Deutschlands Isolierung

von England aus geschen!

Dr. O. G. London , 12. Sept. 1933.

Die englische Presse ist nicht gleichgeschaltet; aus ihr er­fchallt nicht das eintönige Gedudel, das man heute aus dem deutschen Pressewald vernimmt, allerdings auch nicht die schrillen Mißklänge, die wir aus der letzten Zeit der deutschen Republik im hr haben. Damals wurde die Presse­freiheit von einer gewinnenlosen Journalistik auf der äußer­sten Rechten wie der äußersten Linken in der übelsten Weise mißbraucht, um politische Gegner auf rein persönlichem Ge­biet anzuflegeln und um die Arbeit der Regierung in der Innen- wie in der Außenpolitik nicht etwa nur zu friti­fieren, sondern regelrecht zu sabotieren. Welch anderes Bild in der englischen Presse. Gewiß, auch dort werden politische Gegner scharf angegriffen, aber welch himmelweiter Unter­schied im Ton gegenüber den Pöbeleien, die wir in der deutschen Presse gewohnt waren und heute noch in fast schlimmerer Form aus der Nazipresse gegen Marxisten, Pazifisten, Juden usw. hören. Auch in der englischen Presse wird die Regierung von der Opposition nicht gerade mit Glacehandschuhen angefaßt; und doch auch die Opposition zeigt im allgemeinen genügend Selbstdisziplin- vor allem auf dem Gebiet der Außenpolitik um der oft scharf ange­griffenen Regierungspolitik eine Chance zu geben. Da sind natürlich feine Instruktionen nötig, die sich die englischen Journalisten energisch verbitten würden, sondern nur gute Informationen über die Absichten der Regierung.

So kann man bis zu einer gewissen Grenze die eng= Iische Außenpolitik aus den Pressestimmen erkennen. So spiegelt sich auch die Haltung Englands gegenüber Deutschland deutlich in der großen Presse wieder. Anfang Mai, als Deutschland drauf und dran war, die Ab= rüstungskonferenz zu sprengen, erfolgte in der eng­Lischen Presse ein regelrechtes Trommelfeuer gegen Deutsch­ land , das von einigen Parlamentsreden, so vor allem der Rede des englischen Kriegsministers, unterstützt wurde. Nach Hitlers Friedensrede" vom 17. Mai wurde das Trom­melfeuer plötzlich abgeblasen. Englands Politik ging darauf hinaus, zwar ein gesundes Mißtrauen zu bewahren, aber doch Nazi- Deutschland eine neue Chance zu geben. Es begann sogar ein gewisser Druck auf Frankreich , nun seiner­seits Konzessionen in. der raschen tatsächlichen Abrüstung zu machen; und selbst in der Frage der Rüstungskontrolle lehnte England damals zunächst den französischen Vorschlag einer ständigen Kontrolle ab, und wollte nur auf Antrag eine Kontrolle vornehmen. Hier machte man Hitler eine Chance, die Isolierung außenpolitisch zu durchbrechen. Er hat sie nicht genußt, konnte sie wohl auch nach den inneren Ge­sezen seiner Bewegung nicht nußen. Er verschärft nicht nur den Terror im Inneren durch allerhand mittelalterliche Maß­nahmen und verstärkte so den moralischen Abscheu in Eng­land, er begann auch seine Angriffspolitik gegen Oesterreich . Nun setzten neue Attacken in England ein, die den diplomatischen Schritt, der gemeinsam mit Frank reich unternommen wurde, vorzubereiten. Dieser diploma­tische Schritt endete mit einer englisch - französi­schen Niederlage und einem- allerdings heute in einem zweifelhaften Licht erscheinenden Erfolg Musso­linis. Trotz der unverminderten deutschen Angriffe gegen Desterreich drängte nun die englische Presse nicht mehr zu neuen diplomatischen Schritten, sondern überließ ent­sprechend der englisch - französischen Regierungspolitik alles weitere Mussolini . Nur der Manchester Guardian" warnte vor der Gefährlichkeit dieser Politik.

