Deutsche Stimmen

Feuilletonbeilage der Deutschen Freiheit"* Freitag, den 29. September 1933* Ereignisse und Geschichten

Heroische" Volksbibliothekare

Charakterlosigkeit wird seelisch fundiect

In Hannover hielt der Verband Deutscher Volksbibliothekare seine Jahrestagung ab. Cie stand angesichts der großen Aufgaben, die der neue Staat den Volksbüchereien gestellt hat, unter dem Gesamtthema Erziehung zum Nationalsozialismus."( Röl nische Zeitung", 24. Sept.) Jn zahlreichen Vorträgen wurden die Aufgaben der Büchereien im einzelnen umrissen. Die richtungsweisenden Ausführungen machte der Erste Bor­fißende des Verbandes, Dr. Schuster( Hamburg ). Durch die Aenderung der politischen Verhältniffe, so betonte er, habe die Arbeit der Volksbüchereien einen ganz anderen Charakter erhalten. Man müsse die Volksbüchereien mobilisieren zum Kampf um die Seele

des deutschen Volkes. Ziel der Arbeit jei der politische

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Mensch, d. h. der Mensch, der zur Gemeinschaft und zum von der Ganzheit bestimmten Denken erwacht. sei. Dement sprechend habe sich die Tätigkeit des Volksbibliothekars all­mählich umzustellen. Danach richte sich auch die Auswahl der Bücher. Nicht das Buch sei schon brauchbar, dessen Inhalt den Grundsäßen der Moral entspräche, sondern es müsse dem Wesen des Voltes rassenmäßig ent sprechen. Von den weiteren Themen der Tagung seien genannt: Der Neuaufbau des Bücherbestandes und die Reinigung der Bestände von veralteter und zersetzender Literatur. Die Vorgeschichte im Rahmen der Volfsbücherei und die Bücherei im Arbeits­dienst. In einem Vortrag über Bücherei und National­ sozialismus erklärte Dr. Wolfgang Herrmann, eine über­zeugte nationalsozialistische Einstellung sei die unbedingte Voraussetzung für den Bi= bliothefarberuf. Zukünftig gehöre dem heroischen Buch der Vorrang vor der sogenannten schönen Lite­ratur. Notwendig sei eine Neuformung der Kataloge nach Inhalten und nicht nach Titeln. Die Bücherei werde ein Instrument der Elitebildung sein und zugleich in engster Beziehung mit den politischen Organisationen stehen.

fare auf einmal auch eine ganz andere Gesinnung und einen ganz anderen Geschmack. Ihr knechtisches Wesen hüllen sie ein in den schamlosen Say, daß durch die Aenderung der politischen Verhältnisse die Arbeit der Volks­büchereien einen ganz anderen Charakter bekommen" hätte. Das Wort Charakter" aus solchem Mund!

Das heroische Buch", das nunmehr den Vorrang haben soll wahrhaftig, es könnte sich einen deutschen Volks= bibliothefar zum Vorbild nehmen!

Es fließen ihm die Tränen Mitleid im ,, dritten Reich"

Ein Kölner Polizeimajor, der jetzt im Ruhestand lebt, teilt dem nationalsozialistischen Westdeutschen Beob­achter" mit verständlicher Empörung einen Vorfall mit, den er in seinem Jagdrevier in der Gemarfung Kellerskaul im Kreise Altenkirchen dieser Tage beobachtet. Beim Pirschgang fand er ein Reh. Es war dem Tode nah. Ein nieder­trächtiger Wilddieb hatte eine Drahtschlinge gelegt. In höchster Verzweiflung muß sich das Tier wieder aus dieser Schlinge befreit haben. Diese Drahtschlinge hatte die Luft­röhre angeschnitten, doch war inzwischen Haut über die Wunde gewachsen. Das Tier hat nur unter den schwierigsten Umständen a tmen können. Ein Junges war bereits an Entfräftigung eingegangen. Man fann nur hoffen, daß jetzt,

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Deutsche Herrentasse

Sie faseln von Germanentrene,

find ob des Franzmanns Tücke" stumm... und legen falt und ohne Neue die eignen Volksgenossen um. Sie künden ethische Erweckung, sie sind aufs Selbisch- Sein" bedacht.

.. und morden feig ans ficherer Dedung in zwanzigfacher Uebermacht.

Nur Wahres dringt aus ihrer Kehle, wir Deutsche lügen nicht; indeß.

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sie sind bis auf den Grund der Seele verlogen wir ihr Göbbeles.

Sie preisen Sehres, Hohes, Reines, Zucht und Moral herrscht weit und breit.. und präsentieren Röhm und Heines als Bürger deutscher Sittlichkeit. Sie sind so stola, die kühnen Neden, die aufrecht, bieder, stark und frei

... des großen Adolfs Füße leden in widerlicher Kriecherei.

Sie sind so deutsch - und grüßen römisch­so grade und sie stiften Brand

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ihr Käppi welsch, ihr Olaf böhmisch, ihr Rowdytum aus Zululand.

