Deutsche   Stimmen

Feuilletonbeilage der, Deutschen Freiheit"** Donnerstag, 7. September 1933* Ereignisse und Geschichten

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Hallo! Hallo! Hier Deutschlandsender! Heldenerziehung von Themes Bet

Motto: ,, Ueb' immer Treu und Redlichkeit"

Wir funken den Nachrichten dienst:

Reichskanzler Adolf Hitler   eröffnete heute im Beisein der Spiteln der Behörden die erste gleichgeschaltete Blumen­ausstellung in Mecklenburg  . Beim Betreten der Halle wurde er von der begeisterten Menge mit einem Groß­teil der ausgestellten Blumen beworfen. Der Führer wür­digte in einer längeren Rede die Verwurzelung des Volkes mit der deutschen Pflanzenwelt. Er sagte durch die Blume, daß das marxistische Unkraut mit Stumpf und Stiel aus­gejätet werden müsse, um der nordischen Edeltanne Platz zu machen. Hierauf wurde Adolf Hitler   in Anbetracht seiner verschiedenen Pflanzereien vom Vorsitzenden des Bundes zur Heranzüchtung arischer Gewächse zum Obersten Blumen­führer( Obluf) ernannt.

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In Plauen   im Fronvogtland wurden heute fünf Per­fonen, die im dringenden Verdacht stehen, im Jahre 1923 ab­fällige Bemerkungen über den Hund des jetzigen deutschen Reichskanzlers gemacht zu haben, in Schußhaft genommen. Die diesbezüglichen Greuelnachrichten im Ausland entbehren natürlich jeder Grundlage.

Aus Düsseldorf   wird ein folgenschwerer Zugszusam menstoß gemeldet. Ein in der Richtung zur Zweiten Revolu= tion marschierender Zug von SA.- Leuten stieß infolge Nicht­beachtung des Haltefignals mit einem von München   abge= laffenen Zug SS.  - Männer zusammen. Zwölf politisch Tote wurden mit Verlegungen des Führerprinzips und offenen Treuebrüchen in ein Konzentrationslager eingeliefert. Man zweifelt an ihrem Aufkommen gegen die Parteileitung.

Aus Oesterreich   häufen sich die Klagen über das Fehlen von Konzentrationslagern. Die gesamte Bevölkerung ist über

diese offensichtliche Benachteiligung gegenüber Deutschland  maßlos empört.thir ( 705)

Im Zuge der Arbeitsbeschaffungsaktion der Reichsregierung wurden heute 2500 Personen dem Konzen­trationslager Oranienburg   eingeliefert. Die verlassenen Stellungen wurden von SA. bezogen.

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Reichspropagandaminister Dr. Göbbels   hat heute eine Verordnung erlassen, wonach die Abhaltung von Feuer­werken Privatpersonen und Vereinen strengstens untersagt ist. Lediglich die Reichsregierung und die NSDAP  . haben das Recht, von diesem wichtigen Volksnahrungsmitel Gebrauch zu machen.

Zehn Hundertschaften Schupo, unterstützt vom Pionier­bataillon der Luftartillerie der Reichswehr  , ferner viertausend Mann SA., SS.   und Stahlhelm, veranstalteten gestern abend eine überraschende Razzia auf rassenverdächtige Liebespaare im Berliner   Tiergarten  . Unter dem Schuh der aufgebotenen Streitkräfte nahmen fünfzig 3htärzte mit Zirkel und Maßstab genaue Vermessungen an

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Sie rastet nicht und ruhet nicht,

die Hakenkreuzregierung,

bis jeder Deutsche im Gesicht

die Gasmaske trägt als Verzierung,

bis jedes Kind vor Schulantritt

Eck

1914

Scharfschießen und Strammstehen kann, des die Heldenerziehung fängt, Schritt für Schritt do im Kindergarten an.