Inzwischen begann sich eine neue, jetzt immer klarer wer­dende politische Offensive gegen Deutschland zu entwickeln. Ganz planmäßig berichteten die englischen Zeitungen von dem wachsenden agressiven Geist in Deutsch­ land . Alle nationalsozialistischen Hezreden wurden kommen­tarlos registriert. Jeden Tag konnte man z. B. in der " Times" irgend einen Bericht über deutsche Grenzver­letzungen oder Wühlereien gegen die kleineren Nachbar­staaten( Dänemark , Schweiz , Holland , Belgien , Tschecho= slowakei) lesen. So wurde der Abscheu gegen den agressiven Geist des deutschen Faschismus geweckt und gleichzeitig das Verständnis für den französischen Standpunkt in der Rü­stungsfrage. Auch über die geheimen Rüstungen wurde gelegentlich berichtet, wenn auch hier im allgemeinen mit einer gewissen Zurückhaltung. England will offenbar den Versuch machen, hinter den Kulissen auf diplomatischem Wege, Deutschland von seiner Rüstungspolitik abzubringen, und die Regierung fürchtet durch vorzeitige Veröffentlichung des in ihrem Besitz befindlichen Materials in Hitler- Deutsch­land das Prestigebedürfnis anzustacheln und dadurch mit seinen diplomatischen Schritten zu scheitern. Ob diese vor­sichtige Politik den Nazis gegenüber, denen nur die kräftige Faust imponiert, richtig ist, ist eine zweite Frage. Aber zweifellos geht die englische Politik in dieser Richtung. Auf der anderen Seite ist dagegen England jetzt bereit, ebenso wie Amerika , den französischen Kontrollvorschlag anzuneh­men, wenn Frankreich sich verpflichtet, nach einer nicht zu langen Probezeit, in der die Wirksamkeit der Kontrolle fest­gestellt werden soll, selbst ernsthaft abzurüsten. Die englisch­französischen Beziehungen sind heute so eng wie seit langem nicht. Das besagt auch der folgende, zweifellos auf besten In­formationen beruhende Bericht der Times". Dort heißt es u. a.:

" Der Hauptwunsch der französischen Regierung ist es, die volle Unterstützung durch Großbritan nien bei der Wiedereröffnung der Ab­rüstungskonferenz zu gestalten. Und die Not­wendigkeit einer eindeutigen Verständigung wird in britischen Regierungsfreisen vollauf anerkannt. Die britische Regierung ist jetzt, wie man hört, bereit, grundsätzlich die französische Ansicht sich zu eigen zu machen, wonach eine ständische und automatische Rüstungskontrolle auf internationaler Grundlage vorhanden sein muß, ehe an weitere Abrüstung gedacht werden kann. Und sie mag vielleicht auch die Bedingung annehmen, daß die Wirksamkeit einer solchen Kontrolle während einer mehrjährigen Probezeit erwiesen werden muß. Man erwartet indessen, daß die britische Regierung erklärt, daß die Annahme des französischen Kontroll= systems durch sie durch ein endgültiges Einvernehmen er­gänzt werden mus dahingehend, daß die französischen Rüstungen am Ende der Probezeit herabgesetzt werden, falls das Kontrollsystem zufriedenstellend arbeitet, sowie daß diese Herabseßung flar bestimmt und wesentlich sein müsse. Eine Vorbedingung muß allerdings auch darin liegen, daß die europäische Situation Anlaß zu Vertrauen gibt.

Es wird die erste Aufgabe der französischen und britischen Vertreter bei den Vorbesprechungen sein, sich über diese Punkte zu einigen, so daß die Gewähr gegeben ist, daß fein Mißverständnis und feine Meinungsverschiedenheit besteht, die es möglich machen könnte, daß ein Keil zwischen die französische und britische Delegation in Genf getrieben werden könnte. Wenn die französischen und britischen Delegierten in vollem Einvernehmen nach Genf gehen tönnen und vielleicht sogar mit italienischer Unterstüßung,

bann fann, so meint man, die Annahme der internatio nalen Kontrolle als eine flare Angelegenheit präsentiert werden, und die Naziregierung ist gezwungen, ihre wahren Absichten zu enthüllen. Wenn sie ein faires und ernst­haftes Angebot ablehnt, an einem System sich zu betei­ligen, das allen Mächten gegenüber in gleicher Weise an­gewandt wird, dann ist es klar, wo die Schuld für den Zusammenbruch liegt.

