Paul Malles:

Länder ohne Revolution

Der aktive Reformismus in den nordischen Staaten

Ein Beobachter des skandinavischen Lebens machte den Scherz, es wundere ihn nicht, daß es in der Geschichte der standinavischen Länder keine Revolution gibt. Die Zeit spanne, die für eine Revolution in Schweden oder in Däne­mart in Betracht komme, sei lediglich die zwischen Gabel= frühstück und Mittag, und die sei zu kurz. Die insulare Sicherheit der skandinavischen Länder, die seit Jahrzehnten fozusagen außerhalb der Weltgeschichte, soweit sie Krieg und Revolution heißt, leben, hat das ganze Dasein des Stan­dinaviers zu einem von dem des kontinentalen Europäers so verschieden gemacht, wie es lange Zeit das des Eng­länders war.

Der Reformismus , der heute in der Arbeiterklasse des Kontinents erschüttert und verfemt ist, bildet in Skandinavien uneingeschränkt die Doktrin der Arbeiterklasse. Läßt man als die grundlegenden Gegensäße der Arbeiterklasse seit 1918 die Fragen: hie demokratischer Weg, hie Diktatur des Pro­letariats, hie Pazifismus, hie proletarische Wehrhaftigkeit gelten restlos bejaht die schwedische und dänische Arbeiter­flaffe Demokratie und Pazifismus. Geradezu leidenschaftlich wird in Dänemark und in Schweden die Auffassung ab­gelehnt, die den Faschismus als eine unvermeidliche Etappe des Kapitalismus ansehen will. Hier liegt einer der Ansatz­punkte zum Verständnis des nordischen Sozialismus. Nirgends wird eine sozialistische Abstinenzpolitit" ein­mütiger verurteilt als in diesen Ländern. Die schwedische und dänische Sozialdemokratie will mehr sein als ein Agi­tationsapparat, sie will handeln, und zwar handeln auch dann, wenn es im Augenblick keine revolutionären Möglichkeiten für die Arbeiterklasse gibt.

Tatsächlich erscheint dieser tätige Reformismus", wie man ihn bezeichnen könnte, dem schwedischen Arbetter als revolu= tionär, weil er unbestreitbare und sichtbare Erfolge gebracht hat und weil sich die Sozialdemokratie beider Länder sofort, bei den ersten Anzeichen der Krise, ihr entgegengestellt hat, ohne erst lange zu erklären, daß letzten Endes" die Krise innerhalb des Kapitalismus nicht endgültig beseitigt werden fönne. Diese Tatkraft des Sozialismus hat in allen skan­dinavischen Ländern jenen Erfolg bei den Massen gebracht, der die Voraussetzung der skandinavischen Linkswelle ist, die nun nach Finnland hinübergeschlagen hat und sich voraus­sichtlich auch in Norwegen zeigen wird. Bis heute sind die Massen in den skandinavischen Ländern die einzigen gewesen, die aus der Tatsache des zusammenbrechenden Kapitalismus die Konsequenz gezogen haben: hin zu den Sozialisten!

Der Warnung, daß doch das Bürgertum die Demokratie preisgebe, wenn sie ihm nicht mehr dient, antwortet der nor dische Sozialismus, daß zur Vorausseßung der Politik in einem Lande das Vertrauen in die Ehrlichkeit des Gegners so lange gehört, als der Gegner dieses Vertrauen nicht offen­fundig mißbrauche. Uns auf dem Kontinent erscheint es als ein Anachronismus bürgerlicher Politik, wenn die ge­schlagene bürgerliche Partei der letzten dänischen Wahl die Konsequenz aus ihrer Niederlage in der Weise zog, daß sie durch ein Abkommen mit der Sozialdemokratie den Weg frei­gab und ihr Führer sich nach dem Abschluß dieses Ab­kommens aus dem politischen Leben zurückzog. Man darf nicht vergessen, daß Schweden seit 118 Jahren, Dänemark feit 66 Jahren feinen Krieg, beide Länder niemals eine Re­volution gehabt haben. Die sozialistischen Parteien konnten eine ruhige, stetige Entwicklung nehmen, und in keinem ent­scheidenden Augenblick hat das schwedische oder dänische Bürgertum versucht, ihren Aufstieg mit andern als mit legalen, demokratischen Mitteln zu hemmen. Eine solche Ent­wicklung drückt notwendig dem ganzen Denken des nordischen Arbeiters ihren Stempel auf, sie macht ihn zum unbedingten Demokraten, aber, und das ist ungeheuer wichtig, sie schärft

