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Reichstag.

199. Sigung vom 27. März 1897. 1 Uhr. Am Tische des Bundesraths: Fürst zu Hohenlohe, v. Marschall, v. Boetticher, Nieberding, Graf Posadowsty, Hollmann, v. Goßler.

der Landwirthschaft und zur Aufhebung der Judenemanzipation Die Mittagspause ist verlängert worden, aber eine Ber ( Heiterkeit); dann würde sie den Reichstag bekommen, den sie türzung der Arbeitszeit können wir nicht vornehmen, wenn braucht. die anderen Unternehmungen längere Arbeitszeit haben.

Abg. Legien( So.): In den Werften in Kiel wird streng Die Löhne des Artilleriedepots find richtig angegeben worden. Da darauf gesehen, daß politische Agitationen, wenigftens foweit es sich bei Licht nicht gearbeitet werden darf, find die Löhne im Winter um sozialdemokratische Arbeiter handelt, nicht betrieben werden. natürlich niedriger als im Sommer. Wir werden es vielleicht wieder Die dritte Berathung des Reichshaushaltsetats für Andererseits scheint aber die Praxis von der Marineverwaltung fo einrichten, daß die Löhne gleichmäßig vertheilt werden. Der 1897/98 wird fortgesetzt bei den einmaligen Ausgaben des nicht inne gehalten zu werden. So wurden am 26. Februar von Frage, ob eine Erhöhung der Löhne nothwendig ist, werde ich näher Militäretats. jeden Flügel einige Leute auf der Torpedowerkstatt in Friedrichsort treten. Bezüglich der Beschäftigung von Sozialdemokraten habe ich Bur Debatte kommt zunächst die von der Budgetkommission be- zu dem Ingenieur Beck in dessen Laboratorium berufen und ihnen mich schon ausgesprochen. Wir sorgen dafür, daß agitatorische antragte Resolution: die hier schon besprochene Broschüre von Lorenzen verabfolgt Elemente nicht geduldet werden. Die Erwartung auszusprechen, daß bei Beschaffung der mit dem Bemerken, sie an ihre Mitarbeiter weiter Abg. Förster- Neustettin( Reform- P.): Der alte Liberalismus Rasernements für die zwei neuen württembergifchen Infanterie- u und zum 1. Mai wieder zurückzuliefern. war viel flottenfreundlicher als der jebige. Daß diejenigen, welche Regimenter die in Weingarten vorhandenen Bauten verwendet Meint man etwa, mit dieser Broschüre die fozialdemokratischen der Flottenvermehrung zustimmen, liebedienerisch nach oben sind, und dadurch eintretende Ersparnisse an der hier geforderten Be- Arbeiter von der Maifeier abzubringen, so täuscht man sich. Dieses muß ich zurückweisen. Man sollte uns doch wenigstens als ehrliche darfssumme später zurückgerechnet werden." Machwerk Lorenzen's tann uns feinen Abbruch thun, im Gegentheil, Menschen betrachten, die lediglich ihrer Ueberzeugung folgen. Mit Württembergischer Kriegsminister Schott v. Schottenstein: Seit anständige bürgerliche Blätter meinen, damit fei der Sozialdemo: der steigenden Handelsmarine muß die Flotte verstärkt und verbessert langem ist es ein Bestreben der gesammten Heeresverwaltung, die fratie eine scharfe Waffe in die Hand gegeben. Die Erörterungen werden, damit der Mannschaft nicht etwa durch einen einzigen Schuß Regimenter in einer Kaserne zu vereinigen. Die Einwirkung des darüber am Mittwoch haben nicht den gewünschten Erfolg gehabt. die Schiffe unter den Füßen zerstört werden. Vor unseren Wählern haben Regimentskommandeurs auf die Erziehung des Difizierkorps, die Aber am wenigsten nüglich ist eine solche Verwendung der Broschüre wir bezüglich dieser Bewilligung feine Furcht. Ein Bolt, Gestaltung des gesammten Dienstes, auch die Gleichmäßigkeit der wie in Friedrichsort . Mir wurde mitgetheilt, der Staats- welches jedes Jahr hunderte von Millionen für Schnaps Ausbildung wird durch die Vereinigung gefördert, durch die sekretär Hollmann habe diese Broschüre dorthin gesandt, übrig hat, hat auch Geld, um seine Flotte zu verbessern. Es tommt Berreißung geschädigt. Dazu kommen Rücksichten auf die Mobil- es erscheint mir aber unwahrscheinlich, daß aber unwahrscheinlich, daß der Staats- nur darauf an, wie die Steuern aufzubringen sind.