handlung, ja schon jede Zusammenkunft mehrerer Personen unterdrückt. Die Aufstellung einer Liste zur Reichstagswahl, für die 60 000 Unterschriften erforderlich sind ist daher schon durch das Gesez unmöglich gemacht. Daß die Nazis trotzdem über diesen Scheinerfolg triumphieren, zeigt, daß ihnen wirkliche Erfolge fehlen.

Am 12. November findet in Deutschland keine Wahl statt,

sondern durch ein Kommando werden die Wähler zur Wahl­urne befohlen und jeder, der nicht gehorcht, mit brutalſten ner und Frauen das Recht nicht nehmen lassen, bei der Reichs­tagswahl den Stimmzettel ungültig zu machen und bei der Volksabstimmung Hitler thr Nein" entgegenschleudern. 8 olis

Berfolgungen bedroht. Troßdem werden sich aufrechte Män­

Die Presse... lomio as

Wie das deutsche Volk und das Ausland be­schwindelt werden

In der letzten Nummer des Neuen Tagebuches" befinden sich folgende fonkrete, aussehenerregende Mitteilungen des Herausgebers Leopold Schwarzschild :

Ausgabe an die badiiche Preise, die am 22. Oktober in Karls­ Vor mir liegt ein zuverläffiger Bericht über eine Befehl

ruhe stattfand und zu der alle badischen Zeitungsverleger geladen waren. Dort wurden ihnen folgende Befehle für die Zeit des jetzigen Wahlkampfes" erteilt: 1. Alle Berichte über Versammlungen müssen täglich zur Zensur der örtlichen Kreisleitung vorgelegt werden. 2. Buldigungs- und Treue­Entschließungen dürfen nur in den Zeitungen erscheinen, menn fie vom Wolffbüro kommen. 3. Hurra- oder Revanche­artikel dürfen vorläufig nicht mehr erscheinen. 4. Aus­Ländische Staatsmänner dürfen bis auf weiteres, auch in den Schlagzeilen, nicht angegriffen werden. 5. Jeder Angriff der

Zeitungen untereinander ist bis zum 12. November verboten.

6. Winterhilfsartikel und Wahlartikel sollen möglichst oft ineinander verflochten werden. 7. Artikel über die SA. usw. über den militärischen Wert oder deren disziplinierte Haltung. dürfen nicht erscheinen. Wer darüber schreibt oder über Arbeitsdienst oder übeer Luftschutz oder über die Ein­richtung von Luftschußkellern oder die Einrichtung der Fliegerbeobachtungsposten kommt sofort in Schutzhaft. 8. Die Revisionsfrage ist mit größter Vorsicht zu behandeln. 9. Die Judenfrage ruht vorläufig.

Ihre Einheitslis'e"

Auf dem zugelassenen einzigen Wahlvorschlag" der NSDAP. , der 685 Namen enthält, befinden sich 160 San­didaten, die bisher weder dem Reichstag noch dem Landtag angehörten. Als Vertreter des Stahlhelms figurieren: der Minister Seldte , Major von Stephani und Oberstleutnant von Feldmann. Von den früheren Abgeordneten der Deutschnationalen erscheinen die Namen des Staatssekre tärs. a. D. Dr. Bang, des Dr. Everling, Prof. von Freitagh­Loringhoven, Prof. Dr. Spahn, Werftdirektor Gof aus Hamburg usw. Die Schwerindustrie und Hochfinanz sind vertreten durch Dr. Frizz Thyssen, Bergassessor von und zu Löwenstein, Dr. Ing. Vögler, Dr. Springorum und Bank­direktor von Stauß.

Wahlen ohne Wert

Russischer Protest

gegen Görings Erklärung

präsident Göring am Samstag vor dem Reichsgericht abge­Berlin, 7. Nov. Einige der Erklärungen, die der Minister geben hat, haben in Berliner ausländischen Kreisen großes Aufsehen erregt. Nach Angaben, die aus Kreisen der sowjet­russischen Botschaft in Berlin stammen, haben die Bemer­tungen über Sowjetrußland in Moskau stärkste Empörung erregt. Hinsichtlich der noch nicht eingelösten Russenwechsel wird erklärt, daß sie sicherlich bezahlt würden, daß aber zu= fünftig teine weiteren Käufe mehr in Deutschland getätigt

verpflichtungen auch nicht immer vorbildlich gewesen. Die werden sollen. Deutschland set in bezug auf seine Zahlungs. Forderung, daß man die kommunisten an den Galgen här gen sollte, habe aus dem Munde eines verantwortlichen Ministerpräsidenten eigentümlich berührt. Der fowiet russische Botschafter in Berlin werde im Aus wärtigen Amt vorsprechen, um gegen die Aus­führungen Görings Protest einzulegen.

