Nichts gefunden

aber die ,, Rädelsführer" festgenommen!

Die Pfälzische Presse" berichtet: Die in der letzten Zeit in der Umgebung von Mölschbach in erschreckender Weise überhand nehmenden Waldbrände bildeten die Veranlassung, daß der Beauftragte des Bezirksamts Kaiserslautern  , Stan­dartenführer Kleres, im Einvernehmen mit der Polizei­direktion zu einem entscheidenden Schlag gegen die mutmaßlichen Brandstifter, die in den Krei­sen der ehemaligen PD. und SVD. zu suchen sind, aus­helte. Um so mehr, da bekanntgeworden war, daß seit fur­sem eine auffallende engere Fühlungnahme der Anhänger der ehemaligen Linksparteien erfolgt war. So wurde dann am Freitag in den frühen Morgenstunden eine großange= Iegte Razzia in Mölichbach durchgeführt, an der zwei­hundert Mann SA., SS.  , Hilfspolizei, berittene SA. und die Gendarmerie teilnahmen. Die Leitung hatte Standar­tenführer Kleres; Polizeidirektor Frhr. v. Hausen, Ober­Leutnant Büttner von der Schupo und der Leiter der Hilfs= polizei, Sturmbannführer Rocker, wohnten der Aftion bei. Um 4 Uhr früh brach die berittene SA. auf, ihnen folgten einige Reit später vier Mannschaftswagen mit SA., SS. und Hilfspolizei. Schon um 5 Uhr wurde das Dorf abgeriegelt. Alle Ein- und Ausgänge wurden besetzt. Der Ort wurde von einer Postenkette umstellt, so daß an ein Entrinnen nicht zu denken war. Alle Personen mußten sich einer Durchsuchung unterziehen. Von 5.30 Uhr ab be= gannen die Haussuchungen bei den Kommunisten. Etwas Besonderes wurde nicht gefunden.(!) Die Nädelsführer(?) wurden festgenommen; im ganzen 17 Mann und eine Frau.

Das terrorisierte Hessen  

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,, Ich werde jedermann rücksichtslos beseitigen.. Wieder sind wir in der Lage, Mitteilungen über die Ent­wicklung der Verhältnisse in Hessen   zu bringen.

Es fiel allgemein auf, daß in den offiziellen Mitteilungen über den Sturz des seitherigen hessischen Ministerpräsiden­ten Dr. Werner fein Wort des Dankes an den Scheiden­den enthalten war. Während es sonst in Hessen   üblich ist, in bombastischer Weise hervorzuheben, wie verdienstvoll es im nationalen Interesse ist, wenn sich ein Beamter vor Er­reichung der Altersgrenze pensionieren läßt, fand der Reichs­statthalter kein Wort, um Wegbereiter des Nationalsozialis­mus in Heffen, Dr. Werner, irgendwie den Dank auszu­sprechen. Die Spannung zwischen Werner und Sprenger ist derart groß, daß es der hessischen Presse verboten wurde, Dr. Werner einige freundliche Worte anläßlich seines Ab­ganges zu widmen. Am gleichen Tage, da Dr. Werner ge­gangen wurde, hielt der Reichsstatthalter Sprenger in Bensheim   eine Rede, in der er wörtlich erklärte:

Ich werde jedermann und jeden Versuch, sich mir ent gegenzustellen, rücksichtslos beseitigen. Ich kenne weder Namen noch Stand, noch Stellung in der Partei."

Einen Tag später wurde große Personalveränt= derung in der Polizei vorgenommen. Die Polizei­direktorenstellen von Darmstadt  , Mainz  , Worms  , Gießen   und die Stelle des Führers der gesamten Landespolizei für Hessen   wurden sämtlich neubesezt. Zum Teil wurden alte Fachbeamte im Polizeidienst besei­tigt, denen die tieffte Ergebenheit gegenüber den neuen Machthabern und ein noch so beflissenes Handheben nichts nüzte. An alle genannten Stellen wurden unbedingte Par­teigänger des Herrn Sprenger, Brigadeführer, SS.- Stan= dartenführer und ähnliche Wichtigkeiten gesetzt. Vom Poli zeidienst verstehen sie zwar nichts, aber von Terror und Berhaftungen besto mehr.