Sie haben Pacht auf deutsches Wesen... Sie schänden alles, was uns lieb

erst dann wird deutsche Art genesen, wenn nichts mehr von der Braunpest blieb-! Bert May.

nachdem Ministerpräsident Göring der Jägerei seinen Das bringt die Holländer auf

stärksten Schuß zugesagt hat, Wilddiebe, die Drahtschlingen legen, allerschwerste Strafen erhalten."

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Die Deutschen sind die gemütvollsten Leute, von der Welt. Sie fönnen fein Tier leiden sehen.

Da faßen nun tagelang Männer zusammen, die in ihrer Nuc Fraktur

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praktischen Bibliotheksarbeit bisher aus Ueberzeugung und in selbst erworbenem geistig fünstle= rischem Qualttätsgefühl die Bücher der Brüder Mann, Wassermanns, Stefan und Arnold Forbig, Lion Feuchtwanger und vieler anderer in ihre Bibliotheken ein­gestellt hatten. Die Staatsform wandelte fich, jene Bücher wurden verbrannt und nun haben diese Herren Bibliothe­

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Das Wort unseres Altreichskanzlers Bismard Deutsche Bücher in lateinischer Schrift lese ich nicht" wird ausgedehnt werden auf alle Druderzeugnisse. In absehbarer Zeit wird das deutsche Volk, kraft seines Volkstums, nur jene Druck­schriften lesen, die den deutschen Inhalt in deutscher Schrift wiedergeben."( Die Reklame", Heft 13-14, Berlin W 35.)

Die Fakultäten stellen fest.

Immatrikulation nichtarischer Studenten

Der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volks­bildung hat durch einen Erlaß vom 10. September neue Grundsäße für die Immatrikulation von Nichtariern verfügt. Gleichzeitig wird ein früherer Erlaß vom 2. Mai dieses Jahres, der die gleiche Frage regelt, aufgehoben. Der neue Erlaß verfügt: 1. Die Bewerber um eine erstmalige Aufnahme in eine Hochschule, die nichtarischer Abstammung sind, werden in einem gesonderten Verzeichnis vor Iäufig" immatrikuliert und erhalten hierüber eine vor­läufige Bescheinigung". 2. Die Fakultäten stellen fest, wie viele Studenten nichtarischer Abkunft sich eingeschrieben haben und teilen diese Zahl dem Rektor mit. 3. Gleichzeitig werden die Zahlen sämtlicher Ersteinschreibungen festgestellt. 4. Die endgültige Aufnahme der Nichtarier wird durch einen Ausschuß entschieden, in dem ein Vertreter der Studentenschaft sitt. Den Vorsiz führt der Reftor. Der Ausschuß lehnt die nichtarischen Bewerber der Ersteinschreibung ab, wenn der Anteil der bereits imma­

trikulierten Nichtarier 1,5 Prozent übersteigt. Sind weniger als 1,5 Prozent Nichtarier immatrikuliert, so dürfen bis zu

diesem Prozentsatz Nichtarier immatrikuliert werden." Der Ausschuß ist jedoch ohne Angabe von Gründen berechtigt, die Höchstgrenze von 1,5 Prozent herabzudrücken."

Sollten an irgendeiner Fakultät mehr als 5,5 Prozent Nichtarier vorhanden sein, hat der Ausschuß die Pflicht, so viele Nichtarier auszuschließen, bis ihre Zahl 5 Prozent er­reicht. Der Ausschuß hat das Recht, auch unter 5,5 Prozent zu gehen, ohne Gründe anführen zu müssen. Bei der Aus­wahl der zuzulassenden Nichtarier ist nach der engen Be­ziehung zum Deutschtum" au forschen. Söhne von Front­fämpfern find von dieser Prozedur ausgenommen. Unter dem gleichen Datum verfügt der Minister den Ausschluß antinational sämtlicher marristisch und eingestellten Studenten."

Wäre Rusts Erlaß früher schon erschienen, hätten Ehrlich und Wassermann z. B. nicht Medizin studieren dürfen.

Rot flammt der Bact

Die Bogenspannung der nordischen Frau

Die im Berliner Scherl- Verlag erscheinende illustrierte Zeitschrift Die Woche", deren Spezialgebiet die unverhüll teste Militärpropaganda ist, hat sich in einer Sondernummer auf das Gebiet der nordischen Kultur" begeben. Aus diesem Seft erfährt man wieder einmal neue Einzelheiten vom nordischen Menschen:

. Eine langgestreckte Gestalt, schmale Hüften, breite Schultern, rötlichblondes Haar, blane, im Schuß der Stirn liegende Augen, ein langes Gesicht, ein Langschädel sind die Merkmale des nordischen Menschen. Der Bart der Männer flammt zumeist rot wie der des Donnergottes Tor. Dunkles Haar ist fein Zeichen gegen die Rasse. Wir winen aus der Biologie, daß der dunkle Gegenschlag im eibe vorgebildet ist.