( Rufe: Schluß! machung. Es ist nicht angebracht, im Plenum des Hauses die sekretär auf dieses Mittel verfallen sein sollte, das Lorenzen Unruhe.) Ich will nicht damit schließen, daß ich Sie auffordere, Mobilmachung eines Regimentes zu zergliedern. Nur so viel will an die Hand giebt. Ich bitte den Staatssekretär um Auskunft die Kreuzer heute zu bewilligen, sondern ich will nur der Hoffnung ich sagen, daß die Mobilmachung im wesentlichen darin besteht, aus darüber. Auch bezüglich der Mittagspause ist zu flagen. Zwar ist Ausdruck geben, daß die Forderung bald wiederkommen wird. den vorhandenen Friedensformationen ungefähr ebenso viel Gefechts- den Arbeitern, welche in Kiel wohnen, eine Fahrgelegenheit von der Abg. v. Stumm( Sp.): Der Arbeiter Lorenzen ist wirksam formationen zu bilden. Das würde durch die Zerreißung erschwert kaiserlichen Werft geschaffen, aber die 11 Stunden der Mittags- eingetreten für die staatserhaltende Tendenz. Ich muß bestreiten, daß werden. Ich kann Sie nur dringend bitten, die Resolution nicht zu pause sind zu kurz, um den Arbeitern die genügende Ruhe geben zu die anständigen Blätter feine Schrift getadelt hätten, sie ist im Gegentheil beschließen. fönnen. Die Arbeiter haben wiederholt um Ber - gelobt worden. So harmlos ist der Mann nicht behandelt worden, Abg. v. Gültlingen ( Rp.) erklärt sich ebenfalls gegen den längerung um 12 Stunde gebeten. Ich habe oft gesehen Ich habe oft gesehen, wie es von sozialdemokratischer Seite dargestellt worden ist. Ich Antrag. wie die Leute, um nicht einige Minuten zu verlieren, mit muß die Marineverwaltung gegen die Vorwürfe seitens der Sozial­Abg. Rembold( 3.) tritt für die Resolution ein im Intereffe Lebensgefahr auf den Dampfer springen; es bleiben ihnen doch demokratie in Schuh nehmen. Die Aufgabe der Reichsverwaltung der Stadt Weingarten und bestreitet, daß die militärischen Inter - nur 20-25 Minuten, den weiter Wohnenden nur 10-15 Minuten gegenüber der Sozialdemokratie ist nicht immer so aufgefaßt worden, essen so groß sind, daß eine Schädigung von Weingarten noth- zur Einnahme des Mittagessens. In den beiden Orten Ellerbeck wie feitens des Staatssekretärs Hollmann. Der Minister Thielen wendig sei. und Garden, die auf der Uferseite der Werft liegen, werden unerhört hat bezüglich der Reichs- Eisenbahnverwaltung erklärt, daß jeder, der Abg. Galler( frs. Vp.): Die Frage scheint sich ja beinahe zu hohe Gemeindeſteuern erhoben, und die finanziellen Verhältnisse der agitatorisch für eine staatsumstürzende Partei thätig ist, in der Ber einer Staatsfrage auszuwachsen, trozdem es sich doch lediglich um beiden Gemeinden werden sich noch mehr verschlechtern durch das waltung nicht beschäftigt werden kann, mag die Agitation innerhalb sachliche Erwägungen handelt. neu bewilligte Trockendock. Es sind sogar als Beihilfe für diese oder außerhalb des Betriebes erfolgen. Abg. Gröber( 3): Der württembergische Kriegsminister hätte Orte 25 000 Mt. eingestellt, was lange das nicht deckt, was sie Darauf wird die Diskussion geschlossen. Die ordentlichen Auss, doch dem Reichstag nicht entgegentreten sollen mit der Drohung, daß Jahr für Jahr an Schulden machen; dadurch wird also die gaben werden ohne Debatte erledigt. die Resolution nicht ausgeführt werden würde. Der Reichstag hat Lage der Arbeiter dort verschlechtert, wie auch ein großer Theil Zu den einmaligen Ausgaben bemerkt darüber zu beschließen, ob die Resolution angenommen wird oder nicht. der Bevölkerung von Kiel , Garden und Elberbeck sich gegen Staatssekretär Hollmann: Ich bin sicher, daß ich auf Ihre. Mit solchen Drohungen sollte man im Reichstag nicht kommen, diese Neubewilligungen wendet, weil man weiß, daß Buftimmung nicht mehr einwirken kann. Inzwischen ist mir aber. ja nicht einmal im württembergischen Landtag.