Dollfuß bei Mussolini

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Durch einen orfanartigen Sturm, der während des Ges bietstreffens der Hitler- Jugend über München niederging, wurden große Zelte zerstört. Von sieben Schwerverletzten ist

Italien gegen den Anschluß, für Oesterreichs Selbständigkeit einer gestorben. Italienische Interessenpolitik- Wachsamkeit in Frankreich

Ueber die Unterredung, die der Bundeskanzler Dollfuß mit Mussolini in Riccione hatte, meldet die italienische Agencia Stefani:

Im Laufe einer Unterhaltung, die heute im Grand Hotel zwischen dem Bundeskanzler Dollfuß und dem Ministerpräsidenten Mussolini stattfand, wurde die politische Lage unter allgemeinen Gesichtspunkten und unter den besonderen Bedingungen, die für Italien vor­Itegen, geprüft. Die Regierung bestätigte den Standpunkt in allem, was die Zukunft und das Leben Desterreichs, die Gesamtheit der Donauraumfragen und die weiteren Probleme anbelangt, deren Lösung an das Funktionieren des Viermächtepafts gebunden ist.

Bundeskanzler Dollfuß setzte die Lage Desterreichs unter dem Gesichtspunkt sowohl seiner inneren wie seiner äußeren Politik auseinander und indem er von dem Grundsatz ausging, daß die Grundlage dieser Politik die Unabhängigkeit Desterreichs sein müsse, brachte er seine Absicht zum Ausdruck, eine Politik des Friedens und der Zusammenarbeit mit allen benachbarten Mächten verfolgen zu wollen. In besonderer Weise müsse diese 8- fammenarbeit mit Italien und mit Ungarn und so bald wie möglich auch mit Deutschland ins Werk gesetzt werden.

Die beiden Staatsmänner stellten am Schluß ihrer Unterhaltung fest, daß zwischen ihnen mit Bezug auf die geprüften Probleme eine Gemeinsamkeit und Gleichartigkeit der Gedanken bestehe.

Diese Meldung beweist zunächst, daß Jtalien, was nicht anders erwartet werden konnte, sich jedem Anschluß Desterreichs an Deutschland ebenso widersezen wird wie Frankreich und England. Italien will aber die deutsch­österreichische Frage nicht isoliert behandelt wissen, sondern sie in den Gesamtkomplex der mittels europäischen und Balkanprobleme rücken, an deren Lösung Italien stark interessiert ist. Jtalien will die Fragen des Donauraums mit dem deutsch - öster reichischen Problem verbunden wissen und einen ent­scheidenden Einfluß bei deren Lösung ausüben. Möglicher

Hitlers einigermaßen Genüge tut. Nur über den Anschluß Desterreichs an Deutschland läßt auch Italien nicht mit sich reden. Dollfuß und nicht Hitler wird der Sieger des Gesprächs von Riccino sein, soweit Desterreich in Betracht kommt. Ueber beide erhebt sich Mussolini mit dem Willen, Jtalien zum Protektor und zum Schiedsrichter über Mitteleuropa zu machen.

Eine ganze Reihe von französischen Blättern gibt am Montagmorgen der Besorgnis Ausdruck, daß Italien in­folge des Versagens Frankreichs und Englands eine Schiedsrichterrolle erlangt habe, die es für seine eigenen politischen und wirtschaftlichen Zwecke auszunutzen ge­neigt sein könnte.

In der Dankeskirche in Berlin fand am Samstag eine

sammeltrauung von 130 Paaren statt.

Ein unbeleuchtetes Motorrad raste nahe bei Flensburg in eine marschierende SA, wobei der Motorradfahrer und vier SA. - Männer schwer verlegt wurden.

Unter dem Verdacht, vor vier Jahren in Wiesbaden einen SA.- Mann erstochen zu haben, wurde in Wilnsdorf bei Siegen der Kommunist Wolf verhaftet.

In Wattenscheid , in den angrenzenden Stadtteilen von Bochum und in Dortmund sind insgesamt 52 Kommunisten verhaftet worden.

Das Geheime Staatspolizeiamt hat mit sofortiger Wirs fung die in Berlin erscheinende Jüdische Rundschau " bis zum 15. Februar 1934 verboten.

