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Auf eine Frage des Zeugen, in welcher Partei Lubbe seine Ansicht verwirklicht sehen würde, habe van der Lubbe damals geantwortet, eine solche Partei gäbe es nicht, aber am nächsten fomme seinem Jdeal noch die A A U.( Allgemeine Arbeiter- Union).
Landgerichtsdirettor Parrisius weist darauf hin, daß der Zeuge in seinen früheren Vernehmungen nichts darüber befundet habe, daß van der Lubbe sich zur Arbeiter- Union bekenne. Es fällt mir weiter auf, erklärte Parrisius, daß Ihre Aussagen in dieser Beziehung fast wörtlich mit der Aussage Janeckes übereinstimmen. Der Zeuge Starter bestreitet jedoch, in der Pause sich mit Janecke über dessen Vernehmung unterhalten zu haben. Starfer habe zu Janecke lediglich gesagt, er sei ziemlich laut gewesen, man habe ihn bis draußen gehört. Auf eine Frage von Parrisius gibt der Zeuge zu, etwa viermal je eine Nacht als Kellner der Mit ropa in Hoek van Holland gewesen zu sein. Parrisius: Nach meinen Informationen sollen Sie 2-3 Jahre in Holland gewesen sein, zeitweise auch als Kellner der Bahnhofswirtschaft in Leyden .
Der Zeuge bestreitet das. Die Frage, ob er noch mit holländischen Kommunisten in Verbindung stehe, verneint Starter. Auf die Frage, warum er über seinen Aufenthalt in Holland bisher nichts gesagt habe, erklärt der Zeuge, er habe das nicht für wichtig gehalten und er sei auch nie danach gefragt worden.
Die Frage des RA. Dr. Sack, ob van der Lubbe gesagt habe, daß er in Holland Mitglied der AAU sei, verneint der Zeuge.
Das Gericht entläßt jeßt auch die übrigen für heute ge= Tadenen Zeugen, und der Vorsitzende teilt mit, er wolle heute noch den Angeklagten van der Lubbe darüber vernehmen, wie er den Reichstagsbrand ausgeführt habe. Der Vorsitzende fordert den Angeklagten auf, frank und frei zu erzählen, wie er es gemacht habe. Van der Lubbe schweigt und hält den Kopf gesenkt. Es entspinnt sich dann ein längeres Frage- und Antwortspiel zwischen dem Vorsitzenden und van der Lubbe, bei dem der Angeklagte entweder gar keine oder widersprechende Auskunft gibt.
Schließlich fragt der Vorsitzende: Haben Sie das Reichs: tagsgebände angesteckt? Van der Lubbe sagt ganz leise: Ja. Wann haben Sie den Entschluß dazu gefaßt, fragt der Vorsitzende weiter. Van der Lubbe: Kann ich nicht jagen.
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Borsigender: Sie sollen uns fließend erzählen, wie es gewesen ist. Wenn ein Angeklagter die Aussage verweigert, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als entsprechend zu verfahren.
Der Vorsitzende unterbricht dann die Verhandlung durch eine kurze Pause, in der zwei große Karten aufgehängt werden, auf denen man die Grundrisse des Erdgeschosses und des Hauptgeschosses des Reichstagsgebäudes sieht.
Der Vorsitzende ist allwissend
Der Vorsißen de schildert auf Grund der in der Voruntersuchung gemachten Angaben des Angeklagten den Weg, den van der Lubbe genommen hat. An der Karte markiert ein Gerichtsangestellter mit einem langen Stab den jeweils vom Vorsitzenden bezeichneten Punkt. Sie sind also, so führt der Vorsitzende aus, nachdem Sie kurz vor 9 Uhr am Reichstag angekommen waren, rechts von der großen Auffahrt nach Uebersteigung des Geländers an der Außenseite des Gebäudes emporgeklettert und sind nach Ueberwindung der Brüstung des Fensters auf dem Balkon vor dem ersten Fenster des Restaurationsraumes im Hauptgeschoß angelangt. Im weiteren Verlauf der Sigung gibt
Im Zelchen des Devisenmangels
Neudeutscher Autarkie- Wahn
Industrie wichtigsten Rohstoffeinfuhr immer knapper werden, Während die Devisen zur Bezahlung der für die deutsche obwohl nach den Angaben der deutschen AußenhandelsStatistik, wenn sie zuverlässig wäre, eine solche Devisenschen Volkswirtschaft eine eigenartige Entwicklung an, die in knappheit unverständlich sein müßte, bahnt sich in der deutmehr als einer Hinsicht an die Zeit des Weltkrieges erinnert. Ganz offensichtlich wird der überhaupt noch zur Verfügung stehende Devisenfonds immer stärfer zur Rohstoffbeschaffung für die deutsche Rüstungsindustrie reserviert. Auf der anderen Seite behilft man sich mit Ersatzmaterialien, die nicht nur eine halbwegs normale Versorgung der deutschen Bevölkerung selbst, sondern vor allem auch den deutschen dertigwarenerport in Frage stellen.
