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Görings Kronzeuge
Man schreibt uns:
Wer ist der„ Zeuge Karwahne "?
In den ersten Jahren der Nachkriegszeit tauchte unter der Arbeiterschaft Hannovers ein in ihren Reihen bis dahin seinem nicht zu übertreffenden Phrasenradikalismus einen unbekannter Mann auf, der es jedoch bald verstand, dank gewissen lokalen Ruhm zu gewinnen. Keine größere Betriebsversammlung, ohne daß Karwahne als Referent auftrat; teine öffentliche Kundgebung ohne Karwahne als Diskussionsredner; feine Demonstration, ohne daß Karwahne sprach und in reichlich verworrenen, anarchistisch anmutenden Ausführungen zur„ Aktion" aufrief. In der Kommunistischen Partei, der Karwahne sich dann bald anschloß, spielte er zunächst keine Rolle: er wirkte an
der Peripherie und
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redete, redete, nur bestrebt, seinen
Ruf als der Linkeste",„ der Radikalste" immer wieder erneut zu bestätigen. In den Oktobertagen 1923 war Karwahne , bereits nach der Niederwerfung des Hamburger Aufstandes, aus allen Leibesfräften mit Vehemenz darum bemüht, in Hannover den„ Endkampf" um die Räterepublik zu proflamieren und Massen zur Bewaffnung aufzurufen.
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die
1924 wurde Karwahne in das Stadtparlament von Han nover gewählt. Er rückte zugleich auch in die Bezirksleitung Niedersachsen der KPD. auf. Nun begann seine große Zeit": ohne sich darauf zu beschränken, eine tolle Hezze gegen die Sozialdemokratie, auch gegen sozialdemokratische Betriebsproleten zu betreiben, ging Karwahne dazu über, zusammen mit einer Gruppe seiner politischen und persönlichen Freunde- seine Anhängerschaft rekrutierte sich aus lumpenproletarischen Elementen der Unterwelt und reichte bis in die Umgebung des Polizeispiels und Massenmörders Haarmann Ueberfälle auf politische Gegner zu organisieren. Eine nicht geringe Anzahl von Arbeitern, die sich von Karwahne hatten beeinflussen lassen, gerieten sehr bald vor die Schranken der Justiz und wurden zum Teil zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Karwahne versuchte auch Arbeiter zu Attentaten auf den Oberpräsidenten Noske und den Oberbürgermeister Leinert in Hannover zu verleiten, doch wurde er daran gehindert. Karwahne beliebte es damals, gegen besonnene, ihm unbequeme Parteigenossen mit Brachialgewalt und wie es sich später herausstellte- Denunziationen zu kämpfen". Ein ehrenwerter A.ann!
1925 organisierte Karwahne, der zweifellos damals schon als bezahlter Agent provocateur lebte, einen regelrechten Bandenkrieg gegen die KPD . Diese Kampagne ging soweit, daß er seine Getreuen zur gewaltsamen Gr: stürmung, Besetzung und Demolierung des Parteibüros und der Redaktionsräume der„ Niedersächsischen Arbeiterzeitung" aufputschte. Nachdem er wegen„ politischen Banditismus" ausgeschlossen worden war, deckte Karwahne seine Karten auf: er lief mit Paufen und Trompeten zu den Deutschnationalen über und betätigte sich als berufsmäßiger Kommunistenfresser. In der„ Niederdeutschen Zeitung" erschienen nun ganze Serien von schauerlichen„ Enthüllungs"- Artikeln, in denen Karwahne in der schäbigsten und verlogensten Weise gegen die Kommunisten und Marristen
hetzte.
Bald stand Karwahne unter der Hakenkreuzfahne Hitlers , in dessen Reihen er als Spezialist für die Bekämpfung und Verleumdung der„ Kommune" wirkte. Wieder trat er als hysterischer Redner in öffentlichen Versammlungen in Stadt und Land auf- jetzt hetzte er gegen die„ roten Verräter" und schrie nach Abrechnung und Rache. Gelegentlich der verschiedenen Deutschen Tage und Naziaufmärsche betätigte sich Karwahne als Organisator des Terrors gegen die Arbeiterschaft.
