Breslau : Dr. Ernst Eckstein , Führer der Sozialistischen deutschen Arbeiterpartei, nach mißlungenem Selbstmords versuch in Heilanstalt gestorben. Berlin : Langjähriger

Reichstagsabgeordneter und Fraktionsführer der Deutschnationalen Dr. Oberfohren. Staatsamtsrat Walter Sabolowski.

9. Inni: Reichstagsabgeordnete Toni Pfülff, durch Schlafs mittel vergiftet.

Franz Dressel, kommunistischer Landtagsabgeordneter, Konzentrationslager Dachan, Selbstmord durch Oeffnen der Pulsader", in Wirklichkeit totgeschlagen, dann Pulss ader geöffnet.

11. Juli, Berlin : 2 Sitlerinngen in der Nähe der Havel bei Brandenburg ( Boffische Zeitung").

18. Juli, Paris : Ehemaliger Staatssekretär und Senats= präsident Freymuth mit Gattin im Hotel.

Der Papst ist verstimmt

Verzögerung in der Unterzeichnung des Konkordats

Die schon gemeldete Spannung zwischen dem Vatikan und der Reichsregierung beschäftigt seit Sonntag die Auslandspresse:

London , 11. Sept. Der Daily Expreß " erfährt von seinem Korrespondenten, daß in Rom Gerüchte zirkulieren, nach denen der Papst sich weigert, das Konkordat zu ratifizieren, daß von den Vertretern des Deutschen Reiches und des Heiligen Stuhls am 20. Juli unterzeichnet worden ift. Während man diese Nachricht in Berlin ignoriert,

22. Juli, Hamburg : Hugo Feddersen, Kommunist, weigert der Vatikan sich, sie zu dementieren. Todesstrafe beantragt, in der Zelle.

30. Juli, Bochum : Der frühere Oberbürgermeister von Bochum ( Conti- Büro).

11. August, Leipzig : Prof. Dr. Ludwig Neubed, frühes rer Intendant der Mitteldeutschen Rundfunk- Gesellschaft in der Gefängnißzelle.

Köln : Otto Fach, Treuhänder( Görreshans- Prozeß) in der Gefängnißzelle.

Sozialdemokrat Glaser and Ottendorf bei Gebnig im Kons gentrationslager Burg Hohenftein.

Baris, 11. September. Echo de Paris meldet:

Man versichert in Kreisen des Vatikans, daß die Ratifi­

zierung des Konkordats zwischen dem Reich und dem Heiligen

Stuhl eine gewisse Verzögerung erfahren wird. In erster Linie verweist man dabei auf die Abwesenheit des Kardinal staatssekretärs, der, wie in jedem Jahr, seine Ferien in der Schweiz verbringt. Man fügt aber auch hinzu, daß sich in den letzten Wochen eine gewisse Verschiedenheit der Gesichtspunkte bei den beiden vertragsschließenden Parteien gezeigt hätte. Man zeigt einen gewissen Optimismus und will nicht

Todesurtelle und Minrichtungen glauben, daß die Ratifikation des Bertrages in Frage gestellt fel. Indeffen muß zugegeben werden, daß die An­

28. Mai, Chemnit: Rommunisten Bartl und Winkler wegen gemeinschaftlichen Mordes zum Tode verurteilt. 27. Juli, Bamberg : Diensttnecht Schriefer wegen Ers mordung eines SA.- Mannes zum Tode verurteilt.

B. August, Darmstadt : Büchler wegen schweren Lands friedensbruches in Tateinheit mit Totschlag vom Sonders gericht zum Tode verurteilt.

31. Juli, Berlin : 2 SA.- Leute wegen Verteilung fommus nistischer Flugblätter, hingerichtet( Urteil: 29. Juli). 31. August, Altona : 4 Kommunisten, Lüttgens, Möller, Karl Wolff, Tesch, hingerichtet.

In Deutschland werden jetzt bekanntlich Morde und Mordversuche an Nationalsozialisten mit dem Tode be­straft, während Morde, die von Nationalsozialisten begangen werden, ungefühnt bleiben. Bei solcher Ein­seitigkeit der Justizmaschinerie sind Hinrichtungen dann auch nur gemeine Morde. Vom 23. Mai bis 1. August wurden 10 Menschen wegen angeblicher politischer Ver­brechen hingerichtet.