Ueber das Ergebnis der italienisch- österreichischen Aus Schwaben werden gerüffelt

sprache will der nach Riccino entsandte Sonderbericht­erstatter des Matin" in Rom folgende Angaben machen können: Desterreich scheine sich der italienischen These anzuschließen, daß gegenüber Deutschland freundschaft­liche Methoden anzuwenden seien. Was die Frage des österreichischen Heeres anlange, so scheine der Plan, die Heimwehren in eine Grenzpolizei umzuwandeln, fallen gelassen worden zu sein( ob Jtalien dem Antrag Dester reichs auf Erhöhung seines Heereskontingents von 22 000 auf 30 000 Mann durch Einführung der einjährigen statt zweijährigen Dienstzeit zugestimmt hat, darüber läßt der Rorrespondent nichts verlauten). Hinsichtlich des wirt­schaftlichen Problems schienen beide Staatsmänner an ein Dreierabkommen mit Ungarn oder an ein Biererabkommen mit Ungarn und Deutsch­ land zu denken, um auf diese Weise die Bildung einer Mächtegruppe zu ermöglichen, die Mitteleuropa lebens­fähig machen würde. Mussolini antworte also auf den Plan einer Donauföderation mit dem Plan eines deutsch österreichisch ungarisch italienischen Blockes. Der Korrespondent sagt ferner, daß der in einer gestrigen Havasmeldung erwähnte Plan, im Hafen von Triest eine österreichische

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..Tendenziöse Form und Aufmachung"

Die württembergische Regierung hat mehrere Blät ter, nämlich die Ipf- und Jagst- Zeitung" in Ellwangen und die Tübinger Chronik" sowie die in beiden Zeitungen erscheinenden Kopfblätter, auf 14 Tage verboten und gleichzeitig eine allgemeine Verwarnung an die Preffe er gehen lassen, in der erklärt wird, daß die Haltung eines Teils der Presse in Widerspruch zu den Ergebenheitsver sicherungen der in Frage kommenden Blätter steht. Ins besondere errege es Anstoß, wenn von der ehemals schroff gegnerisch eingestellten Presse Verlautbarungen der Regie rung oder der ihr nahestehenden Persönlichkeiten in ten­denziöser Form und Aufmachung in den Dienst der Propa ganda für die alten Ziele der aufgelösten Parteien oder einer ihr wesensverwandten Gesinnungsgemeinschaft ge stellt würden. Auch die Kundgebungen maßgebender deutscher katholischer Führer würde von gewisser interessierter Seite in einer Weise ausgelegt, die sich nicht mit dem klaren und unmißverständlichen Geiste vereinbaren lasse, von dem diese Rundgebung getragen seien.

weise überlegt Muffolini, wie man der Hitlerregierung und ungarische Freizone zu schaffen, aufgegeben Täglich etwas Korruption

auf irgend einem andern außenpolitischen Gebiete ein Entgegenkommen zeigen kann, das dem Prestigebedürfnis

worden sei wegen der mit Deutschland bestehenden Ab­kommen über die Meistbegünstigungsklausel.

Paris befürchtet Krieg

Dienststrafverfahren gegen den früheren Ober­bürgermeister von Harburg

Harburg- Wilhelmsburg , 21. Auguft. Auf Antrag des Magistrats hat der Regierungspräsident gegen den von seinen Dienstgeschäften entbundenen Oberbürgermeister Dr. Dudef bas Dienststrafverfahren mit dem Ziele der Dienstentlassung eingeleitet. Dr. Dudek wird beschuldigt, im Laufe der letzten Jahre als Oberbürgermeister und Finanz Finanzen um große Summen geschädigt zu haben, wei.- in seiner Amtsführung nicht die nötige Sorgfalt und Spa ma feit obwalten ließ.

..Das Wiener Gewitter wird sich am Rhein entladen begernent der Stadt Harburg- Wilhelmsburg die städtischen

Die Pariser Preffe beschäftigt sich in erhöhter Intensität mit der österreichisch - deutschen Frage. Es fehlt nicht an Parallelen mit dem Juli 1914! Allgemein wird das ent­scheidende Eingreifen der französischen Regierung ge­fordert. Man glaubt nicht, daß die kriegs ähnlichen 3ustände länger dilatorisch behandelt werden dürfen, ohne akute Gefahren für ganz Europa im Gefolge zu haben. Jm einzelnen schreiben heute;

,, Le Figaro ":

Unsere Regierung scheint zu übersehen, daß das Gewitter, das sich in Wien zusammengeballt hat, gar nicht an der

Donau , sondern am Rhein sich entladen

wird! Man vergißt, daß Sadowa nur das Vorspiel für Sedan war, daß auch im Juli 1914 in Wien die Kriegsfackel entzündet worden ist. Man vergißt, daß kein Geringerer als Bismarck selbst in seinen Memoiren gesteht, daß im Jahre 1866 eine einfache Demonstration der Franzosen am Rhein genügt hätte, um die Kriegserklärung Preußens an Dester­reich einfach unmöglich zu machen. Wie sehr eine solche De= monstration zur rechten Zeit den gesamten Verlauf der Ge­schichte geändert hätte, läßt sich nur ahnen! Heute sind wir noch Herren unserer Entschlüsse. Aber morgen? Die Ver= gangenheit beweist, daß die Freiheit von heute oft morgen schon nicht mehr vorhanden ist. Diese geschichtliche Erfahrung drängt sich uns in der Gegenwart auf: heute gibt uns das Schicksal die Möglichkeit zu entschiede= nen und entscheidenden Vorbeugungsmaß= nahmen. Und morgen können wir gezwungen sein, taten­los zuzuschauen, wenn Hitler mit brutaler Hand Desterreich in seinen Besitz nimmt!

