So sicht ein Gottesdienst aus! Rasender Nationalismus

Wehrkreispfarrer und Bischof Müller

predigt von der Hakenkreuz- Kanzel Eine wilde nationalistische Kriegsrede

Die Entführten von Homburg Die Entschädigungsansprüche sind da Wie zu erwarten war, werden die drei kürzlich widers rechtlich über die deutsche Grenze aus dem Saargebiet ents führten Personen, Fran Luß, deren Sohn Ferdinand und Herr Jenne, nunmehr auf dem Wege über die Regierungs­tommission des Saargebietes Entschädigungsansprüche gegen das Deutsche Reich geltend machen. Die Forderung, deren Höhe noch nicht bestimmt ist, basiert darauf, daß alle drei Pers sonen von deutschen amtlichen Stellen widerrechtlich ihrer Freiheit beraubt und im Gefängnis festgehalten worden sind, obwohl ein Grund zu ihrer Inhaftierung in keiner Weise bestand.

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Damit hat die Homburger Entführungsaffäre die Forts fegung gefunden, die zu erwarten war. Für die Reichs regierung ist dieser Entschädigungsanspruch eine bittere Pille, um die man sie nicht zu beneiden braucht. Erkennt nämlich das Reich die Entschädigungs­forderung ohne weiteres an was an sich eine Selbstver ständlichkeit sein müßte, so gibt es damit gleichzeitig den dem Ausland bereits lange offenkundigen Tatbestand auch dem Inland preis, daß deutsche Amts stellen die Entführten widerrechtlich in Haft behalten haben. Ent­schließt sich die Reichsregierung aber aus diesen inner­politischen Gründen nicht dazu, die berechtigte Forderung anzuerkennen, so wird die Folge ein Streitverfahren sein müssen. Und gerade das, was das Reich bis jetzt im Innern

Deutschlands zu verschleiern versucht hat, die amtliche Beteiligung an der Freiheitsberaubung und die Provo kateurtätigkeit eines Nazi- Kommissars, gerade diese Punkte werden der Weltöffentlichkeit kaum besser zu Ge­hör gebracht werden können, als wenn das Reich es auf ein Streitverfahren ankommen lassen sollte.

,, Verbotene Eingriffe"

Nazi- Betriebszellen- Vorsitzende verhaftet!

Hamburg , 22. Aug.( Eig. Bericht.) Die sämtlichen Vorsitzenden der nationals fozialistischen Betriebszellen bei den großen Schiffswerften in Hamburg- Altona sind heute früh in Haft genommen worden. Sie werden beschuldigt, verbotene Eingriffe in das Wirtschaftsleben vorbe: reitet" zu haben. Wir erfahren hierzu, daß die Bez treffenden in einer gemeinsamen Denkschrift die Sozia=

lisierung der Werften gefordert haben; diefe Forderung begründeten fie sowohl mit dem natio: nalsozialistischen Programm, als auch mit der Tatsache, daß die Werften seit jeher zu den sub= ventionierten Betrieben gehören.

Kameradenmörder?

Drei SS. - Leute unter dem Verdacht des Kameradenmordes verhaftet!

Hamburg , 22. Aug.( Eig. Bericht.) Wir meldeten kürzlich, daß in den Alsteranlagen die Leichen von drei erschossenen SA.- Leuten ge: funden worden sind. Der Verdacht richtete sich zunächst gegen Angehörige der kommunistischen Organisation. In zwischen hat der Fall eine geradezu sensationelle Wendung erfahren: als Mörder wurden von

den Kameraden der Toten brei S.- Lente bezeichnet! Die Polizei weigerte fich zunächst, die Er mittlungen in dieser Richtung auszudehnen; unter dem Druck der öffentlichen Meinung fand jedoch dann schließlich eine Haussuchung statt und förderte derart ichwerwiegendes Material zutage, daß die Polizei nicht umhin fonnte, die Verhaftung vorzunehmen. Aus Anlaß der erregten Stimmung in der Hamburger SA. hat der Reichsstatthalter Kauf: mann bis auf weiteres der SA. den Besuch der SS. Lokale untersagt.

Man schreibt uns:

Nicht nur in der nationalsozialistischen Parteipresse. sondern auch in der gleichgeschalteten" Gewerk schaftspresse, in deren Spalten noch vor wenigen Monaten für Frieden und Völkerverständigung ein­getreten wurde, werden jetzt in geradezu zügelloſer Weise Die militaristischen Instinkte des deutschen Volkes aufgestachelt und blinder Haß gerade gegen die Nationen gepredigt, mit denen das deutsche Volk in Frieden zu leben gezwungen ist, wenn es überhaupt auf einen wirtschaftlichen Wiederaufbau rechnen will. Als eine besonders krasse Probe dieser den Frieden der Weltbedrohenden Heze drucken wir nachfolgend eine Probe aus einem in der Deut. schen Metallarbeiter 3eitung" August 1933 als Leitartikel veröffentlichten Vortrag des Reichstagsabgeordneten Wilhelm Börger , des Treuhänders der Arbeit" im Rheinland , ab. Darin

heißt es:

19.

