METSANTI

Pariser Spaziergang

Ein Artistenheim für Arbeitslose

Für die arbeitslosen Artisten der Konzert- und Musik­hallen und des Zirkus wurde 32, Rue de l'Echiquier im Montmartre ein Artistenheim vom französischen Arbeits­ministerium eröffnet, in dem die hungernden Sänger, Clowns und Tänzer für 3 Fr. effen können. Das neue Heim heißt Chez Moi"( Bei Muttern").

Die Badedame und die Stimme

Eine männliche Stimme von oben", befahl der jugend­lichen Frau Madeleine, Badedame, sich unverzüglich in ein besseres Heim der Avenue des Champs Elysees zu begeben, wo sie zu der Concierge ging und diese Ahnungslose nach der Toilette fragte. Von diesem diskreten Ort rückte sie in die Wohnung vor.

Die Concierge, argwöhnisch weil sie die ungewöhnliche Besucherin nicht wieder sah, holte einen Schuhmann. Der Schuhmann und die Concierge suchten das Haus ab. Im 3. Stock stand eine Tür halb offen. Der Schlüssel steckte im Loch, denn dort waren die Maurer tätig gewesen. Und wen fand man in der Wohnung? Die Badedame, mit der Stimme von oben, im Bett des braven Hausherrn, der abwesend war. Madeleine, aufgeweckt und wieder angezogen, wurde ins Polizeirevier gebracht, das sie in eine Nervenheilanstalt be­förderte.

Die falschen Matrosen und die Sittlichkeit

Das dritte Reich " und die dritte Republik halten sich gegenseitig für sittlich verbastardiert. Der normale Schul­meister aus Zella- Mehlis und der Kaffeetisch in Aurich halten Paris für ein modernes Babylon, und der Bewohner des Sündenturms hält die Hauptstadt des Hauptmanns Röhm für ein modernes Sodom. Sicher ist, daß der korsische Polizeipräsident Chiappe mit viel stärkerem Nachdruck gegen gewisse Knaben auftreten kann, als sein Berliner Kollege, der Admiral v. Levezom, im Admiralspalast ". Nichts fürchtet man in Paris so, wie, daß der Inhalt gewisser " Nachtkästen", die Hitler geschloffen hat, sich über das Pariser Trottoir ergießt, und die Uebertragung gewisser Sitten, die er beibehalten hat, auf die Pariser Jugend. Was nüßt es," so ähnlich flagt als Sitten- Hiob Clement Vautel in einer feiner täglichen Predigten, wenn die Berlinerinnen sich nicht mehr schminken, so lange sich dort gewisse süße Cocos die Lippen malen," unter hohem Oberkommando, ver­steht sich. Auch ein weit verbreitetes Allerweltsblatt, wie Je suis partout" ist außer sich; es dürfte nicht dahin kom­men, daß das Paris von 1934 dem Berlin von 1924( nota­bene: nach der Inflation des nationalen Guno) ähnlich werde.

Also von allen Seiten fordert man die Entwaffnung der falschen Matrosen, von denen einer den Nachtbartönig Du­frenne ermordet hat, und wenn man jezt auch wieder einen von ihnen verhaftet hat, so stellte man doch immer wieder neue Rätsel fest. Nach einer Ueberschrift des" Jour", der neuen Tageszeitung, die die Parole: Frankreich den Fran­zofen" ausgibt, fißen die richtigen" falschen Matrosen im Flottenverein, der kürzlich in Saarbrücken getagt hat, und ich gebe zu, daß auch diese Ansicht ihre Berechtigung hat.

Wie dem aber auch sei, der Frage der Pariser Unsittlichkeit ist schwer beizukommen. Der Fremde beurteilt Paris immer noch danach, daß ihm am Cafe de la Paix oder mit Vorliebe vor dem deutschen Verkehrsbüro ein paar Guides unter dem Rampfruf Lublu" ein paar nackte Bilder anbieten. Der wirkliche Zeitbeobachter weiß, daß Paris eine durchaus bür­gerlich sittliche Stadt ist und daß die Pariserin sich in ihrer Art weit über die Ansprüche des dritten Reiches" erhebt, auch über die Sittlichkeit von des Führers Filmschau­spielerin" Bent Riefenstahl, die vordem sehr stark mit dem System" zusammenhing und in Frankfurt einen jüdischen Freund hatte.

