So kann es nicht weitergehen"

Die wachsende Kampfstimmung im Ruhrgebiet

Von einem jungen Reichsdeutschen, der jetzt unter dem Druck der politischen Verfolgungen das Reichs­gebiet verlassen mußte, erhalten wir nachstehende Aufzeichnungen. Der junge Mann war bis vor furzem in der illegalen Arbeit tätig gewesen; wir können aus Rücksichten auf seine Familie den Namen nicht nennen und müssen auch den Bericht, soweit er der Oeffentlichkeit zugängig gemacht wird, so tarnen, daß jeder Hinweis auf den Urheber ver­

mieden wird.

Die allgemeine Lage

Ruhrgebiet , wo Millionen Arbeiter zusammengepreßt sind, Die Zuspizzung der wirtschaftlichen Lage macht sich im am deutlichsten bemerkbar. Das merkt naturgemäß der fleine Mittelstand, der von diesem Arbeiterheer abhängig iſt, mit Ausnahme der Judenverfolgungen, nichts verwirklicht worden; Warenhäuser und Konsumvereine blieben unange­faſtet. braunen Poſtenjäger. Die Lebensfurve der Arbeitermassen

geht immer mehr abwärts.

wenden. Aber der Scherz, Herrn Treuhänder Thyssen an wohlgedeckter Tafel aus dem Emailletopf seine Erbsensuppe löffelnd sitzend zu sehen, ist mit dem effektiven Ertrag immer ganz gut bezahlt.

Fahnen und Hungerpeitsche!

Ueber die Festfreudigkeit und den Fahnenfetischismus der Männer der Nationalen Revolution" ist schon viel be= richtet worden. Jeder Anlaß wird benützt zu Festen und Feiern, zu denen die Betriebe einfach geschlossen komman= diert werden. Die Kontrollmöglichkeiten sind vielgestaltig. Und wer will es einem Arbeiter verdenken, wenn er den zwangsweisen Marsch schließlich eher akzeptiert, als wieder und diesmal für die Dauer seines Lebens arbeitslos zu werden. Und schließlich sind diese Festlichkeiten und demonstrativen Veranstaltungen das harmlose Gesicht des Faschismus, hinter dem sich die bluttriefende Fraße dieser Menschheitsgeißel versteckt.

Die Methoden des Hitlerismus sind bekannt. Mord, Miß­handlung, Freiheitsberaubung, Diebstahl! Alles zur Ehre

des dritten Reiches" und seiner Führer. Das schlimmite aber ist die Sungerpeitiche, die man mit brutaler

Rücksichtslosigkeit schwingt. Wer sich nicht fügt, der soll ver­

recken!, dieſen Ausspruch kann man hören, wann man will. und ganz große Menschenfreunde seßen dann noch, wenn man an das Schicksal der Kinder erinnert, hinzu: Und die ganze Brut mit!!!

Reichskanzlerbanditen

In Mörs am Niederrhein wurden in einer Arbeiter 300 Fahrräder beschlagnahmt- sagen wir weil sie... zu marxistischen Zwecken

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Im vorigen Jahre wurden auf den Ruhrzechen im Höchst falle eine bis zwei geierschichten verfahren. Heute sind es mindestens zwei bis drei. Bergarbeiter machen kein Hehl daraus, daß ihre Lage noch nie so trostlos war als jetzt. Unterstützung der Erwerbslosen liegt. Bis Juli waren die Bergarbeiter in die Kurzarbeiterunterstüßung eingegliedert; Betrieben ist dagegen immer mehr gesteigert worden. Die besser gestohlen Behandlung der Arbeiter durch Steiger und Aufseher ist verwendet würden. schlimmer als in der Vorkriegszeit. Wagt einer dieser Ge­schundenen sich zu beschweren, so wird er wegen staatsfeind­licher Gesinnung" entlassen und läuft Gefahr in ein Kon zentrationslager gebracht zu werden. Außerdem wird in den meisten Fällen eine vier- bis sechswöchentliche Karenz zeit bis zur Zahlung von Unterstützung oktroptert. Bis vor Leiſtung in die Arbeitslosenversicherung entbunden; der " Sozialist" Thyssen als Treuhänder der Arbeit hat diese

Vergünstigung furzer Hand beseitigt.