1930 gelangte mit dem großen Schub auch Karwahne als würdige Zierde der NSDAP. - Fraktion in den Reichstag , wo er jedoch meistens in reichlich alkoholbeschwertem Zustande in den Restaurationsräumen zu treffen war. Nur bei besonderen Anlässen bei Krachs und Prügeleien war Karwahne auch im Plenarsaal zu sehen, als wüster Krafeeler und Schreier. In seiner Domäne Hannover konnte MdR. Karwahne in den letzten Jahren sich als Banditenführer austoben. Er war es, der die wiederholten provokatorischen Demonstrationen der Nazi in die Arbeiterviertel organisierte, der bewaffnete„ Ausflüge" aufs Land veranstaltete und sehr häufig als Spezialist für die Terrorisierung der Arbeiterschaft Straferpeditionen gegen die Roten in das benachbarte Braunschweig unternahm.
Der Lohn blieb nicht aus: im Mai 1933 wurde Pg. Karwahne zum Gauleiter der NSBO. und bald darauf als wohlbestallter Treuhänder der Arbeit" für Niedersachsen eingesetzt.
Das ist der Kronzeuge Görings gegen Dimitroff , Torgler und ihre Genossen.
25. Verhandlungstag Fortsegung aus Nr. 111. Widersprüche Kroyers
Der Angeklagte Dimitroff ruft dem Zeugen Kroyer sehr erregt zu: Ich glaube nicht, daß Sie in der Brandnacht nach Mitternacht ausgesagt haben, sondern Sie sind erst am nächsten Morgen auf andere Veranlassung erschienen. Der Vorsitzende ersucht Dimitroff , sich zu mäßigen. RA. Dr. Sad weist darauf hin, daß es in dem Vernehmungsprotofoll des Zeugen Kroyer heiße, der erste Begleiter Torglers habe auffällig versucht, sich hinter Torgler zu versteden. Darüber habe der Zeuge heute nichts gesagt. Kroner erwidert, er habe heute befundet, daß der Beaieiter Torglers hinter diesem gedeckt einherging. Diesen damaligen Eindruck, daß der Mann sich hinter Torgler versteden wollte, erbalte er beute nicht mehr aufrecht.
Protest Torglers
Auf weitere Fragen des RA. Dr. Sack befundet Kroner, daß er bei der Begegnung mit Torgler irgendeinen Argwohn noch nicht gehabt habe; als aber nach dem Bekannt werden des Brandes Karwahne sagte, Torgler müsse da
hinterstecken, habe er gemeint: Ja, Du kannst Recht haben. Angeklagter Torgler : Nach der Vernehmung der drei Zeugen Karwahne , Frey und Kroyer möchte ich erklären, und ich betone ausdrücklich, daß diese Erklärung der reinen und lauteren Wahrheit entspricht: Ich bin niemals, auch
nicht am 27. Februar 1933, mit einem Manne namens van der Lubbe oder mit dem Angeklagten van der Lubbe selbst hier durch diesen Gang gegangen. Ich habe auch niemals van der Lubbe vor Dienstag, 28. Februar, vormittags 11 Uhr, gesehen oder gesprochen. Ebensowenig hat ein Mann namens Popoff mit mir zusammen jemals im Vorraum dieses Saales gesessen. Ich habe Popoff erst im Laufe der Voruntersuchung kennen gelernt. Diese meine Erklärung entspricht der reinen und lauteren und vollsten Wahrheit. Vorsitzender: Sie haben die bestimmte Erklärung des Angeklagten Torgler gehört. Zeuge Kroyer : Ich halte meine Aussage aufrecht!
Beweisantrag Dr. Sacks
Der Oberreichsanwalt fragt den Zeugen, ob es Torgler und van der Lubbe bei der Begegnung als zusammengehörend angesehen habe. Der Zeuge bejaht das. RA. Dr. Sad stellt einen Beweisantrag, zwei frühere Fraktionsdiener der SPD. als Zeugen zu laden, die in der Art des Ganges und der Haartracht eine gewisse Aehnlich feit mit van der Lubbe aufweisen sollen. Der Oberreichsanwalt ersucht um Ablehnung des Antrages. Der Anges flagte Dimitroff stellt an den Zeugen mehrere Fragen
„ L'ENVERS VAUT L'ENDROIT"
Wendet sämtliche Garderobe! Umänderung sämfl. KLEIDUNG!.
MASSANFERTIGUNG
45, rue de Châteaudun , 45 5 Prozent Vergütung an Überbringer dieses!
