Der Reichstagsprozeß

Nach Göring und Heines kleine Zeugen

32. Verhandlungstag

Forthegung aus Nummer 118.

Ein Hochverräter als Zeuge der Anklage

Als Belastungszeuge gegen Taneff wird dann der Kauf­mann Bannert vernommen. Er bekundet, daß er früher Mitglied der KPD . und bis zum November 1928 bei der Oftober 1927 bis Oktober 1928 wiederholt Taneff gesehen habe. Auf eine Frage des Oberreichsanwalts erklärt der nicht in Berlin hatte, sondern vielleicht immer dann aus Rußland , nach Berlin fam, wenn eine Besprechung not­wendig war. Auch im Karl- Liebknecht- Haus habe er Taneff wiederholt im Gespräch mit dem Funktionär Krazert ge= weil ihm Taneff damals durch seine eigenartige Gesichts­bildung aufgefallen sei. Er habe eine etwas hängende Backe und erwecke dadurch den Eindruck, als ob er ständig an Zahn­schmerzen litte.

Der Angeklagte Taneff erhebt sich auf Anweisung des Vorsitzenden. Der Zeuge Bannert sieht ihn an und erklärt: Jawohl das ist derselbe Mann.

Auf eine Frage des Vorsitzenden gibt der Zeuge Bannert an, daß er 1924 vom Staatsgerichts­hof wegen Beihilfe zum Hochverrat verur teilt worden sei. Es habe sich damals um ein Waffen­lager

löscht worden.

Die Rache des ehemaligen Kommunisten

Auf Fragen von Rechtsanwalt Dr. Teichert erklärt der Zeuge, er selbst habe mit Taneff nicht gesprochen, aber nach gebrochen deutsch unterhalten. RA. Dr. Tei chert: Taneff versteht aber auch heute noch tein Wort Deutsch . Der bulgarische Dolmetscher be

stätigt das.

Der Angeklagte Taneff bleibt bei seiner schon öfters abgegebenen Erklärung, daß er zum ersten Male am 24. Februar 1933 nach Deutschland gekommen sei. Der Zeuge Straßert war 10 Jahre lang Mitglied der KPD . und als technischer Angestellter im Rarl- Liebfnecht Haus und auch in der Nach­Lichtenabteilung beschäftigt. Er ist 1981 aus der Bartei ausgetreten wegen verschiedener Differenzen. Auf Grund der Bilder hat er gesagt, daß er Popoff und Dimitroff schon einmal gesehen haben müsse und daß er auch mit Taneff wiederholt zu tun gehabt haben müsse. Er erinnere sich aber nicht mehr wann und wo. Es tomme die Zeit zwischen 1927 und 1929 in Frage. Es sei möglich, daß er mit Taneff auch gesprochen habe. Er hielt ihn für einen Russen. Deutsch sprach er wohl nicht, vielleicht ein paar Worte.- Angeklagter Torgler : Hatten Sie den Eindruck, daß es der Partei ernst war mit der Bekämpfung jeder terroristischen Einstellung?- Der Zeuge bejaht dies. Der Zeuge bejaht dies Torgler : Sind nicht organisatorische Maßnahmen gegen solche Personen oder Gruppen getroffen worden? Beuge: Sie wurden immer getroffen, aber die Unter­durchgeführt werden mußten.- Oberreichsanwalt: Sie sagten, die Partei habe sich wohl gegen solche Sachen gewandt, aber Unterorganisationen wie die Rote Hilfe bät­ten trotzdem Unterstüßungen gewährt. Jit Ihnen bekannt, daß andere Unterorganisationen wie der Rotfrontkämpfer­bund und die Selbstschußorganisationen nach wie vor auf Gewaltmaßnahmen hingearbeitet haben. 8euge: Das ist richtig.

