In diesem Zusammenhang stehende Vorgänge zu änßern, ins besondere auch über die damalige politische Lage und die da: durch notwendig gewordenen Maßnahmen vor Gericht unter Eid auszusagen.

Nach kurzer Besprechung mit den übrigen Senatsmitglie

Diplomatic keine deutsche Kunst

dern verfündet der Vorfüßende den Senatsbeschluß, den Be Faschistische Tyrannei und Wilhelms II. Absolutismus

neisanträgen des Oberreichsanwaltes stattzugeben. Die Ver nehmung der Zeugen Heines, Schulz und Graf Hell. dorf soll bereits am Freitag erfolgen. Ministerpräsident Göring und Göbbels sollen vernommen werden, wenn das Gericht mit den politischen Erörterungen beginnt. Ueber einen Antrag des Angeklagten Dimitroff , ihm das Braunbuch zugänglich zu machen, wird der Senat mor­gen entscheiden.

RA. Dr. Sad weist auf ein Telegramm des Polizeipräft benten Heines aus Breslau hin, in dem dieser darlegt, daß er vom 26. Februar bis Anfang März in Gleiwitz war. Dr. Sad ersucht, Zeugen aus Gleiwis zu laden, die über den mehrtägigen Aufenthalt Heines dort aussagen sollen, nicht weil er an der Glaubwürdigkeit des Zeugen zweifle, son­bern weil die Mentalität des Auslandes es verlange.

Auch Oberleutnant Schulz habe brieflich mitgeteilt, daß er zu jener Zeit in Tubing frank gelegen habe. Gerade weil Oberleutnant Schulz in der Emigrantenpresse als Lügner hingestellt werde, beantrage er, auch mehrere Zeugen aus Tuzzing zu laden.

Da der Oberreichsanwalt feine Bedenken gegen biese Beweisanträge geltend macht, erklärt der Vorsißende, daß die von Dr. Sack beantragten Zeugen geladen und so bald wie möglich vernommen werden.

Die Sigung wird darauf auf Mittwoch vertagt.

Endlich erfaßt!

Im Konzentrationslager der christlichen Nächsten­liebe

In der Papen- fatholischen Germania" wird eine lange Predigt über den Sozialismus" Adolf Hitlers serviert, aus welcher der Bürger mit Befriedigung erfährt, daß dieser Herrliche deutsche Sozialismus" nur eine geistige Haltung" jei, aber in keiner Weise die irdischen Besitzver hältnisse antaste. Das würde uns jedoch nicht veran laffen, von dem Geschwafel Notiz zu nehmen, wenn wir nicht auch folgenden schönen Sazz in der Germania " fänden:

" Der Katholik, überhaupt der Christ, der bis hierher ge­folgt ist, hat vielleicht schon lange eine Ergänzung im Sinne. Sie soll hier ausgesprochen werden: Deutscher Sozialismus als Haltung und Gesinnung ist ganz schlicht gesagt im Lezten die Erfüllung des Christuswortes: Du sollst den Nächsten Iieben wie dich selbst."

Ganz schlicht gesagt... Das Konzentrationslager, die

Eine große Blöße

Wir entnehmen der Post Scripta", der Haagschen. Post:

, Diplomatie ist eine Kunst, aber keine deutsche Kunst. Das haben wir bei der Behandlung des holländischen Vorschlags hinsichtlich der Hilfsaktion für die deutschen Flüchtlinge unter dem Protektorat des Völkerbundes gesehen. Deutschland hat die Hilfsaktion erst nicht verhindern wollen. Das war eine löbliche Haltung. Danach kam plößlich der Widerstand, an dem das ganze Problem- zumindest als Völkerbunds­aftion- zu scheitern drohte. Darauf folgte wieder eine Be­kehrung zum Guten. Dadurch wurde die antideutsche Stimmung natürlich noch verschärft. Sie bekamen von allen Seiten den Wind von vorne. Selbst Italien , das gerne so vorsichtig wie möglich gegen Deutschland vorgehen möchte, nahm eine Haltung an, die Berlin scheinbar einen Schrecken einjagte Gegenüber den Nichteuropäern, die wahrscheinlich nicht alles, was man über die Behandlung der Juden ge­sagt hatte, glaubwürdig gefunden haben, haben sie sich da durch eine große Blöße gegeben. Auch die Art und Weise, auf die sie versuchten, die Juden aus ihrer Volksgemeinschaft zu stoßen und ihnen die Rechte der Minderheit zu entreißen, haben ihnen sicher keine Sympathien gebracht."