Bis Keller und Boden im ganzen Land

gassicher und bombengedeckt, store all 153 und bis in jeder Männerhand die Handgranate steckt.

Bis daß auf jedem Bücherbrett ein Minenwerfer steht, und bis ein ganzes Volk adrett in Kriegsausrüstung geht. Bis daß ein ganzes Volk, gequält, im Traum noch exerziert, und wieder einmal, kampfgestählt, ins Stahlbad einmarschiert.

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den betroffenen Personen beiderlei Geschlechts vor. Von den Professur der SA.- Wissenschaft

insgesamt 731 perlustrierten Beziehungen erwiesen sich 315 als beiderseits minderrassig; bei 186 Paaren entsprachen der männliche und bei 207 der weibliche Partner nicht oder nur mangelhaft den gestellten nordischen Anforderungen. Nur 23 Beziehungen waren in jeder Beziehung einwandfrei. Der Reichslandwirtschaftsminister hat die Berliner   Zuchtkommis­sion wegen dieses Ergebnisses sofort ihres Amtes enthoben.

Wir sind am Ende. Gute Nacht, meine Damen, gute Nacht, Karo. meine Herren; gute Nacht, Deutschland  !

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Gechart Hauptmann   mit S.S.  

Ein Gespenst, das noch weiterlebt

Gerhart Hauptmann  , der Dichter der Bauernkriege und des Weberaufstandes, hat sich gleichgeschaltet. Mit einer Würdelosigkeit ohnegleichen, weder durch Altersschwäche noch durch Weltfremdheit zu entschuldigen, hat er die Hand zum Hitler- Gruß gehoben, hat er sich als Ehrengast in die Bar­barei eingedrängt. Mit einem Telegramm an Mussolini  hat es begonnen; der reine Tor" hat wie ein durchtriebener Diplomat gehandelt. Er ist nicht schnurstracks zu Hitler   über­gelaufen, er hat sich zuerst an den italienischen Diktator herangemacht, um die Welt auf seine Wandlung" schonungs­voll vorzubereiten. Dann hat er sich der Kuppelei des Schau­spielers Werner Kraus bedient; Werner Kraus hat sein " Festspiel 1913" zu Hitler   gebracht und Hitler   hat es als Festspiel des dritten Reiches" akzeptiert. Nun erst, da das Geschäft perfekt und die Huld der neuen Herren dem alten Dichter gewiß war, ist er aus der Reserve zum Angriff" übergegangen. Aus Berlin   wird gemeldet:

Die nationalsozialistische Presse verzeichnet mit Ironie die Anwesenheit Gerhart Hauptmanns   bei einem Feit

der SS.   in seinem Sommerfik Hiddensee  . Dieses nationalsozialistische Fest war dem Andenken Horst

An der Technischen Hochschule in Berlin   wurde eine Professur für Wehrverfassung errichtet und dem SA. Standartenführer Major von Arnim verliehen. Es wurde dazu nicht etwa eine Kriegsakademie oder Kadettenschule ausgesucht, denn diese sind im dritten Reich" vollkommen überflüssig. Die Hochschulen haben das Erbe anzutreten, wo die Pflege des Geistes, der Mann­haftigkeit und der Disziplin" zu der allerwichtigsten Aufgabe, wird, der Wehrwille" den Lernwillen ersetzt und das Stu­dium des Killens" in allen seinen Abarten Philosophie, Juristerei und Medizin" verdrängt.

Der SA.- Führer kommandiert die nazideutsche Wissenschaft. Wozu sind noch an den deutschen Hochschulen Männer wie Einstein  , Frank, Sauerbruch   notwendig, wenn man einen leibhaftigen Standartenführer und Major als Professor haben kann? Da ist wohl zu sagen: Heil die SA.- Wissen­schaft"!

