Hitler der Krieg!

Kennt Europa   die ganze Gefahr?

Europa   erwache!

Saarbrücken  , 16. August 1933. Europa   nachtwandelt zur Zeit den steilsten und engsten Grat über seinen Abgründen. Erhöht es die Sicherheit feiner gefährlichen Wanderung, daß es den ganzen Um fang seiner Bedrohung nicht kennt oder ist es nicht vielmehr notwendig, ihm aus der Erkenntnis des ganzen Umfanges der Gefahren ein Geländer zu zim­mern, das ihm die Richtung weist und an dem es sich in jedem Moment des Schwankens halten kann?

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Saarbrücken  , 16. August 1933. Ein deutscher   Rüstungsfachmann, der in einem gleichgeschalteten Groß­anferbetriebe Innerdeutschlands als Ingenieur tätig ist, sendet uns auf Umwegen folgende Enthüllungen über das wahnsinnige Rüstungsfieber im ,, dritten Reiche":

Das Hitlerreich rüstet in einem nie das gewefenen Ausmaße. Die Gothaer Waggon= fabrik, die noch vor kurzem mit 12 Millionen fubvens tioniert wurde, hatte vor einiger Zeit die gesamte kündigt. Jegt sind sämtliche Kündigungen zurückgezogen worden. Die Belegschaft arbeitet voll und mit Hochdrud. Die Luft flotte wird gewaltig vermehrt.

Jeder Gemeinde ihr Flugzeug",

so heißt die Parole. Eine Stadt wie Nürnberg   soll 24 Flug= zeuge erhalten. Dort wird man in Zukunft auch die Piloten prüfung ablegen können. Alles, was geeignet und zuverlässig ist, soll im Flugdienst ausgebildet werden. Für Gotha   sind 5, für Schwabach   4 Flugzeuge vorgesehen.

Europas   größte Gefahrenquelle ist seine Unkenntnis dessen, was der Faschismus in feiner nationalsozialistischen Spielart bedeutet. Es hört zwar tagtäglich die Alarmrufe über fieberhafte Rüstungen in Hitlerdeutschland  - aber be. greift es den ganzen Unterschied dieser Aufrüstung von der der Demokratie? Begreift es, was Hendersons Europareise noch einmal ad oculus der ganzen Welt vordemonstriert hat: daß national. fozialistisches Regime und Abrüstungsbetriebe möglichst unauffällig und getarnt konferenz sich ihrem Wesen nach gegen­feitig ausschließen?

Es begreift es nicht! Wenigstens nicht in der ganzen Breite noch weniger in der ganzen Tiefenwirkung. Es ift beunruhigt, es fühlt sich bedroht, aber es sträubt sich noch zu glauben, was unum stößlichere Gewißheit ist als die meisten seiner Glaubensbekenntnisse: Hitler   ist der

Krieg!

Die Jdeologie des Nationalsozialismus ist die Ver­herrlichung des Krieges. Ihre Urforderung ist daher die innere Kriegsvorbereitung in der hundertprozentigen Auffüllung und Auslösung des Wehrwillens.

Wer den Krieg als die kraftvollste und erhabenste Lebensäußerung eines Volkes anbetet, sieht als die primärste Aufgabe des Staates die innere Um- und Einstellung des Volkes im Sinne Sinne der Kriegs­vorbereitung an.

Dieser Staat aber ist der totale und absolute Staat, das heißt jener Staat, der die Macht um des Machtrausches willen als alleiniges und oberstes Gesetz ** anerkennt, dem er seine ganze Totalität zur Erhöhung dieser Macht und ihrer Fülle in Dienst stellt. Dieser totale Staat, der den Menschen bereits zu erfassen versucht, bevor

Natürlich fönnen die bekannten Flugzeugfabriken allein mit den Aufträgen nicht fertig werden. Auf ganz raffinierte Art ist man dazu übergegangen, auch die anderen Mietall­

