Warnm schreit keiner?(Von Lot AnkerDer nachstehende temperamentvolle Aufsatz übtKritik auch an unserer„Ruhe". Der Verfasser hatvermutlich nie eine Zeitung geleitet und unter-schätzt daher die Grenzen, die auch aggressivstenKampfnaturen, nicht zuletzt durch die Gesetz-gebung, gezogen sind. Er hat aber recht mit derForderung, daß wir uns nicht an die Zustände inDeutschland gewöhnen dürfen. Darum geben wirdieser aufrüttelnden Zuschrift Raum.In Situationen, wo es um Lebenswichtiges geht, mußfede Art von Pathos doppelt gewogen werden. Es gibtechtes und falsches Pathos. Und daher bitte ich Euch,Genossen im Kampf, Genossen der Emigration, Kollegender Feder: steigt von den Kothurnen herab! Mit welchfleißigem Bedacht registriert Ihr die Morde der Nazi-brut. Wie unnahbar kühl verfolgt Ihr die Taten desbraunen Terrors. Jeder Totschlag, jede Schändung, jedeUntat an deutschem Kulturgut: Ihr ordnet alles ge-wissenhaft und ordnungsliebend in Kartotheken. Alleswird von Euch sorgsam gebucht, und nach des TagesMüh und Last zieht Ihr am Abend resigniert das Fazit:ein Volk, ein Land geht in Trümmer, möge es sich docheines Besseren besinnen. Möge es doch....Verflucht Eure Konjunktive! Verflucht Eure bürokra-tische Pedanterie! Verflucht Eure Wichtigtuermienen.Euer altkluges Stirnrunzeln. Eure Selbstberuhigungs-pille, daß„einmal der Bogen überspannt ist"!Steigt von den Kothurnen herab: abscheulich ist indiesem Moment, wo Hunderttausende unserer deutschenVolksgenossen(und w i r dürfen ihnen diesen Namen mitRecht geben und ohne in den Verdacht der Heuchelei zugeraten) von den Totschlagssöldnern des Reichskanzlersgemordet, gefoltert, geschändet, entwürdigt, gepeitschtund bedroht werden, der ungebrochen selbstsichere, arro-gante Ton Eurer journalistischen Routine, die sich„prin-zipiell" durch nichts aus der Ruhe bringen läßt. Steigtvon den Kothurnen herab: denn Eure routinierteSchreibtisch-Gelassenheit, die automatenhaft wie einSeismograph alles registriert und verbucht(oh, Ihr seidso fleißig, so beflissen, so„up to äste"!),— sie ist nichtsals Pathos, schlechtes Pathos, fruchtloses Pathos, ge-schminktes Pathos: das Pathos der Routine, hinter dersich ein mühsam verhaltenes Gähnen verbirgt.Ihr seid so klug, Eure Prognosen und Perspektivensind so durchdacht, Eure Theorien so den Nagel aus denKopf treffend. Gut, ich unterschätze nichts von dem. Aberwenn Ihr jetzt lächelt und jagt, ich sei ein Schwärmer, sostöre ich mich nicht daran. Denn indem ich Euer senilesPathos verabscheue. Euer Pathos unablässiger Betrieb-samkeit, für das die vielen Toten des„dritten Reiches"zwar bedauerlich, aber doch nur„Fälle" sind, dazu an-getan. Euer säuberlich geführtes Schuld-Register zufüllen, indem ich Eurem Pathos nicht glaube, weil esnicht spontan, weil es so gewohnt ist wie die Leichen-bittermiene des Herrn vom Bestattungsinstitut, fordereich von Euch das echte Pathos des Kämpfers, das indiesem Augenblich furchtbarsten deutschen Leids mehr alsPathos, mehr als das zweifelhafte Wimmern des Pfaffenam offenen Grabe, das ein aufrichtiges, genöffifches Mit-leiden ist. Tätiges Mitleid: darf man diese Worte— inunseren Reihen— heute nicht mit Fug aussprechen, ohneeiner Phrase geziehen zu werden? Wer von Euch, dereinst drüben in Parteizellen gearbeitet, in Versamm-lungen der Klassengenossen gesprochen, in genössischemKreis diskutiert