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Pariser Berichte

Pariser Straßen- Kalender

Die französische Tabakregie hat die Preise einiger Zigaretten herabgesetzt und einige neue Zigarren eingeführt. Achtung bei Einkäufen: Die ungelochten 25- Gentimes­Stüde in Nidel gelten seit voriger Woche nicht mehr, nur noch die gelochten.

Richten Sie Ihre Uhren am Samstag in der Nacht um 12 Uhr eine Stunde vor. Die französische Sommerzeit geht in dieser Nacht zu Ende.

Schreiben Sie sich die Auszahlungszeiten und Sprech stunden im Pariser Matteotti - Haus auf: Täglich außer am Sonntag von 9.30 bis 12 und 2.30 bis 5 Uhr; am Dienstag nur nachmittags, am Freitag und Samstag nur vormittags. Lernen Sie Französisch: Am Mittwoch, 4. Oktober, 20.30 Uhr, beginnt ein neuer unentgeltlicher Kursus für Flücht: linge im Hofgebäude des Gewerkschaftshauses: 211, Rue Lafayette( Metro: Louis Blanc ).

Die öffentlichen Konzerte tm Luremburg- Garten und in den Tuilerien finden meistens um 4 Uhr nachmittags statt, die Konzerte auf verschiedenen Squares abends um 8 Uhr.

Herr Blavot

Bluttaten eines Pariser Rechtsanwalts

Bei Versailles, wo jetzt zum letztenmal in diesem Jahre die großen Wasser sprangen, im Herzen der französischen Militär- und Rentnerstadt, hat ein wohlhabender Pariser seine ganze Familie ausgerottet. Der Täter war Ritter der Ehrenlegion , einflußreich, ein angesehener, vornehmer Anwalt. Ein Haushalt mit viel Bedienung, Köchin, Mäd­chen, Chauffeur, Pflegerin. Aber viel Unglück: das Erbübel der Tuberkulose wohnte in seinem Blut.

An einem sonnigen Herbstmorgen geht der Pariser Anwalt Blavot in seiner Villa in Garches zum Frühstück herunter. Auf der Treppe schießt er blitzschnell auf seinen Sohn. Der Sohn, Jean, ein 25jähriger Rechtsstudent, bricht zusammen. Der Vater eilt in das Schlafzimmer der 23jährigen Tochter, die noch im Bett liegt, und drückt den Revolver gegen ihre Brust. Das Fräulein schreit:„ O Vater, du tust mir weh," und verstummt.

Koks über die Mauer

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Koks und andere Gifte des Schlafmohns finden in Paris mit seinen zahlreichen unterirdischen Existenzen und dem starken Zustrom aus Asien und dem Orient großen Absatz.

200 Gramm schwer, 12 Stück für 12 Franken ich verdiene 7 Prozent daran, Sie können sie auch einzeln haben, 2 Stück für 2 Franken, mir ist das gleich, meine Damen und Herren."

Weiter schiebt sich die Käufermenge, breite Amerikaner, reiche Negerinnen, deutsche Juden, Araber im Burnus, Balkanstudenten, Gelbe und Schwarze. Der Mutterwitz des Faubourgien siegt lächelnd über das internationale Stell­dichein der Welt.

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Leider sind auch einige Berliner „ Halbseidene“, die sich hier Hitlerspione auf dem Montparnasse

als„ Emigranten" ausgeben, bei diesem schwarzen Geschäft schon erwischt worden. Meistens handeln diese Pulver- Männer als Beauftragte unsichtbar bleibender Konzerne. Neuer­dings hat die Polizei des Präfekten Chiappe wieder einen Mann gefischt, der im Osten, an der Porte de Vilas und in der Gegend da herum dem Publikum Schnupfmittel anbot. Wenn jemand Interesse hatte, erschien die Geliebte des Htindlers, eine Dame in schwarzem Filzhut, und händigte das Rauschmittel aus.

Zwei Polizeiinspektoren sahen das Paar jetzt bei der Arbeit und folgten ihm im Auto. Als die Beamten aus dem Wagen stiegen, floh der Mann, wurde aber nach abenteuer­licher Jagd gefaßt. Seine Müze hatte er vorher über eine Gartenmauer geworfen, die Beamten suchten sie und ent­deckten 50 Gr. Kofs und 50 Gr. Heroin darin. Der Mann gab einen falschen Namen an, seine Freundin wurde als eine 82jährige Yvonne festgestellt und mit ihrem Bräutigam in den„ Violon " gebracht.