man

im

einzuspannen. Einer meiner Freunde betreibt Appa= ratebau und Herstellung von Präzisionsartikeln. Zu seinem großen Erstaunen erhielt er jetzt ohne jede Bewer= bung den Auftrag einer Münchener   Firma, Angebote auf Massenherstellung einzelner Flugzeugteile einzureichen. Die Leute müssen im Gelde schwimmen. 3ugesagt wurde sofortige Barzahlung gegen Frachtbriefaushändigung. Derartige tulante Bedingungen kannte Inlande nur während des Krieges. Die personelle Aufrüftung steht der maschinel len nicht nach. In Nürnberg   haben sämtliche unmittelbaren und mittelbaren Staatsbeamten ein Rundschreiben ihrer Nazifachschaft erhalten, worin ein jeder aufgefordert wird, der SA. als Hospitant beizutreten. Wer infolge hohen Alters oder Krankheit den Beitritt nicht vollziehen kann, hat ein ärztliches Attest darüber beizubringen.. Die hiernach Befreiten haben aber die Patenschaft für einen unbemittelten SA.- Mann zu übernehmen, also insbesondere diesen zu leiden.

Alle Beamten unter 30 Jahren werden dreiz mal wöchentlich zwangsweise im sogenannten Wehrs sport ausgebildet. Diese rein militärische Vors bereitung wird von SA.- Unterführern bzw. von Militäranwärtern geleitet.

In den industriellen Werken werden Werkscharen" gebildet. So wurden bei Siemens u. Schuckert in Nürnberg  alle wehrfähigen Männer zur Werkschar" aufgerufen. Die Tauglichen werden ausgesucht und sehr energisch militärisch amsgebildet. Es ist selbstverständlich, daß die Arbeitsdienst­pflicht und der freiwillige Arbeitsdienst einen wesentlichen Teil des Tages für den Wehrsport reserviert haben. Die Turne und Sportvereine müssen nach Anweisung des Nazis oberbonzen Tichammer von der Often Pflichtstunden für die wehrhvortliche Ausbildung einrichten.

Ein Offizier der Würzburger   Garnison  teilte mir mit, daß man förmliche Res frutenaushebungen durchgeführt hatte. Die Auserwählten würden 6 Wochen ges drillt und dann von anderen Rekrute n abgelöst. Es sei ein steter Wechsel und Aus= tausch vorgesehen.

Da, wo man das Militär nicht zur Ausbildung zur Ver­fügung hat, sind junge Militäranwärter, die erst vor furzem ihre Dienstzeit beendet haben, zur militärischen Erziehung herangeholt worden. Diese haben beispielsweise in Nürnberg   eine vollständige Ausbildung der SA. im man in Nürnberg   oft ganze Trupps von SA.- Leuten mit Karabinerschießen durchgeführt. So erklärt es sich auch, daß Karabinern benwaffnet durch die Stadt ziehen sehen kann.

Da die militante Erziehung bereits in der Volksschule be ginnt, wird Hitler  : Deutschland   bald ein Bolt in Waffen" sein. Das Funka eichen des Berliner   Senders, die Melodie zu dem Text Volf, ans Gewehr!", dürfte bald syms bolisch für das ganze Reich sein und sich tatsächlich an ein in Waffen starrendes Volk wenden."

Soweit unser Gewährsmann. Leider sieht er nicht zu schwarz. Die skrupel­losen Verantwortlichen an der Spitze des ,, dritten Reiches", die Hitler  , Göring   und Konsorten, werden das deutsche   Volk un entrinnbar in einen neuen Krieg, in neues Elend und zum neuen Zusammenbruch führen.

er überhaupt gezeugt, geschweige schon geboren Dem Luftkrieg zu!

ist und der ihn sich restlos verfallen erklärt bis zu dem Augenblick, wo noch mit seiner Leiche Staatsvergottung in der Heldenverehrung" betreibt, dieser totale Staat anerkennt nicht die Souveränität der Volkes, sondern unterordnet es wie einen Ameisenhaufen einem blinden Machtgößendienst!

Dieser totale Staat, der Zeugung, Geburt, Leben, Tob und Gottheit gleich geschaltet" hat, hat eine einzige überragende Wahnwitaufgabe: das Volk ans Ge wehr!", das Volk in Waffen!" zur hundert. prozentigen Vollkommenheit zu vermirk lichen. Er kennt keine höhere Zweckbestimmung als die des Blutopfers für das Jdol der Macht: ein solcher totaler Staat mit seiner nationalsoziali. stischen Ideologie ist die fortwährende, andauernde Kriegserklärung an alle übrigen in der Form der fortdauernden Kriegsvorbereitung.

