Deutsche Stimmen

Feuilletonbeilage der Deutschen Freiheit"* Dienstag, den 24. Oftober 1933* Ereignisse und Geschichten

Nicht blut- und acteigen" nicht ,, blut­

Was das deutsche Volk nicht lesen darf

Das thüringische Volksbildungsministerium hat Richt: linien über die Auslese der Bestände der öffentlichen Büchereien herausgegeben, denen wir folgendes ents * nehmen:

In die volkstümlichen Büchereien oder diejenigen wissen schaftlichen, die eine volkstümliche Abteilung führen, dürfen nur Dichter und Schriftsteller aufgenommen werden, die auf dem Boden der blut- und artbedingten Voltsgemeinschaft stehen und sich in ihrer geistig seelischen Haltung mit dem Schicksal ihres Volkes eins fühlen. Dichtungen dürften nicht nur nach ihrem formal­ästhetischen und literarischen Wert, sondern müßten gleich zeitig, in Zweifelsfällen sogar in erster Linie, nach ihrem volksmäßigen Charakter und Gesinnungswert beurteilt werden.

Zu entfernen sind insbesondere die Erzeugnisse jüdischen Geistes und die Werke, die aus dem bürgerlich- dekadenten Subjektivismus volkstumfremder und landschaftsferner großstädtischer Literaten verfaßt in ihrer Wirkung dahin führten, daß volksbegründende und volkserhaltende Ein­richtungen und Werte als Bagatellen behandelt, ironisiert und verfälscht werden. Ebenso sind auszuschalten die Er­zeugnisse, die der Propaganda des Klassenkampfes, des Marxismus, des Pazifismus, der antireligiösen, antifirch­lichen Bewegung oder einer paneuropäisch- weltbürgerlich eingestellten Geistigkeit dienen. Fremdsprachige oder aus fremden Cprachen übertragene Literatur soll nur insoweit im Ausleihverkehr belassen werden, wie sie deutsch - nor­dischem Empfinden artverwandt und seelenverbunden fei.

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Bei der wissenschaftlichen Literatur sei auszuschalten die margistische und pazifistisch- antimili tärische Literatur, die ausgesprochen liberalistisch­demokratische Tendenz- und Gesinnungsliteratur jüdisch­literatenhafter Prägung, ferner die durch die neueste Ent­wicklung überholte oder überflüssig gewordene staatsbürger­liche Literatur, Darstellungen, die die Geschichte, insbeson dere den Weltkrieg, materialistisch betrachten, ferner solche, die den Bulgär- Darwinismus vertreten, Werke der Freud­schen Richtung usw.

Das Ministerium hat eine Liste der Schrift fteller aufgestellt, die entfernt werden müßten. Eine Liste derjenigen ist in Vorbereitung, die in jeder öffentlichen Bücherei geführt werden müssen Auf der Liste der nicht zu führenden Schriftsteller befindet sich u. a. auch Thomas Mann , wobei ausgenommen sind seine Betrachtungen eines Unpolitischen" in der Erstfassung und

die Buddenbrooks ".

Eine so aute Kennzeichnung des deutschen Schrifttums,

das die Nationalsozialisten verfemen und verbrennen, ist selten zu finden. Der Mann, der sie geschrieben hat, ist nicht ohne Fleiß ans Werk gegangen, um den Wünschen seiner Auftraggeber zu genügen. Manchmal hat man den Eindruck, daß er alles getreulich zusammenstellte, was er früher selber gerne gelesen hat.

felten zu finden. Der Mann, der sie geschrieben hat, ist nicht

Nazi- Deutschland mit der Parole: Ausrottung aller past fistischen, weltbürgerlich- paneuropäischen Schriften! macht es seinen pazifistischen, weltbürgerlich- paneuropäischen Nach­barn nicht ganz einfach, an Hitlers Friedens- und Versöh­nungsrufe zu glauben.

Fudenglocke frei nach Schiller

Es liegt uns, so lesen wir im Aufruf", ein gelbes Heft vor, das in Form einer Parodie auf Schillers Glocke eines jener typischen antisemitischen Machwerke ist, aus denen die heutige Literatur des Hitlerlandes zu einem großen Teil besteht. Unter dem Titel Juden glode frei na ch Schiller" wird die Erinnerung an das Kunstwerk des edlen deutschen Dichters dazu mißbraucht, um eine Samm lung übelster antisemitischer Heßaufforderungen ins Volk zu bringen: Mit behördlicher Genehmigung, wie auf dem Umschlag ausdrücklich vermerkt ist. Wir bringen einige Proben:

Der Aron, die Sahra berechnen die Tara... Sie handeln mit Schwüren, das Schwindelgesindel, verfuppeln, verführen

und regen ohn' End'

die schmutzigen Händ'.

