Edouard Daladier  

Wer kommt nach Daladier  ?

Er selber?

Auszug aus Genf  

Die hitlerdeutschen Beamten müssen demissionieren

Genf  , 25. Oktober.  ( Eig. Bericht.)

Zugleich mit der Ueberreichung der deutschen   Note über den Austritt aus dem Völkerbund durch den deutschen   Kon­sul Dr. Krauel hat der deutsche Untergeneralsekretär Trendelenburg seinen Rücktritt erklärt. Das war am Samstagvormittag der vergangenen Woche.

Am Donnerstag aber hatte Herr Trendelenburg bereits der deutschen   Presse und den deutschen   Beamten die nötigen Direktipen für das weitere Verhalten in einer Geheim: besprechung gegeben. Daraus ging bereits hervor, daß sämtliche deutschen   Völkerbundsbeamten von Berlin   die Aufforderung erhalten haben, ebenfalls ihre Demission zu geben. Wie das so naziüblich ist, ließ man dabei durchblicken, daß

deutschlands   bereits wieder aufgenommen. Butler teilte mit, da eine offizielle Austrittserklärung noch nicht vorlag, daß die deutsche Regierung ohne Angabe von Grü..den ferngeblieben sei. Eine Anfrage unseres Kameraden Jouhaug über die Beantwortung einer Beschwerde der Arbeitergruppe wegen der Einterferung des Mitgliedes der Arbeitskonferenz Leuschner beantwortete Butler dahin, er werde erst in der nächsten Sigung in der Lage sein, darauf einzugehen.

Auch im JAA. wirft schon Deutschlands   Austritt schwere Schatten voraus.

Vier hohe deutsche Beamte, Ministerialdirektor Dr. Sigler, Sektionschef Dr. Fuhs, Ministerialrat Ruttig und Regierungsrat Dr. Berger haben dem

adun ein eventuelles Berbleiben in einer Stels Sirettor ibre Nemter bereits zur Verfügung gestellt. Neben

Ewa Paris, 25. Oktober.

Die Lage nach Daladiers Sturz ist noch ungeklärt. Am Dienstagvormittag hat der Präsident der Republik zunächst den Senatspräsidenten und dann den Kammerpräsidenten empfangen. Senatspräsident Jennerey erklärte beim Vers laffeu des Elysees, er glaube nicht, daß man die Sicherung des Franken   und die Sicherung des französischen   Gebietes mit der jetzigen Kammer erreichen könne. Kammerpräsident Bouisson erklärte, der Präsident der Republik wolle rasch vorwärtskommen. Seine Besprechungen würden morgen abend beendet sein.

Nach wie vor ist man der Auffassung, daß man diesmal alle Kräfte zur Bildung eines onzentrations fabinetts" sammeln wird. Die Kombinationen ver­fünden bereits: Dieses Kabinett soll links beginnen bei den Neusozialisten" und rechts bei der Gruppe Flandin  unter Ausschluß der Gruppen Tardieu und Marin. Als der aussichtsreichste Kandidat für den Posten des neuen Ministerpräsidenten wird nach wie vor der Marineminister Senator Albert Sarraut   genannt. In seinem Kabinett würde Flandin   das Finanzministerium und Daladier   das Außenministerium übernehmen. Ein Verbleiben Paul Boncours in einer kommenden Regierung wird in Pariser   politischen Kreisen für unwahrscheinlich gehalten.

Als möglicher Nachfolger Daladiers wird heute morgen in den Wandelgängen der Kammer außer dem Senator Sarraut auch Camille Chautemps   genannt. Manche behaupten auch, daß Daladier   sein eigener Nach­folger sein wird.

Daladiers Minderheit

Paris  , 24. Oft. Die Minderheit, die Dienstagnacht. der Regierung die Treue gehalten hat, seßt sich folgendermaßen zusammen: Ein Mitglied der Partei der Arbeitereinheit, 28 Sozialisten, 19 Sozialrepublikaner, 12 Mitglieder der Unabhängigen Linken, 156 Radikale, 4 Linksunabhängige, 12 Mitglieder der radikalen Linfen, 9 Parteilose.

