Eisenfresser und Hitzkopf"

Die englische Presse zu dem traurigen Manöver"

Die ,, Times":

Hitler führt mehr und mehr in die auswärtige Politik Methoden ein, die ihm in der inneren Politik Deutschlands zum Erfolge verholfen haben. Aber es ist die erste Pflicht der anderen Regierungen, ihm zu beweisen, daß die Hand­Iungsweise eines Gifenfressers und Hitz= topfs ihm in der Diplomatie feinen Gewinn bringen wird."

Der ,, Daily Telegraph "

meint, daß die Aussichten der Friedenspolitik in Europa feineswegs gefährdet sind und feine Ursache besteht, sich maßlos zu beunruhigen: Die Lage bleibt genau so, wie sie vorher gewesen ist."

Die ,, Morning Post",

die die Meinung der unbedingten Konservativen wiederholt, bezeugt ihre Befriedigung über die Ereignisse in Genf :

Wenn es wahr ist, wie wir glauben, daß die Rüstungen nicht die Ursachen des Krieges sind, so hat uns dieses traurige deutsche Manöver vielleicht einen Vorteil gebracht, da es Verhandlungen ein Ende machte, die uns sehr viel kosteten und uns nur Kazenjammer bereitet haben."

Die ,, News Cronicle":

" Die Haltung Hitlers wird wahrscheinlich die britische Regierung nur in der Meinung bestärken, daß Deutschland nicht aufrüsten darf."

Der ,, Daily Mail":

" Die Haltung des Kanzlers, der die Abkehr Deutschlands von der Abrüstungskonferenz beschlossen hat, ändert nicht viel an der Lage des Reichs. Im Gegenteil: Der Entschluß Deutschlands , auch den Völkerbund zu verlassen, hat eine besondere Wirkung hervorgebracht. Wenn er ausgeführt wird zwei Jahre Kündigungsfrist find theoretisch, gemäß dem ersten Artikel des Vertrages, notwendig, damit eine solche Entscheidung wirksam wird, dann wird sich der Völkerbund in einer sehr schwierigen Lage befinden. Die neue Lage öffnet die Aussicht auf eine Menge Wahrscheinlich­teiten, denen man mit Ruhe entgegensehen muß. Unsere Regierung muß besonders besorgt sein, mit der öffentlichen Meinung in Großbritannien und mit den Empfindungen der Dominions in Fühlung zu bleiben. Nicht in der Tat des Kanzlers Hitler ist die augenblickliche Gefahr zu suchen, sondern in der Tatsache, daß sein Entschluß die anderen Mächte dazu drängen kann, sehr folgenreiche Maßnahmen zu ergreifen." Der ,, Daily Herald"

fagt, daß man jetzt mehr als jemals zum Völkerbund Vertrauen beweisen müsse, und daß Großbritannien die Pflicht habe, ihn zu unterstüßen und die Verpflichtungen aus dem Paft zu erfüllen. Indessen versichert er, daß es not wendig sei, sich vor einer Rückkehr der Politik der Bünd­nisse zu hüten."

Der ,, Manchester Guardian"

beglückwünscht sich, daß Frankreich Beweise der größten Kalt­blutigkeit gäbe und er erwähnt es als eine interessante Idee, daß eine Lösung der bestehenden Schwierigkeiten in einer direkten Fühlungnahme zwischen Frankreich und Deutschland gefunden werden könne.

Der ,, Daily Expreẞ "

möchte, daß Großbritannien die sich gerade bietende Ge­legenheit ergreife, um sich von seinen Verpflichtungen aus dem Locarno - Vertrag zu befreien, denn das sei seiner An= ficht nach die wesentliche Frage, welche die deutschen Ent­schlüsse für das britische Publikum aufwürfe.

Geni vertagt

Die kurze Sitzung des Hauptausschusses der Abrüstungskonferenz

Genf, 16. Oftober. Henderson schlug vor, daß der Hauptausschuß am Donners­tag, dem 26. Oktober, nachmittags wieder zusammentreten und daß am Tage vorher eine Sibung des Büros stattfinden folle. Dieser Vorschlag wurde ohne Aussprache angenommen, und Henderson schloß die Sigung mit den Worten an die Delegierten: Ich hoffe, daß Sie alle mit Instruktionen von Ihren Regierungen zum Abschluß einer Konvention wieder­fommen."

