Hinter dem Rücken des Hohen Völkerbundskommissars

Brauner Terror in Danzig

Luxemburg . Ernst Heilmann hat juristische Bildung( Referendar). Da ihm als Juden und Sozialisten die juristische Laufbahn im Kaiserlichen Deutschland verschlossen wurde, widmete er sich dem Journalismus. Er wurde einer der besten sozialistischen Redakteure und Parlamentsberichterstatter. Politisch stand er in der Partet immer rechts". Im Kriege trat er, auch durch die eigene Tat, für die Landesverteidigung ein. In den Parlamenten war er ein von den Nazis gefürchteter Debatter.

Luzern . Sie teilen uns mit: Letzte Woche, im Zug Zürich - Luzern ,

Konzentrationslager- Hunderte von Schutzhäftlingen- Und der Völkerbund? Is Herr E. aus Zürich die Freiheit". Ihnen gegenüber faß ein

Unter den Augen des Völkerbundskommissars Rosting ( Dänemark ) konnte die Naziregierung Rauschning in Danzig mit Hilfe ihrer Gerichte und ihrer braunen Armee die Danziger Gewerkschaften, Arbeiterbank und sozialdemo= fratische Volksstimme" enteignen. War das schon ein klarer Bruch der internationalen Verträge, auf denen die unmög liche Konstruktion des heutigen Danzig beruht, so sind die persönlichen Verfolgungen der Danziger Bevölkerung, soweit sie sich nicht zu den Nazis bekennt, eine

dauernde Verlegung der Autorität des Hohen Kommissars und damit des Völkerbundes und der Signatarstaaten des Statuts der Freien Stadt".

Weil dem so ist, werden in Danzig nur die großen Ver­brechen an der Arbeiterbevölkerung vor der Nase des Hohen Kommissars begangen, der sie als innere Angelegenheiten der Selbstverwaltung" hinnimmt, während die meisten grau­samen kleinen" Fälle geistigen und körperlichen Terrors zartfühlend bei Rostings Abwesenheit auf Dienstreisen durchgeführt werden. Kommt er dann wieder nach Danzig zurück, dann kräht kein Hahn mehr nach den ohne Urteil Eingeferferten, nach den furchtbar Mißhandelten- und das Weltgewissen kann ruhig weiter schlafen. Die großen" Fälle der gesezwidrigen Verhaftungen, wie z. B. der Volks­tagsabgeordneten Artur Brill und Eduard Schmidt, sind burch öffentliche Verhandlungen bekannt.

Daß aber Hunderte von Arbeitern und Funktionären der Arbeiterbewegung in den Gefängnissen fißen, daß fie genau wie in Deutschland geschunden und geprügelt werden, das muß ebenfalls laut und hartnäckig der Welt und den Res gierungen im Völkerbundsrat in die Ohren geschrien werden!

"

Nimmt man einzig die Woche vom 22. bis 29. August als Stichprobe, so ergibt sich folgende Schußhaft"-Liste: Gewerk­schaftssekretär Karl Töpfer wegen Veröffentlichung von An­griffen auf die nationalsozialistische Bewegung" in der Zeit­schrift Gewerkschaftskampf"; Arbeiter Bernhard Steinhart aus Zoppot wegen Buruf Heil Moskau" an SA.- Leute,

suchungen mit den stets erfolgten schweren Mißhandlungen alle Polizeigewalt angeeignet hat, wogegen die Polizei ab­solut machtlos ist. Aus Angst vor angedrohten Repressalien verweigern die Betroffenen stets jede nähere Auskunft. Die durchweg neu eingesetzten Amtsvorsteher wurden am 28. August durch Senatsvizepräsident Greiser vereidigt als ,, Amtsvorsteher eines nationalsozialistischen Staates". Wört­lich führte Greiser aus: Ihre Aufgabe ist es, auf dem Lande für Ausrottung der alten Idee zu sorgen. In einem halben Jahre darf es auf dem Lande diese alten Ideen und Marris­mus nicht mehr geben. Ich sanktioniere in dieser Richtung alle Ihre Maßnahmen!"

Und nun soll der Wechsel im Hohen Kommissariat zum lehten Schritt der völligen Gleichschaltung ausgenutzt werden: Die Naziregierung hat auf dem Festungsgelände Weichsel : münde alle Einrichtungen getroffen für die Unterbringung von Schußhäftlingen" in Form eines enormen Konzen : trationslagers, das mehrere Tausend Personen fassen

fann.