( Heiterkeit.) dadurch die Lage der Arbeiter infolge des Arbeiterzuflusses sich ver- die Aeußerung eines hohen Herrn zugegangen, die ich Ihnen nicht Der Reichstag bewilligt die Gelder nicht für Kasernenbauten über- fchlechtern wird, da die Gemeinde- Ausgaben steigen müssen. Also vorenthalten will. Die Aeußerung ging aus von dem Prinzen haupt, sondern für Bauten an einem bestimmten Orte. Wenn nicht in Ellerbeck und Garden können die Arbeiter nicht wohnen und die Friedrich Karl, der eine bedeutende Stellung in der Armee ein zwingende militärische Gründe vorliegen, haben wir immer den Mittagspause müßte verlängert werden. In der Antwort des Reichs- genommen hat als Heerführer. Er sagte, daß die politische bürgerlichen Gründen den Vorzug gegeben vor den Wünschen der Marineamts auf die Petitionen wurde die Verlängerung der Mittags- Stellung, welche das Landheer geschaffen hat, durch die Marine Offiziere; denn darauf kommt es schließlich einzig und allein hinaus. pause zugestanden, die verlangte Verkürzung der Arbeitszeit aber erhalten werden wird. Die Friedensgrundlage des para bellum Für eine so fleine Stadt wie Weingarten spielt die Frage, ob dort abgelehnt. Damit waren die in Ellerbeck und Garden wohnenden würde bald brüchig werden, wenn wir nicht fremden Völkern zeigen ein Bataillon in Garnison liegt, eine größere Rolle als für eine Arbeiter nicht einverstanden, weil sie geschädigt worden wären. Durch könnten, daß wir start sind. Wer in dem Weltkonzert mitwirken große Stadt wie Ulm . Wenn das Bataillon in Weingarten bleibt, die Verkürzung der Arbeitszeit hätte die Verwaltung feinen Schaden will, wird auch die großen Instrumente dazu schaffen müssen und verliert Ulm nicht einen einzigen Soldaten, sondern bekommt nur gehabt, weil die Arbeiten größtentheils im Afford gemacht werden. ich hoffe, daß wir mit unserem Rontrebaß einen kräftigen Grundton feine neuen Soldaten hinzu. Gegenüber der Drohung des Kriegs- Ich möchte also die Marineverwaltung bitten, im Intereffe der Ge- abgeben werden, wenn wir mit unseren Kanonen erscheinen. Haben. minifters, daß der Resolution feine Folge gegeben werden solle, sundheit und der Familie der Arbeiter der Petition der Arbeiter wir aber feine Schiffe, dann können wir uns an feruen Rüften nicht müsse der Reichstag dieselbe erst recht annehmen. nachzugeben, auch die Verkürzung der Arbeitszeit eintreten zu laffen, zeigen.( 3uftimmung rechts.) Württembergischer Kriegsminister Schott v. Schottenstein: da den Werften ja nicht der geringste Echaden dadurch entsteht. Nun zu Bei den Ausgaben für eine Kaserne auf Helgoland beschwert Ich möchte doch für mich das Recht in Anspruch nehmen, daß die der dritten Angelegenheit, die das Marine- und Artilleriebudget betrifft. fich Abg. Stadthagen( So.), daß die dort beschäftigten Arbeiter Erklärungen, die ich abgegeben habe, ernsthaft genommen werden. Wenn ich bei den beiden früher vorgetragenen Angelegenheiten voraus- nach ihrer politischen Gesinnung gefragt und moleftirt worden Wenn ich von der Mobilmachung gesprochen habe, so habe ich es sehen konnte, daß der Staatssekretär ohne vorherige Ankündigung sind. Die Marineverwaltung sollte die Arbeiter dagegen in Schuh gemäß meiner Ueberzeugung und meiner Pflicht gethan, und nicht, eine Antwort ertheilen könne, fo muß ich hier wohl annehmen, nehmen. weil mir nicht etwas Gescheidteres eingefallen ist.( Große Heiterkeit.), daß er von der Sachlage teine Kenntniß hat. Herr Rembold besitzt nicht eine solche Kenntniß der Verhältnisse in Ulm , daß er die Wohnungen der Unteroffiziere fritisiren könnte. Der Redner geht hierauf des näheren auf die Garnisonverhältnisse in Weingarten ein.

