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Wilhelm II. hat sieben Autos

Der zweitältefte Sohn des Extronprinzen Louis Ferdis nand, der bei Ford in Amerika beschäftigt ist, plaudert zu

Einbrecher und ,, Hofrat "

amerikanischen Journaliſten über einen Besuch in Doorn: Die angehenden Eroberer Luxemburgs

Großpapa amüsierte sich köstlich über meinen Versuch, ihm einen Ford zu verkaufen. In Doorn hat er eine Menge hoch­wertiger Wagen und er sagte mir, ich würde nie ein guter amerikanischer Geschäftsmann werden, wenn es mir nicht ges länge, ihn zu überzeugen, daß ein amerikanischer Wagen beffer ist als die von ihm benußten. Er hat sieben und fie find alle sehr tener."

Als wir neulich auf Grund amtlichen Materials sein Bermögen auf 700 Millionen Reichsmart bezifferten, tat er fo, als set er ein verarmter Mann.

Der Schlächter von Verdun

Sage mir, wer dich lobt und ich werde bir sagen, wer bu bist. Der deutsche Erkronprinz hat sich im Evening Stan­dard" für das neue Deutschland in die Heldenbrust geworfen. Die Weltgeschichte könne, so meint der Ausreißer, kein anderes Beispiel einer Repolution liefern, die so frei von Blutvergießen und Ungesetzlichkeiten" set, wie die haken­treualerische. Daß Hunderte viehisch erschlagen, Tausende in Konzentrationslager gesperrt, gefoltert und geschlagen wur­den, daß Männer wie Stelling in nichtwiederzuerkennender Weise zu Tode geschunden, Frauen mißhandelt wurden- das alles ist diesem prinzlichen Helden der Etappe nichts.

Die Hohenzollernprinzen veranstalten seit längerem ein Wettrennen um die Gunst der neuen Herren. In ihren Vor­zimmern stehen sie sozusagen als Pagenstaffage. Die Monar­chie könnte plößlich fällig werden! Wer am meisten schweif­webelt, hat die meisten Chancen.

Lumpen mit Hakenkreuz

Auch so etwas gibt es sozialistische Presse

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sagt die national­

Der Westdeutsche Beobachter", das Naziblatt für Köln . Aachen , bringt einen fürchterlich radikalen Artikel gegen die Bedburger Linoleumwerke. Sieht man aber genauer zu, so quillt die Erregung nicht aus dem Ethos über die Ausbeutung der Arbeiter, gegen die Ge­werkschafter beider Richtungen seit langen Jahren gerade in diesem dunklen Bezirk angekämpft haben, sondern aus der Tatsache, daß der Sohn des Direktors mit einer Jüdin verheiratet ist. Besagter Rassenschänder aber ist mit dem Hakenkreuz auf deutscher Brust herumgelaufen, und das scheint nicht einmal ein Einzelfall zu sein, denn das Nazi­blatt tobt und droht: 3:45

Der foeben als besonders verabschenungswürdig ges fchilberte Fall steht nicht einzig da. Auch heute noch gibt es in unfrem Vaterlande sehr viele Unternehmer vom Schlage eines Holtkott und Genossen, die oftentativ bas atentreuzzur Schantragen, im Junersten thres Herzens aber noch genau dieselben Lums pen und Arbeiterverräter sind wie früher. Die Männer des neuen Staates werden sie an finden wiffen, einen nach dem anderent Man wird sie zu finden wiffen", bis der hochkapi talistische Reichswirtschaftsminister Dr. Schmitt und der von ihm geführte Führer" Adolf Hitler zurückpfeifen, bann werden auch die halbjüdischen Hakenkreuzler in Ruhe gelassen werden. Rassenfrage ist Nebensache, wenn die Rassenfrage zur Entscheidung steht.