hat, in unabsehbarer Demonstrations-masse marschiert ist, fühlt nicht jeden Mord, iedes„Aufder Flucht erschossen", jede Qual begangen an einemder Unsrigen als unfern Mord, unsere„Flucht", unsereQual?Ich gestehe: vor diesem grausigen Entsetzen, das derbraune Terror der Hitler-Garden verbreitet hat, vor dennamenlosen Verwüstungen, die er in diesem einst blühen-den, diesem wundervollen Land, das Deutschland heißt,angerichtet hat, vermag ich einem Gefühl, das ich mitStolz und ohne Wimperzucken Pathos nenne, nicht zuwehren. Es ist kein Pathos der Opernsänger oderBühnentragödien, es ist das Pathos des wild Gequälten,des hinter Gittern(jenseits der heimatlichen Grenzen)Kämpfenden, es ist das Pathos, das zugleich Körper-haften Schmerz und seelische Pein birgt. Und vor diesemPathos versinkt die retuschierte Pathetik des routiniertenTagesreporters ins Nichts: denn es ist das Pathos desmit den Leidenden untrennbar Vermählten, das aus mirspricht und zu dem ich um so offener mich bekenne, alsich das mitleidige Achselzucken der„Kenner"-jetzt spüre,für die„unter zehn Toten nicht gefettet wird", für dieseelische Erschütterung nur eine schlechte Romanphrase— oder auch„ein bürgerliches Vorurteil", ein Intellek-tuellen-Komplex, kurz: etwas Gegenrevolutionäres ist.Und trotzdem schäme ich mich meines Pathos nicht: denn>ch bin(andererseits) ja auch wieder nüchtern und un-pathetisch genug, um die Heldenrolle, die gewisse Partei-trmnpeter ihren aufs Schafott tretenden Genossen an-dichten, als schlechte Kulisse zu empfinden. Gewiß, esß f 1!}? mitrbige Haltung revolutionärer Kämpfer auchangesichts des Todes und des Richtbeils. Aber ich schreibekeinem von den Hitlerbestien zum Galgen geschlepptendeutschen revolutionären Arbeiter vor, mit einem„RotFront!" auf den Lippen zu sterben: dies mag zwar imEinklang mit der Hybris des Proletkults sein, aber es»st keineswegs im Einklang mit der tiefen Menschlichkeitgerade der marxistischen Lehre. Humanitätsduselei?Krokodilstränen? Nein:„Radikal sein ist die Sache ander Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen ist aberder Mensch selbst." Diesen Satz schrieb Karl Marx. Undwenn ich. täglich, von der offiziellen und inoffiziellenHenkertätigkeit des„dritten Reiches" lese und höre, sofühle ich die lähmende Todesangst der letzten Mi-nuten unserer auf dem Felde der proletarischen Ehre zumMeuchelmord verurteilten Genossen mit.Deutschland ist zum Schauplatz offiziell sanktionierterund angeordneter Bestialitäten geworden, es ist Balkan,es ist Menschenfresserei, es ist scheußlichster Atavismus,was dort passiert, es ist die abscheulichste Form derfaschistischen Gewaltausübung. Niemand von uns konnteerwarten, daß die Welt deshalb stille steht, daß die Ge-schäftemacher deshalb aufhören, ihren Geschäften nach-zujagen, daß diese oder jene europäische Macht demdeutschen Unwesen ein Halt gebieten würde. Laßt alleSchandtatenim KonzentrationslagerWie Abgeordneter Heilmann miAhandelt wurdeAuf unserer Rebaktion erschien Herr S. Silbermann,der sich bei uns vollkommen legitimierte, auch die Spurenseiner körperlichen Mißhandlungen vorwies und dann fol-gendes zu Protokoll gab:„Ich war vom 21. bis 28. April d. I. mit meiner Truppe„Saradows-Ballett-Revue" in den Schauburglichtspielen inEssen engagiert. Ein Mitglied meiner Truppe war am22. April im Turmhaus— Kreisleitung derNSDAP.