Abg. Gröber( 3) bestreitet, daß die Garnisonverhältnisse in Weingarten derartig feien, wie der Kriegsminister sie dargestellt. Abg. Lieber( 3): Wir werden einstimmig für die Resolution ftimmen.( Beifall im Zentrum.)

Bei der Abstimmung stimmen das Bentrum mit den Polen und Welfen, sowie die Sozialdemokraten für, die übrigen Parteien gegen die Resolution. Die Abstimmung bleibt zweifelhaft; die Bählung ergiebt die Annahme der Resolution mit 185 gegen 99 Stimmen.

Für Beschaffung von Feldbahn Material find als erste Rate 912 000 m. gefordert, aber nur 600 000 m. bewilligt worden. Abg. Bachem( 3.) beantragt mit Unterstützung aller Parteien mit Ausnahme der Freifinnigen und Sozialdemokraten, die Bewilli­gung auf 762 000 Wt. zu erhöhen.

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Abg. Hahn spricht der Marineverwaltung unter großer Unruhe des Hauses den Dank der tüstenfahrenden Bevölkerung aus für ge­wiffe Anordnungen, die seitens der Berwaltung getroffen find. Die einmaligen Ausgaben werden unverändert nach dem Be schluffe zweiter Lesung genehmigt.

Die Arbeiter und Arbeiterinnen beim Artillerie- und Marine­Depot haben einen äußerst geringfügigen Lohn, der ihnen vom Ottober v. J. ab noch weiter gekürzt worden ist. Die Löhne betrugen bis 1890 im Sommer- Halbjahr 2,50 M., im Winter 2,30 pro Tag. Im Jahre 1890 wurden die Löhne erhöht auf 2.75 M. im Sommer Um 5 Uhr 10 Minuten wird ein Bertagungsantrag abgelehnt. und 2,50 M. im Winter, und diese Löhne sind nun vom 1. Oktober Beim Etat des Reich 3- Justizamtes führt 1896 dadurch gekürzt worden, Laß der Lohn pro Stunde mit 27 Pf. Abg. Dr. Schoenlant aus: Vor dem dritten Straffenat des festgesetzt ist. Das bringt den Arbeitern einen großen petuniären Nach Reichsgerichts in Leipzig stand eine Revisionsverhandlung an. Der theil, der im Jahre etwas über 30 M. beträgt. Bei einem Tag. Schriftsteller Steiger war wegen angeblicher Gotteslästerung, be lohn von 2.70 M. ist es taum möglich, eine Familie zu erhalten. gangen durch novellistische Stizzen in der Neuen Welt", verurtheilt Es ist wiederholt betont worden, daß die Staatswertstätten Mufter worden. Die Verhandlung war eine öffentliche, und der Reichs anstalten werden sollen; dann sollten sie doch wirklich den Privat- gerichtsrath Neiße verlas das Urtheil. Darauf erflärte einer der Bei­unternehmern mit besserem Beispiele vorangehen und nicht die fizer, der Reichsgerichtsrath Schulte: Nun, der ist billig genug Arbeiter mit einem Taglohn von 2,70 M. abspeisen, die weggekommen!( Hört, hört! links.) Ich frage: entspricht es der Arbeiterinnen sogar mit einem Lohn von 22 Pf. pro Stunde. Würde des höchsten Gerichtes, daß während der Verhandlung einer Eine weitere Verschlechterung ist dadurch eingetreten, daß die frühere der Beisiger sein Urtheil in dieser Weise fundgiebt? Entspricht es vierzehntägige Kündigungsfrist seit zwei Jahren auf drei Tage herab- der Objektivität und Unparteilichkeit, daß ein Beisiger mit einer gesetzt wurde, und daß ferner, als die Lohnverkürzungen eintraten, sie vorgefaßten Meinung bei einer Verhandlung solche Ansichten äußert, Kriegsminister v. Gokler: Ich kann den Antrag nur dringend fünftägig sein mußte, während in der Arbeitsordnung die Kündigungs- der doch berufen ist, unpräjudizirt zu dieser Berhandlung zu kommen? befürworten. frist