Max Alsberg   BRIEFKASTEN LE

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Die Tragödie eines großen deutschen   Juristen

Am Dienstag mittag hat in einem Sanatorium in Sama­ den   in der Schweiz   der bekannte Berliner   Rechtsanwalt und Universitätsprofessor Mar Alsberg Selbstmord verübt. Diese Meldung wird auf Grund einer polizeiamtlichen Mit­teilung aus Samaden von der schweizerischen Depeschen­agentur verbreitet; die deutschen Meldungen sprechen nur

ist als reine Verzweiflungstat zu werten, wie bei so vielen, die auf der Verlustliste des Wiedererwachten Deutschlands stehen.

davon, daß er gestorben" sei. Man darf annehmen, daß die Rudolf Mosse  

zaghafte Form, in der man den Tod Alsbergs feststellt, e'nem Rest von Scham darüber zu verdanken ist, daß wieder einer aus der Reihe bedeutender deutscher Persönlichkeiten unter dem Druck der Feme   und der Eristenzvernichtung durch Hitler- Deutschland Abschied von einem tätigen und er­fi Igreichen Leben nahm.

May Alsberg wurde 1877 in Bonn   geboren. Schon in jungen Jahren machte er sich durch eine Reihe von her= vorragenden Schriften, die sich mit Grundfragen der Rechtspflege beschäftigten, in den Kreisen seiner Fach­fellegen, aber auch in der Wissenschaft einen sehr guten Namen. Bis in seine Lebensjahre hinein war der unermüd­lich regsame Mann neben seiner Praxis als Rechtsanwalt in Strafsachen und in Handelsstrafprozessen schriftstellerisch tätig. 1930 erschien sein Buch Weltbild des Strafrichters". Etwa zur gleichen Zeit verfaßte er mit Otto Ernst Hesse   das Drama Voruntersuchung", daß zwei Jahre hindurch zu den erfolgreichsten und am häufigsten aufgeführten Theaterstücken gehörte.

Am bekanntesten ist er jedoch in der deutschen Oeffentlich­keit als Anwalt in großen politischen und in Strafprozessen geworden, die durch die Persön­lichkeit der Kläger   und der Angeklagten stärkste Beachtung fanden. Jm Helfferisch- Erzberger- Prozeß, im Stinnes­Prozeß, in den Verhandlungen Raßenellenbogen Schult­

Dem Pariser Temps", dessen Nachrichten sich stets durch Zuverlässigkeit auszeichnen, wird eine neue braune Schreckenstat aus Berlin   berichtet. Vor etwa zwei Wochen wurde Rudolf Mosse  , ein Neffe des Gründers des be­kannten Verlagshauses, plößlich verhaftet. Nach einer Haft von zehn Tagen, wurde seiner Familie ein verlöteter Sarg nach Hause gebracht, in dem sich die Leiche Mosses befand. Der Getötete hatte ein Alter von 43 Jahren erreicht. Er stand als Oberleutnant im Felde während des Weltkrieges, besaß das Eiserne Kreuz   erster und zweiter Klasse und die bayrische Verdienstmedaille. Er ist nicht weniger als fünfmal verwundet worden.

Soweit die Meldung des Temps". Hoffentlich gelingt es bald, daß Dunkel um diese braune Mordtat zu lichten. Im Charakter und im Wesen hub sich Rudolf Mosse   wesentlich von seinen Verwandten gleichen Namens ab, deren Namen bei der Gleichschaltung des Verlagshauses häufig und nicht immer rühmlich genannt wurden.

Bis zur Stunde hat keine deutsche   Zeitung eine Nachricht über seinen Tod veröffentlicht.

heiß und Caro- Petscher hat er wie in zahlreichen andern Professor Forster

Fällen das Niveau des Prozesses durch hervorragende forensische Leistungen hoch über die Alltäglichkeit erhoben. Wo immer Alsberg   plädierte- immer versammelten sich zahl= reiche Juristen, um ihn zu hören.

Politisch stand Alsberg   ziemlich weit rechts. Umso mehr hat es ihn getroffen, daß er von der Nationalen Revolution" sofort von der Berliner   Universität verjagt wurde, deren Honorarprofessor er auf Grund seiner wissenschaftlichen Leistungen seit 1931 war. Gleichzeitig war auch seine An­waltspraxis zu Ende. Ein tätiger und vielseitig gebildeter Mensch war plötzlich ohne Wirkungskreis, nur weil er Jude

Dr. V. T., Lodz  . Ob wir auch bereit seien, für unsere schweren Vorwürfe gegen die jetzige Reichsregierung und ihre Kumpane vor Gericht gerade zu stehen? Ach, wie gerne! Leider tut uns kein Reichskanzler und kein Minister den Gefallen, uns vor Gericht zu ziehen, obwohl ihnen im Saargebiet innerlich gleichgeschaltete. Rich­ter genug zur Verfügung ständen.