Was die Geheimrüstungen anbelangt, so heißt es, daß die britische Regierung zwar die Besorgnisse der franzö­ sischen Regierung in dieser Frage teilt, aber ihren Einfluß gegen eine vorzeitige Aufrollung dieser Frage in die Waagschale werfen wird."

Aus der Diplomatensprache übersetzt, heißt das alles nichts weiter, als daß man jetzt dabei ist, eine englisch - französische Einheitsfront, an der Amerika sicher und Italien vielleicht teilnimmt, zu formen und dann in Genf Nazi- Deutschland eine Art Ultimatum zu stellen. Deutschland wird also ent­weder eine wirksame Rüstungskontrolle schlucken müssen und seine Geheimrüstungen abblasen müssen, oder es wird als Echuldiger dastehen.

Noch gründlicher behandelt Manchester Guardian" da. Problem der Isolierung Deutschlands und der Zu­spizzung der europäischen Lage; die Zeitung widmet dieser Frage zwei lange Artikel, aus denen nur ein paar Säße zitiert werden sollen:

-

eine

" Der Wandel in den Beziehungen zwischen Frankreich und England seit dem Beginn des Hitler - Regimes ist im wesentlichen psychologisch. Heute ist mehr Sym= pathie für Frankreich in England als je= mals seit dem Kriege. Viele Franzosen, denen seit Jahren ihre Presse geraten hat, den antifranzösischen und prodeutschen Engländern zu mißtrauen, sind jetzt über­raht über den Wechsel, so sehr, daß sie kaum glauben, er könne von Dauer sein. Sie übersehen die Tatsache, daß das, was ihre Presse antifranzösisch" nannte, nur anti­Poincare oder anti- Tardieu war, und daß dann, wenn England prodeutsch zu sein schien, es lediglich aus seinem Friedenswillen heraus entschlossen war, Deutschland­dem Deutschland Stresemanns und Brünings Chance zu geben; die Chance, die ihm zukam. Englands Haltung Frankreichs gegenüber ist natürlich heute anders als vor zwei Jahren oder selbst vor einem Jahr. Die übliche englische Kritik an der französischen Ab­rüstungspolitik ist heute nicht mehr im gleichen Maße wie früher angebracht. Während es möglich war, an den guten Willen eines Mannes wie Brüning zu glauben, kann das Deutschland Hitlers nur Mißtrauen erwecken. Und man ist heute darüber einig, daß die Franzosen , wenn sie auch in der Vergangenheit mit ihren verwickelten und schwer handlichen Sicherheitsplänen der Abrüstung Hindernisse in den Weg legten, heute mehr als berechtigt sind, ein wirksames und zuverlässiges Kontrollsystem zu fordern." Nachdem Frankreich als eine der Hauptstüßen der Demo­tratie und der Freiheit in der Welt bezeichnet worden ist, heißt es weiter:

Ein Franzose ist heute ein freier Mann; ein Deutscher ist entweder ein Sklave oder ein Sklavenhalter. Seit Deutschland sich zum Mili­tarismus bekannt hat, ist Frankreich in den Augen der Welt der Hauptvorfämpfer des Friedens in Europa . In der Vergangenheit wurden seine Friedenssicherungs­methoden... oft und mit Recht kritisiert. Aber wenn Krieg in der Luft liegt, ist es zu spät, allzu kritisch die Methoden derer unter die Lupe zu nehmen, die den Krieg abwenden wollen. Außerdem herrscht jetzt Einverständnis darüber, daß heute keine Reit für territoriale Revision ist, am aller­wenigsten, was Deutschland anbelangt. Wer will fühn ge­nug sein, einige dieser polnischen Untermenschen" des Danziger Korridors unter deutsche Herrschaft zu bringen, nach der Erfahrung, die die jüdische Minderheit" unter der Naziherrschaft hat machen müssen?

Ob nun die französische Methode im Prinzip gut oder schlecht ist, es fann fein Zweifel bestehen, daß Frankreich heute sich bemüht, den Frieden in Europa zu sichern. Wie? Einfach dadurch, daß es Deutschland , das einzige Land in Europa , das ernstlich Krieg will, isoliert."