Ruth Fischer wird etwas angedichtet

Oberreichsanwalt: Ist Ihnen bekannt, daß die Parole: Schlagt die Faschisten" im Rotfrontkämpferbund und in den Flugblättern der Parteiorganisationen immer wiederholt worden ist?- Zeuge: Mir ist bekannt, daß diese Parole von Ruth Fischer (?) ausgegeben worden ist, die ausgeschlossen wurde.- Oberreichsanwalt: Auch in den letzten Jahren ist diese Parole in den Flug­blättern noch erschienen.- 3euge: Das ist allerdings be­fämpft worden. Es war ein Erbübel des ehemaligen Rot­frontkämpferbundes, daß die Mitglieder dieses Bundes mit der Parteileitung vielfach nicht einverstanden waren.

Auf eine Frage des RA. Polkmann, der heute für den am Erscheinen verhinderten RA. Dr. Sack die Verteidigung Torglers führt, erklärt der Zeuge Krazert. daß es sich ledig­lich um einen Aft der Solidarität gehandelt habe, wenn die Barteileitung solche Terroristen dennoch von der Roten Hilfe unterstützen ließ.

Der Angeklagte Taneff läßt durch den Dolmetscher er­flären: Die Aeußerung. die ich vorhin getan habe, mit Be­zug auf den Zeugen Bannert, gilt auch für den Zeuge Kragert.

Nazi- Spitzel als Zeuge

Als nächster Zeuge wird der Steuerberater Jung_ver­Rommen. Der Vorfißende teilt ihm mit, daß zwei russische Beuginnen befundet haben, Popoff habe sich von Mitte Mai bis Ende Oktober in Rußland aufgehalten. Der Zeuge er­flärt, er müsse dennoch bei seiner schon vor dem Unter­uchungsrichter unter Eid gemachten Bekundung bleiben, daß er Popoff mindestens 30 bis 40 mal als Besucher der Wohnung des Kommunistenführers Kämpfer in der Zech­liner Straße gesehen habe. Er selbst wohne schräg gegen­über von Kämpfer. Er habe beobachtet, wie von Mitte oder Ende Mai bis Mitte oder Ende Juli Popoff mit einer großen Aktentasche sehr oft vormittags aus der Kämpfer­ichen Wohnung weggegangen und abends wiedergekommen fei. Dann sei Popoff längere Zeit verschwunden gewesen und erst im Oktober und November ein paarmal wieder zu Kämpfer gekommen. Kämpfer sei immer die treibende Kraft bei den kommunistischen Zusammenrottungen im Norden Berlins aewesen, aber er habe sich selbst bei solchen Zu­sammenstößen im Hintergrund gehalten. Bei Kämpfer feien auch einmal zwei Kisten abgegeben worden, die nach ihrer Form und ihrem Gewicht darauf schließen ließen, daß sie Maschinensewehre enthielten. Kämpfer habe vorher immer eine rote Kommunistenfahne aus dem Fenster gesteckt. Als aber bei der Reichspräsidentenwahl er, der Reuge, eine Hakenkreuzfahne heraushina, da babe Kämpfer die Kommu­nistenfahne nicht mehr aezeiat und er habe auch verbreiten lassen, daß er aus der kommunistischen Bewegung ausaefchie­den sei. Auf die Frage des Rorfikenden moran der Renge Bonoff wiedererkenne, aibt der Reuse Juno ganz bestimmte Merkmale in der Gefichtabildung des Angeflanten an. Er habe hei der Gesenüberstellung mit den drei Bul­goren sofort Ponoff ofa hen Mann erkannt, der immer zu Rämnfer Fam. Der Aneeffante Ropoff erflärt. er betone nochmals, daß er 1982 in Moskau gelebt habe. Er fragt, ob

dem Zeugen die Besuche bei Kämpfer verdächtig erschienen feien. 3euge: Jawohl!- Popoff: Warum haben Sie sich nicht aleich bei der Polizei gemeldet? Zeuge: Weil ich der Polizei damals selbst nicht traute. Von uns ist einmal eine Anzeige gemacht worden, und am nächsten Tage wußten schon die Kommunisten davon. Dr. Teichert: Vorsitzender: Kämpfer fommt doch noch als Zeuge?