Genfer   Abrüstungskonferenz Frankreichs   Stellung unverändert

Paris  , 24. Ott. Die französische   Kabinettskrise hat nichts an der französischen   Stellungnahme zur Abrüstungs­fonferenz geändert. In diesem Sinne äußerte sich heute Außenminister Paul- Boncour   zu den Vertretern der Presse. In Paris   vertritt man die Ansicht erklärt die Agentur Havas  , daß die Abrüstungskonferenz ihre Arbeiten fort­jeben müsse. Man sei nicht gegen die Vertagung, die vor­bereitet und wahrscheinlich am Mittwoch vom Büro der Ab­rüstungskonferenz und am Donnerstag von der Kommission beschlossen werden dürfte, vorausgesetzt, daß die Vertagung auf eine gewisse Zeit befristet werde. Eine gewisse Anzahl von Delegationen scheine für eine Vertagung auf unbe­stimmte Zeit zu sein. Frankreich   ziehe entweder die eng­fische Anregung vor, die darauf abziele, das Ergebnis der Volksabstimmung in Deutschland   vom 12. November abzu­warten, um danach die Politik der Reichsregierung beurteilen zu können, oder die Schweizer   Anregung, die Konferenz für den 1. Dezember erneut einzuberufen.

I ung, die völkerrechtlich in feiner Weise von der deutschen  Regierung abhängt, von dieser als vollendeter Landesverrat betrachtet und behandelt werde.

Als einzige Möglichkeit für solche Beamte oder Beamtinnen, die sowieso nicht nach Deutschland   zurückkehren können, be= steht noch die stillschweigende Hoffnung, daß man ihnen das Verbleiben als Techniker" nicht unmöglich machen werde. Weit entfernt, diesen brüsken Massenabschied etwa zu be= dauern, wird er von den internationalen Kreisen in Genf  geradezu als eine Erlösung betrachtet, da die Tätigkeit der deutschen   politischen" Beamten seit ihrer erfolgten Gleich­schaltung nur eine dauernde Quelle der Beunruhigung im Sekretariat war.

Inzwischen hat das Internationale Arbeitsamt seine Verwaltungsratssitzung unter dem Vorsitz seines Direktors Butler ohne die Teilnahme Hit'er me Site

diesen erst kürzlich zur NSDAP  . gepreßten Beamten wird haben.binding ge01 1 noch eine Reihe anderer dem Wink aus Berlin   zu folgen 2 3

Sizler ist nach Berlin   gefahren, um für die Zurücktretenden wenigstens noch sechs Monate Kündigungsfrist herauszus handeln, da sie alle nur mit Grausen das bequeme Leben in Genf   mit dem Strammstehen vor jedem Nazijüngling ver­tauschen. Eine solche Schiebung stände aber in flagrantem Widerspruch zu den von Sizler selbst beschworenen Statuten des JAA. Darin verpflichtet sich nämlich jeder Beamte, feinerlei Weisung von irgendeiner Stelle außerhalb des Amtes entgegenzunehmen oder zu befolgen. Der Rücktritt aller beruht aber gerade auf einer Weisung der deutschen   Regierung, weswegen denen, die gegen ihren internationalen Diensteid verstoßen haben, nicht noch Milderungen zugebilligt werden sollten.

35 Tote- 50 Verletzte

Das Unglück des D- Zuges Cherbourg- Paris Paris  , 24. Okt. Der D= 3ug 354( Cherbourg Paris), der Cherbourg heute früh um 6.10 Uhr verließ, ist 9.55 Uhr zwischen Couches und Bonneville entgleift. Die Lokomotive fiel in den Bach Liton. Mehrere Verlegte wurden bisher schon ins Hospital von Evreng gebracht. Man befürchtet, daß noch Tote unter den Trümmern der Waggons liegen. Der Verkehr ist auf beiden Gleisen unterbrochen. 35 Tote in Evreux  

hafter Eile betrieben. Die Katastrophe ereignete sich, als der Schnellzug mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilo­meter die Brücke über den kleinen Fluß Le Rouloir passieren wollte.

*

Paris  , 25. Oft. Die legten Meldungen aus Evreux  beziffern die Zahl der Todesopfer des Eisenbahnunglücks auf 35, die der Verletzten auf 50.