Hitler hat geglaubt, bie amerikanische Deffentlichkeit badurch beruhigen zu können, daß er die Zahl der von seinen Freunden begangenen Morde auf noch nicht 20" herabgeschwindelt hat. Wie sehr er gelogen hat, beweist unsere Darstellung. Wir erwarten von der Weltpresse, soweit sie Hitlers Behauptungen wiedergegeben hat, daß sie auch unsere Widerlegung zur Kenntnis ihrer Leser

Seitdem diese grauenhafte Liste abgeschloffen wurde, ist der Professor Theodor Lessing in Marien bad von der nationalsozialistischen Feme erschossen worden, sind mehrere Erschießungen auf der Flucht" gemeldet und sind mehrere politische Hinrichtungen er­folgt. Etwa zwanzig bisher nicht bestätigte Todesurteile liegen noch vor.

gelegenheit einen ziemlich ernsten Charakter angenommen hat....

Aber die innerpolitischen Ereignisse in Deutschland scheinen alle Befürchtungen des Heiligen Stuhls zu rechtfertigen; die Verfolgung gewisser katholischer Elemente hat nicht aufgehört; die Verherrlichung der deutschen Rasse wird immer maßloser sehr im Widerspruch zu der katho­lischen Lehre, die sich zur Gleichheit der Rassen vor Gott be­

fennt.

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Andererseits scheint die Reichsregierung nicht geneigt, ihre Verpflichtung, den katholischen Schulunterricht nicht zu behindern, noch anzuerkennen, denn dieser Unter­richt kann nicht allein dogmatisch sein, sondern auch erziehe­risch und moralisch. Endlich sind auch zahlreiche Fälle ge= meldet worden, in denen sich deutsche Seminaristen in der Verfolgung ihrer kirchlischen Laufbahn behindert gesehen haben, weil sie sich den militärischen Organisationen im Reich nicht eingeordnet haben.

Ist es noch nötig, zu erwähnen, daß die Errichtung von elf protestantischen Bischofssisen allein in Preu­Ben nicht gerade den Wunsch der Hitlerregierung verrät, die

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den Wagen herumzureißen; dieser faufte über den Straßen­rand den steilen Abhang hinunter, sich dabei mehrfach über­schlagend. Die Insassen wurden aus dem Wagen heraus­geschleudert. Neun A.- Männer fonnten nur als Reichen geborgen werden, 32 mußten zum Teil mit schweren Berlegungen- in die Krankenhäuser nach Solingen geschafft werden. Die sofort alarmierte Feuerwehr und die Sanitäts­mannschaft leisteten die erste Hilfe. Eine Untersuchungskom­mission wurde sofort zur Unglücksstelle entsandt. Die Schuld­frage fonnte bisher noch nicht geklärt werden.

Hitler , der Anstifter dieser vielen Morde, aber lügt, Meuternde SA. Deutschland habe eine unblutige Revolution" erlebt.

Mierendorff

Leuschner

Aus Frankfurt wird uns geschrieben:

Der frühere Reichstagsabgeordnete Dr. Carlo Mieren­dorff sizzt noch immer in Einzelhaft im Konzentrations­ lager Osthofen .

Leuschner, der frühere hessische Innenminister, ist nach furchtbaren Mißhandlungen in das Zuchthaus Butzbach überführt worden.

Einstein Tag und Nacht bewacht

London , 10. Sept. Daily Herald" meldet, daß Profeffor

Einstein, auf deffen Kopf von den Nazis eine Mordprämie

von 1000 Pfund Sterling gelegt worden ist, Tag und Nacht von belgischer Polizei bewacht wird.

Nach einer Meldung des Daily Expreß " will Professor Einstein auf der Nacht eines Freundes, Belgien mit unbe­stimmtem Ziel unverzüglich verlassen.

Grenzen des Pazifismus Eine Erklärung Einsteins

Brüssel, 10. Sept.( Savas.) Cin Brüffeler Antimilitarist, der sich im Busammenhang mit der Angelegenheit zweier Dienstverweigerer aus Gewissensgründen an Professor Ein­ stein gewandt hatte, erhielt von diesem einen Brief, in dem £ 8 u. a. heißt:

Vor kurzer Zeit noch konnte der Militarismus in Europa erfolgreich bekämpft werden. Heute sind die Verhältnisse von Grund aus geändert. Deutschland bereitet sich mit allen Mit­teln auf den Krieg vor. Unter diesen Umständen befinden sich die lateinischen Länder, besonders Frankreich und Belgien , in sehr großer Gefahr. Wenn ich Belgier wäre, würde ich heute den Militärdienst nicht mehr ablehnen; ich würde ihn im Gegenteil freiwilig leisten im Gefühle, damit an der Er­rettung der europäischen Zivilisation mitzuwirken."

Neun SA.- Tote

Auto stürzt einen Abhang hinab

Wuppertal , 10. Sept. 1933. Ein mit etwa 45 SA.- Männern aus Bochum besetzter Lafts Kraftwagen stürzte auf der abschüssigen Solinger Straße bei Kohlscheid einen steilen Abhang hinunter. Neun SA.- Männer wurden getötet, 32 verlegt, davon 28 schwer.

