Dr. Richard Kern: cingiss

Roosevelts Experiment

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In den Vereinigten Staaten hat die antikapitalistische Bewegung mit der Wahl Roosevelts einen vollen Er­folg erzielt. Waren die Staaten vorher das klassische Land ciner unbeschränkten, rein kapitalistischen Politik, die von den Interessen der Großindustrie und des Bankkapitals ausschließlich beherrscht wurde, und selbst die einfachste sozialpolitische Maßnahme unbekannt war- galt doch das Verbot der Kinderarbeit und die obligatorische Kranken­versicherung schon als Sozialismus so hat jetzt die anti­tapitalistische Rebellion einen vollständigen Umschwung be­wirft. Im Gegensatz aber zu Deutschland , wo die kapi­tolistischen Mittelschichten sich zugleich gegen die starke Ar­beiterbewegung gewandt haben und schließlich zum Werk­zeug der großagrarischen und großkapitalistischen Reaktion geworden sind, hat in den Vereinigten Staaten , wo es eine selbständige politische Arbeiterbewegung von nennens­nertem Ausmaß nicht gibt und auch die Gewerkschaften nur schwachen Einfluß, und auch diesen nur in bestimmten Wirt­schaftszweigen, ausüben, ein Zusammenfluß der antikapi­talistischen Bewegungen der Farmer und Kleinbürger mit den durch die Krise erst lebendig gewordenen antikapi­talistischen Tendenzen der amerikanischen Arbeiterschaft stattgefunden. Daher die eigentümliche Mischung: mit der Forderung der Farmer nach Abwertung ihrer Schulden durch Herabsetzung des Dollarwertes, nach Preissteigerung ihrer Produkte und gesetzlicher Einschränkung der Ueberpro­duktion, verbinden sich eine Reihe sozialpolitischer Maß­nahmen zugunsten der Arbeiterschaft.

Der die bisherige Tradition umstürzende Grundgedanke ist aber der, daß an Stelle der kapitalistischen freien Konkur­renz eine vom Staat kontrollierte Planwirtschaft treten soll. Deshalb werden alle Bestimmungen, die den Zusammen­schluß von Industrien zur Beseitigung der Konkurrenz untersagt haben, aufgehoben. Im Gegenteil, dieser Zu­sammenschluß wird jezt vom Staate gefordert. Es sollen Vereinbarungen getroffen werden, um ungesunden Wett­bewerb und gegenseitigen Preisdruck zu vermeiden. Eine Art 3 wangskartellierung, bisher streng verpönt, wird jezt vom Staate erzwungen. Denn wenn der zu sammenschluß nicht freiwillig erfolgt, so fann er von der neu eingesetzten obersten Wirtschaftsbehörde, der National Industrial Recovery Corporation( die Behörde zur Wiederbelebung der Wirtschaft, an deren Spitze General Hugh Johnson steht) angeordnet werden.

Dafür müssen den Arbeitern wichtige Rechte eingeräumt werden. Das Wichtigste ist die Anerkennung der Gewerks schaften und ihres Rechts, Kollektivverträge abzuschließen. Es ist zugleich jene Bestimmung, welche auf den stärksten und zum Teil auch erfolgreichen Widerstand der Unter­nehmer, z. B. Fords, gestoßen ist, die sich nach wie vor weigern, mit den Gewerkschaften zu verhandeln und un­abhängige Gewerkschaften in ihren Betrieben zuzulassen. Ferner müssen sich die Industrien zu Minimallöhnen und zu einer Maximalarbeitszeit, die 40 Stunden nicht

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Preisschaften"

überschreiten soll, verpflichten. Kommen Verträge freiwillig nicht zustande, so werden sie verordnet. Bestimmend für den Inhalt dieser Codes, wie diese Reglungen heißen, ist der segenannte Mantelcode mit seinen 14 Bestimmungen, die die Beschäftigung von Kindern verbieten, die wöchentliche Arbeitszeit auf 40 Stunden beschränken, einen wöchentlichen Minimallohn festsetzen, der in den Großstädten 15 Dollar

und in Städten von 2500-250 000 Einwohnern 14 Dollar beträgt; in den kleineren Städten und Dörfern sollen die Löhne um mindestens 20 Prozent erhöht werden, sofern da­durch der Minimallohn nicht über 12 Dollar hinaus ge= steigert wird. Die Unternehmer verpflichten sich feierlich, diese Bestimmungen einzuhalten.

