Den
Chefredakteur: M. Braun
Aus dem Inhalt
Diebe und Räuber als
Kronzeugen
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Amüsante Spitzelgeschichte
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des Gorsch war bei dem Ueberfall dabei, sie wurde, nach Aussagen von Augenzeugen, ebenfalls niedergeschlagen und in einen Hausgang geworfen. Dem Gorsch selbst hatte man ein Messer oben im Rücken angesetzt und es bis unten gerissen, wie es unser Bild deutlich zeigt.
Die Schreie der Mißhandelten aus den Folterkellern der funden. Wiederholt haben wir die Fotografien entsetzlich . haben oft in der„ Deutschen Greiheit" ihr Echo gevor aller Welt aufzuzeigen, und nie hat man die von uus veröffentlichten Tatsachen auch nur im geringsten zu entfräften vermocht! Die gleichgeschaltete Presse hüben wie drüben hat lediglich mit all gemeinen Schimpfereien unsere Aufklärungsarbeit zu Ichmähen versucht. Sie stellt sich schüßend vor ein System, das Ströme vergossenen Blutes und die Nilpferdpeitsche Hitlers zu staatlichen Selbstverständlichkeiten erhoben hat. Das Wort Salunke ist durch den deutschen Reichskanzler in die Sprache der Diplomaten eingeführt worden. Es war als vergifteter Pfeil auf das Andenken der durch HitlerAber tausendfach prallt dieser Pfeil auf die banden gemordeten Freiheitstämpfer abgeschossen worden. Siech geschlagen! Schüßen zurü cf.
Nach dieser entseßlichen Verlegung stachen die braunen Henfer in Reichskanzleruniformen dem Gorich noch sechs= mal in die Rißwunde hinein. 11 Tage später starb Gorsch trotz Vernähung und mehrfacher Blutübertragung an den Folgen des erlittenen Blutverlustes. Bier Nazis wurden verhaftet, aber sehr bald wieder in Freiheit gesetzt. Die Aufnahme fonnte feinerzeit unter großen Schwierigkeiten im Krankenhause gemacht werden.
Die
Balunken"-Reden des deutschen Reichskanzlers eines Verleumders, wie wir gerichtlich nachzuweisen bereit find, zwingen uns, einige der uns in jüngster Zeit wieder bekannt gewordenen Fälle von Folterungen durch Hitlerbanditen zu veröffentlichen.
Bestien
mit Nilpferdpeitschen
Ein junger Handwerker, der gewerkschaftlicher Vertrauensmann war und der über das Walten der NSBO. einige abfällige Aeußerungen machte, wurde Mitte August dieses Jahres von SA. - Leuten vom Nachrichtendienst Bochum in das dortige Sturmlokal geschleppt und furchtbar mißhandelt. Die Bestien bearbeiteten den Bedauernswerten mit ihren Nilpferdpeitschen derart, daß, wie es auch auf dem Bild zu sehen ist, aige offene Wunde bildeten. Der Rücken und das Gesäß des Mißhandelten boten den gleichen Anblick! Die Fotografie ist 14 Tage nach erfolgter Folterung gemacht. Es war eine lang= wierige ärztliche Behandlung notwendig. Fast awei Wochen konnte der Gepeinigte nur unter allergrößten Schmerzen auf Luftkissen gebettet werden. Seinen Namen müssen wir verschweigen, weil sonst seine noch in der Hitlerhölle lebenden Verwandten ausgesetzt sein würden. harten Verfolgungen
Zu Tode gequält
in das Städtische Krankenhaus zu Mainz eingeliefert. Er Ein junger Mensch namens Gorsch wurde am 5. August war auf offener Straße von einem Trupp Nazis angefallen worden, die er angeblich angepöbelt haben soll. Die Mutter
Der Chauffeur R. aus Lämmersspiel( Kreis Offenbach ) fuhr Anfang August d. J. beim Rochusberg in Bingen die steile Straße nach Mainz zu herunter. Auf der glatten Straße tam das Auto ins Rutschen und konnte erst unmittelbar vor einer marschierenden Nazi- Kolonne zum Stillstand gebracht werden. Die Nazis vermuteten bei ihrem schlechten Gewissen ein Attentat und fielen sofort über die
Juden
Insassen des Autos, den Chauffeur und einen her. Sie schlugen die Fensterscheiben des Wagens ein und wollten das Fahrzeug umwerfen. Der Chauffeur versuchte eine leichte Gegenwehr, wurde aber niedergeschlagen. Er erhielt einen kräftigen Hieb über den Kopf und verspürte noch, bevor er endgültig das Bewußtsein verlor, einen harten Tritt gegen den Unterleib. Einige Tage später wachte er im Mainzer Krankenhaus aus seiner Bewußtlosigkeit auf und stellte fest, daß er mit drei Stichen in den Unterleib eingeliefert worden war, die unter anderem auch zu schweren, fast lebensgefährlichen Darmverlegungen ge= führt hatten. Wochenlang mußte der Mißhandelte im Krankenhaus zubringen, um während dieser Zeit zu erfahren, daß ein Verfahren wegen absichtlicher Transportgefährdung gegen ihn schwebe. Als er halb und halb ausfuriert war, packten ihn die braunen Häscher und schleppten ihn in das Konzentrationslager Osthofen . Das Lager sollte für K. indessen nur eine Durchgangsstation sein. Am nächsten Tag, es war inzwischen Mitte September geworden, wurde K. aus Osthofen in das Mainzer Gefängnis ab= geführt. Während des einen Tages, den st. sich im Lager aufhielt, war er wiederholt Augenzeuge schwerster PrügelSzenen. Ein SA.- Mann namens Fähr betätigte sich hier als wahre Beitie. In das Mainzer Gefängnis wurde K. durch SA. - Hilfspolizei transportiert. Als er wegen seiner eben verheilten Bauchwunde nicht schnell genug marschierte, er hielt er mehrere fräftige Kolbenstöße in den Rücken, so daß er zu Boden stürzte und die frisch vernarbten Stich verlegungen neu aufbrachen. Es trat eine MuskelgewebZerreißung hinzu, und K. mußte erneut in das Krankenhaus gebracht werden. Am 20. Oktober, nach erfolgter neuer Heilung, sollte K. wieder in das Gefängnis zurück. Ez gelang ihm aber, am 19. Oktober aus dem Lazarett zu entkommen und auf Umwegen das Saargebiet zu erreichen. Er hat sich hier sofort in ärstliche Behandlung begeben müssen, weil die Operationswunde immer noch eiterte
Lagerarzt Dr. Katz
Seit einiger Zeit war im Konzentrationslager zu Dachau Dr. Kaz aus Nürnberg inhaftiert. Der einzige Grund war, Fortsetzung anj Seite 2
Terrorwahlen
Amtlich wird aus Berlin gemeldet.