vorgesehen ist. Das entspricht teineswegs den Bestimmungen Das Reichsgericht ist uns immer als das Jdeal der deutschen Justiz hin­Der Antrag wird angenommen. Im übrigen wird der Militäre der Gewerbe Ordnung, nach welcher die Kündigungsfrist für beide gestellt worden. Gerade die Parteien, die daran festhalten, daß die heutige etat unverändert genehmigt. Theile gleich fein muß. Dazu sind die Anforderungen an diese Ar- Hechtsordnung erhalten, gestügt und verewigt wird, die für Autorität Es folgt der Etat der Marine verwaltung. beiter bei diefen äußerst geringen Löhnen ganz bedeutende. Und eintreten, haben ein Interesse daran, daß derartige Vorgänge fich Staatssekretär Hollmann: Ich sehe mich genöthigt, auf die das für einen Stundenlohn von 27 Pfennigen! Für Ueber nicht wiederholen. Thatsächlich treten die Rechtssprüche des Reichs Beschuldigungen zurückzukommen, die von der Sozialdemokratie gegen stunden werden nach der alten Arbeitsordnung, die jedenfalls gerichts immer schroffer in Gegensatz zum Rechtsbewußtsein des Volkes. die Werftverwaltung in Wilhelmshaven erhoben worden sind. Die noch nicht geändert ist, nach diesen neuen Lohnregulirungen Diese Ansicht haben nicht nur die Sozialdemokraten, sondern auch fofort eingezogenen Berichte ergeben, daß die Verwaltung gegenüber nur 10 Pf. bezahlt, an Sonn- und Festtagen 5 Pf. mehr. Dazu die Vertreter anderer Parteien. Hätte ein Angeklagter fich erlaubt, den unbotmäßigen agitatorischen Elementen durchaus gesetzmäßig ver- wird der Lohn nur alle 14 Tage ausbezahlt. Jedem Arbeitsthier in dieser Weise etwa gegen den öffentlichen Ankläger oder das fahren ist. Die Werftverwaltung hätte ihre Pflicht verlegt, wenn sie giebt man die Gegenleistung in Form von Nahrungsmitteln vorher, Gericht vorzugehen, so wäre er ohne Gnade sofort wegen grober nicht mit aller Energie in diesem Falle eingeschritten wäre. Wir den Arbeitern giebt man im allgemeinen die Möglichkeit, sich zu Ungebühr in eine Ordnungsfirafe genommen oder sofort in Haft find nicht willkürlich und summarisch vorgegangen, aber Sie( die ernähren, erst 8 oder 14 Tage später oder einen ganzen Monat abgeführt worden. Hier hätte der Vorsißende ebenso handeln Sozialdemokraten) haben ein summarisches Verfahren gegen die nachher, nachdem sie die Arbeit verrichtet haben. Die Arbeiter sind müssen, wie der Borsitzende des Gerichts einmal gegenüber dem Ober- Werftdirektion eingeschlagen und sie verurtheilt, ohne daß Sie infolge ihrer ganzen wirthschaftlichen Lage genöthigt, von Kredit und Berliner Polizeipräsidenten Hinckelden: Herr Reichsgerichts­eine Untersuchung angeftellt haben. Schulden zu leben. Das weiß ein jeder, daß diese Art der Lebensführung rath Schulte, das schickt sich nicht! Dieser Borgang viel theurer ist, als der Einkauf von Nahrungs- und Genußmitteln ist nur ein Symptom unserer Zustände. gegen Baarzahlung. Wenn man einen Stundenlohn von 27 Pf. sabit, follte man die Arbeiter durch 14tägige Lohnperioden nicht zwingen, in diesen 14 Tagen bis zur Lobnzahlung von Schulden zu leben. Es ist den Arbeitern verboten, Getränke mit in die Werkstätten zu nehmen, zum mindesten Bier oder Brannt wein. Andererseits hat die Depotverwaltung eine Kantine eingerichtet, während die Arbeiter, wenn sie sich das Bier selbst mitbringen tönnten, beffer wegtämen.