Herr Dollfuẞ reitet

Der Verfasser dieses Aufsazes aus Wien ist ein hervorragender katholischer Publizist und Gelehrter, der in der Zentrumspresse und in katholischen Zeit­schriften oft mit ausgezeichneten Abhandlungen zum Wort fam. Redaktion der Deutschen Freiheit". Schon senkt sich langsam die Nacht über den Prater . Auf dem Trabrennplatz stehen, sagt man, siebzigtausend Mann in Viererkolonnen. Siebzigtaufend, wenn auch nicht gerade alles Männer, sondern gut die Hälfte Jünglinge, die alle für die Freiheit Desterreichs sterben wollen. Die Fahnen: Rotweiße Banner, auch schwarzrotgoldene der Turnerschaften, schwarz­gelbe wehen über den Köpfen dieser Armee von Freiwilligen der nationalen Front.

Herr Dollfuß spricht zu ihnen. Die Lautsprecher zittern, denn der kleine Mann hat eine laute, eine für seine Größe etwas zu laute Stimme. Was er spricht, das ist offenbar nicht sehr wichtig, denn der Fürst Starhemberg promeniert indessen mit dem Minister Fey und einem großen Stabe hinter den Tribünen umher. Wer von den Damen möchte diesen Fürsten Starhemberg nicht leiden? Er ist ein hübscher, schlanker Mensch, etwas Mädchenhaftes liegt in seinen Zügen. Er ist auch kein Kondottiere, kein rauher Häuptling vom Schlage des SA. - Führers Röhm, kein ausgesprochener Dummkopf wie Herr Himmler, der von dreißigtausend Jahren spricht, sondern ein Ravalier mit politischen Ambi­tionen. Als Minister muß er wohl eine etwas komische Figur gemacht haben. Man sagt sogar in Wien , der junge Starhem­berg sei dumm. Es läge nahe, das ohne weiteres zu glauben, wenn man auf dem Trabrennplab und anderswo diese öster reichischen Aristokraten betrachtet. Das Monokel in ein Auge geklemmt, verziehen sie ihr Geficht zu den lächerlichsten Grimassen, und das in einer Zeit, in der eine einzige Maschine, Gott fel's geflagt, fiebentausend Paar Stiefel in ciner Stunde produziert.

Ich werde einige Worte mit dem Führer wechseln. Gut... Er ist nicht gerade dumm, so schwer es fällt, das bei einem Aristokraten, der eine so vorzügliche Erziehung genossen hat, sozusagen auf Anhieb festzustellen. In einigen Minuten wird

auch das demokratische Gewissen des ganzen Landes so sehr, auch das demokratische Gewissen des ganzen Landes so sehr, daß es ungeheuer schwer wird, vom demokratischen Weg ab= zuweichen, ohne im Augenblick ertappt und angeprangert zu werden. Hat die skandinavische Demokratie der Arbeiter­bewegung so zu einem stetigen Aufstieg verholfen, so ver­pflichtet sie sie zur Tätigkeit, wenn der Ruf an sie ergeht. Es wäre in diesen Ländern ganz ausgeschlossen, sich dem Willen der Wähler zu entziehen. Für die Arbeiterbewegung war daher nach ihren Wahlfiegen die Frage nicht die: Wo nehme ich jetzt einen widerwilligen Koalitionspartner her? Sondern: wie verschaffe ich dem Willen der Wähler Respekt?

Dabei kommt ihr zugute, daß in den skandinavischen Ländern der Wahlkampf viel mehr um Tatsachen als um Weltanschauungen geführt wird. Die Wahlkämpfe in diesen Ländern sind erstaunlich arm an Phrasen und erstaunlich reich an praktischen Vorschlägen. Diese Realität des Kampfes zwingt die Sozialdemokratie automatisch, ihren Wahlparolen eine unmittelbare Aktualität zu geben, umgekehrt aber auch nicht mehr zu versprechen, als sie unbedingt halten kann. Nirgends hat daher auch die Panzerkreuzerpolitik der deutschen Sozialdemokratie schärfere Kritiker gefunden als gerade unter den rechten" Sozialdemokraten Schwedens .

