ber immerhin bei den kommunistischen Führern nicht zu beobachten war, hätte zum Losschlagen gerade auf dem linken Rheinufer veranlassen können.
In Wahrheit konnten die Kommunisten im Februar an eine bewaffnete Aktion überhaupt nicht denken. Die
Österreichs schwarzer Faschismus
Situation war für sie so ungünstig, wie nur möglich. Die Starhemberg will Verbot der Sozialdemokratic
ganze Staatsmacht war in den Händen ihrer Gegner, denn Hitler war ja schon seit Wochen Reichskanzler. Reichswehr , Schupo, SA. und SS. ,„ Stahlhelm" und alles, was es sonst noch an längst bewaffneten Organisationen antibolschewistischer Art gab, stand bereit, um jede kommunistische Erhebung innerhalb Minuten blutig zu ersticken. Die Kommunisten hatten auch in der Bevöl kerung nur wenig hinter sich. Ihre Wählerschaft betrug etwa ein Achtel der erwachsenen Deutschen . Die Partie stand also einer gegen a cht, und dabei waren bei den Acht auch noch die ganze bewaffnete Macht des Staats, der ganze riefenhafte Staatsapparat. Zu unterstreichen ist schließlich, daß kommunistisch wählen natürlich noch lange nicht bedeutet, für den Kommunismus mit der Waffe in der Hand zu kämpfen.
Die KPD . war felten in einer so ungünstigen, ja hoffnungslosen Lage wie im Februar d. J. Das Ringen zwischen Faschismus und Bolschewismus war längst zu Gunsten des Faschismus entschieden. Die faschistische Reichsregierung brauchte nur noch eins: ihre tatsächliche Macht durch ein Plebiszit zu legalisieren. Sie mußte fürchten, am 5. März bei den Reichstagswahlen in eine Minderheit gebracht und fomit abhängig zu werden von den Parteigruppen der Mitte, insbesondere vom Zentrum, dessen Kraft fie damals zu Unrecht noch hoch einschätzte.
In dieser Lage rief die Reichsregierung das alte Mittel des Bürgerschrecks gegen das rote Gespenst zu Hilfe. Um es besonders grausig erscheinen zu lassen, wurde der rote Hahn auf das Dach des Reichstagsgebäudes gefeßt. Jeder Unterrichtete mußte und weiß, daß der Brand des Reichstagsgebäudes in einer Zeit, in der die Regierung ohne jeden Widerspruchsmöglichkeit der Opposition alle. Propagandamittel, insbesondere den Rundfunk, gegen ihre Feinde spielen ließ, auf die Wählerschaft nur antikommu nistisch, antimargistisch überhaupt wirken konnte. So ist es auch gekommen. Der Reichstagsbrand ist von denen verursacht, die am 5. März sich„ legal" in der Macht be. stätigen und alle Gegner mit brutaler Gewalt unterdrücken wollten.
Die Kommunisten und ihre ungezählten Polizeispitzel haben freilich ihren Gegnern im Laufe der Jahre mancherlei Material geliefert, das jetzt zur Vernebelung benutzt werden soll. Die politische Lage im Februar und die ganze Art der Brandstiftung bleiben aber deutlich genug, um die nationalsozialistische Brandstiftung klar beleuchtet zu
laffen,
Der Korrespondent der Kölnischen Zeitung " teilt mit, daß bie Beileibsbriefe, die Ministerpräsident Göring nach der neuerlichen Flugzeugkatastrophe an die Sowjetregierung gefandt hatte, in der deutschen Zeitung von Moskau teine Erwähnung gefunden haben, während die des Marschalls Balbo und des polnischen Luftfahrtministers Butkiewiss im vollen Wortlaut veröffentlicht wurden.
Auch ein Bildchen: Der gewaltige Bolschewistenfeind Göring , der in Deutschland die Bolschewisten foltern und töten läßt, telegrafiert die russischen Bolschewisten an, weil ein paar ihrer Funktionäre verunglückt verunglückt find. Die Bolschewisten aber werfen das Telegramm in den Papierforb, wenn sie nicht sonstige Verwendung dafür hatten.
Dumme Neugier
Die saarländische Regierungskommission und wir Die prohitlerische und darum antideutsche Presse an der Saar macht immer wieder den albernen Versuch, uns als von der Regierungskommission gehätschelt hinzustellen. Dieser Tage hat die Regierungskommission an die Lokalzeitungen des Saargebietes als Auflagenachricht eine Amtliche Kundgebung der Regierungstommission" gegeben, die sich gegen ein zum Boykott französischer Schulen aufforderndes Flugblatt richtete: Deutsche Bäter- Deutsche Mütter".