Typisch hierfür sind die Verhältnisse in der Textilindustrie, wo man schon längst den Baumwoll- Import bis aufs äußerste gedrosselt hat und die Verarbeitung von Wolle propagiert, wobei man in erster Reihe an die Verwendung der sehr viel teureren und schlechteren deutschen Inlands= wolle denkt.
Da diese aber, von allen Kalkulationsfragen ganz abgesehen, weder qualitativ noch quantitativ ausreicht, wird jetzt unter dem Schlagworte eines General- Angriffes auf die deutschen Kleiderschränke" die Verwendung von Kunstwolle, also von einem Material propagiert, das aus der Neuverarbeitung getragener Kleider usw. entstehen soll. Ueber Brauchbarkeit und Lebensdauer der Kunstwolle ist kaum ein Wort zu ver= lieren. Es wird übrigens von der deutschen Propaganda selbst zugegeben, daß diese Kunstwolle sich viel teurer stellt als erstklassige, aus dem Auslande eingeführte, überseeische Wollsorten. Der Verarbeitungsprozeß der getragenen Kleider zu Kunstwolle ist hauptsächlich dem Arbeitsdienst übertragen und man motiviert die, Fehlkalkulation bei der Preisgestaltung einfach damit, daß es ja eine der Hauptaufgaben des Arbeitsdienstes sei, auch zeitraubende und privatwirtschaftlich fostspielige Arbeiten zu leisten, wenn sie nur volkswirtschaftlich erwünscht" find, also Devisen sparen.
Ein interessantes Kapitel ist auch die Entwicklung der deutschen Einfuhr von Rohmetallen.
Auf der einen Seite läßt sich nämlich feststellen, daß gewisse für die Rüstungsindustrie hochwichtige Metalle, wie beson ders Kupfer und Eisen, in geradezu ungeheuren Posten eingeführt werden. Nach französischen Feststellungen beträgt die Verschiffung von Eisen- und Kupfererzen über die deutschen Häfen in den ersten fünf Monaten des Jahres 1933 schon 61 000 Tonnen, während im ganzen Jabre 1932 nur 48 700 Tonnen verschifft wurden. Im ganzen Jahre 1931 wurden von Deutschland aus Holland nur 27 000 Tonnen altes Eisen zur Stahlerzeugung eingeführt. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres betrug diese Einfuhr nach Deutsch land aber schon 83 300 Tonnen. Berücksichtigt man hierbei, daß die Metallpreise in diesem Jahre ganz enorm gestiegen sind, und daß dief große Erhöhung der Weltmarktpreise unter normalen Verhältnissen sowie mit Rücksicht auf die deutsche Devisenknappheit stark zur Drosselung der Erz
und Metalleinfuhr aus dem Auslande beitragen müßte, so wird man sich über die gewaltige Bedeutung dieser Zahlen leicht klar werden.
Wie sehr auf der anderen Seite die Einfuhr von Artibeln, die nur in geringem Grade oder überhaupt nicht der Rüftungsindustrie dienen, im Zeichen des Devisenmangels, der verschärften deutschen Ablaßtrise und der steigenden Rohstoffpreise zurüdgeht, fei auf dem Gebiete der Metalls einfuhr am Rohblei dargetan.
Die deutsche Rohbleieinfuhr betrug in den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres 23 276 t, also nur etwa 1500 t weniger als im gleichen Zeitraum des Jahres 1931, Für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres hat sich aber die reichsdeutsche Bleieinfuhr auf 12 143 t, also ungefähr auf die Hälfte gesenkt. Auch bei der deutschen Zinkeinfuhr ergibt sich der immerhin sehr erhebliche Rückgang auf knapp 35 000 t gegenüber fast 51 000 t von Januar bis Mai des Vorjahres. In diesen wie in ähnlichen Fällen wird der Rückgang der deutschen Rohstoffimporte allerdings so erklärt, daß die Tätigkeit der deutschen Hütten erhöht worden ist und daß man mehr Bleierze eingeführt habe. Die Ziffern der Erzeinfuhr geben hierfür feinen ausreichenden Anhalt, und man wird daher wohl zu der ja übrigens auch viel näher liegenden Erklärung greifen müssen, daß hier, wie in vielen ähn= lichen Fällen, die Verschlechterung der Wirtschaftslage und die Devisenknappheit die eigentliche Ursache der verringerten Rohstoffeinfuhr darstellt.