Die Unsterblichen und die Wälzer

Neuerdings ist in Paris von einem Unsterblichen ein neues Modewort ausgegeben worden. Marcel Prevost von der Academie hat den schwazhaften Roman", den Roman bavard" attafiert, den sogenannten Wälzer", und dieses neue Modewort hat stark die öffentliche Meinung aufge­rührt. Einige Nichtverehrer der neuen Textrezepte führen insbesondere Anna Karenina " von Tolstoi und die( jetzt verfilmt) Miserables" von Hugo vor Augen- Victor Hugo ist überhaupt sehr in Mode, und neuerdings, da die Rechts­anwälte dichten, hat man ihn auch als Anwalt entdeckt: er war seinerzeit ein heftiger Gegner der Todesstrafe und hat mannhaft gegen die Comedie für seine Autorenrechte ge­tämpft.

Doch davon abgesehen, Marcel Prevost , der Unsterbliche, gibt nicht zu, daß das ein schwabhafter Roman sei. Das sei nur ein beredter Roman diese Tragödie des Menschen, der für Kinder Brot stiehlt. Von Anna Karenina " gibt er aller­dings glatt ein Viertel preis, das ganze Landleben, und da

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Pariser Berichte

Töten Sie mich!"

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Sensationsprozeß in Marseille

Vor dem Schwurgericht in Marseille wird demnächst ein ungewöhnlicher Prozeß stattfinden. Ein arbeits­loser Sparkassenbeamter ist angeklagt, seinen ehemaligen Kriegskameraden, einen Konservenfabrikanten, erschossen zu haben, um sich in den Besitz einer sonderbaren Prämie" zu sezen. Die Vorgeschichte dieses hochinteressanten Kriminal­falles erzählen zwei Briefe.

Lieber Herr Bujac!

liegt hinter uns, deren Devise Mord war. Es ist schrecklich, Wir haben uns lange nicht gesehen. Die furchtbare Zeit sich daran zu erinnern. Nervenauspeitschend, an jenen 17. Juni 1917 zu denken, an welchem wir Schulter an Schulter kämpfend, der deutschen Uebermacht standhielten. Die Hölle auf Erden war jener Siebzehnte und wir waren alle dem Tode nahe. Wir fämpften gegen unsichtbare Feinde oder waren es Freunde zum Heile des Vaterlandes. Nacht war um uns. Regen, Donner, Bliz. Und die Granaten suchten nicht lange nach Opfern. Ein Schrei, ein markerschütternder Schrei, neben mir, mein Kamerad Bujac, Sie, mein Lieber, lagen neben mir, und Blut, Blut, Blut färbte die Erde rot. Schon hörten wir das Hurra- Geschrei der vorstürmenden deutschen Infanterie. Ich war erstarrt. Traumverloren. Mein Gewehr lag irgendwo im Dreck. Ich griff nach einer Handgranate und schleuderte sie weg: Rache für meinen Kameraden Bujac. Rette mich!" schrieen Sie. Und ich nahm Sie auf meine Schulter und trug Sie weit, weit. Ich rannte mit meiner Last. Ihr Blut rann über meine Wangen. Sie waren bei vollem Bewußtsein und trieben mich an:" Weiter! Weiter!" Ich war in Schweiß gebadet, zitterte am ganzen Körper, ich sah nichts mehr, meine Augen waren wie er blindet. So kam ich mit Ihnen zur Sanitätsstation. Der Arzt meinte: Gine halbe Stunde später und es wäre zu spät gewesen" Auch ich wurde- an Lungenentzündung erkrankt ins gleiche Lazarett gebracht wie Sie. Bett neben Bett lagen wir. Zwei unzertrennliche Kameraden.

" Diese Rettung, Grois, werde ich Ihnen nie­mals vergessen. Ohne Sie wäre ich längst nur noch ein

Frankreich den Ton in der Literatur angibt, hat dieses Lob der kurzen Prozesse sicher seine Wirkung.

