Holland ist ein Land der Tradition und des Fortschritts. Es ist gewöhnt, mit der See zu ringen, und es will nicht auf vergangener Größe ausruhen. So entstand der Plan zur Trodenlegung der Zuiderfee. Es wurde genau ausgerechnet, um wieviel Hektar das Festland zunehmen und um wieviel die Zahl der Heringe abnehmen würde. Die Sache schien vorteilhaft und die Menschen gingen aufs Meer hinaus. Bur Austrocknung des Meeres wurden ungewöhnliche Maschinen herangeschafft. Das sind jedoch nicht die Maschinen, um derentwillen ich dieses Märchen zu schreiben beschloß.
Die Fischer erhielten Abfindungen. Gedankenvoll sogen fie an ihren Pfeifen. Sie vertauschten die Segelboote mit Traktoren. Sie vergaßen die Matjesheringe und begannen die außerordentlichen Eigenschaften des holländischen Weizens zu erörtern, der zu Ehren der Königin den Namen " Wilhelmine " erhalten hat. Die Fischerstöchter vertauschten in Anbetracht des beschleunigten Tempos der Geschichte die Hauben mit Amsterdamer Hüten. Der Filmregisseur Jvens, derselbe, der den Film von den Magnitogorsker Komiomolzen gedreht hat, wurde eingeladen, den Sieg des Menfchen über die Natur festzuhalten: das Meer ward in soundsowiel Tausend Hektar vorzüglichen Aderlandes verwandelt. Alles hatten sie vorausgesehen: den Kostenaufwand für die Arbeiten, bas Pathos der Leinwand und sogar den Schutz der nationalen Hauben. Vor ihnen lagen Attenfaszikel mit Heerhaufen von Zahlen. Indessen, an einem grauen, nebligen Tag kam zu den bisherigen Zahlen eine neue: in den Getreidespeichern der Welt lagerten 630 Millionen Bushel Weizen Weizen, der faulte, denn er war unverfäuflich.
-
Korn ist keine Haube, es fürchtet nicht die Launen der Mode, es wird von allen und jederzeit gebraucht. Aber die Menschen erwiesen sich dümmer als die Maschinen: sie hatten fich verrechnet. Jedes Jahr säten sie immer mehr und mehr Weizen aus- in Ranada, in Argentinien , in Australien . Die Borräte stiegen, die Preise fielen, die Farmer standen vor dem Ruin.
Auf dem ersten Stück trockengelegten Meeres hielt ein holländischer Pastor einen Gottesdienst ab: möge es reiche Ernte tragen. Jenseits des Ozeans segneten andere Pastoren das Feuer. Sie waren keine Feueranbeter, sie segneten das Feuer nur darum, weil es zuviel Weizen in der Welt gab, und weil man ihn vernichten mußte.
Wenn die hochgelehrten Dekonomen sagen, es gibt zuviel Weizen auf der Welt, darf man das nicht wörtlich nehmen. Für all die Millionen überschüssiger" Bushel fänden sich hinreichend gesunde Zähne und leere Bäuche. Wie schnell auch die Getreidevorräte in den Silos gewachsen sein mochten, noch schneller wuchs die Zahl der Arbeitslosen. Krümmten sich vor Hunger unübersehbare Chinesenmassen. Doch dies gehört ins Gebiet der Ethnographie oder der Sentiments. Die Getreidebörse notierte den Weizenkurs. Die Banken verkrachten. Die Farmer machten finstere Gesichter. Auf einer internationalen Konferenz in der Stadt Rom begannen die Vertreter von 46 Staaten mit der Beratung eines Projektes zur organisierten Vernichtung des Weizens.
Eofin ist ein roter Farbstoff. Die Staatsmänner kamen auf den Gedanken, den Weizen mit Hilfe von Eosin zu denaturieren. Sie wollten die Getreidepreise stüßen: mochte das liebe Vieh Weizen fressen! Aus dem denaturierin Korn begann man Futter für die Kühe herzustellen. Das war eine herrliche Kulturerrungenschaft, aber die Geschichte vom Eosin ist erst das Beiwert zum Märchen, das Märchen selbst kommt noch.