Zugleich mit dieser Neureglung in der Industrie ist eine Summe von 3,3 Milliarden Dollar, die durch Anleihen auf­gebracht werden sollen, für öffentliche Arbeitsbeschaffung zur Verfügung gestellt worden. Durch Sanierung der Banken und weitgehende Krediterleichterungen mit öffent­lichen Mitteln sucht man die Unternehmungslust anzuregen. Ten Baumwollfarmern und den Bauern wird eine be­trächtliche Einschränkung ihrer Produktion durch Verringe­rung der Anbauflächen ermöglicht, indem man die dadurch entstehenden Verluste zu einem großen Teil aus öffent­lichen Mitteln deckt.

Der Verlauf dieses großen Experimentes ist sicher durch seine Verbindung mit der Inflation außerordentlich fom­pliziert worden. Diese Inflation, zu der die Vereinigten Staaten nicht aus ökonomischem Zwang, sondern aus freiem politischen Entschluß geschritten sind, ist ein Faktor von größter Unsicherheit geworden. Zunächst hat die Geld entwertung eine stürmische Preissteigerung auf den Roh­stoffmärkten hervorgerufen und die Spekulation hat die Preise weit über das Maß der Entwertung hinaus ge= trieben. Viel langsamer aber folgten die Löhne und gerade deshalb sollte durch die Codes eine zwangsweise Erhöhung der Kaufkraft der Arbeiter erfolgen. Die Lohnerhöhungen, zum Teil auch die Verkürzung der Arbeitszeit haben eine Steigerung der Gestehungskosten bewirkt und drängen zur Steigerung auch der Konsumwaren. In der Tat sind die Lebenshaltungskosten von 116 im Mai 1933 auf 122 im Juli 1933, die Kosten der Nahrung von 92 auf 104 gestiegen. Auch die erhöhten Löhne drohen hinter der Preissteigerung, die bei anderen Fertigwaren zum Teil viel rascher erfolgt ist als bei den Lebenshaltungskosten, zurückzubleiben. Eine Welle von Streiks, die sich auch zugleich gegen die Nicht­einhaltung der Code- Bestimmungen durch die Unternehmer und namentlich gegen die Nichtanerkennung der Gewerk­schaften richten, geht durch das Land. Die Gewerkschaften erhalten außerordentlich starken Zuwachs. Die Ar­beiterbewegung ist im Aufstieg und der prole­tarische Antikapitalismus, eindrucksvoll belehrt durch das Experiment kapitalistischer Planwirtschaft, löst sich von dem vagen und reaktionären Antikapitalismus der Mitte schichten. Die sozialistische Idee ist im Fortschreiten.

Nationalsozialistische Klagen über die wachsende Teuerung

Die nationalsozialistische Effener National- Zeitung" weist darauf hin, daß viele Fachschaften, die jetzt gegründet werden, eigentlich Preisschaften heißen sollten, da sie in preislicher Hinsicht immer wieder ihre Bestrebungen darauf richteten, in egoistischer Manier für die eigene Tasche zu sorgen, anstatt die in der Entwicklung begriffene Konsumtionssteigerung durch gerechte Preise zu beschleunigen".

Diese bittere Kritik gilt nicht nur für die industriellen. sondern auch für die handwerklichen Kartelle, die Innungen. Eine sehr eindrucksvolle Zusammenstellung derartiger Preis­erhöhungen findet sich in dem attierten Blatte; wir greifen aus der langen Liste die Preise für Isolierflaschen heraus, die um dreißig bis vierzig vom Hundert gestiegen sind, die hauswirtschaftlichen Maschinen mit bis zu dreißig vom Hundert Preissteigerung, die Scheibengardinenstangen mit rund 65 vom Hundert, Armaturen mit 20 bis 30 vom Hun­dert, Meßwerkzeuge mit 20 vom Hundert, Automobilfedern mit 30 bis 35 vom Hundert, Bindfäden mit 10 vom Hundert, und ähnliche Verteuerungen meldet fast, jede Nachricht über den Abschluß eines neuen Kartells. Eine indirekte Preis­

erhöhung stellt, um ein Beispiel zu nennen, der Beschluß

der Berliner Bäckerzunft dar, einen Botenlohn von wöchent lich 20 Pfennig für den Frühgebäckversand zu erheben. Der Verband begründet diese Maßnahme mit der Notwendig keit", daß jeder seinen gerechten Lohn für geleistete Dienste erhalten soll", und mit dem Wunsch, die nationale Kauf­fraft zu heben", obwohl auf diese Weise bestenfalls die Kauf­kraft der Bäckermeister auf Kosten ihrer Kunden gehoben wird.