In der Propaganda der Nationalsozialiſten zur letzten Reichstagswahl spielte die von ihnen angestrebte Wieder inbetriebſegung der Dütte Rubrort- Meiderich eine große Rolle. Wie nicht anders zu erwarten war, denkt heute fein Mensch daran, zuleßt der Treuhänder Thyssen, diese Bersprechung einzulösen. Die Hoffnungen der Arbeitslosen wurden also betrogen. Aber nicht nur das. Die in der Nähe liegenden Kruppschen Stahlwerke in Rheinhausen haben im Buli eine Betriebspause" eingelegt, die bis heute noch au dauert. Dadurch sind etwa 3000 Arbeiter erwerbslos ge= worden. In der August- Thyssen- Hütte in Hamborn werden möchentlich 3 Feierschichten verfahren. Hiervon werden, rund 18 000 Arbeiter betroffen. Die Folge ist, daß in den Laufmännischen und anderen abhängigen Betrieben die Vor­bereitungen zu großen Massenentlassungen getroffen werden. Das alles geschieht im Zeichen der Arbeitsschlacht gegen die Arbeitslosigkeit" und des neuesten: Kampf gegen Hunger und Kälte!", eine Parole, die der vielgewandte Herr Göbbels einfach den Kommunisten gestohlen hat.

In Duisburg- Hamborn klauten die SA.- Leute Radioapparate, Brieftauben, Fahrräder und Motorräder mit der gleichen Begründung.

Eine kaufmännische Angestellte wir nennen aus den bekannten Gründen weder Namen noch Ort, die

näheren Angaben befinden sich aber in unserem Besit; wir können jederzeit, wenn die Gefahr für die betr. Personen vorüber ist, davon Gebrauch machen, die vor einigen Monaten auf Verlangen der Nazis ihre Arbeitsstellen einem großen Warenhause verlassen mußte, hatte Glück: ste fand eine neue Stelle. So glaubte sie wenigstens. Aber die Rechnung war ohne die Nazis gemacht. Die SA. erfuhr das von, nahm kurzerhand das Mädel feit, hielt fie acht Tage in Gewahrsam, ohne den Eltern eine Mitteilung zu machen, und als man sie entließ, war es mit der Stelle natürlich Gifig. Sie war anderweitig beießt. Aber auch ohne das hätte der Geschäftsmann nicht gewagt, das Mädel, eine ganz gefährliche Marriffin", einzustellen.

Die Nachbarn beschwerten sich darüber, daß sie nachts durch das Schreien und Wimmern der Verwundeten im Schlafe gestört wurden. Die Beschwerde half. Das Schreien und Stöhnen verstummte. Die Mißhandlungen haben aber des= halb nicht aufgehört; sie sind vielleicht noch viehischer ge= worden. Man zieht den Opfern einfach eine Decke über den Kopf und erstickt so den Schrei.

Es stinkt!

Der Reichstagsabgeordnete der NSDAP . Mühlhaupt, Kreisleiter der NSBO., Kommissar für die Gewerkschaften im Raume Duisburg- Hamborn hat sich im selauen geübt - wenn auch in höherem Auf­und bewährt. So stahl er trage das Gewerkschaftsvermögen. Diese Tätigkeit scheint derart reizvoll für ihn gewesen zu sein, daß er sich schließlich den größten Teil der NSBO.- Kasse aneignete. Der Fall selber scheint ein Rattenkönig zu werden. In diese Korrup tionsaffäre sind viele der führenden Funktionäre der NSDAP . verwickelt.

Der Gegenstoß!

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Druck erzeugt Gegendruck. Alle Bemühungen, die illegale

Arbeit der sozialistischen Opposition zu hindern, find fruchte los geblieben. Vorübergehend kann eine Verbindung gestört werden, hier und da fällt ein Kämpfer den Schergen der Geheimen Staatspolizei in die Hände, aber bald ist die Rette wieder fest geschlossen. Alle Razzien, alle Drohungen, alle Strafen ändern nichts daran, daß nach Wochen der Verwirrung, sich Widerstandszellen bildeten, die größer und größer werden und die heute der Regierung schon aller­größte Sorge bereiten. In dem Umfange, wie die Ernüch­terung eintritt, wächst der Wille zur Kritik. Es ist heute, keine Seltenheit mehr, wozu in den ersten Monaten der nationalen Regierung niemand den Mut fand, öffentlich Worte der Unzufriedenheit zu hören. Auch rein äußerlich hat sich das Bild geändert. In den großen Arbeiterzentren des Ruhrgebietes wird oftentativ das Flaggen abgelehnt. Buch Befehle und Repressalien fönnen nichts daran ändern,

