Ozeanflieger abgeschossen Tatsadien gegen phrasen

SA. schießt litauische Flieger über Soldin ab

Nachrichten aus Kowno bestätigen das bereits vor Wochen in Berlin zirkulierende Gerücht, daß die beiden Ozeanflieger Starius und Girenas nicht das Opfer eines Unfalls ge­worden sind, sondern kurz vor ihrem Ziel am 17. Juli von Deutschen abgeschossen wurden. Nachdem die litauische Regierung eine Untersuchung angeordnet hatte, wurden die Leichen der beiden Flieger exhumiert; hierbei wurde festgestellt, daß einer von ihnen von drei Kugeln getroffen worden war und daß in einem der Särge sich drei Hände

befanden!

Diese Feststellungen deckten sich mit den Mitteilungen, die unmittelbar nach dem 17. Juli über den Unfall" der litauischen Flieger in die Oeffentlichkeit drangen. Danach war den Fliegern, die nach ihrem Start in Neuyork 39 Stunden unterwegs waren, das Benzin ausgegangen. Sie suchten des­halb einen geeigneten Landungsplatz und überflogen gegen Mitternacht in einer Höhe von etwa 100 Meter das Arbeitsdienstlager bei Soldin . Die Lagerwache, die aus strammen SA.- Leuten besteht, glaubte ein mit staatsfeindlichen" Flugblättern beladenes Flugzeug vor sich zu haben und überschüttete es mit einem Hagel von

sturzes" waren, wurde von der deutschen Regierung vor sichtigerweise nicht dementiert.

Nun hat die Untersuchung der litauischen Regierung den Schwindel aufgedeckt und das Verbrechen der Hitler­Regierung vor aller Welt geoffenbart. Kein Hinweis auf Irrtum" oder Versehen" kann ihre Schuld mildern, denn sie war es, die durch ihren Schwindel über feindliche Flug­zeuge über Berlin " sowie durch ihre ständige Luftschutz­propaganda ihre Anhänger in eine wahre Psychose versette; sie war es, die durch raffinierte Vertuschungsmethoden die Wahrheit zu verbergen suchte und der litauischen Regierung

Maschinengewehrschüssen. Die erſten Meldungen gegenüber bewußt an einer lügnerischen Darstellung der

aus Soldin gaben diesen Tatbestand wahrheitsgemäß wieder. Der amtliche Bericht jedoch, der erst in den Morgenstunden herauskam, fälschte den Mord an den Fliegern in einen Unfall" um. Alle beteiligten Kreise, einschließlich der Aerzte, die die Leichen besichtigten, waren eifrig bemüht, die Spuren des Verbrechens zu verwischen. Als trotzdem die Gerüchte nicht verstummten, wurde jenes famose Dementi" der Regierung losgelassen, wonach es eine ungeheuerliche Ver­leumdung sei, daß die litauischen Flieger durch deutsche Todesstrahlen" heruntergeholt worden seien. Daß nicht die geheimnisvollen Todesstrahlen", sondern deutsche Maschinengewehrfugeln die Ursache des Ab­

Der Kirchturm

Klagen der Dortmunder Industrie

Dortmund, 25. Aug.( Inpreß.) Der Dortmunder Ober­bürgermeister flagte in einer Rundgebung darüber, daß Aufträge nicht an das Industriegebiet vergeben werden. Die Eisenkonstruktionen für den Bau des Riesendammes seien beispielsweise nach Pommern vergeben worden, aber sie gehörten in das Industriegebiet. Der Lokalpatriotismus darf nicht so weit gehen, daß man z. B. in der Magdeburger Industrie plößlich anfängt, Brücken zu bauen," rief der Oberbürgermeister Malzbender. Auch werde er dafür sorgen, daß Nürnberg nicht einen Auftrag auf einen großen Ruhr­gasbehälter bekäme, denn dieser Auftrag gehöre der Firma Knölle in Dortmund . Die Wasserbaudirektion Münster solle keine Leute mit eigener Scholle aus dem Münsterland ein­stellen," sondern gefälligst Erwerbslose aus Dortmund .

Vorgänge festhielt.

Nun regt sich der Unmut und die Empörung in Litauen so

stark, daß die Presse den Abbruch der diploma= tischen Beziehungen mit Deutschland fordern darf. Auch in diesem letzten Oststaat, in dem Deutschland noch einige Anknüpfungspunkte für sein diplomatisches Spiel hat, bricht die Empörung gegen Nazi- Deutschland spontan durch. Denn zu traß ist die Lehre, die man hier aus dem Mord an den Ozeanfliegern zieht:

Man kann zwar ungefährdet den Ozean überfliegen, man läuft aber Gefahr, von den Schergen Hitlers ermordet au werden, wenn man die deutschen Grenzen überfliegt!!