Für den Gegenwartsstil hat der große Prevost sicher recht, ob auch für die Vergangenheit? Ach, es ist schwer, einen schlechten Wiz zu unterdrücken: In Deutschland werden die jüdischen Bücher verbrannt, in Frankreich die christlichen be= schnitten.

Athleten, Boxkampf, Luftmatch

Neulich haben die deutschen Schwerathleten gegen die fran­zöfifchen Sportler mit 83 gegen 68 Punkte gekämpft und in der Wochenschau im Kino standen die Emissäre Hitlers ſtol und steil mit erhobener Hand da. Ganz anderer Art, natür licher für Paris , war der Borkampf zwischen dem Deutschen Seelig und dem Belgier, denn Seelig ist ein Vertriebener und hat in Deutschland feine Matte mehr, so gerne er viel­leicht einem Gleichgeschalteten einen richtigen Upercut oder abgeriebenen Kinnhaken versehen würde aber die stellen fich thm wohl nicht mehr? Mit einiger innerer Beklemmung betrachte ich auch den sonntäglichen Luftmatch, den der frühere deutsche Orientflieger Fieseler, der auch manche Franzosen abschoß, als Luftakrobat mit dem 27fährigen Franzosen Drefroyat auf dem Pariser Flug im Villecoublay ausführt. Aus Spaß kann leicht Ernst werden.

Ein großes Boulevardblatt, Intran", hat eben, gerade tm rechten Augenblick, Heinrich Heines Kapitel aus dem Buche De l'Allemagne" veröffentlicht, in dem er die Fran­zosen beschwört, auf der Hut zu sein, besonders vor einer deutschen Diktatur. Diese Worte haben nichts von ihrer At­tualität verloren. Heinrich Heine liegt in seinem Mont­martre- Grabe, und auf seinem Steine, den die Preußen zer­stören würden, wenn sie könnten, stehen die Worte: Wo wird einst des Wandermüden letzte Ruhestätte sein?" und ich glaube, heute, wenn die Propeller surren, wird der größte der Emigranten feine Mahnung wiederholen, auf der Sut zu sein besonders vor einer deutschen Diktatur!

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Zwetschenfürst" und anderes

Die französische Academie hat wieder einige neue Wörter in das Dictionnaire aufgenommen: vor einigen Tagen potache"( Pännäler"), jest u. a. principule"( 3wetschen­fürst") und eine neue Erklärung des Wortes priorite". Der erledigte Sitz des Abbe Bremond bleibt einstweilen un­besetzt. Baptiste.

Erfolg der Lotterie

Die neue französische Nationallotterie hat einen ganz

Kadaver." Das waren Ihre Worte. Lieber Kriegskamerad! Heute wo ich ohne Arbeit, ohne Verdienst bin meine Kin der hungern wende ich mich an Sie. Retten Sie mich! Sie sind, wie ich höre, reich und angesehen, es wird Ihnen nicht schwer fallen! Ich bitte Sie heute glücklich- helfen Sie einem Unglücklichen!

Lieber Herr Grois!