Durch zahllose Einzelheiten kann man das Bild der„ Neudeutschen Autarkie- Wirtschaft", die hier entsteht und deren Hauptaufgabe es ganz offensichtlich ist, die Versorgung der Bevölkerung zugunsten derjenigen der Rüstungsindustrie immer weiter einzuschränken, vervollständigen. Hierher gehört zum Beispiel die bezeichnende Tatsache, daß in zahreichen deutschen Großstädten nach zuverlässigen Melmittelgeschäfte Prämien für den Absatz von Sacharin aus dungen der letzten Wochen den Verkäuferinnen der Lebensgesetzt werden, weil man die vorhandenen Zuckerbestände für die Herstellung von Sprengstoffen reserviert. Man wird diese Entwicklung in der nächsten Zeit nicht aufmerksam ge= nug verfolgen können. Deutschland versucht augenblicklich unter Ueberspringung auch der höchsten Schutzollgrenzen des Auslandes den Boykott für seine Fertigwaren dadurch zu brechen, daß man die vorhandenen großen Bestände auf dem Wege des Dumpings zu Preisen, die bis zu 30 Prozent unter denen des Weltmarktes liegen, ausverkauft. An die Herstellung neuer Exportwaren ist mit Rücksicht auf die Devisenlage und die Preisgestaltung auf absehbare Zeit nicht zu denken. Die erzielten Valuta- Erlöse werden aber weder zur Beschaffung neuer Rohstoffe für die Exportindustrie benötigt, noch zur besseren Bersorgung des Konsums am Binnenmarkt verwandt. Man braucht sie vielmehr so gut wie ausschließlich für die Rüstungsindustrie und das Wirtschaftsbild des ganzen Landes, das immer deutlicher dem einer belagerten Festung gleicht, dürfte sich wahrscheinlich schon in naher Zukunft weiter in einer Weise entwickeln, die für die Weltwirtschaft von unheilvoller Bedeutung sein Jan Severin.
Wankender Glaube- sinkende Kurse
Sann der Vorfüßende ein ganz ausführliches Bild des fo- Die Kapitalisten sind skeptisch
genannten Brandweges. Der Vorsitzende schließt: Sie haben am Schluß Ihrer Vernehmung angegeben, daß Sie glauben, zur Durchführung der ganzen Brandlegung etwa 10 bis 20 Minuten gebraucht zu haben. Die Proben, die daraufhin unternommen wurden, haben die Möglichkeit bestätigt, daß man in dieser Zeit den Brandweg machen und die Brandstiftung ausführen kann. Das wollte ich heute zur Klarstellung des Brandweges dem Angeklagten vorhalten. Er ist diesen Vorhaltungen gefolgt und hat ihre Richtigkeit bestätigt.
Die nächste Sigung findet am kommenden Mittwoch um 9.30 Uhr statt.
Wirtschaft und Arierparagraph
Zu der Frage, ob eine Unterscheidung zwischen arischen und nichtarischen Firmen in der Wirtschaft zu machen ist, spricht sich der Reichswirtschaftsminister, wie der Parlamentsdienst der TU meldet, in einem Erlaß folgendermaßen aus. Eine Unterscheidung zwischen arischen und nichtarischen oder nicht rein arischen Firmen innerhalb der Wirtschaft, insbesondere bei dem Eingehen geschäftlicher Beziehungen, halte ich nicht für durchführbar. Eine solche Unterscheidung mit dem Zwecke einer Boykottierung nichtarischer Firmen müßte notwendig zu erheblichen Störungen des wirtschaftlichen Wiederaufbaues führen, da ungünstige Rückwirkungen auf den Arbeitsmarkt durch Betriebseinschränkungen der von dem Boykott betroffe= nen Firmen und nachteilige Folgen für die Lieferungen dieser Firmen und deren Arbeitnehmer unvermeidbar wären. Im übrigen bin ich ebenso wie der Herr Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda der Auffassung, daß keine Beranlassung besteht, gegen eine Firma vorzugehen, solange ihre Inhaber nicht gegen gesetzliche Vorschriften oder gegen die Grundsäße der kaufmännischen Ehre verstoßen.
