Brandgeruch am Stillen Ozean

Die Gerüchte von einem japanischen Ultimatum

Schon vor einigen Tagen tamen Nachrichten, daß die Spannung zwischen Japan   und den Vereinigten Staaten   von Nordamerika   einer akuten Zuspizung sich nähere. Nun meldet der Daily Expreß  ", die Japaner hätten an Nordamerika  ultimative Forderungen gerichtet. Japan   warne die Ver­ einigten Staaten  , das Flottenprogramm das Flottenprogramm durchzuführen, daß den Bau von 37 Kriegsschiffen mit einem Kostenaufwand von etwa 200 Millionen Dollar vor­steht. Angeblich soll Japan Kampfzölle gegen die Einfuhr amerikanischer Waren und die Verstärkung seiner eigenen Flotte angekündigt haben. Die japanische   Regierung habe eine Antwort innerhalb einer befristeten Zeit verlangt. Japan   soll ferner die amerikanische   Regierung haben wissen

lassen, daß die großen japanischen Flottenübungen im Stillen Ozean die Vereinigten Staaten nichts angingen.

Es scheint richtig zu sein, daß Japan   eine Note, die sich mit seinen Beziehungen zu Nordamerika   beschäftigt, in Washington   hat überreichen lassen. Ob sie wirklich den Charakter eines Ultimatums trägt, ist zweifelhaft. Sicher aber ist, daß die Beziehungen zwischen Nordamerika   und Japan   gespannter sind denn je und die Ursache der gewaltigen Rüstungen beider Länder bilden. Zweifellos fühlt sich Japan  bedroht durch das gewaltige neue amerikanische   Flotten­programm, das die Union   unter dem Vorwand, die Arbeits­losigkeit zu bekämpfen, in Angriff nimmt. Es scheint, daß Japan   diesem großen Aufwand Nordamerikas   materiell nicht genügend entgegenseßen kann und den Konflikt herbei­führen möchte, ehe die nordamerikanische Marine der japa­nischen entscheidend überlegen ist. In das System der aggressi­Annäherung an Rußland  , die in den letzten Wochen zwischen ven antijapanischen Politik Nordamerikas   gehört auch die russischen und amerikanischen   Unterhändlern gefördert worden ist.

1 Million Menschen als Opfer

Die politischen Flüchtlinge und die Internationale

( B. S.) Paris  , 24. August.

Am 21. August fand eine Sigung der Kommission der SAJ. zur Untersuchung der Lage der politischen Gefangenen unter Vorsitz von Louis de Broucere statt.

Der Gegenstand der Verhandlungen waren die Ver= folgungen unter dem Hitler- Regime in Deutschland  : Es wurde einerseits über die Lage der Gefangenen im Lande selbst und das Los von deren Angehörigen, andererseits über die Lage der Flüchtlinge aus Deutschland   eingehend Bericht erstattet.

An der Situng nahm, außer den Mitgliedern dieser ftändigen Kommission der SAJ., eine ganze Reihe von Ver­tretern der Länder, die an Flüchtlingsfragen besonders interessiert sind, teil: der Obmann der Flüchtlingshilfe in Paris  , Kreyßig, Abg. Longuet und Grumbach  ( Frankreich  ), Abg. Taub( Tschechoslowakei  ), Nationalrat Grimm( Schweiz  ), Boekmann( Holland  ), Abg. Andersen( Dänemark  ), Gillies ( Großbritannien  ) und Ollenhauer( Deutschland  ).

Auf Vorschlag de Brouckeres wurde beschlossen, in Ver­bindung mit der Internationalen Vereinigung sozialistischer Juristen die Probleme jener Flüchtlinge besonders zu prüfen, die staatenlos geworden sind. Es wurde fest­gestellt, daß es bei dem gegenwärtigen Stand der Gesez­gebung durchaus möglich ist,& war teine Nansen päffe, aber doch einigermaßen gleichwertige Dofu mente von den Regierungen der einzelnen Länder zu erlangen.

Die Hauptprobleme der Silfeleistung, nämlich mate­rtelle Unterstützung, Arbeitsbeschaffung und Aufenthaltserlaubnis, wurden im Auftrag der Kommission von Andersen in der Donnerstagsibung der Internationalen Sozialistischen Konferenz zur Sprache ge bracht. மாம்

Die Frage der Verfolgungen in Deutschland   selbst hat eine Reihe von Einzelheiten an den Tag gebracht, aus denen her­porgeht, daß zur Zeit in Deutschland   etwa 50 bis 60 Ronzentrationslager bestehen. In diesen Lagern befinden sich etwa 50 000 Menschen.

Umwälzung betroffen worden sind.( Die Berechnungen der deutschen   Sozialisten gehen darauf hinaus, daß es vielleicht anderthalb Millionen sein werden, die in dieser Weise be­troffen worden sind.)