Dieser totale Staat um der Macht willen kennt nicht die Kontrollbremsen und Sicherheits. ventile, noch die bestimmende und ausschlag. gebende Zielweisung des demokratischen Staates durch den Volkswillen. Dieser totale Staat

hat sowohl die öffentliche Kritik der Presse- und Ver­sammlungsfreiheit, wie die parlamentarische Kontrolle seiner Etatgebarung und Verwendung der öffentlichen Mittel, wie die demokratische Kontrolle und Lenkung seiner Außenpolitik, wie endlich die entscheidende Gesetzgebung durch die Volksvertretung über Krieg und Frieden zum alten Eisen geworfen. Er hat alle Macht auch in seinen außen politischen Beziehungen und in der folgenschwersten Entscheidung über Krieg und Frieden einzig und allein in die Hand einer

kleinen Verbrecherclique gelegt, die den foges nannten Führer" mit mehr Despotengewalt aus gerüstet hat, als sie vor 1914 selbst die absoluten Monarchen und der Zarismus in Rußland   besaßen. Niemand kann die paar Skrupellosen daran hindern, ihre von Tag zu Tag sich vervollkommende Kriegsmaschinerie in Gang zu sehen, wann es ihnen beliebt!

Diese Babanque- Spieler und Hafardeure hemmt keine diplomatische Vereinbarung, kein Vertrag, kein Pakt, kein Abkommen und kein noch so feierlicher Schwur! Alle Friedensbeteuerungen aus ihrem Munde sind nur Taktik! Jhr verbrecherischer Machtwahn wird nicht einen Augenblick davor zurück­um der schrecken, Machtbehauptung im Innern willen den Krieg nach außen hin zu suchen...!

Er wird in neuem noch katastrophalerem 3usammenbruchenden aber Europa   muß seine aber Europa   muß seine Aufmerksamkeit und feine Kraft darauf konzen.

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Fieberhaftes Tempo

Paris  , 16. August. Zum Geschwaderflug Balbos schreibt der Quotidien": Der Beweis ist erbracht, daß das moderne Flugwesen ungestört alles durchführen kann, was es will,

Man verlangt also von den Franzosen und Engländern, die zum Einkauf auf das Kölner   Messegelände kommen, daß fie vorher deutsch   lernen.

Und ein solches Volt wundert sich über den Rückgang des Exports.

und sicher würde es beim Luftkrieg leichter ſein, zum Borfioß zur Schande die Heuchelei

auszuholen als abzuwehren. Dann würde es nach dem Grundsatz gehen: Auge um Auge, aber dem Angegriffenen würde das Auge ausgeschlagen werden, und seine Bevölke rung würde hingemordet, seine Städte vernichtet werden, Man rät uns, nach dem italienischen Flug ebenfalls einen gewaltigen Geschwaderflug zu unternehmen, der beweise, daß auch wir die große Reise auszuführen vermögen. Wir sehen die Notwendigkeit dazu nicht ein. Italien   hat die Kosten für eine Demonstration getragen, aus der heute alle Welt eine Lehre ziehen kann. Uns scheint es dringender, unser Flugs

wesen vorzubereiten, als es aller Welt vor Augen zu füh= ren. Wir sind ungeheuer im Rückstand( andere Blätter be, haupten das Gegenteil, so die Volunte). Lassen wir uns also nicht in eine Art Flugzeugwettbewerb hineinziehen, bei dem wir unsere Motoren abnugen, aber sicher nichts besseres leisten würden als die Flugzeuge Balbos. Machen wir uns eifrig an die Arbeit, zum Paradieren wird immer noch Zeit sein.

Flugzeuge!

Eine Industrie, die wirklich blüht

Berlin  , 15. August. Wie gemeldet, liegen bei den Junkers­Flugzeugwerken Aufträge für ein Jahr vor, so daß zahl= reiche Neueinstellungen erfolgen konnten. Der DLV. in Weimar   hat einige Sportmaschinen gekauft, die demnächst übergeben werden sollen, ebenso der Sächsische Gemeinde­Beamtenbund fünf Maschinen des gleichen Typs. Das ist natürlich alles nur für den Sportflug gedacht.

Export berflüssig

Nur nicht französisch und englisch

Das frühere Weltblatt Kölnische Zeitung  "( Nummer 487) berichtet:

An der Rheinseite des Kaffee- Haag- Turms im Kölner  Messegelände sind seit Jahr und Tag in großen Buchstaben die Aufschriften zu lesen: Santa saves your heart" und Qui boit Santa, dort bien meme les Bebes".

