Blut und Tränen über Deutschland !

Was Lord Rothermere nicht sah Dic Entthronung der Menschenrechte

Lord Rothermere hat einen Artikel über das faschi tische Deutschland geschrieben und dem Beispiele des eng lischen Zeitungskönigs folgend haben auch die Vertreter einiger Auslandszeitungen ein paar anerkennende Worte für Herrn Hitler und die Seinen gefunden. Gierig haben die allein- deutschen Propagandisten des Herrn Göbbels diese vom internationalen Pressetisch heruntergefallenen Brosamen aufgelesen und sie in der ihnen eigenen bom­bastischen Art dem deutschen Volke serviert. Rundfunk und Presse wetteifern, um den deutschen Untertanen klar zu machen, daß die Welt drauf und dran sei, am deutschen Wesen zu genesen. Wir zweifeln nicht daran, daß Lord Rothermere und die Herren Korrespondenten über ihre tatsächlichen Wahrnehmungen berichtet haben, aber die Welt sieht sich aus den Polstersigen eines 150pferdigen Luxuswagens oder aus dem Vestibül des Hotels Adlon " immer eine Kleinigkeit anders an, als sie in Wirklichkeit ist. Man braucht gar kein Zeitungskönig und auch kein Krösus zu sein, sondern nur mit einem soliden Vier­zylinder durch Deutschland zu reisen, in bescheidenen mitt­leren Gasthöfen abzusteigen und wenn man dann durch hundert Städte gefahren ist, wird man zu demselben Er­gebnis kommen wie Lord Rohtermere: In Deutschland herrscht Ruhe, Sicherheit und Ordnung und die Volks­massen fühlen sich bei Militärmusik und Aufmärschen äußerst wohl. Das Stöhnen eines barbarisch geknechteten Volkes ist nicht auf den Tummelplägen des öffentlichen Lebens hörbar. Die Wände der Foltergelasse sind dicht und an ihnen verhallt das Wehegeschrei der Gemarterten und bas Todesröcheln der Gerichteten ungehört.

Konsul. Der wurde vorstellig, aber ihm wurde bedeutet, daß Konsul. Der wurde vorstellig, aber ihm wurde bedeutet, daß es sich bei der Festgenommenen um eine fommunistische Agitatorin handele. Wegen des Geldes würden Ermitt­lungen angestellt werden. Inzwischen wurde ein beschleunig­tes Ausweisungsverfahren gegen die Tänzerin eingeleitet. Am Tage vor dem Abschub erhielten zwei Beamten den Auftrag, die Sachen der Ausgewiesenen herbeizuschaffen. Da die Tänzerin angegeben hatte, daß noch Bücher, Noten und andere Kleinigkeiten in der Wohnung des Dr. Meyer seien, begaben sich die Beamten dorthin. Von der Vermieterin erfuhren sie, daß der Schlüssel in den Händen der SA.- Leute sei. Hm," sagte der eine Beamte, die haben wohl die sturm­set. Hm," sagte der eine Beamte, die haben wohl die sturm­freie Bude für sich requiriert." Da sprudelte die Wirtin los: Meine Herren, helfen Sie mir, daß dieser Zustand beseitigt wird. Der Dr. Meyer mag ja ein Marrist gewesen sein, und die Braut kam auch schon mal zu ihm, aber ich müßte lügen, wenn ich über die Leute klagen wollte. Aber jezt? Die ganze Nacht geht das wie in einem Taubenschlage, herein und heraus. Einer löst den andern ab und jeder bringt so'n Straßenweib mit. Manchmal kommen auch zwei oder drei und alle mit liederlichen Weibern . Mitten in der Nacht wird

Worte heraus, daß sich in der Nachbarschaft die Fenster öffnen. Haha," höhnt der Desperado, du bist wohl auch so'n Märzgefallener, was?" Und wieder brüllt der Ueberfallene: Seit 1927 bin ich Parteimitglied und SA.- Mann; ich werde mich über Sie beschweren, Herr Kreisleiter!"" Was, be­schweren?... Das Genick dreh ich dir ab." Auf der Straße sind einige späte Passanten stehen geblieben. Die Kumpane haben den Lärm gehört und gehen ins Haus. Eine Polizei­streife naht sich zögernd. Die Kumpane reden auf den Herrn Kreisleiter ein. Bist du verrückt, ein alter Parteigenosse." Mir ejal, er hat zu parieren!" Alle Aufforderungen seitens der Kumpane, das Haus zu verlassen, sind erfolglos. Der Herr Kreisleiter will tanken. Die Frau redet auf ihren Mann ein. In der Tür erscheinen die beiden Schupos, grüßen und lassen die Hacken knallen. Herr Möller, nun füllen sie noch rasch ab, damit der Herr Kreisleiter weiter tann." Da geht der Tankwärter an die Pumpe. Fünf Minuten später rollt der Wagen davon. Die Insassen heben die Arme. Heil Hitler!" Die Schupos salutieren und lassen die Hacken knallen.