In dieser ungleichmäßigen Verteilung der Kauf­fraft Itegt aber die eigentliche Gefahr. Da der Gesamtinder nur wenig gestiegen ist, geht aus der unbescheidenen Er­höhung einer großen Anzahl von Monopolpreisen hervor, daß andere Preise entweder gar nicht oder nur minimal er­höht werden konnten, wenn nicht gar gesunken sind. Die Produzenten also, die nicht imstande sind, die Preise zu dif­tieren, weil sie sich nicht fartellieren können oder weil sich ihre Abnehmer weigern, die Waren zu höheren Preisen zu faufen, laufen Gefahr, in eine neue Rentabilitäts­trise zu geraten.

Vom deutschen Zeitungssterben Betriebsabwanderung

( Inpreß.) Die Wiener Reichspost" läßt sich unter dem Titel Pressesterben im dritten Reich" aus Berlin schreiben: Ueber den Verfall des reichsdeutschen Zeitungsgewerbes seit Uebernahme der Macht durch die Regierung Hitler liegen jetzt von gut unterrichteter Stelle genauere Ziffern vor. Schäßungsweise sollen seit dem 30. Januar zirka 250 Zeitun gen zum völligen Erliegen gebracht worden sein. Das be­deutet zunächst eine starke Belastung des Arbeitsmarktes, da es den Arbeitern, ebenso wie dem Redaktionsstab meistens nicht möglich ist, bei der nationalsozialistischen Presse unter­zukommen, zumal die meisten nationalsozialistischen Blätter jogenannte Kopfblätter sind, deren gesamter Inhalt bis auf den lokalen Teil vom Zentralverlag der Partei in Matrizen zur Verfügung gestellt wird.

Den großen Verlust der Nachrichten- Agenturen, die ihre Abonnenten verloren haben, versucht man zunächst durch Subventionen zu erleichtern, die aus einem durch Beschlag. nahme der sozialistischen und kommunistischen Vermögen ge­bildeten Fonds entnommen werden."

Weiter heißt es, daß das Haus Ullstein und die Münche ner Neuesten Nachrichten" sich in Schwierigkeiten befinden und auch der Verlag der Germania " mit großen Schwierig teiten zu kämpfen hat, da die nunmehrige Haltung des Blattes in fatholischen Kreisen starke Ablehnung gefunden habe. Schließlich soll man schon an ein Eingehen der " Deutschen Tageszeitung". des Berliner Börsen- Kurier" und sogar des Angriff" gedacht haben. Auch die Frank­ furter Zeitung " ist in Nöten.

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Rückgang der Gaststätten

Berlin zählte Ende 1932 19 945 Gaststätten, davon 11 993 vollfonzessionierte. Jetzt gibt es nur noch 18 644 Gaststätten. Der Reichseinheitsverband des Gaststättengewerbes er­strebt im Reich eine Verminderung der Gaststätten um 30 Prozent und für Groß- Berlin um 50 Prozent,

In der Deutschen Bolkswirtschaft"( Nr. 13) befaßt sich Dr. Siegert mit den Gefahren der Betriebsabwanderung". Gegen die immer mehr um sich greifende Betriebsabwande rung ins Ausland ist eine Hilfsmaßnahme" eingeführt worden, es werden nämlich Devisen zur Bestreitung der Verlegungskosten nicht bewilligt. Durch Einführung des " Eichtvermerfzwanges ist die Möglichkeit erreicht, die Ab­wanderung von Facharbeitern zu überwachen. Auf dem Wege über die Spißenorganisation des Anzeigenwesens ist darauf hingewirkt worden, daß ausländische Anzeigen, die auf eine Abwanderung deutscher Facharbeiter und Betriebe abzielen, nicht aufgenommen werden sollen." Weiter wird der Ausfuhrzoll für gebrauchte Maschinen aufrechterhalten und schließlich wird erwogen, ob die Ausfuhr von Spezial­maschinen überhaupt noch gestattet werden soll; ebenso er­

wägt man, an die Erteilung von Reichspatenten den 3wang der inländischen Ausnutzung zu binden.

