Völkerbund gegen Deutschland

Der deutsche Vertreter schroff gegen die Emigranten

Genf , 4. Oktober.

Im Wirtschaftsausschuß der Völkerbundsversammlung wurde heute der holländische Antrag über die Frage der deutschen Auswanderer behandelt. Der holländische Außenminister de Graeff betonte, daß es der hol­ländischen Regierung vollkommen fern liege, sich in die in­neren deutschen Angelegenheiten einzumischen, und daß der holländische Antrag in feiner Weise als eine Kritik des ge­genwärtigen Regimes in Deutschland und der von ihm er­griffenen Maßnahmen aufgefaßt werden dürfe. Es handele sich um eine rein wirtschaftlich- technische Angelegenheit, wobei man von der Tatsache auszugehen habe, daß die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt der übrigen Länder von der Abwan­derung aus Deutschland betroffen würden. De Graeff be= zifferte die Gesamtzahl der deutschen Emigran ten auf 50 000 bis 60 000, die Zahl der nach Holland ausgewanderten auf 6000 bis 7000. Der holländische Außen­minister entwickelte sodann im einzelnen einen Plan über die technische und finanzielle Durchführung der von ihm vorge­schlagenen Organisation.

Der deutsche Gesandte von Keller, dessen amtlich vorge­schriebene Lügenhaftigkeit wir schon anläßlich der Minder­heitendebatte nachgewiesen haben, unterschlug in seiner Rede

u. a. die tausendfach zu belegende Tatsache, daß viele Emi­granten ihr Vaterland unter den Schlägen und Fußtritten der SA. verlassen haben. Er stellte es so dar, als seien die Emigranten mehr oder minder freiwillig oder aus schlechtem Gewissen" abgereist. So verkommen ist zur Zeit die Argu­mentation der deutschen Regierung vor dem höchsten Forum der Welt.

Es wurde ein Unterausschuß festgesezt, der sich zusammen­setzt aus den Vertretern Hollands , Frankreichs , Englands, Italiens , der Tschechoslowakei , Belgiens , Schwedens und Uruguays . Berichterstatter ist der Vertreter Uruguays .

Auf die Frage des Präsidenten, ob die deutsche Dele­gation ebenfalls in dem Ausschuß vertreten zu sein wünsche, erklärte der deutsche Delegierte, daß die Deutschen einen solchen Wunsch nicht hätten.

Unserem Bericht über die Minderheitende batte ist noch nachzutragen, daß es allgemeine Verwunderung erregte, mit welcher Dreistigkeit der deutsche Terrorvertreter sich der Minderheiten im Auslande anzunehmen wagte. Man nahm seine Rede eisig auf, während der französische Sprecher mit demonstrativem Beifall überschüttet wurde.

Wird Hitlers ,, Mein Kampf "

eingestampft?

Göring wird radikaler Pazifist und verzichtet auf Elsaß- Lothringen

Soeben ist bekannt geworden, daß Hitlers Buch Mein Kamps" das millionste Exemplar erreicht hat. In diesem Buche sind zahlreiche haßerfüllte Partien gegen Frankreich , dessen friegerische Vernichtung durch Deutschland als nationalsozialistisches Ziel proklamiert wird. Lassen wir den deutschen Reichskanzler in einigen Säßen sprechen:

Der unerbittliche Todfeind des deutschen Volkes ist und bleibt Frankreich , ganz gleich, wer in Frank­ reich regiert oder regieren wird. Frankreich ist und bleibt der weitaus furchtbarste Feind... Was Frankreich , angespornt durch eigene Rachsucht, plan: mäßig geführt durch den Inden , heute in Europa be: treibt, ist eine Sünde wider den Bestand der weißen Menschheit und wird auf dieses Volk dereinst alle Rachegeister eines Geschlechts hezen, das in der Rassenschande die Erbsünde der Menschheit er: tannt hat..."

Man sollte meinen, das wäre deutlich und ließe kein Kompromiß zu. Der preußische Ministerpräsident Göring allerdings hat dieser Tage den französischen jüdischen Journalisten Sauerwein empfangen und Aeußerungen von sich gegeben, die auf eine Verständigung mit Frankreich um jeden Preis hinzielen: Glauben Sie denn, daß wir auch nur einen einzigen Gegenstand der Zwie

An solchen Uebertreibungen merkt man die Heuchelei. Die Franzosen werden aber schon deshalb hellhörig sein, weil Göring troß aller Friedensfreundschaft auch das Recht zu deutschen Luftrüstungen fordert. Nur zur Verteidigung gegen Angriffe, die von Freunden oder Ver­bündeten Frankreichs kommen sollen. Eine recht eigen­artige Logik und eine sehr sonderbare Art, die Freundschafts­beteuerungen an Frankreich zu unterstreichen.