Nun fragt die Saarbrücker Zeitung " in sensationellem Druck an der Spize ihres Blattes die Regierungstommission, warum wir diese Auflagenachricht mit der Ueberschrift„ Schulterror" bringen durften, statt mit der amtlich vorgeschriebenen Ueberschrift.
Die Antwort ist sehr einfach: weil uns diese Auflagenachricht überhaupt nicht zugegangen ist, wahrscheinlich weil uns die Regierungskommission mit Recht nicht zu den Lokalzeitungen rechnet. Wir haben die Kundgebung der Regierungskommission aus anderen Blättern übernommen und haben selbstverständlich das Recht, die Ueberschrift zu wählen, die uns treffend zu sein scheint.
Wir begreifen durchaus, daß sich die unter dem Kommando und der Zensur von SA. - Analphabeten stehende Redaktion der„ Saarbrücker Zeitung " den freien Entschluß einer unabhängigen Redaktion nicht mehr vorstellen kann. Es war aber wirklich nicht nötig, daß das Blatt dieses Armutszeugnis öffentlich bekundete. Als deutsche Journalisten bedauern wir, daß sich eine deutsche Zeitung so vor der fremden
, 18. Sept. Vor dem Starhemberg- Denkmal hielt der Führer der österreichischen Heimwehr, Fürst Stars hemberg, eine Ansprache an' Bundeskanzler Dollfus, in der er erklärte, die Heimwehr erwarte Großes vom Bundeskanzler. Er habe eine konkrete Bitte an die Regies rung. In diesen Tagen sei das chriftliche und bodenstän dige Volk auf die Ringstraße gegangen und habe sich zur Idee des neuen Oesterreichs bekannt. Für diese Wiener müsse es unerträglich sein, daß im Wiener Rathause noch Bolschewiti sigen, die Wien beherrs schen. Starhemberg forderte Bundeskanzler Dollfuß auf, diejenigen hinauszuschaffen, welche im Stadtparlament fizen. Das Jahr 1933 müßte zur Befreiung Wiens von dieser Gefahr werden. Die Heimwehr sei bereit, mit ihrem Leben für diese große Leistung einzutreten.
Wien wird nicht von„ Bolschewiken", sondern von den Sozialdemokraten beherrscht. Starhemberg will wie früher schon die gewaltsame„ Befreiung" Wiens von den Sozialdemokraten. Er will die Annullierung der sozialdemokra= tischen Mandate und das Verbot der Sozialdemokratie. Itallen als Vorbild
Im„ Echo de Paris" vom 18. Sept. schreibt Pertinax: Kurz, auch Desterreich nimmt eine Wendung zum Faschismus, aber zu einem Faschismus, der mehr das italienische alsdas Deutsche Vorbild nachahmt und den Verhält niffen des Landes und dem Charakter des Kanzlers wirklich angepaẞt ist.
Das Lebensinteresse des unabhängigen Staats Desterreich ist unvereinbar mit der rücksichtslosen Anwendung der bestehenden Verfassung, mit der dauernden Tätigkeit des Parlaments und mit neuen Wahlen. Das ist schon längst bewiesen worden. Vor einigen Monaten wünschte PaulBoncour, als guter Demokrat, daß Oesterreich im Frühjahr sein vertagtes Parlament wieder einberufen solle und daß die rechtmäßigen Einrichtungen nicht beseitigt würden. Der neue französische Gesandte in Wien mußte ihn er=
Neuwahlen bedeuten. Die Nazis würden mit vollen Händen aus den Kassen des Reichs schöpfen, um ihre Propaganda übermächtig zu gestalten. Paul- Boncour besteht nicht mehr auf seine Idee.
Wie werden sich die Sozialisten gegenüber den Neuerungen verhalten, die der Kanzler Dollfuß angekündigt hat. Neulich hat Otto Bauer , wie es scheint, die Notwendigkeit einer Ausnahmeregierung anerkannt. Es ist also wahrscheinlich, daß die trotz ihrer parlamentarischen Stärke- sie besigen 72 von 165 Abgeordneten sich ruhig verhalten werden. Jedenfalls verbietet ihnen die Lage im Reiche, von dort irgendetwas zu erhoffen. Man kann sogar annehmen, daß durch eine aktive Opposition zu erschweren, wenn sich ihrer sie sich auch dann hüten würden, die Aufgabe des Kanzlers
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wahren Intressen wenig bewußt wären. Eine Kathastraphe der Regierung Dollfuß würde die Wege zum Anschluß ebnen. Die ernsthafte Gefahr ist, daß der schwarze Faschismus Desterreichs, wie gemäßigt, vorsichtigt und vernünftig er auch sein mag, auf die Dauer den braunen Faschismus vorbereitet. Im Grunde hängt unter den gegenwärtigen Umständen die Selbständigkeit der kleinen Republik vom Kanzler Doll fuß ab, von der Dauer seiner. Regierung und vor allem auch von der blinden Wut der Hitlerleute. Wenn diese Wut von einziger Einsicht begleitet wäre, wenn die Führer der außenpoltischen Aktion des dritten Reichs" stark genug wären, um den nationalsozialistischen Häuptlingen ein Rompromiß aufzwingen und im allgemeinen ihre Gewaltsam feiten zu mildern, so würden die beiden Länder schließlich zu einer starken Annäherung gelangen und eine Angleis chung könnte beginnen. Glücklicherweise sind wir noch nicht so weit.