Die Kühe der ganzen Welt fingen an, den schönen Weizen -„ Manitoba " oder„ Barlett" zu fressen. Sie fraßen zu fressen. Sie fraßen Weizen und gaben Milch. Die Menschen machten aus der Milch Butter. Außerdem aßen die Menschen Beefsteaks und Rostbeefs. Ein glücklicher Ausweg schien gefunden, wenn nicht für die Küche, so doch für die Menschen. Doch wieder mischten sich die Zahlen ins Spiel, und nun bin ich genötigt, bei der verborgenen Natur dieser Zahlen zu verweilen.
Es gibt die Zahlen der Statistit. Sie, werden von Fachleuten studiert. Sie beeinflussen die eine oder die andere Entscheidung. Sie sind notwendig für Planwirtschaft. Sie erklären und dienen es sind zahme Zahlen. Dann gibt es aber Zahlen, die Raubtieren gleichen. In Monte Carlo 3. B. erscheint eine Zeitung, die weder Telegramme noch Artikel, noch Chroniken der Ereignisse enthält. Diese überaus merkwürdige Zeitung ist nur mit einem angefüllt: mit langen Zahlensäulen. Schwachsinnige Spieler lesen diese Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite durch in ihr stehen die am Vortag gefallenen Roulettezahlen. Diese Zahlen bedenten nichts, außer Erinnerungen an frühere Verluste. Aber die Spieler werden froßbem nicht müde, den geheimen Sinn dieser Zahlen zu finden. Die Spieler ge= hören in ärztliche Behandlung, aber was soll man von jener Welt des Weizens und der Kohle, des Kupfers und der Butter, der Baumwolle und des Leders sagen, wo angeblich nüchterne und urteilsfähige Menschen vor einem Haufen ebenso unfaßbarer und fataler Zahlen zittern und den Kopf verlieren?
So stürzte eine weitere Zahl auf sie herab: es gibt zuviel Vieh, zuviel Rühe, Stiere, Kälber.
Die Dänen bauten einst Weizen. Rechtzeitig ließen sie da von ab, da sie begriffen, daß sie mit Amerika doch nicht Schritt halten fonnten. In Amerika gab es beliebig viel jungfräuliches Land, die Dänen hingegen lebten auf kleinen Inseln. Reichtum konnten sie sich nur durch ausdauernde Arbeit und hohe Kultur erwerben. Sie begannen Hornvieh und Schweine zu züchten.
Sie schafften es: in einer grausamen und wild bewegten Welt schien Dänemark eine glückliche Ausnahme, eine idyllische kleine Insel, ein weißes Häuschen unter Ahornen. Die Bauern tranken Cocktails und fuhren Auto. Man durfte erwarten, daß sie bald zum Champagner übergehen und sich fleine Flugzeuge zulegen würden.
Jns Spiel m'schten sich die Zahlen: die Krise brach auß. Wie bisher didte sich der fette Rahm. wie bisher warfen die tinberliebenden Echweine jedes ein Dußend zarter Ferkel, wie bisher verhieß das Todesgebrüll auf den Schlachthöfen saftige Beesteaks. Nicht das Vieh versagte, es versagten die
Menschen: die anderen Länder hörten auf, den Dänen ihre erstklassigen Erzeugnisse abzukaufen.
1
-
Nirgends hatten die Kühe es so gut wie in Dänemark . Das ist überhaupt ein angenehmes Land: die Leute dort sind gastfreundlich, die Häuser sauber und das Grün so zart, das man einen beliebigen Meierhof für das, biblische Eden halten könnte. Auch den Leuten in Dänemark ging es gut, aber ein besonders schönes Leben hatten die Kühe. Ich war vor vier Jahren in Dänemark und beneidete im Grunde meines Her= aens mehr als einmal diese schwermürtgen Geschöpfe. Sie lebten in prachtvollen Ställen mit fließendem Wasser- taltem und warmen ergingen sich im Sommer auf Weiden, frisch wie Gartenrasen. waren von Achtung und Liebe umgeben. Jede Kuh hatte ihr eigenes Buch, darin wurden alle Ereignisse ihres Kuhdaseins aufgezeichnet. Man wählte ihr würdige Liebhaber. Wenn sie zur unrechten Zeit muhte oder auch nur ein bißchen weniger fraß, als ihr oblag, stürzten die besorgten Besizer sogleich ans Telefon und aus dem nächsten Städtchen tam. wichtig wie ein Professor, der Tierarzt angefahren.