Deutschland erwache!

Wir lesen u. a. in het Volt":

In der nationalsozialistischen Presse hat man den Wunsch geäußert, daß Deutschland fich befreien sollte aus der tief­verächtlichen Gemeinschaft der demokratischen Staaten von Europa . Die deutsche Gesandtschaft in Genf hat sich bereits aus der sittlichen Gemeinschaft befreit.

Es besteht ein Punkt der Uebereinstimmung zwischen der faschistischen Tyrannei und dem Absolutismus Wilhelms II. Der Kaiser war verantwortlich für das Mißlingen der Ent­waffnungstonferenzen von 1899 und 1906. Das Hitler­regime strebt danach, die Entwaffnungskonferenz von 1932/33 mißglücken zu lassen. Immer wieder, wenn Deutschland in eine Forderung der Aufrüstungsfrage eingewilligt hatte, immer wieder, wenn es schien, daß man nun eine Basis ge­

schaffen hatte, auf der die Ronferenz fortgesetzt werden fonnte, sprach Deutschland einen Wunsch aus und sagte, daß seine Mitarbeit von der Erfüllung des Wunsches abhängen sollte.

Mit finsterer Ronsequenz fteuert Deutsch­ land auf eine neue, bis zu äußerster Schärfe zugespizten Gegnerschaft der Völker zu, auf einen neuen, ruchlosen, unvermeidlich zum Krieg führenden Bewaffnungswettstreit. Es ist durchaus begreiflich, daß in vielen Kreisen die Frage laut wird, ob ein Eingreifen der Völker, die ihre Kultur retter wollen, nicht die humanste und loyalste Methode ist. Begreif­lich, aber darum noch nicht richtig. Die Befreiung eines Volkes kann allein durch das Volk zustande gebracht werden. Den Teufel mit Beelzebub nertreihen. würde den Untergang Europas bedeuten."

Presse in Ketten

Der deutsche Korrespondent von Set Bolt" schreibt u. a.: Ein Journalist, der augenblicklich in Deutschland seinen Beruf ausübt, ist der Diktatur vollkommen ausgeliefert, und er muß jede Minute daran denfen, daß er nur ja nichts tut, was die Kraft des deutschen Volkes schwächen" tönnte. Die Folge ist, daß er nichts als Feuilletons schreibt und im übrigen einem widerlichen Byzantismus huldigt. Der deutsche Journalist ist ein willenloser flave des Propagandaministeriums geworden. An demselben Tage, wo das Preffegeses herausfam, ist es Minister Göring gelungen, ein anderes Gesetz im Reichse ministerium durchzudrücken. Und zwar ein Gesetz, das sich gegen die Journalisten wendet, die sich nicht der Diftatur unterworfen haben. Dieses Gesetz bedroht die, die im Aus land verbotene Zeitungen und Broschüren schreiben und ver­breiten und die, die sie nach Deutschland einführen und dort verbreiten, mit lebenslänglichem Zuchthaus oder dem Tode. Diese schredliche Maßregel fann allein durch die Tatsache erflärt werden, daß die Hitler regierung voller Schreden feststellen mußte, daß die Verbreitung von illegaler Literatur von Tag zu Tag zunahm."

Die Zeit arbeitet für Frankreich "

Folterung von tausenden von Marriſten, die Ermordung Ein rumänischer Reisebrief

Etellings, Fechenbachs, Grafs und all der andern, die Miß­handlung der Juden, all das ist im Letzten die Erfüllung des Christenwortes: Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst!" Wenn in Nürnberg und Mannheim die Judenlieb­chen" mit abgeschorenem Haar vom Mob durch die Straßen­geschleift werden, so geschieht das sicher im Namen dessen, der sogar die Ehebrecherin mit den Worten schüßte: Wer unter Euch rein ist von Sünden, der werfe den ersten Stein auf fie."

