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Briefe ohne Kommentar
Arztlicher Verein Hamburg.
Der Vorstand des ärztlichen Vereins in Hamburg teilt seinen Mitgliedern folgendes mit:
Von dem bevollmächtigten Beauftragten des Reichskommissars bei den ärztlichen Spizenverbänden, Herrn Dr. med. W. Holzmann, ist dem Vereinsvorstand die Forderung auferlegt, folgende Bestimmungen in die Vereinsgefeße aufzu nehmen:
1. Nur Arier können ordentliche Mitglieder sein, Nichtarier können außerordentliche Mitglieder bleiben;
2. in Vorträgen und Aussprache- Bemerkungen dürfen nur ordentliche Mitglieder das Wort ergreifen; 8. in den Mitgliederversammlungen haben nur ordentliche Mitglieder Stimmrecht.
Der Vorstand fühlte sich an die bestehenden Geseze des Vereins gebunden, nach denen eine derartige Statutenänderung nicht möglich ist, und hat daher geschlossen seine Aemter zur Verfügung gestellt.
Für die Uebergangszeit hat der Vorstand die Herren Treplin, Scholz und Reyer mit der Leitung der Vereinsgeschäfte betraut.
Der Vorstand.
gea.: Ritme II, Marr, Treplin, Scholz, Reye.
Hamburgische Aerztekammer.
Der Vorstand der Hamburgischen Aerztekammer schreibt
uns:
Vom Montag, 4. bis Donnerstag, 7. September, liegen Besenbinderhof 41, 3immer 3876, in der Zeit von 11 bis
im Geschäftszimmer der Hamburgischen Aerztekammer,
16 Uhr die Korrekturbogen zum Aerzteverzeichnis im An
hang des Fernsprechbuches aus. Da in diesem Verzeichnis erstmalig ein Hinweis auf die Rassenzugehörigkeit erfolgt, liegt es im eigenen Interesse sämtlicher in Hamburg praf tizierender Aerzte, sich durch Einsichtnahme in diese Bogen davon zu überzeugen, daß sie an richtiger Stelle stehen.
Dr. Holzmann, Vorsitzender. Der Vorstand des Hartmann bundes, Landes verband Hamburg hat in seiner Sizung am Freitag, dem 4. August 1933, die Verordnung des Reichskommissars der Aerztlichen Spizenverbände über die Zusammenarbeit von Aerzten bei Vertretung, bei Ueberweisungen und bei Konsilien auch für den Landesverband Hamburg für gültig erklärt( siehe„ Deutsches Aerzteblatt " Nr. 5 vom 29. Juli 1983).
Indem der Vorstand diese Verordnung hiermit nochmals der Hamburger Aerzteschaft zur Kenntnis bringt, verpflich= tet er sie zur strikten Befolgung.
Es ist verboten:
1. daß deutschstämmige und frembraffige Aerzte einander vertreten;
2. daß deutschstämmige Aerzte Ueberweisungen an fremdraffige Aerzte vornehmen oder Ueberweisungen von ihnen annehmen;
8. daß deutschstämmige Aerzte frembraffige zu Konsilien zuziehen oder sich von ihnen zuziehen lassen.
Bei Verstoß gegen dieses Verbot wird eine Konventionalstrafe in eineinhalbfacher Höhe des durch den Verstoß erwor= benen Honorars erhoben und an die Spende für die Opfer der Arbeit oder eine entsprechende Einrichtung abgeführt. Die Höhe des Honorars fann gegebenenfalls durch den Vorstand geschätzt werden. Einspruch hiergegen ist ausgeschlossen. Sollen besondere örtliche Verhältnisse im Interesse des Kranken Ausnahmen nötig machen, so ist ein begründeter Antrag an den Vorstand zu stellen. In Dringlichkeitsfällen konn dieser Antrag nachgeholt werden. Der betreffende Arzt übernimmt für sein Handeln die volle Verantwortung."
Nichtarische Professoren
1. Der Herzspezialist Groedel entlassen
Wie verlautet, hat Prof. Groedel, der nicht arischer Abstammung ist, seine Entlassung als Direktor der Krahhof- Stiftung in Bad Nauheim erhalten. Diese Stiftung erfolgte durch Berufung von Prof. Groedel selbst zum Stu dium der Herzkrankheiten durch die Witwe des amerika nischen Millionärs Krahhof, als Ausdruck der Anerkennung der Tätigkeit Prof. Groedels. Es verlautet, daß der amerika nische Philantrop Oberländer, der nach Deutschland schon sehr viel Geld zu wohltätigen Zwecken gab, sich persönlich bei Hitler verwandte, damit Groedel der Stiftung erhalten blieb; sein Bemühen sei jedoch völlig negativ geblieben. 2. Professor Fränkel
In Heidelberg ist Prof. Fränkel von der Leitung des Mittelstandssanatoriums" und des„ Tuberkulosehauses Rohrbach" entlassen worden, troßdem beide Institute einzig und allein durch die intensiven Bemühungen Fränkels, des bekannten Tuberkuloseforschers und Herzspezialisten, ins Leben gerufen wurden.
