wenig von den wirklichen Zuständen im Reiche Hitlers erfahren, als in der Schweiz , und immer wieder können wir feststellen, wie versucht wird, die Wirkung von dem Regime abträglichen Nachrichten durch mehr oder weniger begeisterte Schilderungen der erwachten deutschen Nation
Maschinengewehre im Arbeitslager
aus der Feder von regelmäßigen oder gelegentlichen Oesterreichische Behauptungen
Korrespondenten abzuschwächen.
Nun haben der italienische und der deutsche Faschismus hier auch insofern ansteckend gewirkt, als sich eine Bewegung oder besser gesagt mehrere Bewegungen nach ihrem Muster gebildet haben. Sie nennen sich die Fronten". Es sind ihrer eine ganze Reihe: Eid genössische Front, die zu einem Kampfbund vereinigte Neue und Nationalfront",„ Jungbauern“,„ Nationalfozialistische Eidgenossen"," Neue Schweiz" und noch und noch einige andere mehr. Sie stehen mit einander in Konkur renz, aber die Jdeologien zeigen eine weitgehende Ueber einstimmung. Die einen betonen den Antisemitismus stärker als die andern, diese schreiben den Kampf gegen das Freimaurertum auf ihre Fahnen, das jene unberücksichtigt lassen, aber einig sind sie in dem Haß gegen den Margismus und in der Betonung des nationalen Gedankens, die hier um so eigenartiger anmutet, als die Schweiz mit ihrer Drei- oder Viersprachigkeit keine Nation im Hitlerschen Sinne darstellt. Die Fronten finden ihre Anhängerschaft genau wie das Hakenkreuz in Deutschland im Mittelstand, in der akademischen Jugend, bei den Offizieren der Reserve und so weiter.
Wien , den 18. August 1933. Das Desterreichische Abendblatt", das offiziöse Organ der Heimwehren und des Majors Fey, macht genaue Angaben über die deutschen Arbeitslager und insbesondere über die südbayerischen. Die Zeitung behauptet, es gäbe über die südbayerischen. Die Zeitung behauptet, es gäbe gegenwärtig im Reich mehr als 200 Arbeitslager, in denen 254 000 junge Leute im Alter von 19 bis 25 Jahren lebten. Sie erhalten dort eine militärische Ausbildung, die täglich vier Stunden dauert. Bevor sie dort eintreten, müssen sie sich einer Eignungsprüfung und einer ärztlichen Untersuchung unterziehen, die von Aerzten der Sturm: abteilungen und der Schuytstaffeln vorgenommen wird. Ueber Südbayern meldet die Zeitung der Heimwehren, daß jüngst in München ein richtiger Kriegsrat der SA. Führer stattgefunden habe. Dort wurde beschlossen, besondere
Arbeitslager für die nationalsozialistischen Flüchtlinge ans Desterreich zu schaffen. Mehrere dieser Lager sind gegens wärtig nahe bei der österreichischen Grenze gebildet worden. Sie besitzen dieselbe Ordnung wie die übrigen Lager, Ihr oberster nationalsozialistischer Führer ist Helfer. Es soll annähernd 8000 Menschen in diesen Unterkünften geben.
Schließlich behauptet das österreichische Abendblatt beweis sen zu können, daß es an der Grenze, gegenüber dem Bezirk von Brannan, ein österreichisches Lager gäbe, das über Maschinengewehre verfüge und dessen Stärke ausreiche, um das Inntal an dieser Stelle zu beherrschen. Die Bewaffnung der südbayrischen Lager setzt sich zusammen aus 6000 Gewehren, 4000 Karabinern, 86 leichten und 33 schweren Maschinengewehren, außerdem ans 250 000 Patronen, die auf verschies dene Depots verteilt sind.
Bulgaren gegen Oberreichsanwalt
,, Es wäre für die Menschhelt eine Schande"
Todoroff in den Spalten des„ Manchester Guardian" Kürzlich protestierte der bulgarische Diplomat Kosta gegen die Verfolgung seiner Landsleute Dimitroff , Popoff und Taneff, die der Mitschuld am Reichstags=
Auch diese Bünde wurden bis vor kurzem selbst von den liberalen Elementen, wenn nicht mit Wohlwollen, so doch mit Nachsicht behandelt. Daß sich darin in letzter Zeit ein gewisser Wandel vollzogen hat und daß die Fronten sich genötigt sehen, nicht nur ihre Unabhängigkeit von deutschen Einflüssen zu betonen, sondern auch ihre Anhängerschaft an die Gedanken der Demokratie wenigstens brand verdächtigt werden. Ein anderer hervorragender bul
in allgemeinen Redewendungen zu unterstreichen, hängt weniger mit einer wachsenden Abneigung gegen das faschistische System und seine Methoden in Deutschland zusammen, als mit der Sorge vor einer Schädigung materieller und auch ideeller Jnteressen.