Hakenkreuz als Alkoholreklame

Da sich immer mehr Gaststätten ein bei Nacht beleucht­bares Hakenkreuz als Reklame zulegten, ist diese Herab= würdigung des nationalen Symboles durch die Ortsbau­behörden verboten worden.

In Bewegung!

In den großen Industriebezirken des Rheinlands und an der Ruhr ist seit einigen Tagen eine immer stärker werdende Erregung und Agitation unter der Arbeiterschaft im Gange, die sich gegen die ständigen empfindlichen Kür zungen der Arbeitslöhne richtet. Die meisten Betriebe haben in der letzten Zeit die Arbeitszeit wesentlich herabgesetzt und zahlen nicht mehr Wochenlöhne, sondern sind zum System des Stundenlohnes übergegangen. In einigen großen Industriebezirken hat die heutige Situation riesige Erregung ausgelöst und zu spontanen Rundgebungen der Arbeiterschaft geführt

Die japanischen Exportsiege Gewaltige Profite

Im dritten Vierteljahr betrug die Ausfuhr aus Japan nicht weniger als 524 Millionen Yen, wovon die Hälfte auf Fertigwaren allein entfällt. Im vorangegangenen Quartal machte der japanische Warenerport 453 Millionen Yen und im dritten Vierteljahr 1932( bei allerdings etwas höherem Währungskurs) nur 383 Millionen Yen aus.

Im ersten Halbjahr 1933 sind von rund 1300 Unternehmen aller Art, die weit über die Hälfte des einbezahlten Kapitals aller japanischer Aktiengesellschaften darstellen, durchschnitt lich 7,1 pct. Reingewinn vom Kapital ausgewiesen worden gegen 7,1 pct. und 6,2 pot. in der zweiten bzw. ersten Hälfte des vorigen Jahres. Die verhältnismäßig besten Ergebnisse darunter sind von Kunstseidefabriken( 24,9 pCt. Reingewinn vom jeweiligen Kapital), Wollspinnereien( 23,1 pct.), Baumwollspinnereien( 18,2 pt.), Maschinenfabriken( 15,1 pEt.), Eisen- und Walzwerken( 13,5 pCt.) sowie Papier - und Zementfabriken( ie 12,9 pt.) erzielt worden.

Die Handelsberichte aus Fernost sprechen von günstigen Erwartungen über das Andauern der japanischen Export fonjunktur und von der Ueberzeugung, daß die Verhand lungen, besonders um den indischen Absazmarkt, diese Kon junktur wohl beeinflussen, aber kaum wesentlich stören werden. Gestützt wird diese Auffassung japanischerseits mit durch die großen Rüstungsaufträge, die wesentlich zur Belebung der japanischen Gesamtwirtschaft beitragen. Die Regierung hat für das kommende Finanzjahr 1,2 Milli arden Yen für Rüstungen, einen weitaus größeren Betrag als im Vorjahr, ausgesetzt. Infolgedessen können nicht nur viele Zweige der japanischen Industrie für die nächste Zeit mit umfangreichen Staatsaufträgen rechnen, sondern darüber hinaus fann eben mit Hilfe dieser Staatsaufträge die Forcierung der Warenausfuhr- man kann das auch eine Exportsubsidie nennen weiter betrieben werden.

Absturz im Kunstseide- Export

Der Auslandabsas der deutschen Kunstseidenindu strie, der zunächst im laufenden Jahr bis zum April einen kräftigen Aufschwung zeigte, ist in der Folge bei fajt ununterbrochener Schrumpfung wieder stark zurück­gegangen. Im September, der, abgesehen lediglich vom Januar, der ungünstigste Absaßmonat dieses Jahres war, hatte die Ausfuhr gegenüber ihrem im April erreichten Höchststand des laufenden Jahres eine mengenmäßige Ab­nahme um 22 Prozent aufzuweisen. Einfuhr Ausfuhr 1000 fg RM. 1000 fg

Mill.

1933 September

Mill.

RM.