Dagegen hat man noch nicht gehört, daß die Nazis es für notwendig und anständig gefunden haben, das Geld, mit dem die Heidelberger Universität neu gebaut wurde und das zu 90 Prozent von amerikanischen Juden stammt, zurückzuzahlen...
3. Geh. Rat Embden
Geh. Rat Prof. Embden, der Phyfiologe der Universität Frankfurt , ein getaufter Jude, hatte es fertig gebracht, um den neuen Machthabern zu gefallen und seine Stellung zu halten, zu Beginn des Semesters eine Rede zu halten,
die nur so von Ergebenheit triefte und mit Seil Sitler "
schloß. Es nüßte nichts; mitten im Semester wurde auch sein Kolleg auf höheren Befehl bontottiert; Embden nahm sich diesen Boykott so zu Herzen, daß er kurz darauf starb...
Der lutherische Primas von Schweden , Mgr. Eiden, Erzbischof von Upsala , befindet sich augenblicklich zur Lutherfeier in Deutschland . Telegramme, die die Stockholmer Presse veröffentlicht, berichten, daß der Erzbischof sich in einer Ansprache in der schwedischen Schule in Berlin dahin ausgesprochen hat, daß Gott teine Unterschiede zwischen den Völkern und den Rassen mache.
Eine gute Mischung ist wertvoller
Eine Leserin schreibt uns: Ich erlaube mir, Sie besonders auf merksam zu machen auf die rassenphilosophische Rede Hitlers vom 3. September, nachmittags, in Nürnberg. ( Vgl.„ Frankf. 3tg." Nr. 657). Da sagte er u. a. folgendes:... Es bildeten sich jene Gemeinwesen, die durch das Zusammenschmie= den verschiedener Rassen das Wesen der Organisation begründeten. Diese aber erfordert Unterordnung des Willens und der Tätigkeit vieler unter den Willen und die Tatkraft immer eines Einzelnen. In eben dem Maße aber, in dem die Menschen die staunenerregenden Ergebnisse dieser Zusammenballung ihrer Fähigkeit und Arbeitskraft entdecken, erkennen sie nicht nur die Zweckmäßigkeit, sondern auch die Notwendigkeit eines solchen Vorgehens. Und so ist nicht dort eine arische Kultur von Größe und Bedeutung entstanden, wo Arier rein und aus= schließlich unter sich lebten, sondern überall dort, wo sie mit anders gearteten Rassen eine lebendige Verbindung eingingen... Mit dem Zusammentreffen verschieden zu wertender Menschen wird auch das Ergebnis ihrer Leistungen verschieden sein, d. h. die qualitativ höher stehende Rasse wird mehr zum Gesamt
Das Ende einer Studentenbewegung
Die katholischen Verbände gleichgeschaltet Preisgabe eigener Meinung und Freiheit
Wie die„ Germania " mitteilt, sind die auf dem Aachener Studententag eingeleiteten Verhandlungen zwischen dem KV.( Kartellverband der katholischen Studentenvereine Deutschlands ) und dem RKDB.( Ring katholischer deutscher Burschenschaft ), die insgesamt ungefähr 125 Korporationen an allen Hochschulen des deutschen Sprachgebietes zählen, am 3. September in Frankfurt a. M. durch den Zusammenschluß der beiden Verbände zur " Katholischen Burschenschaft"
abgeschlossen worden. Der neue Verband lehnt die„ mißverstandenen Korporationsideale aus bürgerlichem Zeitalter" schärfstens ab und bekennt sich zur politischen Schulung und wahrhaften Erziehung des deutschen Studenten. In einem Aufruf heißt es über diesen Zusammenschluß u. a.: " In Erinnerung an die Urburschenschaft, durchdrungen vom Wollen der Jugend, getragen von der alles in Geist und Tat einigenden nationalsozialistis schen Bewegung und unter Wahrung ihrer besten Ueberlieferungen haben sich der Kartellverband der katholischen Studentenvereine Deutschlands ( KV.) und der Ring katholischer deutscher Burschenschaften ( R.KDB.) zur " Katholischen Burschenschaft" zusammengeschlossen."