Nur 30 Pfennig"

Die ganze Sturmbannherrlichkeit

Biel hat Hitler von seinen Versprechungen nicht gehalten. Den Kampf gegen Warenhaus und Konsumverein hat er auf unbestimmte Zeit vertagt, die Revolution erklärte er für be­endet und die Aufteilung des Großgrundbesizes im Osten Iteß er hübsch bleiben. Aber etwas mußte schließlich zur Be­ruhigung der rebellierenden SA. - Leute getan werden. Also gab man ihnen neue Chargen. Der Mann in der Doppel­reihe tann fest, wenn er schön brav bleibt, immerhin einige Sproffen auf der Kommandoleiter erklimmen. Neben Sädel­und anderen hohen Warten gibt es nun in der SA. nicht weniger als achtzehn Rangstufen. Wir wollen sie der Kurio­fität halber einmal alle aufzählen: SA. - Mann, Sturmmann, Rottenführer, Scharführer, Oberscharführer, Truppführer,

Pfälzer Brief

Die allgemeine Lage

Der Druck auf unsere Leute verschärft sich von Tag zu Tag. Ein Zusammenstehen bekannter Beute von uns ist schon gar nicht mehr möglich. Gemeinsame Spaziergänge, wie dies im­mer üblich war, sind heute sehr riskant geworden. Es ist so­gar vorgekommen, daß das Ueberfallkommando an einen Babeweiher gerufen wurde, weil dort mehrere Marristen beim Baden beisammen waren. Die Wohnungen werden überwacht, wobei die lieben Nachbarn sehr eifrige Angeber find. Alle fremden Personen, die Besuche machen, werden in den fleineren und mittleren Städten auf Schritt und Tritt beobachtet. Die Haussuchungen reißen nicht ab. Die Briefpost wird ziemlich streng überwacht. Man sieht bei vielen Brie fen, daß sie geöffnet sind. Es finden fortgesetzt Entlassungen von Vertrauensleuten der Arbeiterbewegung statt. Wenn dies nicht in noch größerem Umfang geschieht, so nur des halb, weil gleich qualifizierte Arbeitskräfte nicht vorhanden find. Die meisten sogenannten alten SA.- Leute sind große Stromer, die gar nicht auf ständige Arbeitspläge in den Fa briten reflektieren, oder gar nichts gelernt haben. Das ist noch bie einzige Chance für unsere Leute, sie sind als Quali­tätsarbeiter unentbehrlich und es hat wegen der Forderung auf Entlassung schon ganz dramatische Szenen zwischen Fabrikanten und NSOB. gegeben.

Wirtschaft: sehr schlecht

Die Frage nach der Wirtschaftslage wird immer mit sehr fchlecht beantwortet. Wo vorübergehend scheinbar eine Bes ferung eingetreten war, wird heute wieder Kurzarbeit ver­fügt. Auch in der Textil industrie, die vorübergehend sehr gut beschäftigt war, im Verhältnis zu der langen Stagna­tion, ist wieder ein Rückschlag eingetreten. In der Metall branche sieht es ganz schlimm aus. Der Exportrüdaang macht sich bei den Eisenwerfen, bet Sulzer , bei den Nähmaschinen­fabriken start bemerkbar. Die Gewerbetreibenden flagen fast burchweg. Es ist ein sehr fühlbarer Rauftraftschwund

Man schreibt uns aus Luxemburg :

Bisher war eine offene Propagierung des nationalsozia­listischen Gedankens unter den deutschen Kreisen nicht zu beobachten. Jedoch beginnt nunmehr eine starke aftive Tätig­feit der Braunhemden, um von den 256 000 Einwohnern Luxemburgs die nahezu 22 000 Reichsdeutschen im Lande zu erfassen. Als Hauptagitator betätigt sich der frühere Hütten­arbeiter Wilhelm Dir aus Esch an der Alzette, der wie alle seine Vorgänger in Deutschland nunmehr nach Eintritt in das Privatleben" auch aus Mitteln der Parteikassen lebt.

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Dig berief am Samstag, den 29. Juli, in Esch eine Ver­sammlung ein, an der sich 40 Männer und eine Frau betei­ligten. Keiner der anwesenden Versammlungsteilnehmer ahnte wohl, daß ihr trefflicher Präsident im Jahre 1920 wegen schweren Diebstahls zu zehn Jahren Gefängnis ver­urteilt wurde unter gleichzeitiger Aberkennung der bürger­lichen Ehrenrechte.

Im Verlaufe seines Vortrags gab Dir die Erklärung ab, daß der deutsche Gesandte in Luxemburg als hoher Parteifunktionär anzusehen sei.

So würden auch die Beitrittsgesuche zur NSDAP . von ihm geprüft werden, wie es ihm auch vorbehalten set, eingesezte Unterführer in den Ortsgruppen zu ernennen. Der sowieso in Lethargie verfallene Bund der Auslandsdeutschen" wurde von Dir als aufgelöst erklärt. Besonders hob der Redner hervor, daß jeder, der nach Deutschland zurückkehren beab­fichtige und dort Arbeit zu finden hoffe, vorher in die Nazi­partei eingetreten sein müsse.