Sie füllen den knoblauch - duftenden Baden

manch' Deutscher schlingt sich um die Kehle den Faden,

doch der Jude sammelt tagaus und tagein

von den Schafen die Wolle, die Borsten vom Schwein

und fügte alte Hosen und Lumpen dazu

und hat keine Ruh

und fiel auch das Weltall in Staub und Trümmer

der schwindelt immer

Weh, ein frevelhaft Beginnen

macht sich jetzt auf Erden breit

doch zum Schuße gegen Spinnen,

gegen Wanzen, ruft und schreit:

Wer ist Herr im Haus?

Schmeißt den Juden raus,

wo er einmal festgesessen,

hat er stets sich vollgefressen.

Zeit- Notizen

Gemaßregelte Bibliothekare

Dr. Kurt Glaser( Kunstbibliothek, Berlin ), Dr. Willy Pieht und Dr. Heinrich Schneider( Lübeck ), Dr. Franz Schmid( Stuttgart ) wurden beurlaubt bzw. in den Ruhe­stand versetzt.

Passive Resistenzat

Die Führer" der Buchdrucker jammern darüber, daß die Ausfüllung und Rücksendung der Statistik- Karten sehr zu wünschen übrig lasse. Die Statistik ist im Monat September überhaupt nur zu 20 Prozent ausgefüllt worden. Der Ein­sendungstermin mußte daher verlängert werden. Auch Be stellungen auf die Monatsschrift" Der graphische Betrieb" Laufen faum ein. Es ist mit der Einstellung ber 3eitschrift zu rechnen.

Erziehungsgrundsätze

Für die Erziehung vom 6. Lebensjahr an formuliert die Zeitschrift Bolfsgesundheitswacht"( Nr. 5) folgende Grund­säße: In der Schule ist im Rahmen der Erziehungsauf­gaben das Hauptaugenmerk besonders zu richten auf die Charakterbildung im Gemeinschafts- und Raffegedanken;

Es wird dann geschildert, wie der schurkische Jude Levy den armen deutschen Bauer( die blonden Kinder frisch und gesund, sie hüten die Gänse im Wiesengrund) in Not, Elend und schließlich in den Tod treibt:

Konkurs

Wie in Delirien, die der Hunger schnf,

Raft buntgetarnt der Wahnsinn durch die Zeit. Er johlt und schreit und facht die Mordluft an, Zerschlägt, zerstampft die letzte Menschlichkeit. Bor Hunger ist das Volk schon halb trepiert. Mit Яhafiuniformen angetan,

Sieht man, wie es von Gauflern angeführt, In Massengräbern landen kann.

Das Bolf will menschlich leben, gerne schaffen, Es will im Grunde nur gesättigt sein, Und rennt den Worten hungrig glaubend In tötenden Koufurs hinein.

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Sie werden gegenseitig fich die Schädel spalten, Verbrennen ihre eigne schöne Welt! Bis der Konkurs einst, unbarmherzig, jähling Wird mangels Masse" eingestellt!

Bernard Shaw

über die weiße Rasse 10223

Bernard Shaw weilte fürzlich bei einem Cocktail, der ihm des Buches Die japanische Gefahr") gewidmet war, weil zu Ehren gegeben, aber dem Professor O'Conroy( Verfasser der große Satiriker feinen Alkohol trinkt. Bei dieser Ge­legenheit stellte Bernard Shaw fest, daß es eigentlich gar feine weiße Raffe gibt. In China , wo er voriges Jahr war, nannten ihn die Gelben" den Pink Man", das heißt etwa niemand von uns ist ganz weiß." den Rosenroten", und das mit Recht," sagte Shaw, benn

Fridericus in München Kitsch wie vor vierzig Jahren

bis

Anläßlich des Tages der Deutschen Kunst" geschah in München folgendes:" Im Prinzregententheater am Sams tag abend Friedrich bei Leuthen" zur festlichen Erst­aufführung, ein großes historisches Gemälde von Julius Bernhard. Walter Brügmann, bisher in der Schauspiel­regiè als Meister minutiöser Kleinkunst rühmlich bekannt, erwies sich hier als großliniger Maler al fresco. Das Sife Schlachtbild gelang unter Mitwirkung der SA.- Männer der Schüßenstandarte 1 und einer Jungvolfgruppe der NSDAP . ungewöhnlich farbig und geschlossen. Klug und eindringlich verkörperte Hans Schlend den König im Lebensstadium des Mannes zwischen den feststehenden Vorstellungen vom jungen und vom alten Friedrich. Soweit es der Text zuließ, konnte er selbst etwas von der dämonischen Getriebenheit des Genies ahnen lassen. Auf seinem Schimmel, inmitten seiner Generäle und die Schau seiner Truppen unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches abnehmend, ent­zündete er stürmischen Beifall."

merkis, ihr Barone!-

Und als das Jahr vorüber war, da lag der Bauer auf der Bahr, da war'n verarmt ihm Weib und Kind, verschachert der Hof mit Roß und Rind, der Jude bekam mehr als sein Geld, und blieb beliebt bei aller Welt... Der Jude wird natürlich Baron und als er stirbt, meint unser Dichter: Wir werden nicht traurig sein deshalb, Nein, einen Grabstein auch soll er noch haben: Hier liegt ein räudiger Jude begraben... Dem Verdienste seine Kronen, Untergang der Lügenbrut,

-

nicht auf gleicher Scholle wohnen,

kann der Deutsche und der Jud'..

fun

Ueberall

Nach Vernichtung der Juden müssen natürlich auch die müssen die Tüchtigen gehen

andern Bewohner der Erde drankommen:

Nordische Männer, voll Kraft und Mut, nimmer geraftet, nimmer geruht,

bis ihr gerettet Geist und Gut

von asiatischer Schlangenbrut.