3um mindesten den liberalen Kreisen geht die Art, wie in Deutschland der Antisemitismus betrieben wird, zu meit. Bei dem stark ausgeprägten Eigentumssinn des Schweizers findet er, daß sich das Vorgehen gegen Besiz und Vermögen nicht rechtfertigen läßt. Die Sache mit dem Transfermoratorium schuf wei teres Unbehagen, und die Einschränkung des Frem denverkehrs durch die bekannten Borschriften für Beamte hat nicht dazu beigetragen, das Mißvergnügen zu verringern. Gut, jedes Land soll sich die Regierungsform schaffen, die ihm beliebt, aber es soll die Nachbarn weder schädigen noch ihnen ein böses Vorbild geben.
Was ferner übel vermerkt wurde, war die Politi sierung der protestantischen Kirche. Der Schweizer ist fromm, und es paßt ihm nicht, daß der Staat, der zwar die Religion erhalten soll, sich so, wie es in Deutschland geschieht, in die Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften mischt. Aber der stärkste Stoß wird der Hitlerfreundlichkeit der Eidgenossen doch durch die ungeheure Torheit versetzt, mit der die Nationalsozialisten die deutschen Schweizer als eine Art von verlorenen Söhne des Reiches behandeln, die, ob sie nun wollen oder nicht, in ihr Vaterhaus zurück kehren müßten. Da spricht ein Hamburger Blatt von den 2,86 Millionen in der Schweiz lebender„ heimatloser Deutscher ". Da werden Briefe gesandt, in denen es heißt: Was Sie auch sagen mögen, die deutsche Schweiz kommt boch wieder bald zum Reich! Sieg Heil!" Da äußern sich der Völkische Beobachter" und andere Naziblätter in ähnlichem Sinne. Der Schweiz soll ihr Recht auf ein eigenes und selbständiges Staatswesen abgesprochen werden, und das ist der Punkt, an dem selbst die zum Faschismus neigenden Eidgenossen nicht mit sich spassen lassen. Wenn die sonst sehr reservierte„ Neue 3üricher Zeitung" dem Wunsch Ausdruck gibt, daß man im Reich die beunruhigende und verheerende Wir kung der ganzen Kampagne erkennen und für das Abstellen von Rundgebungen besorgt sein möge, die den normalen Beziehungen zwischen den beiden benachbarten Ländern nur abträglich sein könnten, so werden diese Worte weit über ihren liberalen Leserkreis hinaus ihr Echo finden.
Allerdings wird sich die„ Neue Züricher Zeitung" und werden sich andere Blätter dem Vorwurf nicht entziehen können, daß sie durch ihre überaus milde Behandlung des Hitlertums seinen alldeutschen Ansprüchen Vorschub geleistet haben. Wären sie den Traditionen der freien" Schweiz von ehedem gefolgt, so würden sie jetzt nicht durch die Brüskierungen der Hakenkreuzler überrascht und erschreckt werden.
garischer Politiker, Alexander Obboff, hat dem Blatte jetzt einen ähnlichen Protest zugehen lassen. Obboff war Generalsekretär der bulgarischen Bauernpartei von 1908 bis 1920. 1919 wurde er Präsident des bulgarischen Parlaments. Von 1920 bis 1923 wirfte er als Landwirtschaftsminister im Kabinett Stabulinski.
" Ich war stets und bin noch immer ein Feind Dimitroffs und seiner Partei," erklärt Obboff.„ Ich kenne Dimitroff persönlich. Er war Mitglied Obboff. Ich kenne Dimitroff persönlich. Er war Mitglied des bulgarischen Parlaments und Generalsekretär seiner des bulgarischen Parlaments und Generalsekretär seiner Partei. Er begann als einfacher Arbeiter und gelangte z einer hervorragenden politischen Stellung dank seiner glänzenden Gaben als Redner und Organisator.
Er ist ein Fanatiker, aber vor allem auch ein Mann von großem persönlichem Mut. Mit der Sprengung der Kathedrale hatte er nichts zu tun, wie durch die gerichtliche und parlamentarische Untersuchung bewiesen wurde. Uebrigens ist er auch niemals der Mittäterschaft
wirklich verdächtigt worden."( 1925 ist die Kathedrale von
St. Nedelia in Sofia in die Luft gesprengt worden. Die Schuld an dem Verbrechen gab man fälschlicherweise den Kommunisten und die deutschen Behörden ver
Für Oesterreich
Paris- London- Rom
suchen glaubhaft zu machen, daß ein Zusammenhang zwischen diesem Verbrechen und dem Reichstagsbrand besteht.)
