Geht es weiter in

Henderson ist für Fortsetzung

wtb. Genf  , 25. Okt. In der Verlautbarung über die heutige Sizung des Büros der Abrüstungskonferenz heißt es, Henderson habe zunächst auf die Ereignisse seit der letzten Sigung des Büros hingewiesen. Das Büro müsse bei den Entscheidungen, die es zu treffen habe, zwei wichtige Punkte berücksichtigen: 1. daß die Konferenz die Pflicht habe, eine Abrüstungskonvention auszuarbeiten, und 2. daß der britische Plan die Grundlage dieser Konvention bilden müsse. Es wäre katastrophal für die Konferenz, fuhr Hender­son fort, wenn Sie eine Politik annehmen wollten, die als Beweis Ihrer Unfähigkeit oder Ihres schlechten Willens aufgefaßt werden könnte. Das wäre ein ernster Schlag für den Völkerbund, die Sache der Abrüstung und die Ehre der Konferenz. Damit würden diejenigen ein Argument er­halten, die seit mehreren Monaten behaupten, daß gewisse Mächte ihre Rüstungen nicht herabsehen, und begrenzen wollen. Auf der Konferenz ruht eine schwere Verantwortung, von der nur durch eine in einem vernünftigen Zeitraum ab­zuschließende wirkliche Abrüstungskonvention entlastet

werden kann.

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Einer Vertagung der Konferenz bis zum nächsten Jahre widersetze er sich entschlossen. Alle Schwierigkeiten seien fein hinreichender Grund, um die Arbeiten der Konferenz zu unterbrechen. Henderson habe seine Ausführungen mit dem Vorschlag beschlossen, daß der Hauptausschuß das Büro bitten solle, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit die amette Lesung Dor dem Hauptausschuß spätestens am 4. Dezember beginnen fönne.

Der französische   Delegierte habe, fährt das Communique fort, den Vorschlägen des Präsidenten zugestimmt und er­flärt, daß die französische   Delegation vorbe­haltlos ein Arbeitsprogramm unterstütze, das eine Fortsetzung der Konferenz bedeute. Er habe hin­zugefügt, daß die ganze Arbeit der Konferenz sich ausschließ­lich in Genf   vollziehen müsse.

Der englische   Delegierte Eden habe gleich­falls die Vorschläge Hendersons angenommen. as Büro Nach einem Meinungsaustausch habe das Büro ein­stimmig die Vorschläge Hendersons gebilligt.

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Jouhaux  : ,, Wo ist Leuschner?"

BRIEFKASTEN

Dr. inr. M., Paris  . Daß der Vater Dr. Sacks noch Isaac" hieß, glauben wir nicht. Man muß den Juden nicht alles anhängen

wollen.

M., Amsterdam  . Der Reichsaußenminister von Neurath ist tein preußischer Junter. Er entstammt dem württembergischen Adel. Persönlich macht er nicht den Eindruck, als mache er die Politik der Hysterifer gerne mit. Aber er will wohl gern Außen­minister bleiben.

J. S., London  . Sie schreiben uns: Es wird Sie interessieren zu erfahren, daß Werner Krauß   hier in London   sich alle Mühe gegeben hat, um als respektabler judenfreundlicher Kuliurmensch aufzutreten. Am Vorabend seines ersten Auftretens in London  , der ren antifaschistischen Protesten begleitet war, empfing er einen Ber treter des hiesigen führenden englisch  - jüdischen Organs The " Jewish Chronicle", um ihm all seine Sympathie für die Juden und insbesondere für die von den deutschen   Bühnen vertriebenen jüdischen Schauspieler zu bekunden. Hier lege ich den Ausschnitt aus der betreffenden Nummer des Jewish Chronicle" bei. Es märe sicherlich von Nußen, wenn Sie diese Erklärung Krauß' ver öffentlichen und somit Hitler und Göbbels  , den Freunden von Krauß, die Möglichkeit gegeben hätten, zu erfahren, was ihr polis tischer Agent in London   über sie denkt. Oder waren wir bis jetzt über die Person des Vizepräsidenten der nationalsozialistischen Reichstheatergilde im Irrtum? Und war es nicht Krauß, der die Anlehnung von G. Hauptmann an Hitler   vermittelt hat?"