Neuer Geist

In der Zahnklinik

Parteioffiziell verkünden die Flensburger Nachrichten": Die Stadtkreisleitung der NSDAP . ist in die Allgemeine Ortskrankenkasse umgezogen und befindet sich dort in der ehe­maligen Apothekenabteilung. Der Fernruf hat die Nr. 2554 behalten.

Auch die Ortsgruppe ist in die Räume der Ortskrankenkasse übergesiedelt und durch Fernruf über Nr. 2554 zu erreichen. Wir machen noch einmal darauf aufmerksam, daß sich der Sturmbann I/ 215 in den Räumen der ehemaligen Zahns Klinik in der AOK. befindet, Telefon 883.

Mit dieser Uebersiedlung der verschiedenen Verwaltungs­stellen der NSDAP . ist ein neuer Geist in die Räume der AOK. eingezogen, der wohl endgültig den Gedanken an die ehemalige marristische Hochburg verwischen wird. Neuer Geist, ei freilich. Früher hat man dort Zähne plombiert. Jetzt werden Zähne ausgeschlagen!

Deutsche raucht deutschen Tabak Opfer des Systems

( Inpreß.) Das deutsche Tabakforschungsinstitut behauptet, es habe zwei Sorten Tabak in Deutschland gezüchtet, der für Bigaretten geraucht werden könnte. Die Frankfurter Zeitung bemerkt etwas hämisch dazu: Die Raucher werden auf 3i­garetten aus deutschem Tabak neugierig sein."

Pfälzer Brief

Von Fest zu Fest, Fuhne rinn, Fuhne raus

Ein Fest jagt das andere, und immer tragen die Häuser reichen Flaggenschmuck, zeigt die Bevölkerung angeblich ,, regsten Anteil" an der Veranstaltung. In Wirklichkeit hängt der ganze Rummel den meisten zum Halse heraus, aber sie müssen mitmachen, wenn sie keine Unannehmlich­teiten erleben wollen. Eine Bauersfrau soll nach einer all­gemein fursierenden Erzählung auf die Frage nach ihrem Ergehen gesagt haben: Man fennt heute nichts mehr, als Fuhne rinn, Fuhne raus, aber davon kann man nicht satt werden." Jetzt war wieder ein großer Soldatentag und das Kriegsbeschädigtentreffen an einem Tag. Zum Hitler= treffen in Zweibrücken war sogar der Baldur erschienen. Da mußte natürlich alles hin. Sogar der Besuch der Batschkapfälzer wurde in allen Städten am hellen Werktag zu einem großen Festrummel ausgenüßt mit Beflaggung, SA.- Kapelle und anderem Tamtam. Unter solchen Um­ständen muß ja der Hunger in Vergessenheit geraten. Hinter den Kulissen herrscht natürlich geradezu Verzweiflung über diese Festseuche. Das ständige Hin- und Herfahren kostet Geld, das aus den knappen Einnahmen der Arbeiter und Geschäftsleute aufzubringen ist. Dazu kommen die Kosten für die Zwangseinquartierungen, die Zwangsdekorationen, die Zwangsspenden, die Zwangseintrittsgelder, die Zwangs­festschriften und was alles damit zusammenhängt. Der fremde Besucher soll aber den Eindruck bekommen, hier ist alles in schönster Harmonie.

Die wirkliche Lage

Trotz aller Reklame über die Arbeitsbeschaffung ist die

Im Juli sind in der preußischen Justizverwaltung aus po­litischen Gründen 30 Entlassungen, wegen ihrer nicht arischen Abstammung 159 Entlassungen vorgenommen worden. In der Liste der Rechtsanwälte wurden 185 Löschungen vorge­nommen, davon 47 auch Notare.

Eẞt Weichkäse

Der bayerische Sender hat einige Tage in geradezu herz­erweichender Weise dazu aufgefordert, in den nächsten Tagen nur Weichkäse zu essen, da sonst 60 000 Zentner der Ver­nichtung anheimfallen müßten und damit eine Katastrophe für die bayerische Landwirtschaft eintreten müßte. Es wur­den alle städtischen und staatlichen Anstalten, Krankenhäuser, Gefängnisse, Arbeits- und Konzentrationslager aufgefordert, in den nächsten Tagen größere Quanten Weichkäse abzu­nehmen. Wie wäre es, wenn Hitler den berühmten Ber­ liner Heilfünstler, der mit Weichkäse alle Krankheiten heilt, zum Weichkäseminister ernennen würde? Die Megger und Rollmopsverkäufer sind natürlich über diese Radiomeldung sehr verschnupft. Hitler will doch allen helfen und nun soll auf einmal alles Weichkäse essen und Wurst und Roll­möpse und Marmelade sollen liegen bleiben und ver schimmeln? Hier gehts genau wie dem Herrgott mit dem Wetter. Er kann es auch niemand recht machen.