Die katholischen Studentenverbände waren eine mächtige, festgeschlossene Organisation, deren Einfluß sehr weit reichte. Sie hoben sich in allen grundsätzlichen Fragen stark vom Nationalsozialismus ab und entwickelten eine eigene Ideologie fatholischen Studententums.
Damit ist es nun vorbei. Die neue Katholische Burschen
schaft" hat sich nicht nur formell gleichgeschaltet. Sie bekennt sich auch in„ Geist und Tat zur nationalsozialistischen Bewegung. Das bedeutet den moralischen Bankrott und das Begräbnis der Freiheit, die einstmals Burschenschafter auf ihre Fahnen schrieben.
Der umgekehrte Fall
In verschiedenen Städten haben die Nazis junge Mädchen gestäupt und an den Schandpfahl gestellt, weil sie mit Juden verlobt waren.
Der umgekehrte Fall sieht so aus: Der Baron Bohrand von Diesenhausen, nationalsozialistisches Gesandt schaftsmitglied bei den baltischen Staaten hat in Reval seine Verlobte Marga Wenzel, ein 17jähriges Mädchen jüdischer Abstammung durch Gift getötet. Nachdem fuhr der Baron mit dem Auto, in dem die Tote lag, gegen einen Baum, wobei er selber Verlegungen erlitt und es zunächst so aussah, als sei auch das junge Mädchen an den Verlegungen des Unfalls verstorben. Die Obduktion ergab jedoch das Vorhandensein von Gift im Körper der Getöteten. In ihrer Hand entdeckte man einen Zettel, auf dem stand:„ Vergifte mich, bitte, ich halte es nicht mehr aus." Die Polizei nimmt jedoch an, daß der Baron diesen Zettel geschrieben und sich seiner Braut entledigt hat, weil er ihr die Ehe versprochen hatte, als strammer Nationalsozialist aber feineswegs gesonnen war, sich durch eine legitime Verbindung mit einer Jüdin die Karriere zu ver derben.
Wir nehmen an, daß die Methode dieses Ehrenmannes, seine„ niederrassige" Verbindung zu lösen, von den Autoritäten des„ britten Reiches" durchaus gutgeheißen wird.
..Den Juden geschicht nichts"
Die Stadtverwaltung von Nördlingen veröffentlicht folgenden Beschluß:„ Der Zutritt zu den Stadt- und Volksbädern des Sportplazes ist Juden verboten".
Verdientes Schicksal
Die gleichgeschaltete Presse stirbt
Aus dem Ulsteinkonzern erhalten wir durch einen Gewährsmann die zuverlässige Nachricht, daß die ehedem größte deutЛthe Zeitung mit einer Auflage von 600 000, die ,, Berliner Morgenpost ". auf eine Auflage von 200 000 zurüdgegangen ist.
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Die Kölnische Zeitung " und das ihr angeschlossene Lokalblatt, der Stadt- Anzeiger", besitzen nach genauesten Informationen nur noch 50 Prozent ihrer früheren Leser. nur noch 50 Prozent ihrer früheren Leser. Auf Grund dieses Verfalls hat der Verlag der Kölnischen Zeitung ", M. Dumont- Schauberg , Fusionsverhandlungen mit dem Kölner Naziorgan, dem„ Westdeutschen Beobachter" aufgenommen.
ergebnis der gemeinsamen Arbeit beisteuern, als die quali tativ schlechtere... Damit aber wird die Verwaltung des Arbeitsertrages zwangsläufig einer Aufteilung verfallen, die von der Berücksichtigung der Leistung ausgeht... Der Gedanke des Privateigentums ist daher unzertrennlich verbunden mit der Ueberzeugung einer verschiedenartigen und verschieden wertigen Leistungsfähigkeit der Menschen und damit wieder mit der Verschiedenartigkeit und-wertigkeit der Menschen selbst."
Sonderbar ist es, daß Hitler sich hier geradezu gegen ein reines Raffevolt ausspricht, anscheinend zu dem Zwecke, um die Berechtigung des Führertums gegenüber dem Geführten und die Berechtigung des Privateigentums zu begründen. Anscheinend darf die nichtarische Mitrasse, wenn sie willkommen und geduldet sein will, nur eine minderbe gabte sein als die arische; falls sie gleich oder höher begabt ist. wie z. B. die semitische, muß sie als unterwertige„ Köterrasse" ausgestoßen werden.
Ich glaube, so erklärt sich diese erstaunlich anmutenbe Philosophie.
Wissen Sie?