Der Reichsminister des Innern hat das für die frühe ren Reichstagswahlen erlassene Verbot des Tragens von Uniformen und Parteiabzeichen durch Mitglieder der Abs stimmungsvorstände aufgehoben.
G. als Stimmlistenführer, SA. und SS. als Aufpasser ne Das bedeutet: SA. und SS. als Wahlvorstand, SA. und ben der Wahlzelle, SA. und SS. als alleinige Stimmzettel verteiler, SA. und SS. als Wachen vor den Wahllokalen, SA. und SS. überall, um das Ja zu erzwingen und schließlich auch SA. und SS. als Stimmenzähler.
Dennoch werden unsere tapferen Getreuen mit Nein stimmen gegen Hitlers Kriegspolitik und werden ferner den nationalsozialistischen Reichstagswahlzettel ungültig
machen.
Und wenn SA. und SS. das Wahlergebnis noch so fäl schen. Dennoch bleiben die Protest- und Kampfstimmen da.
Das Vorbild
1851-1933
Von Karl Mary
Ein Bandit hatte sich, unterstüßt und getrieben von anderen Banditen, durch einen fückischen Streich der unbeschränkten Gewalt im Staate bemächtigt.
Durch eine Revolution also? Kein Gedanke! Jn Revo lutionen fegt das Volk die bestehende Obrigkeit weg, aber er hatte sich das höchste Amt der Republik er Ichlichen, und als er unter frechem Bruch des auf die Verfassung geleisteten Eidschmurs ausholte, um die Republik abzuwürgen, mußte er die ganze bewaffnete Macht, das Heer, die Polizei, die Gendarmerie hinter sich und gegen sich nichts als die Parteien, die, unter sich hadernd, einander lähmten und, teils zu vertrauensselig, teils überrumpelt, keinerlei Widerstandskraft aufbrachten. Die Welt staunte, wie leicht einem so unbedeutenden und trüben Abenteurer die Macht zufallen konnte.
Aber obwohl er über die Bajonette und die Kanonen gebot, fühlte er sich innerlich unsicher. Bei aller Ber achtung der Demokratie gelüftete es den Banditen, sein Banditenstückchen durch einen Willensakt der Nation rechtfertigen zu lassen. Darum rief er mit schwulstiger und schmalziger Proklamation das Volk zur Abstimmung auf, ein Plebiszit der Massen sollte entscheiden, ob ihrem Vergewaltiger die oberste Gewalt ge bühre. Volk, an die Urne! Wenn daraus eine überwältigende Mehrheit von Jas hervorstieg, mußte auch die Welt den Usurpator als ein sozusagen legitimes Staatsoberhaupt anerkennen.
Entnervt durch Jahre der Unruhe und des Elends und verdummt durch eine auf das niedrigste Niveau der Gewissenlosigkeit herabsteigende Propaganda, befand sich ein beträchtlicher Teil des Volkes in der Lage des Kranken, der in seiner Verzweiflung zum Kurpfuscher läuft, wo der Arzt zu versagen scheint. Selbst wenn die verschwenderisch ausgestreuten Phrasen von nationaler Ehre" ohne weiteres mit Ja stimmen, die Kapitalisten, die in und„ Volksgemeinschaft" nicht zogen, würden Millionen Kassenschrank erblickten, die Fabrikanten, die von ihm dem neuen Manne die sicherste Schildwache vor ihrem eine Ueberwindung der schleichenden Wirtschaftskrise erhofften, die Kleinbürger, denen die kargen Ersparnisse zwischen den Fingern zerrannen, auch viele Arbeiter, die der Republik grollten, weil sie ihre Versprechungen nicht gehalten habe, und vor allem die Bauern, denen die Agitatoren des Banditen mit besonders handgreiflichen Verheißungen Steuerbefreiung und hohe Bieh- und Getreidepreise um den Bart gegangen waren. Es fehlte nicht an Leuten, die gar nicht mit seinen Taten überein. stimmten, aber rund heraus erklärten:„ Da er nach Abs nuhung aller alten Parteien an die Gewalt gelangt ist, erscheint er als der einzig mögliche Mann an der Spize. Fiele er, so käme der Bürgerkrieg, das Chaos, das Ende des Baterlandes. Wir wissen, daß er ein Verbrecher ist, aber lieber für einen Verbrecher stimmen, der Ruhe und Ordnung verbürgt, als für Bürgerkrieg und Chaos!" Nur, würde die Zahl der freiwilligen Ja- Sager zum unbedingt erforderlichen Riesentriumph ausreichen? Der Oberbandit und seine Unterbanditen ließen sich darüber