530

350

Abt nimmt SA.  - Parade ab

Eine Erniedrigung für den deutschen Katholizismus

" Die Morgennebel hingen noch über den wuchtigen Bergen, die das alte Kloster Ettal umrahmen, als die Sturmtrupps der SA. von Oberammergau, Linderhof   und Ettal   mit Ge= fang und klingendem Spiel in die altehrwürdige Klosterkirche zu Ettal   einzogen, wo Abt. Schach­leiter, der große geistliche Vorfämpfer der nationalen Er­hebung, seine erste Messe nach Aufhebung der Suspension lefen sollte," so erzählt die nationalsozialistische Fränkische Tageszeitung". Gott der Herr wird sich sicherlich über das Horst- Wessel- Lied und die edlen Schlageter- Verse innig gefreut haben. Nicht minder angenehm berührt wird Gottes Ohr den Badenweiler- Marsch aufgenommen haben. Ist es doch der Leibmarsch unseres großen Führers".

Es scheint aber, daß man sich bei diesem militanten Gottes­dienst recht wenig um den lieben Gott gekümmert hat:

Als bei der Wandlung die Trommeln wirbelten, da war wohl keiner von allen, die hier auf den Knien lagen, der nicht von dieser feierlichen Stunde neue Kraft und den Willen zur unermüdlichen Arbeit im Dienst des Vaterlandes mitgenom­men hätte."

Kein Gedanke an den Herrgott. Anscheinend wurde im Klosterhof eine politische Versammlung abgehalten. Der Abt feierte mit warmer inniger Stimme" die in der SA.  zusammengeschlossenen braunen Mörder und Sadisten. Der Priester, der Gottes Wort im Munde führen sollte, schämte fich nicht, die braunen Banditen zu neuen Schandtaten aufs zustacheln, denn der Feinde seien noch viele".

Sodann hörten die stillen Klösterwände folgende Blas­phemien: Der Führer sei ein Gnadengeschenk Gottes. Wer heute noch nicht anerkenne, daß Adolf Hitler  dem deutschen   Volke von Gott   gesandtsei, der habe keinen Sinn für die waltende Hand Gottes." Leider erklärte der sonderbare Geistliche nicht, wie die Meuchelmorde, die Besti­alität und Greuel des dritten Reiches" mit Gottes Gnaden­geschenk zu vereinbaren sind.

Donnernd brach sich an den alten Klostermanern ein dreifaches Sieg- Heil auf Adolf Hitler  . Mächtig erklangen sodann das Deutschland  . und das Horst Weffel- Lied.

Damit nun an der Gleichschaltung des lieben Gottes gar nichts mehr fehlte, wurde zum Schluß ein Parademarsch im Klosterhof gekloppt.

Hierauf nahm Abt Schachleitner zusammen mit Oberleutnant Schilling die Parade der SA.  , der Hitlerjugend und des BDM  . ab, die in ausgezeichneter Haltung vorbei zogen."

Stände das nicht alles in Julius Streichers Organ vom 5. 9. 1933, man würde eine solche Nachricht für eine echte Emigranten- Greuelmeldung halten. Nach dem braunen Ar­tikelschreiber hat die göttliche Versöhnung unmittelbar bei

Faulhabers Demütigung durch Hitler  

Der nationalsozialistische katholische Abt Schachleitner. dem wegen seiner intimen Nazibetätigung seinerzeit die Erlaubnis, den Gottesdienst zu vollziehen, genommen worden war, ist jetzt wieder unter dem Druck der Nazipartei in sein Amt ins Kloster Ettal   zurückgekehrt.

fizieren aber sie etwa zu beschönigen. Als deutsche Rechtsanwälte verbitten wir uns, mit den früheren kommunistischen   Rechtsberateru, von denen wir stets abgerückt sind, auf eine Stufe gestellt zu werden. Was sich aus der Hauptver­handlung und den Gesetzen als notwendig ergibt, ist unsere selbst­verständliche Pflicht, der wir als deutsche Rechtsanwälte uns nicht entziehen können und wollen. Diese Erklärung mußte zur Klar­stellung und im Interesse der gesamten deutschen Rechtsanwalts schaft abgegeben werden."

Jeder Kommentar würde dieses Dokument menschlicher und rechtlicher Schande nur ab= schwächen. Wenn die Weltöffentlichkeit es noch nicht ge= wußt hat, iegt weiß fie, wie die sogenannte Ver= teidigung im Prozeß gegen die Reichstags= brandstifter" aussieht.