Ein Tarifvertrag

Durch die pfälzischen Blätter geht ein Bericht über die Schaffung eines Tarifvertrages für die Schuhindustrie. Dié Herren Unternehmer haben jest glatt erreicht, worum sie seit Jahren vergeblich gekämpft haben. Der ausgezeichnete Reichstarifvertrag für die Schuhindustrie ist beseitigt, es finden jetzt bezirkliche Reglungen statt, wodurch es leichter ist, die armen Proleten zu betrügen. Die Festsetzung der Löhne und der Spannen für weibliche und jugendliche Ar­beiter ist dem Treuhänder überlassen. Streitigkeiten werden nicht mehr durch ein von Fachleuten gebildetes Schieds­gericht, sondern vom Treuhänder entschieder

Lage nicht beffer, sondern schlechter geworden. Die Arbeits. Bildchen aus Köln

Insen sagen sich einander: Es sieht gerade so aus, als ob man uns erzählen würde, in Ostpreußen gibt es keine Arbeitslosen mehr, und dort wird man sagen, in Süddeutsch­ land gibt es feine mehr. Die Wahrheit kann weder kon­trolliert noch veröffentlicht werden und für die Einschmug­gelung oder das Lesen eines verbotenen Auslandsblattes gibt es die Mindeststrafe von drei Monaten. Ob man zum Bäcker und Metzger, zum Friseur, ins Lebensmittel- oder Kleidergeschäft geht, überall sieht man mißmutige Gesichter und hört je nach dem Grad des Vertrauens, das man ge­nießt, mehr oder weniger begründete Klagen. Bei fanatischen Hitleränhängern wird allerdings stets die Hoffnung zum Ausdruck gebracht: Es wird schon besser werden, in der Turzen Zeit fonnte natürlich der Führer nicht gut machen, was 14 Jahre lang verdorben wurde." Uns schwant so, als ob auch für diese Unentwegten noch der Zeitpunkt fäme, wo sie mit großer Sehnsucht an die 14 Jahre Freiheit und Auf­bau zurückdenten werden.

Ausbildung zu Fliegern

Man schreibt uns aus Köln : Wie in fast jeder Stadt Deutschlands , so werden auch in Köln innerhalb der SA. und anderer nationalsozialistischer Jugendverbände die psycho­logischen und materiellen Voraussetzungen zur Schaffung und Stärkung einer deutschen Luftflotte hergestellt. Auf dem Busweilerhof, dem Kölner Flugplatz, ist eine Flug­zeugstaffel aus den Kreisen der SA. geschaffen worden, die seit Wochen hinter verschlossenen Türen eine geheimnisvolle Tätigkeit verrichtet. Die Mitglieder der Staffel find durch einen Eid an strengstes Stillschweigen über ihre Arbeit ge­bunden. Das schließt natürlich nicht aus, daß man trotzdem etwas darüber erfährt. Es werden unter der Führung von Flugzeugoffizieren die jungen Leute in Kursen zu Fliegern ausgebildet. Unterricht in Werkzeugkunde und im Bau von

Der holländische Konsul Schmitt in Essen schreibt dem Nieuwe Rotterdamsche Courant":" Hier ist noch wenig von einer Besserung zu merken. Zwar haben Aufträge der Eisenbahn in Eisenbahnbaumaterialien Arbeit gebracht, aber

diese Bestellungen waren dringend notwendig, um über­Aufträgen der Fall. Keinesfalls fann von einer dauernden haupt weiterarbeiten zu können. Dasselbe ist mit anderen allgemeinen Besserung gesprochen werden. Nun sprechen Belebung, aber hierbei muß bedacht werden, daß unter den offizielle Auslassungen wohl vom Beginn einer allgemeinen heutigen ungünstigen Umständen oftmals die Hoffnung der Bater des Gedachten ist. Der Kapitalmarkt ist noch sehr wenig in der Lage, zu finanzieren. Die Kaufkraft der Maffen kann nicht gebessert sein, nachdem die Kosten der Lebenshaltung gestiegen und die Einkommen gefallen sind. " Ter Reichsbund der deutschen Metallindustrie meldete am 16. August d. J., daß die uneinheitliche Lage der Metall­warenindustrie auch im Juli angehalten hat. Der Auftrags­eingang läßt in den meisten Gruppen zu wünschen übrig. Das Auslandgeschäft zeigte infolge der anhaltenden Wäh­rungs-, Zoll- und Devisenschwierigkeiten eher einen weiteren fleinen Rückgang." Ein wirtschaftlicher Gradmesser in Deutschland ist der Bierkonsum. In der Zeit vom April zum Juni dieses Jahres wurden rund 30 000 Hektoliter Bier weniger versteuert, als in der gleichen Zeit des Vorjahres."