Man schreibt uns aus dem Reiche: Wissen Sie,
daß in einem Dorfe in der Pfalz ein arbeitsloser Familienvater, der sich unberechtigt ein paar Gurken angeeignet hatte, von SA.- Leuten durch die Straßen des Ortes geführt wurde mit einem Schild um den Hals:„ Ich habe gestohlen";
daß die NSBO.- Fachschaft der Kellner diese aufforderte, Verdächtige sofort zu melden; auf die Gespräche der Gaststättenbesucher achtzugeben und
daß in einem Mannheimer Betrieb ein Mann mit der Begründung entlassen wurde: Sie haben 20 Jahre hier gearbeitet, jetzt wird es Zeit, daß ein anderer dran kommt";
daß Kinder, die von einer NS. - Frauenschaft in Ferien geschickt waren, mit dem Lied:„ Siegreich wolln wir Frank reich schlagen..." durch die Straßen zogen. Bekanntlich hat Adolf Hitler am 17. Mai im Reichstag und neuerdings wieder in Nürnberg erklärt, daß fein Bolt so sehr den Frieden liebt, wie das deutsche Volk;
daß einem Schußhäftling auf dem Heuberg nicht gestattet wurde, sein todkrantes Kind noch einmal zu sehen, noch an seiner Beerdigung teilzunehmen;
daß ebenfalls auf dem Heuberg ein Schußhäftling, der mehreremale Tobsuchtsanfälle erlitt, Selbstmord verübte, als ihm mitgeteilt wurde, daß seine Frau gestorben war, ohne daß er sie noch ein letztes Mal hatte sehen können;
daß Oberstein- Jbar, die deutsche Edelsteinzentrale, von Erwerbslosen frei gemeldet wurde. In Wirklichkeit sind allein 800 Diamantschleifer dort arbeitslos. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen beträgt einige tausend;
daß die nach außen hin zwar fümmerlich geleimten, aber nie ganz behobenen Spannungen zwischen Stahlhelm und SA. sich wieder verstärkten, weil der für September angesetzte Stahlhelmtag in Hannover abgesagt wurde;
daß bei der Reichspost und Reichsbahn alle dort beschäf= tigten ehemals gedienten Leute aufgefordert wurden, sich für mehrwöchentliche Uebungen bei der Polizei bereitzuhalten;
daß in den Arbeitsämtern ehemalige Frontkämpfer fich melden mußten unter Angabe ihrer Kriegsteilnehmerschaft, Ehrenzeichen usw. Wozu, weiß fein Mensch;
daß in einem Geheimbefehl für die SA. der Pfalz diese angewiesen wurde, sich zu bewaffnen.
5 Jahre Gefängnis
Neudeutsche Rechtsprechung
Besonderes Aufsehen erregt in England ein kürzlich in der„ Times" veröffentlichter Fall, der in mehr als einer Hinsicht die deutschen Zustände und vor allem die eigenartigen Grundsäße der neudeutschen Rechtspflege charakterisiert. Seit etwa sechs Wochen fist im Berliner . Untersuchungsgefängnis von Moabit ein siebenundfünfzigjähriger jüdischer Kaufmann, der einmal wesentlich bessere Tage gesehen hat. Die Anklage lautet auf Betrug, weil der Betreffende mit falschen Münzen aus öffentlichen Automaten Briefmarken und Postkarten herausgezogen hat. Einem zu seiner Beobachtung in die Gefängniszelle gesezten Spizel soll der Beschuldigte nun angeblich erklärt haben, es gäbe heute keinen anderen Weg mehr für einen Juden in Deutschland als den, den Staat zu schädigen, wo er es nur irgend könne. Er habe es auf diese Weise getan. Der Staatsanwalt beantragte in der kürzlich stattgefundenen Verhandlung eine Strafe von fünf Jahren Gefängnis, und zwar mit der Begründung, daß der Angeklagte nach dem alttestamentarischen Grundsatz
„ Auge um Auge, Zahn um Zahn" gehandelt habe. Der Staat
wolle und könne nur ebenso handeln und darum sei die höchste Strafe, die überhaupt zulässig set, angebracht. Das Gericht erkannte tatsächlich auf fünf Jahre Gefängnis.
Mutter und Sohn hingerichtet
Torgau , 12. September. Im Hofe des hiesigen Strafgefängnis wurde heute früh ber 21 Jahre alte landwirtschaftliche Arbeiter Walter Pieß und seine 46jährige Mutter Christine durch Enthaupten hingerichtet. Beide hatten Anfang des vorigen Jahres den Vater im Bett überfallen und ermordet. Der damals 14jährige zweite Sohn des Ermordeten war Augenzeuge der Tat und mußte auf Geheiß der Mörder helfen, den Toten am Scheunentor aufzuhängen, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Eine unvorsichtige Bemerkung des Mörders führte zur Entdeckung des Mordes.