General von Westrem

Mozartplatz verschleppt. Passanten hören Todesschreie aus dem Haus und alarmieren telefonisch das Polizeipräsidium. Der General schickt sofort das Ueberfallkommando nach dem Mozartplatz und findet es verbarrikadiert, die SA. ver­weigert der Polizei den Eintritt. Der Präsident, von seinen

Aus dem Reiche des Statthalters Sprenger Beamten in Kenntnis gefeßt, verlangt fategorisch die

Neulich las man in der Frankfurter Presse eine kurze Notiz, in der das Ausscheiden des Generals von Westrem aus dem Amt des Frankfurter Polizeipräsidenten mitgeteilt wurde. Von Westrem habe, so hieß es, die ihm kommissarisch gestellte Aufgabe mit großem Fleiß und Geschick durchge­führt. Mit der abgeschlossenen Durchführung erlösche das Kommissariat des Generals. Mit andern Worten: der Gene­ral wird feierlich abgesägt, nachdem er sich in den Augen der Nazibonzen während seiner Probezeit nicht bewährt hat. Warum hat v. Westrem sich nicht bewährt? Welches sind die wirklichen Gründe seiner so plötzlich erfolgten Kaltstellung? General von Westrem ist ein Militär der alten Schule. Stramm, diszipliniert und korrekt: der Typ eines hohen preußischen Soldaten. Für seine ganze Einstellung ist ein Vorfall bezeichnend, der sich abspielte, als er in sein neues Amt eingeführt wurde. Der General geht durch die Räume des Polizeipräsidiums und läßt sich die leitenden Beamten vorstellen. Jeden fragt er nach der Art seiner früheren Be schäftigung, seiner beruflichen Vorbildung, seiner Kriegs­verwendung im Felde. Man merkt, daß der General sich höchlichst wundert, als er fast überall die Erfahrung macht, daß die Beamten des P. P. über entsprechende polizei­amtliche Vorbildung verfügen und im Weltkrieg in vors defter Front standen.

Schließlich bricht sich sein Erstaunen in den Worten Bahn: " Das ist aber merkwürdig. Ich habe gedacht, hier säßen lauter Parteibuchbeamte, Gewerkschaftsangestellte usw. Aber das ist ja garnicht wahr, was mir berichtet wurde. Meine Herren, ich hoffe, wir werden gut zusammenarbeiten." Dem früheren Leiter der Politischen Polizei, Kriminalrat M. gegenüber äußert er bei der ersten Vorstellung: Ich weiß, Sie sind ein tüchtiger Beamter. Ich weiß auch, daß Sie kein Nationalsozialist sind. Aber mir fommt es in erster Linie nicht auf die Parteizugehörigkeit, sondern auf die Qualift­tation des Beamten an. Deshalb werde ich Sie halten, obwohl Sie Sozialdemokrat find." Es kam aber doch anders. Der Allgewaltige, der Herr Reichsstatthalter Sprenger, sorgte für die Entlassung dieses Kriminalrates.

Es versteht sich, daß diese korrekte und sachliche Einstellung des Polizeipräsidenten v. Westrem der maßgebenden Nazi­

Deffnung des Hauses. Die SA. weigert sich weiter, ver­spricht aber, den verhafteten Arbeiter der Polizei zu über­geben und führt das auch aus:

in einer Riste, als zerstückelte Leiche, wird er den wartenden Beamten ausgeliefert.

Nun begehrt der General auf und verlangt schärfste Be­strafung der Mörder- aber Reichsstatthalter und Gaus

Mörder kann verhaftet werden.