Entweder- oder

Ruft ,, Heil Hitler !" oder verhungert!

Viele standhafte Sozialdemokraten sind aus gleichgeschalte ten Gewerkschaften ausgetreten und sind nicht zum frei willigen Wiedereintrit zu bewegen. Nun sollen sie durch Drohung mit der Aushungerung zum Wiedereintritt ge­zwungen werden.

Der Deutsche Textilarbeiterverband, Ortsgruppe Reichen­ bach , Mylau , Neßschfau, versendet folgende Rundschreiben:

In Kürze ist mit einer Verfügung zu rechnen, daß nur dernoch Recht auf Arbeit hat, der organisiert ift; wer sich weiterhin weigert, seine Pflicht dem Volke gegenüber zu erfüllen, hat das Recht auf Weiterbes schäftigung verwirkt und muß mit seiner Ents laffung rechnen. Wir werden jedenfalls durch unsere Be­triebsvertretungen darauf sehen lassen, daß es in 3u tunft teine Schmaroßer mehr gibt, die nur ernten wollen, aber nicht säen, und unweigerlich gegen diese vorgehen!

Auch die Zahlung irgendwelcher Unterstügungen dürfte in Zukunft nur den Gewerkschaften vorbehalten bleiben, so daß die Organisierten also in doppelter Hinsicht überall bevorzugt werden.

Nochmals: Wir raten Ihnen in Ihrem eigenen Inter effe dringend, zur Wiederaufnahme oder zum Erwerb der Mitgliedschaft; je schneller die Zahl der Organisierten zu nimmt desto mehr ist an eine Senkung der Beiträge und Erhöhung der Leistungen zu denken. Irgend ein 3wang, sei er nun direkt oder indirekt, wie oben an: gegeben, kommt auf alle Fälle!

Heil Hitler! Kluge, Beauftragter der NSBO.

,, Ankurbler" und Gleichschalter"

( Inpreß). Am 8. Oftober wird bei dem Pfälzischen Weinlesefest der neue Wein seinen Namen erhalten. Für den Wein von 1932 wurde aus etwa 3000 Vorschlägen der schöne Name Anfurbler" gewählt. Der diesjährige Wein soll den Namen Gleichschalter" bekommen.

"

Flugzeugteilen wird erteilt. Probeflüge werden ausgeführt und die Bedienung des Flugzeugs wird gelehrt.

Kriegsspiele

In der Hacketäuerkaserne Köln- Mülheim liegen seit dem 6. August einige hundert jüngere Postbeamte, die zu militä­rischen Diensten resp. zur militärischen Ausbildung eins gezogen sind. Der Kursus" ist auf sechs Wochen berechnet. Es ist vorgesehen, die Kurse fortlaufend stattfinden zu lassen. In der 53er Kaserne werden zweimal wöchentlich die beim Stahlhelm organisierten jungen Menschen am Maschinen­gewehr ausgebildet.

Jeden Samstag finden auf der Wahner Heide militärische Uebungen statt. Die Uebungen werden als Kriegsspiele auf­

gezogen.

Nur wenn

Bürgermeister Schaller, Chef des Wohlfahrtsaml.s in Röln, erläßt folgende Verfügung, die in den Wohlfahrts­freisstellen ausgehängt wird: SA. und S. haben nur dann Anspruch auf Unterstützung, wenn sie in ihren Formationen jeden Tag vier Stunden Dienst tun."

Auch die mürben Knochen

Wohlfahrtsempfänger müssen in der Woche dreimal vier Stunden Pflichtarbeit verrichten. Davon dienen die ersten awei der militärischen Ausbildung.

Zwang!

Vor vierzehn Tagen sand in der Maschinenfabrik Humbold in Köln - Ralf eine NSBO.- Fahnenweihe statt. Die ganze Belegschaft wurde gezwungen, geschlossen zur Messe zu mar schieren sowie drei Eintrittskarten zu nehmen.

Hungerstrafe für Marxisten

Dem am Wohlfahrtsamt Elogiusplatz beschäftigten Stadt sekretär Karl Amberg aus Köln - Refrath wurde von der Re gierung wegen seiner Zugehörigkeit zur SPD. ein Ents ( assungsverfahren angehängt.

Bom Straßenbahnhof Off( Köln- Kalk) wurden plötzlich 40 alte, früher in der freien Gewerkschaft organisiert ges wefenen Straßenbahner wegen ihrer marristischen Ge finnung" fristlos entlassen.