,, Le Journal des Debats ":

Die französische Regierung schaut in erschreckender Passivt­tät der alldeutschen Offensive zu! Diese unverantwortliche Haltung läßt sich nur durch zwei Gründe erklären: entweder ist Frankreich entschlossen, mit einem einzigen Schlage den Knoten zu durchbohren, wenn Deutschland den Anschluß mit Gewalt vollzogen hat, oder aber wir verzichten endgültig darauf, den Sieg des pangermanischen Hitlerismus zu ver­hindern. Im ersten Falle spielt unsere Regierung ein gefähr­liches Spiel und gibt eigentlich alle Chancen aus ihrer Hand: es war schon immer eine bedenkliche Sache, sich gegen vollendete Tatsachen zu wenden. Der zweite Fall aber be­deutet die Aufrichtung der Vorherrschaft Preußens über ganz Europa bedeutet Krieg, Krieg und nochmals Krieg!- Eine dritte Möglichkeit jedoch gibt es nicht! ,, L'Echo de Paris":

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Wir müssen schnell und energisch in Berlin auf den Tisch schlagen! Der skandalöse Feldzug, den Hitler gegen Dollfuß vom Zaune gebrochen hat, ist eine rein politische Sache. Und diese politische Sache erfordert eine politische Lösung. Wirtschaftliche und finanzielle Maßnahmen allein haben keinen Zweck; sie können lediglich die politische Aktion unterstüßen und später deren Resultate sichern. Jest aber müssen wir politisch handeln! Deutsch­ land terrorisiert Oesterreich ; Berlin setzt Wien unter Druck doch nur deshalb, um im passenden Augenblick die Donau­Republik zu fressen! Die offizielle deutsche Rundfunk- Propa­ganda setzt ihre Heze ungestraft fort. Jeder Tag bringt eine Steigerung der Kriegslüsternheit des Herrn Hitler . Wenn wir den Wienern in wirtschaftlicher Beziehung beispringen, dann wird das an den Dingen nichts ändern: unsere

Pflicht ist es, den Herren in Berlin die Forts sesung ihres Krieges unmöglich zu machen! zu gewinnen, das hat uns Herr Hitler in dankenswerter Offenheit bewiesen. Nichtern und schonungslos haben wir hieraus die nötigen die nötigen Ronie quenzen zu ziehen! Worauf warten wir eigentlich noch? Der Kanzler Dollfuß befindet sich in einer verzwei­felten Rolle! Wenn wir nicht handeln, dann zwingen wir ihn geradezu zur Kapitulation

vor Hitler !

L'Oeuvre":

Hitler- Deutschland gleicht einem betrunkenen Menschen,

der bis an die Zähne mit den modernsten Kriegsmaschinen bewaffnet ist. Und der Bundeskanzler Dollfuß , der über geringste Rüstungen verfügt, ist dazu verurteilt, den deutschen Generalangriff tatenlos zu erwarten. Wollen wir diesen unmöglichen Zustand denn nicht end­lich ändern?

" Le Temps":

Worin besteht in Wahrheit das außenpolitische Ziel Deutschlands ? Man ist veranlaßt, sich in allem Ernst diese Frage zu stellen, wenn man die standalösen Widersprüche der Berliner Politik beobachtet. Kaum hatte Deutschland seine Unterschrift unter den Viermächtepakt gesetzt, als Herr Hitler

auch schon mit einer seltenen Brutalität seinen Feldzug gegen Desterreich in Szene sezte, eine Aktion, wie sie die Ge­schichte der Kulturnationen bisher nicht kannte, Herr Hitler pfiff auf die Empfehlungen, die Herr Mussolini dem Vize­fanzler von Papen auf den Weg mitgab, und er lachte über die Notwendigkeit, normale Beziehungen zwischen Berlin und Wien herzustellen. Im Gegenteil, er hat die anti- öster= reichische Propaganda forciert und als dann die internatio­nale Welt sich gezwungenermaßen mit der peinlichen Affäre beschäftigen mußte, da hat er die freundschaftlichen Demarchen Frankreichs und Englands in sichtbar schlechter Laune ent­gegengenommen. Daß er den Viermächtepakt gebrochen und den Frieden Europas aufs Spiel gesezt hat, scheint er selbst heute noch nicht begreifen zu können! Alle Versprechungen,