Kaum glaublich klang die Erklärung aus dem Munde Dig, daß diese erste Versammlung mit Genehmigung der Luxemburger Behörden stattfände. Einen sehr prägnanten Saz sprach dieser ehrenwerte Ar­beiter: Wir haben keine Vergeltung geübt, dann hätten wir Tausende erschlagen müssen."

Natürlich wurde das Schanddiktat von Versailles " in Grund und Boden verdammt.

Einige Tage später rafften sich auch in Luxemburg - Stadt die Anbeter des dritten Reiches" zu einer ersten Susam menkunft auf. Das Präsidium führte ein Geheimer Sofrat Profeffor Dr.- Ing. et jur. K. A. Hildebrand, Viktor Sugo- Straße 75 wohnhaft. Seine Gesinnungskumpane hat­ten von dem Vorleben des erlauschten Hofrats ebenso wenig Ahnung wie die Versammlungsteilnehmer in Esch von dem des Hüttenarbeiters Dir. So weiß, das Escher Tageblatt" am Mittwoch, dem 9. August, höchst ergößliche Begebenheiten aus dem Leben dieses Abenteurers zu berichten.

In furzen Worten sei zusammengefaßt, daß dieser Geheime- Rat"-Titel auf fümmerlichen Schleichwegen zustande kam und zwar durch einen Hofbeamten des ehemaligen Herzogs von Coburg .

In Wirklichkeit, betont das Escher Organ, versteckt sich hinter In Wirklichkeit, betont das Escher Organ, versteckt sich hinter der Persönlichkeit des Herrn Hofrats" fein anderer Mann, als der frühere Techniker Hildebrand, der in allen Titel­schieber- Prozessen der letzten Jahre eine unglimpfliche Rolle vor den deutschen Gerichten spielte. Denn Hildebrand hat niemals ein, ordnungsmäßiges akademisches Schlußeramen vor einer staatlichen Prüfungskommission abgelegt. Er war 1918, als die Revolution in Deutschland ausbrach, einer der unzähligen kleinen Bautechniker, mit denen man gerade zu jener Zeit die Straßen hätte pflastern können. Auf der Zeppelinwerft in Friedrichshafen hatte er als Durchschnitts­Rönner nur einen bedeutungslosen Posten inne. Ad Von Belgien , wo er sich einige Zeit aufhielt, mußte er vor der Polizei nach Luxemburg förmlich flüchten, weil 4-1611956

ihm die zahlreichen polizeilichen Haussuchungen schließ lich zu bunt wurden.

Die Behörde entdeckte nämlich seine Mitwirkung bet allerlei dunklen Machenschaften. Bis, vor wenigen Wochen vermied er es ängstlich, den Boden der deutschen Gesandt­schaft in Luxemburg zu betreten. Selbst zur Beerdigung seines Vaters wagte er nicht nach Deutschland zu reisen, jetzt aber bei Anbruch der Morgenröte im Hitlerreiche" stellt er seine treudeutsche" Gesinnung aus begreiflichen Gründen in den Vordergrund.

So sehen die führenden Geister der reichsdeutschen Nazis agitatoren im Großherzogtum Luxemburg aus. Man darf sehr gespannt sein, was die sonst sehr energische Frembenpolizei zu diesem höchft gefährlichen Harles finspiel sagt und unternimmt.

Es ist eine bewiesene Tatsache, daß die jüdischen Geschäfte in Luxemburg seit dem 1. April, also dem Tage der Boykott­erklärung gegen die Juden, von den Nationalsozialisten gemieden werden. Einige der allzu vorlauten Nazis haben verlauten lassen: Hitler müsse auch über Luxemburg herr­schen und den Juden dieses Landes bliebe das gleiche Schick­sal wie ihren deutschen Glaubensbrüdern.

Und troßdem leben einige dieser traurigen Gesellen lediglich aus Einkünften und Positionen, die sie durch jüdische Geschäfte besigen,

Eine in lezter Woche von den Nazis in Düdelingen ein berufene Gründungsversammlung flog durch das kraftvolle Eintreten des sozialdemokratischen Gemeindeschöffen Biever glatt auf. Biever erklärte, die deutschen Nazis als höchst un­taugliche Subjekte, die die Gastfreundschaft des Landes schändlichst mißbrauchen und er kündigte gleichzeitig an, daß durch Gemeindebeschluß derartige Versammlungen in Düde­ lingen zufünftig unmöglich seien und mit Strafen geahndet werden müssen.