Ja, ja, ich erinnere mich! Sie waren der Retter meines Lebens; Aber ich kann ihnen nicht dankbar sein! Oh wäre ich damals verendet. Sie haben mich nicht sterben lassen! Sie waren es, der es für seine Pflicht hielt, mich vor dem Tode zu bewahren. Warum haben Sie mich nicht verbluten lassen? Wieviel Leid wäre mir erspart geblieben! Sie sagen, ich sei reich. Um wieviel ärmer bin ich als Sie! Ich leide noch heute Jahr das Bett hüten. Warum haben Sie mich ge­unter meiner Kriegsverletzung. Ich muß 100 Tage im rettet"! Ich habe geheiratet. Auch das war ein Unglück für mich. Meine Frau, die ich über alles geliebt habe, betrog mich. Ich verzieh ihr immer wieder, doch eines Tages brannte sie mir durch. Mit einem Gecken aus Paris . Mein einziger Bruder, beinahe ein Kind, als ich genesen- vom Krieg heimkehrte- wurde ein Taugenichts. Ein Dieb. Ein Verbrecher. Seit drei Jahren fißt er im Gefängnis. Sehen Sie, dies alles und noch viel mehr wäre mir erspart ge­blieben, hätten Sie mich an jenem 17. Juni nicht gerettet. Ich bin überdrüssig dieses Lebens. Aber ich habe keinen Mut, mich selbst zu töten. Retten Sie mich! Retten Sie mich zum zweiten Mal. Diesmal vor dem Weiterleben. Schießen Sie mich über den Haufen. Und es wird Ihnen geholfen sein. Ich erwarte Sie Samstag um 11 Uhr nachts in meinem Büro. Ich bin ganz allein, auch dem Nachtwächter gebe ich Urlaub. In meiner Brieftasche finden Sie ein versiegeltes Kuvert. Es enthält die Prämie für meine Erlösung: 50 000 Fr. Wir waren Kameraden! Ich appelliere an Sie! Sie, nur Sie fön­nen die gute Tat vollbringen.

Grois fam in jener Nacht. Und tötete den Kriegs­fameraden mit dessen Revolver. Acht Tage später wurde er verhaftet. Man wollte ihn des Raubmordes über­führen, aber der Brief des Ermordeten war echt, klärte das Geheimnis. Ist es geflärt? Das Wort haben die Ge­schworenen.

Ein erschütterndes Zeitdokument jedenfalls.

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Merkwürdiges Abenteuer auf der Landstraße Auf einer Landstraße bei Montpellier am Mittelmeer wurde ein Taxichauffeur Joseph Nachts mit einem stumpfen Gegenstand auf den Nacken geschlagen. Ein geheimnisvoller Fahrgast, den er unterwegs aufgelesen hatte, war ein Räuber. Flugs sprang der so unsanft aus der Kilometerjagd geweckte Fahrer auf die Landstraße, der Fahrgast mit ge­zücktem Revolver hinterher.

Hier wurde die Nachtszene echt südländisch: der Chauffeur bat den wilden Verfolger um aller Heiligen willen, ihn nicht fern der Seinen auszusetzen, sondern ihn bis Nimes mitzunehmen. Gesagt, getan. Der Räuber lud den Chauffeur auf und sauste mit ihm los. Aber, bums, gab es eine Panne, der Wagen steckte im Schlamm. Der Räuber zog schnaubend ab in ein Cafe, Hilfe zu erbitten. Der listige Chauffeur aber befreite den Wagen aus der Panne und kam glücklich wieder in Montpellier an, das Köfferchen und die genauen Ausweispapiere des bösen Angreifers friedlich bei sich führend. Als der Täter, übrigens ein Flugmechaniker auf Urlaub aus Paris , verhaftet wurde, klapperten die Mühlen Daudets laut und vernehmlich.

Segen in Seidenstrümpfen

An der spanischen Grenze wird ein beinahe ebenso ein träglicher, wenn auch nicht mit Tanks und Mordwaffen or­ganisierter Schmuggel getrieben, wie bei Aachen und Em­merich. In Boulon auf französischer Seite wurde jetzt ein von Katalonien kommendes Auto von den Zöllnern ange= halten, die in dem aufgeschnallten Gepäckstück muntere 1178 seidene Damenstrümpfe spanischer Herkunft entdeckten. Der Wagen wollte nach Toulose rollen. Auto und Ware sollen versteigert werden. Die Auktion billiger Seidenstrümpfe er­regt unter den Damen der Gegend Sensation.

großen Erfolg gehabt. Die zweiten Abschnitte waren auf Film- Paris

dem Platz Saint- Sulpice sofort vergriffen. Die Tabakläden in der Pariser Zone hatten von der 1. Ausgabe 30 000 Billets, von der 2. bereits 70 000, von der 8., die vom 16. bis 30. Of tober herauskommt, werden es 150 000 sein.

