Noch immer Zeugen im Brandstifterprozeß
Nur Nazis haben die Bulgaren im Reichstag geschen
27. Verhandlungstag 160
Fortsegung aus Nr. 113 Kriminalistische Rätsel
Als nächster Zeuge wird Kriminal- Kommissar Bunge vernommen, der gleich in der Brandnacht zum Reichstag tommandiert worden war. Der Zeuge erklärt: Meine Ob
der Sache, vor allem die Sicherung der Spuren. An den Quadern des Reichstagsgebäudes find in großem Umfange Fingerspuren gewesen. Ich habe sie genau untersucht, und daraus ergab sich deutlich, daß nur eine Person hinaufgeflettert sein kann. Van der Lubbe ist von unten an der Fassade hochgeklettert, obwohl er an dieselbe Stelle auf dem Wege über die Haupttreppe und auf dem Sims ſei nicht leicht und Lubbe lief dabei Gefahr, acht Meter tief nach unten in den sellerschacht zu stürzen. Fingerspuren waren jedenfalls nur von einer Person vorhanden, dagegen, fo erklärt der Zeuge, ist es nicht ausgeschlossen, daß ein inderer Täter auf dem Sims entlang segangen it. Ent: prechende Spuren haben sich da aber nicht wahrnehmen laffen. Weiter äußert sich der Zeuge über die zerbrochene Fensterscheibe im Obergeschoß. Er hält es für durchaus cahrscheinlich, daß hier tatsächlich jemand, der sich verbergen mußte, sich in das Zimmer geflüchtet hat und dann, als er Menschen kommen hörte, furz entschlossen die Scheibe zertrümmerte, um sich nach unten durchfallen zu lassen. Irgend
wo die Splitter lagen, ebenfalls nicht festzustellen.
Vorsitzender: Sie haben sich durch Lubbe auch den Rundgang vorführen lassen, den er bei der Brandlegung gemacht hat. Hat er Ihnen damals über den Grund und Swed der Brandstiftung etwas gesagt?
3euge: Ich habe ihn gefragt und er antwortete, die Berhältnisse in Deutschland wären für ein solches Unternehmen günstiger gewesen als anderswo. Die allgemeine politische Lage sei in Deutschland so, daß hier eine solche Tat bei der Bevölkerung mehr Antlang finden würde als
anderswo.
Auf meine Frage, ob er Kommunist sei, fagte er: Rom munist wohl, aber doch mit einem gewissen Unterschied. Borsigender: Hat van der Lubbe Ihnen den Brandweg ohne Stockung genau gezeigt?
3euge: Er hat sich nach meiner Ueberzeugung bemüht, uns seinen Weg genau zu zeigen. An der Ja- Tür aber wußte er nicht mehr weiter, da verließ ihn das Gedächtnis.
Borsigender: Sie haben den Eindruck gehabt, daß er den Weg nicht so gut hätte finden können, wenn er nicht tatsächlich diesen Weg in der Brandnacht selbst gemacht hätte? Beuge: Ja.
er
Borsigender: Hat er sich, auch über seine Festnahme in Reichstage geäußert?
Beuge: Er sagte, er hätte sich unter allen Umständen feftnehmen lassen wollen. Auch wenn ein Fluchtweg offen gewesen wäre, würde er sich hingestellt und gewartet haben, bis jemand fam. Ich sagte darauf, er habe also wahrscheinlich als Märtyrer für seine Sache gelten wollen. Er sagte, das fäme nicht in Frage.
Ein Beweisantrag Dimitroffs
merkt. Er habe nicht anders ausgesehen wie immer. Oberreichsanwalt: Sind am Montag in Zimmer 9 und 96 Telefongespräche geführt worden? 3eugin: Ja ,, wie immer.
Oberreichsanwalt: Das Telefon hat also funktio 3eugin: Ja!
niert?
Ein Fahrstuhlführer trug die Kiste
Der Angeklagte Torgler macht dann gegen verschiedene Zeugenaussagen der vorhergehenden Tage Einwendungen und erklärt, er könne versichern, daß er am 27. Februar in der Zeit von 11,50 Uhr bis 20.20 Uhr den Reichstag nicht eine Sefunde lang verlassen habe. Alle anderen Befundungen müßten auf einem Irrtum beruhen.
