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FelixFedienbacis Briefe

Von

April bis August 1933

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Am Mittwoch, dem 7. August, wurde Fe'ir Fechenbach, der einstige Sekretär Kurt Eisners , bei einem Abtransport nach Dachau die bayerischen Nationalsozialisten wollten ihn in ihre Gewalt be­kommen auf der Flucht erschossen". Er befand sich in den Monaten vor der Ermordung zunächst im Detmolder Gefängnis.

Fechenbach schrieb die nachstehenden Briefe an seine Frau in den Monaten seiner Detmolder Haft. Es sind ihrer viel mehr, als wir drucken können. Seine Mörder werden sie nie lesen. Sie haben die be­stellten Schüsse prompt geliefert und sind stolze Sieger über den Geist und die Gesinnung, die sich in den Bekenntnissen ihres Opfers offenbart. Man lese den letzten Brief, um die Verlogenheit der amt­lichen Behauptung zu ermessen, Fechenbach habe einen Fluchtversuch unternommen.

Detmold , den 5. April 1938. Landgerichtsgefängnis.

Deine Dispofitionen( Flucht in die Schweiz ) halte ich für richtig. Es ist besser, Du bist bei den Kindern, hier würdest Du doch nur allein herumsizen.( Frau Fechenbach war seit 1922 Funktionärin der SPD. und wurde von der Geheimpolizei gesucht.) Heute hatte ich eine große Ueberraschung. Vater besuchte mich. Er ist die ganze Nacht durchgefahren und fährt heute nacht wieder zurück. Er ist jetzt 74 Jahre und die ganze Sache war für ihn recht anstrengend, ganz abgesehen von der seelischen Erregung, die die ganze Affäre für ihn be­deutet. Sein Leben lang hat er sich redlich geplagt und ge­müht und nicht viel gute Tage gesehen, viel Sorge und Kummer gehabt, und jetzt muß ihm auch auf seinen alten Tagen noch durch meine Verhaftung Sorge bereitet werden. Ich kann leider nichts ändern. Wie die Dinge liegen, läßt sich jetzt auch gar nicht absehen, wie lange die Haft dauern

wird.

Die Nachrichten von Dir und von den Kindern freuen mich immer am meisten. Es wird wohl eine ganze Weile dauern, ehe wir wieder friedlich beisammen sein können. Aber schließlich, einmal wird ja auch die Schutzhaft zu Ende sein. Dann werde ich mich an meinen neuen bürgerlichen Beruf gewöhnen müssen. Aber das sind wohl erst Zukunfts­fantasien. Zunächst spielt sich für mich das Leben zwischen vier engen Wänden ab. Nur die Gedanken können hinaus­wandern, zu Dir, zu den Kindern. zu der jungfrischen, neu­erwachenden Natur- Aber, was man nicht zu ändern vermag, darein muß man sich schicken, hoffentlich erträgst Du die für Dich recht schwere Zeit mit zuversichtlichem Mut und läßt Dich nicht unterkriegen. Um mich brauchst Du Dich nicht zu sorgen. Kopf hoch!

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Detmold , den 8. April 1933. Dein Brief bringt mir einen Frühlingsgruß in meine Belle, Schlüsselblumen. ( Gepreßt lagen einige Blüm­chen bei). Sie sind meist die ersten Boten des sonnig- heiteren Jünglings, der jetzt die Fluren mit seinem Segen über­schüttet. In unserem Garten werden jetzt auch die ersten Blumen blühen, die ich im vorigen Frühjahr gepflanzt habe. Im Gefängnishof, den wir jeden Tag eine Stunde um= schreiten, wird es auch langsam Frühling. Die Kirschbäume blühen, ein paar Veilchen stecken schüchtern ihre Köpfchen heraus und Singvögel versuchen ihr erst. Konzert. Schritte in die Runde und wieder 50 und so fort marschieren wir im Kreis, bis die Stunde um ist und sich die Lungen voll gefogen haben mit frischer Luft, die Augen sich sattgesehen am Blau des Himmels oder an grauen Wolken.

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In der Zelle habe ich jetzt Gesellschaft. Von Willi wurde mir ein Pack Bücher geschickt. Hier geht ein Tag wie der andere dahin, und mittlerweile sind es vier Wochen ge­worden, daß ich hier bin, ohne daß ich vernommen wurde, oder sonst irgend etwas erfahren hätte.