Minister Göring erklärte: Niemals Krieg für einen Feßen Land!" Das bedeutet den klaren Ver­zicht auf Elsaß- Lothringen , wenn es ernst gemeint wäre. Göring fuhr fort: Wir haben keine Revanchegedanken. Es gab ein altes Lied: Siegreich wollen wir Frank­ reich schlagen..." Ich habe Befehl gegeben, daß es nicht mehr gesungen wird."

Da bleibt nur noch eins zu wünschen: Göring muß sofort den Befehl geben, Hitlers Buch Mein Kampf " einzu­stampfen, damit es nicht weiter das deutsche Volk zur Revanche vergiftet und die von Göring so heiß ersehnte Entente franco- allemande stört.

Im Ernst gesprochen soll Görings Gerede natürlich nur dem Präventivfrieden dienen, hinter dessen Phrasen der Krieg vorbereitet wird durch Göring !

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tracht haben, der der Mühe wert wäre, uns gegenseitig das Daladier und Herriot

Leben zu vergiften?"

Das sagte ein nationalsozialistischer Minister, während Elsaß- Lothringen französisch ist, in den Zeiten des Versailler Vertrages, der Schmach von Versailles ", wie es sonst in den nationalsozialistischen Reden hieß. Sogar Stresemann , der Politiker, der nicht zuletzt durch die vergiftende Landes­verratshezze der Nationalsozialisten zermürbt wurde, ja nach dessen Tod noch Nationalsozialisten ihn als Landesverräter schmähten, so daß seine Witwe Klagen anstrengen mußte, bekam einen Lorbeerkranz aus Görings Hand: Ja, Stresemann war ein wahrer Deutscher und ich bin weit davon entfernt, sein Gedächtnis verkleinern zu wollen." Da hört doch Verschiedenes

auf!

Paris , 5. Oft. In Vichy hat am Donnerstag der radikale Parteitag begonnen, der bis zum Sonntag dauert. Etwa 1200 Delegierte werden erwartet. Der Nachmittagssigung wird wahrscheinlich Ministerpräsident Daladier beiwohnen; er wird noch am Abend nach Paris zurückkehren. Daladier würde dann wieder am Samstag nach Vichy fahren, um an der außenpolitischen Debatte des Kongresses teilzunehmen. Am Sonntag wird Daladier bei dem Schlußbankett den Vorsiz führen und eine große politische Rede halten. Auf dem Hinflug nach Vichy wird Daladier dem Abgeordneten Edouard Herriot in Lyon einen Besuch abstatten. Herriot kann diesmal an dem radikalen Parteitag nicht teilnehmen; die Aerzte haben ihm sogar jeden Besuch in der Klinik verboten.

BRIEFKASTEN

E. 2. M. Der Aufsatz stammte von einem gelegentlichen Mit arbeiter, der sich als zuverlässig erwiesen hat. Es freut uns, daß Sie Ihr anfängliches Mißtrauen gegen unsere Berichte überwunden haben. Wenn jeder Kritiker sich die Mühe geben würde, ents sprechende Erkundigungen bei unbeeinflußten Stellen einzuziehen, würde sich mancher belehren lassen. Wir geben allerdings zu, daß es schwer ist, sich unparteiisch zu unterrichten. Ob in dem vor­liegenden Falle unser Mitarbeiter recht hat oder der andere von Ihnen genannte Schriftsteller, wird sich noch erweisen. Auf die deutsche Statistik ist jedenfalls kein Verlaẞ.

Erzieherin, Locarno . Leider dürfen wir Ihnen nähere Angaben über die Verfasserin des Gedichts einer Fünfzehnjährigen, dessen Bitterfeit Sie so ergriffen hat, nicht machen. Es ist die Arbeit eines jüdischen Mädchens, das mit seinen Eltern im Innern Deutschlands lebt. Ein Freund der Familie hat es uns in einem Begleitbrief überreicht. Welche Fantasie kann sich die Empfindungen dieser jüdischen Kinder ausmalen, die plötzlich in der Schule ges ächtet wurden, ihre Kameradinnen verloren und nicht mehr wandern fönnen, weil ihnen die verhitlerten Jugendherbergen verschlossen bleiben! Es ist gänzlich unmöglich, diesem Kinde oder seinen Eltern ein paar gute Worte zu schreiben. Jede Zeile aus dem Auslande wäre Gefahr für sie!

