Der Zukunftskrieg

Wie er uns anstiert

In der Vossischen Zeitung" Nr. 415 wird über die totale Mechanisierung des nächsten Krieges berichtet:

Auf dem Gebiet der technischen Erfindung hat im letzten halben Jahrhundert der Amerikaner Besonderes geleistet. So schreckte er auch auf dem militärischen Felde, wo man nach großen Kriegen bisher meist ein Festhalten an Ueber­tommenem verzeichnen kann, vor neuen Ideen in feiner Weise zurück. Wir hören von dem Gedanken, den Tank durch das Flugzeug bis weit über die feindlichen Linie befördern zu lassen, Gleisketten, die im 100- Kilometer- Tempo sich dre­hen, sollen die Landung eines solchen schweren Kolosses und das sofortige Wiederaufsteigen des Flugzeuges ermöglichen, dessen Verbindungen, gewaltige Greifer, nur gelöst zu wer­den brauchen, damit der Tank seinen eigenen Weg nehmen tann.

Donald E. Keyhoe, ein Publizist der Luftwaffe, schilderte fürzlich phantasievoll die Sturzflüge von Moskitoschwärmen Kleinster amerikanischer Bombenflugzeuge. General Mitchel entwarf das Bild eines Angriffs mit Lufttorpe= do 3, die auf 100 und mehr Kilometer aus dem angreifenden Flugzeug abgeschossen und von diesem ferngesteuert, nicht anders als die Torpedos der Marinen, ihre Ziele, wichtige Verkehrspunkte, Städte und Industrieanlagen erreichen. Vierzig Zentner Sprengladung schaffen eine vernichtende Wirkung, von der moralischen Erschütterung der Bevölke­rung gar nicht zu sprechen!

Vor wenigen Monaten hat die amerikanische Armee die ofliegende Festung", das größte Luftschiff der Welt,

getauft, ein Beppelinkreuzer, deffen Reichweite auf 18.000 Kilometer angegeben wird. 285 Meter lang, 44 Meter hoch, eine Nuglast von 200 Tonnen tragend und mit einer Be­satzung von mehr als 40 Köpfen ausgestattet, stellt die Ma­ con " einen neuen Typus der Luftwaffe dar. Sie soll we­niger selber Angreifer sein, als Flugzeug Mutter= schiff der Luft. Sie trägt, ähnlich wie ihre Schwester­schiffe zur See, das Flugzeug, das einen sehr geringeren Aktionsradius besitzt, in die Nähe der feindlichen Küste, schießt es mit Hilfe des Katapultes ab und ermöglicht so Aufklärung und Angriff.

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Aber in gleicher Weise sieht man auch drüben die Gefahr und sinnt auf ihre Abwehr. Schon wird von der Erfindung verdunkelnder Strahlen und von einer immer weiteren

Entwicklung der Nebeltechnik in der amerikanischen Fach­literatur gesprochen. Amerika , bisher dank seiner Lage in

Eine Richtigstellung

Nicht gegen die deutschen Flüchtlinge!

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Man schreibt uns: In der Samstagnummer der Deutschen Freiheit" veröffentlichten wir eine uns aus Paris zugegan­gene Meldung des Matin", nach der angeblich in Mezz eine Versammlung von 2000 Kaufleuten, Handwerkern, Gewerbe­treibenden, privaten Angestellten, Reisenden und Konsu­menten eine Entschließung angenommen habe, die sich in ihrer Konsequenz gegen die Niederlassung deutscher Flücht linge richtet. Mit dieser Nachricht scheint man auf inter­effierter Seite eine feindselige Haltung gegen deutsche Flücht­linge in Lothringen konstruieren zu wollen, die feines­wegs besteht. Aus einem Einladungszettel zu der frag­lichen Versammlung, der uns zufälligerweise zu Gesicht fam,

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einer fast unangreifbaren Stellung, wird eines Tages sel­ber den Luftangriff fürchten müssen schwimmende In­seln im Ozean, Flugzeug- Mutterschiffe der feindlichen Ma­rine wie der Luftflotte und natürliche Stüßpunkte im weiten Raum des Atlantischen und Pazifistischen Ozeans bilden die Ausgangsbasis für den Angreifer. So sieht man jedenfalls das Zukunftsbild.

