Rundfunk wird gesäubert" 10

Die kaite Rache hinterher

Berlin  . 17. Sentember.

Gegen den ehemaligen Direktor der Reichsrundfunkgesell­schaft Dr. Magnus sowie gegen den früheren Inten­danten der Berliner Funkstunde Dr. Flesch und gegen den einstigen Rundfunkreporter Alfred Braun   wurde Haftbefehl wegen Untreue erlassen. Alle drei wurden unmittelbar nach Erlaß des Haftbefehls aus dem Konzentrationslager Oranienburg   in das Untersuchungs­gefängnis Berlin- Moabit übergeführt. Auch die ehemaligen Breslauer Rundfunkdirektoren Hader und Bischoff so­wie der Vorstand des Aufsichtsrates der Schlesischen Funk­stunde, Bankdirektor 3oref, wurden in Breslau   beson­ders wegen des Verdachtes der handelsrechtlichen Untreue verhaftet.

Der deutsche Rundfunk wird gegenwärtig gesäubert". Gesäubert nämlich von allen Begabungen, von allen Könnern  , von allen Wegweisern zu Neuem. denen es geguckt war, die technische Errungenschaft aus der Niederung der bloßen Unterhaltung zu erheben. Alles ist vorbei. Die Aetherwelle steht im Dienste der alleinherrschenden Partet. Sie ererziert mit ihren Mitteln Einigkeit" nach dem Tempo von Parademärschen. Die vollendete Plattheit ist in Gestalt von abgestempelten Pg.'s in die Rundfunkhäuser eingezogen und hat nahezu alles erschlagen, was originell gedacht und originell geschaffen wurde.

Aber nicht genug damit. Jetzt schließt sich ein Rache= feldzug an. Kommissare, von Denunzianten und Aspi­ranten auf einen Posten begleitet, durchschnüffeln die Aften und entdecken alle Augenblicke Korruption. Männer von einstmaliger Bedeutung wie Alfred Braun  , Ernst

லம்

hinter einem alten und gebrochenen Mann her. Die ent­fesselte menschliche Gemeinheit, in der sich der Haß gegen die Intelligenz austobt, hat sich im Bezirk des Rund­funts niedergelassen und erzieht" das Volk im Geiste der deutschen   Erneuerung".

Die Verleumdung geht um

Der Völkische Beobachter" schreibt: Noch bleibt die Rolle zu klären, die der Sozialdemokrat Heilmann, der einen unbedingten Einfluß auf alle diese Sender hatte, im Hintergr: nde gespielt hat. Die Strafverfahren, die die Staatsanwaltschaften in Berlin  , Köln  , Leipzig   und Bres­ lau   anhängig gemacht haben, beweisen, wie notwendig die Säuberung des alten Systemrundfunks durch die national­sozialistische Rundfunkführung war."

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Wir können das hraune Blatt beruhigen. Heilmann war Vertreter der Sozialdemokratie in der Reichsrundfunk­gesellschaft. Er hat aus diesem Posten, mit dessen Wahr­nehmung er von der Partei beauftragt war, niemals Einkünfte bezogen. Sein unbedingter Einfluß er ist bei dem liberalen, eher rechts- als linksgerichteten alten deutschen Rundfunk stets sehr überschätzt worden soll natio­nalsozialistischen Verleumdern den Vorwand liefern, die Tor­turen und Folterungen Hnilmanns im Oranienburger   Kon­zentrationslager noch zu verschärfen.

Hardt, Neubed und Magnus werden unter Gejoble Pfarrer in Schutzhaft

in Gefängnisse geworfen oder ins Konzentrationslager ge= schleppt. Neubeck erhängte sich, Professor Knöpfle hat sich am Donnerstag in seiner Wohnung erschossen. Allen drohten Prozesse ohne geordnete Rechtsgarantie, weil kein Richter mehr wagt, gegen nationalsozialistische Entscheidungen poli­tischer Natur das Veto des Rechts zu setzen.

Wir möchten nicht mißverstanden werden. Kein Zweifel: in den fetten Jahren des Rundfunks ist es mit dem Gelde ziemlich hoch hergegangen. Vielleicht liegen auch Mißbräuche vor, die niemand zu decken bereit ist. Im wesentlichen aber war das deutsche Rundfunkwesen aufgebaut auf Beschlüsse und Verträge, und die leitenden Persönlichkeiten hatten nur geringen Spielraum, um sich höhere Einkünfte zu sichern. Ein Mann wie Ernst Hardt  , ein Liberaler und Individualist, der durch seine dramaturgische Begabung dem deutschen Rundfunk gewaltige Impulse gab, wird jetzt durch den Schmutz gezogen. Leute, die er nicht an den Rundfunk auf Grund mangelnder Qualifikation heranließ, johlen