Der Pastkraftwagen war mit etwa 45 SA.- Männern der Standarte 3/17 Bochum besetzt, die zur Besichtigung der großen Eisenbahnbrücke bei Müngsten fahren wollten. In Kohlscheid , das um 10.15 Uhr erreicht wurde, mußte die ab­schüssige Solinger Straße befahren werden. Vermutlich hat der Fahrer die Krümmung der S- Kurve und ihre Gefahren unterschätzt. Mitten in der Kurve gelang es ihm nicht mehr,

In der letzten Augustwoche sind Maffenverhaftungen in den Berliner SA.- Abteilungen vorgenommen worden. SA ..

Beute hatten ein Flugblatt verteilt, das von der Berliner

NSBO. unterzeichnet war. Das Flugblatt brachte eine Zu sammenstellung aller sozialistischer" Punkte des NSDAP . Programms und fragte zu jedem veröffentlichten Punkte: " Wann wird das verwirklicht?"

Allein von der SA. im Bezirk Wedding sind in der ver­gangenen Woche 120 SA.- Leute ins Konzentrationslager gebracht worden, von der Neuköllner SA. 20 wegen Meu­terei. Auch aus anderen Berliner Bezirken haben die Kon­zentrationslager in den letzten Tagen wieder Zuwachs von SA.- Leuten bekommen.

Sie wollen ihn aufhängen!

Nämlich den Marxisten Klump aus Karlsruhe Man schreibt uns aus Straßburg :

tatholische Kirche auf gleichem Fuße mit den protestantischen Kirchen zu behandeln.

Alle diese Gründe rechtfertigen die Besorgnis des Heiligen Stuhls vor dem endgültigen Aft der Ratifikation. Indessen fann die Reichsregierung die internationale Bedeutung des Konkordats nicht gering einschäßen, das doch ihr erster Erfolg

gewesen ist.

Darum versichert man, daß Herr von Papen, der demnächst von Gömbös empfangen werden soll, sofort nach seiner unga rischen Reise sich wieder nach Rom begeben wird, um die Bedenken des Vatikans auszuräumen und endgültig die Punkte zu regeln, die offengelassen worden sind.

Die Hakenkreuzkirche

Ihre Aufgaben sind: Wehrhaftigkeit und Staatsknechtschaft

Am Sonntag war eine Lutherfeier in Wittenberg . Nach dem Bericht des Wolff- Büros hat der Landesbischof Müller den Auslandsdeutschen folgendes Evangelium"

mitgegeben:

Eines aber weiß ich bestimmt, and ich bitte Sie, das Ihren Glaubensbrüdern auszusprechen, daß das was hier in Deutschland geworden ist, geboren wurde aus dem Willen der Wahrhaftigkeit und es getragen wird von einem tiefe# christlichen Verantwortungsbewußtsein. Reichsinnenminister Dr. Frick aber hat die Kirche

ermahnt:

Wiederholt habe ich betont, und ich möchte es noch einmal unterstreichen, daß der Nationalsozialismus herausgeboren ist aus Glaube, Vertrauen, Treue und Ges horsam, daß so Kirche und Staat fest miteins ander verbunden werden und daß die Kirche ihre Aufgabe darin sieht, den neuen Staat innerlich zu untermauern.

Zwei ehrliche Reden: Das Reich der Hakenkreuzkirche ist von dieser Welt, und darum wird diese Kirche mit dieser Welt" nämlich dem dritten Reich" untergehen. Es gibt kaum einen wirklichen Christen, der das

bedauerte.

das Dümmste der Welt bezeichnet haben. Die Greuel geschichte, SA.- Männer hätten jüdische Geschäfte geplündert und alten Juden die Bärte ausgeriffen, fehlten natürlich nicht bei den Rügen, die dieser Nuznießer deutschen Gastrech verbreitete." Der Staatsanwalt bedauerte in seinem Plä­doyer, daß das Strafmaß des Sondergerichts keine Zucht, hausstrafe gegen derartige Schädlinge vorfehe. Er beantragte, den Angeflagten aber zu der Höchststrafe von zwei Jahren Gefängnis zu verurteilen. Das Gericht schloß sich dem An­trag des Staatsanwalts an und verurteilte den Angeklagten zu der Höchststrafe von zwei Jahren.

Im Lauf der Verhandlung fam man im übrigen noch einem Meineid des Angeklagten auf die Spur, der noch ab­geurteilt werden wird.

