Lubbe auf Röhms Licbesliste

Neuer Zeuge im Reichstagsprozeß

Dem Untersuchungsausschuß zur Aufklärung des Reichs: tagsbrandes ist es gelungen, in Deutschland einen neuen Bengen, einen Freund des ermordeten Dr. Georg Bell zu finden, der wichtige Aussagen über die enge Verbindung zwischen Dr. Bell und Marinus van der Lubbe machen kann. Bekanntlich enthüllt das Braunbuch über Reichstags: brand und Hitlerterror" die sensationelle Tatsache, daß das Werkzeug der faschistischen Reichstagsbrandstifter, Mari= nus van der Lubbe, von Dr. Bell in den Kreis der SA.­Führer um Röhm gebracht worden ist. Lubbe, der homo: sexuell ist, figurierte auf der Liebesliste des Stabschefs der SA ., Röhm. Der neue Zeuge ist des= halb von um so größerer Bedeutung für die Feststellung der wahren Reichstagsbrandstifter.

Der ,, Gegenprozeẞ"

Für die juristische Kommission, die zur Zeit des Stattfins dens des Leipziger Prozesses Anfang September in einer europäischen Hauptstadt zu einer öffentlichen Untersuchung

über die wahren Brandstifter zusammentreten wird, hat sich als neues Mitglied die bekannte demokratische Abgeordnete und Rechtsanwältin Frau Baker- North, Haag, gemeldet. Amerikanischer Verteidiger

Einer der angesehenften amerikanischen Rechtsanwälte, Arthur Garfield says, hat die Verteidigung der im Leip­ziger Reichstagsbrandprozeß Angeklagten, Dimitroff , Po­poff und Taneff übernommen, von denen er Vollmacht er= halten hatte.

Herr Hays hatte sich vor einigen Tagen nach Leipzig bes geben, er konnte aber den Präsidenten vom 4. Straffenat des Reichsgerichts, bei dem der Prozeß schwebt, nicht sprechen. Es war ihm nur möglich, eine kurze Unterhaltung mit Rechtsanwalt Teichert, dem einen der Offizialverteidiger, zu führen, der aber ablehnte, Herrn Hans die Anklageschrift zu zeigen. Er erklärte seinem Mitverteidiger Hays, ihm nur dann Einsicht in die Anklageschrift gewähren zu können, wenn das Gericht es erlaube. Eine solche Erlaubnis lag aber nicht vor.

Räuber! Sie stehlen Arbeitergut

cub. Berlin , 11, Aug.( Eig. Meldg.)

Wie das Geheime Staatspolizeiamt mitteilt, hat es auf Grund des§ 1 des Gesetzes über die Einziehung kom munistischer Vermögen vom 26. Mai 1933 in Verbindung mit dem Gesez über die Einziehung staats- und volks­feindlichen Vermögens vom 14. 7. 1933 und der preußischen Ausführungsverordnung vom 31. 5. 1933 das Ver= mögen der Vorwärts- Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer u. Go für den preußischen Staat, vertreten durch den Minister des Innern, eingezogen und in die dem preußischen Staat gehörige Konzentrationsgesellschaft übertragen. Ferner sind auf Grund der gleichen Verordnung die Grundstücke Lindenstraße 3 und 4 und Alte Jakobstraße 148 bis 155, der Linden: passage= A. G. in Berlin gehörig, für den preußischen Staat, vertreten durch den Minister des Innern, ein­gezogen und ebenfalls auf die Konzentrations-.- G. übertragen. Ebenso werden die Geschäftsanteile der Barmer Verlags G. m. b. H. und das Vermögen des Volksfunk G. m. b. H. behandelt.

Dennoch!

Die Arbeiter demonstrieren gegen Massenmord Verspätet erreicht uns folgender Brief aus Berlin :

Am Sonntagnachmittag veranstalteten die Berliner Kom: munisten ganz überraschend an zahlreichen Stellen des Stadtinnern und der Vororte Antikriegsdemon

Wegen Verbreitung fommunistischer Heßschriften in Essen und Duisburg wurde am Mittwochvormittag der Händler Josef Bauernfeind aus Essen- Borbeck festgenommen. Vor seiner Zuführung zum Polizeipräsidium verübte der Fest­genommene im Gewahrsam in Fintrop Selbstmord durch Selbsterdrosselung.