Du fragst nach meinen Wünschen? Mein seligster Wunsch ist die Aufhebung der Schutzhaft, damit ich wieder für meine Familie sorgen kann. Aber dafür wirst Du wenig tun kön­nen. Im übrigen möchte ich nicht, daß Du Geld für mich ausgibst. Du und die Kinder brauchen es notwendiger. Wenn Du mir dann und wann ein paar Zigaretten schicken kannst, freue ich mich. Schreibe mir recht viel von Dir und den Kindern.

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Detmold , den 21. April 1933. Heute bekam ich vier Briefe von Dir auf einmal. Das war ein rechter Festtag. Sorgen habe ich mir nur um Dich ge­macht und die Kinder, weil Ihr doch nicht auf die Dauer Ver­wandten zur Last fallen könnt. Du bist ein tapferer Ker!! Daß Du unsere alten Freunde triffst, freut mich. Grüße sie alle von mir. Sie sind alle liebe Menschen, und in Deiner freien Zeit werden sie Dir sicher über manche trübe Stunde weghelfen.

Gefundheitlich geht es mir gut. Wenn man sich hier ein­gelebt hat, schläft man auch leidlich. Nur ein bißchen mehr Bewegung im Freien möchte man haben. Das läßt sich aber aus technischen Gründen nicht machen. Wir müssen uns des­halb mit einer halben Stunde täglich begnügen. Dafür habe ich fast den ganzen Tag wenn es nicht gar zu fühl ist, das Fenster offen.

Meine Bellenkollegen haben wiederholt gewechselt. Wenn einer entlassen war, bekam ich einen andern. Allein war ich immer nur wenige Tage.

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Detmold , den 2. Mai 1933.

Zum 1. Mai bekam ich in Deinem Auftrag, liebe Irma, einen schönen Nelkenstrauß und Obst. Die Blumen halten sich sehr gut und am Nachmittag, wenn ein schmaler Sonnen­streif durchs Fenster kommt, glühen sie rot auf. Ich freue mich jeden Tag aufs neue mit den Blumen.

Geduld haben.

Was Du mir von den Kindern schreibst, freut mich be­sonders. Unsere Hanne muß sich ja prächtig herausgemacht haben. Daß fie fich noch an unsere Schlittenfahrt erinnert, ist bei dem kleinen Purzel ja allerhand. Mit Lotte scheint alles schwieriger zu sein. Ich glaube, Kurt fehlt ihr sehr. Ich möchte auch das lustige Geplapper unserer fleinen Gesell­schaft gerne wieder hören, muß aber wohl noch einige Zeit 3um 1. Mai gab es hier und anderwärts wieder zahl­reiche Haftentlassungen. Ich denke, daß in dem Maße, wie sich die neuen politischen Verhältnisse festigen und weiter all­gemeine Beruhigung in der Bevölkerung eintritt, auch weitere Schutzhäftlinge entlassen werden, soweit nicht in be­sonderen Einzelfällen Strafverfahren schweben oder Ge­fährdung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit befürchtet wird. Da beide Fälle auf mich nicht zutreffen, boffe ich, in absehbarer Zeit auch entlaffen zu werden. Dann werden wir wieder alle Fünf beisammen sein können. Am 26. April habe ich einen Saftentlaffungsantrag bei der Lippischen Landes­regierung eingereicht. Es ist nicht nötig und wohl auch nicht zweckmäßig, daß Du Dich an die Regierung wendest. Die Herren, die zu entscheiden haben, sind genügend unterrichtet, wiffen auch, daß ich Frau und drei Kinder habe, daß ich im Felde verwundet wurde und Du in einem Seuchen

lazarett als Pflegerin während des Krieges warst. Du mußt eben noch etwas Geduld haben. Wehen hat jede Geburt, auch die eines neuen Deutschland

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Detmold , den 9. Mai 1933.

Deine lieben Briefe sind für mich hier die allergrößte Freude, und zeigen mir immer wieder aufs neue, wie eng und unzertrennlich wir verbunden sind, trotz aller räum­lichen Trennung. Für Kurtl habe ich zu seinem Geburtstag ein kleines Märchen geschrieben vom Hans Guck in die Luft".

Detmold , den 20. Mai 1933.

Gestern hat unser Kurt Geburtstag gehabt. Ich habe viel an ihn gedacht. Mir fehlen die Kinder sehr. Und die Sehn­sucht nach Dir wächst mit der Dauer der Trennung.

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Detmold , den 29. Mai 1933. Für Mutter waren die letzten Monate sicher recht auf­regend. Aber Grund, deprimiert zu sein, besteht nicht. Es wird alles wieder in Ordnuna fommen. Es braucht aber Zeit. Auf mein Gesuch habe ich noch keine Antwort, ich bin auch noch nicht vernommen.