Der Zeuge Fahrstuhl führer Adler gibt an, daß er etwa 8 bis 14 Tage vor dem Reichstagsbrand eine Kiste, die von einem Spediteur gebracht worden war, im Fahrstuhl
nach oben transportierte.
Die Zeugin mit Gefühl
Die Zeugin Hartmann, eine Angestellte des Preuß.
Landtages, befundet, daß sie am 27. Februar, vormittags gegen 11 Uhr, in einem Fahrstuhl des preußischen Landtages ben Landtagsabgeordneten Rönen mit einem Begleiter ge= troffen habe. Als der Zeugin auf der Polizei die Fotografie ran der Lubbes vorgelegt wurde, hat sie eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Begleiter Rönens festgestellt. Mit Be stimmtheit könne fie allerdings die Identität der beiden
Personen nicht versichern.
Als nunmehr van der Lubbe der Zeugin gegenübergestellt wird, erklärt diese, sie könne nicht bestimmt angeben, daß van der Lubbe der Begleiter Könens gewesen sei, aber sie möchte auch nicht glauben, daß sie sich im Irrtum befinde. Die Figur, die Form des Gefichts und die Größe stimmen. Tie Augen auch, nur das lange Haar habe sie damals nicht beobachtet.
Dimitroff : Die Zeugin hat immer gesagt, fie habe das Gefühl, daß es van der Lubbe gewesen sei. Gegen ein Gefühl im Herzen kann man nichts machen, aber wie fann man so ein Gefühl dafür in Anspruch nehmen, daß der angebliche Begleiter Könens van der Lubbe war? Ich möchte eine Beleidigung der Zeugin vermeiden, aber es kommt mir so vor, als hätte ich es hier zu tun mit einem weiblichen Bogun.( Heiterfeit.)
Der Vorsisende ruft Dimitroff erregt zu: Sie sollen nur Fragen stellen; solche Ausführungen schneide ich ab. Noch ein nationalsozialistischer Eid
Als nächster Zeuge wird Dr. Dröscher, der Mitarbeiter des Zeugen Major a. D. Weberstedt, vernommen. Der Zeuge befundet folgendes: Am Nachmittag des Brandtages fam ich um halb 4 Uhr in den Reichstag . Beim Betreten der Vorhalle fiel mir ein intensiver, durchdringender Geruch auf. Ich hatte den Eindruck, daß es eine Art Gasgeruch war, vielleicht auch Benzin, und ich machte die anwesenden Pförtner darauf aufmerksam und wies sie auf die außerordentliche Gefahr einer solchen Gasbildung hin. Die Beamten be ruhigten mich, es wäre nichts Besonderes, versprachen aber nachzusehen. Ich ging dann in mein Büro, hatte aber keine Ruhe und ging noch einmal hinunter. Da war der Geruch vollständig verschwunden. Eines Tages ließ mich der Hausingenieur Risse rufen und demonstrierte mir einen bestimm ten Geruch eines Rostschußmittels, mit dem die große Hausuhr damals rostfrei gemacht worden war. Ich habe mich dann dabei beruhigt. Eine weitere Bekundung des Zeugen bezieht sich auf das kommunistische Fraktionszimmer 53 a. Dr. Dröscher bestätigt im wesentlichen die Angaben Weberstedts.
Der Angeklagte Dimitroff legt darauf einen Beweisantrag vor, die Hennigsdorfer Polizeibeamten und die Angestellten des Asyls in Henningsdorf als Zeugen darüber zu vernehmen, mit welchen Personen van der Lubbe dort in Verbindung gekommen ist und was van der Lubbe überhaupt in Hennigsdorf am Abend des 26. Februar, in der Nacht zum 27. und am Morgen dieses Tages getrieben hat. berreichsanwalt: Wenn der Angeklagte behauptet, daß dort in Hennigsdorf van der Lubbe Mittäter gefunden hat, so habe ich keine Bedenken dagegen, daß das festgestellt und dem Antrag entsprochen wird. Die Verhandlung wird dann durch eine Mittagspause" Das ist doch Dimitroff !"
unterbrochen.