Ein Ingenieur der Eisenbahngesellschaft hat erklärt, man müsse drei Möglichkeiten als Ursache des Unglücks bereits jegt ausschließen, nämlich Sabotageaft, Nachgeben des Unterbanes der Geleise und Ueberschreiten der zulässigen Geschwindigkeit.

Das Unglück ereignete sich auf freier Strecke. Die Lofo­motive fiel um und stürzte in einen tiefen Graben. Ferner sind sechs Wagen entgleist, von denen drei buchstäblich zer splittert wurden. Die Unfallstelle bietet einen entsetzlichen Anblick. Aus dem Inneren der Wagen, deren Räder in die Puft ragen, ertönten Schreckens- und Hilferufe. Die auf dem Feld arbeitenden Bauern eilten herbei, beteiligten sich an den Rettungsarbeiten und sorgten für die Entsendung eines Hilfszuges. Beide Geleise der Strecke sind vorläufig gesperrt.

In den frühen Nachmittagsstunden waren schon 30 zum Teil furchtbar verstümmelte Leichen aus dem Trümmer­Haufen freigelegt. Bergungsarbeiten werden mit fieber­

Reichstagsprozeß

24. Verhandlungstag

Genf  , 25. Oktober. Der Delegierte der Vereinigten Staaten   bei der Abrüstungskonferenz, Norman Davis  , hat heute vormittag dem Präsidenten der Abrüstungskonferenz, Henderson, einen Besuch abgestattet. Gegenstand der längeren Meldungen aus London  , wonach die englische Regierung be­absichtige, in der morgen stattfindenden Sigung des Haupt­ausschusses der Abrüstungskonferenz die Vertagung des Hauptausschusses vorzuschlagen. Wie man hört, hat der ame rikanische Delegierte in der Besprechung mit Henderson sich ziemlich kategorisch gegen eine längere Vertagung der Ab­rüstungskonferenz gewandt. Mit einer fürzeren Aussetzung der Arbeiten des Hauptausschusses, etwa bis Mitte November soll aber auch Norman Davis   einverstanden sein. Wie weiter verlautet, soll auch Henderson einverstanden sein, daß die Arbeiten fortgesetzt werden sollen. Vorläufig besteht aber der allgemeine Eindruck, daß trotzdem vertagt wird. In

Besprechung waren, wie verlautet, die in Genf   eingelaufenen Karwahne phantasiert

mtb. Berlin  , 25. Oft. Die heutige Zeugenvernehmung be­ginnt mit der Aussage des nationalsozialistischen Reichstags= abgeordneten Karwahne, der zusammen mit dem Reichs­tagsabgeordneten Frey( München  ) und dem Landesbetriebs­zellenobmann Kroyer aus Linz   am Nachmittag des Brand­tages im Reichstag eine Begegnung mit dem Abgeordneten Torgler   hatte, der sich in Begleitung des Angeklagten van der Lubbe befunden habe. Der Name van der Lubbe sei ihnen damals natürlich noch nicht bekannt gewesen. Torgler  

Die Lokomotive entgleiste, durchbrach das Brückengeländer und stürzte, den Kohlenwagen und drei Personenwagen mit sich reißend, zehn Meter in die Tiefe. Die Lokomotive fiel in den Fluß. Der Lokomotivführer und der Heizer fanden dabei den Tod. Wie durch ein Wunder sind die letzten Wagen des Zuges auf der Strecke stehen ge blieben, so daß die darin befindlichen Reisenden sich so­fort an das Rettungswerk begeben konnten.

Die Unglücksstelle bietet einen entsetzlichen Anblic. Ber schmetterte Holzplanken, Eisenstäbe, Blechstücke, aerfeste Körperteile der Todesopfer bilden ein wüstes Durch

einander.

Vertreter der Gerichtsbehörden und hohe Polizeibeamte find an der Unfallstelle, um die Ursache der Katastrophe zu untersuchen. Bisher hat man lediglich feststellen können, daß bevor der Schnellzug die Unglücksstelle passterte, die Echienen auf eine Länge von etwa zehn Meter nachgegeben hatten, wahrscheinlich infolge der ungeheuren Regenfälle während der letzten Tage. Zur Zeit des Unglücks herrschte dichter Nebel.

