Deutschland   und Italien  

Eine sehr kritische Untersuchung

Die Beziehungen zwischen Deutschland   und Italien   wer­den soeben in einem Fleinen Werk untersucht; trotz der Freundschaftsbeteuerungen für Deutschland  , die auf jeder Seite wiederholt werden, kann man es als einen ersten Alarmruf betrachten, den ein Italiener vor gewissen Ge­fahren, die die Naziherrschaft mit sich bringen könnte, aus­stößt. i

Wie der Verfasser, Herr Giovanucci sagt, ist dieses Buch Hitlerdeutschland und Italien  " im vergangenen Mat geschrieben worden; es findet im Buchhandel riesigen Ab­jazz.

Der Berfasser schreibt, daß das Erwachen Deutschlande für Italien   durch das Beispiel, das Italien   gegeben hat, ein Grund zum Stolz" sein kann, aber, so fügt er hinzu, das dürfe es in feiner Weise blind machen. Es müsse im Gegen­teil Italien   zum Nachdenken bringen. Es ist in der Tat die rassische Einheit, die die Grundlage des nationalsozialisti schen Programmes darstellt und die auf feinen einzigen Deutschen   der Tschechoslowakei  , des Elsaß  , Polens  , Lothrin­ gens   und der Nachfolgestaaten des ehemaligen Oesterreich" also auch Italiens  , Verzicht leisten will.

Das faschistische Italien   konnte die herzlichsten Beziehun­gen zu der Nationalsozialistischen   Partei haben, solange diese in der Oppofition blieb, aber es ist klar, daß ihre Stellung zu uns sich vollkommen gewandelt hat, feit fie die einzige Regierungspartet geworden ist. Logischerweise müssen mir unser Urteil revidieren.

Man kann sich fragen, was Deutschland   uns gegeben hat, oder was es uns bis jetzt im Ernst versprochen hat; Worte und Phantasien, aber nichts Wirkliches, wenn man von der

Befriedigung unserer schlechtesten Eigenschaft absteht: unse­rer nationalen Eitelkeit." Dagegen ist die wirtschaftliche und finanzielle Unterstützung, die Italien   Deutschland   geleistet hat, außerordentlich groß" gewesen, und vom internationa­len Standpunkt au hat Italien   seit vielen Jahren- wer auch immer Deutschland   vertrat, Stresemann, Brüning oder von Papen zu der teilweisen Verwirklichung des Hitler­programmes beigetragen, in Fällen, wo, wie in Lausanne  , Deutschland   vollkommen isoliert und vielleicht jeder Hoff­nung beraubt war, seine materiellen und moralischen Be­dingungen zu mildern". In einem Wort: Italien   hat alles gegeben, ohne irgendetwas zu empfangen.

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In Deutschland   nimmt man die Italiener nicht ernst"; man antwortet ihnen, daß Italien   durch sein Entgegenkom. men heute nicht mehr allein dasteht. Der Deutsche   will nicht an die bürgerliche und politische Gleichwertigkeit taltens glauben. Das Programm Hitlers   würde, wenn seine 25 Punkte verwirklicht werden würden, einen moralischen und materiellen Block Europas  - eine Einheitsfront genen die Hitlerpartei" rechtfertigen.

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Aber der kritischste Punkt in den deutschitalienischen Be­siehungen ist der des Anschlusses, der für Jialien eine Le­bensfrage bedeutet. Wenn Osterreich von Deutschland ab­hängig werden würde, so witcbe das für uns den Krieg bedeuten den Krieg des Beils".

Es bleibt noch das Südtirolproblem. Bon Herrn Hitler ist es offiziell niemals vor seinem Volke angeschnitten 10r­den, aber ich weiß, was für Erklärungen und was für per sönliche Versicherungen er gegeben hat, bevor er zur Macht tam und vielleicht auch später".

Dänischer Protest

Dänemarks   Ministerpräsident wendet sich gegen die nationalsozialistischen Umtriebe in Schleswig  

Ministerpräsident Stauning hat an einer großen poli- geblich wäre, denn der Wille des dänische n

tischen Kundgebung in Haderslew( Süd- Jütland) teilgenom Boltes werbe jeben berartigen Versuch zum Boltes werbe jeben berartigen Bersuch um

men. Er hielt eine Ansprache, in der er sich mit der Hit Terpropaganda augunsten einer Grenarevi fton befaßte.

Nachdem er ausgeführt hatte, daß er nicht glaube, daß das Glück des Volkes durch irgend eine Diktatur erreicht werden könne, betonte er, daß, wenn Dänemark   anderen Völkern das Recht zuerkenne, ihre eigene Regierungsform zu wählen, man nicht vergessen dürfe, daß es dem Wesen nach ein de­mokratisches Land bleiben wolle.i

Würde sich jemand bemühen, eine Veränderung unserer Ronstitution anzustreben, fügt der Redner hinzu, so dürfe er fich schnell klar werden, daß ein solches Unterfangen ver

Scheitern bringen.