Das heißt also, daß die Existenzgrundlage dieser Menschen, die ihr Leben lang ehrlich gearbeitet haben und denen nichts anderes vorgeworfen werden kann, als ihre Ges

finnung, in dieser Weise brutal vernichtet worden ist, un

daß ihnen jede Möglichkeit zum Wiederaufbau der Existenz abgeschnitten scheint.

Was die Zahl der politischen Flüchtlinge betrifft, hat man berechnet, daß es etwa 200 000 find, die sich im Ausland befinden, und von denen etwa 50 000 als politische Flüchtlinge bezeichnet werden können.

Die Zahl der sozialdemokratisch organisierten Flüchtlinge beträgt etwa 3000.

Dazu kommen noch Gewerkschaftler, Reichsbannerleute und andere politische Flüchtlinge.

Aber die Zahl vermehrt sich noch immer und es ist klar, daß die Lage dieser Menschen eine sehr schwere ist. Sie sind ja in den meisten Fällen ohne Geld und fast ohne Kleider über die Grenze gegangen.

Die Lage ist in allen Ländern für diese Flüchtlinge die­selbe, nämlich, daß die Arbeitsbeschaffung für sie fast unmöglich ist und wahrscheinlich auch sehr schwer bleiben wird, solange die eigenen Arbeiter dieses Landes von einer so furchtbaren Arbeitslosigkeit betroffen find, wie zur Zeit. Uebrig bleibt, um diesen Menschen zu helfen, nur die unterstützung.

Ich will im Namen der Sozialistischen Konferenz den Par teien danken, die bis jetzt die große Belaftung getragen haben, diese politische Flüchtlinge zu empfangen und zu unterstützen.

Die Konferenz soll ein Manifest herausgeben, um eine internationale Sammlung zur Unterstützung unse rer unglücklichen Genossen zu organisieren. Die Konferenz. soll eine Entschließung faffen, wonach es jeder Partei aur

Pflicht gemacht wird, jeßt eine Sammlung für den Mat­teottifonds durchzuführen, und dies in allen Gewerkschaften, Parteiorganisationen, Parteizeitungen, auf den Arbeits­pläßen, in den Fabriken und Werkstätten.

Nun ist es ganz klar, daß die Familienangehörigen der Gefangenen in einer sehr schweren Lage find. Man hat be­rechnet, daß diese wohl 150 000 Menschen sein werden. Durch Die Gleichschaltung der Arbeiterorganisationen( Gemert­schaften, Konsumgenossenschaften, Krankenkassen usw.) sind etwa 800 000 Personen aus ihrer Arbeit und ihrem Verdienst gebracht worden. Man hat berechnet, daß es wohl 900 000, Familienangehörige sein werden, d. h., daß innerhalb Deutschlands   selbst wenigstens 1 000 000 Menschen von dieser len Beiträge bewilligen.

Die Zionisten

Keine offizielle Boykottparole. Zusammenstöße

In später Abendstunde des Freitags hat der rager Bionistentongreß zwei Resolutionen zur beutschen Judenfrage angenommen, die von den allgemeinen Sionisten eingebracht worden waren. Eine jandere, von den Revisionisten eingebrachte Resolution, die wesentlich schärfer gehalten war und außerdem von England bie Zulassung jüdischer Wehrabteilungen zur Sicherung der Juden Palästinas gefordert hatte, wurde abgelehnt. Von ben angenommenen Resolutionen richtet sich die erste an die ganze Welt und den Völkerbund. Sie erklärt, der Zionisten­fongreß erhebe frei von jeder Feindseligkeit gegen das beutsche Volt feierlichen Protest gegen die Entrechtung der Deutschen   Juden.

Die Mandatarmacht England wird aufgefordert, alle denkbaren Erleichterungen für die Einwanderung und An­Siedlung deutscher   Juden in dem jüdischen Nationalheim Palästina zu schaffen.

In einer weiten Refolution, die sich an das jüdische, Bolt richtet, wird erklärt, daß die Borgänge in Deutsch­ land   endgültig die Berechtigung des zionistischen   Gedankens erwiesen hätten. Die Assimilation habe sich als Illusion her­ausgestellt. Die Schaffung des jüdischen Nationalheims in Palästina sei unter diesen Umständen die einzige Lösung, die übrig bleibe. Das jüdische Volk müsse sich nun unter Zurück­stellung aller Parteigegensäße in den Dienst des zionistischen  Endziels stellen.