Wieder einen Tag später wurde für ganz Hessen   das von uns schon gemeldete Vorgehen der Offenbacher Polizeidiref= tion gegen fog. Miesmacher" angeordnet. Jede Bemer­fung, die sich gegen die jetzigen Machthaber richtete, jede Kri­tif an wirtschaftlichen, sozialen, steuerlichen oder sonstigen Verhältnissen bringt den Unvorsichtigen auf unabsehbare Beit in ein Konzentrationslager, um dort erzogen" zu wer= den. Dabei wird auf Alter und Geschlecht, auf Kranke und Leidende keinerlei Rücksicht genommen.

Die Bevölkerung ist zum größten Teil furchtbar veräng­stigt, selbst im engsten Familienkreis traut sich niemand mehr, ein offenes Wort zu sagen. Trotzdem geht der stille Kampf gegen die unerhörte Willkür und Rechtlosigkeit, ge­gen Brutalität, Mißhandlung und Verhaftung weiter..

Helden, Händler und Samariter

Wir lesen im Schild". dem Organ des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten  ( Nr. 16 vom 31. 8. 1933) einen Be­richt über einen Messeabend des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten   in Leipzig  .

Der Redner des Abends, Herr Dr. Frän fel, schloß seine Ausführungen unter, wie es in dem Bericht heißt, minuten­langem, immer wieder einsehenden Beifall", wie folgt:

,, Meine lieben Kameraden, meine Damen und Herren! Wir deutschen   Juden und in vorderster Linie wir deutschen jüdischen Frontsoldaten erklären in aller Oeffentlichkeit, daß wir bereit sind. unsere letzten Kräfte einzuseßen für den Ausbau dieses unseres Vaterlandes, mit dem wir ver­knüpft sind durch Geschichte, mit dem wir verknüpft sind durch das Erleben deutschen Judentums, mit dem wir verknüpft sind durch das ungeheure Fronterlebnis. Mag auch manch einer von uns, weil er glaubt, daß ihm die wirtschaftliche, geistige und seelische Grundlage seines Lebens entzogen ist, in diesen Monaten Deutschland   ver­laffen und den Versuch machen, anderwärts ein Leben sich 31 zimmern. uns bleibt doch die Erkenntnis, die der sterbende Freiherr von Attinghausen   seinem Neffen als letztes Vermächtnis seiner reichen Lebenserfahrung über­gibt: Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft, dort in der fremden Welt stehst du allein!"

In diesem Sinne wollen wir Deutschland   rufen und Deutschland   in uns leben lassen. In diesem Sinne wollen wir in uns das Wort erflingen lassen, das für uns deutsche jüdische Frontsoldaten in der Gegenwart tiefsten Sinn und legte Bedeutung hat:

" Ich bin ein Span von Deinem Stamme, ich bin ein Licht von Deiner Flamme,

ein Blatt, das Deine Erde färbt!

So bin ich eins mit Dir und tief verwandt mein deutsches Volf, mein deutsches Land." Ihm antwortete der Syndifus des Leipziger Messeamtes, Herr Dr. Niedensuhr:

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Tief er­griffen habe ich die vortrefflichen Ausführungen von dem Borredner, Herrn Dr. Fränkel, angehört, und das Leipziger Messeamt dankt Ihnen, daß Sie einen solchen Abend veranstaltet haben.

Meine Damen und Herren! Das Leipziger Messeamt hat die Aufgabe, die jahrehundertealte Leipziger Messe zu betreuen. Sie alle wissen, daß die Leipziger Messe inter­national ist und daß die Leipziger Messe auch weiter­hin die Aufgabe hat, diese internationale Bedeu= tung beizubehalten. Wir wissen, daß unser deutsches Volf, wenn es lebensfähig bleiben will, exportieren muß; es kann nicht von sich selbst leben. Auch wollen wir die Worte beachten, die Herr Dr. Köhler gesagt hat: Jeder darf zur Leipziger Messe tommen, wer es auch sei."

Die Ausführungen, die Herr Dr. Fräntel hier gemacht hat, haben mich tief bewegt. Als Herr Dr. Fränkel hier sprach, habe ich den innigsten Wunsch gehabt, dieses Mikrofon möge die ganze Welt umspannen, denn dann wäre unserem deutschen   Volfe ein großer Dienst. erwiesen worden.( Stürmischer Beifall.)