Niemals werden die Dänen mit Maschinengewehren, noch durch eine Polizei besonderer Art, noch durch eine Führer­gruppe, die sich auf eine Soldateska stützt, regiert werden. Wenn aus Abenteuerlust verschiedene Elemente mit Hilfe des Auslandes zugunsten einer Grenzrevision Machenschaften anzetteln, oder wenn sie gewaltsam sich auch nur der kleinsten Parzelle unseres Landes zu bemächtigen suchen, so werben ste sich unmittelbar dahin belehrt sehen, daß eine derartige Unternehmung absolut un­möglich ist.

Sturm auf die Generalsynode

Auszug der Opposition nach bewegten Szenen

Am Dienstag tagte in Berlin   die preußische Generalfynode der Evangelischen Kirche, die ganz im Zeichen der national­sozialistischen Deutschen Christen" stand. Der angenommene Arier Pargraph enthält die Bestimmung:

als Geistlicher oder Beamter der allgemeinen kirchlichen Verwaltung dürfe nur berufen werden, wer die für seine Laufbahn vorgeschriebene Vorbildung befiße und rückhalte los für den nationalen Staat und die Deutsche Evange lische Kirche eintrete. Wer nichtarischer Abstammung oder mit einer Person nichtarischer Abstammung ver heiratet sei, dürfe nicht als Geistlicher und Beamter der allgemeinen firchlichen Verwaltung berufen werden. Geist­liche und Beamte arischer Abstammung, die mit einer Per fon nichtarischer Abstammung die Ehe eingehen, seien zu entlaffen.

brüderliche Zusammenarbeit gewährleistet werde. In dieser Hoffnung fei man enttäuscht worden. Bei wichtigen Wahlen habe man die Grundsäße der Verhältniswahl nicht an­gewandt. Auch bei der Beschlußfassung über das Beamten gefeß, das die Grundsätze des staatlichen Beamtenrechts auf die Kirche übertrage, entstehe die Frage, ob hier nicht der dritte Artikel des Glaubensbekenntnisses verletzt werde. Nach dieser Erklärung verließ die Gruppe" Evangelium und Kirche  " d

geschlossen den Saal,

nachdem es schon im Verlaufe der vorausgegangenen De­

batten über die Errichtung der Landesbistümer und über ben

Unter starker Spannung der Versammlung gab Präses teilweise scharfen Zusammenstößen gekommen und von seiten

D. Koch im Namen der Gruppe Evangelium und Kirche  " eine Erklärung ab. Seine Gruppe sei zu der Generalsynode gekommen in der Hoffnung, daß ein endgültiger Schlußstrich unter die Ereignisse der letzten Monate gezogen und eine alecersy doon ng baw

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30000 Häuser überschwemmt

Ein Taifun, der über die westliche Hälfte von Tokio   fegte, überschwemmte über 30 000 Häuser in Osaka   und über 1000 in Tokio  . Eine große Anzahl von Fischerbooten wurde zerstört. Der Taifun brachte eine merkliche Abkühlung, nachdem die Hiße die höchste Temperatur feit 40 Jahren er­reicht hatte.

23 Tote

Schweres Eisenbahnunglück im Staate Neuyork Binghamton( Neuyork), 6. Sept. Ein furchtbares Eisenbahnunglück hat sich hier ereignet. In voller Ges schwindigkeit fuhr ein Güterzug auf einen Personenzug auf. Die letzten beiden Wagen des Personenzuges sind vollkom men zertrümmert. Soweit man bisher übersehen kann, hat dieses Unglück 28 Tote und weit über 100 Berlegte gekostet. Dollfuẞ   greift durch!

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Er schlägt sie mit ihren eigenen Waffen!

Rodistol Bien, 5. September. Eine neue, heute in Kraft getretene Notverordnung, die fich wiederum gegen die Nationalsozialisten richtet, sieht vor, daß der Kostenerfaz für außerordentliche Sicherheitsmaß nahmen wie Heranziehung von Hilfsmaßnahmen, Trans port- und Reiseanslagen und Unterbringungskosten denje: nigen Personen auferlegt werden kann, welche diese Maß­nahmen verursacht oder gefördert haben. Die Verordnung billigt auch die von den Unterbehörden schon lange gefor: derte Aufstellung von sogenannten Pugscharen", in die be= liebige Personen an Stelle der wirklichen Täter gezwungen werden können, gemalte Hakenkreuze, Aufschriften usw. zu entfernen. Weigern sich die Personen, einem Befehl nachs zukommen, so werden sie mit Arrest bestraft! disid

Arierparagraphen zu heftigen Auseinandersehungen und der Deutschen Christen  " die Forderung erhoben worden war, Präses D. Koch aus dem Saal zu weisen.- Die Gesetz­entwürfe wurden mit der erforderlichen Zweidrittelmehr­heit angenommen.