Stimmengewirr" im Kommunistenzimmer
Nach der Pause verkündet der Vorsitzende, daß dem Beweisantrag des Angeklagten Dimitroff stattgegeben wird. Als nächster Zeuge wird der bisherige nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Dr. Ruppin vernommen. Der Beuge befundet, daß er am Brandtage etwa um 2 Uhr nach
Borsisender: Sie haben dann beim Untersuchungsrichter noch Mitteilung über die Beobachtung einer Person gemacht.
Zeuge: Ich wurde vom Untersuchungsrichter zu einer Vernehmung gerufen. Als ich herunterkam, sah ich da unter
Dewachung mehrere Personen. Als ich die eine dieser Per sonen mir ansah, stußte ich und es fam mir eine bestimmte Erinnerung, die mich innerlich außerordentlich erregte, so daß ich in das Zimmer des Untersuchungsrichters tam und ohne gefragt zu werden sagte: Herr Reichsgerichtsrat, was find das für Bulgaren draußen? Das ist doch Dimitroff aus Sofia ; den fenne ich und den habe ich im Hause gesehen. Ich erinnere mich, daß ich ihn oben auf unserem Geschoß mit Torgler gesehen habe. Zum anderen sagte ich ihm, daß ich diesen Mann fenne, weil ich ihn auf Abbildungen als einen der Attentäter auf die Sofioter Kathedrale gesehen hatte.
Boritzender: In der Tat ist ein Dimitroff im Prozeß wegen des Anschlages auf die Kathedrale verurteilt worden. Der heißt aber Stephan und dieser heißt George. Ein Stephan Dimitroff ist nach den Atten in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Hat nach ihrer Ansicht dieser Dimitroff Aehnlichkeit mit jenem Dimitroff ?
3euge: Mir ist diese Aehnlichkeit sofort aufgefallen, wenn er auch auf den Bildern, wenn ich mich nicht sehr täusche, einen Bart getragen hat.
Vorsigender: Nehmen Sie an, daß er derselbe ist? Zeuge: Das kann ich nicht entscheiden, aber die Gewißbeit ist ziemlich groß für mich.
Vorsigender: Wir können in dieser Hinsicht feine Feststellungen treffen, aber Sie haben in ihm den Mann wiedererkannt, den Sie im Reichstag beobachtet haben?
8euge: Jawohl, mit Bestimmtheit! Torgler stand vor der Tür seines Zimmers und Dimitroff lehnte neben ihm auf der Brüstung. Es muß einige Tage vor dem Brande gewesen sein.
Ich konnte beiden ins Gesicht sehen und habe innerlich noch einen ziemlichen Aerger darüber empfunden, daß ein beutscher Abgeordneter wieder mit irgendeinem Ausländer verhandelte.
Vorsitzender: Haben Sie ihn da nicht schon als den Attentäter von Sofia wiedererkannt?
3euge: Nein, in dem Augenblick nicht. Dimitroff muß aufstehen und der Vorsitzende fragt nochmals, ob er Dimitroff mit absoluter Bestimmtheit wiedererkenne. Beuge: Jawohl!
Dimitroff : Ganz bestimmt? Zeuge: Ganz bestimmt! Dimitroff feßt sich lachend.
Der Vorsitzende wendet sich an den Angeklagten und erflärt, daß diese ganze Art seines Auftretens höchst ungehörig sei.
Als Dimitrofff darauf erwidern will, erklärt der Vors figende energisch: Ich entziehe Ihnen das Wort.
Torgler : ,, Niemals mit Dimitroff !"
Borsigender: Wie erklärt sich Torgler die Aussage? Torgler : Ich habe lange darüber nachgedacht, mit wem ich im Reichstag zusammengewesen sein tönnte, der mit Dimitroff zu verwechseln wäre. Eine solche Aehnlichkeit liegt nur vor bei einem Mann von der Imprefor, den ich nur unter dem Namen Julius kenne. Dieser Mann hatte nicht mit mir, sondern mit Neubauer oder Halle zu tun. Ich habe mich aber gelegentlich mit ihm unterhalten. Er ist Ungar oder Desterreicher und hat eine gewisse Aehnlichkeit mit Dimi troff , aber ein volleres Gesicht.