Grammophon gespielt und getanzt, neulich haben fie fich Im Tränenkeller

untereinander sogar geschlagen. Die machen ja aus meinem Hause ein Bordell und schleppen mir die schlimmsten Krant­heiten ein." Die Bamten zuckten die Achseln. Das richtigste wäre, Sie gingen zum Standartenführer."" Ich werde mich hüten. Aber, meine Herren, öffnen Sie doch bitte die Woh­nung, ich möchte mir gern einmal meine Möbel und Betten ansehen. Wir werden uns hüten!"

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Die Tänzerin fuhr ohne Bücher und Noten ab. Der Konsul erhielt die Mitteilung, daß die Ermittlungen nach den SA.- Leuten, welche angeblich die Wohnung des Dr. Meyer durchsucht hätten, ohne Erfolg geblieben seien. Wahr­scheinlich habe es sich bei den Eindringlingen um verkleidete Und die sittliche Erneuerung Marristen gehandelt. Deutschlands " wird wahrscheinlich noch heute in der Woh­nung des guten Dr. Meyer und seiner braven Vermieterin fortgesetzt.

Da steht in irgendeinem vornehmen Stadtteil eine Billa . Vom Flaggenmast im Vorgarten weht die Hitlerfahne und am Eingangstor steht ein blutjunger Bursche im Braunhemd auf Posten, Sturmriemen unter dem Kinn. Er macht einen guten Eindruck der Junge und die vorübergehenden Damen sehen ihm mit Wohlgefallen ins Gesicht. Ob sie auch noch lächeln würden, wenn sie wüßten, Der Herr Kreisleiter daß im Keller dieser ruhigen, schweigsamen Villa zur gleichen Zeit ein nackter Mensch über einen Tisch ge­schnallt ist, auf dessen blutigem Rücken die Lederpeitschen und Gummiknüppel der schmucken SA.- Leute in wohl geübtem Rhythmus niederprasseln? Aber wenn man es einer Dame sagen würde, dann würde sie wieder lächeln und sagen: Das glaube ich nicht. Es mögen einige Ueber­griffe im Anfang von einfachen SA. - Leuten begangen worden sein, aber hier ist doch das Stabsquartier der SA. und der Standartenführer Teufliz, das ist so ein fetter Mensch... nein, nein, der duldet jo etwas nicht."

Die Wahrheit über Hitler- Deutschland erfährt nur, der mitten unter den braunen Wölfen weilt und Gelegenheit hat, sie in ihren Höhlen zu beobachten. Wir sind wieder einmal in der Lage, die blutige Frage des Hitlerfaschismus unverhüllt zu zeigen und müssen uns nur die Nennung einiger Namen versagen, denn unser Gewährsmann soll noch weiter berichten, ohne in die Hände der braunen Inquisitoren zu fallen.

Sittliche Erneuerung

Der gute Dr. Meyer tat feiner toten Fliege etwas zu Leide, aber er hatte einen Fehler, er war Marrist. Die SPD . war ihm nicht revolutionär genug und die KPD. zu brutal und da er sich gerne in gemütvollen Teezirkeln über Politif und sozialistische Lebensauffassung unterhielt, trat er in einen Internationalen Sozialistischen Orden" ein. Und noch einen Fehler hatte der gute Dr. Meyer, und der war eine Tänzerin. Der Orden" betrieb nämlich auch eine Gymnastik­schule, und dort hatten sich die beiden kennen und lieben" gelernt. Der Dr. Meyer bewohnte eine verhältnismäßig hübsche Wohnung in einem modernen Hause. Dort waren auch die Büros einer großen Versicherungsgesellschaft und in diesen natürlich auch Nazis. Einem dieser leichtparfümier­ten Jünglinge hatte es nun die kleine Tänzerin angetan, denn diese war ihm mehrfach begegnet, wenn sie zu dem guten Dr. Meyer ging. Manchmal war auch ein kleines Völkchen von Literaten und Künstlern bei Dr. Meyer ver­sammelt, und man war lustig, sang und spielte. In dem Hirn des bewußten Nazijünglings aber freisten schwarze Gedan­ten. Er gönnte dem Doktor die kleine Tänzerin nicht, denn er hatte bei Mädeln bisher überhaupt kein Glück gehabt. Jedesmal, wenn er die Tänzerin bei Dr. Meyer wußte, ließen ihm die Orgien keine Ruhe, die nach seiner über­hitten Phantasie nun in der Wohnung des guten Doktors steigen mußten.