-
1
-
Jetzt bemüht man den Tierarzt viel seltener: lohnen sich- bei den Butter- und Fleischpreisen die Behandungskosten? Ja, lohnt sich heute überhaupt noch die Aufzucht dieser Schönen. die so rätselhaft im Preise sinken?
England, Deutschland , Frankreich , sie alle haben die Buttereinfuhr eingeschränkt. Die Butter ist start im Preis gefallen. Unlängst noch floß aus dem Euter der Ruh flüssiges Gold, jest fließt daraus am ehesten Wasser. Gewiß, handelt es sich um eine gut milchende Kuh, so lohnt sich ihre Pflege. Schlimm aber ist es, wenn der Eifer der Kuh erlahmt dann treibt man sie nicht mehr auf die biblischen Weiden, sondern zur Schlachtbank.
Viel schlimmer als mit der Butter steht es mit dem Fleisch. Abnehmer für dänisches Fleisch war hauptsächlich Deutsch land . Den ersten Stoß gob der Ausfuhr nach Deutschland die Arbeitslosenzahl. Millionen Deutsche gingen vom Fleisch zur Kartoffel über. Hierauf griffen hochpolitische Probleme in das Schicksal des Rindfleisches ein: die Nationalsozialisten erklärten das dänische Schleswig sei eigentlich deutsch . In Schleswig wird Schlachtvieh gezüchtet. Die Deutschen kauften kein Fleisch mehr: sie gedachten, wenn nicht das Herz, so die Tasche Schleswigs zu treffen. Auf einmal war die Grenze gesperrt. Die Wirtschaftler meldeten sehr wichtig eine Ueberproduktion an Fleisch. Die Dänen wurden mutlos: was sollten sie mit diesen überschüssigen Kühen anfangen?
Schon waren sie drauf und dran, Büchsenfleisch zu fabrizieren, da stellte Argentinien sich ihnen in den Weg. In diesem Argentinien gibt es von allem zuviel: zuviel Weizen, zuviel Wolle, zuveil Fleisch. Argentinien verkauft sein Büchsenfleisch zu einem Preis, der knapp die Kosten für die Büchsen übersteigt. Die Dänen fanden für ihre Konserven feine Abnehmer.
Was also sollten sie mit den Kühen anfangen?
In einer kleinen Stadt der Insel Laaland sah ich die letzte Errungenschaft der kapitalistischen Zivilisation. Landwirte führten gesunde, junge Kühe zum Schlachthof. Es waren die weltberühmten schwarzbraunen Kühe Dänemarks . An der Schaffung dieser bemerkenswerten Rasse hatte mehr als ein Menschengeschlecht gearbeitet. Wievieler Bauern Glüd hätten diese Brannen" noch sein können? Man trieb sie zur Schlachtbank, und der Aufnahmebeamte vermerkte furz: Zur Vernichtung."
Die Fleischpreise fielen von Tag zu Tag. Um den Sturz aufzuhalten, begann der Staat das Vieh zu vernichten. Zuerst wurden die kranken Tiere vernichtet. Dies ließe sich noch mit der Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung erklären. Hierauf kamen die schwachen und alten Kühe an die Reihe- das geschah angeblich zur Hebung der Qualität des Fleisches. Jezt vernichtet man die jungen und kerngesunden Kühe, und jetzt ist man mit den Erklärungen am Ende. Die Zeitungen schweigen. Die Veterinäre in den Schlachthäusern schweigen. Die Landwirte schweigen. Woche für Woche werden in Däne mark fünftausend Kopf Hornvieh vertilgt.
Sechs Prozent der Kadaver werden zur Fabrikation von Seife und anderen technischen Produkten verwandt. Der Rest wird verbrannt verbrannt das Suppenfleisch der Armen, der Braten der Familie, verbrannt, weil es, wenn man den verehrungswürdigen Wirtschaftlern glauben soll, in der verelendeten, darbenden Welt zuviel Fleisch gibt.