Der Annahme der Refolutionen, die in später Nachtstunde erfolgte, find heftige Rämpfe vorausgegangen zwischen dem rechten Flügel des Kongresses- der revisio­nistischen Partei Jabotinskys- und der aus den übrigen Parteien bestehenden großen Mehrheit. Während diese den Standpunkt vertrat, daß die Resolutionen nur einen. moralischen Protest und den Aufruf zur Silfeleistung enthalten dürften, versuchte die revisioni­

Wir fordern außerdem auf, daß die gewerkschaftlichen Or­ganisationen in den verschiedenen Ländern möglichst große Beiträge bewilligen als Ergänzung zu dieser Sammlung. Die Landesparteien sollen dasselbe tun. Auch . lle anderen Organisationen, die über Gelder verfügen, sol­

stische Minderheit nicht nur eine weit schärfere Tonart der. Resolutionen, sondern darüber hinaus auch die Einschaltung einer Bontott Parole durchzusehen. In dem von ihr eingebrachten Resolutionsantrag wird die zionistische Be­wegung aufgefordert,

eine Aktion an organisieren,

die zum Ziele habe, daß die jüdischen Maffen in allen Län­dern ihre Kauffraft und ihren wirtschaftlichen Einfluß aus­schließlich zugunsten der Produktion jener Staaten einsetzen follten, die das Prinzip der unbedingten Gleichberechtigung ihrer jüdischen Bürger grundsäßlich anerkennen. Die Revie fionisten bemühten sich sehr darum, die Stimmung des Kon­gresses für die Annahme ihrer Resolution reif au machen..

Um Oesterreich

Englisch  - französische Besprechung der deutsch­österreichischen Lage

Paris  , 26. Aug. Der Petit Parifien" berichtet über eine Unterredung, die der englische   Geschäftsträger in Paris  , Campbell, gestern mit dem Direktor für auswärtige Ans gelegenheiten des Quai d'Orsay, Bareton, hatte und die sich nach dem Blatt wahrscheinlich auf die Entwicklung der deutsch  - österreichischen Spannung bezogen haben soll.

Code Habicht"

Die Vorbereitung der Revolution

Wien  , den 25. August 1933. Die Stunde" gibt bekannt, daß im Verlaufe der kürzlich stattgefundenen Haussuchungen, die im Rahmen der großen politischen Aktion gegen die Nationalsozialistische Partei durchgeführt wurden, ein sehr interessantes Buch in die nicht mehr und nicht weniger, als um das Dienstbuch der Hände der Politischen   Polizei gefallen ist. Es handelt sich um Nationalsozialistischen   Partei in Oesterreich  , das von dem Abgeordneten und Inspektor Theo Habicht   verfaßt ist. Es war streng vertraulich gehalten und nur die Führer der Hitlerbewegung durften es besitzen. Dieses Dienstbuch, oder besser gesagt Coder, zeichnet bis in die geringsten Einzels heiten den Weg, der zur Machtergreifung zu beschreiten ist. Die Nazis bereiten in aller Stille die Schöpfung eines Hitlerstaates auf österreichischem Boden vor und hielten sich bereit, die Staatsform zu besetzen, sobald das Zeichen zur nationalsozialistischen Revolution gegeben würde. Die Pars teiführer sollten die Aemter der Bundesregierung, die Leis tung in den einzelnen Provinzen, Gemeinden usw. besetzen. Der Coder Habicht widmet übrigens der Technik der Pros paganda und den finanziellen Fragen einen breiten Raum. In dem Kapitel über die Beziehungen der Nationalsozia listischen Partei zu ihren politischen Gegnern, erklärt Herr Habicht: Es wird kein Kompromiß gemacht, in keinem Fall und mit keinem Menschen."

Greiser Politiker verhaftet

,, Zwei Zentner illegale Druckschriften" Aus Berlin   wird gemeldet:

Eine Haussuchung bei dem ehemaligen Reichstagsabgeords neten Karl Hildenbrand förderte etwa zwei Zentner illegale Druckschriften zutage. Hildenbrand kam in Haft.

Karl Hildenbrand war bis vor einigen Jahren Gesandter Württembergs in Berlin  . Er war der vertrauteste Freund des Reichspräsidenten   Friedrich Ebert  . Sein Leben lang war Hildenbrand ein Mann, der auf der äußersten Rechten der Sozialdemokratie für eine ruhige evolutionäre Politik eins trat. Er stand immer in einem sehr temperamentvollen Gegensatz zu den Radikalen in der Sozialdemokratie. Die Meldung der Geheimen Staatspolizei über Karl Hildens Behörde darzutun. Hildenbrand ist ein Mann von nahezu brand ist daher besonders geeignet, die Verlogenheit dieser 70 Jahren und es ist unfagbar dumm, ihm nachzusagen, daß gerade er zentnerweise illegales Druckmaterial aufbewahrt habe. Man muß annehmen, daß es sich um seine zweifellos sehr reichhaltige, in Jahrzehnten aufgesammelte Privats biliothek handelt. Man fuchte einen Grund, den alten, ans gesehenen Politiker einzusperren und hat ihn nun in der freilich unbestreitbaren Tatsache gefunden, daß der Mann, der seit 50 Jahren Sozialdemokrat ift, viele marristische Druckschriften in seinem Besitze hat. Für Hildenbrand, der seit Jahren leidend ist, bedeutet eine längere Haft den Tod.