— und veranlaßte meine Denunziation, weilich einer meiner Damen des Balletts verboten hatte, imDienst das Parteizeichen zu tragen.Am SamStag, dem SS. April, kamen einige uniformierteSS.-Leute und haben mich dort verhaftet, brachtenmich mit dem Auto nach der Herkuleswache. Die-selbe ist eine im ganzen Rnhrland berüchtigte SS.-Wacheund wird genannt die„H e r k n l e s- M ö r d e r g r u b e".Dort wurde ich mißhandelt. Der Mundwurde mir zugestopft mit Kieselsteinen undmit Lappen, ich wurde über einen Tisch ge-bnnden und fürchterlich ans den nackten Körpermit G u m m t sch l ä n ch e n und mit Fahrrad»ketten geschlagen. Dann wurde ich nach dreiviertel-ftündiger Mißhandlung in der Garagehalle aus Stroh ge-worsen«nd abgeschlossen.Mit großer Mühe konnte ich durch ein offenes Fensterentweichen, wo ich auf der. Straße zusammenbrach unddarauf vom Polizeirevier 1 nach dem stäbtischen Kranken-haus gebracht wurde. Ich lag da 14 Tage lang aus Sta. 7,Z. 280. Nach 14 Tagen wurde ich entlassen und gleich inEmpfang genommen von Kriminalkommissar Beyer undwurde abgeführt noch in den Krankenhauskleidern. 2 Tage,nachdem ich mich im Krankenhaus befand, kamen SS.-Leutein meine Wohnung und nahmen meine Privatsachenrestlos mit!Nach 7wöchiger Haft, während welcher keine Vernehmungerfolgte, wurde mir am 22. Juni in die Zelle gerufen:Fertigmachen zum Transport! Ich wurde mitnoch 45 Mann, die meisten aus Essen, im Gefängniswagennach der Bahn transportiert, wo uns schon eine großeMenge von Polizeibeamtcn erwartete und uns an derBahn einlieferte. Wir fuhren dann zirka 7 Stunden bisDörpen(Emsland), wo wir ausstiegen und in Empfanggenommen wurden von SA.-Leuten und einigen Polizisten.Wir liefen 16 Kilometer und gelangten in das Konzen-trationSlager Börgermoor b. Papenburg.Das Konzentrationslager Börgermoor ist gelegen in ödemSumps- und Moorgediet, weit entfernt von jeder mensch-lichen Siedlung, ist eingegrenzt mit Stacheldraht und bestandaus zwei Baracken. In der einen waren die SS.-Leute undin der zweiten die Gefangenen untergebracht. Die Gefau-genen wurden bei ihrer Ankunft der Reihe nach verlesen undin ihre Zellen untergebracht. Mein Name folgte an fünfterStelle. Ich bin Jude. Bei der Verlesung meines Namensbrachen die SS.-Leute in Freudenrufe aus, wie:„Ah, endlicheiner!"Eine Wassersuppe diente als Nachtessen, worauf wir, sehrmüde wie wir waren, auf unseren Strohsäcken einschliefen.Um 2 Uhr nachts ging der Ruf durchs Lager:„Ausstehen!"Draußen regnete es in Strömen. Alle mußten raus undohne Nahrung bis 6 Uhr morgens Steine abladen. DieserVorgang in der Nacht war eine besondere Schikane. Dernormale Tagesverlauf ist folgender:5 Uhr Wecken, 5.3U Uhr schwarzer Kaffee und trockenesBrot. 7 Uhr Antreten zur Arbeit im Moor bis 11.30 Uhr.Um 12 Uhr ein sehr mageres Mittagessen, Gemüse undFletsch gab es nicht. 1.30 Uhr bis 7 Uhr Arbeiten. Die Mengeder zu leistenden Arbeit wird vorgeschrieben, wer bis zurvorgeschriebenen Zeit nicht fertig ist, bekommt Kolbenschläge.Mit 00 Mann wurde das Lager aufgebaut, welches jetzt zehnBaracken hat, besonders eine Küchenbaracke.Bemerkenswert ist die eine der Baracken, in welche dieGefangenen bei„B e r g e h e n" gebracht werden. Die Ge»sangenen in dieser Baracke erhalten nichts wieBrot und Wasser«nd viel Schläge. Die Barackebesitzt 30 Zellen und ist dauernd belegt. Sie gilt alsstrenger Arrest.Jetzt befinden sich im ganzen Lager 1000 Mann mit zirka300 SS.