Kein Atheist hat die Lichtgestalt des milden Heilandes je so geschmäht und besudelt, wie es dieses fromme katholische Blatt tut, das die Hitlersche Barbarei als die Erfüllung, christlicher Nächstenliebe verherrlicht.

,, Ernste Bibelforscher" staatsgefährlich!

Nachdem die Polizei festgestellt hatte, baß die im Sommer aufgelöste Internationale Bibelforscher Ver= einigung in Erfurt geheime Zusammenkünfte abhielt und auch außerhalb Erfurts wieder ihre Propagandatätigkeit aufgenommen hatte, gelang es bei einer geheimen Zusam menkunft, fünf Personen, darunter den Leiter der verbote­nen Internationalen Bibelforscher- Vereinigung, nehmen. Zahlreiches Material, das vor der Auflösung bei­seite geschafft worden ist, sowie ein zur Propaganda benutztes Auto wurden polizeilich beschlagnahmt.

Reise im..dritten Reich"

Von einem Schweizer Juden

festzu­

Ein gelegentlicher Mitarbeiter in der Schweiz stellt uns folgenden Reisebericht zur Verfügung:

Der ausländische Beobachter kann tatsächlich im Zweifel sein, was Wahrheit ist und was Greuelpropaganda". Aber wenn man auch äußerlich sich unbehelligt bewegen kann, ge­schieht doch sehr viel, was niemand im Ausland weiß, und der Feldzug der Reichsregierung gegen die sog. Greuel­propaganda" beruhte mehr auf Abwehr als auf Wahrheit. Leider geschehen schlimme Dinge, denn es gibt kein Recht mehr in diesem Reich, das von entfesselten Trieben geleitet wird.

Der Jude hat immer Unrecht, ist ein neuer Rechtssazz. Wenn er die Hitlerstandarte nicht grüßt, wird er als staatsfeindlich belästigt; wenn er sie aber grüßt, wird er als artfremder Eindringling verhöhnt. Kehrte da in einer Großstadt um die Boykottzeit herum eine Gruppe Juden nach Hause zurück, als sich vor ihnen eine Gruppe Nazis postierte und provokatorisch, Heil Hitler" rief. Die Haltung der Juden, gemäß dem Sage Weh mir, wenn ich etwas sage; weh mir, wenn ich nichts sage" war unschlüssig, worauf die Gegner aggressiv wurden. Ein Jude erreicht die nächste Telefonzelle und benachrichtigt das Ueberfallkommando, es seien von Männern mit Hakenkreuzen und einem SA.- Mann Juden auf der Straße belästigt worden. Darauf die klassische Ant­wort: Unmöglich, ich hänge ab!" Am Boykottag selbst durften die SA.- Männer laut Weisung die jüdischen Ge­schäfte nicht betreten. Als in einer mittleren Stadt Deutsch­ lands sich die Bewacher trotzdem im Geschäft zu schaffen machten, kam das Ueberfallkommando erst, als der Inhaber meldete: Verfappte Kommunisten überfallen mein Ge­schäft!" Dieser Tip" war ihm von einem im Geschäft tätigen A.- Mann gegeben worden.

Was der Antisemitismus in diesen örtlichen Aus­wirfungen lokaler Natur fertig bringt, bewies einer jener berühmten Vorfälle, wo Juden auf Lastwagen durch die Stadt gefahren werden sollten zum allgemeinen An­schauungsunterricht. Da holte ein SA.- Mann einen alten Mann, den er gerade kannte, der aber zu Bette lag und nicht fommen fonnte. Als man ihn trotzdem auf die Straße zerren wollte, fam gerade ein jüdischer Handlungsgehilfe nach Hause, der bei diesem Mann wohnte, und erbot sich, an

Der französische Korrespondent Fernand Andre schreibt aus der Bukowina :

Wenn früher auch gewisse Kreise Sympathien für Deutschland , als es noch demokratisch regiert wuro, veg.en, so kann heute ruhig behauptet werden, daß durch die Methoden des neuen Deutschland unter Hitler eine ausge­sprochene Gegnerschaft konstruiert wurde. Die von Frank­ reich verfochtene Idee, die Nachkriegsverträge als unantaſt­bar zu erklären, wird hier heute als Ausgangspunkt für jedes politische und wirtschaftliche Handeln genommen. Hier­zu kommt noch, daß durch die mittelbare und unmittelbare Nachbarschaft der Freunde Frankreichs , und zwar Polens , der

Tschechoslowakei und nunmehr auch Desterreichs, eine Bafis für die Verfechtung der politischen Ziele Frankreichs ge­geben ist, wie sie nie günstiger war. Besonders der Abwehr kampf Desterreichs wird hier aufmerksam verfolgt und man wünscht dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Dollfuß vollen Erfolg.