Nach allen Vorkommnissen der letzten Zeit muß von der luxemburgischen Regierung verlangt werden, daß sie' unter allen Umständen die nationalsozialistischen Umtriebe im Interesse der eigenen Staatsautorität fategorisch unter­bindet. Es ist die Stadt Luxemburg insbesondere geradezu zur Brutstätte eines unerhörten Spielwesens geworden, das allem Anschein nach durch die Geheime Staats­ polizei in Trier tunlichst unterstüßt wird. Denn was hätte sonst der öftere Besuch von Beamten dieser Dienststelle in der Stadt zu bedeuten? Der Kriminalassistent Hein­rich Püz wurde mehrfach durch seine auffällige Gestalt er­fannt, auch andere Beamte der Geheimen Staatspolizet tummelten sich auf luxemburgischem Boden herum.

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Derartige Abstecher können nur ganz bestimmten Sweden dienen, denn zum Angelsport ist in der Felsenstadt Lurem­burg wenig Gelegenheit geboten, es sei denn höchstens das Auffischen", der durch den großzügig aufgezogenen Spizel­dienst eingebrachten Nachrichten über das Leben und Trei­bei der dortigen politischen Flüchtlinge,

Der glänzende Erfolg, der Deutschen Freiheit" auch in Luxemburg hat die dort ansässigen Nazis förmlich aus dem Häuschen gebracht. Sie wollen in nichts nachstehen und versuchen seit einigen Tagen den Verkauf des Bölkischen Beobachters" au lancieren. Während die Deutsche Freiheit" zahlreiche Luxemburger zu ihren Lesern und ihren Abon nenten rechnen darf, wird der Völkischer Beobachter", bei dem allem nationalsozialistischen Tamtam abholden Luxem burger Volk eine glatte Abfuhr erleben.

Die guten Luxemburger , fennen nämlich den Theater­rummel des dritten Reiches" aus nächster Nähe. Die Grenze ist zu nah!

mit einem Sturmhauptführer verwechselt hat. Die Studenten werden es schon leichter haben sie müssen ohnehin ein paar Semester Wehrsport belegen, da können sie wenigstens die Vorlesungen über die Ränge der nationalen Wehrverbände besuchen. Aber der gewöhnliche deutsche Untertan? Nun, auch ihn hat man nicht vergessen. Auf den Straßen der deutschen Lautstärke, die sonst nur für Boulevardblätter aufgeboten wird, eine kleine Broschüre an: Die Chargen der SA. und SS., nur dreißig Pfennige!" Und da sage noch einer, daß die Nazi kein Herz für die Bedürfnisse des Volkes haben!

Obertruppführer, Sturmführer, Obersturmführer, Sturm­hauptführer, Sturmbannführer, Obersturmbannführer, Standartenführer, Oberstandartenführer, Brigadeführer, Gruppenführer, Obergruppenführer, Chef des Stabes. Das sind aber bloß die Dienstgrade der SA. ; die Edelmenschen von der SS. haben natürlich eine eigene Better. Die armen deutschen Zivilisten, die vor allen diesen Chargen stramm- Städte stehen eigene Kolporteure und preisen mit einer stehen und in Ehrfurcht ersterben müssen, sind wirklich nicht zu beneiden. Wie sollen sie sich da auskennen? Wie leicht kann man sich da irren und welche Ungelegenheiten kann man sich da zuziehen! So ein Sturmbannführer ist imstande und schleudert einem seinen Bann entgegen, wenn man ihn etwa

eingetreten. Die heute den Arbeitern, Angestellten und Be amten gemachten Abzüge am Lohn und Gehalt sind ganz horrend. So ist z. B. gerade jetzt ein Lohnbuch vorgelegt worden, wo ein Arbeiter bei 40 Mark Berdienst 18 Mart Abzüge hatte. In den Lokalzeitungen wird geflagt, weil au wenig für die Arbeitsbeschaffungsspende gezeichnet wird. Es ergeht ein Appell besonders an die Geschäftsleute und Fabris fanten, mehr zu tun. Bei den Arbeitern ist die Sache einfach, es wird ihnen alles am Lohn abgezogen. Den Geschäftsleu ten wird in dem Aufruf gesagt, die Spende käme ihnen ja später wieder durch Arbeitsbeschaffung zugute. Man werde wissen sie zu behandeln, wenn sie die Lage nicht selbst ver­stehen würden. Es herrscht deshalb große Aufregung, denn die Inanspruchnahme durch Sammlungen und Pflichtbet­träge hat früher niegekannte und untragbare Formen ange­

nommen.