Hetze in deutschen   Schulen

An deutschen   Schulen, insbesondere in Sachsen  , werden zur Zeit zwei Broschüren mit dem Titel Der Tag von Potsdam" und Versailles Deutschlands Fessel" ver­breitet. Während die erstgenannte Broschüre eine mit vielem Bildermaterial versehene widerlich byzantinische Verherr­lichung der so kurzfristigen nationalen Einigung von Pots­ dam  " enthält, wird in der andern Broschüre eine Hez­propaganda übelster Art entfaltet. Ueber die Tschechoslowakei  heißt es darin:

" Im Tschechenstaat gibt es mehr Deutsche als Norweger in Norwegen  . Auch die Sudetendeutschen wollen heim ins Reich, aber die tschechische Fremdherrschaft verhindert das mit Gewalt und bedrückt die Deutschen   hart." Einige Zeilen danach heißt es über Polen  :

Polizeiliche Warnung an die katholischen Priester

Auf dem Kreisparteitag der NSDAP.   in Neckarsulm  warnte nach einem Bericht des Heilbronner Tagblatts" der Leiter der Württembergischen Politischen Polizei Dr. Mattheiß die Priester ausdrücklich, die Kirchentüren als Propagandamittel zu benüßen und in Gesprächen oder Predigten Sabotage an dem wahren Sinn des Konkordats zu betreiben. Es fönne sonst vorkommen, daß dieser Vertrag als gebrochen angesehen werden müsse und die Regierung auch ihrerseits sich nicht mehr an ihn gebunden fühlen würde. Man könne einen solchen Rückschlag geradezu wünschen, damit jene Elemente erkannt

würden.

In Schonach  ( Baden  ) wurde der katholische Ortsgeist­liche Pfarrer Thoma in Schußhaft genommen, weil läums des Turnvereins, an der auch die SA. mit Fahnen er bei der kirchlichen Feier anläßlich des 50jährigen Jubi­teilnahm, abfällige Aeußerungen über das Mitbringen der Hakenkreuzfahne in die Kirche gemacht hatte".

Konkordats- Gottesdienst Allerbestes Einvernehmen

Berlin  , 17. Sept. Aus Anlaß der Ratifizi rung des Reichs­onkordats fand heute morgen in der festlich ausgeschmückten St.- Hedwigs- Kathedrale   ein Dankgottesdienst statt. Nach der feierlichen Messe, die Kapitularvikar Dr. Steinmann in Assistenz des Apostolischen Nuntius zelebrierte, ergriff Dom­prediger Pater Marianus Vetter   das Wort zu seiner Fest­predigt. Er hob hervor, daß das Konkordat den deutschen  Katholiken ein Unterpfand neuer lebendiger Begegnung von Staat und Kirche gebe. Das Konkordat sei kein Kompromiß, sondern ein Werk der einträchtigen Zusammenarbeit am Wohle unseres deutschen   Volkes. Dieser Freundschaftsbund zwischen Kirche und Staat stehe in seiner Auswirkung allerdings ernst am Anfang.

Einen weiteren Vasallen erwarb sich Frankreichs   Die Mutter Gottes an österreichischen Fahnen Deutschenhaß an Polen  ."

Mehr als 40 Enthauptungen

Eines der amtlichen Kulturzeichen des dritten Reiches" ist die Tatsache, daß während der letzten 6 Monate mehr als 40 Enthauptungen in den verschiedensten Städten vor­genommen worden sind.

Landesverteidigungsminister Vauggin machte bei einer Feier des Pionierbataillons 3 in Melf Mitteilungen von zwei Heeresbefehlen, durch die erstens, wie in früherer Zeit, die Anbringung von Kruzifiɣen in den Mannschaftszimmern aller Kasernen angeordnet wird, zweitens die Anbringung von Bändern mit dem Bild der Mutter Gottes an allen Regimentsfahnen.

091214

BRIEFKASTEN

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Erno, Paris  . Ihr Brief war uns aus den verschiedensten Grüne den eine Freude. Die beigefügte Schilderung unterscheidet sich zu wenig vor tausendfachen ähnlichen Vorfällen, als daß sie sich zur Veröffentlichung eignete.

F. T.  , Metz  . Wir haben davon Kenntnis genommen, daß das Blatt des Christenmenschen von Papen, die Germania  ", sich heftig gegen die Feuerbestattung wehrt, die von Nationalsozialisten mit germanisch- heidnischen Gründen propagiert wird. Wir finden diese Sorge um die Leichname rührend. Davon, daß die Germania  " je­mals die christliche Anwandlung gehabt hätte, die Lebenden gegen die Nazis zu schützen, hat man nie etwas gehört. Moral dieser Sorte Christen", dieser wandelnden Gotteslästerungen, dieser Ver­leugner des Heilands ist: Schlagt mißliebige Elemente" zur höheren Ehre Eures Staatsgößen immerhin tot, aber sorgt dafür, daß der geschundene Leichnam gut christlich in geweihter Erde be­graben wird. Dann ist alles in Ordnung." Eine herrliche Rasse ist das. Man kann der katholischen Kirche   nur fondolieren.