-Leuten Bewachung. Der Kommandant ist ein SS.-Sturmführer F l e i t m a n n.Am IS. September traf ein neuer Transport aus demKonzentrationslager Oranienburg mit 18 Mann ein, u. a.auch: Ingenieur Franke» Birawer, Achgenase,Goldschmidt, Ebert, Heilmann, Wegener, alleaus Berlin. Bei ihrer Ankunft sing die Schikaniererei schonan. Heilmann mußte rufen:„Ich habe Sekt und Kaviar vonden Groschen der Arbeiter gesressen!" Ebert mußte rufen:„Mein Bater war der Bolksversührer!" Dazu wurdensie unter fürchterliche« Schlägen gezwungen.Infolge von schrecklichen Fanstschlägen insGesicht war das eine einzige blutendeMasse.Nach ihrer Einlieferung in die Baracken wurden ihnen all«Lebensmittelpake.e abgenommen, ebenso wurden für sie an-gekommene Pakete nicht ausgehändigt. Auf H e i l m a n nund Ebert hatte es die SS. besonders abgesehen. Nachder ersten Nacht wurden die beiden mit Kolben so mißhan-delt, daß Heilmann vom Lazarettarzt auSvier Tage Pflege bedurfte. Danach wurde eraus der Baracke herausgeholt, mußte sichin einen Schubkarren setzen und Achgenasewurde gezwungen, ihn nm die beim Lagerbefindliche A b s allg r n be zu fahren. BeimRuf eines SS.- Mannes: Abladen! wurdeHeilmann in die Absallgrnbc geworfen. Alser herausgeklettert war, ging die Sache vonvorne an, nur so, daß jetzt Heilmann Achge»nase fahren mußte. Als das beendet war,wurden Heilmann und Birawer gezwungen,um die Abfallgrube Hund und Katze zuspielen, und zwar so» daß Birawer die Katzeund Heilmann den Hund darstellen aus allenBieren einander nach la«sen und beißenmußten! Das alles zum größten Vergnügender SS.»Leute!Sieben Tage nach der Einlieferung des letzten TranS-portes, am 10. September, wurde ich aus dem Lager entlassen.Bei meiner Entlassung mußte ich unterschristlich bestätigen,daß ich für die fünf Monate der Haft vom Staat keinerleiEntschädigung verlange, für die Gefangenen keine Briefebefördere(den Gefangenen ist erlaubt, einmal im Monat zuschreiben) und nach meiner Entlassung keine Angehörigender Gefangenen besuche. S. Silbermann."Kommentar überflüssig!Illusionen beiseite! Die deutsche Massenschlächterei spieltsich im Angesicht der Welt ab. die über die wahren Zu-stände im„dritten Reich" außerordentlich gut informiertist. Erwartet Ihr von der besitzenden Klasse, von einemkapitalistischen Europa Solidarität mit den Opfern desFaschismus? Glaubt Ihr immer noch an ein„Welt-gewissen", wo es doch nur einen Weltmarkt gibt? Ebenum so fester wächst gerade in dieser Stunde des Triumphsder faschistischen Henker und unserer Ohnmacht unserGlaube, nein: unser sicheres Vertrauen, daß es nur eineproletarische Solidarität gibt und die Befreiung der Ar-beiterklasse nur ihr eigenes Werk sein kann.Und deshalb wage ich zu gestehen, daß ich schon oftschlaflose Nächte, entsetzliche Angstträume und eine ver-schnürte Kehle hatte, wenn ich daran denken mutzte,welchem entsetzlichen Leben(„Leben"!) Tag für Tagunsere besten und mutigsten, unsere deutsche st enMänner und Genossen in den deutschen Konzentrations-Höllen ausgesetzt sind. Gefängnis und Zuchthaus und Exilwaren von jeher die üblichen Aufenthaltsstätten für„staats-bedrohliche" Elemente, die alten Sozialdemokraten der80er Jahre, die russischen Revolutionäre der zaristischenZeit, dann Liebknecht und Luxemburg— und, vergessenwir