strationen. Da die gesamte SA. bei einem Generals Vorläufig 250 Morde

appell auf dem Tempelhofer Feld versammelt war und die Kundgebungen an weit mehr als hundert Stellen zu gleicher Zeit einsetzten, war es der Polizei erst nach einiger Zeit möglich, fie zu unterbinden. An einzelnen Stellen waren die Demonstranten zahlreich und die Sympathie der Bevölkerung merk: lich auf ihrer Seite. Nach einer Behauptung des Geheimen Staatspolizeiamtes sollen die Polizeibeamten, die den Straßendienst versahen, nicht mit der nötigen Energie eingeschritten sein. Bei einer Anzahl von Razzien in den Arbeitervierteln, die daraufhin von der Geheimen Staatspolizei angeordnet wurden, wurden die Polizeis gruppe zur besonderen Verwendung" und einige absolut zuverlässige SA.- Stürme eingesezt. Allein im Often Bers lins wurden bisher rund hundertzwanzig Pers jonen verhaftet, die verdächtigt werden, sich an Anti­friegsdemonstrationen beteiligt zu haben; fie wurden in ein Konzentrationslager eingeliefert. In Berlin zittert die Erregung über die ersten planmäßig in allen Bezirken veranstalteten oppofitionellen Kundgebungen noch immer nach.

Wieder ein..Irrtum"

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Eine einstweilige Liste

Völker hört die Signale!"

Vier Monate Gefängnis

Berlin , 10. Aug. Vor einem Berliner Schnell, agt wurde heute der 64jährige Schuhmacher Zieslik zu vier Mo­naten Gefängnis verurteilt, weil er nachts nach einer Kneiperei auf dem Heimweg die Internationale" gesungen hatte. Der Vorsitzende erklärte, daß die Strafe milde sei und begründete das damit, daß in der stillen Straße in der Nacht durch das Singen der Internationale" ein erheblicher Schaden nicht entstanden und daß der Angeklagte bisher unbestraft set. In einem anderen Falle müßte die Strafe weit höher ausfallen, denn das Singen der­artiger Lieder bedeute eine Aufreizung zu Gewalt tätigkeiten, gegen die mit strengen Strafen vorge gangen werden müsse.

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ni .Da die Täter nur..." easil Juden werden von Juist vertrieben

Wie das VD3.- Büro mitteilt, habe sich im Nordseebao Juist eine Münchener Schwester eine Sandburg und ein aus Sand geformtes Hoheitszeichen anbringen lassen. Von unbekannten Tätern sei dieses Hoheitszeichen nachts zer= fragt worden. Unter der Bevölkerung sei darüber eine un­gcheure Empörung entstanden. Auch die Kurgäste hätten die Entfernung der jüdischen Kurgäste von der Insel gefordert. Da die Täter nur in jüdischen Kreisen zu su= chen seien(!), habe der Bürgermeister angeordnet, daß sämtliche der jüdischen Raise angehörenden Kurgäste die In­sei sofort zu verlassen hätten. Daraufhin hätten sie ben Juden und Jüdinnen bzw. mit Juden Verheiratete Juist verlassen müssen. Auf die Ergreifung der Tä­ter sei eine Belohnung ausgesetzt worden. Auch die Kur­gäste wollten eine Geldsammlung für den Ermittler des Ta­ters einleiten.

,, Schr wortharg"

Miesmachen ist Hochverrat...

Prag , 12. August 1983. Ein gleichgeschaltetes und von Hitler subventioniertes Blättchen, Bohemia", bringt unter dem Titel Wochen endausflug ins dritte Reich" einen Bericht eines ihrer Leser aus Warnsdorf, dem wir nachfolgendes entnehmen:

Trifft man alte Bekannte, so sind sie sehr wortkarg. Höchstens unter vier Augen kann man eine Meinung hören. Aber auch dann nur im Flüsterton, denn die Wände haben Ohren. Es wimmelt von Angebern, Gut­stehern und Spigeln. Der Vater kann dem Sohne, der Bruder dem Bruder und der Schwester nicht trauen. Am besten kommt man mit Galgenhumor und im Chorus der Lobsänger weiter. Alles ist schön, gut, ideal, denn mies: machen ist Hochverrat. Daher der eine und einzige Cho= rus, wohin man kommt. Wer aber vor Wochen schon zus hörte und heute, der findet, daß der Jubelhymnus doch leiser geworden ist.

Wenn das schon ein Leser der, Bohemia" feststellt, kann man ihm das glauben.

Das aufsehenerregende Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror, das sich auf Dokumente und nachgeprüfte Tatsachen stützt, veröffentlicht eine Mordliste des dritten Tatsachen stüßt, veröffentlicht eine Mordlifte des britten Das Braunhemd anrüchig Reiches", die am 29. 7. 1933 abgeschlossen wurde.