So spricht der Minister. Im Lande aber geht der Judenboykott luftig weiter. Wie er wirkt, zeigt u. a. folgender Bericht:
" Die seit 35 Jahren bestehende jüdische Herrenkonfektionsfirma Gebr. Manes in Berlin , die kürzlich einen Teil ihrer Filialgeschäfte im Reich veräußerte, hat, wie„ Der Kon= fektionär" erfährt, ihre 3ahlungen eingestellt. Der Ber kauf der Filialen ist zu dem Zwecke erfolgt, um die Möglichkeit zu schaffen, den jetzt am Verfahren beteiligten Gläubigern eine höhere Quote zu bieten. Verursacht ist die Zahlungseinstellung durch enormen Umiabrückgang. Es ist gegenwärtig noch nicht zu übersehen, welche Werte aus dem erheblichen Grundbesitz herauszuwirtschaften sind, da er sehr belastet ist. Mit den weiteren Vergleichsverhandlungen ist Wirtschaftsprüfer Arthur Bredt beauftragt. In den näch sten Tagen ist eine Besprechung mit den Großgläubigern beabsichtigt."
Leipziger Messe
Die Deutsche Holzblasinstrumenten- Fabrik Oscar Adler u. Co. in Markneukirchen erklärt ihrer Kundschaft:„ Die Messespesen stehen in gar keinem Verhältnis zu den erzielten Erfolgen. Aus diesem Grunde werden wir auch zu dieser Herbstmesse nicht ausstellen." Im Monat Juli hat die Klavierindustrie insgesamt für 6000 Mark exportiert. Diese 3ahl ist so flein, daß Vergleichszahlen gar nicht mehr angegeben werden. Die deutsche Instrumentenindustrie steht vor einer Katastrophe.
Die Herolde des dritten Reiches" hatten feierlich verkündet, daß der bloße Glaube an Hitler Wunder wirken würde, und daß dem enormen Aufschwung der Seelen der Aufschwung der Wirtschaft folgen würde. Ein ziemlich zuverlässiges Barometer für die Höhe des Vertrauens der deutschen Unternehmer in die Wunder wirkende Kraft der Hitlerschen Arbeitsbeschaffung sind die Kurse der Wertpapiere. Da ergibt sich denn, daß die Aktienkurse in Deutschland ständig sinken, während auf den großen Welt börsen die Kurve der Aftienfurse im Steigen ist. In der Zeit vom 12. August bis zum 9. September stieg der Aktienindeg in London von 67,5 auf 68, in Amsterdam von 34,7 auf 88,9, in Neuyork von 58,8 auf 59,8, in Zürich von 47,8 auf 48,7, dagegen sank der Aktieninder zur gleichen Zeit in Berlin von 29,4 auf 25,3.
Der Aftieninder insgesamt sank von rund 68 Anfang August auf rund 65 Anfang September.
Einige Berliner Banken haben wegen völliger Stockung des Börsengeschäfts ihren Betrieb eingestellt. Man muß auch berücksichtigen, daß die Großbanken von der Reichsregierung gezwungen werden, auf der Börse zu intervenieren, d. h. Aftien, die vom allzu tiefen Sturz bedroht waren, aufzufeufen. Die amtlichen Börsenkurse sind frisiert: ohne die den Banken aufgezwungene Intervention, die die ohnehin spärlichen Wirtschaftskredite noch weiter verkürzt, wäre der Fall der Kurse noch heftiger.
