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Die rasenden neuen Stunden

Eine amüsante Spitzelgeschichte an der Saar

werden.

Die deutsche Staatspolizei und die saarländische Nazis eines Propagandatrida für die Liga zu organisation versuchen mit allen Mitteln, ihre blutgierigen Frazzen in die antifaschistischen Organisationen des Saare gebietes hineinzustecken. Aber zur Spigelei gehören Ges Ichid und Schläue, Eigenschaften, die in der jungen Mordorganisation der Geheimen Staatspolizei noch recht fümmerlich entwickelt sind.

Die Staatspolizei hat ihre Agenturen in fast allen Ländern. In Paris fizt der Hauptagent der Spigelzentrale für Frankreich , ein Herr Blaschte aus Berlin , Tanenzien straße. Er versucht besonders in die Emigrantenkreise hineinzukommen, um Provokationen, Attentate, Ent: führungen usw. zu organisieren. Anfang Oktober machte er fich an den Emigranten L. heran, um ihn zu bewegen, in die Dienste der Geheimen Staatspolizei zu treten. L. zögerte zunächst, erbat sich Bedenkzeit und setzte sich mit anderen Genossen in Verbindung, die ihm zuredeten, das Angebot, im Saargebiet für die Geheime Staatspolizei tätig zu sein, anzunehmen, um hinter die Kulissen dieser Mordorganisation zu kommen.

Mit der Aufforderung, sich nach Saarbrücken zu begeben, reift L. von Paris nach dem Saargebiet ab. Hier meldete sich 2., aber nicht zuerst bei den Nazis, sondern bei dem Vor: fizzenden der Liga für Menschenrechte, um die Arbeit zu besprechen. Als Ausweis hatte er ein Schreiben eines Pariser Bekannten der Liga, und für die Nazis einen Brief von dem Agenten Blaschke zum Weiterleiten nach Trier . 2. erhielt den Rat, sich im otel Bürgerhof einzu quartieren, weil bekannt war, daß dort die Nazis agenten absteigen, ohne gemeldet zu werden.

Im Hotel angelangt, außen von Lenten beobachtet, telefos nierte L. zunächst Herrn Eilert von den Nazis an mit dem Ersuchen, Trier zu verständigen, daß er, L., im Auftrag von Blaschke in Saarbrücken sei, um seine Instruktionen zu empfangen.

Anderen Tages erschien um 9.30 Uhr morgens ein Herr, der sich als Dr. Graf, Trier , Leiter der Ge: heimen Staatspolizei, vorstellte.( Adresse: Trier , Domfreiheit 1, Zimmer 27.) Dem Doktor Graf war L. von Paris schon avisiert. Dr. Graf erteilte L. den Auf­trag, in Saarbrücken als Emigrant an fungieren, nach der Francoisstraße Ausschau zu halten, dort Material von der SSP., Briefe der Liga för Menschenrechte zu entwenden und sie an die obenstehende Adresse nach Trier zu senden. Um den jungen Mann zu prüfen, bezahlte man ihm zunächst nur das Hotelzimmer und gab ihm eine Kleinigkeit mit dem Vers sprechen, sobald er Material liefere, erhalte er mehr.

Als erstes Material wurde L. die schon 14 Tage alte Entschließung der SSP. zur Saar = frage übergeben, welche der Presse schon be tannt war. 2. schickte die Entschließung an Dr. Graf nach Trier . Dieser antwortete: Erhaltenes bereits veraltet und bekannt. 50 Franken für neues Material. Dr. G." Als Zweites wurde Graf die Abschrift eines fingierten Briefes, der nach London gerichtet war, übermittelt, in welchem von einem Manuskript Andeutungen gemacht wurden. Sofort tam eine Aufforderung zurück, unter allen Umständen fich in den Besitz dieses Manuskriptes zu segen. Damit waren die Nazis scharfgemacht, um das Opfer

Ende eines Attentäters

Ein abenteuerliches Leben

Der Führer der kleinen spanischen Kommunistengruppe Ramon Casanellas hat bei einem Motorradunfall auf der Landstraße unweit von Barcelona mit seinem Be­gleiter den Tod gefunden. Casanella war in seiner Jugend zu trauriger Berühmtheit gelangt, als er im Jahre 1921 in Madrid auf offener Straße den Ministerpräsidenten Dato ermordete. Er und seine beiden Mitverschworenen hatten auf einem Motorrad den Wagen des Staatsmannes ver­folgt und beim Ueberholen die tödlichen Schüsse abgefeuert. Casanellas war es damals geglückt, nach Rußland zu ent­kommen, wo er es in der Sowjet- Armee zum Rang eines Fliegerobersten brachte. Nach dem Ausbruch der spanischen Revolution kehrte er heimlich in sein Vaterland zurück. wurde jedoch als kommunistischer Agitator aufgegriffen und des Landes verwiesen. Nachdem er sich einige Zeit in Belgien aufgehalten, kam er nach mancherlei Abenteuern wiederum nach Spanien , wurde erneut verhaftet, aber im letzten Juli in Freiheit gesetzt.