Aller all dies würde die standinavischen Sozialisten noch nicht von einer anständigen liberalen Partei unterscheiden, wenn sie nicht mehr leisten würden als bloß die Aufrecht­erhaltung der Löhne und eine Arbeitsbeschaffungspolitik. In Wahrheit ist der nordische Sozialismus konsequent refor­mistisch", indem er seine Reformen konsequent sozialistisch ge= staltet. In einem Gespräch sagte Gustav Möller , der schwedische Sozialminister und einer der besten Köpfe des nordischen Sozialismus: Es ist der Kapitalismus selbst, der uns zu sozialistischen Reformen zwingt." In der Praris heißt das für die schwedische Regierung etwa: das Finanz­tapital läßt die schwedische Holzindustrie zugrunde gehen, meil sie durch den Krach auf dem Holzmarkt unrentabel ge­worden ist. Die schwedische Regierung begnügt sich nun nicht worden ist. Die schwedische Regierung begnügt sich nun nicht wit der Unterstüßung der arbeitslosen Holzarbeiter, sondern fie kauft die Sägemühlen auf und schafft den Arbeitern Ar­beit. Dabei entsteht gleichzeitig ein gemeinwirtschaftlicher Sektor in der Volkswirtschaft, ohne daß jenes Kapital sich dagegen wehren kann, das die Sägen stillgelegt hat.

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Gerade der Faschismus hat erkannt, daß die Konsequenz des demokratischen Zeitalters die Verankerung auch der Macht in den Massen ist. Die Wahlzahlen allein beweisen, daß in Dänemark und Schweden - auch in Norwegen sind die Sozialisten die stärkste Partei der Sozialismus heute die Sozialisten die stärkste Partei schon die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hat. Aber mehr als das, in fast allen tapitalistischen Ländern gibt es heute weit über die Kreise der Arbeiterklasse hinaus Anti­kapitalisten. Hier hat die Politik der skandinavischen Sozia­listen eingesetzt. Indem sie daran gingen, eine Sammlung aller antikapitalistisch interessierten Bevölkerungsschichten auch außerhalb der sozialdemokratischen Partei zu versuchen, gaben sie dem Faschismus von vornherein nur geringe Wir­fungsmöglichkeit. In allen Ländern, in denen der Faschis­mus Fuß fassen konnte, waren neben den Mittelschichten die Bauern seine treuesten Bannerträger. Diese Gefahr bestand auch in Schweden . Die Bauernpolitik der schwedischen Sozialdemokratie ist freilich durch eine Reihe besonderer Umstände begünstigt- ein Musterbeispiel des Kampfes gegen den Faschismus. Die schwedische Sozialdemokratie mußte sich nach ihrem Wahlsieg nach einem Bundesgenossen umsehen. Meist war in allen Ländern der gegebene Bundes­genosse für eine Regierung eine der sogenannten Links­parteien". In Schweden aber waren die Liberalen durch den Kreuger- Skandal schwer in Mitleidenschaft gezogen, sie waren eine geschlagene Partei und eine kapitalistische dazu. Die

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er jetzt an der Spitze der Siebzigtausend" zur friedlichen Eroberung in Wien einreiten.

Welche Atmosphäre herrscht in dieser Stadt! Ich werde glücklich sein, wenn ich erst wieder in meiner geliebten Schweiz bin. Hier in Desterreich schreien die kleinen Kinder: Heil Dollfuß! Am Morgen aber, wenn ich aus dem Hotel komme, liegt die ganze Straße übersät von papiernen Hakenkreuzen. Ein harmloses Vergnügen? Gewiß, denn wem tun diese Papierschnigel weh? Das ist es nicht, aber mit der grenzenlosen Not Hunderttausender schwelt der National­sozialismus wie ein halbersticktes Feuer in dem Gebälk eines Hauses.

