Hitler   in der Tschechoslowakei  

Die Regierung der Tschechoslowakei   hat die NSDAP  . verboten. Ueber den Umfang der Be: wegung unterrichtet nachstehender Aufsatz eines guten tschechoslowakischen Sachkenners:

Bratislava  , 5. Oktober. Jn der, wenn man so sagen darf, außenpolitischen Konzeption des dritten Reiches" spielt der Kampf um die Tschechoslowakei   eine große Rolle. In einer der letzten Reden des Osaf- Stellvertreters Heß hieß es, das Reich denke nicht daran, Holland   und die Schweiz   seinen Grenzen einzuverleiben, auch Deutsch- Südtirol inter­effiert die Braunen nicht. Von Oesterreich   und der Tschechoslowakei   war nicht die Rede. Auf diese Länder verzichten die Nazi nicht!

Von zwei Seiten her greifen die Nazi die tschecho­Slowakische Republik an. Sie wühlen sie zunächst im Innern auf. Es ist ihnen gelungen, die deutschen   bürger­lichen Parteien in Sudetendeutschland vollständig zu zer setzen. Es gibt heute nur noch Nazi und Marristen" in den deutschen   Gebieten der Tschechoslowakei  . Um diesen Erfolg zu verstehen, muß man wissen, daß Sudeten deutschland das eigentliche Stammland des Naziwesens ist; die Partei besteht dort seit Vorkriegszeiten und die Symbole und Hoheitszeichen der Bewegung" sind rudi­mentär schon im alten Desterreich von Sudetendeutschen  getragen worden. Der tschechoslowakische Staat hat sich gegen den Nazi- Jrrsinn zur Wehr gesetzt; er hat der sudetendeutschen   SA., die sich als Volkssport" getarnt hatte, den Prozeß gemacht, der übrigens erst in nächster Zeit zur letzten Revision kommen wird. Während man seit der Machtergreifung Hitlers   in der illelagen Organi­sation offen vom Anschluß Sudetendeutschlands ans Reich spricht, der nahe bevorstehe, war man vorher be scheidener. 1931, als die Anklage im Volkssportprozeß den Angeklagten zugestellt wurde, erklärte der Nazi­parteitag in Tetschen  , die sudetendeutschen   Nazi wollten doch nichts anderes als Selbstverwaltung im Rahmen der tschechoslowakischen Republik und Ende 1932, als die Nazi das Protokoll des Prozesses herausgaben, erklärten sie nochmals dasselbe. Die heute illegal bestehende Su deten- SA. ist übrigens nach den im Wehrsportverlag Paul Mähler zu Stuttgart   erschienenen Reglements und Anweisungen gedrillt. Wie gut, das zeigt der Mord an Theodor Lessing  . In tausenden Exemplaren sind reichs deutsche   Nazibroschüren und Názizeitungen in Sudeten deutschland   verbreitet. Wer die deutschen   Sender abhört, wird die Erfahrung machen, daß überall Propaganda für die Sudetendeutschen   und gegen die Tschechoslowakei   ge­macht wird. Am Münchener   Sender sitzt ein Spezialist" für diese Aufgabe. Es ist der ehemalige altösterreichische Offizier mit dem ungarischen Namen Alfons Freiherr von Czibulka( zu Deutsch  : Zwiebelchen), der übrigens noch vor kurzem österreichischer Heimwehrmann und beson dere Vertrauensperson des augenblicklichen Vizekanzlers Fey war. Czibulka ist eine der wichtigsten Personen der antitschechischen Naziagitation.