Weffels gewidmet und es wurden verschiedene Gedichte Die Wetterfahne

vorgetragen, darunter ein Prolog Gerhart Haupt­ manns  . Die nationalsozialistischen Blätter teilen ferner mit, daß bei dem Absingen des Horst- Wessel  - Liedes Ger­ hart Hauptmann   gleichfalls mit dem Hitler   Gruß d a stand.

Die Naziblätter registrieren das mit mehr als berech tigtem Hohn: Sie schreiben, es sei ein Bild für Götter ge wesen", daß der Stern der demokratischen Machthaber" das Fest der SS. besuchte und sich zum Hitler- Gruß bequemte. Die anderen aber, für die Gerhart Hauptmann   mehr war als ein eitler und feiger Affe der Konjunktur, für die er deutschen Geist und deutsche Kultur verkörperte, wenden sich mit Schmerz und Ekel von diesem Schauspiel ab, von dieser Leichenschändung, die der Autor des SS.  - Prologes an dem Autor des Florian Geyer  " und der Weber" verübte. Ger­ hart Hauptmann   ist tot; weiterlebt ein Gespenst, das sich seinen Namen anmaßt. Eine Schattengestalt, die vor der SS. mit dem Hitler- Gruß kapituliert.

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Aus einem deutschen Blindenheim von Theodor Fanta

Es kam zu einem Streit zwischen zwei Blinden, denn keiner von beiden hatte bisher einen Juden gesehen. Der eine Blinde: Ich bin ein Jude."

Klar und stolz war die Antwort des Deutschen  : Sie sind frant Sie fönnen kein Jude sein, da Sie blind sind wie ich!"

Der blinde Jude legte die Hände auf seine zitternden

Bevor es zum Frühstück läutete, ist der blinde Jude, der sich aufgehängt hatte, fortgeschafft worden. Die blinden Deut schen hörten von diesem Vorfall nichts als die Bemerkung eines Wärters: Verdammt zähe Rasse ein Mensch mit gesunden Augen hätte es nicht besser machen können."

Lider( eine jüdiſche Geste in ihrer Spitfindigkeit) und fragte: 18 Kilometer Feuer und Kraft

" Ich muß morgen das Heim verlassen, darf ich mich von Ihnen verabschieden?"

"

Warum müssen Sie das Heim verlassen?"

" Weil ich Jude bin."

Der blinde Deutsche tastete sich vor, berührte den Menschen neben sich, wie ein Kind streichelt; mit der ganzen Innen­fläche der Hand, mit ausgespreizten Fingern. Und wie ein Kind fragte der deutsche   Blinde, wie ein Kind, das sofort " hüh!" und hott!" ruft, nachdem es auf den Rücken eines Pferdes gehoben wurde:

Wohin gehen Sie?"

Der Jude lächelt das aufreizend- jüdische Lächeln. Er fröstelte.

Beten Sie?" fragte der blinde Deutsche  .

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" Nein. Ich ich war neun Jahre alt. Es war das große Meer, das ich sah. Neun Jahre. Was ich sah. war neuy Jahre alt junge Wellen zum Spielen, eine Ferne, weit wie ein schulfreier Tag. Und die Wellen famen auf mich zu und liefen wieder fort. Wir lachten. Als ich zwölf Jahre alt war, fam eine schwarze Welle und lief nicht mehr fort. Vielleicht fann ich lächeln, weil ich Wellen auf mich zukommen, wieder fortlaufen sah. Und Sie, Herr Werner, Sie spielen gern Schach?"