Leider nicht, er ist flüchtig geworden. Er war schon auf dem

letzten Terminzettel genannt, ist aber seit dem 30. Septem ber verschwunden. 3euge: Seit heute ist auch seine

Frau verschwunden.

Auf verschiedene Vorhalte bleibt der Zeuge dabei, daß es sich bei dem Besucher Kämpfers um Popoff gehandelt habe. Ein Irrtum sei vollkommen ausgeschlossen.

Die Frau des Nazi- Spitzels sah alles durchs Fernrohr

Die Ehefrau des Zeugen Jung bestätigt dann als Zeugin im wesentlichen die von ihrem Manne gemachten Befundungen. Sie sagt, sie sei fest davon überzeugt, daß der jetzige Angeklagte Popoff der Mann sei, der ihr damals wegen seines ausländischen Typs aufgefallen sei. Sie habe diesen Mann genau und oft beobachtet. Einmal habe fie auch mit ihm ein Rencontre gehabt. Sie sei aus dem Hause getreten. Da sei hinter ihr Popoff durch die von ihr geöff­nete Tür gegangen. Sie habe darauf gesagt, es sei doch un­verschämt, wenn er nicht einmal guten Abend" oder danke­schön" sage. Der Mann habe aber auf diese Vorhaltung gar nicht geantwortet. Aus ihrem Fenster habe sie stundenlang zur Wohnung des Ausländers hinübergesehen. Sie habe da­bei beobachtet, daß der Mann an einem Tisch mit Papier arbeitete. Sie habe auch Maschinenklappern und Surren ge­hort, sodaß sie annahm, daß dort Flugschriften vervielfältigt werden. RA. Dr. Teichert: Haben Sie Ihre Beobach tungen mit dem bloßen Auge gemacht? Zeugin: Nein, mit dem Feldstecher. Vorsißender: Ihr Gatte war ja im Nachrichtendienst beschäftigt und er hatte sich die Aufgabe gestellt, nach der Richtung Beobachtungen anzu­stellen, sodaß das nicht nur Neugier war.- Beugin: Nein! Hierauf tritt eine Pause ein.

Sie haspelt sich fest

Nach der Pause teilt RA. Dr. Teichert mit, daß zwei weitere russische Zeuginnen eingetroffen sind. Sie sollen in der Dienstag- Sibung vernommen werden. Dr. Pelkmann

zur Zeugin Jung: Sie haben vom Auguſt ab Popoff nicht mehr gesehen. Hat Ihr Mann ihn noch einmal gesehen? Beugin: Das weiß ich nicht.- Dr. Peltmann: Ihr Mann bat gejagt, daß er ihn im November wieder gesehen babe. das Wiederauftauchen Popoffs hätte wie eine Sen­fation gewirkt und wäre wie ein Lauffeuer durch die Gegend gegangen. Da hätte es doch nahegelegen, daß auch Sie davon erfahren hätten. Zeugin Jung: Davon hat er mir nichts gesagt. Der Ehemann Jung( bemüht sich seine Frau herauszuhaſpeln) erklärt, es könne gut mög­lich sein, daß er mit seiner Frau nicht darüber gesprochen habe, denn er sei damals immer spät nachhause gekommen und habe sich mit seiner Frau sehr wenig unterhalten. Er habe aber mit vielen anderen darüber besprochen, daß der

russische Agitator wieder da sei. Der Angeklagte Popoff erklärt, das Verschwinden der Familie Kämp fer sei sonderbar. Er bitte, die beiden Eheleute aus­findig zu machen.

ausgeschlossen?- Zeuge: Ausgeschlossen ist es nicht, Herr Präsident!