über die Lage der österreichischen Nationalsozialisten, ob er wisse, daß in Oesterreich Nationalsozialisten illegal und unangemeldet wohnen und daß nationalsozialistische Flüchtlinge von Wien aus mit falschen Pässen gereist seien. Ihm, dem Angeklagten. wolle man nicht glauben, daß er als bulgarischer Kommunist in Deutschland für Bulgarien gearbeitet habe. Zeuge Kroyer mit erhobener Stimme: Es ist wohl ein Unterschied, ob man als Deutscher in einem deutschen Lande für seine deutsche Sache tämpft, oder ob man als Ausländer das deutsche Gastrecht mißbraucht. Der Vorfizzende weist die Fragen Dimitroffs als nicht zur Sache gehörig zurück und droht ihm mit der Entziehung des Fragerechtes.
Es war Dr. Neubauer
Es wurde dann Frau Baumgart, eine Angestellte des Stenographenbüros des Reichstags, als Zeugin vernommen. Sie erklärt, sie habe durch die Scheibe einer Telefonzelle genau beobachtet, wie am Nachmittag des 27. Februar der ihr genau bekannte Abgeordnete Dr. Neubauer auf einem Ledersessel im Vorraum zum Haushaltssaal gesessen habe, während sich Torgler von einer Dame verabschiedete. Danach habe sich Torgler auf das Ledersofa neben Dr. Neubauer gesetzt und sich mit diesem unterhalten. Dr. Neubauer habe bei diesem Gespräch einen dunklen Hut und Mantel ge= tragen. Auf die Frage des Vorsitzenden erklärt die Zengin entschieden, daß eine Verwechslung von Neubauer mit Popoff ausgeschlossen sei. Hierauf tritt Mittagspause ein. Dr. Neubauer sagt aus
Nach der Pause verkündet der Vorfißende als Beschluß des Senats, daß die von Dr. Sack beantragten Zeugen geladen werden sollen.
Der nächste Zeuge ist der frühere Reichstagsabgeordnete Dr. Neubauer. Er kann sich nicht mit Bestimmtheit erinnern, am Nachmittag des 27. Februar zusammen mit Torgler auf dem Sofa im Vorraum des Haushaltssaales gesessen zu haben. Es lägen jest acht Monate zurück, und diese Frage werde jezt zum ersten Male an ihn gerichtet. Er könne nur befunden, daß er höchstwahrscheinlich dort an dem fraglichen Tage gesessen habe, weil er mit Torgler viel zu besprechen hatte. Auf eine bestimmte Situation könne er sich jedoch nicht festlegen. Vorsitzender: Haben Sie da mals Karwahne gesehen? 3euge: Ich kann mich nicht daran erinnern.- Vorsitzender: Karwahne , Fren und Kroyer sollen vorbeigegangen sein, und es soll ein gegenseitiges Ansehen und eine Aeußerung von Torgler erfolgt sein, weshalb Sie so angestarrt würden.- 3euge: Ich
erinnere mich nicht daran.
Reichsanwalt Parrisius weist darauf hin, daß die erst malige Vernehmung Dr. Neubauers im September nicht durch Verschulden der Untersuchungsbehörden so spät erfolgte, sondern weil sich der Zeuge mehrere Monate unter RA. Benutzung falscher Papiere verborgen gehalten hat.
Dr. Sack fragt den Zeugen, ob er es für möglich halte, daß man den zeitweise im kommunistischen Archiv beschäftigten Studenten Verl mit van der Lubbe verwechseln könnte. Der Zeuge erwidert, er habe bisher Lubbe immer nur in einer so gebückten Haltung gesehen, daß das Geficht nicht zu erkennen
war.
Der Vorsitzende läßt wiederum van der Lubbe vor den Richtertisch treten. Er ersucht ihn wiederholt in lautem Ton, den Kopf hochzuheben und den Zeugen anzusehen.
Lubbe hebt schließlich nach langem Zögern den Kopf ein paar Zentimeter höher als sonst. Zeuge Dr. Neubauer: Eine starke Aehnlichkeit zwischen van der Lubbe und Perl finde ich in der Augenpartie. Auch die Backenknochen des Perl sind ähnlich hervorstehend wie bei van der Lubbe, während mir die untere Gesichtspartie allerdings stark abzuweichen scheint. Der Oberreichsanwalt erklärt, er halte es nicht für ausgeschlossen, daß man des Studenten Perl habhaft werden könne. Er werde ihn dann als Zeugen
vorladen.
Was ist ,, Massenaktion?"