Ehrenmann von Einem

Bir haben kürzlich aus den Erinnerungen eines Zur Naturgeschichte eines preußisch- junkerlichen Kriegsministers Soldaten" des Generals von Einem den Saz wiedergegeben: » Ich habe die Sozialdemokratie mein Leben lang gehaßt, ich habe auch keinem Sozialdemokraten jemals bewußt die Hand gereicht." Nachträglich erfahren wir eine Tatsache, die uns über das Maß von Selbstüberwindung staunen läßt, dessen der Herr General fähig ist. Herr von Einem hatte im Welt­friege- Beute gemacht wie ein Rabe. Seine heimgebrachten Schäße, die einen Möbelwagen füllten, wurden in den Revolutionstagen vom Nürnberger Soldatenrat beschlag­nahmt. Da wandte sich der Herr General an den ehemaligen Staatssekretär De IIbrück, den deutschnationalen Führer in der Nationalversammlung , mit der Bitte, sich bei dem Sozialdemokraten Dr. Adolf Braun für die Freigabe

seines Eigentums einzusetzen. Dellbrück erfüllte den Wunsch. Als ihm aber Braun das Ergebnis der von ihm einges zogenen Erkundigungen mitteilte und er somit die Herkunft der von Herrn von Einem reklamierten Sachen kennen lernte, lieferte er die denkbar schärfste Kritik an dem Ber halten Einems, indem er Braun ersuchte, seine Intervention als nicht geschehen zu betrachten. Wahrscheinlich hat Einem die Sachen nicht wiedererhalten, so daß ſeine Sammlertätig keit umsonst gewesen war. Wer vermöchte danach zu bes streiten, daß seine Wut über die Sozi begründet ist? Uns scheint von den Körperteilen des Herrn nur das Geficht Ans spruch auf die Berüh ang mit den Händen anständiger Menschen zu haben.

Popoffs russischer Aufenthalt

im Jahre 1932

33. Verhandlungstag

Ber. n, 7. Nov. Für die heutige Verhandlung des Reichs­tagsbrandstifterprozesses hat NA. Dr. Sad, der wiederum am Erscheinen verhindert ist, seine Vertretungsvollmacht dem RA. Dr. Seuffert übergeben. Dimitroff bleibt auch heute noch von der Verhandlung aus­geschlossen.

Als erste Zeugin wird Frau Iskrowa aus Moskau vernommen. Sie betont, daß Iskrowa ihr richtiger Name fet. Sie war früher in Bulgarien Lehrerin. In Moskau . arbeitet sie jetzt als Bibliothekarin. Die Zeugin leistete den Eid in der religiösen Form. Sie bekundet, daß sie vom 18. Mai bis Ende August 1932 in dem Kurort Tomilino, etwa eine Stunde von Moskau entfernt, gewohnt habe. Sie war dort zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Sause. In einer anderen Villa gegenüber wohnte Frau Botkowa mit ihrem Mann

Ernst Toller hat folgenden Brief an den Editor der Kindern, ferner mit Frau Weiß und deren Mann in einem Times" gerichtet:

Herr Hitler verkündete in seiner Rundfunkrede; die er an­läßlich des Austritts Deutschlands aus dem Völkerbund hielt, daß am 12. November das deutsche Volf in öffentlichen Wahlen entscheiden soll, ob es seine Politik billige. Wahlen haben nur dann einen ernsten Sinn, wenn das Volk die Möglichkeit befitt, seinen Willen in voller Freiheit zum Ausdruck zu bringen. Wenn Herr Hitler den wirklichen Willen des deutschen Volkes festzustellen wünscht, müßte er folgende Voraussetzungen schaffen:

1. Wiederherstellung der Pressefreiheit.( organ

2. Wiederherstellung der Versammlungsfreiheit.

3. Aufhebung der Verbote aller unterdrückten Parteien und Vereinigungen.

und Popoff mit seiner Frau.

Popoff ist mit seiner Frau zwischen dem 25. und dem 28. Juli nach dem Süden abgereist. Ich glaube, es war der Kurort Sunt- Su, ich habe damals eine Postkarte von dort bekommen Sie habe Popoff in Tomilino jeden Tag gesehen, und sie hätten auch häufig ge= meinsam Spaziergänge unternommen. Bor­sitzender: Ist Popoff auch nach Moskau zur Arbeit gefahren? - Zeugin: Manches Mal ist er gefahren, einige Zeit war

-

4. Rückgabe der beschlagnahmten Vermögen der Parteien, DIC Spaltung in Frankreich

der demokratischen und pazifistischen Verbände, der Freien Gewerkschaften.

5. Entlassung der 40 000 politischen Gegner des Hitler­regimes aus den Konzentrationslagern, die bekanntlich nicht wegen eines bestimmten Verbrechens eingeferfert

und eine neue sozialistische Partei

Paris , 6. November..