Im letzten Wochenbericht der Berliner Handelsgesellschaft, einer der Berliner Großbanken, wird diese auffallende Erscheinung zu erklären versucht. Die Bank kann ihre Meinung nicht offen aussprechen und überläßt es deshalb ihren Kunden, zwischen den Zeilen zu lesen. Immerhin ist die Umdie schreibung deutlich genug. Es heißt in dem Bericht:
" Die Wirtschaftsumstellung hat aus persönlichen oder sachlichen Anlässen das Angebot am Effektenmarkt gesteigert." Mit anderen Worten: anstatt angeregt durch den erhofften Wirtschaftsaufschwung mehr Aktien zu kaufen, haben die Kapitalisten sich nach Kräften bemüht, die Wertpapiere, die sie bereits hatten, loszuwerden. Weiter heißt es:
,, Nun wird vermutlich jener Teil der Kapitalbildung, der fich über die Unternehmung vollzieht, noch erheblich durch
Haushaltsausgleich auf dem
Papier
Die Zeitschrift Reich und Länder", Monatsschrift für die Entwicklung der Verfassung, Verwaltung und Finanzen in Deutschland ( Seft 9), ein durch und durch gleichgeschaltetes Blatt, bringt eine Betrachtung über die Haushaltpläne der deutschen Länder für 1933, Mit Genugtuung wird festgestellt, daß in den meisten Ländern der Etat nicht beraten, sondern auf Grund von Ermächtigungsgeseßen diftiert wurde. Dennoch ist das Ergebnis der Diktatur nicht günstig. Das gleich. geschaltete Blatt sagt:„ Troß allen Bemühungen ist aber der Haushaltausgleich in einzelnen Fällen überhaupt nich 1. in anderen nurformell gelungen. Wie oben schon näher ausgeführt wurde, haben zahlreiche Länder wieder die Ergebnisse eines Globalabstrichs zur Deckung heranziehen müssen, dessen Durchführung natürlich um so schwieriger wird, je sparsamer der Haushalt an sich schon aufgestellt ist.
die Notwendigkeiten der Wirtschaftsanpassung beansprucht, auch ist möglich, daß die organisierte Arbeitsbeschaffung dann und wann noch Reibungsverluste verursacht." Die Art der Hitlerschen Arbeitsbeschaffung wirft also auf das Anlage suchende Kapital nicht ermunternd, sondern abSchreckend.
Die Unternehmer glauben also nicht an den von Hitler versprochenen Antieg,
weil sie den tatsächlichen Abstieg allzu deutlich vor Augen sohen.
Im allgemeinen pflegt das Sinken der Aktienkurse vom Steigen der Rententurse begleitet zu sein. Die Kapi talisten, denen die Anlage der Aktien zu riskant erscheint, wandern zu den mit fester Verzinsung und Garantien der öffentlichen Hand ausgestatteten Anleihepapieren ab. Dies mal jedoch sind die Kurse der Rentenpapiere nicht nur nicht gestiegen, sondern gleichfalls gesunken.
Das Kursniveau der festverzinslichen sechsprozentigen Wertpapiere fiel von 79 Anfang August auf 77,9 Anfang September.
Auch dafür gibt der Bericht der Berliner Handelsgesellschaft eine Erklärung:
" Bugegeben ist, daß das im Mittelpunkt der Rentenmarferörterungen stehende kommunale Schuldenproblem durch psychologische Antriebe allein nicht gelöst werden fann."
Die hoffnungslose Pleite der Kommunalfinanzen schreckt elso die Kapitalisten vor dem Ankauf von Anleihepapieres zurück. Sie fürchten, daß sie die Leidtragenden des finanziellen Bankrotts der Kommunen sein werden, wie es die Anleihegläubiger einer Reihe deutscher Großstädte bereits gemorden sind. Die Bemerkung der Berliner Handelsgesellshaft ist aber auch eine schallende Ohrfeige für das HitlerRegime, für die die gleichgeschaltete Leitung dieser einst, verjudeten" Bank eigentlich mindestens das Konzentrationslager verdient hätte. Denn sie besagt, daß es auf die Dau nicht damit getan in, den Mangel an wirklichen Leistunge mit Reklamegeschrei zu übertönen oder mit Feuerwerk en Mercato überblenden.
Andere Länder haben Einnahmereste aus früheren Jahren herangezogen." Also von den berühmten Jahren der Korruption, Schmach und Schande leben jetzt die deutschen Landesregierungen. Ansonsten wird man auch hier mieder auf die Zukunft verwiesen! Im allgemeinen aber werden erst die Haushaltpläne für 1934(!) deutlich den Einfluß der neuen Staatsführung zeigen können, so daß die diesjährigen Etats nur unter dem Gesichtspunkt des Uebergangs zu einer neuen Entwicklung gewertet werden können." Einen so langen Uebergang hat der vormärzliche Hitler allerdings nicht prophezeit.
Wörtlich aus einem Bericht zitiert, den wir nicht näher nennen, um ihn nicht der Zensur preiszugeben:„ Der Absaz stockt. Während Fichtenstammholz sich noch einigermaßen im Absatz gehalten hat, ist der Absas für Kiefernstammholz auf die Hälfte zurückgegangen. Fichte schneidet in der Bewertung besser ab als Riefer. Im Laubrundholz ist das Geschäft recht klein geworden."