Auf die Frage des RA. Dr. Sad, was Dr. Neubauer mit Torgler an jenem Tage zu besprechen hatte, antwortet der Zeuge, daß am 27. Februar vor allem über die Fühlungnahme mit der Sozialdemokratischen Partei zur Bildung einer Einheitsfront gesprochen worden sei.
Der Vorsitzende verliest Teile eines Artikels von Torgler im„ Roten Wähler", in dem es heißt, daß der Stimmzettel den Faschismus nicht zu schlagen vermöge. Der Artikel schließt mit der Aufforderung: Tretet zusammen in den Betrieben und Stempelstellen und stellt die einheitliche Kampffront her.
Dazu erklärt der Zeuge, daß der politische Inhalt dieses Artikels, von dem er übrigens nicht wisse, ob Torgler ihn geschrieben oder ob Torgler nur seinen Namen gegeben habe, derselbe sei, wie die Aufrufe der KPD., daß nämlich die Arbeiterschaft in einer Massenaktion der Regierung entgegentreten sollte. Auf die Frage des RA. Dr Seuffert, was unter dem Begriff der Massenaktion zu verstehen sei, erwidert der Zeuge: Die Stillegung aller Betriebe, auch des Verkehrs, mit ihren entsprechenden Auswirkungen auf das ganze öffentliche Leben. Jede Maßnahme des indi viduellen Terrors sei auf das schärfste be fämpft worden. Oberreichsanwalt: Ist dem Zeugen bekannt, daß die Kommunistische Partei den Generalstreif als letzte Vorstufe zum Bürgerkrieg anfieht? Der 3euge erwidert: Der Ausgang des Generalstreits sei nicht die Frage des Willens der Kommunistischen Partet, sondern die Frage der Maßnahme ihrer Gegner. Oberreichsanwalt: D. h., wenn der Gegner sich zur Wehr setzt, kommt es zum bewaffneten Aufstand.
Auf eine Frage des RA. Dr. Teichert erklärt der Zeuge, er habe keinen der angeklagten Bulgaren jemals gesehen. Die Frage des Angeklagten Dimitroff , ob sich die KPD. im Anfang 1933 vor der Reichstagsbrandstiftung die Aufgabe gestellt habe, einen bewaffneten Kampf um die Macht zu führen, verneint der Zeuge und erklärt auf weitere Fragen Dimitroffs, daß die ganze politische Entwicklung davon abhängig gewesen sei, ob es gelingen würde, die breite Massenfront der Arbeiter gegen den Nationalsozialismus zu schaffen. Auf diese Hauptfrage sei alle Arbeit konzentriert worden. Von einem Bevorstehen des bewaffneten Aufstandes sei nicht das geringste verlautet. Der Zeuge betont nochmals, daß die Kommunistische Partei jede Neigung zum individualistischen Terror aufs schärffte bekämpfte. Jeder, der eine solche Neigung vertrat, sollte aus der Partei ausgemerzt werden. Reichsgerichtsrat Coenders: Wie erklären Sie sich dann die Parole: Schlagt die Faschisten, wo Ihr sie trefft!?- 3euge: Von verantwort lichen Stellen der Partei ist diese Parole nicht gekommen. Der Angeklagte Dimitroff versucht dann, noch eine lange Reihe von Fragen über das Verhältnis der KPD. zur Kommunistischen Internationale zu stellen. Der Vorfizzende schneidet ihm jedoch das Wort ab mit dem Hinweis, daß diese Fragen später zusammenfassend behandelt werden follen.
Wer war der Besucher?
Dr. Sad: Ist Ihnen in dem Wesen Torglers an dem Zeuge Dr. NeuTage etwas besonderes aufgefallen? bauer: Nein, Torgler war lebendig wie immer, vielleicht etwas lebhafter, weil alles voller Gerüchte war. Der Zeuge Neubauer wird dann vereidigt, und zwar auf seinen Wunsch ohne die religiöse Formel.
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Die Zeugin Frau Feldmann, Angestellte des stenographischen Büros des Reichstags, hat am 27. Februar zwischen und 1 Uhr im Vorraum ein Telefongespräch erledigt. Torgler saß in einem Sessel in der Ecke und unmittelbar neben ihm im Sofa ein Herr mit blondem Haar, mit dem sich Torgler sehr rege unterhielt. Als die Zeugin durchging, hörte Torgler zu sprechen auf. Sie erklärt, daß Torgler sonst eigentlich weitersprach, sie habe sich aber nichts
dabei gedacht.