,, Selbstmord"

Der Letter der Stauereigenossenschaft Stauerei Einheit", Jan Templin, einer der bekanntesten Hafenarbeiter Ham­ burgs , hat im Gefängnis Fuhlsbüttel Selbstmord" verübt.

Braunhemd nicht pfändbar

( Inpreß): In der Preußischen Justia" erklärt ein Richter des britten Reiches", Landgerichtsdirektor Staud, daß es sich beim Braunhemd um Kleidungsstücke handelt, die für den Bedarf des Schuldners unentbehrlich und deshalb nicht pfändbar sind.

durch ein gewaltiges Plebisait beweisen. Vielleicht haben ihm die fanatisierten Massen noch nie so zugejubelt, wie in diesem Augenblick. Am Samstag hat der deutsche Freiheitss kampf erst wirklich begonnen, denn der Krieg an das außen­politische System des Liberalismus ist nun erklärt. Wenn es nun nicht zu Gefechten und zu Schlachten kommt und man sicher sein darf, daß es dazu nicht kommen wird, so liegt das ausschließlich an dem Charakter fener alten, vermorschten und müden Systemleute", die in London und Paris die Zü­gel halten. Man weiß sie in Berlin einzuschäßen, da man ihre Politik aus innerdeutschen Erfahrungen beurteilen zu kön­nen vermeint. Aber das ist ein verhängnisvoller Irrtum, denn hinter diesen Männern, die Gefangene einer unzeit­gemäßen Jdeologie sein mögen, stehen Völker, die ihre Le­bensinteressen wie ihre geistigen Güter verteidiger wollen. Das revolutionär: Tempo der nationalsozialistischen Außen­politik wird mit größter Wahrscheinlichkeit Kräfte entfesseln, über die sich niemand mehr täuschen fann, wenn erst der " Pestkordon" um das dritte Reich" gezogen ist. Dann wird auch der kleine Mann die erstickende Wirkung die­jes Weltbasses zu spüren bekommen. Die Schlacht in Deutschland hat Hitler zwar gewonnen, aber der schwerere Kampf steht ihm bevor

., Theatralischer Schrift"

London , 17. Ott. Die gestern von Reichsaußenminister Freiherr v. Neurath vor der ausländischen Presse abge­gebene Erklärung findet allgemein große Beachtung.

Daily Herald überschreibt seine Meldung: Deutsch­ land flagt Sir John Simon der Verdrehung von Tatsachen an, hofft aber noch immer auf eine Abrüstungskonvertion. Der Berliner Korrespondent des News Chronicle spricht von einer kraftvollen Verteidigung des deutschen Schrittes.

Daily Expreß bemerkt u. a., die gegen Sir John Simon erhobenen Beschuldigungen erforderten sofortige Zu­rüdweisung oder Aufklärung des evtl. Mißverständnisses. Daily Mail benußt die Gelegenheit, für die Ver­größerung der britischen Luftstrettmacht einzutreten.

Die Times, die bei ihrem, wenn auch in verhältnis­mäßig beherrschter Sprache gehaltenen Angriffen auf Deutschland in der Londoner Presse an der Spizze steht, spricht von dem theatralischen Schritt Deutsch= lands" und von der Gewohnheit von Diktatoren, die Aufmerksamkeit ihres Volkes auf auswärtige Aben­teuer abzulenken. Das Blatt ist der Meinung, es müsse untersucht werden, welche kollektive Aftion" möglich wäre,

Vortsehung von Seite 1

Deutschlands Unheil

Hinzu tritt die moralische und technische Auf= rüstung, an der niemand außerhalb Deutschlands zweifelt, und für die aus Deutschland selbst durch die jetzigen Macht­haber und ihre Organe Material genug geliefert wird.

Jede Außenpolitik, die Deutschland dienen will, muß darauf gerichtet sein, den Versailler Vertrag immer mehr zu revidieren und ihn schließlich durch ein wirklich fried­liches Vertragswerk zu ersetzen. Dieses Ziel aber fann eine deutsche Außenpolitik nur erreichen, wenn sie unter der öffentlichen Kontrolle thres eigenen Landes steht und von einem realen Pazifismus nach außen getragen wird.