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Detmold , den 6. Juni 1933. Für heute schicke ich Dir eine kleine Geschichte Der alte Puppenspieler". Wenn sie auch einen etwas tragischen Abschluß hat, so darfst Du daraus nicht auf meine Gemütsverfaffung schließen. Du weißt, ich bin fein Schwäch­Ing. Mache Dir also feine dummen Gedanken. Eigentlich habe ich damit gerechnet, Pfingsten frei zu fommen, wie Feldmann( Parteisekretär) und Linne( Gewerkschaftssetre tär). Es war aber nichts. Samstag bin ich genau drei Monate hier. Ich rechne daher damit, daß es nicht mehr lange dauert.

Detmold , den 25. Juni 1938.

Auf meine beiden Eingaben um Haftentlassung bin ich noch ohne Antwort. Ich bedaure recht sehr, daß ich die Ent­wicklung unserer beiden kleinen nicht miterleben kann. Lottis Geburtstagswunsch, daß Vati bis dahin wieder kommen soll, ist rührend. Ich möchte ihn gerne erfüllen. Aber Du weißt ja, daß das nicht von mir abhängt. Immerhin fünnte es ja sein, daß Lottis Wunsch bis zum Geburtstag in Erfüllung geht.

Pinkowski( Verbandssekretär) ist vor etwa 10 Tagen ent­lassen worden, so daß ich der letzte von unseren Freunden Ein hier in Detmold . Du darfst Dich nur nicht fletn friegen Taffen. Ich weiß ja, daß alles furchtbar schwer für Dich ist. Aber Du hast bisher alles tapfer ertragen und ich hoffe, daß Du start genug bist, durchzuhalten, auch wenn Deine Geduld auf eine lange Probe gestellt werden sollte. Ich bin gesund und weiß, daß ich tragen muß, was ich nicht zu ändern

vermag.

Detmold , den 2. Juli 1983.

Die Arbeit an dem Roman macht mir viel Freude. Die Schreibmaschine bedeutet eine wesentliche Hafterleichterung. Ich komme übrigens mit meiner Arbeit sehr flott vorwärts, bin voller Schaffensluft und fühle mich viel wohler, seit ich mir diese Aufgabe gestellt habe. Das Nichtstun war zum verzweifeln. Jetzt hat der Tag wieder einen Inhalt.

Detmold , den 9. Juli 1933. Wunderschön ist das Bildchen mit Sanne, auf dem fie fragend ins Weite schaut und auf dem steht: Wo ist Vatt...?" Sie wird wohl noch eine ganze Weile auf ihn warten müssen. Unser Bürschle hat es ia tett recht hart. So herumgeschubst von der Tante zur Großmutter, wieder zur Tante, ein paar Wochen bei Dir und dann nochmals zur Großmutter, das ist nicht gut für ihn und ich fann mir wohl denken, daß er darüber traurig ist. Sage ihm nur, wenn der Wati erst wieder da ist, dann nehmen wir eine Wohnung und unser Bürschle kann dann immer bei uns bleiben.

Detmold , den 11. Juli 1938. Mein Roman macht gute Fortschritte. Ich stecke schon tief im vierten Kapitel. Ich wundere mich selbst, wie mühelos ich schreibe, trotz des Manaels aller äußeren Eindrücke, die sonst für meine literarische Produktivität so wesentlich waren. Die Arbeit macht mir viel Freude. Das liegt zum guten Teil daran, daß der Roman in meiner Heimat spielt. Es ist, als schöpfe ich aus einem nicht versiegenden Quell.

Detmold , den 23. Juli 1933. Ich glaube faum, daß ich meinen Roman in Detmold fertig schreiben kann..

In der vergangenen Woche war der liebe Vater hier und besuchte mich. Für ihn war der kurze Besuch begreiflicher­weise recht aufregend. Ich habe den Vater noch nie weinen sehen, aber als er mir im Sprechzimmer

gegenüber saß, standen ihm die Tränen in den Augen.

