Deutsche Stimmen

Feuilletonbeilage der ,, Deutschen Freiheit"

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Ereignisse und Geschichten

Und so verbringt er seine kurzen Tage... Professor Harms D

Der Führer liest die Illustrierte" und Karl May

Millionen klopfender deutscher Herzen, Männern und Frauen zugehörig, sind augenblicklich tief mit der Frage bewegt, wie wohl Adolf Hitler seinen Urlaub verbringt. Wir dürfen die Besorgten beruhigen. Es geht ihm gut, er ist beschützt, kein Gewitter knurrender Mägen bestürmt ihn! Der Bölkische Beobachter" meldet, daß der Reichsführer der SS. und poli­tische Polizeifommandeur Bayerns eine Bekanntmachung erlassen habe, nach der das Befahren der Straßen Berchtes­ gaden - Obersalzberg und Berchtesgaden- Au- Obersalzberg nur besonders zugelassenen Fahrzeugen, gestattet ist. Allen übrigen Fahrzeugen ist das Befahren der beiden Straßen polizeilich verboten. Es wird von der Bevölkerung erwartet, daß sie im Interesse der Erholung des Kanglers Adolf Hitler sich strikte an die Vorschriften hält und daß so jeder dazu beiträgt, dem Kanzler den Aufenthalt in Ober­salzberg so angenehm als möglich zu gestalten. Es ist not­wendig, daß jeder unnötige Lärm vor dem Haus, wie Sprech­chöre oder Zurufe unter allen Umständen unterbleiben. Als gegen den guten Ton verstoßend, muß es bezeich net werden, wenn ständig jede Bewegung des Kanzlers mit dem Feld ste cher beobachtet wird...@ animit

May aus den Bezirken des Erzgebirges und der sächsischen Schweiz hinausgekommen. In seiner Villa in Baubegast bei Dresden hatte er sich indianisch installiert. Er saß an einem garantiert- fitschechten Lagerfeuer und übersezte sich selbst ins Indianische, entrückte sich in die Welt heldischer Größe und schrieb im schlechtesten Deutsch Wälzer nach Wälzer.

sDies ist der Lieblingsschriftsteller Adolf Hitlers . Es mag späteren Literarhistorikern der deutschen Heldenlegende über­lassen bleiben, zu untersuchen, wie weit Karl May die hit­lersche Eigenproduktion beeinflußt hat. May hat, das ist heute wohl sicher den Begriff an Größe und Heldentum mitge­formt, die in den Werken des Führers und in seinem Stan­dardwerk Mein Kampf " immer wiederkehren. In der Sphäre des Unbewußten sind die Trappersiege Old Shatter­hands schon seit Jahren die Siege Adolf Hitlers über das deutsche Volk gewesen, bis sie sich in der Realität mit Hilfe vieler rauher Kämpfer" offenbarten. 916 of T

Hugh, ich habe gesprochen!"

Also der Bölkische Beobachter". Aber damit ist die schid Das wird er lesen:

falsschwere Frage noch nicht beantwortet, was der Führer" in seinen bayerischen Ferien eigentlich tut. Gottlob existiert Frau Lily Doblhoff, eine smarte deutsch - böhmische Journalistin, die sich auf Grund näherer Beziehungen zu Nazi- Führern gute Einblicke in Hitlers Privatleben zu ver­schaffen wußte. Die Dame schreibt darüber im Prager Tagblatt":

Bücher liest Sitler nicht. Ihn interessieren nur die tatsächlichen Probleme des Lebens, mit den in toten Buchstaben gebannten, nur vorgestellten oder erfundenen Geschehnissen wolle er sich nicht befassen. Seine Lektüre bes steht aus illustrierten Zeitungen. Er bevorzugt solche, die fich mit Wohnungseinrichtungen befassen. Frau Doblhoff hat eins übersehen.