Ich habe die Gelegenheit gehabt, im Ausland auf er­schreckende Unwissenheit zu stoßen. Amerika   hat von unseren Verhältnissen keine Ahnung, und wenn Amerifg. welches jetzt anfängt, leise Begriffe zu bekommen, diese Rede gehört hätte, dann wäre es mehr wert, als wenn 1000 Zeitungen in den besten Tönen in Deutschland  schreiben.

Aus diesem Grunde möchte ich Ihnen, liebe Front­kameraden, hiermit nochmals meinen herzlichsten Danf aussprechen."

Ihm dankte, wie es in dem Bericht heißt, lang anhalten­der Beifall".

Hatten sich so mit feurigen Worten die Helden den erheb lich   fühler antwortenden Händlern an den Hals geworfen, interessiert noch, was uns eine besondere Sorte bar m= herziger Samariter" zu sagen hat:

Da lesen wir im Deutschen Kolonnenführer", Organ des Noten Kreuzes für das Rheinland, in Nr. 31 vom 1. 8. d. J

Das Rundschreiben des Denischen Roten Kreuzes Nr. 244 von i 6. rofft eine Reihe anderer Fragen auf, deren Lösung den kolonnen obliegen sollte. Zunächst spricht Ziffer 1 davon daß in den Sanitätsfolonnent keine Juden und Judenstämmlinge sein dürfen. Die Erläuterungen dazu lassen zwar in An­lehnung an§ a des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamten ums vom 7. 4. die Möglichkeiten von Ans­nahmen oijen, in dem sie sagen, daß die Aus­nahmebestimmungen anwendbar sind. Ich vertrete die Auffassung, daß sämtliche deutschen Sanitätsfolonen auf die praktische Anwendung dieser Möglichkeit von sich aus verzichten müßen, daß also der Ausschluß sämtlicher Juden und Judenstammlinge eine Ehrenfrage für die deutschen Sanitätsfolonnen ist und zu erfolgen hat, soweit diese Mitglieder nicht schon von sich aus ausgetreten sind. Diese Forderung begründet sich so: Ihr habt alle in den letzten Wochen in flaren und fachlichen Ausführungen in der Preise gelejen, daß Juden nicht unseres Blutes, daß sie Fremdrassige sind. Wollt Ihr, Kameraden, die Ihr Euer Deutschtum immer gepflegt und mit Stolz betont habt, mit Fremdlingen in den Sanitätsfolonnen zusammen­leben oder Euch gar von Leuten führen und belehren lassen, die nicht Eures Blutes sind? Ihr wißt, wie das Judentum Deutschland   während des Weltkrieges verraten und in den vergangenen 19 Jahren ausgepowert hat, wikt wohl nunmehr alle, wohin uns das internationale Juden= tum geführt hätte, wenn ihm der Führer Adolf Hitler   nicht zuvorgekommen wäre. Wir Kolonnen hätten bestimmt alle binten und der Roten silfe meichen müssen. Ihr habt gelesen, daß es jüdische Aerzte in Berlin   waren, denen man vor faum 14 Tagen nachwies, daß sie es sogar in der heutigen Zeit noch magten, unter dem Deckmantel ärztlicher Organisation clendsten Berrat am Vaterland zu üben. ( Das war ein Ausschuß jüdischer Aerzte, die man ihrer Lebensmöglichkeit beraubt hatte und nun be raten wollten, wo in der Welt es noch einen Winkel gäbe, wo fie arbeiten und atmen fönnten. D. Red.) Gebt diesen Fremdrasfigen eine Antwort: Hinaus aus unseren Reihen! Seid hart, laßt fleinliche Bedenken fahren; zeigt unserem Führer, daß wir nur einen gemein­samen Willen haben: rein deutsche Organisation zu sein. Glaubt ja nicht an das Märchen von der Macht des internationalen Judentums. Spanien   hat im Jahre 1492 alle Juden außer Landes gewiesen und ist über vier Jahrhunderte ganz iudenfrei gewesen, ohne daß das inter­nationale Judentum ihm Gewalt antun fonnte. Wir sind dem gegenüber ja ganz bescheiden: wir wollen in unseren deutschen   Organisationen zufünftig unter uns bleiben. Mit großer innerer Freude und Genugtuung fonnte man am 2. 7. in Siegen den Beschluß der westfälischen Kolonnen hören, feine Juden in den kolonnen des West­falenlandes zu dulden. Rafft Euch auf, Kameraden, folgt diesen Beispiel, wo es noch nicht geschehen ist!" Wer mag wohl Anlaß haben, sich am tiefsten zu schämen: der Held, der Händler oder der Samariter?