Detmold , den 2. August 1983. Heute las ich in der Landeszeitung, daß die Bayerische Regierung der Lippischen Landesregierung, mich in ein bayerisches Konzentrationslager zu über­nehmen, stattgegeben habe und daß der Transport in den nächsten Tagen erfolgen soll. Ich schreibe heute mit der Maschine, weil mein Schreibzeug nicht in Ordnung ist. Aber in Zukunft würdest wohl gern mit Schreibmaschinenbriefen von mir vorlieb nehmen, wenn Du überhaupt nur Briefe befommit. An manchen Konzentrationslagern ist der Brief nerkehr erheblich eingeschränkt. Dak Kurt so tüchtig beim Schwimmenlernen ist, freut mich. Ich habe erst mit zehn Jahren gelernt. Da ist er mir ja fait vier Jahre voraus. Ich freue mich schon darauf, wenn ich einst aus der Schutz­hoft entlassen merde, mit meinem Sturt! schwimmen zu gehen. sammenaedrängt. Ich wollte fertia werden und fürchtete, ich fomme von hier wea, ehe der Roman beendet ist. Jetzt habe ich aber doch noch gefchafft. Fünf Minuten vor Zwölf sozusagen. Darüber bin ich recht froh.

Das lehte Rapitel bea Romans ist ein wenig arg au­

Detmold, den 4. August 1938.

Du träumst von mir? Dann können wir uns die Hand reichen. Ich habe schon sehr oft von Dir geträumt. Aber die Träume wollten nicht Wirklichkeit werden. Wenn ich auf­wachte, war ich wieder in der vergitterten Zelle­

Ich bin froh, daß die Zeit der Ungewißheit bald zu Ende geht. In die neue Umgebung werde ich mich schon hinein­finden. Vor allem werde ich mehr Gesellschaft und frische Luft und Bewegung haben. Das tut gut nach fünf Monaten Sellenhaft.

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Detmold , den 6. August 1933. Ich bin noch immer in Detmold und glaubte schon in der vergangenen Woche ins Konzentrationslager zu kommen. Vielleicht findet der Abtransport schon in einigen Tagen statt. Vielleicht dauert er noch Wochen. Ich weiß es nicht. Dies Warten auf die Veränderung erfüllt mich mit einer merkwürdigen Unruhe. Ich weiß selbst nicht warum, aber es ist so. Du hast das ganz richtig auch an dem Roman be= obachtet. Die beiden letzten Kapitel haben ein wenig darunter gelitten. Aber auch unter der Sorge, ich könne den Roman nicht mehr fertig bringen. Dadurch ist mancher Flüchtigkeits­fehler unterlaufen, der Stil ist weniger ausgeglichen und manches wurde start zusammengedrängt.

Daß Du die Widmung des Romans in Deiner Bescheiden­heit ablehnen würdest, sah ich voraus. Es bleibt aber doch dabei. Der Roman ist für Dich geschrieben und foll Dir gewidmet sein. Du mußt Dir das schon gefallen lassen, Liebes. Ich fann Dir ja sonst nichts geben und schließlich, wem soll ich so etwas, was so ein ganz persön­Wochen viel Freude gemacht, das merkte ich aus Deinen liches Wert ist, sonst geben? Der Roman hat Dir in all den Briefen immer wieder. Nun gehört er Dir ganz und gar und wenn wir erst wieder zusammen sein können, wirst Du an seiner endgültigen Gestaltung noch mithelfen können. Ich habe noch zwei Durchschläge an meine Mutter geschickt, sie wird sie Dir geben

Meinen Eltern habe ich auch ein Exemplar des Romans geschickt. Sie werden sich sicher sehr damit freuen. Ihnen ist ja jeder Winkel in Würzburg vertraut, und manches, was in meinen Kindheitserinnerungen eingeflochten ist, haben sie selbst miterlebt, direkt oder indirekt. Für mich selbst war die Zeit, in der ich den Roman schrieb, die erträg­lichste der Zelle. Ich hatte eine Aufgabe, konnte etwas ge­stalten, schöpfte aus dieser Kraft und Vertrauen. Wies später im Konzentrationslager wird, bleibt abzuwarten,

Jedenfalls richte Dich so ein, daß Du bei den kin­dern bleiben fannst. Sie leiden ohnehin am meisten unter unserer Trennung. Können sie schon den Vater nicht haben, dann sollen sie wenigstens die Mutter nicht entbehren. Du sagst ja selbst, die Kinder seien ein Opfer der Zeit, ent­wurzelt, heimatlos geworden. Tue nur alles, daß Du wenig­stens bei ihnen bleiben kannst. Aber das brauche ich Dir ja nicht besonders ans Herz zu legen. Du wirst das von Dir als die Ferienkinder nach Hause fuhren, ist ja erschütternd: aus schon tun. Die Frage, die Lotte an Dich gerichtet hat, Mutti, wo bin ich eigentlich daheim?" In dieser findlichen Frage liegt die ganze Tragödie unserer Kinder. Sie haben kein Daheim, keine Familie mehr, find ent­wurzelt. Das ist überhaupt, was mir am meisten Sorgen macht. Wenn die Kinder im Augenblick auch untergebracht sind und zu essen haben, der Mensch lebt nicht von Brot allein... Der Vater, die Mutter, das Heim, das gemein­Kindern fehlen, für ihre ganze fünftige Entwicklung nicht same Familienleben sind doch Dinge, die, wenn sie den ohne Einfluß sind. Aber vielleicht brauchen ste das alles nicht gar zu lange zu entbehren. Verlier nur Du die Hoff­nung nicht, wenn es auch noch sehr lange dauern sollte.