Das jetzige deutsche Regierungssystem ist unverantwortlich nach innen und bei allen Friedensreden kriegerisch nach außen. Darum hat es Deutschland in die Isolierung geführt und wird es in den Abgrund stürzen, wenn die Entwicklung nicht durch die Beseitigung dieses Systems unterbrochen wird.

Der Außenminister der Tschechoslovakei, Benesch, der seine Worte zu wägen pflegt, hat unmittelbar nach dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund gesagt, dies sei ein Att psychologisch wie im Weltkrieg, als Deutschland den U- Boot­krieg begann. Es sei die letzte Phase im Kampfe des Hitle= rismus gegen den Völkerbund."

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um Deutschland tlar zu machen, einen wie schweren Fehler Synagoge der Gaunerei"

es mit dem Schritt von Sonnabend begangen habe.

,, Italien am Kreuzweg"

Die Basler Nationalzeitung"( Nr. 480) schreibt:

Im Palazzo Venezia war man seit etlichen Tagen sehr genau über die Absicht der deutschen Machthaber, die Lage zu forcieren und aus dem Völkerbund im entscheidenden Moment mit möglichst eklatanter Inszenierung auszutreten, unterrichtet. Vorstellungen, Hinweise auf die unausbleib­lichen Folgen und alle Vermittlungsangebote Mussolinis blieben wirkungslos, genau so wirkungslos, wie beim Ver­such, den einseitig vom Dritten Reich ausgehenden Konflitt mit Desterreich abzustellen. Die Erinnerung an diese Tat­sache und die scheinbar unpassende Zusammenstellung vom flott weiterarbeitenden Münchener Heßradio und dem be­rechneten Austritt aus dem Völkerbund, der sich nicht gegen ein kleines Land, sondern gegen die Welt überhaupt richtet, ist nötig, um die kritische Lage des faschistischen Italiens besser würdigen zu können. Mussolini wird die Geister, die er zur bequemen Silfeleistung beschworen, nicht los und

fein in die Ede, Besen, Besen seid's gewesen", will da noch helfen. Dies ist die Tatsache, die erwiesene, sichtbare und greifbare Tatsache. Man muß nur die Menschen heute in Italien reden hören man darf wieder in Italien reden und noch dazu laut!-man muß sie sehen, man muß die Zeitungen zu lesen verstehen, die sich zwischen dem Ja und dem Nein nonchalant durchzufinden suchen ohne jeden Erfolg übrigens, um zu merken, daß Mussolini bei Fortführung der hatenfreuafreundlichen Politik das Volt nicht mehr hinter sich hätte. Aber da in dieser verworrenen Zeit Tatsachen nicht allein entscheiden, bleiben für die fünftige Einstellung Italiens zur Stunde noch andere Faktoren ausschlaggebend. Denn wenn auch ein rascher Frontwechsel für die italienische Politik sicherlich keine unüberwindliche Schwierigkeit bedeuten würde, so hat sich Rom in diesem Fall doch zu weit engagiert. Der Faschismus ist politisch, wirtschaftlich und parteimäßig mit dem Deutschland Hitlers so fest verbunden, daß er gar nicht mehr in der Lage ist, aus eigenen Kräften eine Schwenkung durchzuführen.

Nun soll Italien vermitteln. Es will, denn es muß seinen Viererpakt retten, nachdem es nicht verhindern wollte, daß gegen den Völkerbund ein Dolchstoß von hinten geführt wurde. Um das zu erreichen, muß es den gegangenen Wea zurückgehen.