Das

ist ein hübscher Beitrag zur seelischen Vielseitigkeit großer Künstler. Nicht alle können ihre Gesinnung wie ihre Rolle wechseln, aber leider sehr viele. Wer glaubt, daß hohe Kunst immer mit hoher Menschlichkeit verbunden sein muß, wird öfters Enttäuschungen erleben.

Jwo, Madrid  . Sehr interessanter Beitrag, aber aus Raummangel müjen wir verzichten.

Die Fehlspekulanten kommen." Wir können uns nicht ent­schließen, Ihren Aufsatz zu veröffentlichen. Er könnte auch ehren­hafte Emigranten schädigen.

H. W., Genf  . Die Nachricht wurde von einer Korrespondenz vers breitet. Wie Sie sahen, haben wir sie nur als Antwort auf eine Briefkastenanfrage benutzt. Gleichschaltung?" Bei so offen kundiger Rassenschande? Herzliche Grüße.

E. G., Jerusalem  . Alle Beiträge sind gut, aber wir können nur felten einen verwenden. Der Stoffandrang ist zu groß.

T., Luremburg. Sie haben auf einer Reise durch Deutschland  m.rschierende SA. noch immer singen hören: Wenn Judenblut vom Messer sprißt, dann gehts noch mal so sein". Auch Siegreich wellen wir Frankreich   schlagen..." hörten Sie SA.- Leute fingen. meint waren und die SA. zweifelte auch nicht.

wir

Der französische   Gewerkschaftsführer fragt und bekommt keine Antwort baben nie daran gezweifelt, daß die Verbote nicht ernst ge­

Genf, 24. Oft. Der Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes beschäftigte sich in seiner Sizung vom Dienstag nachmittag mit der Angelegenheit des deutschen   Arbeiter= delegierten Leuschner, der bekanntlich nach der Iezten Arbeitskonferenz in Deutschland   verhaftet wurde und gefangen gehalten wird, weil er sich von Len nicht miß­brauchen lassen wollte. Auf eine Anfrage des französischen  Arbeiterdelegierten Leon Jouhaug erklärte der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes, Butler, daß er am 31. Juli ein Schreiben des Reichsarbeitsministers erhalten habe, in dem ausgeführt sei, daß die Festnahme und die Gefangenfeßung Leuschners in keiner Beziehung stehe zu seiner Tätigkeit als Mitglied des Verwaltungsrates des Internationalen Arbeitsamtes. Eine spätere amtliche Mit­teilung bestätigte, daß die Festnahme Leuschners einzig mit seiner früheren Tätigkeit in Deutschland   zusammenhänge, wegen der eine gerichtliche Untersuchung gegen ihn ein­geleitet worden sei.

Leon Jouhang

erklärte darauf, daß die Arbeitergruppe die von der deutschen  Regierung abgegebene Erklärung über die Festnahme und Gefangenfeßung Leuschners nicht annehmen könne. Wenn Leuschner sich in seinem Amt als Innenminister des Frei­staates Hessen eines Verbrechens schuldig gemacht habe, so müsse man sich fragen, wie die deutsche Regierung dazu kam, ihn zum Mitglied der deutschen  Delegation an der internationalen Arbeits­konferenz dieses Jahres zu ernennen. Die ganze deutsche Delegation habe damals Instruktionen er=