die er feierlich abgab, find nicht gehalten worden! Und feine

Versuche, die Verantwortung der Regierung abzulenken, sind an eindeutigen Dokumenten gescheitert! Wir haben ein Recht zu erfahren, woran wir eigentlich sind! Auf der einen Seite beteuert Herr Hitler seine Friedensliebe, auf der anderen Seite aber treibt er mit offenen Augen zum Kieg!- Die deutsche Regierung behält sich das Recht vor, die Begriffe der internationalen Verständigung so auszulegen, wie man es in Berlin als zweckmäßig erachtet. Vier Jahre Zeit will Herr Hitler gewinnen, um den nationalsozialistischen Staat und die nationalsozialistische Armee auszubauen. Und wir? Wir

Schupo

schießt auf SA .

Etwas rätselhafte Meldung

Wolff meldet unter dem 21. Auguft aus Berlin :

Bei der Festnahme einer Frauensperson gab ein Kriminals beamter im Glauben von der Menge bedroht zu sein, Schüsse ab, wobei ein SA.- Mann tödlich getroffen und ein

anderer schwer verlegt wurde.

Kurierdienst

Fast 7 Jahre Gefängnis

Kaffel, 20. Auguft.( Telegr.) Vor dem Strassenat des Kasseler Oberlandesgerichts fand die Tätigkeit der rheinischen PD.- Zentrale in Koblenz durch eine Verhandlung gegen mehrere kommu nistische Funktionäre eingehende Beleuchtung. Bier Ange tlagte wurden überführt, noch während der letzten Reichs tagswahl als Kuriere dieser Zentrale Briefe befördert zu haben, in denen zu einer Zusammenkunft am Bahnhof Ehrenbreitstein aufgefordert worden war. Diese Zusammens funft wurde jedoch von der Polizei aufgehoben und führte zur Verhaftung verschiedener Leute. Für die geleisteten Kurierdienste erhielten der Steinzeugdreher Molzberge aus Grenzhausen und der Arbeiter Zimmerschied aus Oberlahnstein je zwei Jahre, der Hafenarbeiter Bern , hardt aus Koblenz ein Jahr neun Monate und der Autos schloffer Engel aus Koblenz- Neuendorf ein Jahr Ge fängnis. Nur der Unterschied, daß die Taten in der Zeit zwischen dem vorläufigen und dem endgültigen Verbot der KPD. lagen, bewahrte die Angeklagten vor emp findlichen Zuchthausstrafen.

Die Kölnische Zeitung " versieht diese furchtbaren Urteile mit der Ueberschrift Glimpflich davongekommen". Hoffentlich bekommt diese Sorte von Redakteuren noch Ges legenheit, in der Praxis kennen zu lernen, was einige Jahre Gefängnis bedeuten.

Zuchthaus für Kritiker

Auch für ,, alte Garde"

Der stellvertretende Gauleiter der NSDAP . Berlin erläßt ein Rundschreiben, in dem er auch ältere Parteigenossen und Amtswalter, die ohne jeden Grund Kritik an der Partei und ihren Führern üben", mit Zuchthausstrafen bedroht. Jeder, der kritische Aeußerungen hört, hat sie sofort zu mel den und wird bestraft, wenn er die Meldung unterläßt.

leben in geradezu gefährlichen Illusionen! Den Juden geschicht nichts"

Der frühere Polizeichef des Expräsidenten Machado hat im Gefängnis Selbstmord begangen. Kubanischer Pöbel holte die Leiche aus dem Schauhaufe, hing fie an einen Pfahl und zündete darunter Feuer an. Tausende von Menschen fahen unter Flüchen und Verwünschungen zu, wie der Körper in die Flammen fiel und verbrannte.

Wie Renter von ermächtigter Seite erfährt, hat der japa nische Geschäftsträger in Paris der französischen Regierung im Auftrage des japanischen Kabinetts eine Note überreicht, in der Einwendungen gegen die Belegung einiger Inseln im südchinesischen Meer durch Frankreich erhoben werden.

Sie werden nur geächtet

Aus München wird gemeldet:

München , 20. Aug. Die Stadtverwaltung München hat nunmehr nach dem Vorbild anderer Städte mit sofortiger Wirksamkeit Personen nichtarischer Abstammung den Besuch der städtischen Badeanstalten mit Ausnahme

der Brause-, Wannen- und medizinischen Einzelbäder

untersagt.

Nach dem Vorbild" ist entzückend