Bombe oder Spitzelarbeit?

WTB. meldet:

Hamburg , 30. Oft.( Eig. Drahtm.) Polizeibeamten fiel hente abend vor einer Versammlung in Horn- Billbrook, in der Reichsstatthalter Kaufmann sprechen sollte, ein Mann auf, der aus einem Hintergarten mit einem Paket in der Hand herankam. Auf den Anruf der Polizei warf der Mann das Paket fort und gab auf die Beamten einige Schüsse ab, die einen Polizisten leicht verlegten. Als die Beamten nun ihrerseits Feuer gaben, ergriff der Un­

Dieses Manuskript" war die von der, Saar : front" in großer Aufmachung in deutscher und französischer Sprache gebrachte denk schrift der Saarländischen Liga für Menschen= rechte. Die Liga hatte teine Mittel, diese Denkschrift in deutscher Sprache drucken zu lassen und auch keine Möglich­keiten, diese im Saargebiet an die weitesten Kreise der Be völkerung heranzubringen. Die Denkschrift sollte auch in die Rechtskreise hineinkommen, während die Linke schon durch die nichtgleichgeschaltete Presse täglich unterrichtet wird und die Tatsachen der Denkschrift aus dieser Presse ent: nommen sind.

Nachdem die Zustellung an 685 Deputés, 338 Senatoren, an die Regierungs: mitglieder und an ca. 160 3eitungen des Auslandes erfolgt war, wurde von unse: rem 2. abends um 10 Uhr ein Exemplar ab gegeben zur Uebermittlung per Eilboten nach Trier mit der Mitteilung, daß nur drei Eremplare egiftierten, davon habe eines der Völkerbund , eines Paris und das übersandte Exemplar gehöre zum Archiv.

Innerhalb, 9 Stunden war das Eremplar per Expreß wieder von Trier nach Saarbrücken zurückgekommen, nach dem es in Trier fotografiert worden war. Es war auch auf rascheftem Wege Herrn Göbbels nach Berlin zugeleitet worden. In der Annahme, daß es sich wirklich um eine geheimnisvolle" Sache handele, wurde von dort Anweisung gegeben, in der Saarpresse mit größter Aufmachung das Geheimnis" zu lüften.

Es war beabsichtigt, die Leitung der Staatspolizei in Trier zu veranlassen, nach Saarbrücken zu kommen, um hier von der Polizei in Empfang genommen zu werden. Dr. Graf ist beim ersten siersein einigen Genossen gezeigt worden. Er wird sich wahrscheinlich hüten, wieder ins Saargebiet zu tommen.

Man muß sagen, daß diese Rache für die immer wieder versuchte Durchsegung antifaschistischer Organisationen mit Spigeln der Geheimen Staatspolizei ebenso geschickt wie erheiternd ist.

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Dollar und Pfund

London , 31. Oft. Die englischen Blätter ziehen aus den gestrigen englisch - amerikanischen Währungsbesprechungen Schlüsse über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit der bei­den Länder auf dem Gebiet der Währung. Man vermutet, daß die amerikanische Regierung ein Zusammenarbeiten erhofft, das den relativen Wert von Dollar und Pfund festsetzt, nach­dem die amerikanischen Warenpreise gestiegen sind. Daily Herald" glaubt, daß Frankreich , Belgien , die Schweiz und Holland auch gezwungen seien, vom Gold abzugehen. Die britischen Bankiers würden für einen Wiederzusammentritt der Weltwirtschaftskonferenz eintreten, um eine neue Wäh­rungsvereinbarung erzielen zu können. Ein Renter- Tele­gramm aus Neuyork erörtert die Möglichkeit eines englisch­amerikanischen Währungswaffenstillstandes. Der Washing­toner Korrespondent der Chicago Tribune" ist der Meinung, daß ein solcher im Geheimen bereits abgeschlossen sei, der es Präsident Roosevelt ermöglichen werde, seinen Goldankaufs­plan zu verfolgen, ohne den britischen Handel zu schädigen.

Es verlautet, daß der Plan Sendersons, das Büro der Abrüstungskonferenz schon zum 3. November einzubern= fen, gescheitert ist.

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bekannte die Flucht, er konnte in der Dunkelheit leider ent Dr. med. Philippe Czaczkes

fommen. In dem Paket befand sich eine Bombe, die als so­genannte Brandbombe Verwendung finden sollte.