Schluß des Zionistenkongresses

Der 18. Zionistenkongreß hat seine Arbeiten beendet. Bei den Neuwahlen für die Exekutive wurde Nahum Soko­ low   zum Präsidenten gewählt, Dr. Weizmann wurde beauftragt, die Arbeiten zur Ansiedlung deutscher   Juden in Palästina im Einverständnis mit der Erefutive au leiten.

Englands Arbeitslosenzahl

Die Zahl der Arbeitslosen in England hat am 21. Auguft mit insgesamt 1843 517 um 81 088 gegenüber dem

Bormonat abgenommen. Der Rückgang gegenüber der ent­sprechenden Zeit des Vorjahres beträgt 448 601.

Verurteilung eines Zentrumsjournalisten

Der ehemalige Chefredakteur des Wiesbadener   Zentrums­blattes, Dr. Geute, wurde wegen Beleidigung des Reichs­kanzlers und der Reichsflagge, die er in einem Zotal äußerte, zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten ver urteilt.

Normann Davis, der amerikanische   Delegierte für die Abs rüftungskonferenz, ist in Plymouth   eingetroffen.

Das Luftschiff Graf Zeppelin  " ift Dienstag nachmittag in Pernambuco   gelandet.

Bei dem kürzlichen Orkan in der Umgebung von Cristobal auf Stuba kamen etwa 300 Menfchen um. Durch die vorzeitige Explosion einer Feuerwerksrakete in Teramo  ( Abruzzen  ) erlitten 6 Arbeiter schwere Verlegungen.

Der Hochschüler Josef Robin and London  , ber feit bem 26. Auguft verschollen war, wurde gestern zwischen dem eis wandspit und dem Naßfeld etwa 50 Meter tief in einer elas wand von einer Rettungsexpedition als Leiche geborgen,

Italien   und die Sowjets

Paris  , 6, Sept. Der Temps" schreibt: Raum ist der italienisch- russische Nichtangriffspakt geschlossen, und schon meldet man, daß sich Herr Tschintschut, der Botschafter der USRR. in Berlin  , von neuem nach Rom   begibt, um sich mit den faschistischen Stellen in Verbindung zu setzen und unter Umständen mit Mussolini   zu verhandeln. Ist dieser Schritt auf eine Anregung Moskaus   zurückzuführen, oder ist er von der italienischen Regierung veranlaßt worden? Jedens falls steht fest, daß die über diesen Gegenstand veröffentlichten Mitteilungen kein Geheimnis daraus machen, daß Herr Tichintschuk die Absicht hat, die Frage der Beziehungen zwischen Berlin   und Moskau   zu erörtern, eine Frage, die offensichtlich die Diktatoren des Kreml   lebhaft be: schäftigt. Es ist möglich, daß die Sowjetpolitiker sich des italienischen Einflusses in Berlin   bedienen wollen, um zu versuchen, die Bedrohung, welche Hitlerdeutschland für die Sowjetunion   darstellt, zu beseitigen; es ist auch wahrschein lich, daß es Italien   nicht mißfällt, zwischen Deutschland   und Rußland   die Vermittlerrolle zu spielen, die sie, allerdings ohne bis heute wirkliche Ergebnisse zu erzielen, zwischen Defterreich und Deutschland   zu spielen sich bemüht. Das alles paßt gut in den Rahmen Prestigepolitit, welche für die ganze Wirksamkeit des Duce charakteristisch ist..

Durch den Patt gibt Italien Rußland die formelle Zus ficherung, daß der Viererpaft, im Gegensatz zu den anfäng­lichen russischen   Vermutungen, nicht gegen die Sowjetunion  gerichtet ist und nicht einen Nat der Großmächte unter Aus­schluß Moskaus   und gegebenenfalls gegen Moskau   bilden foll. Außerdem wird durch den Artikel, der die gegenseitige Berpflichtung feststellt, in feinem Fall zu den Waffen zu greifen, sei es allein oder sei es im Bündnis mit einer dritten Macht, wie durch den Artikel, der die beobachtende Neutrali­tät in einem Konflikt der vertragschließenden Parteien mit cinem andern Staat definiert, die Möglichkeit ausgeschaltet, daß Italien   gegen Rußland   Stellung nimmt, z. B. im Falle eines Krieges zwischen der Sowjetunion   und Deutschland  oder bei einem ruffisch- japanischen Zusammenstoß. Italien  gibt also nicht allein formelle Zusicherungen, die geeignet find, die Besorgnisse auszuräumen, welche die italienisch- deutsche Freundschaft in Moskan erregt, sondern es bekräftigt auch die Unabhängigkeit seiner Politik gegenüber dem Hitler: reich, was nicht ohne Bedeutung für die allgemeine euro­ päische   Politik ift.