In Hitlers Villa stehen sämtliche Bände Karl Mays, dessen glühender Berehrer er ist. Er liest zwar keine Bücher, aber dafür verschlingt er Schundliteratur. Wißt ihr noch, wer Karl May ist? Seine 25 Bände sind der Schwarm aller von Pubertäts- Tatenluft erfüllten Zwölfjährigen. Wenn der weiße Held Old Shatterhand die Spur der grauen Fahne" verfolgt, wenn er sein Ohr auf die Erde legt, um den Schritt vieler Meilen entfernt lauernder Feinde zu vernehmen, dann war iede Knabenbrust ein Meer des Entzücktseins. Aber der ganze Karl May war in Wahrheit ein einziger großer Schwindel. Er war eine sächsische Angelegenheit, denn niemals ist Karl

Grashalme

Der Emigrant war zur Höhe hinaufgestiegen. Immer wieder ging er gern diesen Weg aus der Stadt, an Bretter­zäunen, Holzlagern und Fußballplätzen vorüber in die freien Felder, zwischen denen der grafige Pfad hinauf zur Höhe führte. Es war nur ein Hügel mit einigen Bäumen oben, aber da er ringsum frei lag, konnte der Blick rundum ins Land schweifen. Es war sein Weg, er war ihn gegangen schon in den letzten Märztagen, als noch der rauhe Wind welke Gräser zauste, dann im April, im Mai, als das ganze Land von blühenden Bäumen weiß überschäumt war. Und nun war es schon Juli. Ueber die Getreidefelder liefen seidige Windwellen, eine unaufhörliche Brandung, die endlos am Feldrain versant.

Wie immer waren auch heute seine Gedanken mit ihm gegangen. Sie machten viele Umwege, kehrten zurück, ver­meilten an Kreuzungen und doch liefen sie schneller als er ging, sie eilten ihm voraus in seine Zukunft; immer such­ten sie dasselbe Ziel.

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Seine Zu unft das war ein ungewisses Land. Er war ein deutscher Emigrant. Ueber die Grenze war er gegangen, um nicht in ein Konzentrationslager verschleppt zu werden. Aber was wollte er hier, was erwartete ihn hier? Ohne Mittel, ohne Existenz. ohne Zukunft? Wie sollte es weiter­gchen? Was würde werden, wenn das letzte seiner geringen Barschaft vertan sein würde? Und die Frau daheim was sollte sie tun, sie ohne ausreichende Mittel wie er?

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Aber was sollte er drüben? Wenn es sich um eine normale Schußhaft gehandelt hätte- gut, das war zu ertragen. Aber Monate, Jahre vielleicht hinterm Staweldraht eines Kon­zentrationslagers, fommandiert und schikaniert von unifor­mierten Sadisten, mißhandelt, seelisch gequält, aufbewahrt für irgendeinen politischen Schauerprozeß, für ein juristisches Vrenaspiel oder bereitgehalten als Geisel für irgendwelche Rachebedürfnisse? Und eines Tages vielleicht auf der Flucht" erschossen?

Es war immer dieselbe Kette von Fragen. Ja. er lebte und er war fret- das war für Leute wie er viel. Es war alles. Aber am Ende stand fordernd und groß immer wieder die eine Frage: Wie sollte es weitergehen?

Er erhob sich aus dem Gras, in das er sich gelagert hatte. Tie Landschaft lag weit und herrlich um ihn. Dörfer flim­merten in der Sonne. Ferne Berge standen fast törper­Its und doch scharf gezeichnet in schwellenden Gestalten, tief­blau, blau wie weiches Tuch. Vielerlei Grün bettete sich Leich ins Land. Rapsfelder blühten zitronengelb. Frauen mit weißen Kopftüchern gingen einen Feldweg entlang. Ei soh das alles seine Gedanken kehrten zurück in das schöne Land seines Erils. Erillte gehen. Da fiel sein Blick auf zerdrückte Gräfer. Hier hatte er gestern gerastet. Das Gras war wieder auf­Bestanden, nur einige Halme blieben niedergedrückt lieger

Von der oben erwähnten Lily Doblhoff erfährt man, wie vernichtend der gleichgeschaltete Hanns Heinz Ewers über die Dichtung im dritten Reiche" denkt. Er plaudert gutgelaunt:

Reinhardt hatte nicht weg müssen. Er könnte Regie führen, so viel er will. Ob er große Freude an den schle­ten Stücken gehabt hätte, das ist eine andere Frage. Haben Sie den Schlageter" gesehen? Ein schlechtes Stück, ein sehr schlechtes Stück. Ueber sein eige­nes letztes Wert Horst Wessel !" äußerte sich Ewers: Ich empfinde dieses Buch als Wendepunkt meines Lebens. Mit diesem Werke habe ich mich zum Heroismus in der Literatur bekannt, in schroffem Gegensatz zu den Auswüchsen der Phantasie, die uns alle beherrscht haben." Uns alle? Wir wissen nur, daß die schwüle, schlüpfrige, zotige Literatur von einigen wenigen gepflegt und gemolken nurde. Zu ihnen gehört Hanns Heinz Ewers . Jetzt ist er zahnlos geworden, jest ist er Hitlerbarde, jest kann er nicht und darf er nicht mehr, ießt macht er aus der Not eine Tugend und wird heroisch". Junge Huren, alte Betschme­stern. Aber ganz fommt er von ehedem nicht los, er suchte sich einen Stoff aus dem Zuhälter- und Dirnenmilieu, in dem sich Horst Wessel bewegte.