So ungefähr war es nun vor zweihundertfünfzig Jahren, als die Türken die Wälle der Stadt Wien berannten und schon eine Bresche in die Mauer gebrochen hatten. Da war es ein Kapuzinerpater, Marco d'Ariano, der das Heer, das er herangerufen hatte, mit religiöser Begeisterung erfüllte, er herangerufen hatte, mit religiöser Begeisterung erfüllte, und es war der König der polnischen Untermenschen", Johann Sobieski , der mit seinem Heere zur Befreiung herangeeilt war. Und gerade in diesem Augenblick, da ich das schreibe, feiern Tausende polnischer Katholiken, die mit Bischöfen und dem Kardinalprimus Glond gekommen sind. diesen Sieg durch eine Festmesse auf dem Kahlenberg .

Als ich hierher fuhr, sagte man mir in Salzburg , die Nazis würden anläßlich des Ratholifentages losschlagen. Aber von Salzburg bis Wien sind es fünf Schnellzugstunden und zwischen diesem Einmarsch und der Ankunft vor den Toren Wiens könnte allerlei geschehen; auch ein Marco d'Ariano könnte in Erscheinung treten. Tatsache aber ist, daß an einem Tage oft Hunderte von jungen Desterreichern über die Grenze fliehen und daß diese Flüchtlinge, welche schon in die Zehntausend geben, in einer österreichischen Legion gesammelt und ausgebildet werden. Wozu?

Herr Dollfuß gibt darauf die Antwort. Er ist ein ganz fleiner Mann. Wenn er durch die spalierbildenden Reihen geht. bücken sich die Leute tief herab, um ihn zu sehen. Erst lächeln fie. dann schreien sie hoch" und" Heil". Manche rufen sogar Dollfuß , erwache", aber das scheint mir ganz über­flüssig zu sein, denn nicht nur, daß kleine Leute schneller wach sind als große, macht dieser kleine Mann einen wachsamen und lebendigen Eindruck. Ueberdies lächelt er auch, wenn er

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schwedische Sozialdemokrafie vermied den Fehler, der jede Roalitionspolitik so leicht diskreditiert, fie verband sich nicht mit den geschlagenen Liberalen, sie vollzog feine Kooperation mit der linken" Bourgeoisie, sondern sie ging zu den Bauern. Man sagt in Schweden , daß, wer noch vor wenigen Monaten angesichts fer sozialkonservativen, ja reaktionären Stellung der Bauernpartei eine solche Politik für möglich gehalten hätte, für verrückt erklärt worden wäre. Aber die Agrarfrise hatte die Bauernschaft derartig aufgewühlt, daß der Punkt erreicht war, wo sie zum Faschismus abgeschwenkt wäre, wenn ihr nicht die Arbeiterschaft Hilfe und Bündnis angeboten hätte.

Die schwedische Sozialdemokratie, die auf der linken Seite keinen Bundesgenossen finden konnte, holte sich ihn von rechts und riß damit die Bauern von ihrer traditionellen konservativen Gefolaich ft los. Gewiß, in faum einem andern Lande als in Schweden mit seinen hohen Löhnen und seiner Macht der Gewerkschaften, die eine Lohnsenkung verhindern, wäre es gelungen, den Arbeitern eine Politik zu empfehlen, die ihnen die Lebensmittel vert. In Schweden aber fand keine Parole so stürmische Zustimmung unter der Ar­beiterschaft wie der Ruf: Helfen wir dem Bauern! Dieses nüchterne Abkommen, das Viehpreise und Eierpreise gegen Arbeitsbeschaffungsgelder abwäat, das von den büree lichen Parteien höhnisch ein Kuhhandel" genannt wurde, es it heute die Massengrundlage der Macht der sozialdemokra tischen Regierung, es hat allen Enthusiasmus der Massen entfachen können, es ist die Ursache der unglaublichen Popu­larität der Regierung. Denn hier handelt es sich zum ersten­mal nicht um eine der üblichen Parteienkoalitionen, sondern um eine Kooperation der werktätigen Klassen, der Bauern und Arbeiter.

