Banditen, den Kameraden Hitlers , ermordet worden. Früher schon einmal hatten Rechtskreise auf ihn einen Attentatsversuch gemacht, der mißland- jetzt haben ihn die braunen Meuchelmörder Europas dafür um so sicherer und in aller Gemütsruhe abgetillt!
Wo ist Gerhart Seeger?
Die Ermordung Fechenbachs macht uns um das Schicksal
des früheren Reichstagsabgeordneten Gerhart Seeger be
sorgt. Er ist seit Monaten in„ Schußhaft" und man weiß, daß
er großen Qualen ausgesetzt war. Seit längerer Zeit ist
nichts mehr über ihn zu erfahren. Ist er schon so weit wie Fechenbach? Oder hat man ihn noch nicht auf die Flucht" geschickt.
Künstler, Heilmann
In Konzentrationslager
Berlin , 8. Auguft.( Eig. Meld.)
Wie das Geheime Staatspolizeiamt mitteilt, sind heute der ehemalige fozialdemokratische Reichstagsabgeordnete und
Amtlich aus Stuttgart : Die Polizeifräfte werden ange= wiesen, zur Unterdrückung von Klebekolonnen und Flugblatt: verteilern, sofort von der Waffe Gebrauch zu machen, wenn fie Flugblattverteiler und Klebekolonnen auf frischer Tat ents fliehend antreffen.
6. Der Henker arbeitet
Wohlauf, wohlauf, über Berg und Fluk Dem Morgenrot entgegen! Dem treuen Weib den lezten Kuß, Und dann zum treuen Degen! Bis unsre Hand in Asche stiebt, Sie soll vom Schwert nicht lassen; Wir haben lang genug geliebt Und wollen endlich hassen!
Die Liebe kann uns helfen nicht, Die Liebe nicht erretten; Halt du, o Haß, dein jüngst Gericht, Brich du, o Haß, die Ketten! Und wo es noch Tyrannen gibt, Die laßt uns ked erfassen; Wir haben lang genug geliebt Und wollen endlich hassen!
Wer noch ein Herz besitzt, dem soll's Im Hasse nur sich rühren; Allüberall ist dürres Holz. Um unsre Glut zu schüren. Die ihr der Freiheit noch verbliebt, Singt durch die deutschen Straßen: " Ihr habet lang genug geliebt, lernet endlich hassen!"
Bekämpfet fie ohn' Unterlaẞ, Die Tyrannei, auf Erden,
Und heiliger wird unser Haß, Als unsre Liebe, werden.
Bis unsre Hand in Asche fiebt, Soll sie vom Schwert nicht lassen; Wir haben lang genug geliebt Und wollen endlich hassen!
mit, daß das Todesurteil gegen Wilhelm Bolt, den Mörber Blut- Göring und sein„ Führer"
Hamburg , 8. Aug. Die staatliche Pressestelle teilt Kopfas, heute vormittag auf dem Hofe des Untersuchungss gefängnisses vollstreckt worden ist.
Hilfspolizei aufgelöst
Die andere genügt... Oder nur Tarnung?
Berlin , 8. Aug. Wie der amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat der preußische Ministerpräsident und Minister des Innern, Göring , die Hilfspolizei, nachdem sie ihrer 3wedbestimmung in vollem Umfange gerecht geworden ist, mit dem 15. August 1933 aufgelöst. Eine weitere Ausbildung findet daher nicht mehr statt. Die bisherigen Runderlasse treten mit Ablauf des 15. August außer Gültigkeit.
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Die Nachricht über die Auflösung der Hilfspolizei läßt mancherlei Deutungen zu. Ist die Schupo so mit zuverlässigen SS.- Leuten durchsetzt worden, daß man glaubt, unzuverlässiger" Elemente mühelos Herr werden zu können?
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Heil Hitler !" in allen Schulen! Unter der Peitsche!
Berlin , den 8. August 1933. Im Anschluß an entsprechende Maßnahmen in anderen deutschen Ländern ist jetzt auch für die preußischen Schulen der Hitlergruß eingeführt worden. In einem Erlaß des preußischen Kultusministers wird der Hitlergruß ebenso wie für die anderen Verwaltungen auch für die Kultusverwaltung eingeführt und zum Schluß gesagt, daß diese Anordnung sich auch auf die Lehrer und den Grußverkehr in den Schulen erstrect.
Sein Nachfolger-
Seitdem Görings unerwartete Konferenz die bekannten drakonischen Gefeßentwürfe publiziert und der Reichsregierung vorgeschlagen hat, ist geraume Zeit vergangen. Zunächst wurde in einem amtlichen Kommunique mitgeteilt, diese von Görings Führerfonferenz präsentierten Gesetze würden ihrer Wichtigkeit wegen in der fürzesten Zeit zu Reichsgesehen werden.
Die Verzögerung, die beinahe einer Desavonierung des preußischen Ministerpräsidenten und Reichsinnenministers gleichfommt, liegt aber in der Linie, die durch das Nicht= erscheinen Hitlers bei dieser mysteriösen Göringschen Konferenz bereits vorgezeichnet wurde. Das tiefe Mißtrauen Hitlers gegen Göring , das durch die Einflüsse des Propagandaministers Göbbels immer von neuem geschürt wird, äußert sich nicht nur in dieser auffälligen Verzögerung der Promulgation neuer Terrorgesetze, sondern auch in anderen Tatsachen, die nach und nach ans Tageslicht dringen. So bedeutet die verschärfte Absperrung Hitlers in seinem oberbayrischen Ferienort weit weniger die Befürchtung, von„ Marristen" angefallen zu werden, als vielmehr die reale und wohlbegründete Angst, der Innenminister Göring fönnte bereits jezt einen Handstreich auf den„ Führer" organisiert haben...