Die Verhandlungen in Genf wegen der Abrüstung machen wohl einen gewissen beunruhigenden Eindruck, doch nimmt man diese Manöver des Herrn Hitler nicht zu tragisch. Man fieht, daß Deutschland heute alle Staaten gegen sich hat und erwartet, daß sich Frankreich nicht nur nicht unnachgiebig bei den Verhandlungen erweist, sondern auch künftighin den machtpolitischen Willens Deutschlands in seinen Grenzen hält. Man ist der Ansicht, daß die Zeit, wofür Frankreich gearbeitet

seiner Stelle mitzufahren. Da ihn der SA.- Mann nicht tannte, fragte er ihn, ob er sein Sohn sei. Auf seine Ant­wort, er sei aus X. und hier nur Zimmerherr, erhielt er die typische Antwort: Dann soll Sie der Kreisleiter in X. ein­Sperren!" Sehr häufig wurden Raufleute malträtiert, weil sie vor langer Zeit einmal einen Wechsel nicht pro­longierten oder Hausbesitzer, die einem zahlungsunfähigen Nazi kündigten. Als ein Optimist auf dem Beitreibungs­wege zu seinem Gut kommen wollte, herrschte ihn der dienst­tuende Richter an:" Wissen Sie, daß Sie vor einem deutschen Gericht stehen?"." Ja." Wenn Sie das wissen, ist es am besten, Sie ziehen Ihre Klage zurück!"

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Im großen ganzen beklagen sich die noch zugelassenen An­wälte nicht sehr über die Richter, da noch immer die alten

deutschnationalen Herren, für die Antisemitismus Ge­finnungssache und nicht Rowdytum ist, amtieren. Aber die arischen Anwälte merken sich genau die arischen Mandanten, die noch etwa einen jüdischen Anwalt beschäftigen, so daß auch wohlmeinende Christen nicht mehr in der Lage sind, einen Juden zu beauftragen. Mehr als einzelne Anrempe­lungen zeigt dieser planmäßige Aushungerungsfeldzug das Antlig des neuen Deutschland . An verschiedenen Gerichten wurden in den letzten Wochen Erlasse herausgegeben, in denen der Präsident die arischen Richter aufforderte, mit den entlassenen jüdischen Richtern überhaupt nicht mehr au sprechen und die noch im Amt verbliebenen nicht mit Herr Kollege" anzusprechen.

Ueber die Behandlung der 300 angefehensten Juden in Nürnberg , den Pogrom in Landau , das Wüten in Hessen wurden an dieser Stelle schon Einzelheiten mit­geteilt, die, so unwahrscheinlich es flingt, alle wahr sind. Auch die letzthin aus Breslau verbreitete Nachricht, daß der Verwaltungsdirektor Dr. Rechniß und der Handlungs­angestellte Rosenthal wegen eines an sich ganz unbedeuten­den Artikels im dortigen Gemeindeblatt ins Konzentra­tionslager eingeliefert wurden, bewahrheitet sich.

Das Wort Konzentrationslager" spricht kein Jude in einem Cafe hörbar aus, man spricht überhaupt nichts von Politik, da auch die Wände Chren haben. Der Besuch von Gafes, Theatern, Kinos usw. hat von jüdischer Seite ganz rapid abgenommen, was die Theater am meisten spüren. Wenn einem in einem Cafe, wie es mancherorts üblich ist, vom Kellner ein Zettel auf den Tisch gelegt wird mit der Aufschrift Juden werden hier nicht bedient", vergeht einem die Lust, weitere zu besuchen. Auch wird dauernd von SA.­

hat, und daß die durch die Verträge gegebenen Verhältnisse keinerlei Aenderung erfahren, dafür werden Frankreichs natürliche Verbündete und Freunde, zu welchen sich nunmehr auch noch Desterreich zählt, dessen weitblickender Führer Dr. Dollfuß die Zeichen seiner Zeit richtig verstanden hat, Sorge tragen.