Das wird Hitler lesen!

tritt vom Kieler Institut für Weltwirtschaft zurück

Der Professor in der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel , Geh. Regierungsrat Dr. Bernhard Harms, ist auf seinen Antrag mit Ende Sep­tember 1933 von der Leitung des Instituts für Weltwirtschaft und Seeverkehr der Universität entbunden worden. Vom 1. Oktober 1988 ist zum Direktor des Instituts der o. Prof. Dr. Jessen ernannt.

Das Institut, aus dessen Leitung Professor Harms nun­mehr ausscheiden soll, ist 1911 von ihm selbst ins Leben ge= rufen worden, und zwar zunächst als Abteilung für Seever­fehr und Weltwirtschaft des Kieler Staatswissenschaftlichen Seminars. Professor Harms schuf sich damit eine Stätte, an der er und seine Schüler sich den Aufgaben widmen konnten, die er als besonders dringlich erkannt hatte: die Wirtschafts­wissenschaftliche Forschung und Lehre auf den für unser Volk lebenswichtig gewordenen Bereich der Weltwirtschaft auszu­dehnen. Die Leistungen, die Professor Harms und sein In­stitut auf diesem Gebiet vollbracht haben, haben über Deutsch­ lands Grenzen hinaus die verdiente Anerkennung gefunden. Er ist nicht braun genug für die Ansprüche der Hakenkreuz­Studenten und damit des Kultusministeriums. Ein unbe­kannter Mann tritt an seine Stelle, der eines vor Harms be= stimmt voraus hat: die Konjunkturgesinnung..

Ein edler treuer Joachim

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In Darmstadt fand vor einiger Zeit eine Zusammenkunft von Bibliothekaren statt, bei der man sich zuerst über Fach­fragen unterhielt und anschließend nach Rüdesheim fuhr, um tüchtig zu saufen. Selbstverständlich war alles gleichgeschaltet und alles auf das dritte Reich" umgestellt. Man schickte Hilter ein Telegramm und drahtete auch an Hindenburg , den man offenbar dazu beglückwünschte, daß er bekanntlich in seinen ganzen langen Leben außer dem Grerzierreglement nur ein Buch gelesen hat. Das Hauptreferat hielt ein Dr. Joachim Kirchner ; er wetterte wild gegen den Kultur olschewismus, schimpfte wüst darüber, daß es Deutsche gebe, die die nationale Erhebung nicht für erhebend hielten, dann ging er zu den eigentlichen Fachfragen über. Er forderte eine Einschränkung der internationalen" Literatur, er schimpfte über die Bibliotheken, die ihre marxistischen Bücher nicht weggeschafft, verbrannt oder zumindest verpackt haben, und forderte, die von Juden geschriebenen Bücher in den Bibliotheken müßten auf ein bestimmtes prozentuales Verhältnis beschränkt werden. Dieser Herr Kirchner iſt Direktor der Bibliothek in Frankfurt , die nach ihren Grün­dern und Förderern offiziell heißt: die Rothschildsche Bibliothek.

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Ein Mädchen singt das Hocst- Wessel- Lied

Und jetzt sah er an der Stelle, wo er eben noch gelegen ,, Aufstehn, Frollein!" hatte, eine leise Bewegung. Das Gras war flach gedrückt. Aber da erhob sich ein Halm und da einer. Mit der Span­nung ihrer zarten Gewebe regten sie sich und schnellten sie plötzlich auf, zurück in ihren Wuchs zum Licht. Er stand es vergingen Sekunden, Minuten, und immer wieder federte ein Halm empor oder ein anderer regte sich mit leiser Be­wegung, sich der gewaltsamen Verstrickung zu entziehen.

So war es gestern hier gewesen. Er hatte es nicht gesehen. Aber nun standen die Halme aufrecht, straff in ihrem Drang zum Leben.

Die Gräser, zerdrückt, niedergezwungen von fremder Last, tücksichtslos zu Boden getreten sie standen wieder auf. Sie standen wieder auf das war ein Trost, eine Hoff­nung, eine Zuversicht.