Für wen wir Juden erröten müssen, das wissen wir. Wer aber errötet um der anderen willen?

*

Wir entnehmen diesen Artifel Nr. 6 des Nachrichten­blattes der Eynagogengemeinde des Kreises Saarbrüden". Diese Gegenüberstellung: Jude, Messe­amt und Samariter ist so erschütternd und so überdeutlich. daß sie eines weiteren Kommentars nicht bedarf.

Nur arischer Pferdehandel

Auf dem Gießener   Pferdemarkt werden feine Juden mehr teilnehmen, da nach der Anordnung der Bürger­meisterei Nichtarier ausdrücklich vom Besuch des Marktes ausgeschlossen sind.

Gebt gelesene Exemplare dec ,, Deutsche Freiheit" an Freunde und Bekannte weiter! Verbreitet die Wahrheit!

Sontamara

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ROMAN VON IGNAZIO SILONE  Dieser trat an Teofilo heran und gab ihm eine schallende Ohrfeige.

Teofilo legte eine Hand auf die geschlagene Wange, blickte rund herum und fragte dann schüchtern: Warum?"

Feigling!... Feiger Hund!...," stöhnte der Knirps mit dem dreifarbigen Bauch. Warum wehrst du dich nicht?... Feigling!"

Aber Teofilo blieb unbeweglich und still. Unter allen Frauen, Greisen oder Invaliden hätte der Dide fein wider­standsloseres Opfer finden können. Nach kurzer Beratung mit Philippo dem Schönen knurrte er nur:

,, Da kann man nichts machen." Dann, zur Menge gewandt, befahl er: Geht alle nach Hause, alle!..."

Als auf dem Kirchplatz kein Fontamarese mehr zu sehen war, wandte sich das Männchen an die Schwarzhemden:

Je fünf gehen in jedes Haus, durchstöbern alles und be­schlagnahmen jede Art von Waffen... Schnell, che die Männer nach Hause kommen."

Im Nu war der Platz leer.

Es war fast dunkel geworden.

Wir konnten aus unserem Zufluchtsort noch gerade beob­achten, wie die Patrouillen sich zu ie fünf in den wenigen Gäßchen von Fontamara verteilten und in den finsteren Häusern verschwanden.

Elvira and ich sagten uns, daß es den Vollziehern des Ge­setzes schwer fallen würde, ohne elektrisches Licht und ohne irgend einen Ersatz dafür, ihren Auftrag auszuführen.

Aber die plötzlichen Schreie von Maria Grazia, deren Haus direkt neben dem Glockenturm lag, und gleich darauf, ja faſt noch im nämlichen Augenblick, die verzweifelten Rufe von Filomena Castania, von Sofia Recchiuta, von Lisabetta Limona, von der Carracina, von Filomena Quaterna und andere Hilferufe aus entfernteren Häusern, begleitet vom Lärm und Krachen stürzender Möbel, zerbrechender Stühle, flirrender Scheiben, enthüllten uns mit einem Schlag, was die wirkliche Abficht diefer bewaffneten Horde war.

Unter uns brüllte Maria Grazia wie ein Tier, das man absticht. Durch die weit offene Türe sahen wir entgeistert das hündische Andringen der fünf Männer gegen das junge Mädchen: mehrere Male gelang es ihr, zu entkommen und einmal erreichte sie sogar die Türe; aber sie wurde sofort zurückgerissen, gepackt, auf die Erde geworfen, umflammert und von vier Männern so festgehalten, daß der fünfte sich auf sie werfen konnte. Maria Grazia röchelte jetzt wie eine Sterbende. Als der erste sie mißbraucht hatte, wurde sein Platz von einem andern eingenommen und das Martyrium begann von Neuem... Und nach dem zweiten kam der dritte daran und das Martyrium begann von Neuem... Und nach dem dritten kam der vierte, aber das Aechzen des Mädchens war schon zu schwach geworden, um hörbar zu sein. Sie hatte jeden Widerstand aufgegeben.

Der vierte und fünfte konnten sie ungestört mißbrauchen. Dann verließen die Männer lachend und zotend das Haus und eilten dem der Lisabetta Limona zu, das an die zwanzig Meter entfernt lag...