Dann kam die nationale Erhebung und der brave Nazi­jüngling beschloß nun zu handeln. Wozu hatte er Ver­bindungen zur SA. ? Ein Scharführer bekam den Auftrag, die marristische Lasterhöhle auszuräuchern. Mit dem Ver­ficherungsjüngling an der Spiße rückte der Haufen in der Dunkelheit stiefeltrappsend heran. Der Doktor war nicht in der Wohnung, wohl aber die Tänzerin und deren Freundin. Die SA. durchsuchte. Auch die Tasche der Tänzerin verfiel der Revision. Dann ließ man die Mädchen gehen. Der Scharführer aber nahm die Schlüssel der Wohnung, die er der Tänzerin abgenommen hatte, in Verwahr. Am anderen Tage begab sich die Tänzerin zum Polizeipräsidium und meldete, daß ihr bei der Durchsuchung 20 Dollar, 15 Dere und 30 RM. abhanden gekommen seien; sie habe das Geld in ihrer Handtasche gehabt. Die Polizei wußte nichts von einer Durchsuchung und versprach Nachforschungen, als die Kleine sich als dänische Staatsangehörige ausgewiesen hatte. Drei Tage später wurde die Bestohlene wieder vorstellig. Jezt wurde sie an einen anderen Beamten verwiesen. Der nahm einen roten Bogen, schrieb einige Zeilen und ehe die Er­staunte sich dessen versah, saß sie in Schußhaft. Sie sollte angeben, wo der Doktor sei. Sie wußte es wirklich nicht, also hielt man sie fest. Die Inhaftierte schrieb an den dänischen

Herr Kreisleiter markieren den verfluchten Kerl. Braune Ladstiefel, Breecheshose mit Drahteinlagen, Rock und Mütze im Ulanenschnitt. Herr Kreisleiter lieben Wein, Weib und Gesang und haben natürlich auch einen Dienstkraftwagen", Gesang und haben natürlich auch einen Dienstkraftwagen", allerdings ohne polizeiliche Zulassung. Aber NS - Wagen brauchen keinen roten Polizeistempel am Nummernschild, denn sie fahren im Interesse der nationalsozialistischen Revolution steuerfrei. Und so trieb denn der Herr Kreis­leiter wieder einmal die Revolution vorwärts und sein Wagen stand bis in die tiefste Nacht hinein vor einem be­fannten Weinlofal. Vier braune Landsknechte saßen in einer Nische und Joffen, gröhlten soffge Pteder und gingen schamlos mit den bedienenden Mädchen um Aber die Bar­schamlos mit den bedienenden Mädchen um Aber die Bar­damen sind ja an Kummer gewöhnt. Plöblich verlangt der Herr Kreisleiter das Horst- Wessel- Lied. Bescheiden ent­gegnet der Kapellmeister, daß er das Lied nicht spielen dürfe, laut Verordnung der Reichs- Regierung. Der autorisierte Herr Kreisleiter will diese Verordnung aufheben. Der Herr Kreisleiter will diese Verordnung aufheben. Der Kapellmeister bleibt standhaft. Ich schieße das Kommunisten schwein über den Haufen!" brüllt der Herr Kreisletter, springt auf und schon blitzt eine Browning- Pistole in der Hand des Betrunkenen. Seine Kumpane wollen ihm das Mordwerkzeug entreißen. Der Tisch fällt um, Gläser und Flaschen zerschellen am Boden, die Musiker fliehen. Endlich haben die Kumpane den Rasenden gebändigt und er läßt sich lallend wie ein Kind nach einem Krämpfeanfall völlig er­schöpft fortführen.