Die Geschichte klingt etwas rätselhaft, beinahe so, als wenn der Mann mit dem Paket bestellt worden wäre. Dies um so mehr, als in privaten Meldungen von einer Verlegung" eines Polizeibeamten nichts berichtet wird.

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Der Panther- Sprung

Der englische Journalist wird in Leipzig ver­

nommen

Das Hitlerbüro meldet:

Berlin , 30. Oft. Zu der Verhaftung des Vertreters des Daily Telegraph " in München , Panther, die in der aus ländischen Presse großen Lärm verursacht hat, hören wir von unterrichteter Seite, daß Panther erklärt habe, er werde nur vor dem Untersuchungsrichter aussagen. Man wird Panther der durch die Aussagen seines ebenfalls verhafteten Romplicen" starf belastet ist, dazu umgehend Gelegenheit geben. Er befindet sich, da es sich um einen Spionagefall handelt, auf dem Wege nach Leipzig , wo er wegen Landes verrats dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden wird.

Endlich darf auch die deutsche Presse etwas über den Fall Panther bringen, leider möglichst dumm. So läßt sich die Saarbrüder Zeitung"( Nr. 290) aus Berlin berich ten:

Hierzu schreibt uns unser Berliner Vertreter noch fol: gendes: Die englische Presse schlägt über die Verhaftung ihres Kollegen Panther Lärm und versucht, auch diese Berhaftung als eine Greueltat hinzustellen, obwohl man in England sehr genau darüber unterrichtet sein müßte, daß auch die englische Presse scharfen Bestimmun gen über die Geheimhaltung militärischer Verlautbarungen und Schriftstücke unterliegt und die vielgerühmte Pressefreiheit bei näherer Beaugens scheinigung sich bei weitem nicht so liberal ansieht, wie die englischen Journalisten felbft behaupten..

Womit denn also zur Freude des Auslandes in der gleich geschalteten Preise sozusagen amtlich zugestanden wäre, daß die SA. und SS., über deren Aufmärsche und Uebungen der Engländer berichtet hat, militärischen Charakter tragen.

In der Nähe von Dijon stürzte Montagvormittag das brei motorige Flugzeug Biarriz " ab, mit dem der Flieger Char: les de Verneilh von einem Afrikaflug zurückgekehrt war. De Verneilh und sein Funker sind ums Leben gekommen.

Der amerikanische Delegierte auf der Abrüstungss konferenz, Norman Davis, hat sich plötzlich entschlossen, am Dienstag über Paris nach Washington zurückzukehren. der Sowjetkommissar Litwinow ist in Paris einges

tezien.

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Frage Marseille . Unseres Wissens ist der frühere Polizeipräsident Zörgiebel, der mehrere Monate in stöln inhaftiert war, nun auf freiem Fuß. Der frühere Kölner Polizeipräsident Bauknecht ist noch in Haft.

Dr. H. Warschau. Saarbrücken ist der Einwohnerzahl nach Groß­stadt. Wir haben allerdings noch nicht entdecken können, was es hier, außer dem Gehalt des Oberbürgermeisters, Großstädtisches gibt.

Zürich . Besten Dank für das neue Schweizer Naziblatt und Ihre guten Wünsche. Ueber den weiteren Inhalt Ihrer Zuschrift werden wir nachdenken wie über jede Kritik. Absicht ist es nicht. Er erwächst wohl aus einer gewissen 3wangsläufigkeit. Unser Ziel ist die Rückeroberung Deutschlands .

W. Neunkirchen. Aber gewiß, wir lesen das Saarbrücker Kome munistenblatt täglich und genießen auch die sehr häufigen Angriffe auf uns. Anlaß zu Erwiderungen geben sie uns kaum. Das klingt alles so sehr überholt, so ultrakonservativ, so vormärzlich. Man kann sich beim besten Willen nicht darüber ärgern, nur wundern. Das überflüssig bedruckte Papier schadet nicht viel, nügt allerdings noch weniger.

Dr. T. V. Wir halten von diesem Abende und Nächte füllenden Geschwätz politisierender Intellektueller nicht viel. Meist gibt es mehr neidischen Klatsch, Anekdoten und negative Kritik als wirk fichen Gewinn. Seßen Sie sich hinter ein gutes Buch oder reden Sie mit einem klugen revolutionären Arbeiter, und Sie haben mehr davon. Jedenfalls können wir Ihrer Anregung schon aus Zeitmangel nicht näher treten Von Zeit zu Zeit ist auch für einen Politiker Einsamkeit gut: zur Einkehr, zur Selbstbesinnung, zur Vertiefung, zum Studium, auch zum Sammeln seelischer Kräfte. Wer entschlossen ist, bei kommenden sehr schweren Dingen dabei au sein, muß sich innerlich rüsten.

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