Zweite Zweite Revolution in Kuba  

Neuyork, 5. September. Wie aus Havanna   gemeldet wird, ist in der kubanischen  Armee eine Revolte ausgebrochen, an der sich sowohl Mann­schaften als auch die niederen Chargen beteiligen. Die Men: terer stehen unter der Führung eines Sergeanten namens Batista. Die Studenten und die niederen Chargen der Marine haben fich den Meuterern angeschlossen, die in Ha= vanna an den die Stadt beherrschenden Punkten, besonders an den Straßeneden, Maschinengewehre in Stellung ge= bracht haben. Die Offiziere sind von den Aufständischen ge= fangen genommen worden. Wie man hört, beabsichtigen die Menterer, eine linksradikale Regierung einzu­sezen. Es besteht die Möglichkeit, daß die Regierung der Bereinigten Staaten von der kubanischen   Regierung um Hilfeleistung gebeten wird.

Havanna  , 5. September.

Eine ans 19 Mitgliedern bestehende revolutionäre Junta hat einen Bollzugsausschuß von fünf Mitgliedern mit der Aufgabe betraut, die fubanische Regierung bis auf weiteres zu übernehmen. Die Beauftragten begaben sich in den Pas laft des Präsidenten, um Gespedes davon zu unterrichten, daß die Verwaltungsgeschäfte auf sie übergegangen seien.

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Washington  , 5. Sept. Staatssekretär Hull   hat ange= ordnet, daß ein amerikanischer 10 000- Tonnen- Kreuzer und drei Zerstörer sofort nach Kuba   auslaufen sollen zum Schut und Eigentum der dortigen amerikanischen   Staatsange­hörigen.

Aus Havanna   wird gemeldet: Der provisorische Präs fident Decespedes ist zurückgetreten. Der Sergeant Batista wurde zum Kommandeur der Armee ernannt, deren Offi: ziere verhaftet wurden.- Vier Mitglieder der Geheim: polizei Machados wurden gestern vom Pöbel ermordet.

Um Spaniens   Regierung Das republikanisch- sozialistische Kabinett gefährdet?

Paris  , 6. Sept. Journal" meldet aus Madrid  , die Lage der Regierung scheine nach den Wahlen vom Sonntag äußerst gefährdet zu sein. Die Blätter stellen übereinstimmend feft, daß von den 60 000 Stimmen für den Gerichtshof betreffend die verfassungsmäßigen Garantien 33 000 gegen die Regie: rungskandidaten abgegeben wurden. Es ist erwiesen, daß ein Abgleiten nach rechts fich bemerkbar macht. Der Innens minister hat, als er den Journalisten die legten Wahlergeb nisse mitteilte, die Niederlage des Regierungsfozialismus zu­gegeben. Ministerpräsident Azana   wird in den politischen Kreisen besonders heftig angegriffen.

Kundgebung gegen Hakenkreuz

Paris  , 6. Sept. In Toulon   versuchte gestern, wie Havas berichtet, die Menge dagegen zu demonstrieren, daß der Hamburger Frachtdampfer Norburg  ", der mit einer Ladung Pflastersteine für die Stadt Toulon   eingelaufen ist, am Großmast die Hakenkreuzfahne gehißt hatte. Die Demons stranten verlangten die Niederholung der Flagge. Polizei griff ein und seßte der Menge auseinander, daß die Haken­freuzflagge von Frankreich   und allen übrigen Mächten offiziell anerkannt worden sei, Hierauf gingen die Demons stranten auseinander. Das Polizeiaufgebot am Hafenkai wurde jedoch vorsichtshalber verstärkt.

Acht Sowjetfunktionäre tot

Mo 3f a u, 5. Sept.( TU.) Am Dienstag stürzte bei Moskau  ein schweres Bombenflugzeug ab, in dem sich der stellver­treterbe Kommissar für Schwerindustrie, Baranow, der anßerordentliche Kommissar für den Ausbau des Flugzeugs wesens, Golomann  , der Generaldirektor der russischen staatlichen Flugzeugwerke, Gorbunow, das Mitglied des Staatsplankomitees der Sowjetunion  , Sarsar und vier Begleiter befanden. Alle acht Insassen sind tot. Baranow war früher Chef der russischen   Militär­fliegerei. Sarjar befehligte das russische   Fluggeschwader bei seinem Flug Moskau  - Peking  - Moskau  . Amtlich wird als Grund des Unglücs ein Fehler am Motor angegeben.