Diese Naziagitation hat die bürgerlich deutschen   Parteien erledigt; die von den Nazi begonnenen Verhandlungen zur Bildung einer deutschen   Einheitsfront haben sich zwar zerschlagen, aber damit ist noch lange nicht gesagt, daß sie endgültig ihr Ende gefunden haben. Vor allem ist festzuhalten, daß das deutsche   Bürgertum sich einfach dem Nazifaschismus in die Arme wirft. Zwei symptomatische Beispiele: Der Chefredakteur der Prager deutschen Zeitung Bohemia", Albert Wesselski  , ein kultivierter Schriftsteller, dem man diese Wandlung nie zugetraut hätte, ist zu Hitler   ab­geschwenkt. Dr. Robert Hez, ein Funktionär der Deut­schen Agrarpartei, die in der Regierung fitt, ist wegen Naziverschwörung verhaftet worden. Hez ist der Führer der Deutschen Landjugend"! Wer die Dinge kühl gend betrachtet, darf sagen: die deutschen   Grenzgebiete in der tschechoslowakischen Republik sind unterminiert und in keiner Weise verläßlich. Die Arbeiterbewegung ist zwar durch die Krise geschwächt, aber sie hat im Großen und Ganzen ihre alte Kraft behalten.

Das ist die eine Linie des Hitlerangriffs. Die zweite liegt in der Slowakei  . Seit Hitlers   Macht­ergreifung hat die autonomistisch- klerikale Bewegung in der Slowakei   an Stärke zugenommen. Gleichzeitig aber begann in verstärktem Umfang eine madjarische Bewe­gung, die die Slowakei   zu Horthy  - Ungarn   zurückbringen will. Die autonomistische Bewegung in der Slowakei   ist die Schrittmacherin für die madjarische, deren Chancen von Woche zu Woche steigen. Darüber darf man sich, will man die Macht des Gegners wirklich erkennen, um sie richtig bekämpfen zu können, keinen Illusionen hingeben. In diesem Zusammenhang gewinnt die Reise Papens nach Budapest   einen tiefen Sinn. Verbürgten Nachrichten zufolge( die zum Teil ohne Dementi ihren Weg in die Presse gefunden haben) hat Papen   den Madjaren freie Hand in der Slowakei   gegeben, weiter hat er ihnen das österreichische Burgenland   versprochen und schließlich hat er von ihnen etwas sehr Merkwürdiges verlangt. Er ver­langte nämlich, daß Ungarn   die Weizenanbauflächen auf Delsaaten, Soyabohnen, Rizinus- und Leinsamen um­stelle. Diese Umstellung ist nur zu verstehen als eine Handlung der wirtschaftlichen Kriegsvorbereitung. Selbst die Machthaber im heutigen Reich haben gelernt, daß zur Niederlage Deutschlands   die Blockade wesentlich bei­getragen habe. Man rüstet schon heute die Abwehr einer neuen Weltblockade und will sich daher Ungarns   ver­sichern. Das Entgelt, das man bietet, geht auf Kosten der Tschechoslowaken und Desterreicher. Um so frei­gebiger kann man daher sein.

Die Tschechoslowakei   kennt die große Gefahr, in der sie sich durch den deutschen   Faschismus befindet. Europa  scheint wieder einmal in einen Krieg hineintaumeln zu wollen. In den Grenzgebieten gegen Ungarn  , in den deutschen   Grenzgebieten der Tschechoslowakei   spricht die Bevölkerung von nichts anderem. Jeder, der sie bereist, spürt den Druck und die Nervosität der Massen; die Ent­ladung kann plötzlich kommen. Die Verantwortlichen sigen in Berlin   und sie wissen so genau wie breite Kreise in Wien   und Prag  : die Tschechoslowakei   steht und fällt mit Oesterreich; wenn es der Demokratie gelingt, eine vernünftige Wirtschaftspolitik im Donaubecken durch­zusetzen, dann hat Hitler   die Schlacht verloren.