Um Oesterreich wirklich unabhängnig zu erhalten, um sein Abgleiten zum Reich aufzuhalten, wäre ein Bund der Donaus staaten unentbehrlich. Aber man muß sich eingestehen, daß wir von diesem Ziele noch weit entfernt sind. Gegenwärtig ist Desterreich unter dem Einfluß Italiens . Es ist zu fürchten, daß eine österreichisch- ungarische Annäherung den Graben zwischen Wien und Budapest auf der einen Seite und Prag , Belgard und Bukarest auf der anderen Seite verbreitert, und daß die ästerreichisch- ungarische Gruppe schließlich Deutschland um Unterstüßung gegen das Slawentum ringsumher bitten muß. Eine solche wirksame Unterstützung würde Italien vielleicht nicht gewähren können. Alles bleibt also
nüchtern. Man kann sich leicht vorstellen, was gegenwärtig schwankend und unsicher.
d
„ Genosse Snyders"
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Entlarvt und der Polizel übergeben
Saarbrücken , 14. Sept. Gestern ist hier ein Nazispiel gefaßt worden, der sich bei hiesigen nicht gleichgeschal teten Stellen als holländischer Sozialist ausgab und einen holländischen Paß vorwies. Er versuchte am Freitag der vors legten Woche zunächst bei der hiesigen sozialdemokratischen Flüchtlingsstelle und in der Redaktion der Deutschen Freis heit" anzukommen. Als er daran durch verschiedene Ums stände gehindert wurde, verschwand er für einige Tage nach Straßburg und tauchte Mittwoch vergangener Woche wieder in Saarbrüden auf. Er begab sich in das Parteibüro der SSP. zu deren Vorsitzenden Wal B , bei dem er sich als Flüchtling ausgab.
Während er in der Woche vorher SPD. - Lenten gegenüber behauptet hatte, er tomme aus einem hitlerdeutschen Konzentrationslager, gab er bei der SSP. an, er habe Hols land wegen Verfolgungen seitens der holländischen Faschisten verlassen müssen und wolle sich gern in der SSP. betätigen. Die Parteileitung der SSP. ging scheinbar auf diesen Vorschlag ein und beschäftigte ihn einige Tage lang, ohne ihn aus den Augen zu verlieren.
Er behauptete, Gelder zur Verfügung zu haben und wollte für den Druck einer Broschüre 14 000 französische Franken zur Verfügung stellen. Zu diesem Zwecke begab er sich gestern morgen mit dem Vorfizenden der SSP. auf die hiesige Saar := ländische Beamtenbank, wo er von dem verantwortlichen Leiter Schaub fich bestätigen ließ, daß er 45 000 Franken zu erwarten habe, die aber noch nicht eingetroffen seien! Er stellte deshalb folgende Quittung aus:
Hindi Saarbrüden, 18. Sept, 1933. An die Saarländische Beamtenbant , Geschäftsstelle Saarbrüden.
Hiermit ersuche ich Sie, zu Lasten meines Kontos an Herrn Max Walz, Saarbrücken , gegen Vorlage dieser Quittung
14 000,- französische Franken ( in Worten vierzehntausend französische Franken zur Auss zahlung zu bringen. 000 ST
Hochachtungsvoll! ( Unterschrift.)
=
Danach wurde der Spigel weiter beobachtet und bemerkt, daß er in das Haus eines hiesigen SA. Führers ging. Dabei muß er beobachtet haben, daß er fontrol= liert wurde! Er versuchte, sich zu entfernen, wurde aber von Leuten der SSP. dauernd beobachtet. Inzwischen war durch einen Anruf bei der Beamtenbaut festgestellt worden, daß diese
plöglich nichts mehr mit der Sache zu tun haben wollte, während noch am Morgen ihre Auskunft eine ganz andere gewesen war. Es gelang, ihn nochmals auf das Büro der SSP. zu loden und dort fand man bei ihm folgendes hochinteressante Dokus ment:
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Saargebiet
Landesführung Groß- Saarbrücken Telefon 2 05 59
An
Pg. Ortsgruppenverbandsleiter Werner Neunkirchen- Saar , Kaiserstraße. Herr Josef Snyders, Holländer, holländischer Paß Nr. 191 612, war von mir gegen die SSP. eingeseht. Heute ging die Sache hoch. Ich mußte ihn zurückziehen und von hier verschwinden lassen.