SA. Rebellion in Freiburg  

Aus Baden geht uns folgender Bericht über die kürzlich bereits gemeldete SA.  - Rebellion in Freiburg   zu:

=

Schon Anfang August machte sich unter den Angehörigen der SA.   in Freiburg   eine lebhafte Unruhe bemerkbar, die ihre Ursache anfänglich in dem Verhalten verschiedener über Nacht zu Würde, Ansehen und entsprechendem Einkommen ge= langter Führer hatte. Während diesen Leuten plötzlich gut be= zahlte Pöstchen in den Schoß fielen, mußten die einfachen SA.  - Leute nach wie vor schweren Dienst ohne genügende Bezahlung versehen. Die Führung glaubte die Unzufrieden­heit damit aus der Welt schaffen zu können, daß sie die ge­samte Freiburger   SA.  , die aus mehreren Stürmen besteht, zu einem Aussprache Abend einlud. In der Diskus­sion, die nach einem Referat des SA.  - Führers einsetzte, stellte sich aber bald heraus, daß die SA.  - Leute nicht nur lokale Schmerzen vorzutragen hatten, sondern auch Wünsche geltend machten, die sich mit Hitlers   Politik nach der Machtergreifung beschäftigten. So wurde stür­misch und unter dem Beifall der gesamten Versammlung von mehreren Rednern gefordert, daß die NSDAP  . jetzt endlich die Frage der versprochenen Sozialisie­rung in Angriff nehmen müsse. Statt daß Adolf Hitler  jetzt den Kapitalisten die Herrschaft entwinde, verbünde er sich mit ihnen zur Stabilisierung der kapita­ listischen   Mißwirtschaft. Die Maßnahmen zur Be­

diesem priesterischen Gottesdienst eingegriffen. Boll heiligem seitigung der Arbeitslosigkeit würden wirkungslos Schauer stellt er fest:

Es ist wohl mehr als Zufall, daß Ettal   diese Weihestunde gleichzeitig mit der Siegesfeier in Nürnberg   erleben durften." Selbstverständlich ist das kein Zufall. Die hat Prapaganda­Göbbels durch Leni Riefenstahl   unmittelbar im Himmel be= stellt. Was sagt das Zentrum, was sagen die Katholiken zu diesem schändlichen Mißbrauch von Gott, Kirche und Kloster?

Verteidiger klagen an...

Die Schande der Hitler  - Justiz

Ueber den Mordprozeß Hi II mer in Düsseldorf  , über den wir bereits gestern ausführlich berichteten, erfahren wir noch folgende Einzelheiten, die ein grelles Schlaglicht auf die ,, Rechtssicherheit" im britten Reiche" werfen:

Erst aus der Anklageschrift erfuhren die Verurteilten, daß fie wegen Mordes, und nicht wie man ihnen während der Vernehmungen immer wieder gesagt hatte, wegen Totschlags angeklagt wurden. Nach der deutschen   Strafprozeßordnung hat der Angeklagte das Recht, innerhalb von einer Woche nach Zustellung der Anklageschriften diese Einspruch zu er heben und eine Ergänzung der Borantersuchung zu verlangen. Den Angeklagten sind aber die Verteidiger erst nach Ablauf dieser Frist gestellt worden bzw. wurde ihnen erst dann ein Besuch durch die Vertei diger gemacht, so daß ihnen dieses wichtige Recht genommen wurde. Während der ganzen Dauer der Voruntersuchung, auf deren Methoden wir noch zurückkommen werden, waren die Angeklagten ohne Rechtsbeistand. Die ganze Schamlosigkeit der Verteidigung geht aber aus folgendem hervor:

Sontamara

021 3rd

Für die 12 Angeklagten fungierten vier Verteidiger. Nach dem Plädoyer des Staatsanwalts erhob sich einer der An­wälte und verlas die nachstehende Erklärung, die er dann dem Gericht übergab mit dem Antrag, fie als Anlage zum Sigungsprotokoll zu nehmen:

Die dankenswerte Belehrung des Herrn Vorsitzenden und die dankenswerten Veröffentlichungen in der Presse sowie die Aus­führungen des Rechtsanwalts Dr. Schroers von der Gauleitung Düsseldorf   find leider nicht überall verstanden worden. Es hat uns schmerzlich berührt, daß ein Freund und noch

bleiben, solange man die Kapitalisten ungehindert nach ihren egoistischen Profitinteressen weiter wirtschaften lasse. Die Diskussionsredner protestierten gegen Hitlers   Worte vom Abschluß der Revolution und erklärten, daß die Partei nicht zu bestimmen habe, wann die Revolution beendigt sei. Schließlich habe nicht die Partei, sondern die SA. die Revolution herbeigeführt. Die SA.- Leute be= stünden auf der Einlösung des Versprechens, das ihnen von der obersten Führung in bezug auf die Sozia­lisierung der Betriebe gemacht worden sei.