Kreischend antwortete Herr Werner: Sie sind nicht blind! Sie haben uns zum Narren gehalten!"-

Ab!" Und dann war's vocüber

Die nationalsozialistische Presse gibt folgende Schilderung des großen Nürnberger   Feuerwerts: Um einen ungefähren Begriff von dem Ausmaß des Feuerwerks, das abgebrannt wurde, zu bekommen, muß man wissen, daß die Gesamtlänge aller aufgebauten Fronten 18 Rilometer be=

Die Weserzeitung" bringt über den Umbau des Reichs­präsidentenpalais in Berlin   eine Reportage. Das Amüsan­teste an diesem salbungsvollen Geschreibe ist folgendes: Das historische Bauwerk sei unter großen Schwierigkeiten im Innern völlig umgebaut worden, ohne die Fassade zu ver­ändern. Aeußerlich sei lediglich ein einziges Kennzeichen des Umbaus: Auf dem Dach des Hauses ist eine neue Wetterfahne mit der Jahreszahl 1933 ange= bracht worden!

Bei dem Nazikleid aus bester Nordwolle, das die Weser­zeitung" seit der Gleichschaltung" trägt, ist nicht anzunehmen, daß es sich bei der neuen Wetterfahne auf dem Hindenburg­dach um eine Bosheit handelt. Es ist die personifizierte Harmlosigkeit, die aus dieser Mitteilung spricht. Unsere Auf­gabe wird sein, diese Wetterfahne so gut geölt zu erhalten, daß sie ohne allzu großes Kreischen einem neuen Kurs sich fügt. Bis zu diesem Augenblick mag die Wetterfahne 1933" das Symbol der Gleichgeschalteten sein.

Das Schweizer   Asylrecht

In der außerordentlichen Generalversammlung des Schweizerischen Schriftstellervereins gab Dr. Mühle stein bekannt, er habe eine Flüchtlingshilfe für emigrierte deutsche   Professoren organisiert. Es sollte solchen Professoren einige Gastkollegien an schweizerischen Universitäten ermög­licht werden, aber die schweizerischen reaktionären und faschi­stischen Studenten verhinderten jede Möglichkeit dazu. Es haben nicht weniger als fünf Nobelpreisträger in der Schweiz   angepocht, doch vergeblich. Ferner habe die Schweiz   ein wenig großzügiges Asylrecht bezeugt, indem sie emige Schriftsteller, die sich politisch nicht betätigt haben, lediglich ihrer Gesinnung wegen ausgewiesen habe. Eine weitere interessante Mitteilung machte Dr. Mühle= stein über eine Vermittlung für deutsche   Professoren in Konstantinopel  , wo 35 Abschlüsse zustande gekommen sind.

trag und die Pulvermengen in awei Eisen- Napoleon spricht

hnwagen herantransportiert werden mun. Der gesamte Transport erforderte einen kleinen Güterzug. 5000 schwere Raketen mit 240 bis 300 Meter Steigefähigkeit stiegen auf. Ueber 3600 Bombenröhren lagen für die Trom­melfeuerfront bereit. 18 000 Bliskanonenschläge ließen den Boden erzittern. In der Minute erfolgten durchschnittlich 65 000 bis 70 000 Explosionen. Ein nie dagewesenes Spiel von Leuchtfeuern bot sich den Massen als Höhenfeuerwerk. Es war ein Bild voll packender, grandioser Wucht, ein herrliches Symbol der Kraft und Macht der Bewegung und des neuen Staates."

Da staunte alles. Raketen, Bomben Kanonenschläge und

Luftfterne auf Reichskosten: es donnerte und bliste, es trachte und es puffte. Zuletzt blieben ausgebrannte Stumpen und es stank fürchterlich. Der Anfang war schön- das Ende? Viel­leicht ist auch das ein herrliches Symbol",

So oft auch das Volk von ehrgeizigen Demagogen auf­gepeitscht wird. es fällt doch immer wieder in die Hände der Aristokratie zurück.

Man muß nicht zur gleichen Zeit mit der ganzen Welt anbinden.

Es gibt sehr wenig Rönige, die nicht verdienen, ihren Th.on zu verlieren.

Der Allerdeutscheste

Niemals wehrt sich der Esel; als deutschestes unter den Biestern Stört er niemands Genuß, selbst nicht des Wolfs, der ihn frißt. Friedrich Hebbel  ,