daß die Uebersättigung mit Festen und der Hunger nach Brot immer mehr sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck be­fommen. Es ist sehr charakteristisch, daß die großen Säle, die aus Anlaß des Nürnberger Parteitages gemietet waren, um den Kumpels eine durch das Radio vermittelte Ber­bindung mit dem Führer" zu schaffen, fast ausnahmslos gähnende Leere aufwiesen.

Es ist so: Die antifaschistische Front bildet sich allmählich im unfel; die Zahl ihrer Soldaten wächst von Tag zu Tag. ist aber nicht angängig, von den Methoden zu sprechen. -" Es fursiert wieder das Wort:" So fann es nicht weiter geben!" Die Oppositionsstimmung hat sich auch schon der In Duisburg- Hamborn Der Arbeiter Fris B. ift den Nazis besonders NSBO.-Leute bemächtigt. verhaßt. Im Auguſt glaubten sie ihn zu haben". Es wurde mußte man eine Reihe dieser Leute ausschließen, da sie an eine Haussuchung vorgenommen. Ueber eine Stunde mußte geblich politisch unzuverlässig geworden waren und anfingen der Mann im Keller seines Hauses mit erhobenen Armenta rebellieren. Man drohte ihnen mit Schußzhaft. In Ham­stehen. Natürlich unter entsprechender Bewachung Durch horn hat man vor drei Wochen 49 SA.- Leute festgesetzt, weil unvorsichtiges pantieren mit der Pistole verlegte sich eine marzistisch verseucht" waren. SA.- Mann( Der Name ist uns befannt.) am Finger. Seit diesem Vorfall hat der Arbeiter sozusagen feine Minute Ruhe mehr. Vor etwa vier Wochen begehrten vier SA Peute darunter der Verletzte in die Wohnung des Arbeiters einzudringen. Als ihnen auf Klopfen nicht sofort geöffnet wurde, traten sie die Türe ein, risen den Mann aus dem Bett und mishandelten ihn in Gegenwart feine hochschwangeren Frau und der betaaten Mutter bestialisch. Dann schleppten sie ihn zum Boikshans. Frau und

Für die Freiwilligkeit" der Spende zur Arbeitsbeschaf fung ein Belpiel: In einer Belegichaftsversammlung wird einfach mitgeteilt, ohne daß irgend iemand die Möglichkeit bat, dagegen zu opponieren, was der einzelne Arbeiter als Beitrag zur Spende zu zeichnen hat; in den meisten Fällen Mutter liefen zur Polizei. Dort hielt man die beiden Frauen, ohne etwas in der Sache des Mannes zu tun, Lohne abgefeßt. In den Mitteilungen an die Belegschaftis morgens 5 Uhr feit. Im Laufe des Vormittags, nach erklären die NSBD.- Leiter, die Beiträge würden in erster entsetzlichen Qualen der Ungewißheit wurde endlich mit Linie für den Bau von Autostraßen verwendet.

Der Tag des Eintopfgerichtes

Den größten Schwindel des Jahrhunderts nennen die Arbeiter den im Rahmen des Kampfes gegen Hunger und Laut Anordnung der Reichsregierung duriten bekanntlich an diesem Tage alle Deutschen nur ein Eintopfgericht ver­gehren, dessen Zubereitungskosten pro Kopf den Betrag von 50 Pfg. nicht übersteigt. Der Betrag, der im Normalfalle fahrt, der Trägerin des Winterhilfswerkes überwiesen mehr ausgegeben worden wäre, sollte der Ne- Volkswoh! Die ganze Maßnahme ist blutiger Hohn, und nicht ohne Erfolg übt sich spiser Profetenwig daran. Finanziell muß, die Aktion ein Fiasko sein, denn Neunzehntel der Bevölke rung sind nicht imstande, 50 Pfg. für ein Mittagessen auszu­

werden.