Das Lager soll sofort nach der Abreise des jetzigen Hohen Kommissars in Benutzung genommen werden, damit auch diese schwerste Vertragsverlegung als vollendete Tatsache vom neuen Kommissar bei dessen Ankunft stillschweigend an­erfannt werde. Die Wahl des neuen Kommissars, die auf der Tagesordnung des Völkerbundsrates im Sep­tember steht, muß von den Signatarstaaten des Danziger Statuts( u. a. England und Frankreich als ständige Rats­mitglieder) unbedingt zum Anlaß genommen werden, um reale Garantien gegen den Terror im Völkerbundsstaat Danzig zu schaffen. Auch muß aus der Zahl der augenblick= lich genannten 8 Kandidaten unbedingt eine starke Persön­lichkeit mit der Nationalität einer Großmacht zum Hohen Kommissar gewählt werden, die der gequälten Bevölkerung Danzigs einen sicheren Schutz gegen jeden Terror bieten fann.

Monteur Wille Reindanz." Monteur Hans Zusfowiti, BRIEFKASTEN

Schlosser Heinrich Liedtke wegen Singen des Horst- Wessel­Liedes mit anderem Text; Maurer Franz Tuske wegen ,, staatsgefährlicher Aeußerungen" in einer Wirtschaft; Schloffer Paul Hoffmann, weil er im Verdacht(!) steht, Heß­schriften verteilt zu haben; Kriminalassistent Körner, Schuß­haft um vier Wochen verlängert wegen Fortbestehens der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Der Polizeibericht vom 28. August meldet allein 39 Verhaftungen ohne Angabe von Namen, darunter 21 in Schuhhaft, wovon wieder 12 wegen Vergehens gegen das Pressegesetz. Zu diesen 29 Ein­geferferten in einer Woche, die aber nur einen Teil der wirk­lichen erfolgten Verhaftungen darstellen, kommen in der gleichen Zeit noch zahlreiche Fälle wie diese:

Am 23. August wurde in Schidlig ein sozialdemokratischer Arbeiter abends auf der Straße von einem Trupp von 30 SA.- Leuten angehalten, verprügelt und in Schußhaft ver­schleppt. Am 28. August riegelte eine Kolonne von 40 SA.­Leuten abends 10 Uhr eine Straße ab und nahm Haussuchung bei einem SP.- Funktionär vor, der entsetzlich zugerichtet wurde. Die Aktion wurde bis 1.30 Uhr nachts ausgedehnt, ohne daß Polizei dagegen einschritt. Es handelt sich dabei um eine alltägliche Erscheinung, da die SA. sich längst für Haus­

Eupen. Sie schreiben uns: Besonders wohltuend habe ich es empfunden, daß ich vorige Woche bei einer Reise nach Ostende und England fast überall die Deutsche Freiheit" kaufen konnte. Auf Schiff und Eisenbahn kann man die interessantesten Bekannt­schaften machen, wenn man offen die Freiheit" mit sich führt." Ihr Aufsatz wird erscheinen. Gruß an Eupen- Malmedy ! Wir fühlen uns unseren Freunden dort eng verbunden.

Olaf Ecke. Ihre kleinen Geschichten werden wir mit kleinen Wenderungen gerne bringen.

St. Gallen, jetzt Paris . Der lange Brief ist angekommen. Wir werden einen Teil davon verwenden.

S., Straßburg . Wir haben gelesen, daß Herr J. uns in einigen Zeitungen zu der Emigrantenpresse" zählt, die jeden Tag( Hoff­rungen auf den baldigen Sturz der Hitlerregierung erweckt. Oft genug stand bei uns das Gegenteil. Wir nehmen nicht an, daß unsere Leser aus jeder SA.- Meuterei schon den Untergang des dritten Reiches" schließen. Wir bereiten uns und andere auf lange Kämpfe vor. Umsobesser, wenn es anders kommen sollte.

H. B., Anvers. Die Deutsche Freiheit" kostet für Schweden für ein viertel Jahr 7,80 Kr., dazu Porto 5,10 Kr., zusammen 12,90 Kr. Gruß.