Die Auseinandersetzungen im Generalrat der französischen

-

1.0

er aber ganz dort. Vors.: Was hat denn Popoff für Borf: Arbeit gehabt?- Zeugin: Das weiß ich nicht. Das ist aber eigentümlich, daß alle Zeugen darüber nichts sagen können. Beugin: Ich weiß es bestimmt nicht.- Auf weitere Fragen erklärt die Beugin, auch vor der Sommer weil er damals in ihrer Nachbarschaft wohnte. Ende Se reise nach Tomilino habe sie Popoff fast täglich getroffen, tember oder Anfang Oktober sei Popoff nach seiner Rüd fehr von dem kaukasischen Kurort zu ihr genommen, um nach einigen Gepäckstücken zu fragen. Er habe dann eine andere Wohnung genommen, die etwas entfernter lag, jo daß sie ihn seltener gesehen habe.

Immerhin sei sie im Oktober noch mehrere Male mit ihm zusammengekommen. Sie fönne sich aber nicht erinnern, ihn im November gesehen zu haben.

Vors.: Ich muß noch einmal sagen, es fällt mir auf, daß Ste gar nichts über die Beschäftigung von Popoff wiffen. Beugin: Ich frage nie die Leute, was sie arbeiten. Vors.: Ich muß sagen, das klingt nicht recht glaubwürdig. Zeugin: Ich sage ganz ehrlich, wenn ich etwas nicht weiß, und das weiß ich nicht.- OA. Dr. Werner: Welchen Namen hat Popoff während seiner Bekanntschaft mit Ihnen geführt? Beugin: Ich kenne ihn nur unter dem Namen Popoff. DA.: Es ist sonderbar, daß Frau Weiß und die anderen Familen die mit Popoff in Tomilino zusammen waren, th unter einem anderen Namen gekannt haben. fenne feinen anderen Namen.

Die Verhandlung dauert fort.

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Die Abrüstungskonferenz

Beugin: J

London . 7. Nov. Henderson trat in einer Ansprache nachdrücklich für die Fortsetzung der Abrüstungsarbeiten und für Erfüllung der Vertragsverpflichtungen ein.

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sind, sondern weil ihre Gesinnung dem herrschenden sozialistischen Partet haben, wie man erwarten mußte, mit Der englische Konventionsentwurf

System unbequem ist.

Wenn diese Voraussetzungen nicht geschaffen werden, haben die deutschen Wahlen im November keinerlei Wert. Ste werden nichts über die wahre Stimmung des deutschen Volkes besagen.

Meine Freunde und ich bekämpfen seit Jahren ungerechte Bestimmungen des Vertrages von Versailles . Die Folgen sind, ebenso wie der Weltkrieg, nicht nur für Deutschland , sondern für ganz Europa verhängnisvoll. Wenn man Ge­rechtigkeit vom Ausland fordert, ist es notwendig, daß man die Gerechtigkeit im eigenen Lande verwirklicht.

Sincerely yours, Ernst Toller .

Eine Wahlrede Neura'hs

Ueber die Sünden des Völkerbundes

Der Reichsaußenminister von Neurath hat eine Fehlerliste des Völkerbundes von dessen Gründung an aufgemacht. Er geht bis auf die Abstimmung in Eupen­Malmedy und die Teilung Oberschlesiens zurück, Fehler des Völkerbundes, die von den Sozialdemokraten gerügt und bekämpft worden sind, noch ehe die heutigen Vorgesetzten des Herrn von Neurath sich überhaupt um Politik füm­merten.

Neuraths Rede hat nur wahlagitatorische Zwecke. Im aths Rede bat nur wablagitatorische Zwecke. Im Auslande wird sie wegen ihrer Einseitigkeit weiter schaden. Soviel sollte auch der Außenminister des dritten Reiches" wissen, daß es nicht genügt, am Völkerbund herumzunörgeln, sondern daß die Atmosphäre zugunsten Deutschlands ver bessert werden muß. Auch die neue Rede Neuraths wird dazu nichts beitragen.

der Spaltung und mit der Gründung einer neuen Partei geendet.

Mit 3046 gegen 842 Stimmen bei 101 Gnt haltungen beschloß der Nationalrat den Ausschluß der Abgeordneten Renaudel, Marquet, Deat, Lafont, Montagnon und zweier weiterer Ab­geordneter. Der Abstimmung ging ein scharfes Rededuell zwischen Blum und Auriol voraus. Obwohl nur sieben der führenden Neosozialisten ausgeschlossen wurden, verließen die andern Anhänger Renaudels ebenfalls den Versamm­lungssaal. Es handelt sich um dreißig Abgeordnete. An drese dreißig richtete der Nationalrat eine letzte Warnung und Mahnung.