Wie ernst die Militärs in USA . die Lage beurteilen, da­für sprechen viele Stimmen. Ein hoher Offizier verglich sie fürzlich mit 1914, nur daß sie international noch weit ge= spannter sei. General Mitchel verlangte eine entschlossene Einstellung des amerikanischen Bürgers auf das Gegen­wartsbild des Krieges. Nicht 50 vom Hundert des Militär­etats sei für die Flotte, 40 vom Hundert für die Armee und 10 vom Hundert für die Luftwaffe zu verwenden, sondern lettere müsse den halben Etat, also 50 vom Hundert bean= spruchen. Amerifa ist im Begriff, das größte Kriegsschiff­bauprogramm seit 1919 in Angriff zu nehmen. Es will die im Rahmen der Verträge von Washington und London be­stehenden Möglichkeiten voll ausnußen. Seine Aktivität gilt bei allen in erster Linie der Technik des Krieges. Es geht hierbei führend unter allen Armeen der Welt seinen Weg. Es stellt den Menschen in den Dienst der Maschine auch im Falles des Krieges. Wird sich aber wirklich ein Konflikt er­geben?

Der erste Luftschutzkeller Eine Mustereinrichtung in Berlin

Der erste Musterfeller für Luftschutz in Berlin

Die Totenlampe von Loretto

Auf der Höhe von Loretto schlafen in einem Wald von schwarzen Kreuzen dreißigtausend tote deutsche Soldaten. In den Ruinen der Kirchen d'Ablain- Saint- Nazaire, vor der Totenlampe unter roten Fahnen hat jetzt die sozialistische Jugend, die im Herzen der schwarzen Erde" Frankreichs , an den Bergwerken von Nens zu einer Studienwoche ver­sammelt war, eine ergreifende Trauerfeier abgehalten. Das Lied von der jungen Garde" und die Klänge der Internationale" drangen beschwörend in das Massengrab der gefallenen Soldaten.

" Ihr seht dort unten die Fabriken," sagte der Franzose Chauchoy, in denen Menschen für den Kapitalismus ar­beitern. Hier seht ihr die Tausende, die für den Kapitalismus gefallen sind."

Der Desterreicher Felig Kane B, Mitglied der Exekutive der Jugendinternationale, erwiderte: Ich bin der einzige Genosse unter Euch, der die deutsche Muttersprache spricht. Ich bin der einzige, der während des Krieges Euer Feind sein mußte. Es ist für mich eine heilige Pflicht, inmitten dieser Schlachtfelder, in denen die Toten vereinigt ruhen, zu glauben, daß ihr Opfer nicht vergeblich war. Die Jugend aller Länder muß an der Spitze des Kampfes gegen den Weltfaschismus stehen."

Als als Letter der französische Jugendsekretär Rene Dumon von der Schuld der Unternehmer und Generäle am Kriege sprach, warfen sich französische Camelots auf ihn und entrissen ihm eine rote Fahne, die die sozialistische Jugend von Lille zurückeroberte.

Ein Zug von Tausenden von blauen Blusen und roten Krawatten, Drei- Pfeile an der Brust, umwandelte dann die gewaltige Totenstätte und endete diese großartige Demon­stration mit dem Schwure: Nie wieder Krieg!"

ist im Hauſe Potsdamer Straße 104, Ede Kurfürstenstraße, Vaterlandslose Gesellen"

eröffnet worden. Das Haus ist durch große Pfeile kenntlich gemacht, die nach dem Eingang des Kellers weisen. Vor dem Schußraum selbst befindet sich ein Vorraum, die sogenannte Schleuse", in dem alle Personen, die in den Keller flüch­ten wollen, ihre Kleider wechseln müssen, damit die in dem Schußraum Anwesenden durch Gas nicht infiziert" werden. Der Schußraum enthält zwei Abteilungen, eine für die Bewohner des Hauses, die andere für Passanten. Die Räume enthalten außer allen erforderlichen Geräten eine Anzahl Schlafkojen, Trinkwasser, Waschwasser und Haus­apotheken.