Paris  , 24. Ott. Die Ursache der Eisenbahnkatastrophe bei St. Elier konnte noch nicht einwandfrei geklärt werden; doch vermutet man, daß der Unfall auf eine Verlagerung der Geleise zurückzuführen ist. Der Zug hatte im Augenblic des Unglücks eine Stundengeschwindigkeit von 110 Kilo meter. Bisher find 21 Tote geborgen worden. 10 Schwerverlegte und 20 Leichtverletzte sind mit einem Sonderzug nach Paris   gebracht worden.

Nein!

Auf illegalen Flugblättern in Berlin   wird ein Aufruf dcs Rentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutsch­ lands   verbreitet, in dem es u. a. heißt:

Das Rentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands   fordert alle Arbeiter, alle werftätigen Anti­faschisten am Tage der Abstimmung zur unerschrockenen Demonstration gegen die Wahlfälscher und Volksfeinde auf: Die Antifaschisten Deutschlands   stimmen mit einen un erschütterlichen Nein" als Ausdruck ihrer Todfeindschaft gegen den Arbeitermörder Hitler  , gegen seine Hunger- und Kriegspolitif."

welcher Form das geichteht um, wie es Frankreich   offen hatte, so bekundet der Zeuge, einen völlig anderen Eindruck Das Neueste

bar wünscht, einem Redaktionsausschuß zur Ausarbeitung einer Konvention einzusetzen, läßt sich noch nicht übersehen.

Dänemark   lacht W

RUND

FUNK

Der Propagandaminister:, Große Gestalt, blaue Augen, Langschädel, ovale Gesichtsform und kleine Nase kenn­zeichnen den gesunden, den echten, den rassereinen Arier." Socialdemokraten", Kopenhagen  .

als sonst gemacht. Er sah bleich aus und schreckte auch sofort zusammen, als er uns sah. Seine sonst zur Schau getragene Ruhe war vollkommen dahin. Später seien sie dem Abge­ordneten Torgler  , der mit einer anderen Person auf einer Lederbank vor dem Haushaltsausschußsaal saß, noch einmal begegnet. Um 4 oder halb 5 Uhr hätten sie, Karwahne, Frey und Kroyer  , den Reichstag   wieder verlassen. Die Verhandlung dauert an.

Staatssekretär a. D. Bredow verhaftet

Berlin  , 25. Oft. Wie die Justizspressestelle Berlin   mit­teilt, wurde heute früh der frühere Reichsrundfunkkommissar und Staatssekretär a. D. Dr. Hans Bredow   auf Grund eines richterlichen Haftbefehls festgenommen und ins Unter­suchungsgefängnis Moabit   übergeführt.

Dr. Bredow wird zur Last gelegt, in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsmitglied der deutschen   Sendegesellschaften in den bekannten Rundfunkskandal bei der Verschleuderung der Gelder der deutschen   Sendegesellschaften führend beteiligt gewesen zu sein. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Un­treue' n 19 Fällen zur Last gelegt. Nach dem Stande der Ermittlungen ist Dr. Bredow als Hauptverantwortlicher in der Rundfunkaffäre anzusehen.

London  , 24. Okt. Unterstaatssekretär Eden ist na Genf   abgereist.

Wie Reuter aus Georgetown   in Britisch- Guayana ( Demerary) meldet, hat eine Frau sieben Knaben das Leben geschenkt. Mutter und Kinder sollen sich wohl be finden.

Studententumult in Madrid Madrid  

, 24. Oft. Die Studierenden der Zahnheilkunde die mit einem Erlaß des Unterrichtsministers unzufriedes waren, drangen heute in die Hörsäle ein, zertrümmerten das Mobiliar, warfen es auf die Straße und steckten es in Brand. Hierauf errichteten die Studenten Barri taden, hinter denen sie sich verschanzten. Als Polizei erschien, zogen sich die Studierenden zurück. Dabei fiele aus ihren Reihen einige Schüsse. Verletzt wurde niemand. Mehrere Personen wurden verhaftet.

Gewitterstürme

San Sebastian  , 25. Oft. Die spanische Bastenküste ist von sehr heftigen Gewitterstürmen heimgesucht worden, die großen Schaden anrichteten. In der Ortschaft Renteria ist fein Haus vom Wasser verschont geblieben. Zwei Frauen sind ertrunken.