Dimitroff : Wenn ich erkläre, daß ich feit 1921 nie-. mals im Reichstag gewesen bin und daß ich Torgler zum ersten Mal in meinem Leben in Leipzig im Gerichtssaal gesehen habe, dann ist das die Wahrheit. Ich erkläre mir die Tatsache, daß der Zeuge mit Sicherheit glaubt, mich getroffen zu haben, als eine Täuschung. Ich muß aber gleichzeitig fagen, daß alle nationalsozialistischen Augen in diesem Proseß durch eine dunkle Brille seben. Deshalb protestiere ich gegen diese Aussage.
Der Vorsitzende entzieht dem Angeklagten das Wort. Torgler : Ich möchte erklären, daß ich niemals mit Dimitroff im Reichstag gewesen bin und daß ich ihn zum ersten Mal im Gerichtssaal gesehen habe.
Die Verhandlung wird dann auf Dienstag vertagt.
A
Wir lesen in„ Het Volk":
mittags mit dem Fahrstuhl in das zweite Obergeschoß fuhr, In den Gefängnissen der Nazis um zu seinem Arbeitszimmer zu gelangen. Er kam dabei an einigen kommunistischen Arbeitszimmern vorbei und gewahrte durch die untere durchsichtige Scheibe, daß die Bimmer voller Menschen waren. Er hörte auch Stimmengewirr. Als er vorbei war, öffnete sich hinter ihm die Tür und ein Herr mit dunklem Haar, etwas graumeliert, und schmalem Gesicht kam heraus und ging in der entgegengesetzten Richtung weiter. Der Zeuge hat im Verzeichnis der Abgeordneten nachgesehen und unter den kommunistischen Abgeordneten diesen Mann nicht gefunden.
Vorsitzender: Haben Sie später jemanden wieder
erfannt?
3euge: Nein.
Ausländer und rabiate Bulgaren
Die nächste Zeugin, Fräulein Olga Derr, war als Stenotypistin des kommunistischen Fraktionssekretärs Kühne tätig. Vorsitzender: Ein Zeuge hat gesagt, am Dienstagmorgen seien aus dem Zimmer 58 a alle nicht dem Reichstag gehörigen Sachen entfernt gewesen.
3eugin: Davon weiß ich nichts.- Auf weitere Fragen des RA. Dr. Sad erklärt sie mit Bestimmtheit, daß sie nur mit einer Schreibmaschine im Zimmer 53 a gearbeitet bat. Das Bild van der Lubbes ist der Zeugin vorgelegt worden, sie hat ihn nicht als eine Person erkannt, die schon einmal im Reichstag gewesen ist.
Reichsanwalt Parrisius: Sie haben gesagt, daß eigentlich Toraler am Montag nach Chemnitz sollte.. 3eugin: Das hatte ich so gehört.
Parrisius: Warum ist diese Reise unterblieben? 3eugin: Jch nahm an, weil er hier zu tun hatte wegen der Freigabe des Materials.- Auf Fragen des RA. Dr. Teichert erklärt die Zeugin, daß sie keinen der bulgarischen Angeklagten jemals vor dem Brande gesehen habe. Angeklagter Dimitroff : Haben Sie bei Torgler jemals Ausländer gesehen, Ausländer ganz allgemein, nicht nur rabiate Bulgaren wie Dimitroff ?( Seiterkeit.) Beugin: Nein, ich habe keinen gesehen.
Auf Fragen des RA. Dr. Sad erklärt die 3eugin, die beiden Fernsprechapparate in den Fraktionszimmern 9 und 9b hätten in der letzten Zeit häufig schlecht funktioniert. An Torgler habe sie am Brandtage nichts Auffallendes be
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Wie der„ Manchester Guardian" berichtet, hat die geheime Staatspolizei zum Teil die Arbeit der Nazis übernommen. Die Arrestierten werden darum jetzt weniger nach den braunen Häusern gebracht, sondern verbringen jezt ihre Schutzhaft" in den Räumen der geheimen Staatspolizei( Gestapo ). Die Gestapo arbeitet mehr im Geheimen und auch systematischer als die SA . Das Haus, in dem sie in Berlin ihre Arrestanten ,, empfängt", ist das Columbiahaus in der Columbiastraße. Einer der Gefangenen ist der bekannte jüdische Journalist Kurt Hiller , der kurz nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten gefangen genommen wurde. Er wurde ins Gefängnis eingeliefert und kam dann in ein Konzen trationslager, aus dem er wieder entlassen wurde. Im August wurde er von der Gestapo wiederum arrestiert und wieder holt mit„ Stahlruten"( Ruten aus biegsamen Stahl) geschlagen. Man sagt, daß sein Zustand sehr besorgniserregend sei. An den jüdischen Festtagen wird den jüdischen Gefangenen ungefähr zwanzig an der Zahl( darunter auch Hiller) befohlen, sich im Binnenhof des Gefängnisses zu versammeln und da unter dem Gespött und Geschimpf der Nachtposten ihre Gebete zu verrichten..."