Anonym. In unserem Hause können Sie Kriegsteilnehmer und Kriegsorden hinreichend finden. Die Orden sind nachweislich ver liehen, nicht etwa erschwindelt wie die ER. I Hitlers und des Nazi statthalters Kaufmann.

Dr. F., Bukarest  . Ihr Brief erreichte uns sehr verspätet. In­zwischen hat sich der Absatz der Deutschen Freiheit" in Rumänien  sehr gehoben. Wir nehmen an, daß Ihre Freunde nun regelmäßig beliefert werden.

S. Czernowiz. Es freut uns, daß Sie durch dortige Zeitungen auf unser Blatt aufmerksam geworden sind. Die Verbreitung in Rumä­ nien   nimmt zu.

M. B., Paris  . Der Vorfall ist zu nichtssagend, als daß wir uns demit beschäftigen könnten. Ihre Schilderung wirkt übrigens nicht überzeugend.

Lausanne  . So geistvolle Komplimente lesen wir gerne. Wir hoffen, daß die Deutsche Freiheit sich mehr und mehr verdientes Lob und das Vertrauen aller Antifaschisten erwerben wird.

St. Wir haben den Namen für ein Pseudonym gehalten. So kann man sich irren. Hätten wir gewußt, daß Sie ein weibliches Wesen sind, wären wir noch höflicher gewesen. Nichts liegt uns ferner als Dünkel. Wir sind sehr bescheidene Jünglinge, leider allerdings schon etwas angejahrt. Nur sind wir gegenüber den Manuskripten recht kritisch, sogar gegenüber unseren eigenen. Manchmal lehnen wir uns selber ab. Ein wertvoller Beitrag von Ihnen ist neulich in den Deutschen Stimmen" erschienen. Belege- Exemplar gehen Ihnen zu. Mit Flüchtlingsgruß" ist gut; wir wünschen Ihnen und uns, daß Sie bald wieder anders grüßen können.

T. T., Sofia  . Saarbrücken   ist eine rein deutsche   Stadt. Man spricht nur deutsch. Der Anschluß an Frankreich   wird von keiner Seite projektiert. Wenn die Abstimmung im Jahre 1935 zu einem Problem geworden ist, so nur wegen der Verfolgung großer deutscher Minderheiten durch die tollen Nazis.- Grüßen Sie den

DB12 alten Sakasoff von uns, den bulgarischen Bebel".

Professor Forster an der Universität Greifswald  , ein be­fannter Spezialist für Nervenkrankheit hat, wie der Temps" meldet, Selbstmord verübt. Forster gehörte zu jenen deutschen Gelehrten, die wegen mangelnder Reinrassigkeit von ihren Lehrstühlen und aus den Kliniken entfernt wurden. Der

Selbstmord Forsters   ist vermutlich eine reine Verzweiflungs­

tat.

war. In die vorderste Reihe der deutschen Juristen traten Stennes ermordet?

nun Leute wie Freisler  , deren juristische Berufung sich im wesentlichen auf eine Reihe von Vorstrafen im Dienste der nationalsozialistischen Verleumdung stüßen konnten. Materielle Not hat Alsberg   nicht in den Tod getrieben. Sein Selbstmord, über den Einzelheiten noch nicht bekannt sind,

Steuerschraube angezogen Bürgersteuer verlängert und verschärft

Berlin  , 13. Sept. Das Reichskabinett hat am Dienstag beschlossen, die Bürgersteuer auch auf das Jahr 1934 auszudehnen. Da aber erwogen wird, die Bürgersteuer in die Einkommensteuer einzugliedern, wurde die Verlängerung der Bürgersteuer nur auf das Kalenderjahr, nicht auf das Etatsjahr 1934 aus­gedehnt. Bei der Bürgersteuer wird die allgemeine Steuer­freigrenze in Zukunft um 20 Prozent erhöht werden. Bisher waren von der Bürgersteuer alle nicht Wahlberechtigten befreit. Diese Bestimmung wurde nunmehr beseitigt, so daß also auch Minderjährige mit eigenem Einkom= men und die Angehörigen der Reichswehr   bürger­steuerpflichtig sind.