Die Blauhemden

Dublin  , 26. Aug. Die für Sonntag geplante Rundgebung der Blauhemden in Cork   wurde nunmehr offiziell verboten.

7 Touristen tot

Besteigung des Montblanc  

Chamonix  , 26. Aug. Bei der Besteigung des Monts blanc tamen sieben italienische Touristen in einem schweren Unwetter ums Leben.

Das Ende der Sportflleger Poß und Begleiter tot

Berlin  , 26, Aug. Auf der zweiten Tagesstrede des Deutsch­landfluges verunglückten heute früh der bekannte deutsche  Sportflieger Reinhold Po ß, der Deutschland   wiederholt bei internationalen Flugwettbewerben mit hervorragenden Erfolgen vertrat, sowie sein Begleiter Paul Weirich über Wildberg   bei Neustadt a. d. Doffe tödlich. Der Absturz er folgte dadurch, daß Poß in einer niedrigen Höhe flog und mit feiner linken Tragfläche einen Kirchturm berührte. Man nimmt an, daß Poß so niedrig flog, um die in der geringen Höhe günstigen Windverhältnisse auszunuzen. Die Be sabung war sofort to t.

Das Ergebnis war ein Mißerfolg. Es gelang ihnen Das Neueste

nicht einmal, eine Debatte burchzusehen. Daraufhin verließen sie nach ziemlich turbulenten Szenen demonstrativ den Saal, setzten aber noch in den Wandelgängen ihre Aus­einanderseßung fort, bis sie schließlich durch Ordner und Saalpolizei zur Ruhe gebracht wurden.

Die überwältigende Mehrheit von 256 Stimmen, mit der dann die von den anderen Fraktionen eingebrachten Resolu tionen angenommen wurden, ist das Abrücken des Kon­gresies von der Boytott Parole Jabotinskys. Das entspricht auch der Ansicht der führenden zionistischen  Politiker, die wiederholt den Standpunkt vertreten haben, daß besser als Proteste, auf die man freilich nicht ganz ver­zichten zu können geglaubt hat, die aktive Hilfe für die­jenigen sei, die im neuen Deutschland   keinen ausreichenden Lebensraum mehr finden.

Die Arbeitslosen in den Ver. Staaten

Washington  , 26. Aug.( Reuter). In dem Vierteljahr, das mit dem Juni abschloß, find mehr als 1%, Millionen Arbeitslose wieder in den Wirtschaftsprozeß eingegliedert worden. Troß einer Erhöhung der Gesamterzeugung von 59 Prozent. die während des gleichen Vierteljahres zu ver: zeichnen war, wurden Ende Juni noch elf Millionen Arbeitss lose gezählt,

Berlin  . Das am 17. Auguft ausgesprochene Verbot der jüdischen Rundschan ist mit sofortiger Wirkung aufgehoben worden(!).

Dessau  , 26. Aug. Nach langwierigen Ermittlungen ges lang es, den für den Bezirk Magdeburg- Anhalt laufenden Kurier der APD. festzunehmen. Der Kurier arbeitete mit Silfe eines feingegliederten, durch Decknamen schwer ers kennbaren Nachrichtenapparates. Weiter wurden auch vorwiegend schwere Militärwaffen, Karabiner, Pistolen, Handgranaten, 500 Schuß Munition und Pulver, die im Auftrage mitteldeutscher KPD.- Organisationen gestohlen worden waren beschlagnahmt. Insgesamt haben sich etwa 120 Personen des Hochverrats, des Diebstahls und des unbefug= ten Waffenbefizes schuldig gemacht. Der größte Teil von ihnen wurde in Haft behalten.

Buzzbach( Hessen  ), 26. Aug. Der angebliche Mörder des Hitlerjungen Peter Grösmann, Ludwig Büchner   aus Lindens fels, wurde heute morgen 5.30 Uhr im hiesigen Staats­gefängnis mit dem Fallbeil hingerichtet.

Schweidnis, 26. Aug. Im Hofe des Gerichtsgefängs nisses in Schweidnitz   wurde heute früh 7.30 Uhr die Todess strafe an dem Schmiedegesellen Heinrich vollstrect. Heinrich ist durch rechtskräftiges Urteil des Schwurgerichts zu Schweidnitz   am 11. März d. J. wegen Mordes, begangen in Niederfalzbrunn am 2. 10. v. J. an der Hansangestellten Hindrichs, zum Tode verurteilt worden,