es nie, die ungezählten Opfer der Weimarer Klassen-justiz: sie alle wurden von den Hütern der Bourgeoisieeingekerkert und beseitigt. Aber die offizielle täglicheFolterung und seelische Mißhandlung von politischen undunpolitischen Mitbürgern, das Witzereitzen über die In-haftierten(wie es in den gleichgeschalteten Rundfunk-Hörspielen üblich ist), das angeberische Drohen jedeskleinen Nazi-Redakteurs in Hinterpommern mit der„konzentrierten Erziehungsanstalt" für alle, die nicht„parieren" wollen: diese Regierungsform derpermanenten sadistischen Blutrun st ist. indiesem Jahrhundert fortschreitender Gesellschaftlichkeit,doch ein zutiefst besonderes Schauspiel. Und das Lebengeht weiter, ja: die Beziehungen der Länder in Politikund Wirtschast(und Sport) mit Deutschland gehen, mitSchwankungen, aber ungebrochen, weiter. Und täglichwerden in Deutschland junge Menschen durch Quälereienund Schikanen fürs Leben erledigt, werden ältere wieergraute Männer jeglichen Berufs dazu gezwungen,unter den Fußtritten von grünen SA.-Lümmels, die nie-mals eine Arbeitsstelle von innen gesehen haben.Lätrinenreinigen, Fußboden-Schrubben, Geschirr-waschen, Putzen der SS.-Zimmer und— last not least— Exerzieren und Strammstehen auszuüben. Tausendeorganisierter Arbeiter, Tausende geistig Schaffender wer-den täglich in diesem Deutschland seelisch und körperlichgefoltert, um stückweise aus der Liste der Lebenden ge-strichen zu werden.Und ich lese die sachlichen Berichte der gleichgeschal-teten— und der unabhängigen deutschen Presse. EureSachlichkeit in Ehren, ich weiß, daß sie ein gut Teil un-serer revolutionären Arbeit ist. Aber in schlaflosenNächten und an vielen von schrecklichen Assoziationen ge-peinigten Tagen meines Exils denke ich immer: warumschreit keiner? Denn i ch m u tz schreien, weil ichmeine gefolterten Genossen in Todesangst und Ernie-drigung schreien höre. Warum schreit keiner? Drübenin Deutschland prügelt und erschießt man unsere Besten:ich höre sie schreien, ich bin weit vom Schutz, ich esseund trinke jeden Tag und ich gehe unbehelligt durch dieStraßen,— aber iaj höre sie schreien. Und ich kannmeine Qualen nicht in gespielter„revolutionärer Un-erschütterlichkeit" ersäufen und den Mund zusammen-pressen.„Proletarier erschlagen! Wer fragtdanach?", dichtete der zu früh verstorbene OskarKanehl.„Wir Lebenden wollen Euch Antwort geben:Proletarier, die leben— wir fragen da«nach!"„Sprang ans dem Fenster"Die Pressestelle der Kriminalpolizei in Köln meldet: Am28. September hat sich ein in Brauwciler in Schutzhaft be-kindlicher kommunistischer Funktionär, der wegenhochverräterischer Betätigung und verbotenen Waffenbesitzesvernommen werden sollte, aus dem Fenster des drittenStockwerks des Polizei-Präsidiums auf die Straßegestürzt. Der Mann war sofort tot. Da der Verstorbene durch die angestellten Ermittlungen restlos über-führt war, dürfte der Selbstmord aus Furcht vor derzu erwartenden Strafe begangen worden sein. Essprechen auch Anhaltspunkte dafür, daß der Verstorbene dieAufdeckung weiterer ihn belastender politischer Straf-taten befürchtete.Die Kölner Kriminalpolizei sollte besser aus ihre Ge-sangenen aufpassen, zumal wenn die Festgenommenen mitSAI-Leuten in der Nähe von hochgelegene» Fenstern stehen.Wir wissen längst, daß im Kölner Präsidium Gefangen«von SA.- und SS.-Leuten schwer mißhandelt werden.