Kölnische Zeitung "

Der Niedergang eines ,, Weltblattes"

Die Kölnische Zeitung " erscheint seit Mittwoch im kleinen Format. Das wäre nicht weiter wichtig, da es Beitungen von bedeutendem Ruf gibt, die die von Eng­land und Amerika übernommene Sitte der Zeitungen in Quadratmetergröße nicht mitgemacht haben. Bei der Kölnischen Zeitung " liegt freilich der Fall etwas anders. Die Rückverwandlung des Blattes ist der Ausdruck eines vollkommenen publizistischen wie wirtschaftlichen Nieder­

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ganges.

Stolz nannte sich die Kölnische Zeitung ", die seit vielen Jahrzehnten mit dem Verlag Dumont Schauberg , aufs engste verbunden war, ein Weltblatt. Früher einmal war diese Bezeichnung nicht ganz unbegründet. In allen Hauptstädten der Welt hatte die Kölnische Zeitung " ihre Korrespondenten, die Sachkunde mit lebendigem Stil bereinigten. Eine gewisse Selbständigkeit der Gesinnung machte teilweise selbst die nationalliberale Politik erträg lich, die das Blatt traditionsgemäß treiben mußte. Bis in die Kriegsjahre hinein hatte die Kölnische Zeitung täglich vier Ausgaben. Schon damals aber sank sie von ihrer einstigen Höhe herab. Begeistert focht sie für den Hindenburgfrieden unter dem Druck der Schwerindustrie, um nach der Umwälzung 1918 eine gemäßigt- liberale Haltung anzunehmen, wobei es an Loyalitäts beteuerungen gegenüber" Weimar " und dem ersten Weimar " und dem ersten Reichspräsidenten nicht fehlte. Selbst in volksparteilichen Kreisen erregte es aber nicht geringes Erstaunen, als die Redaktion in den Tagen des Kapp- Putsches eine jähe Schwenkung zugunsten der Viertage Herrscher vornahm. Schon nach wenigen Tagen mußte sie sich sehr jämmerlich auf den Weg zurück begeben.

neteilt, daß der Mann schwer verletzt ins Krankenhaus ge­bracht worden sei. Verletzung des Rückarates durch Tritt mit schweren Stiefeln. Dieser Tage wurde der Arme aus dem Krankenhaus entlassen. Er ist zeitlebens gelähmt und wird nie mehr einen Schritt gehen können. Der behandelnde Arzt, selbst Nationalsozialist, zeigte den Fall bei der Polizei und der Gruppenführung der SA. an. Eine Kommission untersuchte" den Fall. Erfolg: die vier Banditen verrichten Heute noch ihren Dienst" wie vorher. Der Blutkeller

Die Folterkammer ist im ehemaligen Volkshaus ein gerichtet. Er wird im Volksmund Blutkeller" geheißen Die Bezeichnung stimmt. Die Wände, die Decke, der Fuß­boden tragen das Blutzeugnis der barbarischen Mißhand­fungen opfervoller, aufrichtiger Funktionäre der Arbeiter bewegung. Furchtbares muß sich dort unten abgespielt haben.

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Wer vermag es, die Gesinnungsvarianten der Köl nischen Zeitung" im Detail darzustellen? Bald leiden schaftlich hinter Stresemann und der von ihm repräsen tierten weiterverarbeitenden Industrie, dann wieder mit vollen Segeln im Lager der Schwerindustrie; bald mit einem Tröpfchen sozialen Dels gesalbt, bald wieder voll kommen sozialreaktionär, 1923 begeistert für die Hitlerei, dann wieder in seriösem Abstande vom Hakenkreuz- so zeigt dieses Blatt bis in die Märztage hinein alle Charakterlosigkeiten der liberalen Großbourgoisie in unübertrefflicher Weise. Man konnte immer ziemlich genau erkennen, welch kapitalistische Strömung jeweils Den stärksten Druck auf das in Köln angesehene Haus Dumont- Schauberg , das im kommunalen und privaten Drucksachen und Akzidenzbetrieb repräsentativ war und reichlich verdiente, auszuüben vermochte.