Elvira hatte die ganze Szene mit angehört! Wie hätte man es verhindern können? Alles hatte sich wenige Schritte vor uns zugetragen. Kein Seufzer war ihr entgangen. Dann hatte sie die Arme um meinen Hals geschlungen, sich an mich gepreßt, ich fühlte sie zittern wie von Krämpfen geschüttelt. Es war als zittere der ganze Turm und die ganze Erde ringsum mit. Ich gab acht, daß sie mir nicht die Holztreppe hinunterstürzte und dadurch die Aufmerksamkeit der bewaff­neten Männer auf unser Versteck lenkte... Die großen Augen weit aufgerissen, starrte Elvira fortwährend auf die dunkle Tür, aus der die fünf Männer herausgekommen waren und wo der gemartete Leib der Maria Grazia lag. Ich bekam Angst um ihren Verstand, und schloß ihr mit den Händen die Augen, wie man es an Toten tut. Aber plößlich verließ auch mich die Kraft, die Beine wurden mir schwach und so sanken wir im Dunkeln gemeinsam zu Boden.

Von diesem Abend weiß ich nichts anderes mehr, als was ich erzählt habe.

Manchmal scheint mir, daß ich vom ganzen Menschen­dasein nichts anderes mehr weiß und behalten habe."

-

Aber von alledem ahnten wir Männer, die wir aus dem Fucino heimfamen, nicht," sprach der Alte weiter. Hätten die Frauen doch Sturm geläutet... Wir hatten uns auf der Straße nach Pescina   getroffen: ich. Berardo Viola  . Vin­

cenzo Scorza, Papajisto, Ciro Gironda, der Vater von Maria Grazia und der Bräutigam von Lisabetta Limona. Nicht weit Hinter uns gingen Giacinto Barletta, Quintilianus, Venerdi Santo  , Luigi Scarpa und andere.

Als wir am Eingang des Dorfes die lange Reihe der Last­autos und den Haufen Militär sahen, meinte Berardo:

Das wird wegen des Zaunes sein... Der Impresario wird gedacht haben, daß einer aus Fontamara den Zaun angesteckt hat."

Vielleicht hatte Berardo Grund anzunehmen, daß es sich um jenen Zaun handle. Aber es handelte sich um anderes. Unter den Bewaffneten, die die Autos bewachten, waren einige, die Berardo persönlich fannten; aber sie wollten uns nicht erklären, warum sie nach Fontamara gefommen waren, wahrscheinlich wußten sie es selber nicht. Sie hießen uns warten und nachdem auch die zweite Gruppe Cafoni ein­getroffen war, begleiteten sie uns nach Fontamara hinein, bis auf den Kirchplatz, wo wir die übrigen Feinde versammelt und im Quadrat aufgestellt fanden. Sie wurden von einem fleinen wohlbeleibten Mann mit einer dreifarbigen Schärpe über dem Bauch befehligt und Philippo der Schöne half ihm dabei.

Mitten im Viereck gewahrten wir den Generale Baldissera, den Sakristan Teofilo, Pasquale Cipolla, den alten Antonio Bracciola, den Schneider Anacleto und wenige andere, stumm, bewegungslos, bleich und widerstandslos wie Kriegs­gefangene.

Bei unserer Anfunft öffnete sich das Viereck und schloß sich hinter uns wieder.

Berardo sah mich an, wie einer der nicht weiß, ob er lachen oder sich empören soll. Wir versuchten, aus Generale Bal­dissera herauszubekommen, was sich vor unserer Ankunft zugetragen hatte; er näherte sich mir und flüsterte mir ins Ohr: Das ist eine unerhörte Geschichte!", und dann näherte er sich Berardo und wiederholte ihm ins Ohr das Gleiche und dann ging er zu den andern und auch in ihre Ohren flüsterte er das Gleiche: Das ist eine unerhörte, nie, nie­mals gehörte Geschichte!" Das war zwar nicht sehr aufschluß­reich, aber immerhin außergewöhnlich. Denn angesichts aller Ereignisse, auch der größten, die sich zugetragen, hatte Bal­dissera bis heute immer eine Erklärung aus der Geschichte gefunden. Zum erstenmal in seinem Leben gestand er, nichts 311 begreifen.