Volksgenoffen! Die Revolution ist noch nicht gewonnen, aber wir gewinnen sie, wir gewinnen fie so ficher, wie auf diesen Abend ein Morgen kommt. Alles, was sich uns entgegenstellt, wird in den Staub getreten. Das ist die Aufgabe unserer Nation, das ist die Aufgabe unserer Generation, daß wir es in die Kinder hineinpredigen, hineinpanken: Wenn du dich einfeßt, dann nur für Deutschland !

Schreibt es euch auf und der Jugend schreibt es in die

Schulbücher:

Wo wäre Frankreich geblieben 1914, wenn wir allein mit Frankreich zu tun gehabt hätten! Die hätten wir auf den Arm ge= nommen und verhungern lassen. Die hätten wir in den Kanal geworfen. Das haben die Gegner gewußt.

Wo wäre England geblieben? Reben wir gar nicht darüber; nie hätte England allein uns angegriffen. Die tannten uns besser, als wir uns kennen.

Und nun, Volksgenossen, überlegt es euch einmal zwei Minuten jeden Tag, ehe ihr zur Ars beit geht!... Laßt zum Bewußtsein kommen, was heute dunkle Erkenntnis ift. Wir Deutschen haben vier Jahre gegen den ganzen Erdball ge standen, allein, und sie haben uns nicht besiegt. Wo ist das Volk der Erde, daß uns das nach machen kann?

Hakenkreuzfahne in Paris Ein Flüchtling entfernt sie

Eine Gruppe deutscher Studenten besaß die Geschmads losigkeit, am 19. August am Triumphbogen, am Grab des Unbekannten Soldaten, einen Kranz niederzulegen, ber mit einer Hakenkreuzschleife versehen war. Den Zuschauern bes mächtigte fich ob dieser unerhörten Provokation eine außers ordentliche Erregung; ein deutscher politischer Flüchtling ergriff die Hakenkreuzschleife und zerriß sie unter stürmischem Beifall der Bevölkerung in tausend Fezen. Ein anwes sender französischer Schwertriegsverlegter trat auf ihn zu und dankte ihm, daß er, der Deutsche , die Ehre des Unbekannten Sol: daten gegen von Mörderblut beschmugte Hände verteidigt habe.

Aus Deutschland vertrieben Medizinische Koryphäen arbeiten in England London , 20. Aug.( Inpreß.) Sunday Expreß veröffent licht auf seiner ersten Seite unter der großen Schlagzeile licht auf seiner ersten Seite unter der großen Schlagzeile " Deutschlands beste medizinische Köpfe" einen Willkommen für große deutsche ärztliche Spezialisten, die in englischen Spitälern arbeiten werden, nämlich ein berühmter medi­zinischer Wissenschaftler, der der Entdeckung eines wirklichen Heilmittels des Krebses näher ist, als irgendein anderer in der Welt"( Professor Blumenthal), die größte Autorität für Kinderpsychologie"( Professor W. Stern), die größte Autorität für Gynäkologie"( Professor Zondeck), drei be­rühmte Biochemifer, ein Pharmazologe, der als einer der führenden Männer seines Berufes gilt, ein Mann, dessen Lebenswerk im Studium der Medizin der inneren Krank­heiten besteht."

Um Röhm

Volksgenossen! Vier Jahre gegen die ganze Erde, vier Jahre gegen Tod und Lüge, Kanonen und Granaten, gegen Hunger, gegen den Satan der Erde, vier Jahre! Warum wartet ihr auf andere?"

Maßloser als in diesen hier wiedergegebenen Sägen ist wird sagen können, daß diese Aeußerungen von einem wohl selten zum Kriege gehegt worden, und niemand untergeordneten Privatmann stammen. In dem Staat, dessen Führer ausdrücklich erklärt hat, daß nichts vor­kommt oder vorkommen darf, das nicht von ihm gebilligt wird, kann man mit einer solchen Ausflucht nicht kommen. Auch der Platz, an dem man diesen ungezügelten Aus­bruch einer Haßpsychose sondergleichen veröffentlichte, zeugt dafür, daß ihm programmatische Be­deutung zukommt.

Was aber sagen die Regierungen der anderen Staaten, insbesondere der beiden genannten, Frankreich und hete? Vor wenigen Tagen ist in der internationalen England, zu dieser unverhüllten Kriegs. Presse ein Artikel aus der Feder von Lord Cecil er­schienen, der sich mit der Definition des Angreifers" in den zwischen verschiedenen Staaten in der letzten Zeit abgeschlossenen Nichtangriffspakten befaßte. Er bezeich nete da als ein untrügliches Merkmal für die Rolle des Angreifers die Bildung und Verwendung irregulärer Truppen" und verwies dabei ausdrücklich auf Deutsch­ land , das gegenwärtig anderthalb Millionen Mann über seine offizielle Armee hinaus einer militä­rischen Ausbildung unterwirft". Er deutete aber weiter noch darauf hin, daß es in Deutschland jetzt, ebenso wie früher in Sowjetrußland,

der gefährlichste Trugschluß von der Not wendigkeit militärischer Abwehrmaß= nahmen ist, der bei der Jugend Deutsch lands eine so furchtbare moralische und intellektuelle Verwüstung herbeigeführt und in Mitteleuropa so schwere Bes unruhigung geschaffen hat."