Abg. Liebermann v. Sonnenberg( Reformp.): Auch mit Engels zungen würde ich die Ueberzeugung der Mehrheit nicht ändern. Ich Ich wollte den Staatssekretär noch auf eine Erscheinung hin will aber doch wenigstens feststellen, daß hinter der Mehrheit des Reichs­weifen, die für gewiffe Strömungen in unserer Judikatur von Bes tages nicht die Mehrheit der Bevölkerung steht.( Widerspruch links.) deutung ift. Bis 1896 war in den Reichslanden ein Ober- Landes Die vox populi stand diesmal nicht hinter der Mehrheit.( Wider gerichtsrath Stenglein; von diesem Manne steht urkundlich fest, spruch links.) Mit Ausnahme der sozialdemokratischen Wähler sind daß er als Vorfigender des Schiedsgerichts für Alters und. unter den Wählern der anderen Parteien sehr viele anderer Mei­Jnvalidenversicherung in Mühlhausen das Gutachten eines Arztes, nung gewesen, als ihre Vertreter im Reichstage. Ich bin ein mit dem er persönlich zerfallen ist, das zu gunsten einer Rentene Flottenschwärmer und bin niemals so stolz gewesen, ein Deutscher bewilligung abgegeben war, auf das rücksichtsloseste zerzauft und dem au sein, als bei der Ranaleinweihung beim Anblicke der deutschen Das sind alles Bestimmungen der Arbeitsordnung, die für die Arzt unterstellt bat, daß er einen Betrugsversuch gegen die Versicherungs Flotte. ( Heiterkeit links.) Es mag ja für andere ein angenehmerer Arbeiter überaus drückend sind. Und wenn nun noch hinzukommt, anstalt geplant habe. Derselbe Stenglein war auch zerfallen mit Genuß sein, von der Gallerie des Feenpalastes herabzublicken auf daß sie durch Lohnverkürzungen bis zum vollen Wochenlohn dafür einem Premierlieutenant Ert. Der Streit war gekommen durch die murmelnde Produktenbörse.( Heiterkeit.) Daß die Sozialdemos verantwortlich gemacht werden, falls sie durch ungeschicklichkeit an Häfelei der Frauen. Stenglein haßte den Premierlieutenant fo fraten gegen die Marine- Ausgaben stimmen, beweist, daß die ganze der Arbeit etwas verderben, so muß man sagen, die Lage diefer sehr, daß er ihn auf alle Weise provozirte und ihn zu einem Standal Sache zum Nutzen des Reiches dient. Herr v. Vollmar hat Artillerie- Depotarbeiter ist feineswegs eine derartige, daß sie der kaiserl. reizte, um ihn unmöglich zu machen. Der Offizier war durch seinen gemeint, daß Deutschland genug habe an allen militärischen Werft und der Marineverwaltung eine besondere Ehre machen kann. Ehrenkoder gezwungen, den Ober- Landesgerichtsrath zu fordern. Lasten, solle die Abstimmung beweisen. Ich glaube nicht, daß die Nach meinen Vorführungen werden Sie wohl erkannt haben, wie Dieser verweigerte die Satisfattion, da der Lieutenant nicht anderen Parteien in diesem Sinne abgeftimmt haben. wenig die Meinung des Abg. Dr. Vielhaben, daß auf den kaiserl. fatisfattionsfähig und es ist dem Stenglein nicht Damit uns die Zufuhr nicht abgeschnitten wird, müssen wir Werften sozialdemokratischer Einfluß maßgebend ist, der Wahrheit gelungen, seinen mephistophelischen Plan, einen anerkannten eine stärkere Flotte als jetzt haben. Wir hatten 1878 auch noch entspricht. Es ist vielmehr das Gegentheil von dem, was Herr Ehrenmann unmöglich au machen, durchzuführen. Herr teine Kolonien. Die freie Fahrt auf den deutschen Meeren kann Vielhaben meinte, der Fall, die Arbeiter müssen sich wegen der Ent- Stenglein ist auch vom Standpunkte des Strafgesetzbuches eine unsere Flotte nur dann schüßen, wenn sie auf die hohe lassung hüten, Einrichtungen der Werften zu tadeln. Bezüglich des intereffante Erscheinung. Er war von Jugend an behaftet mit See dem Feinde entgegengehen kann. Zum Schutze des aus