Noch eine, die durchs Fernrohr sah

Als letzter Zeuge in der heutigen Sigung wird Fräulein Quappe aus Zinna bei Jüterbog vernommen. Sie war im Juni 1932 besuchsweise in Berlin und hat in der Jung schen Wohnung an jenem Abend, als Frau Jung mit dem Feldstecher in die Rämpfersche Wohnung hinüberschaute, hin ter Frau Jung gestanden. Die Zeugin fagt aus, in der Kämpferschen Wohnung habe ein schlanker Mensch mit dunk­lem Haar und schmalem Geficht an einer Maschine herum hantiert. Borsigender: Kann der Mann, den Sie in der Wohnung an dem Apparat sahen, der Angeklagte Popoff gewesen sein? Sehen Sie sich den Angeflagten einmal an! Zeugin: Bekannt fommt er mir vor, aber genau kann ich es nicht sagen.- Vorfißender: Kann er es gewesen sein? Zeugin: Er kann es gewesen sein, ich fann es aber nicht genau sagen. RA. Seuffert: Der Zeuge Bannert ist aus der Haft vorgeführt worden. Verbüßt er jetzt eine Strafe?

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Das Strafkonto des Zeugen Bannert

Zeuge Bannert: Ich verbüße jetzt die Strafe, die ich erlitten habe wegen der Cliquenwirtschaft in der Roten. Hilfe, wo ich der Unterschlagung von Organisationsgeldern beschuldigt worden bin. Der Zeuge äußert sich in erregter Weise gegen die Leute von der Roten Hilfe. Dr. Tei chert: Der Zeuge ist also ausgeschieden, weil ihm der Vors wurf der Unterschlagung von Parteigeldern gemacht wurde. Gleichwohl ist er rechtskräftig verurteilt. Zeuge Ban nert: Ich konnte mich nicht reinigen von diesem Vorwurf, weil die betr. Funktionäre mich vollkommen ausgeplündert hatten, auch meine Wohnung, und mir jede Möglichkeit einer Rechtfertigung nahmen. Ich wurde damals mehrere Tage im Karl Liebknechthaus festgehalten, und in dieser Zeit wur den sämtliche Belege, die ich über die Organisationsgelder hatte, beiseitegeschafft. Dr. Teichert: Sie sind einmal vom Staatsgerichtshof bestraft, das zweite Mal wegen Bes Bannert: trugs, und wie ist es beim dritten Mal? Wegen Konkursvergehens und Betruges zwei Monate und zwei Wochen.

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Die Weiterverhandlung wird auf Dienstag vertagt.

Ick dementiere mir!"

Das ganze Ausland hat sich verhört

Berlin , 6. November. In der ausländischen Presse wird eine Aeußerung start kommentiert, die Ministerpräsident Göring im Reichstagsbrandprozeß als Zeuge gemacht hat und die dahin ging, daß, wie das Urteil auch immer laufen werde, er die Schuldigen bestrafen werde. Gegenüber falschen Auslegungen muß darauf hingewiesen werden, daß diese Aeußerung nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden darf. Nach dem amtlichen Stenogramm lautete die Aussage Görings folgendermaßen:

" Ich möchte aber weiter betonen, wenn das Gericht hier

die Aufgabe hat die Schuldigen an diesem einen Akt feft­zustellen, so ist es meine Aufgabe, die Schuldigen und Draht ateher der gesamten furchtbaren Verhebung unseres Volkes festzustellen. Mag der Prozeß ausgehen wie er will, die

Auch die Schwägerin des Spitzels wurde bemüht Schuldigen werde ich finden und werde sie ihrer Strafe

Die nächste Zeugin Frau Büttner ist die Schwester von Frau Jung und wohnt ebenfalls in der Zechliner Straße, der Kämpferschen Wohnung gegenüber. Sie gibt an, fie habe Popoffim Sommer 1932 drei- oder viermal auf der Straße, aber auch durch die Fenster in der Kämpfer­schen Wohnung gesehen. Sie habe nach dem Bild und bei der

zuführen."