Devot lächelnd öffnet der Wirt die Tür. Auf Wiedersehn, meine Herren. Heil Hitler!" Und er hebt die Hand zum Faschistengruß. Draußen steht das Dienstauto". Ein Kumpan will fahren. Da bekommt der Herr Kreisleiter einen neuen Anfall. Ich fahre, sonst niemand!" Sie lassen ihn schließlich auf den Führersiz. Der Anlasser heult auf, der Motor springt an. Fahr zum Teufel," sagt ein Kumpan, und schon biegt der Dienstwagen" des Herrn Kreisleiters in einem mehr als gewagten Bogen um die nächste Ecke. Die grellen Schilder einer Tankstelle leuchten auf. Der Herr Kreisleiter fährt vor, die Hupe schreit herausfordernd, niemand erscheint. In das Getöne der Hupe mischt sich die grölende Stimme des Herrn Kreisleiters; niemand er­scheint. Neben der Tankstelle steht das Wohnhaus des Tank­wärters. Der Herr Kreisleiter springt aus dem Wagen, hämmert gegen die Tür, niemand erscheint. Der Lärm wird immer toller, da meldet sich drinnen eine Stimme. Es ist 3 Uhr, ich tanke nicht mehr; fahren Sie zu einer Stelle mit Nachtdienst." Ich gebe Ihnen den Befehl! Deffnen Sie sofort!" Drinnen rührt sich nichts, da wirft sich der Herr Kreisleiter gegen die Tür. Splittern, einige Fußtritte, der Rasende steht im Flur. Licht flammt auf. Mit dem Brow­ning in der Hand dringt der braune Held in die Wohnung ein, stößt in der Küche auf einen notdürftig bekleideten Mann. Warum machst du nicht auf, du Lump?"" Ich habe Feierabend." Ich sch.... auf deinen Feierabend, tanken will ich, dafür bist du da!" Ein Fußtritt wirft die Schlaf­zimmertür auf, eine schreckensbleiche Frau sitzt im Bett. In der zweiten Kammer beginnt ein Kind zu weinen und ruft nach der Mutter. Die Frau springt aus dem Bette. Ja, fomm nur raus, mein Täubchen, dich werden wohl schon mehr Männer im Hemd gesehen haben." Die Frau geht zu dem Rinde, tröstet es. Dabei laufen ihr schwere Tränen über die Wangen. Auf einem Stuhl liegt eine SA.- Uniform. Der Herr Kreisleiter zeigt mit der Pistole darauf. Wem gehört die Uniform?" Der Tankwärter schweigt und steht dem Desporado mit unheimlichem Ausdruck ins Gesicht. Der spürt die Feindseligkeit des Blicks und springt vor. Die Pistolenmündung berührt fast die Nase des Ueberfallenen. Wem gehört die Uniform, du Lausehund?! Antwort oder du schweigst für immer!" Die Augen des Tankstellenwärters treten fast aus den Höhlen, die Wut füllt den Mann bis zum Bersten. Im Türrahmen erscheint die Frau mit dem schlaf­trunkenen Kind auf dem Arm. Da brüllt der Mann los: Mir gehört die Uniform, Herr Kreisleiter!" Er schreit die