Paris , 7. Nov. Renaudel, Marquet und ihre Ge­sinnungsgenossen hielten am Sonntagabend während der Debatte des Nationalrates eine eigene Zusammen tunft ab. Als der Ausschluß zu ihrer Kenntnis gelangte, beschlossen sie auf Renaudels Antrag die sofortige Grün­dung einer neuen Partei. Ihre Statuten, Bezeichnung usw. sollen am 3. Dezember auf einem konstituierenden Parteifongreß festgelegt werden. In einer Resolution wird erklärt, daß bei dieser Zusammenkunft anwesende Sozialisten gegen die Ausschlußverfügung an die Inter­nationale appellieren wollten.

Genf , 6. Nov. Das Völkerbundssekretariat teilt mit, daß der Präsident der Abrüstungskonferenz Henderson den Mitgliedern des Büros der Abrüstungskonferenz einen provisorischen Text des englischen Konventionsentwurfes übermittelt hat, in dem die in erster Linie angenommenen Abänderungsanträge Berücksichtigung finden. Dadurch wird, so heißt es weiter, das Büro in die Lage versest, bei seiner Sigung am 9. November die nötigen Maßnahmen zu treffen für die Vorbereitung des Tertes für die zweite Lesung, den der Präsident dem Hauptausschuß vor dessen Zusammen­treten am 4. Dezember unterbreiten wird.

Vor der Abrüstungsdebatte

London , 7. Nov. Der Präsident der Abrüftungskonferens Arthur Henderson hatte, wie Times" meldet, gestern eine einstündige Unterredung mit Sir John Simon. Es ist frags lich, ob Henderson an der heutigen Abrüstungsdebatte im Unterhaus teilnehmen wird. Er wird aber der Zusammens kunft der Arbeiterpartei beiwohnen, auf der die Frage ers wogen wird, ob ein Mißtrauensantrag gegen die Regierung eingebracht werden soll.

Durch diese Entscheidungen ist die sosialistische Partei Das Neueste

Frankreichs in drei Teile zerfallen, die sich in Zukunft wohl scharf bekämpfen werden. Während die der Richtung Romain Rolland und Barbusse zugewandten aus­geschlossenen Parteimitglieder des linken Flügels, die der Action socialiste angeschloffen waren, nicht in der Kammer­gruppe vertreten sind, ist die Ausweisung des rechten Flügels um Renaudel und Marauet weit entscheidender, da hier­durch der Mitgliederbestand der sozialistischen Kammer­gruppe, der bisher 131 Abgeordnete betrug, durch das Aus­scheiden von voraussichtlich 37 Abgeordneten vermindert

Die Danziger Beschwerde in Genf wirb.

Genf , 6. November. Im Völkerbundssekretariat ist heute früh ein eingehender Bericht des Danziger Bölterbundskommissars Rosting ein­getroffen, der sich mit der Angelegenheit der Zeitungs­verbote durch die Danziger Regierung beschäftigt. Rosting soll jedoch entgegen anderslautenden Nachrichten darin keine Einberufung einer Sondertagung des Bölkerbundsrates ver: langt haben. Diese Frage soll in dem Bericht offengelassev jein. 84 m

Sorgen der Staatspolizei

Köln , 7. Nov. Die Geheime Staatspolizei sah sich veranlaßt, sich die Besucher eines Kinos in dem mit fommunistischen Elementen start durchsetzten Severings- Viertel etwas näher anzusehen. Mit Lastkraftwagen wurden die 225 Anwesenden zum Polizeipräsidium gebracht und einem eingehenden Verhör unterzogen. Insgesamt 18 Per­sonen blieben in Haft.

Guben , 7. Nov. Fran Else Ziehm, die zusammen mit ihrer Mutter in der Bußtagnacht 1981 in Fürstenberg ( Oder) ihren Sohn Hans Georg vergiftet hatte, wurde heute frith hingerichtet.

Der frühere bulgarische Ministerpräsident Liaptscheff ist gestorben.

Das vor mehreren Jahren bei einem schweren Unwetter abgestürzte franzöfifche Luftschiff Dirmuiden ist von Fischern etwa 12,5 Seemeilen vor der fizilianischen Rüfte in der Nähe von Menfi entdeckt worden. Der Schiffskörper liegt 40 Meter tief.

Ans Neuport wird gemeldet: Bei Zusammenstößen zwischen Farmern, die ihre Erzeugnisse vertaufen wollten, und Streifenden wurden zwei Personen getötet und mehrere verlegt.

Der Dollar erreichte vorübergehend einen Tiefstand von 4,92, gemeffen am englischen Pfund Sterling. Es ist dies der tieffte Stand des Dollar seit Aufgabe des Goldstandards. Legt man dem einen Mittelchurs des Pfund von 18,70 MM. zugrunde, so wäre der Dollar auf einen Wert von 2,74 gefunken.