Die Mutter schrieb mir, ich folle alles tun, damit ich nicht in ein Konzentrationslager komme. Ich schrieb ihr, daß ich darauf teinerlei Einfluß habe. Es ist doch kaum anzunehmen, daß die gefaßten Be­schlüsse geändert werden. Ich kann gar nichts in dieser Sache tun. Mutter hat wohl übertriebene Vorstellungen in all diesen Dingen. Schließlich bin ich ja nicht allein, der ins Konzentrationslager kommt. Natürlich, die Familienange­hörigen sehen in erster Linie das Einzelichicksal, sie sind ja auch persönlich ziemlich stark davon betroffen, aber viele andere haben das gleiche Schicksal au tragen, Tausende. Dieser Tage las ich in der Zeitung, daß der ehemalige Reichstagspräsident, Paul Löbe , in ein Konzen­trationslager kam. Viele andere, Bekannte und Unbekannte, sind auch dort. Versuche Du Dir einmal die Dinge von einem größeren, geschichtlichen Gesichtspunkt aus zu betrachten, nicht nur vom persönlichen aus. Vielleicht kannst Du dann man ches leichter tragen. Ich weiß wohl, es ist alles recht schwer für Dich und die Kinder und das Einzelschicksal steht schon dadurch für Dich immer stärker im Vordergrund. Ich bin aber überzeugt, Du wirst start bleiben, auch wenn Deine Geduld auf eine harte Probe gestellt werden sollte.

Die neuen Machtverhältnisse baben sich verhältnismäßig schnell gefestigt und in dem Maße, wie dieser Konsolidie­rungsprozeß fortschreitet, werden auch die Zwangsmaß= nahmen, die Schuthait, Konzentrationslager usw. allmäh lich entbehrlich. Ich glaube nicht, daß man diese Einrich tungen länger aufrecht erhält, als dies im Interesse des neuen Staates notwendig erscheint. Dann wird auch für uns wieder die Zeit kommen, in der wir unseren Kindern wieder ein Seim bieten können und Lotte wird dann nicht mehr fragen brauchen: Mutti, wo bin ich eigentlich daheim...?" Aus Deinen Briefen lese ich immer viel Hoffnung und Zuversicht. Darüber freue ich mich stets. Sei nur weiter start und zuversichtlich! 1m mich brauchst Du Dich nicht zu be= sorgen. in de mich auch in das Leben im Konzen trationslager, wenn ich dort auch keine Blumen und sonstigen Erfrischungen bekommen fann, mit denen Du mich hier jede Woche erfreut und für die ich Dir herzlich dante. Ich denke im voraus an die Reit, da meine Schubbaft auf­gehoben sein wird und grüße Dich und die Kinder herzlich, Dein Felix.

Soeben wird mir mitgeteilt, daß ich heute, dent 7. August, abtransportiert werde...

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Das waren die letzten Worte von Felix Fechenbachs Hand. Am Abend wurde er von Detmold abtransportiert. Als Reiseziel war nicht Dachau , sondern das Polizeipräsidium München angegeben, doch war schon alles vorbereitet, daß er dieses Biel nicht erreichen follte. Unt 8 Uhr abends wurde er in Scher fede, 50 Kilometer von Detmold , mit schweren. Schußwunden eingeliefert; er starb zwei Stunden darauf, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Die konven­tionelle Lüge von einer Erschießung auf der Flucht" bedarf faum einer Widerlegung. Eine zerschlagene Armbanduhr mit zerrissenem Riemen, die der Witwe des Ermordeten un vorsichtiger Weise zugeschickt wurde, legt für ganz andere grauenhafte Vorgänge Zeugnis ab.

Felix Fechenbach hat seine Trene zur Arbeiterklasse und zur Sache des Sozialismus mit seinem Blute besiegelt.

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