Zola - Feier

An einem leuchtenden Oktobertage trafen sich draußen im Landhause Médan , seinem berühmten Garten, den er der öffentlichen Wohltätigkeit geschenkt hat, die Freunde Zolas zu seinem 31. Todestage. Vignaud sprach als Vertreter der literarischen Kritik feierlich zu den Versammelten. Das Ergreifendste des Tages war die Rede des Dichters Céline, des Dichters der Reise am Rande der Nacht", dieses großen Menschenscheuen, der sonst in keine Versammlung geht und heute Zeugnis ablegte.

Die Verurteilung des Kapitäns Dreyfus stand an diesem Tage wieder auf. Wir drückten im Geiste der tapferen Madame Dreyfus die Hand, die heute in Paris mit für die deutschen Kinder hilft, sie, die gesagt hat:„ Laßt mich mit dabei sein- ich weiß, was Antisemitismus ist...!"-

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Die Mutter hatte in ihrem Schlafzimmer, neben dem ihres Gatten, eben noch etwas mit dem Hausmädchen geordnet. Wiener Brot Jetzt schreit sie aus dem Fenster:" Bu Hilfe, er ist wahnsinnig geworden." Im selben Augenblick krachen zwei Schüsse. Die Frau wälzt sich am Boden. Die Pflegerin eilt hinzu und entreißt dem Mörder den Revolver, aber der Unglückliche hatte alles vorausgesehen und einen zweiten Revolver bei sich. Mit diesem sett er seinem Leben in seiner Kammer ein Ende.

Der Anwalt besaß außer der Landvilla auch eine Iuguriöse Stadtwohnung in Paris , in den Champs Elysées , im feinsten Viertel. Die Tochter war in den Pyrenäen ge­

Eine entzückende Geschichte erzählt der„ Intran" aus Epinay. Dort dreht Pabst gegenwärtig seinen neuen Film ,, Von oben nach unten". Alles klappte- nur fehlte für die Foto- Kamera Wiener Brot, in der urwienerischen Back­form. Also blieb nichts anderes übrig, als daß der Epinayer Bäcker wienerisch buck und seitdem ißt ganz Epinay das­selbe Brot wie in der Stadt der Kaisersemmeln...

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wesen, ohne Heilung zu finden. Jetzt zerschoß er ihre frante Der Pariser als Straßenredner

Brust.

Ein frühnaturalistisches Drama, eine der großen Ge­spenster- Tragödien Ibsens .

Einbruch in Cécile Sorels Reich

In der Gegend des Quartiers du Roule ist ein ehemaliger Cafékellner der Polizei in die Hände gefallen, dem nichts heilig war. Dieser Eindringling, der bereits zahlreiche Dinger bis zu 15 Mille Beute gedreht hatte, suchte sogar den Negerkoch der großen Künstlerin Cécile Sorel heim, und erleichterte ihn, da das Schmoren für eine solche Heroine einträglich sein muß, gleich um 10 000 Franken in Edel­steinen, Kleidern und Kunstgegenständen. Cécile Sorel selbst hat die Comédie Francaise fürzlich unter dramatischen Umständen verlassen, eine Tatsache, die eine soeben im Capuciner- Theater gespielte Revue gebührend besungen hat. Jetzt kann die Revue den Negerfoch noch als neuen Schlager hinzufügen.

Auf der Quinzaine, dem Verkaufsfeste auf dem Boulevard Haußmann, zwischen einer Musikkapelle im Freien und bretonischen Würsten, steht ein echter Pariser und verkauft Seife, Parfüm, Rajierklingen. Er setzt den Parisern, ganz anders als der„ ruhmredige" Berliner , die Vorteile seiner Ware scheinbar so auseinander, daß sie die Wahrheit der Geschichte kontrollieren können.

,, Bitte erst mal daran riechen, meine Damen und Herren." Er läßt einige riechen. Dann sagt er:„ Gute Seife muß trocken sein." Er zieht ein Messer und schabt ab: die Seife ist trocken.„ Sonst hätte ich sie ja auch nicht erworben. Das ist fein Haus, das pleite gegangen ist, das ist ein Haus qui veut se lancer. Jezt nehme ich Eau de Cologne , gleich den ganzen Flaschenhals. So wenn die Seife schlecht wäre, müßte sie jetzt schäumen. Schäumt sie? Sie schäumt nicht. Sie wissen das vielleicht noch nicht, daß das sich so verhält, meine Damen und Herren, aber ich sage es Ihnen, ich bin Fachmann, ich weiß es."