Und das beruhigt wieder die Gemüter, deren Träger natürlich auch von der Krisis stark betroffen wurden und welche nur in Frankreich den einzig wahren Friedensfreund und Helfer aus dieser schweren Zeit sehen.

Die britische Labour- Partel Zunahme an Mitgliedern

Der Bericht der Parteieɣekutive ftellt eine Zunahme der Einzelmitglieder der Partet während 1982 um 82 830 feft, wonach insgesamt 371 607 Einzelmitglieder der Partei ange schlossen sind. Durch die Gewerkschaften sind der Partei fol­leftiv 1960 269 Mitglieder angeschlossen, trotz der Krise nur 60 000 weniger als bisher, durch sozialistische und genossen schaftliche Organisationen 39 911, um 3000 mehr als bisher, so daß die Gesamtmitgliederschaft der Partei 2 371 787 be­trägt. Seit der letzten Konferenz wurden die Sozialistische Liga und die Schottische Sozialistische Partei in die Partei aufgenommen

Leuten in den Cafes für SA.- Spende", Sturmfonds" und dergleichen mit klingender Büchse gesammelt, so daß man auffällig wird, wenn man öfter erscheint und nichts gibt. Die aufgenordeten Damen Wasserstoff nimmt als Auf­nordungsmittel zu würden in ihrer Begeisterung ihren letzten Fünfer opfern, wenn der Mann mit der Büchse er­scheint und als Zeichen des Dantes seinen Arm hebt.

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Doch soll auch jener gedacht werden, die kultivierten und humanen Sinnes den Radauantisemitismus ablehnen und sich durch die Ungebildetheit des neuen Systems persönlich beleidigt fühlen. Die Mehrzahl der Universitätsprofessoren, lehnen das System ab, der große Haufe der ehemals organi fierten Arbeiter hat für den Judenhaß wenig übrig, die republikanische Beamtenschaft, die die Wahrheiten über das alte Deutschland kennt, weiß, daß die Juden an der gegen wärtigen Lage unschuldig sind, da sie die politische Kon stellation absolut nicht beeinflußten. Viele Millionen denken noch anständig und kultiviert und fühlen sich bedrückt, genau wie die deutschen Juden, da eine Schicht als herr­schende auf ihnen lastet, die fulturell weit, weit unter ihnen steht. Medizinprofessoren haben durch Anschlag das Betreten von Krankenhäusern und Behandeln in SA.- Uniform ver boten, die Rektoren der Hochschulen bemühen sich, die jüdischen Studierenden nicht persönlich zu verletzen; doch zeigte bereits der Fall Cohn in Breslau , wie machtlos ein Rektor schon vor dem dritten Reich" den fanatischen Stu denten gegenüberstand. Wenn ein Jude mit Orden und Kriegsabzeichen auf einem Amt erscheint, mildert sich die Differenzierung ein wenig, da dann ganz einfach nur der Orden geachtet wird. So holt wieder jeder seine Dekora­tionen hervor, da der Feldzug nach 14jähriger Pause offen bar im eigenen Lande weitergeht.

Abschließend sei noch an einen Gelehrten erinnert, der anläßlich des historischen Boykottages dem Rabbiner und dem Gemeindevorsteher der Stadt sein Beileid ausdrückte und erklärte, er schäme sich, einem Volk anzugehören, das im 20. Jahrhundert seine Juden zur Auswanderung treibt. Derartige Sympathiekundgebungen erfolgten an vielen Orten und von vielen Seiten( selbst in der Schweiz erhielt ein Gemeindeführer Blumen), und sie taten wohl, da daraus ersichtlich war, daß vornehm denkende Menschen trotz allen Tamtams und aller Begeisterung nicht gleichzuschalten sind. - Aber leider, sie haben im heutigen Deutschland wenig zu sagen.

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