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Der SA. - Mann Dolchinger hat eine Eroberung gemacht. Von nun an betrachtet er die Anna als seine Braut. Aber Dolchinger ist nicht Annas erste Liebe, und als er das er­fährt, wird er noch nachträglich eifersüchtig. Er streift um die Wohnung seines Vorgängers, und als er ihn eines Abends trifft, rempelt er ihn an. Der andere wagt einige Worte der Erwiderung. Dolchinger setzt ihm die Armeepistole 08 auf die Brust und fordert ihn auf, mit zur Wache zu kommen. Heinrich Röder denkt Polizeiwache" und folgt. Unterwegs schließen sich noch zwei SA.- Leute an. Sie führen den Ver­hafteten unbekannte Wege, und als er es schließlich wagt zu fragen, wohin es denn gehe, wird ihm bedeutet die Schnauze zu halten, das würde er schon sehen. Sie brachten ihn zur SA.- Kaserne. Raum hatte sich die Haustür hinter Heinrich Röder geschlossen, da sausten auch schon Fauftschläge in seinen Nacken und mit Fußtritten stieß man ihn in die sogenannte Wachtstube. Im gleichen Augenblick erhielt er von drinnen einen fürchterlichen Schlag ins Gesicht. But ab!" brüllte jemand. Heinrichs Hut lag bereits am Boden. Er bückte sich, um ihn aufzuheben. Ein Fußtritt schleuderte ihn vorwärts, so daß er mit der Stirn gegen einen Heizungskörper stieß. Schwere rote Tropfen fielen auf den Fußboden. ,, Runter mit thm!" brüllte der Wachthabende. Das Schwein versaut sonst die ganze Wache." Die Landsknechte packten den Blutenden und stießen ihn durch den Korridor der Kellertreppe zu. Sie famen an einem Raum vorbei, in welchem weitere braune Landsknechte auf übereinanderstehenden Militärbetten lagen. Auf Kameraden, es gibt Arbeit! Sie bringen einen in den Tränenfeller." Heinrich Röder war inzwischen an der Keller­treppe angekommen. Ein Stoß sollte ihn die Treppe hinunterstürzen lassen, aber er war auf der Hut und hielt sich am Geländer fest, dann sprang er eilig die Stufen hinab. Fortwährend auf ihn einschlagend stürzten die Landsknechte hinter ihm her. Eine Tür ging auf auf Heinrich stand in einem großen Raum. In einer Ecke lag ein Haufen Stroh, in der Mitte stand ein schwerer Tisch, der ursprünglich in einer Handwerkerwerkstatt gestanden haben mochte. Auf dem Tische lagen lange Riemen. In Heinrich Röder stieg ein furchtbarer Verdacht auf und die Angst faßte ihn würgend an der Kehle. Sollte das in einem zivilisierten Staate mög­lich sein? Er sah sich um. Da standen seine Peiniger, junge Leute wie er, Arbeiter wie er, einige noch halbe Kinder. Alle hatten Peitschen, Schlauchenden oder Riemen in den Händen, sie schickten sich an, einen andern Arbeiter viehisch zu mißhandeln, sie wollten freveln gegen ihr eigenes Blut, fie wollten ein Verbrechen an der Arbeiterschaft begehen, für das es keine Berzeihung gibt, das wollte er verhindern. Er öffnete den Mund und hub an: Kameraden..." Ein Kinn­Hafen ließ ihn verstummen. Der Teufel ist dein Kamerad! Ausziehen! Ausziehen!" brüllte nun die ganze Meute und zwei bis drei Pistolenmündungen tanzten vor seinen Augen. Da gab Heinrich Röder seinen Widerstand auf. Er entblößte den Oberkörper. Die Henfersknechte rissen ihm die Kleidungsstücke aus den Händen und durchwühlten die Taschen. Hose runter!" Sie stießen ihn gegen den Tisch, zwangen ihn nieder. Das Gesicht fam auf einen strohgefüllten Sack zu liegen, dann legten sie einen Riemen um die Tisch­platte und über den Nacken des Delinquenten und zogen ihn so fest an, daß Heinrichs Gesicht sich fest in den Strohsack preßte und er kaum noch atmen konnte. Angstschweiß brach ihm aus allen Poren. Die Henker banden seine Füße an den Tischbeinen fest und dann stellten sie sich neben den Tisch, auf jeder Seite awei. Sie maßen sorgsam die Reichweite ihrer Schlaginstrumente ab und korrigierten ihren Abstand von dem Gefesselten. Dann stellte sich ein fünfter Henter an das Kopfende des Tisches, zog die Arme des Opfers zu sich heran und kommandierte: Achtung! Fertig! Los! Eins- zwei drei vier, eins zwei- drei vier..." Die Schläge sausten nieder, der Körper des Opfers zuckte und die Arme wollten irgendwelche Bewegungen ausführen, doch der zählende Henker hielt sie mit aller Gewalt fest. Heinrich wollte aufschrein, um sich Erleichterung von den wahn­sinnigen Schmerzen zu verschaffen, doch die Schreie erstickten in dem Strohsack, in welchen man sein Gesicht gezwungen hatte. Einer der Schlagenden hatte eine biegsame Gerte mit Stahleinlage, einen sogenannten Reservestock. Jeder pfeifende Schlag mit diesem Instrument ließ einen Blutbach auf dem Rücken des Gemarterten entspringen. In kurzer Zeit war der Körper vom Nacken bis zu den Kniekehlen eine blau- schwarze, blutüberrieselte Masse. Als der Zählende keinen Widerstand in den Händen mehr verspürte, komman­dierte er Halt. Die Riemen wurden gelöst und Heinrich auf die Strohschütte geworfen. Er fiel hin wie tot; das Bewußt sein hatte ihn verlassen. Unter rohen Scherzen verließen die Schergen den Keller. Oben äuberten sie ihre Schlagwerk. zeuge und ihre Hände vom Blute ihres Opfers. Dann stiegen sie wieder in den Keller hinab. Heinrich lag noch immer wie tot. Einige Fußtritte ins Gesäß brachten ihn nicht ins Bewußtsein zurück. Erst zwei Eimer faltes Wasser, die über ihn ausgegossen wurden, ließen ihn die Augen aufschlagen.