Schon lange hatte ich die Hoffnung, sie nicht mehr zu Geficht zu bekommen so auch wieder am vergangenen Sonntag beim Aufmarsch auf der Messewiese aus Anlaß des Ersten Westdeutschen Kriegsopfertags. Jedoch vergeb liches Hoffen! Darura diese Zeilen mit den Fragen: Wie lange noch? Wer ist zuständig? Otto Mölich.

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ganz gleich unter trieren, diesen Zusammenbruch welchen Voraussetzungen und Umständen er erfolgt- frühzeitig so stark zu lokalisieren, daß er die Strafe und die Vernichtung für die Verbrecher, aber nicht den Untergang Europas   und der abendländischen Kultur M. B. nach sich zieht.

Geiseln für Scheidemann   freigelassen

Der amtliche Preußische Pressedienst teilt mit:

Der ins Ausland geflüchtete ehemalige Reichskanzler Scheide­ mann   hatte bekanntlich in der New York Times   einen wüsten Hetz­artikel veröffentlicht, in dem er sich nicht scheute, selbst militärische Interventionen gegen Deutschland   zu fordern. Deshalb sind auf Veranlassung des Geheimen Staatspolizeiamtes die in Deutschland  lebenden Verwandten Scheidemanns in Schuzhaft genommen wor den. Inzwischen hat Scheidemann   in einer öffentlichen Erklärung den in der New York Times   erschienenen Artikel als eine Fälschung hinzustellen versucht. Gleichfalls haben die in Schutz­haft genommenen Verwandten dargetan, daß sie sofort nach Er­scheinen des Hezartikels ihre Beziehungen zu Scheidemann   abge­brochen und der New York Times   ihren tiefsten Abscheu über das landesverräterische Verhalten ihres Verwandten zur Kenntnis gebracht haben. Die von der Geheimen Staatspolizei getroffenen Maßnahmen haben somit erreicht, daß Scheidemann   in aller Def= fentlichkeit von seinem eigenen Machwerk abgerückt ist. Die Defa fentlichkeit hat zur Kenntnis genommen, wie ein Emigrant feine Verleumdungen gegen Deutschland   selbst Lügen strafte. Auf Grund dieser Feststellungen sind die in Schutzhaft genommenen Verwand­Es wird in diesem Zusammenhange ten freigelassen worden. darauf hingewiesen, daß auch in künftigen Fällen mit unnachsich tiger Schärfe durchgegriffen wird, falls geflüchtete marristische Elemente vom sicheren Ausland aus gegen ihr ehemaliges Vater­land zu hezzen versuchen."

Was ist Wahrheit? Die Gefangennahme der Geifeln hat in der ganzen Welt helle Empörung hervorgerufen. Das Auss wärtige Amt wurde von deutschen   Botschaftern und Gesandten mit alarmierenden Berichten überschüttet, in denen anschans lich dargestellt wurde, wie sehr dieser brutale Att an Un­schuldigen Deutschland   schadet. So blieb der Göring  - Polizei nichts übrig, als den Rückzug anzutreten. Wie sie ihn tarnt und mit neuen Ausfällen gegen Scheidemann   spickt, macht der neuen amtlichen Heuchelkunft alle Ehre. Unsere Leser wissen, daß Scheidemann   von seinem Machwerk" nicht ab= gerückt ist. Er konnte vielmehr nachweisen, daß er den frag= lichen Satz, der das Vorgehen gegen seine Verwandten be= gründen sollte, überhaupt nicht geschrieben hatte.

Hansmann

Die Geiselnahme seines Schwagers und eine Er­klärung des Luxemburger Senders

Luxemburg, 15. Aug.( Inpreß.) Die Radiostation Luxemburg   hat kategorisch erklärt, die deutsche   Behauptung, der frühere Landrat Hansmann habe durch den Sender Luxemburg   Propaganda gegen Deutschland   betrieben, sei erlogen. Hansmann sei der Radiostation vollkommen unbekannt. Diese Bekanntgabe ist deshalb wichtig, weil die deutschen   Behörden einen Schwager Hansmanns, einen gewissen Erdbrugger in Dortmund  , als Geisel festgesetzt haben mit der Begründung, daß der ihnen entkommene Hansmann im Luxemburger Radio Grex Ipropaganda" ges trieben hätte.