Bitte nehmen Sie sich seiner an, indem sie für ihn und seine Frau Unterkunft besorgen. Bringen Sie ihn so wenig wie möglich mit den Parteigenossen zusammen, damit er nicht zu bekannt wird. Sie wollenihngegen die KPD. verwenden, nach einigen Tagen wird der S. nach dem Reich dirigiert werden.
( Stempel)
Der Spiel ist der Polizei übergeben wors den und sieht seiner Aburteilung entgegen. Es ist zu erwarten, daß hier nicht nur ein Nazispitel„ aufgeflogen" ist, sondern daß iezt noch ganz andere Herren, die hier aufs schwerste kompromittiert worden sind, auffliegen" werden! Wir werden über den weiteren Verlauf der Ange= legenheit laufend berichten.
Die Originaldokumente und der Paß haben uns vorgelegen und die 3eugen sind von uns selbst gehört worden. Wir kommen darauf noch zurüd.
Regierungskommission bloßstellt. Wir können nur hoffen, Die Hermann- Göring- Straße Kommunisten boykottieren nicht
daß die ausländischen Herren der Regierungskommission sich einen besseren Eindruck von der deutschen Journalistik bewahren, als er ihnen täglich von der Saarbrücker Zeitung " gegeben wird.
Das Neueste
Marschall Petain hat mit mehreren Generalftabsoffizieren die neuen Befestigungsanlagen der Gegend von Diedenhofen besichtigt.
Der Stellvertreter des„ Führers" weist nochmals darauf hin, daß das Tragen von Braunhemden für vorübergehend
Gestern hat man in Berlin in feierlicher Weise die Hermann Göring- Straße eingeweiht. Diese Straße trug bis dahin den Namen des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert . Der Oberbürgermeister, der Polizeipräsident und verschie dene Behörden nahmen an der Zeremonie teil.„ Es ist nicht nötig, auseinander zu setzen", erklärte der Staatskommissar Lippert, warum die Friedrich- Ebert- Straße nunmehr in der Hauptstadt überflüssig geworden ist". Er feierte die Berdienste Görings, des zweiten Mannes des Reiches. Dann brachen die Sturmabteilungen, die längst der Straße aufgestellt waren, in ein Heil Hitler" aus und stimmten das Horst- Wessel- Lied an.
im Ausland befindliche Nationalsozialisten ohne Genehmis Strelt um die Landwirtschaft
gung der Reichsleitung verboten ist.
Dem Gauleiter der NSDAP. in Tirol ist die Landess bürgerschaft von Tirol aberkannt worden.
In Hamburg wird es künftig neben dem regierenden Bürgermeister nur noch fünf, statt bisher 12 Senatoren geben, die sämtlich von der NSDAP . gestellt werden.
Der deutschnationale Staatssekretär im Reichsernährungs. ministerium, Herr von Rohr, wird in den nächsten Tagen seinen Posten verlassen. Der Grund für den Wechsel im Staatssekretariat des Reichsernährungsministeriums liegt in tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten über grundsäß liche und aktuelle wirtschafts- und agrarpolitische Fragen.
Die schwedischen Kommunisten der Mogkauer Richtung( Sillen- Kommunisten) haben beschlossen, an der von den schwedischen sozialdemokratischen Gewerkschaften erklärten Baykottaktion gegen deutsche Waren nicht teilzunehmen. Dieser Beschluß soll auf Initiative der Moskauer Regierung zurückgehen, die sich auch in Zukunft Deutschland gegenüber neutral verhalten wolle. Fünf Monate
Wegen in einer Versammlung am 18. Juni in Kupferdreh getaner Aeußerungen, die sich gegen das Ansehen der Regie: rung und der hinter ihr stehenden Verbände richteten, wurde die Geschäftsführerin des deutschnationalen Landesfranens ausschusses, Elisabeth Stubenrauch, vom Dortmunder Sondergericht zu fünf Monaten Gefängnis ver urteilt.
Auflösung katholischer Verbände
„ Le Temps"( Nr. 26314) meldet: Der Kardinal Bert ram , der Präsident der Fuldarer Bischofskonferenz empfiehlt den katholischen Verbänden, nicht selbst ihre Auflösung zu beschließen, wie es, so sagt er, bereits in mehreren Fällen, infolge eines äußeren Drucks, geschehen ist".