Empfangsdame mit Kranz und Band". Wir sind stolz darauf, in Ihrem schönen Kanton, den wir aus vielen Wanderungen kennen, eine so mutige und kluge Freundin zu haben. Glauben Sie uns, daß wir dem Deutschtum so treu bleiben wie Sie. Wir dienen unsern Volksgenossen, wenn wir aufzeigen, wie schamlos sie von Weiter den jetzt Regierenden mißbraucht und belogen werden.

im Kampf wie bisher! Freiheit!

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L. A. Ihr Aufsatz wird nicht allgemein gefallen. Wir bringen ihn trotzdem, auch mit den gegen uns gerichteten Stellen. Auf­munterung schadet nie.

Dr. Hermann P. Was Bismarck dazu sagen würde, wenn er erfahren könnte, daß man seinem Nachfolger Hitler eine Gänse­feder geschenkt hat, mit der der alte Kanzler angeblich geschrieben hat? Vielleicht, was er einmal an der Tafel zu Versailles in grobes hohnvolles Latein packte: Nescio, quid mihi magis fescimentum esset."( Ich wüßte nicht, was mir mehr wurscht

Katholische Leser. Nicht nur der Bischof von Speyer , sondern auch andre hohe katholische Geistliche haben Mahnrufe an die Katholiken zur Treue gegenüber der katholischen Presse erlassen. Die Kundgebungen lesen sich wie Mahnrufe. Uebrigens pfeift die Nazipresse auf die geheuchelten Ermahnungen ihrer Führer, keinen terroristischen Konkurrenzkampf gegen die gleichgeschaltete Presse zu führen. Mit allen, aber wirklich auch allen Mitteln der Ge walt und des unlautern Wettbewerbs zieht man gegen die Kon furrenzpresse los.

Mallorca . Jawohl, die Deutsche Freiheit" ist täglich in der deutsch - spanischen Liberia Ordinas, San Miguel 83, Palma , zu haben. Hier können auch Abonnements aufgenommen werden.

Dr. Schr. Wir danken Ihnen für ihre Mitteilungen über Flandern . Das Bild des Mannes wird doch schon in der ganzen Welt verbreitet.

Gerta Bauer. Sie haben sich bestimmt getäuscht. Daß Emi­granten nicht immer guter Dinge sein können, werden Sie übrigens verstehen..

S. 3., St. Moritz . Der Brief ist uns nicht mehr zur Hand, aber es ist schon möglich, daß Ihr Verdacht berechtigt ist. Umso besser, daß wir vorsichtig waren.

W. L., Moritz. Ueber die Persönlichkeit S. und 2. in Lübeck sind wir sehr gut unterrichtet. Ausführlich wollen wir auf die örtlichen Verhältnisse nicht eingehen.

L. v. E. Der Adelsmarschall"( so was gespenstert immer noch) Fürst zu Bentheim- Tecklenburg hat an den Volkskanzler" eine Ergebenheitsadresse gerichtet. Gleichzeitig hat man Treuefundge­bungen an den Kaiser und an den Kronprinzen geschickt. Die Edelsten der Nation sind vorsichtig. Man kann nie wissen.

Ein Freund aus Amerika . Wenn Sie uns 100 000 Dollar be­schaffen, werden wir Ihre Anregung gern erfüllen.

R. Sch., Colmar . Der Zeitungsausschnitt aus Plauen ist uns sehr wertvoll, wie überhaupt aus der deutschen Provinzpresse viel zu ersehen ist. Aber Ihren Kommentar mußten wir auf ein paar Zeilen zusammendrängen. Wir haben zu wenig Raum.

Basel . Wir haben nicht die Absicht, trügerische Hoffnungen über die Entwicklung in Deutschland zu erwecken. Es ist nicht zu ver­meiden, daß es Widersprüche zwischen den Berichten von drüben gibt. Jeder sieht die Welt durch sein Temperament und von seinem Standpunkt aus. Man muß also zwischen Tatsachen und Urteilen unterscheiden.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Duds weiler; für Inserate: Otto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schügenstraße 5.

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