Ruhelos!

Die Verfolgung der politisch Verdächtigen

Alle ehemals politisch tätigen Menschen in Deutschland , die nur wegen ihrer Gesinnung in Gefängnisse oder Kon­zentrationslager gesperrt wurden, werden nach ihrer Frei­lassung in der schäbigsten Weise weiter schikaniert. Alle diese Freigelassenen werden unter Polizeiaufsicht gestellt und haben sich täglich ein oder mehrere Male bei der Polizei aur Kontrolle zu melden. In den kleinen Orten der Provinz Brandenburg dürfen sich die polizeilich Kontrollierten nicht bei der Polizeibehörde ihres Ortes melden, sondern müssen Landratsamt melden. Von Arbeitern, die, in Arbeit stehen, verlangt man, daß sie sich frühmorgens um 6 Uhr oder Fends um 9 Uhr bei der Polizei melden. Jedes Fernbleiben von der vorgeschriebenen Melbung wird streng bestraft.

Eine Ehre

Der in Karlsbad erscheinende Neue Vorwärts" schreibk zu der Aberkennung der Reichsangehörigkeit:

Die Sozialdemokraten, die zu vaterlandslosen Gesellen erklärt worden sind, waren zum großen Teil im Gegensatz zu zahlreichen Mitgliedern der Hitlerregierung während des Krieges Soldaten und im Schüßengraben. Sie haben stets nach besten Kräften der Sache des arbeitenden Volkes in Deutschland gedient und werden das selbstverständlich auch weiterhin tun. Daran kann kein Beschluß der Ber­ liner Machthaber etwas ändern. Von ihnen vater= landslos erklärt zu werden, ist nur eine Ehre. Und die feierlich angekündigte Vermögensfonfis­fation spielt gegenüber den furchtbaren Opfern, die die Funktionäre der Arbeiterbewegung drinnen im dritten Reich" zu bringen haben, keine Rolle.

Für die Zukunft aber soll es nicht ohne Bedeutung bleiben, daß sich die gegenwärtigen Machthaber in so'cher Weise über den bürgerlichen Begriff des heiligen Eigen­tums hinweggesetzt haben. Die entschädigungslose Ent­eignung ist auf die Tagesordnung der deutschen Politik gestellt worden. Sie wird von ihr nicht wieder ver­schwinden!"

geht eindeutig hervor, daß es sich hier um eine Kundgebung sich täglich bei dem zwei bis drei Fußstunden entfernten Schweiz

des genannten Personenkreises gegen örtliche Miß= stände und gegen Lokalbehörden handelte. Die Meldung des Matin" trifft also in der von uns am Samstag wiedergegebenen Form nicht zu.

Nibelungenstraße

Der Bürgermeister Moosbauer von Passau teilte mit, daß der Bau einer Nibelungenstraße" von der holländischen Grenze über Köln , Frankfurt , Regensburg , Passau , d. h. bis an die österreichische Grenze, gesichert sei. Es scheint sich bei dieser Straße weniger um ein Projekt der Arbeits­beschaffung zu handeln, als um den Bau einer strategischen Magistrale.

Sontamara

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ROMAN VON IGNAZIO SILONE

Vorwort

Das, was ich hier erzählen will, hat sich letztes Jahr in Fontamara zugetragen.

Dies Fontamara ist das ärmste und rückständigste Dorf der Marsica im Norden des entwässerten Sees von Fucino . Auf steiniger Höhe, rund um eine baufällige Kirche, liegen an die hundert armselige Hütten, alle einstöckig, un­regelmäßig, vom Wetter geschwärzt, von Regen und Wind beschädigt, die Dächer mit Ziegeln und allerlei Scherben schlecht gedeckt. Die meisten dieser Behausungen haben eine einzige Deffnung; Türe, Fenster und Kamin zugleich. Innen kein richtiger Fußboden, dafür aber feuchte Mauern: da wohnen, schlafen und essen die Menschen, zeugen Männer und gebären Frauen, da hausen Schweine, Esel, Ziegen und Hühner.