Reichstagsprozeß

18. Verhandlungstag Zeugen zugunsten Dimitroffs

Der Oberreich sanwalt nimmt Stellung zu den Be­weisanträgen, die RA. Dr. Teichert für die bulgarischen Angeklagten gestellt hat. Su den gewünschten Zeugenver­nehmungen, die ergeben sollen, daß sich Dimitroff mit Fräu­lein Anni Krüger nicht verlobt hat, erklärt der Oberreichs­anwalt, daß er persönlich auf diese Angelegen= heit feinen Wert lege, gegen die Vernehmung aber keine Bedenken habe. Soweit dann Zeugen vernommen werden sollen darüber, daß sie geglaubt haben, Dimitroff gesehen zu haben, tatsächlich aber einem Irrtum erlegen sind, beantrage er Ablehnung; denn das könne ohne weiteres als richtig unterstellt werden. Ebenso be antragt er die Ablehnung der Vernehmung des Schlaf­wagenschaffners, da ebenfalls unterstellt werden könne, daß Dimitroff in der Nacht vom 27. zum 28. Februar von München nach Berlin gefahren ist.

Abzulehnen feien auch weitere Anträge, durch die be­wiesen werden soll, daß eine Verwechslung anderer Menschen mit Dimitroff praktisch vorgekommen ist. Das könne als keiner Weise die Glaubwürdigkeit derjenigen Zeugen, die wahr unterstellt werden, beeinträchtige aber in Dimitroff wirklich erkannt haben. Zu dem Antrag auf Ladung des Rechtsbeistandes der komm. Fraktion, Felix Halle , bemerkt der Anklagevertreter Halle habe Deutsch­ land verlassen. Sein gegenwärtiger Aufenthalt sei der Be­hörde unbekannt. Der Kinofontrolleur Heinrich werde als Alibizeuge für Popoff und Taneff vernommen werden, ebenso Frau Gertrud Baumgart, die Popoff und Taneff im Kino gesehen habe.

RA. Teichert tritt verschiedentlich der Auffassung des Oberreichsanwaltes entgegen, worauf schließlich der Vor= sibende erklärte, daß der Beschluß des Senates über die Beweisanträge morgen verkündet werden wird.

Es wird nunmehr der Postschaffner Otto, der damals die Briefkastenleerung im Reichstage besorgte, als Zeuge vernommen. Der Zeuge schildert seine Beobachtungen bei der 9- Uhr- Leerung; er sei furz vor 8.45 Uhr zum Portal 5 gekommen und habe den Pförtner gefragt, ob noch jemand anwesend sei. Der Pförtner verneinte und sagte, Torgler

fei eben gegangen. Der Zeuge sei dann durch die Wandel

halle zum Portal 2 gegangen, wo er einen kleinen Kasten geleert habe, und sei von dort zum Postamt in der Wandel­halle gegangen, um auch dort den Kasten nachzusehen. Durch Portal 5 habe er dann den Reichstag verlassen. Es sei vollständig dunkel in der Wandelhalle ge wesen. Geräusche oder Gerüche habe er nicht wahrgenommen. Wenn er sich recht erinnere, habe mindestens der eine Flügel der großen Glastür zum Plenar. saal offengestanden.

Die Verhandlung dauert fort.

Für den Wahnwiß, der die nationalsozialistisch ver­blendeten Massen beseelt, ist folgende Stelle aus einem Auf­satz der Saarfront"( Nummer 202) bezeichnend:

Mag der Torso des Völkerbundes weiter zusammen­figen und Gemeinheiten ausheden. Er bleibt damit doch nur ein Trümmerstück, ein teurer Apparat und das Grab einer großen Hoffnung, ein Schacherplatz für die Rüstungs­industriellen der Welt, eine Synagoge der Gaunerei. Wir aber gehen ins Morgenrot. Ade Bölkerbund, ade Europa "! Das ist dieselbe Stimmung wie im August 1914: ier werden noch Kriegserklärungen entgegen= genommen." Das Ende wird dieser Verrücktheit ent= sprechen. Die Kosten zahlt leider das deutsche Volf. Hitler und seine Spießgesellen aber werden wie Wilhelm ihre Millionen im Auslande in Sicherheit bringen, wenn das Volt nicht besser aufpaßt. Es spricht manches dafür, daß es dies tut.

Vorstoß Tardieus

Für erhöhte Rüstungen und eine Regierung ohne Abhängigkeit von Sozialisten

Paris , 17. Oft. In der Liberte" schreibt Andre Tardieu unter der Ueberschrift Deutschland im alten Geleiſe":

Die meisten Zeitungen, innerhalb wie außerhalb Frant reichs, haben den deutschen Schritt vom Samstag durch Aus= drücke gekennzeichnet, die ich für ungenau halte.