Man darf freilich dabei nicht verschweigen, daß für die Arbeiterbewegung und für die Reinheit ihrer sozialistischen Ideologe auch ganz beträchtliche Gefahren auftauchen. Schon wird von führenden Kreisen der Partei der Begriff einer Volksgemeinschaft" propagiert, die über die Partei hinaus­reiche. Man hat in Schweden selbst diese Gefahr als Vac­donaldismus bezeichnet, der, vor die Wahl zwischen Re­gierung und Partei gestelt einmal die Partei der Regierung ergreifen könnte. Aber heute ist tein 3weifel, daß die ar­beitenden Massen bis weit hinein in die Mittelschichten mit der Politik der schwedischen Sozialdemokratie außerordentlich zufrieden sind, und daß seit Brantings Regierung noch keine verstanden hat, die Herzen und Hirne der Schweden so jur Zustimmung zu bewegen, wie die Regierung Hansson- Viöuer.

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Heute stehen die bürgerlichen Parteien grollend abseits. Sowohl in Dänemark wie in Schweden häufen sich die An­zeichen, daß die Rechte an der Demokratie, die ihr nicht mehr dienstbar ist, verzweifelt. Während bis vor kurzem die foschistische Bewegung in Schweden sich nur auf ein paar kleine Gruppen erstreckte, hat in der letzten Woche einer der größten und einflußreichsten Jugendverbände die Jugend­verbände in den nordischen Ländern umfassen wesentlich höhere Altersgruppen als bei uns eine rein faschistische Leitung gewählt, und selbst in der Bauernpartei wurd n nationalsozi+ listische" Schlagworte laut. Man darf also auch in Schweden die faschistische Gefahr feinesfalls unterschäzen Aber die Regierung hat die Massen hinter sich, sie fann und wird wohl in absehbarer Zeit die Antidemokraten so be­handeln, wie sie es selbst wünschen: als außerhalb der Demo­tratte stehend. Darin liegt die große Möglich'eit des Schußes der skandinavischen Länder vor dem Faschismus, daß den sozialdemokratischen Parteien und ihren Berbündeten die Möglichkeit gegeben ist zu sagen: Der Staat sind wir, die Demokratie sind wir.

so durch die Reihen der großen Menschen geht, er lächelt sehr zuversichtlich.

Gestern aber, als die Siebzigtausend sich in Marschkolonnen in Bewegung setzten, an der Spiße die Führer ritten und dię spalierbildende Menge Hoch Dollfuß" rief, sah ich ihn nicht. Bis ich auf einen blickte, der, es war indessen dunkel geworden, nach links und nach rechts blickte, nickte und lächelte, und das war der Bundeskanzler Dollfuß , der, wäh= renddem Starhemberg und Fey auf Schimmeln saßen, auf einem braunen Pferde ritt.

Dollfuß reitet?

Herr Hitler lief, als er noch nicht Kanzler war, mit einer Hundepeitsche in der Hand herum. Ich sah in so einmal hinter Thomas Mann hergehen. Beide wußten nichts davon. Thomas Mann sah Herrn Hitler nicht und Herr Hitler , der nur Karl May liest, hätte nicht gewußt, daß das Thomas Mann ist. Mir schten das symbolisch. Ich sah nur noch, wie ein Mensch mit einer Hundepeitsche in der Hand hinter dem deutschen Geist herlief.

Später ging Herr Hitler mit einer Reitpeitsche spazieren. Kein Mensch wußte warum, denn er besaß kein Pferd, son­dern nur hundertpferdige Automobile. Der Bundeskanzler aber, den noch keiner mit einer Peitsche in der Hand sqh, reitet wirklich. Es ist nicht anzunehmen, daß er es gestern erst gelernt hat.

Diese Tatsache, daß Herr Dollfuß reitet, worüber die Wiener in Freudentaumel gerieten, hat etwas Beruhigendes. Nicht, daß ich diesen Mann, der auch einmal von großen Ideen spricht, ohne sie zu haben, überschäßen würde, aber zu der naheliegenden Aufgabe scheint er wirklich geschickt und berufen.

Auch sein Körpermaß hat, wenn man sich die großen, schönen Männer( mit den kleinen Hirnen), auf der Seite des Gegners, also im ,, britten Reiche", vor Augen hält, etwas Beruhigendes. Nimmt, wie es dort scheint, die Proportion des Hirnes mit der Länge des Körpers ab, so könnte man Herrn Dollfuß beglückwünschen, und mit ihm ganz Europa , wenn neben und hinter dem kleinen Dollfuß nicht wieder die schönen großen Männer mit den kleinen Hirnen stünden, die es in Desterreich auch gibt. Marco d'Ariano d. J.