Original gegen Kopie

Der italienische   Diktator lehnt seinen deutschen  Imitator ab

Vor einigen Tagen hat Mussolini   vor 35 000 Schwarz­hemden gesprochen. Seine Rede enthielt deutliche Spizen gegen seine stümperhaften Nachahmer in Berlin  . Die Ab­lehnung der Hitlerei wird noch deutlicher durch einen Aufsatz der Lavoro Fascista:

Die Worte, die die unruhige und verwirrte Welt er­wartet, fann ihr nur Rom   und der Faschismus geben und kann nur unsere lateinische und mediter rane, von Mussolini   gepriesene Rasse aussprechen, deren ureigenster und wichtigster Vertreter er selber ist. Dies wird sicherlich erfolgen, nicht weil wir glauben, eine be= sondere göttliche Mission zu haben, sondern weil die ganze moderne Kultur römisch ist: Römisch ist das Recht, das alle zivilisierten Völker regiert, römisch die Doktrin der gesunden Regierung, römisch die katholische Religion. Europa   und die Welt haben an dem Tag, an dem sie die Grundlagen der römischen Weisheit ver­ließen, die große Richtung der Zivilisation verloren. Der Faschismus verbindet mit diesen Grund­lagen die lebendige Schärfe und genaue Feinfühligkeit für die Notwendigkeit der neuen Probleme der modernen Welt. Einen andern Weg gibt es nicht.

Der Nationalsozialismus predigt deutsches Recht, deutsches Christentum, deutsche Grundlagen für die Kultur.

Mussolini   belehrt sie: Das ist alles Blech. Aus Rom  kommt alle Weisheit. Roma locuta, causa finita.

Auch Mussolini   übertreibt grotest, aber soviel hat er immerhin aus seiner marristischen Schulung gelernt, um sich nicht in nebelhaften Fantasien zu verlieren wie Seine Ignoranz der Herr Reichskanzler Adolf Hitler  .

*

Die Neue Züricher Zeitung" beurteilt Mussolinis Rede so:

Mit diesen beiden Feststellungen reißt Mussolini   der nationalsozialistischen Propaganda eine Initiative aus der Hand, die heute noch theoretischer und intellektueller Art ist, schon morgen aber leicht auf das Politische und Soziale Anwendung finden könnte. Mussolini   als Schöpfer und Ver­wirklicher des Faschismus, der nun einmal in Italien   ent­standen und im Ausland lediglich nachgebildet worden ist, läßt sich nicht durch propagandistische und pseudowissenschaft= liche Vorstöße übertrumpfen. Er verteidigt das Primat des italienischen   Faschismus gegen die den Geist des Faschismus herabmindernde Einstellung des Nationalsozialismus. Die Worte, die er auf der Piazza Venezia   vor versammeltem Volfe ausgesprochen hat, besißen allgemeine Geltung und grundsätzlichen Wert."

halten, die Leuschner nicht gestatteten, an den Arbeiten der Konferenz wie auch an denen der Arbeitergruppe teilzu­nehmen. Der wahre Grund seiner Festnahme und Gefangen­jebung liege in der Tatsache,

daß er sich geweigert habe,

den gegebenen Instruktionen nachzuleben. Der Verwaltungss rat habe somit das gute Recht, gegen diese Verlegung der individuellen Freiheit und gegen diese Verlegung des Rechtes zu protestieren, das allen Mitgliedern der internationalen Arbeitskonferenz durch den Friedensvertrag ausdrücklich zuerkannt wird. Die Delegierten und erst recht die Mit­glieder des Verwaltungsrates könnten ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie sich uneingeschränkter Unabhängigkeit er­freuen. Wenn man die Leuschner zugefügte Behandlung billige, so gebe es keine internationale Arbeitsorganisation und feinen Verwaltungsrat des internationalen Arbeits­amtes: mehr. Es werde in 3ukunft nur noch Re­gierungsagenten geben.