Martige Sieger im Völkerstreit,

die ihr die Römer dem Tode geweiht

und gezüchtigt gallische Lüfternheit vorwärts, allzeit zum Kampfe bereit...

Wir sind gern bereit, das Original der Minderheiten­kommission des Völkerbundes sowie dem Auditorium der nächsten Rede des Herrn Göbbels in Genf zur Verfügung zu stellen. Der Dichter und Verleger heißt Bruno Matschte, als Drucort ist Beuthen , D. S., angegeben.

auf die Vorbereitung zur Wehrhaftigkeit; auf allgemein brauchbares Wissen und Kenntnisse ohne unnötigen Ballast; auf Vermittlung erbgesundheitlicher Kenntnisse; auf Aus= lefe der Schüler nach rassehygienischen Ge­fichtspunkten; auf Einpflanzen der Sehn= sucht nach nordischem, germanischem Ideal" 356

Verboten

Mar Hodann, Elternhygiene, Greifenverlag, Rudolstadt ; folgende Zeitschriften: Nen beginnen!"( Karlsbad ) Ge­rechtigkeit"( Wien , monarchistisch, gegen den Antisemitismus gerichtet) Nowy Dziennit( Krakau ): Vorwärts!"( Wien ,

An der Universität Leipzig find auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums die nichtbeamteten a. v. Doren Professoren 3ade( Pflanzenbaulehre), ( Wirtschafts­geschichte) und Hollback( Landwirtschaftliche Maschinenlehre) in den Ruhestand versezt worden. Auf Grund des gleichen Ge seges ist dem nichtbeamteten a. o. Professor für Frauenheilkunde on der Universität Leipzig, Dr. Stutsch die Lehrberechtigung entzogen worden.

Staatsminister a. D. Dr. Karl Hugo Lindemann. Honorar professor für Kommunalpolitik und Sozialpolitik an der Univers fität Köln, ferner dem a. o. Professor für Philosophie Dr. Helmut Pieffner und dem Privatdozenten für innere Medizin Dr. Daniel Laszlo, ebenfalls an der Universität Köln , ist die Lehre befugniß an der Kölner Universität entzogen worden.

Der Althistoriker Dr. Lothar Widert ist zum Professor bet der preußischen Akademie der Wissenschaft ernannt worden.

In Hamburg wurden die Universitätsprofefforen Rühler ( Direktor des Seminars für romanische Sprachen) und Laffe ( Arbeitsrecht und Staatslehre) auf Grund des§ 6 des Berufs­bemtengesetzes in den Ruhestand versezt, Prof. Joseph( Psychia trie) wurde die Lehrbefugnis entzogen.d

Der Landesschulrat Doermer und der Syndikus der Bür gerschaft Möndeberg wurden in den Ruhestand verfest.ut Aus Deutschland vertrieben_- in England geehrt

Der englische Joung- Pen- Klub hat Heinrich Mann , Lion Feuchtwanger und Ernst Toller zu seinen Ehrenmitgliedern ernannt.

Katholiken, schießt euch! ok

Buchdruckerfachblatt), De nieuwe Dag", Amstelbode"( m Katholiken,

sterdam). Bis 20. Oktober sind verboten Bolonte"( Paris ), " The Observer "( London ).( Deutsches Kriminalpolizeiblatt 1672).

Gnadenzeit für das Abendland

" Der Durchbruch der Deutschen Revolution bedeutet ste Ueberwindung der französischen Vorherrschaft, ein Herauf­Ueberwindung der französischen Vorherrschaft, ein Herauf­kemmen der deutschen Herrschaft und einer lesten Gnadenzeit für das Abendland."( Literarisches Zentralblatt Nr. 18 über ein Buch: Peters, Deutschland­wende!)

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Die Deutschen Führerbriefe" bringen in Nr. 72 folgende Ausführungen:" Die heroische Lebensauffassung verlangt, daß man für seine Ehre mit seinem ganzen Sein einzustehen hat und sie nicht händlerischen Gesezen unterstellen kann. ine Ehrverlegung kann nur durch Blut sühnt werden. Die folgerichtige Anwendung und Durchführung dieser den Staat tragenden nationalsoziali stischen Anschauung könnte dazu führen, daß die Waffe auch bei den fatholischen Verbänden eingeführt würde, so daß dieser Grundsatz eine Revolutionierung unseres ganzen Lebens hervorrufen würde."