Angenommen wurde ferner ein Gesetz, das verbietet, Tabakerzeugnisse unter den auf der Steuerbanderole ver­zeichneten Preisen zu verkaufen.

Eine ausführliche Beratung fand sodann über agrar­politische Maßnahmen statt, die in der Hauptsache dazu dienen werden, angemessene Preise für die neue Ernte sicherzustellen.

Die Bürgersteuer war nur als vorübergehende Notsteuer gedacht. Nun wird sie eine dauernde Belastung werden und sogar die Minderjährigen, also Lehrlinge und junge Arbeiter erfassen.

Die andere Hauptsorge der Regierung gilt einer Ver­teuerung der Agrarprodukte. Von Lohnerhöhung aber ver­lautet nichts.

Freie Bahn dem Untüchtigen"

Zu diesem neulich bei uns behandelten Thema äußert sich ein gleichgeschaltetes Blatt, die schwerindustrielle Berg­werks- Zeitung"( vom 10. September):

So wahr es ist, daß heute Millionen Volksgenossen ohne ihre Schuld das furchtbare Los der Arbeitslosigkeit tragen müssen, auf der anderen Seite darf man nicht ver­kennen, daß der Tüchtige, der überdurchschnittlich Begabte. der Fleißige und Strebsame von jeher Neider hatte unter denen, die diese Eigenschaften nicht besaßen. In der heutigen Zeit, wo Not und Erbitterung über unverschuldetes Elend hinzukommen ist es menschlich begreiflich, daß die Scheel­sucht erst recht ins Kraut schießt. Gemeinnuzz geht vor Eigennuß, das heißt gewiß: Wer das Glück hat, in Arbeit zu sein, muß nach Kräften Opfer bringen zugunsten der leidenden Volksgenossen! Das heißt aber auch, daß der tüchtige Mann geschüßt werden muß vor einer Mißgunst, die ihn anprangern möchte, nur weil er etwas kann. Der Eigennutz darf zum Schaden des Gemeinnubes nicht so weit gehen, daß der Unbegabte und Untüchtige die Staatsges walt anruft, um sich auf Kosten der letzten Endes doch auch rassenmäßig wertvolleren Elemente einen Play zu sichern, den er aus eigener Kraft niemals hätte erringen können." Der tüchtige Mann muß geschützt werden. Dieser Rat allein spricht Bände. Das gleichgeschaltete Blatt versucht seine Klagen durch die Berufung auf die raffenmäßig wertvollen Elemente" schmackhaft zu machen. Wir haben das nicht nötig und haben in unserem Artikel aufgezeigt, daß die Zustände, die auch von der kapitalistischen   Seite als untragbar em­pfunden werden, eine notwendige Folge des heutigen dik­tatorischen Systems sind.

Inpreß" meldet:

Hauptmann a. D. Stennes, der mit Otto Strasser   vor einigen Jahren die NSDAP  . verließ, ist in Berlin   ver­haftet, drei Tage entsetzlich gefoltert und schließlich ermordet worden.

Zürich   2. Besten Dank. Wir hatten von der gewaltsamen Jagd auf Juden in Berlin  , um sie für den Horst- Wessel  - Film gänzlich naturgetreu zu verwenden, schon gehört, aber es fehlte uns eine größere Nachricht. Nun haben wir sie. Auch diese Schande national­sezialistischer Propaganda darf der Welt nicht vorbehalten bleiben. Wir möchten nur wünschen, daß die ganze Welt diesen Film sehen kann, damit sie erkennt, wie dringend sie der Genesung am deutschen  Wesen bedarf.

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V. T., Brüssel. Allwissend bin ich nicht." Auch für uns gilt das Goethewort. Ein Lexikon kann Ihnen der Briefkasten nicht er­setzen. Eine Frage hätten wir beanwortet. Ein Dugend Fragen auf einmal sind etwas viel.

T. W., Marseille  . Kopf hoch und aushalten! Denken Sie an unsere Kameraden im Hitlerland. Die hungern auch und haben außerdem die Polizei auf dem Halse. Lieber auf Stroh schlafen, als auf Daunen und keine Nacht wissen, ob nicht die SA. in die Wohnung eindringt.

F. R.  , Paris  . Ihre Einsendung Die französischen   Katholiken" tam zu spät. Wir hatten das Thema schon ausführlich behandelt. Bergen  , Norwegen  . So weit nordwärts ist die Deutsche Freiheit" gedrungen? Wir freuen uns über Ihre Freude. Freiheit! 9

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud­ weiler  ; für Inserate: Otto Kuhn   in Saarbrücken  . Rotationsdruck und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5.

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