bande sehr wenig genehm war. Die Clique um den Reichs­statthalter und Gauleiter Sprenger betrachtet ihn mit stei­gendem Mißtrauen. Kleine Intriguen werden gesponnen. Man schwärzt Westrem bei seinem Chef Göring an. Sprenger, ein notorischer Säufer, beanstandet Westrems Bier- und Kognakrechnungen, die in der Kantine anstehen. Der Kon­flift zwischen dem korrekten Militär und dem Gauleiterleiter Sprenger hält seine schüßende Hand über sie, kein nimmt schärfere Formen an, als die Einführung der Hilfs= polizei afut wird. Die gesamte Belegschaft des Polizei­präsidiums, Schupos und Kriminalbeamte, lehnt einhellig die Aufstellung dieser überflüssigen, vom polizeilichen Stand­punkt wehrlosen und zudem kostspieligen Truppe ab. Der Präsident, der die Bedenken seiner Beamten vollkommen versteht, stellt sich unverzüglich und offen auf ihre Seite. Es gelingt ihm, die Aufstellung der Hilfspolizei einige Zeit hinauszuzögern dann siegt der Wille des Gauleiters Sprenger. Frankfurt bekommt seine Hilfspolizei. Die Lage spitzt sich zu. Von Düsseldorf kommt ab und zu der dortige Polizeipräsident und SS- Gruppenführer Weißel, der früher Chauffeur in Frankfurt am Main war und seiner brutalen Schlagfertigkeit" den märchenhaften Aufstieg in der NSDAP . zu verdanken hat, in die Mainstadt, um Privat­rache an seinen Gegnern zu nehmen.

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Wenn Weigel in Frankfurt am Main erscheint, vers schwinden auf geheimnisvolle Weise Menschen aus ihren Wohnungen, aus den Betrieben.

Aufrechte Nationalsozialisten, die sich Kritik an der for­rupten Clique Weißel- Sprenger erlauben, werden nächt­licherweile entführt, unter Morddrohungen jämmerlich ver­prügelt. Der Polizeipräsident v. Westrem bekundet offen seine Absicht, diesen unerhörten Zwischenfällen mit polizei­lichen Mitteln ein Ende zu machen. Weißzel- Sprenger reagieren darauf mit der unverblümten Forderung, Westrem möge Häftlinge, die sich in Polizeigewahrsam befinden, dar­unter Nationalsozialisten, ihnen zur privaten Behandlung" überlassen. Westrem weigert sich voller Entschiedenheit. Sein Sturz ist beschlossene Sache.

Zwei Ereignisse treten ein, die den Konflikt zu offenem Ausbruch bringen. Ein österreichischer Arbeiter wird von der Sprenger- Garde verhaftet und in das SA.- Heim am

Kurz darauf wird in dunkler Nacht der frühere Abges ordnete Schäfer, der Enthüller der Borheimer Blutdo fumente, von SS. - Leuten aus dem Darmstädter Gefängnis geholt, auf Frankfurter Gebiet verschleppt, in bestialischer Weise zusammengestochen, durch einen Revolverschuß in den Hals erledigt und schließlich vor einen fahrenden Zug geworfen.

Schon früher war Schäfer verhaftet und saß eine Zeitlang im Frankfurter Gerichtsgefängnis, wo ihm nichts geschah und von wo aus er wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Nun liegt seine Leiche bei einem Tunnel in der Nähe Frankfurts , schrecklich zugerichtet und verstümmelt. Die Zeitung meldet Selbstmord des Dr. Schäfer. Der Frankfurter Polizei­präsident, General von Westrem, erscheint mit seinen Be­amten am Tatort und äußert ebenso bewegt wie unvorsichtig zu einem anwesenden Reporter:" Das ist der gemeinste politische Meuchelmord, der je passiert ist; ich werde nicht eher ruhen und rasten, bis ich die feigen Mörder gefaßt habe." Die feigen Mörder sizzen in den Kreisen, über die Herr Reichsstatthalter Sprenger seine schützende Hand hält. Der General ahnt es, und die Empörung des alten Soldaten gegen die gemeinten Intrigen und feigen Meucheleien arrivierter Zivilisation schlägt in ihm hoch, als er dieser Clique nunmehr den offenen Kampf ansagt. Der Ausgang ist nicht zweifelhaft. Korrekte. Beamte haben in der Nazi­bürokratie feinen Plaz. Kurze Zeit später melden die Blätter, daß das Kommissariat des Generals von Westrem erloschen sei, und die Stadt Frankfurt wartet zur Zeit auf einen Polizeipräsidenten, der etwas weniger Korrektheit be­sitzt als der General, aber desto mehr Charakterlosigkeit, um das willenlose Werkzeug des Herrn Reichsstatthalters abgeben zu können.