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Freie Meinung"

Im Gefängnis

Von einem deutschen Arbeiterfunktionär, der einige Belt im Berliner Polizeigefängnis gesessen hat, wird uns die vielleicht manchen furios erscheinende Mitteilung gemacht, daß das Gefängnis heute der einzige Ort ist, wo der deutsche Staatsbürger offen seine politische Meinung sagen kann. Draußen in Freiheit kann das niemand wagen, ohne in Gefahr zu sein, sofort der SA. ausgeliefert zu werden. In den Gefängnissen aber sißen die politischen Gefangenen oft sehr dicht zusammengedrängt in Bellen und haben dort ohne direkte Aufsicht die Möglichkeit, politisch zu diskutieren. Ganz Deutschland ist ein Zuchthaus und der einzige Or wo der Staatsbürger frei von der Leber weg reden kan ist das Zuchthaus. Ein schöner Zustand!

Dieser Tage waren die badischen Naziblätter wieber Not der Buchdrucker

einmal mit Nachrichten über den Karlsruher Rechnungsrat Klump geziert. Kein Tag vergeht, ohne daß man den politischen Flüchtling Heinrich Klump aus Karlruhe nicht einer neuen Unterschlagung verdächtigt. Dabei geht es den badischen Nationalsozialisten um nichts anderes, als die Muslieferung nach Deutschland zu bewerkstelligen. Das wird ihnen nicht gelingen. Nach dem großen Hitlersieg am 5. März 1988 sollte Klump etliche Tage später in Karlsruhe öffentlich hingerichtet werden. Man verbreitete deshalb die Nachricht, Klump sei in Stuttgart verhaftet, worden und werde abends um 9 Uhr mit Musik am Karlsruher Bahn­hof abgeholt. Man hatte aus dem Stadtgarten einen Esel herbeigeholt und auf diesem sollte Klump zum Schafott ge­führt werden. Tausende und aber Tausende Karlsruher Nazis waren zum Bahnhof gekommen und als der Stutt­garter Zug einfuhr, gab es immer längere Gesichter, denn Klump war um diese Zeit schon in der Schweiz .

Nun sind die badischen Nazis mächtig empört. I um p hatte 1918 die Familie Prinz Mar von Baden

Erst jetzt wird Einiges über eine Buchdrucker- Arbeitgeber­Versammlung bekannt, die der Bezirk Frankfurt a. M. ( Kreis 3 des Deutschen Buchdrucker- Vereins) Ende Juli ab­gehalten hat. Dort kam es zwischen den Vertretern der Groß­und Kleinbetriebe zu heftigen Zusammenstößen, da in der " Führergruppe" nur die Großbetriebe vertreten seien und so die Großbetriebe die Möglichfeit hätten, alle Preise zu unterbieten. Die Klein- und Mittelbetriebe forderten energisch die Wiedereinführung der Bindung auf den Preis­tarif. Bis heute aber ist von einer Vereinheitlichung der Preise noch feine Rede. Zwei Rettungsrezepte wünschen die Buchdrucker vom dritten Reich" durchgeführt zu sehen: Erstens: Verbot von Neugründungen und zweitens: Ver­vielfältigungsapparate, Regiebetriebe und Hausdruckereien sind zu verbieten, damit so Druckarbeit frei werde. Ansonsten heffen die Buchdrucker, daß die Reklame in Form von Druck sachen und Anzeigen" durch Belebung der Wirtschaft" dem Gewerbe helfen werde. Die Fachblätter haben nur sehr ge­wunden über diese Versammlung zu berichten gewagt.

aus bem Schloffe gejagt und deswegen follte Das Neueste

Klump jest gehängt werden. Da es auch den Spizeln nicht gelingen konnte, seiner Habhaft zu werden, besaßen diese Schwerverbrecher den Mut, bei der französi­ schen Behörde den Antrag auf Auslieferung zu stellen- und zwar wegen Unterschlagung".

Well er die Wahrheit sagte Perser zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt

Vor dem Berliner Sondergericht stand der 40 Jahre alten Arzt Sarkis rajsilnifian, ein persischer Staats­angehöriger.

Der Angeklagte, der seit ungefähr 20 Jahren in Deutsch­ land lebt und als Arzt tätig war, soll das deutsche Bolt als

Das Berbot der Neuen Züricher Zeitung" in Deutschland wurde in der gestrigen Sigung des Bundesrates besprochen. Der schweizerische Gesandte in Berlin , Dinichert, wurde bes auftragt, bei der Reichsregierung Protest gegen dieses Vers bot einzulegen.

Wie Matin" ans Madrid meldet, soll errong beabs fichtigen, bei der Rabinettsbildung möglichst weit nach links auszugreifen( allerdings unter Ausschluß der Sozialisten), um eine Regierung der republikanischen Konzentration zu bilden.

Havanna . Der frühere Universitätsprofeffor Dr. Namon Grau( San Martin) ist von der Junta zum Präsidenten von Kuba ernannt worden.

Moskau . Herriot ist mit seinen Begleitern nach Niga abgereist.

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