Der Zustand des heutigen deutschen Volkslebens, aus dem Reden wie die des Treuhänders der Arbeit" im Rheinland heranwachsen können, wird hier zutreffend gekennzeichnet: moralische und intellektuelle Verwüstung"! Und es ist ebenso zutreffend, daß die Herbeiführung dieses Zustandes Zeugnis davon ablegt, daß ein Angriff auf den Frieden der Kulturvölker geplant ist. Nur daß man mit seiner. Ausführung bis zu dem Augenblick wartet, bis im deutschen Volk die nationalistische Siede. hige ihren Höhepunkt erreicht hat und zur Entladung gebracht werden muß.

Partclamtlicher Greuelbericht Im Zentralorgan

DG. Der Völkische Beobachter" vom 13. August bringt eine Bestätigung über die Mißhandlungen von Verhafteten. Das Blatt berichtet darüber, daß bei dem Bäckergesellen Kurt Schiffte aus Steglitz am 12. Mai zwei illegale Blätter ge­funden wurden, von denen er eins seinem Freund Hans Monz gegeben habe. Beide wurden verhaftet. Dann heißt es in dem Bericht des V. B." weiter:

Monzer erhielt Anfang Juli für seine Mitarbeit" zehn Monate Gefängnis. Schifffe dagegen war bisher aus begreif­lichen Gründen am Erscheinen vor Gericht verhindert".

Er wurde nach seiner Verhaftung so mißhandelt, daß er im Krankenhause lag und zur Zeit des damaligen Termins nicht verhandlungsfähig war. Die Verhandlung gegen Schifffe wurde jetzt nachgeholt und er wurde nun noch zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Spitzel- Funktionär

Vielsagender Druckfehler im Blatte Hitlers

DG. Göbbels Angriff" berichtet am 13. August über die Aushebung kommunistischer Organisationen in Essen und über die Verhaftung von 200 Kommunisten. Wörtlich heißt es dann in dem Bericht:

,, Endlich wurde in Essen- Steele vor einigen Tagen ein kom­munistischer Spigel- Funktionär, der von Berlin ins Ruhr­ gebiet entsandt worden war, erkannt und dingfest gemacht." Wahrscheinlich hat ihn Göring höchst persönlich nach Essen geschickt.

Denunziert eure Kollegen Keiner darf mehr eine Gesinnung haben

Der Oberbürgermeister von Köln Dr. Riesen hat dem

Weshalb ,, Politiken " in Deutschland verboten deutschen Spizelsystem folgendes Dokument einverleibt:

wurde

Berlin , 20. Aug.( Inpreß.) Der Grund für die Beschlag­nahme der großen Kopenhagener Zeitung" Politiken " wird in der nationalsozialistischen Presse folgendermaßen an­gegeben: das Blatt hätte über den Stabschef Röhm eine , ungeheure Lüge" verbreitet, denn es habe ihm sagen lassen: " Wir fümmern uns nicht einen Deut darum, was die hohen Herren in Berchtesgaden ausknobeln. Revolutionen werden immer in der Hauptstadt des Landes entschieden." Ferner hätte Röhm in westfälischen Städten durch SA. - Männer an die Wand malen lassen: Gibt Hitler uns kein Brot, so schlagen wir ihn tot."

Erweiterter Arbeitsdienst Ein Vorschlag

DG. Dr. Thomalla, Mitglied des Ministeriums für Volks. aufklärung, gibt bekannt, daß in den Kampf gegen die Ge­burtenbeschränkung vor allem auch die Arbeitsdienstpflich­tigen gestellt werden sollen. Die Zusammenlegung der männ lichen und weiblichen Arbeitsdienstlager wäre wohl die ein­fachste und rascheste Lösung. In neun Monaten: Säuglinge: Antreten zum Appell!

Ich mache daher allen Beamten, Angestellten und Arbeitern der Stadt Köln zur Pflicht, mir bis 20. August die bei den einzelnen Dienststellen und Betrieben noch Beschäftigten bekanntzugeben, die als politisch un= zuverlässig bezeichnet werden müssen. Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß die Meldungen unter voller persönlicher Verantwortung zu er­statten sind. Sie sind als eidesstattliche Gr= flärung abzugeben. Beweiskräftige Unterlagen müssen beigefügt werden. Meldungen aus rachsüchtigen und ge­häffigen persönlichen Beweggründen haben unter allen Umständen zu unterbleiben."

Und nun Denunzianten in die. Front!

Deutschland !

,, Ich habe mich einem Juden hingegeben"

Nürnberg , 19. Aug.( Inpreß.) Am Sonntag wurde etn arisches" Mädchen von 19 Jahren von SA.- Leuten in Be­gleitung eines Juden angetroffen, festgenommen und mit einem Plakat, das ihr umgehängt wurde, durch die Straßen geführt. Ich habe mich einem Juden hingegeben", stand auf dem Plakat. Außerdem wurden dem Mädchen ganze Haarsträhnen ausgeschnitten.