976,9

3,79

August

525,3

2,07

915,2

3,59

Juli

599,6

2,08

833,2

3,35

628,3

2,28

Drittel Viertel Zweites Erstes

2725,3

10,72

1713,2

5,37

"

2445,9

9,95

1853,5

7,96

2159,5

8,61

1758,2

7,01

7330,7

29,28

5324,9

20,35

9 Monate 1933 9 Monate 1982

7557,7 33,54 4622,4 21,74

Kampf um die deutsche Scholle

Seit der Amnestie für Hakenkreuzmörder verlangen Bauern, die sich Pfändungen widersetzen, als Kämpfer für die deutsche Scholle" Niederschlagung der gegen sie an hängigen Verfahren. Ein salomonisches Urteil befagt, daß der Kampf der Amnestiewerber nicht bloß der eigenen, sondern der deutschen Scholle an sich gegolten haben müsse, um straffrei zu bleiben.

Das Neueste:

Suche nach Juden als Spionagehelfer

Ein bekannter Agent der deutschen Spionage, Dr. Karl Kindermann, ist vom Geheimen Staatspolizeiamt mit einer ebenso delikaten wie raffinierten neuen Mission beauftragt worden und hat seine Tätigkeit bereits aufgenommen. Kindermann, selbst jüdischer Herkunft, reist jetzt auf dem Balkan , um dort Verbindungen mit emigrierten Juden auf zunehmen, um ihnen natürlich in ihrem eigenen Interesse -die abgerissene Verbindung zu Deutschland wieder her zustellen. Die Aktion segelt unter der Flagge: Der deutsche Handelsverkehr mit dem Balkan soll durch jüdische Ge schäftsleute wieder ausgebaut werden. Die jüdischen Emi­granten sollen gewissermaßen zu Vorwerfen der deutschen Wirtschaft auf dem Balkan werden. Zu diesem Zweck betreibt Kindermann einen engeren Zusammenschluß der jüdischen Emigration. In der Praxis verbirgt sich hinter diesem menschenfreundlichen 3wed jedoch der Aufbau einer Spionageorganisation, der die jüdischen Emigranten die freiwilligen oder unfreiwilligen Helfer stellen sollen.

Kindermann wurde im Jahre 1926 in Moskau zusammen mit zwei Kameraden verhaftet und in einem Prozeß wegen Spionage zum Tode verurteilt, später gegen den angeblichen General Goreff ausgetauscht. Er war damals im Auftrag der Organisation Consul ( OC) tätig. Nach der Macht­ergreifung Hitlers hat er sich als Agent der Nazis hervor getan. Der u3D. hat in seiner Nr. 33 vom 20. 4. 1933( 1. Jahrgang) berichtet, wie Kindermann mit einer Gruppe an geblicher schweizerischer Journalisten" den gefangen ge haltenen kommunistischen Führer Thälmann im Gefängnis " besuchte", um dann zu konstatieren, daß Thälmann besser logiert, gekleidet und genährt werde als seinerzeit er, Kindermann, im Sowjetgefängnis. Diese Konstatierung" wurde von der deutschen Presse weidlich ausgebeutet, und Kindermann erklärte, er werde über diese gute Behandlung politischer Gefangener im Gegensatz zu der schlechten Behand lung in Rußland öffentliche Vorträge in der Schweiz , in Italien und-- in Frankreich halten.....

Tochter eines miẞliebigen Politikers getötet

Nach einer Meldung aus Berlin wurde auf der U- Bahn strecke zwischen pohenzollernplay und Fehrbelliner Plaz die Leiche der 25jährigen Käthe Koch- Weser aus Dahlem , Tochter des ehemaligen Reichsministers Koch- Weser , aufgefunden. Es handelt sich um einen Verkehrsunfall..

Dem Reichsminister a. D. Koch ist vor einiger Zeit die Mitgliedschaft zum Anwaltsstande aberkannt worden, weil er Demokrat ist. In Berlin ist das Gerücht verbreitet, bei dem Tode der Tochter des bekannten Politikers handele es sich nicht um einen Unfall.

SA.- Rebellion

In Emden ist es, wie der Nazi- Regierungspräsident von Aurich festgestellt hat und zugeben muß, zu Tätlichkeiten gegen den Oberbürgermeister gekommen, die von Mits gliedern der NSDAP . begangen wurden. Die Täter, bei denen es sich um Fischer handelt, die mit der heutigen wirt schaftlichen Lage unzufrieden waren, wurden ins Ronzentrationslager gebracht.