Die ,, Arbeitsschlacht"

Auch in der Pfalz herrscht der Ehrgeiz, Erfolge über die Beseitigung der Arbeitslosigkeit zu verkünden. Das wird einfach dadurch ermöglicht, daß alle Wohlfahrtserwerbslosen zu Arbeitsleistungen herangezogen werden. Auf dem Lande bekommen sie nichts, in der Stadt eine Zulage von 2 Mart. Ein Lediger, der also 5 Mark Wohlfahrtsunterstübung hat, bekommt dann 7 Mart, wofür er 4 halbe Tage mit Pidel und Spaten außerhalb der Stadt arbeiten muß. Wer nicht tommt, erhält feine Unterstüßung mehr. In einer Stadt blieben gleich 80 Mann weg. Sie wurden als Sumpfpflanzen des marxistischen Systems bezeichnet und erhalten teine Un­terstübung mehr. Zugleich wird berichtet, daß die Diebstähle ungeheuer zugenommen hätten und schärfer bekämpft werden müßten.

Ein Drama in vier Zeilen

Ein hitlerhöriges Lokalblatt in der Pfals bringt folgende Notiz in 4 Zeilen:

Privatmann Moris Kahn von hier hat sich gestern früh im Keller feines Anwesens erhängt. Kahn hat in den lez­ten Tagen wiederholt Selbstmordabsichten geäußert." Das in diesen paar Worten eingeschlossene Drama ist na­

türlich viel größer, als es scheint. Es handelt sich um den Angehörigen einer alteingesessenen und angesehenen jüdischen Familie, der früher eine sehr bekannte und gutgehende Eisen­warenhandlung betrieb. Jetzt ist das Geschäft unter ent sprechender, Modernisierung an den Tieh- Konzern verpach tet, der ein EHPE. darin betreibt. Nach dem Einzug des Herrn Epp wurden an diesem Geschäft sofort alle Fenster­scheiben zertrümmert. Trotzdem es gegen Tumult nicht ver fichert war, wurden die Schetben wieder ersetzt. Einige Tage später wurden wieder sämtliche Scheiben eingeschlagen und der Laden angezündet. Die meisten Waren wurden zerstört, aber das Haus fonnte gerettet werden. Es septen nun aller­hand Schikanen der Nazistadträte ein, um eine Wiedereröff­nung des Geschäfts zu verhindern. Eine erhebliche Verzöge­rung wurde natürlich erreicht. Unterdessen mußte der Haus­befizer feststellen, daß man ihn durch die wiederholten Ber störungen finanziell ruiniert hatte. Was die Familie noch litt unter den fortgesetzten Belästigungen, Bedrohungen und Beschimpfungen, braucht nicht geschildert zu werden, weil dies ja eine Allgemeinerscheinung in Deutschland ist. Ein Selbst­mord mehr zur Illustrierung ber großen Belt", bie jest über Deutschland hereingebrochen ist."

Aufforderung zu weiteren Gewalttaten

Dieselbe Zeitung( Pirmasenser Zeitung) bringt anschlie Bend an die Mitteilung über den franzöfifchen Protest wegen der Entführung französischer Staatsangehöriger einen Kom mentar, in dem zunächst ein energisches Vorgehen gegen marristische und pazifistische Verleumder", die vielleicht fogar noch mit klingender Münze aus Paris dafür bezahlt werden", gefordert wird, und schreibt am Schluß diefer schmuzigen Verdächtigung: So aber wird das deutsche Volk auch weiterhin wissen, wie es die Hezer zur Rechenschaft ziehen kann."

Das ist also eine glatte Aufforderung zu neuen Gewalt taten und Grenzverlegungen. Der fleinste Hitlerpinscher bil. det sich schon ein, sich über alle Regeln des internationalen Rechts hinwegfeßen zu können. Gerade diese Stadt, in der bas geschrieben wurde, wäre im Kriegsfall beim ersten Kano. nenschuß ein Trümmerhaufen.