Mehr wäre über Fontamara wahrlich nicht zu sagen, hätten sich dort nicht so merkwürdige Dinge zugetragen. Ich habe die ersten zwanzig Jahre meines Lebens in Fontamara verbracht und mehr wäre darüber auch nicht zu sagen.

Während zwanzig Jahren der gleiche Himmel, die gleiche Erde, der gleiche Regen, der gleiche Schnee, die gleichen Häuser, die gleiche Kirche, die gleichen Feiertage, das gleiche Essen, das gleiche Elend: ein Elend, von Vätern überkommen, die es von Großvätern geerbt, die es wiederum von ihren Großvätern übernommen.

Ein Leben von Mensch, Tier und Erde im ewigen Kreis­lauf, im Wandel der Zeiten, im Wechsel der Natur. Zuerst kommt das Säen, dann das Jäten, dann das Schneiden, dann das Schwefeln, dann das Ernten und dann kommt die Weinlese. Und dann?

Wiederum:

Das Säen, das Jäten, das Schneiden, das Schwefeln, das Ernten und dann die Weinlese.

Immer das gleiche, das unabänderlich gleiche. Jmmer.

In den kleinen Industrieorten Brandenburgs werden die dort bekannten Funktionäre der Arbeiterbewegung fortgesetzt behelligt. Ihre Post wird streng kontrolliert, ihre Wohnungen werden in regelmäßigen Abständen durchsucht. Und wenn sie nur zu zweit auf der Straße sprechend angetroffen werden, werden sie bestraft. Der faschistische Terror wirkt sich gegen die allen bekannten Arbeiterfunktionäre noch viel schärfer aus, als in der Großstadt.

Die Jahre gehen hin, die Jahre häufen sich, die Jungen werden alt, die Alten sterben und man sät, man jätet, man schneidet, man schwefelt, man erntet und man hält die Wein­lese. Und dann, was noch?

Dasselbe. Und danach? Immer dasselbe. Jedes Jahr wie das vergangene Jahr, jede Jahreszeit wie die frühere, jede Generation wie die gewesene.

Während der Regenzeit befaßt man sich mit Familienange­legenheiten. Das heißt: man bekämpft sich. In Fontamara gibt es keine zwei Familien, die nicht verwandt wären. In fleinen Orten sind ja meistens alle miteinander verwandt. Alle haben darum gemeinsame Interessen. Daher krakeelen auch alle miteinander. Es sind immer die gleichen Streitig= keiten, endlose Streitigkeiten, die sich von Generation zu Generation vererben, in endlosen Prozessen, endlosen Aus­gaben, um festzustellen, wem eine Dornhecke gehört. Die Dornhecke brennt ab, aber der Zwist glimmt weiter.

Alles ist zwangsläufig. Man legt 20 Soldi in einem Monat zurück, im nächsten 30, Sommersende sogar 100 Soldi; das mag in zwölf Monaten an die 30 Lire geben. Aber dann tommt Krankheit oder sonst ein Unglück und da ißt man die Ersparnisse von zehn Jahren wieder auf. Und man beginnt von vorne: 20 Soldi, 30 Soldi, 100 Soldi im Monat. Und dann von neuem dasselbe. Im flachen Land ändert sich aller­lei. In Fontamara ändert sich nichts. Die Erde ist karg, unfruchtbar, steinig. Das bißchen Boden ist aufgeteilt und mit Hypotheken belastet. Kein Bauer besißt mehr als einige Hektar.

Die Trockenlegung des Sees von Fucino hat in den letzten achtzig Jahren eine solche Temperatursteigerung bewirkt, daß die Kulturen der umliegenden Hügel ganz zerstört, die Del­bäume vollständig vernichtet sind. Die Traube ist krank und kommt nur selten zur völligen Reife. Sie muß Ende Oktober, ehe der erste Schnee fällt, gepflückt werden und gibt einen herben, zitronensauren Wein. Die gleichen armen Bauern, die ihn herstellen, müssen ihn schließlich auch trinken.