Herr, der den Völt. Beobachter" hervornahm. Kurz vor Luzern sagte der Hitler - Freund zu E.: Wollen Sie nicht einmal meine Beitung lesen?" E. antwortete: Ich finde ja doch nicht darin, was ich suche?" Na ,, was suchen Sie denn?" E. antwortete: Die Todesanzeige von Hitler !" Einige Schweizer , die die Antwort hörten, sagten: bravo, dem hänt Sies gut..." Der Nazi war dann schnell fort.

N. G., Norwegen . Sie brauchen sich wegen kleiner grammathischer Fehler im Deutschen nicht zu entschuldigen. Ihr Brief war sehr gut zu lesen. Die Hauptsache ist, daß Sie unser Blatt lesen können und es Ihnen so gut gefällt. Wir verfolgen die Politik der nordis schen Demokratie aufmerksam. Ihre Länder haben das Glück, nicht im Herzstück des von Kriegs- und Nachkriegsunheil verwüsteten Europas zu liegen. Darum sind sie gesund geblieben. Ihr Brief schließt: Heil! Nicht Hitler , sondern der deutschen Demokratie Heil!" Amen.

W., Bern . Sie fragen nach der Zusammensetzung des Banken­enquete- Ausschusses. Er sieht so aus: Vom Bankenkonsortium der Reichsbank Reichsbankpräsident Dr. Schacht, Reichsbankvizepräsident Drense, Geh. Finanzrat Dr. Friedrich, Staatssekretär Reinhardt, Staatssekretär Posse und Reichskommissar für das Bankgewerbe Dr Ernst, ferner Beauftragte des Reichskanzlers für Wirtschafts­fragen, Keppler, Staatssekretär Feder, Präsident des Statistischen Reichsamts Dr. Reichardt, Ministerialdirektor Dr. Klien ( Dresden ). Regierender Bürgermeister Krogmann( Hamburg ), Handelskammerpräsident und Treuhänder der Arbeit Dr. Luer( Frankfurt a. M.), Domänenpächter Herbert Backe ( Berlin ), Generaldirektor Dr. Vögler( Dortmund ). Von revolutionärem Geist, wie Sie sehen, keine Spur.

H. W., Liverpool . Sie übersenden uns mit einem Begleitbrief einen Aufsatz in der Kölnischen Zeitung ", der den Tod des einstigen Separatistenführers Deckers in Aachen behandelt. Er ist im Egil gestorben. Die Kölnische Zeitung " rühmt die Bevölkerung, die damals- 1923- Aachen von dem Terror der Separatisten befreit hat. Das Blatt wagt in der Feigheit seiner Gleichschaltung nicht daran zu erinnern, daß dieser Kampf gegen die Separatisten von den Gewerkschaften und ihren Bonzen" geführt worden ist. Das, nicht die heutigen Nazis, war die Bevölkerung", an die von der Kölnischen Zeitung " rühmend erinnert wird. Und nun? Sie, die Sie vor 10 Jahren ihr Leben für Deutschland einsetzten, wie vorher vier Jahre im Krieg, leben im Elend der Emigration, und ein Teil Ihrer Mitkämpfer ist im Konzentrationslager! Sie hoben ein Danktelegramm von Stresemann? Ach, der kann froh sein, daß er rechtzeitig gestorben ist. Dem wäre es, um in der Sprache des neuen Deutschland zu reden, dreckig" ergangen. Der Herr Reichskanzler hätte sich dann wohl vor die zerschlagene und zertrampelte Leiche gestellt und hätte achselzuckend gesagt: Schick­fal!" Die Kölnische Zeitung " aber, einst Stresemanns Fanfaren­bläserin, hätte das alles gut und recht und deutsch gefunden. Dennoch, alter Freund, dennoch..

W. E. Paris . Für die Uebersendung des Drillzettels Jeder SA.. Mann muß wissen" danken wir Ihnen. Glossieren wir ihn im Augenblick nicht; wir legen ihn als Material zurück.

Br. E. C. Brüssel . Nach unseren bisherigen Erfahrungen möchten wir den Aufruf nicht veröffentlichen. Wir können von hier aus nicht beurteilen, wer zu solchen Organisationsbemühungen be­rusen" und wer unberufen" ist.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud­ weiler ; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdruck und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5.

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