In der Stadt Naksov jedoch hat man ein Verfahren zur „ vernünftigen Verwertung des Fleisches" ersonnen. Es wird nicht vernichtet, sondern für hohe Zwede verarbeitet. Dort war es, wo ich die Maschine erblickte, die mich in so tiefes Erstaunen versette. Diese Maschine verwandelt unter Donnern und Krachen Fleisch und Knochen in eine Masse. Die Masse wird gekockt, gepreßt, und statt der Tierrümpfe liegen erdfarbene Ruchen da: Schweinefutter! So wäre denn der Ausweg aus der Krise gefunden: man vernichte die Kühe, um mit ihnen die Schweine zu füttern!
Die Löluna dieses Produktionsrätsel ist einfach: England tauft noch Schweinefleisch. Die englischen Hausfrauen ver
Vermögen beschlagnahmt"
Der heutige„ Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach auf Grund des Gefeßes über die Einziehung kommunistischen Vermögens und der einschlägigen Verordnungen das gesamte Eigentum des Bankiers Sugo Simon in Berlin , Landgrafenstraße 17, zurzeit im Auslande, eingezogen wird.
Anfang des Jahres 1919 war Simon für furze Zeit, als unabhängiger Sozialdemokrat, preußischer Finanzminister. Als Bankier war er bisher Mitarbeiter des Bankhauses Bett, Simon u. Co. Bei der Beschlagnahme bandelt es sich im wesentlichen um das Gut Seelow in der Mart.
Seit dem Jahre 1919 ist Simon politisch nicht mehr hervor getreten. Die Beschlagnahme ist also ein Racheatt für eine politische Tätigkeit, die 14 Jahre zurückliegt.
" USTRYboll.
langen noch Bacon , und die dänischen Schweine sind erschaffen, erzogen und vorbereitet für dies eine: auf den Früh stückstisch der Engländer zu kommen. Früher wurden in Dänemark scheckige Schweine gezüchtet. Ihr Fleisch und ihr Speck sind nicht schlechter als das Fleisch und der Sped der weißen Schweine. Aber die Engländer find spleenige Leute, sie verwerfen die scheckigen Schweine, scheckige Schweine sind heute Parias, sie fosten nur halb soviel wie weiße.
Beinahe jede Woche schränkt England die Menge der einzuführenden Schweine ein. Bacon bleibt Bacon , und alle Engländer wissen, daß es in der ganzen Welt keinen besseren Bacon gibt als den dänischen. Aber auch die Dominions bleiben Dominions. Man hat nicht nur auf die Zartheit des Specks, sondern auch auf die Ansprüche Neuseelands zu sehen. Vielleicht wird schon bald die englische Grenze ebenso für dänische Schweine gesperrt sein wie die deutsche Grenze für dänische Rinder. Und dann? Dann wird man als nächstes diese Schweine vernichten, die einstweilen noch sorglos das Fleisch der vernichteten Kühe verschlingen.
Da ist er, der tragische Reigen der kapitalistischen Welt! Sie trocknen Meere aus, um Weizen zu säen. Hierauf vernichten sie den Weizen: sie machen daraus Futter für die Kühe. Hierauf vernichten sie die Kühe und machen aus den Kühen Schweinefutter. Gewiß ist schon ein findiger Kopf am Wert, ein Projekt zur rationellen Verwertung der Schweine auszuarbeiten, mit deren Vernichtung die Dänen morgen beginnen werden.
Schon grübeln die Landwirte, wodurch sie ühe und Schweine ersehen könnten. Ihre Zähigkeit, ihre Arbeits freude sind unausrottbar. Sie wenden sich nunmehr dem, Oftbau zu und pflanzen Aepfel und Birnen. Sie werden die Früchte ins Ausland verkaufen. Vorläufig sind es erst Bäume. Sie werden von Insekten überfallen, und gegen Insekten kann man fämpfen. Aber der Tag ist nicht fern, da tolle Zahlen über sie herfallen werden, die den Zahlen der Roulette gleichen, und dann wird man diese kostbaren Gärten abholzen müssen.