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Dann ohne Pause:„ Also hier, immer noch mal, 1 Kilo

In einem der besuchtesten Cafés des Montparnasse wurde. in der Nacht zum Sonntag ein deutscher Hitlerspion bemerkt, der unter der Maske eines Zeitungsverkäufers von Tisch zu Tisch schritt und die anwesenden deutschen Emigranten fest= stellte. Diese Spionageversuche waren von antisemitischen Pöbeleien begleitet. Im Verlauf einer Auseinandersetzung entwickelte sich zwischen der Hitlergruppe, die mit größter Frechheit auftrat, und den deutschen Juden ein Streit. Eine Anzahl französischer katholischer Studenten, die teils zu Organisationen der äußersten Rechten gehörten, wie„ Paris Soir" berichtet, standen den Emigranten gegen ihre Ver­folger bei. Es gab mehrere Leichtverletzte, darunter den Caféinhaber Forestier, die Terrasse des Cafés wurde ver­wüstet. Die Polizei stellte einen Studenten der Ecole des Beaux Arts fest.

BRIEFKASTEN

Nationalsozialist in Saarlouis . Sie schicken uns die Bemerkung, die die nationalsozialistische" Saar- Front" zum Verbot der " Deutschen Freiheit" gemacht hat. Das Blatt schrieb:„ Die un­erhörte Beleidigung des regierenden Oberhauptes eines Völkerbundsstaates hat nunmehr endlich!- die Regierungs­tommission zum Einschreiten veranlaßt." Das ist in der Tat das beste, was seit langem über den deutschen Reichspräsidenten von Hindenburg gesagt worden ist.

Saarlouis .. Wie Sie uns mitteilen, waren neulich bei der An­kunft des sehr ehrenwerten Vizekanzlers Franz von Papen einige Leute zusammengelaufen, um sich das Staatsmännchen Hitlers aus der Nähe zu begucken. Unser Fränzchen glaubte, das Volk wolle ihn ein bißchen bejubeln und er hob aufmunternd den rechten Arm. Die Saarländer ließen ihn zappeln und dachten gar nicht an Jubel­jauchzen. Papen kann froh sein, daß die Leute den Mund nicht auf­machten. Schmeicheleien hätte er gewiß nicht zu hören bekommen. M. B., Paris . Der Aufsatz im„ Daily Herald" ist sehr bedauerlich. Wenn sein Inhalt zutreffen sollte, wäre er geradezu ein Verrat an dez gefährlichen illegalen Arbeit unserer sozialdemokratischen Freunde im Reich. Die Redaktion, die fern von Deutschland die Verhältnisse nicht kennt, trifft weniger Schuld als den Schreiber, der den Aufsatz im„ Daily Herald" untergebracht hat.

P. Saarbrücken. Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Beschwerde an die„ Volksstimme". Wir können den saarländischen Angelegen­heiten leider nicht so viel Raum widmen. Im übrigen weiß jeder­mann, daß die Schüler der höheren Lehranstalten beinahe jeden Sonntag mit ihren Lehrern zu Geländeübungen oder Gepäck­märschen antreten müssen.

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Sportler, Diedenhofen . Wir sind noch nicht so weit, um Ihren Wunsch erfüllen zu können. Sie werden verstehen, daß wir nach so kurzer Zeit an den weiteren Ausbau nur mit Vorsicht und Zu­rückhaltung herangehen. Die Meldung Ihrer Lokalzeitung ist zutreffend. Bei einem Sportfest, das kürzlich unter Beteiligung namhafter deutscher Leichtathleten in Saarbrücken stattfand, wurden zwei jüdische Sprinter von der Beteiligung an den Wettkämpfen ousgeschlossen. Kurz zuvor hatte die gleichgeschaltete Presse noch ihre hervorragenden Leistungen gerühmt. Man wollte die Raffe­läufer von drüben zu einer großen nationalsozialistischen Propa­ganda unter Führung der braunen Amtswalter im Saargebiet miß­brauchen. Zu diesem Zwecke wurden jene Untermenschen" aus den Renkurrenzen entfernt. Man stelle sich vor, wenn einer der beiden jungen Juden die soeben eugenisch Ertüchtigten geschlagen hätte! Düsseldorfer Kommunist. Besten Dank für den Bericht„ Stan­dorte 20". Die Schinderei durch die braunen Bestien ist überall dieselbe. Daß Ihnen die Deutsche Freiheit" gefällt, freut uns ehrlich. Wenn Sie ab und zu Ihr Saarbrücker Parteiblatt mit den öden alten Schimpfereien auf Wels und Genossen" lesen, werden Sie unser Blatt noch mehr schäzen lernen.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pis in Dub­weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdruck und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 8, Schüßenstraße 5.

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