Der Amtsgehilfe Woelky hat zwischen 12.45 und 1 Uhr die gleiche Beobachtung gemacht. Er hatte den Eindruck, als ob es ein wichtiges Gespräch war, das niemand hören sollte. Die beiden sprachen sich beinahe ins Ohr. Torgler war auffallend blaẞ.
Ein verworrener Zeuge
Der Amtsgehilfe Denschel hat am Nachmittag des 27. Februar etwa um 2.30 Uhr Torgler im Vorraum mit einem Fremden ſizen sehen. Der Fremde trug einen rötlichbraunen Mantel und einen ähnlichen Hut, dessen Krempe vorn heruntergeschlagen war. Der Zeuge erklärt mit aller Bestimmtheit, daß es der Journalist Dehme, den er seit langer Zeit fenne, nicht gewesen sei. Der Angeklagte Torgler sagt, er könne fich an feinen Mann mit einem rotbraunen Mantel erinnern, aber er sei um diese Zeit mit Dehme zusammen gewesen. Der Zeuge beharrt auf seiner Aussage, daß es Dehme nicht gewesen sein könne. Er habe einen Verdacht, den er aber nicht äußern wolle. Auf Zureden des Vorsitzenden erklärt er schließlich, daß Popoff der Fremde gewesen sein müsse( Bewegung im Zuhörerraum). Die Frage des Reichsanwaltes Parrisius, ob es vielleicht Dr. Neubauer gewesen sei, verneint der Zenge.
Angeklagter Popoff: Ich erkläre, daß ich niemals im Reichstag gewesen bin, daß ich niemals mit irgendeinem deutschen Reichstagsabgeordneten zusammengekommen bin, auch nicht mit Torgler . Er habe auch niemals einen solchen Hut oder Mantel gehabt, wie sie der Zeuge beschrieb. Der Angeklagte Dimitroff weist darauf hin, daß der Zeuge erst nach acht Monaten von diesem Verdacht gesprochen habe. Auf den ihm vorgelegten Bildern habe er Popoff nicht erkannt. Vorsißender: Der Angeklagte Dimitroff will offenbar darauf hinaus, daß Sie vielleicht durch eine Beeinflussung zu Ihrer heutigen Aussage gekommen sind. Zeuge Denschel: Ich stehe weder unter einem Einfluß noch hat mir irgend iemand gesagt, daß ich so aussagen soll. Als Dimitroff wiederum eine Bemerkung macht, entzieht ihm der Vorsitzende das Wort
Es kommt dann noch zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen Dr. Sad und dem Oberreichsanwalt. Der Vorsitzende greift schließlich ein und erklärt, der Zeuge habe vorhin gesagt, er behalte sich sein Urteil vor, bis er Gelegen heit habe, im Vorraum das Bild noch einmal zu sehen, wie es sich ihm damals dargestellt habe.
Das Gericht nimmt nun ohne Zulassung der Zuhörer und der Presse im Vorraum eine Inaugenscheinnahme vor. Der Angeklagte Popoff zog dabei seinen Mantel an. Wie wir hören, hat der Zeuge Denschel bei dem Lokaltermin erklärt, daß er nicht sagen könne, daß Popoff der Mann war, der damals mit Torgler zusammensaß. Die Person sei nach seiner Erinnerung auch kleiner gewesen. Es ergab sich ferner, daß die Beobachtung der Person durch den Zeugen Denschel aus einer Entfernung von etwa neun Meter erfolgt war. Die Verhandlung wird dann auf Samstag vertagt.
Aus der Anklageschrift
Jupreß. Aus der Anklageschrift im Reichstagsbrandprozeß. deren vollständiger Text sich nunmehr in den Händen des Untersuchungsausschusses befindet, erfahren wir heute einige Einzelheiten. Es handelt sich um authentischen Angaben auf Grund erstmaliger Prüfung des gesamten, streng geheim gehaltenen Dokuments. Die Anklageschrift ist bekanntlich weder im Reichstagsbrandprozeß vorgelesen worden, noch in anderer Weise in vollem Umfang zur Kenntnis Außenstehender gelangt.
Die Auflage ist gegen alle Angeklagten, sowohl gegen Lubbe wir auch gegen Torgler und die drei Bulgaren Dimitroff , Popoff und Taneff wegen Vergehens