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- aber nicht alle.

Die Gräser standen wieder auf. Ja Nicht alle. Einige blieben liegen. Einige blieben liegen. Würde er einer dieser einigen sein? Marfred.

Jm Felde unbesiegt"

Die Schlacht an der Marne ist nie gewesen, man hat sie im Kriege schon konfisziert, und was man nicht in der Zeitung gelesen, das hat bekanntlich nie existiert.

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Sie strecken die Bäuche und sind bezylindert, sie schultern den Regenschirm als Gewehr, ihr Größenwahn ist um nichts vermindert seit dem ,, Sonnenplatz" und der ,, schimmernden Wehr". Wo kampferte man Kaisers Traum und Schatz ein? Wo blieb der Adlerhelm im stolzen Glanz?

Dort wird einmal fürs Hakenkreuz noch Platz sein und auch ein Plätzchen noch für Hitlers Lorbeerkranz Die Schlacht an der Ruhr haben sie nicht verloren, auch hier blieb im Felde man unbesiegt. Man schwitzte Billionen aus allen Poren, für die man keinen Bettel gekriegt.

Jetzt heißt es das Elend der Krise zu nutzen, die, selbstverständlich die Juden gemacht, jetzt heißt es, Braunhemd und Stiefel putzen, wir verlieren grad wieder die Marneschlacht.

Wo kampferte man Kaisers Traum und Schatz ein? Wo blieb der Adlerhelm im stolzen Glanz? Dort wird einmal fürs Hakenkreuz noch Platz sein und auch ein Plätzchen noch für Hitlers Lorbeerkranz. Wenzelladek

Eine Firma in Berlin machte Reklame für ein neuartiges Badesalz. Sie stellte eine Badewanne in das Schaufenster und setzte in das vom Badesalz undurchsichtige Wasser ein niedliches Mädchen. Eine glänzende Reklame- Idee war das. Schwärme von Männern belagerten das Fenster, deren sehn­süchtige Hoffnung es war, daß die Kleine in der Wanne doch einmal ein bißchen mehr von sich sehen lassen werde. Diese Hoffnung trog, die Kleine saß in der Wanne, plätscherte herum, lachte und dachte nicht daran, so zu wollen, wie die Leute draußen wollten. Da hatte ein Nazi einen Einfall. Laut und kräftig begann er das Horst- Wessel- Lied zu in­tonieren. Augenblicklich stand alles stramm. Der Nazi unter­brach sich für einen Augenblick: Was ist denn, Frollein," rief er ,,, uffstehn jefälligst, wenn wa den Horst Wessel bring'n!" Und das Mädchen stand auf. Stand auf und legte die Hände an die Hosennaht, die Männer standen draußen, treu­deutsch und bieder, guckten und sangen dabei und sangen... Am anderen Tag stand in der Zeitung: Große natio= nale Kundgebung gegen jüdisches Waren­haus! Unabsehbare Menschenmenge singt das Horst Wessel - Lied."

Was man sich zuflüstect

Mein Kampf " in Blindenschrift

Mit Genehmigung Adolf Hitlers sowie des Zentralpartei­verlages der NSDAP. , Franz Eher Nachf. GmbH, München , wird in der nächsten Zeit durch die Blindenstudienanstalt Marburg - Lahn , Wörthstr. 11, das Werk unseres Führers Mein Kampf " in Blindenschrift herausgegeben.

Völkischer Beobachter". Es wird wohl gleich eine Auflage von 64 Millionen her­gestellt werden, um das ganze deutsche Volk damit zu ( Aus dem Nebelspalter ".) versorgen.

In einer höheren Mädchenschule sind zu wenig Schüler­innen. Es wird beschlossen, ein paar nichtarische Kinder auf­zunehmen Es melden sich zwei Kinder Hochfeudaler Eltern. Die Lehrerin fragt erstaunt: Nanu, was wollt ihr denn?" " Ja Fräulein, es ist wegen Großmütterchen."

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Hitler besucht eine Frrenanstalt. Er fragt einige Kranke: " Wißt Ihr wer ich bin?" Schweigen, Kopfschütteln. Ich bin doch Adolf Hitler . Ich habe alle Macht. Ich bin so mächtig, wie der liebe Gott." Mitleidiges Lächeln der Kranken. Einer antwortet: Ja, ja, so hat es bei uns auch angefangen."

Straßenbahnschaffner( ruft auf der Elektrischen aus): Adolf- Hitler- Play! Fahrgast: Amep'