" Ich halte Dimitroff für unfähig, Terroratte innerhalb wie außerhalb Bulgariens auszuführen. Terrorismus steht weder mit seinen Theorien, noch mit seinem Cha= rafter im Einklang.
Ich bin ein erklärter Gegner von Dimitroff . Er und feine Partei waren stets unsere Feinde. 1923 ließ seine Partei in wohlwollender Neutralität die Regierung Tsankoff gewähren. Als diese unseren Führer, Stambulinski, tötete und wir geächtet wurden, durfte die bulgarische kommunistische Partei weiter bestehen und be= nutzte ihre Freiheit, uns hochmütig und rücksichtslos zu bekämpfen. Troßdem fühle ich mich als anständiger Mensch verpflichtet zu erklären, daß Dimitroff weder mit der Sprengung der Kathedrale noch mit dem Reichstagsbrand irgendetwas zu tun hat,
und daß es für die Menschheit eine Schande wäre, wenn Deutschland , das gemeinhin als eine der zivilisiertesten Nationen Europas gilt, Methoden anwendete, die es in der Gesellschaft der Kulturländer unmöglich machen würden...
Wir könen nicht begreifen, auf welche Weise Hitler und Göring auf den unglücklichen Einfall famen, Bulgaren in die Angelegenheit des Reichstagsbrandes und in das kommende schändliche Gerichtsverfahren hineinzuziehen, nur weil sie Kommunisten sind. Das bulgarische Volk hat eine solche Behandlung nicht verdient..."
35 Nürnberger Kommunisten festgenommen Heroldsbergerweg fand die politische Polizei eine DrudNürnberg, 19. Aug.( Eig. Meldg.) In einem Anwesen am maschine sowie umfangreiches kommunistisches Schriftenmaterial. Im Zusammenhang hiermit wurden fünf Personen verhaftet. Ferner wurden, wie der Fränkische Kurier" meldet, 30 Funktionäre des fommunistischen Jugendverbandes, der eine außerordentliche Attivität bekundete, festgenommen und in das Konzentrationslager nach Dachau eingeliefert. Der größte Teil der kommunistischen Führer Bayerns ist nunmehr unschädlich" gemacht.
Paris , 19. Aug.( Eig. Meldg.) Der öffiziöse" Petit Parifien will berichten können, daß sich in dem Meinungs austausch zwischen Paris , London und Rom über die öfterreichisch deutsche Spannung eine gemeinsame Linie ergeben habe. Ein endgültiger Beschluß sei zwar noch nicht gefaßt, doch denke man an eine sofortige wirtschaftliche und finanzielle Aktion zugunsten Oesters reich 8. Das Blatt begründet diesen Verzicht auf weiter: sehende Absichten mit der Erwägung, daß man im gegens wärtigen Augenblick nicht versuchen dürfe, fich mit ehrgeizigen Plänen für eine Neuordnung in Mitteleuropa zu beschäf= Plänen für eine Reuordnung in Mitteleuropa zu beschäfs Drei SA.- Leute erschossen tigen. Das würde zu viel Zeit beanspruchen und sicher aller= hand Befürchtungen( gemeint ist wohl die Rivalität der Großmächte) auslösen. Selbst wenn die in Aussicht genom mene schnelle wirksame Unterstüßung für Oesterreich eine behelfsmäßige Maßnahme sei, würde sie dennoch dem öfterreichischen Volt nicht nur beweisen, daß es die mora= lische Unterstützung der Großmächte habe, sondern auch, daß diese ebenso wie die Kleine
Lebensfähig zu machen. Damit würde Oesterreich das Entente fet entfchloffen feien, Desterreich Bertrauen in die Zukunft und zu sich selbst wiedergegeben
werden. Es gäbe, so fügt das Blatt wie zur Entschuldigung vor der immer noch auf hochpolitische Aktionen vorbereiteten französischen Oeffentlichkeit hinzu, tein besseres Mittel, gleichzeitig die Autorität der Regierung Dollfuß zu festigen und zu stärken.
mus felber betrifft, so kann auch an diesem Beispiel nur Stalin und Mussolini
wieder festgestellt werden, wie fabelhaft er es versteht, nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Staaten vor den Kopf zu stoßen und sich auf diese Weise von aller Welt zu isolieren.
Das Neueste
Freitag nachmittag geriet die Nacht des Unterstaatsjefretärs
Patenortre 150 Meter von der der franz. Mittelmeerküfte vorgelagerten Insel St. Honorat entfernt plöglich in Brand. Unterstaatssekretär Patenotre, seine Gattin und 14 Gäfte mußten, da die Löschversuche unwirksam blieben, ins Meer springen und konnten durch Schwimmen wohlbehalten die Insel erreichen. Inzwischen war die Yacht, die erst 1931 erbaut worden war, durch die Explosion von Brennstoffen auseinandergebrochen und gesunken.