Diese Lifte, 28 eng bedruckte Seiten, enthält aus der

riesigen Anzahl von Morden der SA.- Leute nur 250 Fälle. Bei einigen Fällen find Einzelheiten in Stichworten anges geben. Neben dieser schauerlichen Liste nennt das Braunbuch auch noch 43 Morde an Juden, die bisher überprüft werden konnten. Da das Braunbuch überhaupt nur solche Fälle nennt, die durch Zeugenaussagen und einwandfreie Dotus mente in allen Einzelheiten Klargestellt sind, kann man sich vorstellen, daß die Zahl der bestialischen Mordtaten in Deutschland die hier angegebenen nachgeprüften Fälle viel fach übersteigt.

Rotfront!"

SA. schießt auf SA.- Schuld sind die Kommu- Auf der Flucht diesmal nur angeschossen nisten

Die Kölnische Zeitung " meldet:

Essen, 10. August.( Telegr.) Die verstärkte Flugblattverteilung durch kom­munistische Parteigänger veranlaßte die SA. in der vor­gestrigen Nacht zu vermehrtem Kontrolleinsatz. Dabei ist es zu einem bedauerlichen Unglücksfall gekommen. Wie die Polizei mitteilt, stießen gegen 3 Uhr morgens in der Dun­kelheit in der Postallee zwei SA. Patrouillen auf einander. Hierbei wurde der SA.- Anwärter Hermann Hermsen durch einen Lungenschuß getötet und der Schar­führer Karl Bernd durch einen Knieschuß schwer ver­Tetzt. Die eigentliche Schuld an diesem Unglück haben die Kommunist en, die von ihrer volksverheßenden Tätige keit der Flugblattverteilung nicht ablassen.

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Beim Gerichtsvollzieher

Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, bat der Preußische Minister des Innern an die nachgeordneten Be­hörden folgenden Runderlaß gerichtet: Es sind Zweifel laut geworden, ob das Tragen von Braunhemden im Dienst durch Beamte, die nicht zum Tragen einer bestimmten Dienst­fleidung verpflichtet sind, statthaft sei. Selbstverständlich find hiergegen grundsäßlich keine Bedenken zu erheben, auch nicht für den Außendienst. Da jedoch neuerdings mit Uniformen oder Uniformteilen vielfach Mißbrauch getrieben wird, ist es den Vollziehungsbeamten, die feine Dienstkleidung tragen, verboten, ihren Dienst anders als in Zivilkleidung auss zuüben.

Es wäre auch etwas peinlich, wenn der Gerichtsvollzieher im Braunhemd seinen Kameraden im Braunhemd die Möbel pfändet unter dem gegenseitigen Gruß: Heil Hitler!

Berlin , 12. Aug.( Eig. Meld.) Im Norden der Stadt wur. Der verweigerte Hitlergruß

den in der vergangenen Nacht mehrere Wohnungen früherer Angehöriger der KPD. durch SA.- Männer einer genauen Durchsuchung unterzogen. Es wurden dabei zahlreiche KPD.­Hetzschriften beschlagnahmt. Drei Personen wurden festge­nommen. Als einer der Verhafteten einen Fluchtversuch unternahm und auf mehrmaligen Anruf nicht stehen blieb, wurden auf ihn mehrere Schüsse abgegeben. Der in den Ober­schenkel getroffene Flüchtling wurde als Gefangener in das Staatsfrankenhaus eingeliefert.

Im Südwesten von Berlin bemalte ein Kommunist in der vergangenen Nacht eine Mauer mit den Worten: Nieder mit Hitler! KPD . lebt. Rotfront!" Ein Polizeibeamter in Zivil und ein SA.- Mann nahmen ihn sowie zwei Helfer fest, die ihm Aufpasserdienste leisten wollten.

Grober Unfug

Die erste Gerichtsentscheidung über einen verweigerten Hitler- Gruß liegt vor. Das Amtsgericht Karlsruhe hat einen Festteilnehmer, der sich weigerte, beim Deutschland : lied die rechte Hand zu erheben, auf Grund des Paragraphen 360 des Reichsstrafgesetzbuches wegen groben Unfugs verurteilt. Der Hitler- Gruß ist nach Ansicht des Gerich= tes jetzt Verkehrsfitte. Wer als Festteilnehmer gegen diese Sitte verstoße, gefährde die öffentliche Ordnung.

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