Lorenzen'schen Buches ist eine Aufbauschung erfolgt, die Mittheilung einem schweren Herzleiden. Er wurde deshalb vom Militär frei­gebreiteten deutschen Handels müffen wir auch mehr Schiffe über die Sache Gehlert entspricht nach feiner Richtung den That- gelaffen. Nun versuchte er bei mehreren deutschen Lebens­haben, auch wenn wir feine abenteuerliche Politit treiben wollen sachen. Da hat sich Herr Dr. Vielhaben falsch berichten lassen. versicherungs- Anstalten eine Lebensversicherung durchzusehen. Wenn die Herren Wörmann und Genossen den Reichstag ersuchen, Ich habe zu viel mit den Kieler Arbeitern verkehrt, um mir nicht Er wurde aber abgelehnt. Bor zehn Jahren gelang es die Flotte zu vermehren, so sollten sie auch dafür bezahlen. Dafür ein Urtheil erlauben zu können, ich weiß aber nicht, woher Herr ihm, eine Pariser Lebensversicherungs Gesellschaft zu würde sich wohl eine Form finden lassen. Auch die großen in Bielhaben seine Informationen hat. Seine Vorwürfe gegen die anlassen, ihn aufzunehmen unter Vorspiegelung falscher dustriellen Aktiengesellschaften tönnten von ihren hohen Dividenden Arbeiter der Werften sind ungerechtfertigt. Die Mehrheit der Arbeiter Thatsachen. Er erklärte nämlich, daß er weder mit einer etwas hergeben. Da ist viel Geld zu nehmen.( Heiterkeit.) Aber hat jedenfalls nicht das geringste gethan, um irgendwie den Lorenzen gefährlichen Krankheit noch mit einem schweren Gebrechen behaftet die Landwirthschaft wird es sich nicht nehmen lassen, ebenfalls oder den Gehlert zu beeinflussen.( Beifall bei den Sozialdemokraten.) fet, daß er noch niemals von einer Lebensversicherungs- Gesellschaft Opfer zu bringen, wenn hre Bertreter der Vermehrung der Staatssekretär Hollmann: Im allgemeinen vertheile ich keine zurückgewiesen sei und daß er militärfrei geworden fei, weil er sich Schiffe zustimmen. Gegen die Wehrsteuer würde niemand etwas geltend Bücher. Ich habe Fonds zur Verfügung, um die Arbeiterbibliotheken militärfrei gelooft hätte. Die Versicherungsgesellschaft bekam Wind von zu machen haben, wenn man die ärmeren Klassen davon frei ließe. zu vermehren. Ich habe auch nichts dagegen, wenn die Werkstätten dieser Geschichte und verklagte den Stenglein beim Gericht erster Instanz. Das von Windhorft angeregte Inferatenmonopol würde niemand die Gelder verwenden zur Beschaffung von Büchern, unter anderen Denken Sie, ein Richter wird wegen einer Handlung gegen§ 263 schädigen. Jetzt haben nur die Juden das Monopol für Inserate. auch der Lorenzen'schen Schrift. Die Arbeiter der Kieler Werft find des St.-G.-B. in einem Lande verklagt, das aber erst wieder­( Lachen links.) Es ist ein Fehler, daß die Regierung mit ihren bezüglich ihres Mittagessens in schlechten Verhältnissen. Es wird gewonnen worden ist. Die Sache wurde publit, es wurde eine Forderungen aufgetreten ist, ohne an die Deckung zu denken. Des mit Hilfe des Bau- und Sparvereins versucht, Arbeiterwohnungen Disziplinaruntersuchung in Rolmar eingeleitet und das Disziplinar halb find auch die Marineforderungen teine Barole für die Auf zu schaffen. Für die Arbeiter, welche in Riel wohnen, ist ein gericht des Ober- Landesgerichts erkannte auf Amtsentsegung des Lösung, wenn wir auch tros dieser Parole gestärkt wieder tommen Dampfer zur Verfügung gestellt, der von der Werft abfährt, Herrn Stenglein auf 9 Monate und Verfegung in eine andere werden. Die Regierung sollte sich entschließen zum energischen Schuge während die Arbeiter sonft zur Fähre gehen müßten. gleich hohe Stellung. Der Ober Reichsanwalt in Leipzß

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