In der Provinz Sevilla ist, wie der„ Matin" ans Madrid meldet, der Präventivzustand" verhängt worden, der als Vorstufe des Belagerungszustandes gilt. Wieder holte bewaffnete Attentate und eine gewisse Gärung unter der Arbeiterbevölkerung, die von extremistischen Elementen ge=
schürt werde, haben diese Maßnahme notwendig gemad. Be: reits im Laufe der vergangenen Nacht seien zahlreiche Ver:
haftungen vorgenommen worden.
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Das Schiedsgericht in Kopenhagen verurteilte die Arbeitsverbände von Nakskov und Nyborg wegen Verwei gerung von Ladearbeiten für deutsche Schiffe au 400 bzw. 800 Kronen Geldstrafe.
In den Bernina- Alpen sind am Donnerstag vier eng lische Touristen tödlich abgestürzt.
Rußland beeilt sich, Gewinner der verfehlten Außenpolitik der deutschen Reichsregierung zu werden. Die Sowjetpolitik breitet ein fast lückenloses Neg von wirtschaftlichen und polis tischen Freundschaftsabkommen zwischen Rußland und ande rc Staaten über Europa . Nun wird auch ein italienisch
sowjetruffischer Nichtangriffspakt abgeschlossen. 3talien geht bei diesem Vertrag von wirtschaftlichen Interessen aus.
Kein Brief Brünings?
Vor mehr als einer Woche brachte eine holländische Zeitung den Wortlaut eines vor Hitler warnenden Briefes, den der frühere Reichskanzler Brüning an den Vatikan geschrieben haben soll. Auch wir haben den wesentlichen Inhalt des Briefes übernommen. Brüning hat zunächst geschwiegen. Nachdem aber nun der Völkische Beobachter" Brüning auffordert, Stellung zu nehmen, teilt dieser der Presse mit, daß er den in Frage stehenden Brief nicht geschrieben. Das Dementi kommt mit einer auffallenden Verspätung.
Der neue Kurs
Eingriffe in die Wirtschaft werden nicht geduldet
Weimar , 19. Ang. Wie die Pressestelle des thüringischen Staatsministeriums mitteilt, hat sich das thüringische Staatsministerium des Innern veranlaßt gesehen, um Störungen in der Wirtschaft, insbesondere in den Kaliwerken Nordthüringens, vorzubeugen, und derartige Versuche von vorn herein im Reime zu erstiden, den Kreisleiter der NSBO. in Sondershausen vorerst in Schutz: haft zu nehmen.
In den Morgenstunden wurden in den Alfter - Anlagen in Hamburg die Leichen von drei SA.- Leuten aufgefunden. Die drei Toten weisen jeder mehrere Schußwunden auf. Irgendwelche Anhaltspunkte über die Täter sind nicht vorhanden.
Bombenattentat
auf jüdisches Bankhaus
Frankfurt a. M., 18. August 1988. Auf das weltbekannte Privatbankhaus Lazard SpeyerEllison in Frankfurt a. M., das in der Taunusanlage unweit des französischen Konsulats über ausgedehnte Büroräume verfügt, ist in der vergangenen Nacht ein Bomben attentat versucht worden. Durch die Aufmerksamkeit des Wachpersonals wurde der Anschlag vereitelt. Von den Tätern fehlt jede Spur. Die Anwohner wollen während der letzten Zeit des öfteren SA.- Leute gesehen haben, die sich in der Nähe des Hauses herumtrieben.
Auf der Deutschen Funkausstellung
Göbbels, Schirmherr des deutschen Rundfunks, hat int Berlin zur Eröffnung der deutschen Funkausstellung eine Rede gehalten. Er führte seine deutsche Welle in Unfreiheit di essiert vor und erging sich in der durchaus glaubhaften Beteuerung, daß der deutsche Rundfunk ein Instrument der Nationalsozialistischen Partei sei und bleibe. Er hatte recht mit der Bemerkung, daß man früher die Bedeutung des Rundfunks auch nicht annähernd zu erkennen und einzu schätzen vermocht habe. Göbbels bekennt offen, daß der Nationalsozialismus von Anfang an den Rundfunk zur Er oberung und Ausnutung der Macht mit benutzt habe, ja, ohne ihn wäre beides in dieser Form überhaupt nicht denkbar gewesen! Um diese Kernsäße der Bret des Göbbelsschen Redeſchaums, den dieser nicht untalentierte Werbefachmann noch im Schlafe in beliebigen Mengen reproduziert. mitten brin etwas Handfestes: ein Fußtritt für die Rundfunkleute, die man ins Konzentrationslager geschleppt
hat.
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