Wußte man bisher nur, daß der nordische Mensch blau­äugig und blondhaarig ist und während der mahlenden Raubewegungen die Hand in der Hosentasche hält, so lernt man jetzt, daß sein Bart rot flammt" und das Haar infolge eines Gegenschlages im Leibe" auch dunkel sein kann. Wir müssen also annehmen, daß die meisten Naziführer vom Gegenschlag getroffen worden sind. Was die nordische. Frau betrifft.

... so weiß der Kenner, daß in dieser stärkere Wunsch­fraft und Sehnsucht wirken, als in der Südländerin. In Wahrheit, sie befist gewaltigere Bogenspan­nung der Leidenschaft, und so ist das Leben mit einer nordischen Frau auch im Alltag anstrengender und an kleinen Abenteuern reicher, als mit einer Südländerin. Wahrhaftig, die blonde Marlene Dietrich hatte nur zu recht, als sie vor zwei Jahren, als wir noch im liberalistisch­fittenangefäulten Zeitalter lebten, mit berückender Stimme sie haben sang: Nimm dich in acht vor blonden Frauen

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so was Gewisses..." Dieses Gewisse, das ist eben die ge­waltige Bogenspannung der Leidenschaft der nordischen Frau, die selbst rassig ertüchtigte Rotbärte anstrengen und aufreiben fann.

,, Glauben Sie fa nicht, daß es mir gut geht, wo es den besten meiner Freunde schlecht geht." Stefan George

Das Hakenkreuz auf der Tüte

Wir entnehmen dem Haarlemschen Courant":

Wie man heute, ohne es zu wissen, in politische Schwierig­feiten verwickelt werden kann, mußte dieser Tage ein ehr­samer Ladenbefizer in Alkmaar erleben. Dieser Laden­besitzer hatte sich vor gut einem Jahre Zigarettentüten machen lassen. Außer seinem Namen befanden sich auf der Tüte noch fleine Zeichnungen. Vor kurzer Zeit entstand nun eines Abends vor seinem Geschäft ein Menschenauflauf. Es wurde geschrien: Tod den Nazis! Weg mit Hitler! Rot Front!" usw. Am folgenden Tage war die Front seines Ladens mit einem großen Hakenkreuz verziert. Der Händler, der nie dem Nationalsozialismus nahe gestanden hatte, war stumm vor Staunen und fragte die Kommunisten, was das zu be­deuten habe. Darauf hielten ihm diese eine von seinen 3i­garettentüten unter die Nase. In die Zeichnung auf dem Tütchen war nämlich ein Hakenkreuz verarbeitet. Vor einem Jahre galt dieses Zeichen in Holland noch als vollkommen unschuldig. Niemand sah etwas besonderes darin. Heute aber ist es ein politisches Emblem, das sogar einem ganz un­schuldigen die größten Scherereien bereiten fann."

Bekommt Hitler

in Frankreich ein Denkmal! Eine tschechische Meinung

Unter diesem Titel erzählt Hubert Ripka in den Lidove Noviny" in Prag . Glaubet nicht, was euch viele Deutsche so gerne einreden würden! Glaubet nicht, daß die Franzosen , wenn sie könnten, Hitler in einem Löffel Wasser ertränken würden! Die Franzosen vermögen Anerkennung zu spenden. Sie anerkennen auch Vieles Hitler gegenüber und würden nicht zögern ihm diese ihre Dankbarkeit demonstrativ und offen zu bezeugen. Das haben sie mir hier im Elsaß ver­sichert und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. In einer kleinen Gesellschaft in einem elsässischen Landstädtchen überraschte mich ein Herr, von dem mir gesagt wurde, daß er ein ganz besonderer Patriot ist, dadurch, daß er mit sehr ernstem Gesicht sagte: Sagen Sie von Hitler , was Sie wollen, wir Franzosen, insbesonders wir elsässischen Fran­zosen, sind ihm tief dankbar. Es wäre eine große Un­dankbarkeit, wenn wir ihm nicht so bald als möglich in Straß­ burg ein Koloffal- Denkmal errichten wollten".-? Jawohl ein großes Denkmal, denn Hitler hat sich um unser Vater­land verdient gemacht. Heute fällt auch denen, die bei uns im Elsaß auf Frankreich schimpfen, nicht ein, Sehnsucht nach Deutschland zu haben. Hitler hat die Französisch= machung des Elsaß vollendet. Es lebe Hitler !"

Pferde- Dezernat

Gehört zu Göring

Ein vom Preußischen Staatsministerium beschlossenes und bereits in Kraft getretenes Gesetz überführt die Zuständigkeit des Landwirtschaftsministers zur Genehmigung und In fraftseßung von Rennordnungen für Flach- und Hindernis­rennen, Vollblut- Trabrennen und Trabrennen für inlän­dische Halbblutpferde ohne Traberblut auf den Minister des Innern.

Was man sich zuflüstect

Neuestes Tausch angebot: Tausche jüdische Groß­mutter gegen eine arische.

Der Reichstag als in v. Ueberschrift: SA.- Mann Brand" und" Brennendes Geheimnis".

Was ist paradox?- Wenn man zum Vergnügen nach Deutschland fährt.