Die einen haben von einer Bombe", einem Donner­schlag" und von Bestürzung" gesprochen. Die anderen haben jich beglückwünscht, daß die bisherige Politik Deutschland gezwungen hätte, sich zu demaskieren und die Lage zu klären. Weder das Erstaunen noch die Befriedigung scheinen mir angebracht zu sein. Deutschland fährt im alten Geleise: eine neue Station, das ist alles.

Im Frühjahr 1932 hatte die Reichsregierung gedroht, die Konferenz zu verlassen. Im Juli hat sie sich tatsächlich zurüc gezogen.

Andem fie fich bitten ließ zurückzukehren, erlangte sie die beklagenswerte Erklärung vom 11. Dezember, welche die Gleichberechtigung als einen Grundsatz der Konferenz an= erkannte, und gewann so die erste Partie. Sie hat diesen Er­folg einer Erpressung nicht vergessen

Deutschland erflärt weiterhin feine Ueberzeugung, daß es 1914 angegriffen und dann das Opfer haßerfüllter Steger geworden sei.

Stellen wir fest, daß die deutsche Wiederaufrüstung an einem Punkt angekommen sein muß, wo sie nicht mehr ver­borgen bleiben kann. Befreit von den Verpflichtungen Genfs, rechnet das Reich damit, sein Beginnen ungehindert fortseßen zu können.

Vergessen wir auch nicht, daß die nicht behobenen wirt­fchaftlichen Schwierigkeiten, mit denen Sitler zu kämpfen hat, ihn sicherlich das Bedürfnis verspüren ließen, eine außenpolitische Ablenkung zu suchen, welche die Unzufrieden­heit in Begeisterung verwandelt.

So erklärt sich eine lange vorbereitete Entscheidung, in der sich eine militärische Absicht mit den inneren Sorgen des Regiments treffen

Deutschland wird auf jede Weise seine Rüstungen fort­setzen ohne jeden Zweifel, Deutschland wird, ohne Rück ficht auf das Recht, der Ansicht sein, daß es fich, als es Genf verließ, vom Versailler Vertrag befreit hat. Was werden die Mächte tun?

Es ist unzweifelhaft, daß Deutschland juristisch durch den Vertrag von Versailles , durch seine militärischen Klauseln, durch die Klauseln der Entmilitarisierung des Rheinlands, gebunden bleibt. Wird man sie geltend machen?

Und wenn man sich dann einer Weigerung aussett, was soll dann geschehen?

Das ist das ganze Problem. Es ist ein politisches Problem, ein psychologisches Problem, eine Frage des Willens und eine Frage der Mittel.

Die Abrüstungskonferenz schließen, ohne weitere Erklä­rungen abzugeben, das hieße Deutschland zuviel Ehre er­weisen. Sie fortzuseben bis zum Abschluß einer Konvention, die für die deutsche Unterschrift offen bletbe, brächte eine andere Gefahr mit sich.

Man würde das Publikum auch täuschen, wenn man ihm nicht ausdrücklich erklärte, daß eine Parteiregierung, welche die Stimmen der Sozialisten nicht entbehren kann, der Autorität und des Vermögens ermangelt, um eine derartige Angelegenheit zu behandeln, wie gut ihr Wille auch immer sein möge.

Jedenfalls muß man am Vorabend der Finanzdebatte hoffen, daß es nun Schluß ist mit den Ab­strichen am Etat der nationalen Verteidi gung.

Die Zukunft verpflichtet zu anderen Interessen. Seit heute müssen wir ihnen Rechnung tragen.

Paul- Boncour

Paris , 17. Oft. Außenminister Paul- Boncour ist heute früh in Paris eingetroffen, um dem Ministerrat eingehenden Bericht über die Lage in Genf nach dem Beschluß Deutsch­ lands , sich von der Abrüstungskonferenz und dem Völker­bund zurückzuziehen, zu erstatten. Der Ministerrat wird auch Kenntnis von der Erklärung nehmen, die wie man allgemein annimmt- Ministerpräsident Daladier heute nachmittag in der Kammer zu dem Beschluß Deutschlands abgegeben dürfte.