D. D., Zürich  . Der Bericht des Instituts für Konjunkturforschung war bei Eingang Ihrer dankenswerten Anregung in unserem Blatte schon beanstandet.

H. Ph., Colmar  . Die Todesopfer sind leider so zahlreich, daß wir nicht in jedem einzelnen Falle einen Nachruf bringen können. Das werden Sie verstehen.

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D., Basel  . Sie tun gut, in unsere der Wahrheit entsprechende Notiz, daß wir kein sozialdemokratisches Parteiblatt sind, nichts hineinzulegen, was nicht drin steht. Die Problematik des Wiederaufbaus der Arbeiterbewegung liegt viel tiefer als Sie an nehmen. Mit der Rechthaberei über alte taktische Streitigkeiten ist nichts getan. Gruß!

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W. N., Paris  . Sie fragen uns, warum man nicht den ehemaligen deutschen   Kronprinzen durch die Straßen Berlins   führt, mit einem Schild um den Hals, das auf seine rassenschänderischen jüdischen Liebschaften hinweist. Sie müssen Ihre Frage an den Freund Hitlers  , den Herausgeber des Stürmer" in Nürnberg   richten. Metallarbeiter Schweiz  . Es war sehr unvorsichtig, Ihren Ver­wandten auf offener Postkarte so zu schreiben. Der Antwortbrief " Gretel" ist offensichtlich nicht ernstgemeint. Ihre Verwandte hat so geschrieben, um sich vor polizeilichen Verfolgungen zu schüßen. Sie dürfen Ihre Freunde in Deutschland   nicht in solche Verlegenheit bringen. Schon ein Brief aus dem Auslande kann eine Privat­person verdächtig machen.

A. A. N.( Schweiz  ). Brief aus Chur   richtig erhalten. Ueber das saarländische Polizeiproblem werden Sie inzwischen bei uns gelesen haben. Wir lesen eine Anzahl Schweizer   Zeitungen und sind

daher unterrichtet.

H. 3., St. Morig. Es ist uns unmöglich Ihren Wunsch zu erfüllen, es sei denn, daß Sie uns bezeugte Beweise liefern. 3. B. könnte Ihr Brief ja eine Mystifikation sein, der, wenn wir unrichtige Be­hauptungen übernähmen, zu Straf- und Zivilprozessen gegen uns führen könnte. Gerade wir müssen sehr vorsichtig sein. Es ist die Wut der Machthaber in Deutschland   und Ihrer gekauften Schreiber­linge, daß wir so zuverlässig berichten.

Schweizer   Bürger. Herzlichen Dank; mit Interesse gelesen. Da wir sehr viel ähnliche Notizen und Glossen erhalten, möchten wir auf den Abdruck verzichten.

Partisan. Wiederum vielen Dank. Sie werden bald eine größere Arbeit abgedruckt finden. Für Nachrichten, auf welche Art eine noch lebhaftere Werbung für die Deutsche Freiheit" in Ihrem Bezirke entfaltet werden könnte, wären wir dankbar.

V. Amsterdam  . Ihre Mitteilung über die umfangreichen jüdischen Filmbeziehungen des Herrn Göbbels waren für uns sehr inter­essant. Sie werden aber begreifen, daß wir nicht mehr darauf zu­ridkommen möchten. Wir wären dann gezwungen, viele Namen zu nennen, und das möchten wir aus naheliegenden Gründen nicht. Flüchtlingsfrau Paris  . Herrn Ridder in Neuyork, den Heraus­geber der deutsch- amerikanischen Staatszeitung, fönnen Sie nicht überzeugen. Das ist ein reiner Geschäftsmann, und er wird sich hüten, es mit der jeßigen Konjunktur in Deutschland   zu verderben. Uebrigens ist das Blatt in Amerika   ganz einflußlos und wird außerhalb enger deutsch  - amerikanischer Kreise gar nicht beachtet. Sie meinen Ich habe mich so geärgert, daß solche Trottel von Män­nern so dumm daherreden können". Gewöhnen Sie sich das ab. Leute, die nur auf Geschwäß hören, lernen in einem fremden Lande nie etwas, wie es überhaupt recht schwer ist, sich bei einem flüch tigen Besuche über ein Land zu unterrichten. Ein Land in Ferien­stimmung besuchen oder dort arbeiten und kämpfen, sind zwei ganz verschiedene Dinge.

M. R. 1896. Sie dürfen uns nicht verübeln, daß wir versuchen, noch unmittelbar aus dem Reiche eine Bestätigung Ihrer Angaben zu erhalten, ehe wir sie veröffentlichen. Wir müssen uns gegen Mystifikationen schützen. Wollen Sie uns nicht streng vertraulich Ihren vollen Namen mitteilen?

Für den Gefamtinhalt verantwortlich: Johann Pig in Duds weiler; für Inserate: Otto Kuhn   in Saarbrücken  . Rotationsdruck und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5.

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