In Nordland  

BRIEFKASTEN

B. W. Sie tun uns Unrecht. Wenn wir einen Beitrag ablehnen, ge­schieht es nie aus geistigem Hochmut. Ueber dieses Entwicklunge stadium sind wir schon viele Jahre hinaus. Verstehen Sie doch: redigieren ist unsere berufliche Pflicht. Wir müssen aus eigenem wohlerwogenen Ermessen entscheiden und verantworten, ob ein Manuskript für das von uns geleitete Blatt geeignet ist oder nicht. Die Ablehnung ist nie ein Urteil über die Persönlichkeit des Verfassers, der uns auf andern Gebieten weit überlegen sein mag, aber nun gerade mal im Schriftstellern sich versucht hat, ohne dafür die geringste Begabung zu haben. So etwa, als wenn wir einen Straßenbahnwagen führen oder Getreide säen oder Holz spalten sollten, wichtige Hantierungen, die wir nicht können und die zu erlernen wir vielleicht ganz unfähig sind. Lassen Sie uns oft doch den bescheidenen Trost, daß wir wenigstens zu einem genug belächelten Berufe brauchbar sind; zum Redigieren und Zeitungsschreiben.

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Furor judaicus. Mit einigen Ausnahmen haben Ihre Scherze schon in der Deutschen Freiheit" gestanden. Diese Ausnahme bringen wir gern. Bei der großen Aufmerksamkeit unserer Reser werden wir sofort ertappt, wenn wir in der Halle der Wieder­holungen wandeln.

Esperantist. Leider haben Sie recht. Die Kölner   Tagung der Esperantisten- Internationale stand ganz im Zeichen der Gleichschal­tung. Hakenkreuzgeschmückte Damen trugen Esperanto- Gedichte vor und Bürgermeister legten ihr Herzensinneres bloß, wie die Liebe zu Esperanto immer schon wild gelodert habe. Die Gäste hörten und staunten. Einige von ihnen dachten, als sie derartig heftig betreut wurden, an das Porträt eines unscheinbaren, bärtigen Juden, der außerdem noch aus Polen   stammt: des Erfinders des Esperanto, Dr. Leopold 3amenhof. Lebte er noch, so wäre er heute, wo der DEB. die Verklärung ins Arische vorgenommen hat, mit zahlreichen Rasse- und Glaubensgenossen ausgeschlossen worden.

H. F., Paris  . Daß das neue Deutschland   noch immer zwei Fehnen zeigt, darf sie nicht wundern. Auch die alten Länderfahnen, die freilich im Ausland nicht gehißt werden, sind noch da. Nach dem Tode Hindenburgs wird wohl die schwarzweißrote Fahne für immer gestrichen werden und allein das Hakenkreuzbanner wehen, bis die Revolution es niederholt. Ob Hindenburg   noch manchmal an feinen Eid auf das schwarzrotgoldene Banner denkt? Schwerlich! H. B., Luxemburg  . Die in unserm Blatte erscheinenden Autoren­namen sind durchweg Pseudonyme. Briefe, die für die Autoren bei uns einlaufen, geben wir weiter. Wenn der betreffende Verfasser ablehnt, seine Anonymität gegenüber Anfragenden preiszugeben, hat er dazu bestimmt gewichtige Gründe.

Juden". Unfres Wissens sind unter den sozialdemokratischen Reichsministern nur 2 Juden gewesen: Landsberg   und Dr. Hilfer­ding. Landsberg   war in den Zeiten der Nationalversammlung  Reichsjustizminister. Nie hat jemand dem hervorragenden Juristen die Qualifikation zu diesem Posten abgesprochen. Hilferding   war 1923 und 1928/29 Reichsfinanzminister. Er hat als Finanztheore titer europäischen   Ruf. Seine bedeutenden Kenntnisse und Fähig keiten werden auch von ausländischen Gegnern anerkannt.

B. J., Straßburg  . Ihre Honorarforderung scheint uns den Wert Ihres Manuskripts erheblich zu übersteigen. Uebrigens hatten wir den Aufsatz schon wegen der unsachlichen, ganz überflüssigen spöttischen Bemerkung über den verstorbenen Reichspräsidenten  Etert abgelehnt. Der Hochmut des Intellektuellen über formale Bildungsschwächen eines Autodidakten wirkt abstoßend. Wahrschein­lich erzählen Sie aber auch nur eine unverbürgte Anekdote nach. Und was soll das in einem ernsten juristischen Ausjazz?