Nirgends ist die Wirkung der stumpfen, zertrümmernden Kraft des Rapitalismus eine so jähe wie in diesem kleinen, wohlgeordneten Land Dänemark . Hier ist jeder Zoll Boden gepflegt wie ein Blumenbeet. Die Menschen hier sind ge= wohnt von früh bis spät zu arbeiten. Hier ähnelt ein Schweineftall eine Klinit, und die Arbeit des einfachen Bauern ist eng verknüpft mit den letzten Errungenschaften der Wissenschaft. Dieses Land hat die Fata Morgana eines allgemeinen Wohlstandes erlebt. Natürlich ist auch heute das Leben dort vollkommener und leichter als in Deutschland oder England. Aber die Dänen haben gesehn, bis zu welchem Grade ihr Schicksal mit dem Schicksal der ganzen Welt verbunden ist. Die Wogen überfluten die glückliche Kleine Infel. Bisher haben die Dänen weder den Hunger noch das Elend tennen gelrnt, aber sie haben schon etwas Bittereres erfahren müssen: die Vergeblichkeit der Arbeit.
Das Schauspiel der vernichteten Rühe ist für jeden Menschen unerträglich. Ich sah die schmerzliche Grimaffe im Ge sicht des städtischen Veterinärs. Ich sah die finsteren Mienen der Arbeiter, die die rätselhafte Maschine bedienten. Das ist nicht bloß( itervertilgung, das ist Vandalismus. Allen Blicken sichtbar ist die Schändlichkeit jener Scheiterhaufen, auf denen heute tollgewordene deutsche Faschisten Bücher vernichten. Aber auf die verbrannten Tierrümpfe schauend, erinnerte ich mich an die Scheiterhaufen der Bücher: die menschliche Arbeit geht zugrunde, und niemand, der weiß, was Arbeit ist, kann ohne Erregung diesem stumpffinnigen, fürchterlichen Wert zusehen.
Es liegt in der Vernichtung des Fleisches noch etwas anderes, ebenso beschämendes. Ich will jest nicht von den Hungergespenstern reden, die ich in den Straßen Berlins und Manchesters sah. Ich erinnere nur an die benachbarten verhältnismäßig intatt gebliebenen Länder. In Schweden , im Gebiet der Forstindustrie, sab ich tausende Arbeitslose, die nur zwei oder dreimal im Jahr Fleisch aßen. Ich sah in Kramfors Arbeiter der Zellulosefabriken, die sich von Kar toffeln, Heringen und Hafergrüße ernähren- Fleisch ist unerschwinglich. Ich sah in Trondhjem feiernde Matrosen und Lastträger- fie mußten die Hand ausstrecken und um einige Dere für Brot bitten. Ste effen niemals Fleisch. Ich weiß gut, was Hunger ist, und es war für mich schrecklich, auf das Fleisch zu schauen, das vor meinen Augen sachkundig und ge= wissenhaft vernichtet wurde.
Das Schiff, das mich von Dänemark nach Frankreich brachte, war mit alten Gäulen beladen. Die Armen von Pa ris werden das trockne, zähe Pferdefleisch tauen. Es existieren Schutzölle. Es existiert eine Fleischpolitik". Es existieren Zahlen. Eine alte Schindmähre aber kann man nach Franf reich ausführen, und sie kostet in Dänemark mehr als drei junge Kühe. Das ist wie Fiebertraum. Das ist jedoch jene Oekonomie, mit der sie noch immer die Welt zu retten versuchen.
Elender Be'rug!
Kurz vor dem 1. Oftober wurden die Häuser Berlins be flebt mit einem Zettel: Auch du hißt am 1. Oftober die Hakenkreuzfahne, sonst bist du ein Feind der na tionalsozialistischen Regierung. Die in Deutsche land bestehende Angst vor der Barbarei der Nazis hat un zoblige Menschen gezwungen, fich eine Fahne au faufen. Am Sonnabend waren in den Geschäften, auch in den jüdischen Warenhäusern, die überzeugten Nazis" feste am Fahneneinkauf! So wird Begeisterung" geschaffen. Aber Herr Göbbels schwindelt den Journalisten in Genf vor, daß es in Deutschland feinen Terror gebe! Wer weiß, was es bedeutet, als Staatsfeind erklärt zu werden, kann die Gemeinheit dieser Fahnenattion erkennen. Staatsfeind heißt: Keine Arbeit, fein Unterstützungsanspruch!
Die AEG.
berichtet, es fet unter dem Einfluß der Arbeitsbeschaffung eine gewisse Belebung im Inlands geschäft ein getreten, die die Neueinstellung von einigen tausend Arbeitern gestattete, jedoch seien die Preise weiter gesunken.