Eine so große Armut kann die getrocknete Erde des Fucino­Sees, die heute zu den fruchtbarsten Gebieten Italiens ge­hört, nicht wettmachen. Die ungeheuren Reichtümer, die sie hervorbringt. bleiben nicht an Ort und Stelle, sie wandern in die Stadt.

Zusammen mit riesigen Ländereien um Rom und in der Tocuna sind die 14 000 Hektar des Fucino Eigentum eines

Schweiz verstärkt Grenzwachen

Die verschiedenen Vorfälle der letzten Zeit haben die eid= genössischen Behörden veranlaßt, die Mannschaftsbestände der Grenzbewachung an der gesamten Nordgrenze zu vers stärken. Zudem ist das Grenzwachtpersonal mit gela= denen Karabinern ausgerüstet. Die Schweiz ist ents schlossen, unter allen Umständen die Unverleglichkeit der Landesgrenze zu wahren, sollte es auch zu Zwischenfällen kommen, wie sie bekanntlich schon an der deutsch - österreichi­schen Grenze passiert sind. Die eidgenössischen Behörden haben ferner an der gesamten Nordgrenze regelmäßige Fahrradpatrouillen eingesetzt.

sogenannten Prinzen Torlonia. Dieser stammt von einem Auvergnaten, einem gewissen Torlogne ab, der sich anfangs des letzten Jahrhunderts mit einem französischen Regiment in Rom niedergelassen hatte. Dort spekulierte er auf Krieg, dann auf Frieden, dann mit Salz, dann auf den 48er- Krieg und auf den ihm folgenden Frieden, auf den Krieg von 1859 und auf dessen Frieden, auf die Bourbonen und auf deren Ruin. Nach den 60er Jahren gelang es ihm, sich bei niedrig stehenden Aktien einer neapolitanisch- französisch- spanischen Gesellschaft zu bemächtigen: nach den der Gesellschaft vom König von Neapel zuerkannten Rechten hätte Torlogne während 90 Jahren die Nußnießung des trockengelegten Bodens haben sollen. Aber als Entschädigung für seine der piemontesischen Dynastie geleisteten politischen Dienste erhielt er das fruchtbare Land zu ewigem Besitz, wurde mit dem Herzogstitel, später mit dem Prinzentitel ausgezeichnet.

Besagter Prinz Torlonia" hat eine eigene Garde zum Schutz seines Eigentums. Ein rund 60 Kilometer langer Graben umgibt sein riesiges Gut. Um hinüberzukommen, muß man über Zugbrücken gehen, die nachts hochgezogen werden. Niemand hat das Recht, in der weiten Ebene Hütten oder Häuser zu bauen.

Hier arbeiten an die 10 000 Cafoni. Für Cafoni" gibt es im Deutschen kein entsprechendes Wort. Es sind die Aermsten unter den Bauern. Der sogenannte Prinz Tor­Ionia" überläßt sein Land den Advokaten, Aerzten, Notaren, Lehrern und reichen Bauern der Umgebung, die es ihrerseits wieder verpachten oder auch selbst bebauen, indem sie ärmere Cafoni als Taglöhner einstellen. In allen größeren Orten am Rande des Talkessels findet daher jeden Morgen ein Cafoni- Markt statt, wo Torlonias Pächter Tag für Tag neue Arbeitshände anwerben. Die Cafoni müssen 5 bis 12 Kilometer marschieren, um zu ihrer Arbeitsstätte zu ge­langen.

Die ungeheuren Reichtümer, die Torlonia jährlich aus dem Fucino schöpft, stehen zum Elend der Cafoni in schreien­dem Widerspruch: 300 000 Zentner Zuckerrüben, 300 000 Zentner Getreide, 10 000 Zentner Gemüse aller Art.

Die Rüben des Fucino werden von einer der bedeutendsten Zuckerfabriken Europas verarbeitet. Für die Casoni aber, die den Zucker bauen, bleibt er ein seltener Leckerbissen, den sie nur im Osterkuchen zu schmecken bekommen. Fast das ganze Getreide des Fucino wandert in die Stadt, wo Weiß­