In Norwegen   hat das dritte Reich" allgemeine Ableh­nung gefunden. Das charakteristische Zeichen dieser Ableh­nung ist die Tatsache, daß die Buchhandlungen an deutschen  Büchern fast nur Werke jener Autoren ausstellen, die im dritten Reich" verfehmt sind. Ein gleichgeschaltetes Blatt erzählt, es sei erst nach Iangen Verhandlungen und Bemühungen geglückt, die Hitler  - Biographie von Czech- Jochberg"( dem Neffen des großen tschechischen Dich­ters Svatopluk Tech  ) in einem norwegischen Verlag her­auszubringen". Es wird erzählt, daß die langen Verhand­lungen von offizieller Stelle im Reich wesentlich unterstützt wurden. Da nun in Norwegen   das gleichgeschaltete deutsche  Buch immer mehr durch französische und englische Literatur verdrängt wird, bemüht man sich nun offiziell" deutsche  " Propaganda zu treiben, die natürlich nichts andres ist als zu fönnen, dann bitte los damit. Wir wissen uns schon in Ver­

Nazipropaganda. Der deutsche   Hauptpropagandist ist ein gewisser Eberhard Günther Kern, der auch häufig im norwegischen Rundfunk ans Mikrofon gelassen wird. Bisher war die Nazipropaganda in Norwegen   auch inso­fern erfolgreich, als es gelungen ist, Hanns Johsts Luther­drama einem Theater in Oslo   anzudrehn. Gleichgeschaltete deutsche   Kreise behaupten, daß die Zeitung" Tidens Tegn" für Hitler   gewonnen wurde. Tatsächlich hat ein Sonderberichterstatter dieses Blattes hitlerfreundliche Be­richte veröffentlicht. Jedenfalls zeigen diese Tatsachen, wie sehr man für gewöhnlich die Nazipropaganda im Ausland unterschäßt und in wieviel Verkleidungen sie auftritt. Holländische Nationalsozialisten

Unter dem Namen De Nederlandsche National- Socialist" erscheint jetzt, herausgegeben vom Verlag M. Zwolle in Datteln   in Westfalen  , das offizielle Organ der National­sozialistischen Niederländischen Arbeiterpartei( NSNAP.). Das Blatt, zum Teil deutsch  , zum Teil holländisch, erscheint zunächst alle 14 Tage, doch wird damit gerechnet, daß bereits gegen Ende des Jahres das Blatt wöchentlich erscheinen kann.

E. B., Saarbrücken  . Drohungen machen auf uns keinen Eindruck. Wir haben Schlimmeres erlebt, als das, was Sie uns ankündigen. Weder durch Nazis noch durch frühere rheinische Separatisten lassen wir uns hindern, das zu schreiben, was unsere Ueberzeugung ist. Wenn Sie glauben, uns in der französischen   Presse entlarven"

teidigung und Angriff zu helfen.

Paris   7e. Ihr Brief ist interessant und gut gemeint, aber das

können wir unmöglich alles nachprüfen, ind biern

G. D., Paris  . Beide Einsendungen sind hier und werden ver­öffentlicht. Post, soweit sie nicht aus oder über Deutschland   kommt, erreicht uns stets.

W. L., Brügge  . Sie machen uns darauf aufmerksam, daß jüngst bei einem Schaufensterwettbewerb in Deutschland   ein Gedeck Pell­tartoffeln mit Hering" als deutsches Nationalessen prämiiert worden ist. Das ist ganz nett. Leider können sich bei weitem nicht alle Untertanen des dritten Reiches" Pellkartoffeln und Hering leisten. Darum singt man auch weithin in Deutschland   das schöne Lied: Bei Brüning und von Papen Da aßen wir noch Braten.

Bei Hitler und bei Göring  ,

Reicht's faum noch für' nen Hering!

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud weiler; für Inserate: Otto Kuhn   in Saarbrücken  . Rotationsdruc und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrücken 3, Schüßenstraße 5.

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