„ Volksfeindliches Vermögen
Jeder wahre seine Rechte
Berlin , 9. Aug. Im RGBl. vom 8. 8. 1933 wird eine Verordnung veröffentlicht, die bestimmt, daß auf Grund des Gesetzes über die Einziehung kommunistischen Vermögens vom 26. Mai 1933 und der Bestimmungen des Gesetzes über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens vom 14. Juni 1933 vermietete oder unter Eigentumsvorbehalt ge= lieferte Sachen eingezogen werden können, wenn der Berechtigte nicht seine Rechte innerhalb eines Monats nach der Beschlagnahme der Sachen oder, wenn die Sachen beim Inkrafttreten dieser Verordnung bereits beschlagnahmt waren,
ähnlich macht es auch die Heilsarmee bis 1. September 1988 bei der Stelle, die die Beschlagnahme
München , 8. Aug.( Inpreß.) In der Berchtesgadener Führerbesprechung, in welcher Hitler die Errichtung eines
durchgeführt hat, anmeldet.
Senats der Nationalsozialisten ankündigte, wurde befannt, Norderney :
daß der„ Führer" den Mitgliedern dieses Senats, die er persönlich aus dem Kreise seiner Vertrauensleute ernennen wird, einen versiegelten Umschlag überreichen wird, in welchem sich, für den Fall seines Todes, der Name seines Nachfolgers findet.
Hitlers Todesahnungen stehen im Zusammenhang mit den tiefen Differenzen, die in der Spitze der nationalsozialistischen Partei ausgetragen werden müssen.
Stadtverordnetenvorsteher von Brandenburg a. d. Havel , Keine Unterstützung mehr!
Chefredakteur der sozialdemokratischen Brandenburger Zeitung, Friedrich Ebert ( Sohn des ehemaligen Reichspräsidenten ), ferner der ehemalige SPD. - Abgeordnete Franz Künstler und der ehemalige Reichstags- und Landtagsabgeordnete, langjähriger Fraktionsführer der SPD . im preußischen Landtag, Heilmann, in das Konzentrationslager Oranienburg eingeliefert worden. Zum Empfang der drei Volksverführer ist die gesamte Belegschaft des Oranienburger Konzentrationslagers geschloffen an getreten. Soweit der hitleramtliche Bericht des Contibüros. Ihm noch ein Wort hinzuzufügen, hieße seiner erledigenden Charakterisierung seiner Urheber und Ver faffer Abbruch tun!
3. Kommunistischer
Abgeordneter ermordet
Paul Hoffmann , Chemniß, Abgeordneter der KPD., ist den furchtbaren Verlegungen, die die Hitlerbanden ihm bei: brachten, erlegen. Nach einer Meldung der„ Bossischen Zeis
Der Hamburger Senat hat. wie der Preußische Pressedienst der NSDAP. berichtet, eine Verfügung erlassen, nach der fünftig an Personen, die nachweisbar noch Mitgliedsbeiträge für die KPD . und SPD . sowie ihre Neben- und Unterorga: nisationen zahlen, staatliche Unterstügungen irgendwelcher Art nicht mehr verabfolgt werden.
Drei Monate Gefängnis für den Kauf einer verbotenen Zeitung
Hamburg , 7. Aug. Das Sondergericht für SchleswigHolstein verurteilte wegen Vertriebs der verbotenen tommu nistischen„ Hamburger Volkszeitung " einen Malergesellen fo= wie einen Arbeiter in Altona zu zwei bzw. zweieinhalb Jahren Gefängnis und zugleich einen Nieter wegen Bei: hilfe zu drei Monaten Gefängnis. Nach der Auffassung des Gerichts hat sich der Nieter dadurch der Beihilfe schuldig gemacht, daß er durch Zahlung des Kaufpreises für die Zeitung in Höhe von 10 Pig. die KPD. in ihren illegalen Zielen unterstützt hat...
,, Die deutsche Frau tanzt mit keinem Juden"
Berlin , 8. Aug. Im Saale des Kurhauses von Norder ney hat die Badeverwaltung wie das Vdz.- Büro mits teilt ein Schild mit folgender Inschrift anbringen lassen: „ Die deutsche Frau tanzt mit keinem Juden!"
Abwärts! Abwärts!"
Die nationalsozialistische Presse in Köln teilt mit unvers hohlenem Jubel mit, daß am 31. Juli sechs Kindergärten und Horte geschlossen und drei weitere Kindergärten vers kleinert worden sind.
Mit ebenso großer Genugtung wird in der Nazipresse bes richtet, daß die Zahnklinik der Allgemeinen Ortskrankenkasse beseitigt wird.
So wird das„ marristische System" mehr und mehr abge= baut, Gesundheit und Kraft des Volkes sind nebensächlich geworden, wo die Phrase regiert.
„ Deutschland ist nichts, aber jeder einzelne Deutsche ist viel, und doch bilden sich die letteren gerade das Umgekehrte ein. Verpflanzt und zer= strent wie die Juden in aller Welt müssen die Deutschen werden, um die Masse des Guten ganz und zum Heile aller Nationen zu ents wickeln, die in ihnen liegt."
Goethe( zum Kanzler Müller, 14. Sept. 1808).