In der stürmisch verlaufenen Versammlung wurde eine Resolution angenommen, in der die Wünsche der Dis­kussionsredner schriftlich niedergelegt waren. Die Revolte fand eine große Mehrheit. Die Antwort der obersten SA.  - Führung ließ nicht lange auf sich warten. Vierund­zwanzig Stunden später schon lag die Auflösungs order für die Freiburger SA. vor. Sie wurde prompt durchgeführt. Einige besonders rebellische Elemente tamen ins Konzen­trationslager nach Bad Dürrheim  , während andere aus der SA.   unter Androhung schwerster Strafen, wenn sie ihr hezerisches Treiben fortsetzen sollten, ausgeschieden wurden. Die Neubildung der SA.   erfolgte bald darauf. Die unzuverlässigen Mitglieder wurden aber nicht mehr auf­genommen.

Ramerad des exfchoffenen kurt sillmer Jllegale Aktionen in der AEG.

vor wenigen Tagen bei einer Ortsbesichtigung einem Verteidiger erklärte, er verstehe nicht, daß ein deutscher Rechtsanwalt solche Mörder verteidigen könne. Ich betone, daß nach§§ 140, 144 StPO. der deutsche Anwalt die ihm übertragene Pflichtverteidigung nicht ablehnen darf, ohne sich nach§ 38 der Rechtsanwaltsordnung eines schweren Verstoßes gegen die Standesehre und seine Berufspflich­ten schuldig zu machen. Die Verteidigung begreift und versteht die Wut der Kameraden des Verstorbes nen gegen die Täter; und sie lehnt es ab, fich in irgendeiner Form mit dieser Tat zu identi­

machte sich auf, weil sie doch wußte, wie man mit Personen von Stand umgeht. Sie fand eine andere Frau zur Be= gleitung, deren Namen wir lieber nicht nennen wollen, eine andere Frau, deren Mann seit zehn Jahren in Amerika   war. Man konnte zwar schwerlich annehmen, daß dieser auf eine ROMAN VON IGNAZIO SILONE   solche Entfernung in Aktion hatte treten können, aber auch

-

In diesem Augenblick teilte sich drüben die Menge und- durch Fußtritte und Steinwürfe gereizt brach aus ihr der neue Priester hervor in Gestalt eines alten, mit kirchlichem Ornat geschmückten Esels!

Solche Scherze vergaßen sich nicht so leicht, auch nicht, wenn die Städter dabei über eine reiche Auswahl verfügten. Daher konnten wir die Verlegung des Baches für einen neuen Wiß halten. Es schien uns der Anfang vom Ende, wenn der menschliche Wille auch noch anfing, die von Gott   geschaffenen Elemente zu beeinflussen; es war, als finge der Mensch an, die Sonnenbahn zu verschieben, die Richtung der Winde, den Lauf des Wassers zu ändern. Für uns war das, als erzählte man uns, daß die Esel von nun an fliegen könnten, daß Prinz mehr sei, oder daß die Cafoni keinen Hunger mehr hätten, kurzum, daß die göttlichen Gesetze aufhörten, göttliche Gesetze zu sein.-

Ohne weitere Erklärung hatten die Straßenwächter Schaufel und Pickel ergriffen, um das neue Bachbett auszu­heben. Das ging denn doch zu weit! So lief ein Cafone nach Fontamara zurück und alarmierte die Bewohner.

Schnell! Rennt! Man muß aufpassen... Man muß es so­fort den Carabinieri sagen und dem Sindaco unten in der Stadt..."

Die Männer fonnten nicht gehen. Im Juni gab es zu viel Arbeit auf dem Feld. Da mußten es die Frauen tun. Die meine soll euch selbst erzählen, was sie dort erlebten. Mit eindringlicher Stimme begann die Frau:

sie war schwanger.

-

" Können wir es uns leisten, daß Fontamara in einer Sache, die die ganze Gegend angeht mit Verlaub zu sagen - von zwei Huren vertreten wird?" sagte ich zu Zompas Frau.

Wir konnten es uns nicht leisten. So gingen wir zu Lisa­betta Limona und Maria Grazia und überredeten sie, mit uns in die Kreisstadt zu kommen. Maria Grazia brachte die Giammaruga mit, die ihrerseits die Tochter Cannarozzos anschleppte und diese wiederum die Filomena Quaterna.. Wir waren im Begriffe aufzubrechen, als die Frau von Pontius Pilatus   Lärm schlug, weil wir sie nicht gerufen hatten.

" Ihr wollt wohl die Geschichte hinter unserem Rüden erledigen?" schrie sie, und euren Vorteil auf Kosten der andern haben?... Meint ihr, das Land meines Mannes braucht kein Wasser mehr?"