Die Differenzen, die bis zu Regierungsantritt Hitlers die Arbeiterschaft beschäftigten und die zuletzt die Ursache der Niederlage find, spielen heute faum noch eine Rolle. Nur noch fanatische Parteigänger suchen Befriedigung in der Fest­stellung der Schuld am Zusammenbruch. Dominierend ist der Wille zur einheitlichen Aktion. Immer deutlicher arbeitet sich der Gedanke heraus, daß nur das gleiche Mittel, mit dem die Nazis die deutsche Arbeiterbewegung überwunden haben, die Wiedergeburt der Arbeiterbewegung ermöglicht. Schon stellt man wieder Solidaritätshandlungen fest und liefert damit den klassischen Beweis dafür, daß nicht der rohe Mate­rialismus Träger der deutschen Arbeiterbewegung war, son­dern in erster Linie das sittliche Gebot der Kameradschaft und gemeinsame Handlung. Als man auf der Zeche Neumühl vor einiger Zeit die freiwilligen Spenden zur Arbeits­beschaffung durch Abzug vom Lohn eintreiben wollte, fam es auf dem Zechenplas unter Beteiligung sogenannter alter Mitglieder der NSBO. zu Kundgebungen mit dem Resultat, daß der Abzug unterblieb. Schon stellt man wieder Parolen des geraubten Gewerf= Beraus: Freigabe ithaftseigentums! Mitbestimmung bei der Gestaltung des Arbeitsvertrages!

Auch im Mittelstand wächst eine Opposition heraus. Vor einigen Tagen fand in Duisburg eine Versammlung der Mittelständler statt, die mit heftigen Auseinandersetzungen endete. Es herrschte ungeheure Empörung über die durch Regierungsverordnung veranlaßten Preiserhöhungen für wichtigste Waren und Lebensmittel. Nicht weniger Unwillen verrichte wegen des Kurses in der Frage der Warenhäuser und Konsumvereine.

Zeitung" ein schmales Blatt geworden, dem nicht einma! mehr ein Schimmer seiner einstigen Bedeutung geblieben ist. Der Stadtanzeiger ", dessen Mitarbeiter beim West­deutschen Beobachter" ein besseres Brot gefunden haben, wird täglich mehr von seinen treuen, Abonnenten und Inferenten verlassen.

Das ist das Schicksal eines großen und einst an­gesehenen Zeitungs- Verlages im Hitlerreich. Wer kann sagen, daß es unverdient wäre?

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Es geht aufwärts"

Die Vossische Zeitung" fündigt an, daß sie ab 1. November nur noch einmal täglich als Morgenblatt erscheint. Die Abendausgabe fällt weg.

Der kleine Bruder der Kölnischen Zeitung " war und ist der Stadtanzeiger". Eine Köln und Umgebung 3.5 Millionen Mark gestohlen monopolartig beherrschende Inseratenansiedlung, deren Einnahmen die Kosten des reichen Redaktionsstabs der Kölnischen Zeitung " zu decken hatten. Bedarf es noch der Erwähnung, daß die Blätter des Hauses Dumont Schauberg zu den ersten gehörten, die in den politischen Gebetsübungen der Gleichschaltung perjanken? Kom­mende Konjunkturen mitternd, gab der Verlag bereits seit Anfang 1932 ein Wochenblatt" Sonntag- Morgen" heraus, das dem Faschismus Pionierdienste leistete und den offiziellen Uebergang aus dem Lager des Liberalis mus in das des Faschismus erleichtern sollte.

Berlin , 26. Oft Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt u a. mit: Das preußische Staatsministerium hat einen Nach­tragshaushalt beschlossen, der mit 46,2 Millionen RM. in Einnahme und Ausgabe ausgeglichen ist. Auf der Einnahme­seite sind neben einer neuen Einnahme von 3,5 Mil­lionen NM. aus den beschlagnahmten Ver­mögenswerten staatsfeindlicher Organisa­tionen erhebliche Ersparnisse bei dem Zinsenfonds der

Alles hat nichts genügt. Mit der Prosperität des Ber­lages und seiner Blätter ist es zu Ende. Das örtliche Naziblatt, der Westdeutsche Beobachter", hat in ebenso stürmischem wie terroristischem Anlauf die Kölnische Zeitung ", noch eindringlicher freilich den Stadtanzeiger ", an die Wand gedrückt. So ist heute die Kölnische

Staatsschuld hervorzuheben.

Waffenaktien steigen

Der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund machte

sich auf der Stockholmer Börse dadurch bemerkbar, daß sämt­che Wertpapiere erheblich sanken. Nur ein einziges stieg- Bofors, die große Stahl-, Waffen- und Munitionsfabrik, die seit langem für Hitler arbeitet.