Kraftausdrücke und Faustschläge
5. B. van der Elst schreibt u. a. in De Groene Amsterdammer ":
„ Hitlers Entschluß( Austritt aus dem Völkerbund ) ist wohl zu begreifen, aber keineswegs zu billigen. Darin zeigt sich wieder, daß die Deutschen nie begriffen haben, welche Mög lichkeiten Genf auch für die besiegten Staaten in sich birgt. Deutlich tritt auch wieder in dem Entschluß zutage, daß Deutschland den Völkerbund noch immer ausschließlich als „ Siegerbund" betrachtet hat, der ins Leben gerufen wurde, um die Sieger zu bevorteilen und die Besiegten in einem Dauerzustand der Inferiorität zu halten. Hitler hätte von Stresemann lernen können, daß im Völkerbund auch noch andere Kräfte wirksam sind. Die Frage ist nur die, ob man sie zu finden und zu seinem Vorteil auszunuzen weiß. Stresemann hätte Hitler außerdem erzählen können, bak Rraftausdrücke und Fauftschläge auf den Tisch gegenüber bew
Ausland im allgemeinen und gegen den Völkerbund im besonderen ängstlich vermieden werden müssen. Einfühlungsvermögen und psychologisches Verständnis sind nie das„ Fort " der Deutschen gewesen und werden es auch wohl nie werden. Die ganze Aufmachung der Bombe, die Hitler in den Konferenziaal geworfen hat, hat das wieder deutlich in Richt gerüdt."
O Tannenbaum, o Tannenbaum!
2. Eazvan Alten, der bekannte holländische Journalist schreibt in De Nieuwe Pers":
Wie man überall weiß, haben die Nazis, kurz nachdem sie an die Macht gekommen waren, eine Reihe von Konzentra= tionslägern eingerichtet, wohin sie, ohne irgendeine Form von Prozeß voraufgehen zu lassen, Zehntausende von Kommunisten, Sozialisten, Liberalen, Juden und anderes Gefindel" schleppten. SA. und SS. - Leute legten auf diesem Gebiet außergewöhnlichen Eifer an den Tag und waren feft, allzu feit davon überzeugt, daß niemals einer von ihnen ein solches Konzentrationslager betreten sollte, es sei denn als Herr und Gebieter. Das hat sich nun als Irrtum heraus gestellt; denn die Unzufriedenheit in Deutschland mit der Hitler- Regierung, die bis heute kein einziges ihrer Versprechen erfüllt hat, greift so um sich, daß sie selbst bis zu den braunbehemdeten SA.- Männern durchgedrungen ist. Infolgedeffen hat man viele von ihnen nach Konzentrationslägern gebracht, vor allem nach Oranienburg . Dieser Irrtum hat einen augenscheinlich noch nicht genügend gleichgeschal teten deutschen Dichter veranlaßt, seinen Pegasus zu bestet gen und in Anlehnung an„ O Tannenbaum, O Tannenbaum" das folgende hübsche Liedchen zu machen, das augenblicklich in Deutschland und vor allem in Berlin gerne gesummt wird, wenn man sich spionenfrei" wähnt, was im übrigen dort nicht zu häufig vorkommt:
O- ranienburg, O- ranienburg, Wie braun bist du geworden! Einst waren nur Marristen da, Jezt sinds SA., SA., SA.! Oranienburg , O- ranienburg, Wie braun bist du geworden!