Wir mußten warten, bis sie angezogen war. Aber statt sich anzuziehen, holte sie Filomena Castania, die Recchiuta Giuditta Scarpone und beredete auch noch die Fornara, mit uns in die Stadt zu gehen. Nun waren an die fünfzehn Frauen marschbereit vor Baldisseras Laden versammelt, aber wir mußten noch auf Marietta Sorcanera warten, die Toilette machte. Schließlich erschien sie im Sonntagsstaat; mit einer neuen Schürze, einer Korallenkette um den Hals und der silbernen Medaille des Helden auf der Brust. ,, Auf den neuen Wanst ein neuer Schurz!" sagte Bal­

" Ihr wißt ja, wie Frauen sind. Die Sonne stand schon dissera grinsend, der zwar immer den Kurzsichtigen spielte, hoch und wir waren noch immer nicht unterwegs.

Zuerst wollte keine gehen. Dann fonnte feine ihr Haus tm Stich lassen. Die eine mußte die Hühner besorgen, die andere das Schwein, die dritte hatte Wäsche, die vierte mußte die Lösung für die Reben herrichten, die fünfte Säcke zum Dreschen und die sechste mußte für die Ziege Gras schneiden. Kurzum, feine fonnte gehen. Nur die Sorcanera

aber wenn es sein mußte, recht deutlich sah. Auch Marietta lachte.

Die Sonne stand schon hoch, als wir endlich das Dorf ver­ließen. Es war zum Umfallen heiß.

Die Angst vor der Wahrheit wird durch folgende Rede eines Referenten der NSBO. in einer Betriebsversammlung der AEG.- Brunnenstraße treffend gekennzeichnet: Wenn fünftig in irgend einem Betrieb wieder kommunistisches Ma­terial verbreitet wird und es gelingt nicht, die Verteiler und ihre Helfer zu fassen, so wird eine Anzahl andrer Beleg­schaftsmitglieder für das Verbrechen ihrer Kollegen im Kon­gentrationslager zu büßen haben."

Zweck des Unternehmens schien ihr damit erreicht. Aber die Sorcanera, im neuen Schurz, sagte, man müsse trotzdem in die Stadt gehen, denn die Arbeiter handelten nicht nach eigener Laune, sondern auf Befehl der Gemeinde. Wir beratschlagten noch darüber, als Mariette jede Diskussion abbrach:

Wenn ihr Angst habt," sagte fie, gehen wir zwei einfach allein." Damit zog sie die andere durch den heiligen Geist Geschwängerte hinter sich her und entfernte sich mit ihr in der Richtung auf die Stadt zu. Wir können es uns nicht leisten," sagten wir, daß Fontamara mit Verlauf zu sagen von zwei Huren vertreten wird," und so zogen wir alle hinter der Sorcanera her.

-

Gegen Mittag erreichten wir die Stadt. Als wir auf dem Platz vor dem Rathaus auftauchten, kam Bewegung unter die Leute. Händler rannten aus ihren Läden und legten eilig die Schlösser vor. Einige Obstverkäufer, die mitten auf dem Plazz standen, liefen mit ihren Körben auf dem Kopf davon. Fenster und Balkone der umliegenden Häuser füllten sich mit Menschen. Unter dem Rathaustor erschienen angstvoll etliche Beamte. Alle warteten, daß wir das Rat­haus im Sturm nehmen würden; unser Anblick war nicht sehr vertrauenerregend. In der Tat marschierten wir ge= schlossen gegen das Tor. Zu allem breit. In diesem Augen­blick rief der Landjäger vom Fenster herunter:

Laßt sie nicht herein... Sie werden das Rathaus mit Läusen überschwemmen!"

Alles lachte.

Es lachten, die zuerst gezittert hatten, die angstvoll ge­flohen waren, die schon ihre Geschäfte geschlossen hatten, die mit dem Korb auf dem Kopf sich in Sicherheit gebracht hatten. Alle lachten.

Wir zogen uns neben dem Rathaustor zusammen. Vom Erfolg ermutigt, fuhr der Landjäger mit lauter Stimme fort, die unglaublichsten Märchen über uns und unsere Läuse zu erzählen. Der ganze Plazz wieherte vor Lachen; auf einem Balkon hielt sich eine Dame freischend den Bauch. Ein Uhrmacher, der seinen Laden wieder aufsperrte, weinte fast vor Lachen. Unter dem Rathaustor waren andere Beamte und Beamtinnen erschienen und alle zusammen Fortseßung fulgt

Als die Straßenwärter uns sahen, bekamen sie es mit der Angst und machten sich durch die Weinberge davon. Lisabetta Limona wollte, daß wir umkehrten, denn der lachten.