Selbstmord einer Dreizehnjährigen

Ein dreizehnjähriges Mädel, Sonja Rozensweig, ist unter eigenartigen Umständen in die Seine gegangen. Der Bruder des Kindes, ein kleiner Junge, war in der Rue de Letort von einem Weinverkäufer brutalisiert worden. Anscheinend hatte man dem Knaben aus antisemitischen Gründen die Hose heruntergezogen. Die Kleine war dann, als sie den Täter beschimpfte, von dem Weinverkäufer und zwei Zeugen gewaltsam zur Polizei gebracht worden. Sie nahm sich diese schändliche Szene so zu Herzen, daß sie den Tod suchte.

Wie die Pariser auf die antisemitische Schandtat reagieren. ergibt sich daraus, daß Hunderte vor dem Laden in der Nue Retort, der fest verschlossen war, demonstrierten. Die Mutter des Kindes, eine Witwe, hat Klage eingereicht und sich als Das Braunbuch Sivilpartei erflärt. Sie wird von dem berühmten Anwalt Torres vertreten. Die Internationale Liga gegen den Anti­semitismus hat sich dem Verfahren angeschlossen.

sofort lieferbar. Bei Voreinsendung des Be ti ages. Preis geheftet einschließlich Porto in Frankreich 19,50 Fr., gebunden 26,80 Fr. Nach dem Ausland: geheftet einschließlich Porto 22,00 Fr, ge bunden 30,00 Fr. Nachnahmesendung entsprech. Zuschlag Librairie Populaire

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Die Weinernte

Nach Mitteilungen aus der Champagne ist die Weinernte fabelhaft. Der neue 1933 verspricht wunderbar zu werden. Die Trauben sind voll und groß, voll Sonne und Süße. Man spricht von einem Rekordjahre, das selbst der be= rühmten Ernte von 1893 gleichen soll.

Aus der Champagne, deren wunderbarste Kathedrale der Vorgänger Hitlers zerstörte, erfährt man, daß die Winzer infolge der Kriegsverwüstungen noch nicht genügend Ma­terial zum Keltern und Lagern des Weins befizen, so daß sie unter ungünstigen Umständen die sonnige Ernte verkaufen müssen.

Wie wir hören, wird Erich Pabst , der in Paris den Film ,, Von oben nach unten" gedreht hat, demnächst Frankreich verlassen und nach Hollywood gehen. Von Schauspielern, die in Berlin bekannt sind, sind in dem neuen Film Marga Lion und Wladimir Sokoloff beschäftigt.

Vom Fox- Film wird gemeldet, daß Erik Charell in Paris eingetroffen ist und für die For, die bereits Pommer und Lang beschäftigt, drehen wird. Chorell ist mit Rücksicht auf den Welterfolg seines Weißen Rössels", der seit Monaten unter dem Titel L'Auberge du Cheval Blanc" in Paris läuft, gewonnen worden.

In Epinay wird der Film Der Barbier von Sevilla ", von dem ein Teil in Spanien hergestellt wurde, vollendet. Die Hauptrolle in dem neuen Rohtschild"-Film spielt Harrs Baur.

Die berühmte Annabelle dreht unter Joe May und ist als Mimi in dem bevorstehenden Boheme" Film außersehen. Die französische Zensur ist vom Unterrichts- auf das In­nenministerium übertragen worden. In der letzten Woche liefen in Paris auch zwei Russen- Filme: ein Dostojewskij­Film und ein Turkmenen- Film Die Erde dürstet."

Der teutonische Jude

Eine bemerkenswerte Geschichte wird von Simone Du breuilh in einem Lobesartikel auf den deutschen Schauspieler Gustav Gründgens im Paris Soir" vorgetragen. Der ( gleichgeschaltete) Bavaria- Film dreht gegenwärtig ben Tunnel" nach dem Roman von Jakob Wassermann in München , mit Gründgens in der Hauptrolle, die er zugleich deutsch und französisch spielt, Gründgens gibt den Milliardär S. Wolf, der ursprünglich ein kleiner ungarischer Jude sei, in Refreiierung" nach der teutonischen Art", was der Verfasserin u. a. Anlaß ist, ihn einen außerordentlichen Menschen" zu nennen. Eine solche Auffassung ist immerhin erstaunlich.-