Der französische   Regierungsdelegierte Piquenard unterbreitete dann im Namen von mehreren Mitgliedern der Gruppe der Regierungsdelegierten einen Resolu tionsentwurf. zu dem Leon Jouhaug verlangte, daß er in dem Sinne ergänzt werde, daß das Internationale Arbeitsamt im Namen des Verwaltungsrates die Haft entlassung euschners verlange und daß der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes ermächtigt werde, diesen Protest der deutschen   Regierung zur Kenntnis zu bringen.

Ehrendolch"

Der Generalsekretär der faschistischen Partei Italiens  , Starace  , ließ am Montag im Braunen Haus   in München   so meldet der Völf. Beobachter" dem Stell: vertreter es Führers, Rudolf Se ß, durch den italienischen Generalkonsul in München  , Minister Pittalis, den Ehrendolch der faschistischen Partei übers reichen.

Auch wir wüßten kein besseres Symbol für die faschistisch­nationalsozialistische Brüderschaft als die Waffe der Meuchel­mörder und Banditen den Dolch!

Einige Naziblätter berichten von Ehren sold". Dolch und Sold, beides zusammen ist der Traum jedes nativ­nalen Erneuerers.

Dr. A. Sliosberg

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a) Allgemeine

Deutscher in Paris  . Auf der deutschen Botschaft in Paris   liegen die Bulletins d'Informations der deutschen Reichs hehn aus.( Reichsbahnzentrale für den deutschen   Reiseverkehr.) Auf der dritten Seite rühmt sich die deutsche Reichsbahn ihrer Leistungen anläßlich des Nazi- Parteitags in Nürnberg   mit folgen­den Worten:

335 000 personnes devront être amenées de toutes les parties de l'Allemagne dans cette ville dans l'espace de deux jours. C'est une véritable mobilisation, qui correspond par son étendue a celle   de 1870.

Das schreibt kein berufsmäßig landesverräterisches" Organ wie wir, sondern die deutsche Reichsbahn und schickt es in großen Mengen an die Franzosen. Wenn Sie uns nicht das Original zu geschickt hätten, würden wir bei unserm unerschütterlichen Glauben an Deutschland   nie für möglich gehalten haben, daß auch die Reichsbahn   Idioten für die moralische Eroberung des Auslandes beschäftigt. Wir hielten das für ein Reservatrecht der deutschen  Diplomatie.

Schulfreund, Lugano  . Sie schicken uns die folgende Notiz aus der Hessischen Presse( Mainzer Anzeiger"): Das Staatsministerium hat angeordnet, daß innerhalb der Schulen oder bei Schulveranstal tungen außerhalb der Schulen andere Uniformen oder Trachten als die der nationalsozialistischen Organisationen nicht getragen werden dürfen, um unliebsame 3wischenfälle mit An gehörigen anderer Verbände zu vermeiden." Die Hitler  - Uniform hat also Schulmonopol. Wir vermuten, daß bei den unliebsamen Zwischenfällen" einige geweihte braune Kittel in Unordnung gerieten und damit zugleich die Staatsautorität be­schädigt wurde. Künftig darf sich nur braun untereinander ver prügeln.

,, Mon Paris"

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Man schreibt uns: Mon Paris", Rue du Colisee, hat seine Wiedereröffnung gefeiert Robert Burnier, ein sehr bekannter Films und Theater- Lebensspieler hat mit einem Bombenerfolg debütiert, am Klavier von seinem Komponisten und Duettisten Claude Bingault begleitet. Mary Ditrig, schon sehr gut in Paris   bekannt, bis vor kurzem Star der Folies- Bergere, landete ebenfalls einen großen Erfolg. Lydie Doren und Eicolas, ein sehr bekanntes Tanz paar, füllten das Programm sehr anregend aus. Das Orchester Rolph Camyll, heute eines der besten Tanzorchester Europas  , bildet eine der größten Attraktionen. Während des Diners spielt die Zigeunerkapelle von Scheherazade  . Die Küche gilt als eine der besten von Paris  , für wenig Geld was für Kenner!

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