Wahr ist und bleibt, daß der preußische Polizeiminister dem Angeklagten Dimitroff zeugeneidlich die Ermordung angedroht hat, wenn er freigesprochen wird.

Gegenüberſtellung vor dem Untersuchungsrichter Popoff bee Nicht begriffen"

stimmt wiedererkannt. Eine Täuschung in der Person halte fie für ganz ausgeschlossen.

Noch ein Nazi- Zeuge

Der nächste Zeuge, der Maschinenbauer Hermann Mit(- Ier, befundet ebenfalls, daß Popoff bei Kämpfer mehrere Monate, vom Mai bis August oder September 1932. fast täglich verkehrt habe. Kämpfer habe er bei verschiedenen Kundgebungen gesehen, wie er von hinten die Leute an­feuerte, gegen die Nationalsozialisten vorzugehen. In jener Zeit wurden fast täglich in jener Gegend die Laternen aus gelöscht, um die heimkehrenden Nationalsozialisten überfallen zu können. Der Zeuge erklärt mit aller Bestimmtheit, daß er auch heute Popoff wiedererkenne. Angeklagter Torg­ ler : Die Tätigkeit Popoffs war ihnen verdächtig erschie nen. Weshalb haben Sie das nicht der Polizei mitgeteilt?

Zeuge: Weil die Polizei damals so marristisch ver­seucht war, daß das keinen Wert hatte. Der Zeuge er klärt, daß er damals, weil nachts überall in den Haus­gängen die kommunistischen Terrorgruppen standen, zwei­mal auf der Polizeiwache gewesen sei, um Schuß zu er= halten. Oberreichsanwalt: Es war Ihnen also bekannt, daß Terrorgruppen gebildet waren? Wissen Sie auch, von wem?- Zeuge Müller: Meines Wissens waren sie von der Partei gebildet. Oberreichsanwalt: Haben Sie dafür Anhaltspunkte? Zeuge: Ich hatte Anhaltspunkte dafür aus den Originalpapieren, die mir aus dem Lieb kuechthaus in die Hände gekommen waren und die fich 100­prozentig mit denen decken, die nachher im Liebknechthaus aufgefunden wurden. Ich wußte damals auch, daß die KPD. nach dem Reichstagsbrand in Alarmzustand war. Und noch einer

Der Buchhalter Fritz Arendt gehörte ebenfalls zu den nationalsozialistischen organisierten Anwohnern der Zech liner Straße. Auch er erklärt, er habe bei der Gegenüber stellung den Angeklagten Popoff sogleich als den Mann be­zeichnet, der im vorigen Sommer im Hause des Kommuni sten Kämpfer ein- und ausgegangen sei. Bei Kämpfer, so sagt der Zeuge weiter, hätten in iener Zeit bis nachts 2 Uhr Geheimsizungen stattgefunden, in denen die Internationale und andere Kampflieder gefungen worden find. Er habe obachtet, wie sehr viele verdächtige Leute noch spät abends in die Kämpfersche Wohnung eingelassen wurden, es sei ihm aber nicht gelungen, genau zu hören, was in der Wohnung gesprochen worden sei.

Ein Zellenwart der NSDAP . schwört auch

Der Angestellte Althaber, der Zellenwart bei der NSDAP . ist. befundet gleichfalls als Zeuge, daß viele Aus­länder bei Kämpfer verfehrten. Popoff hat er im Som mer 1932 öfter dort gesehen.

Es folgen dann zwei Gegenzeugen, die von der Verteidigung geladen find. Runächst wird der Zeuge Vogel vernommen, aus dessen Wohnung heraus der Zeuge Alt­haber seine Beobachtungen gemacht hat. Der Zeuge erklärt, auch er habe da u. a. einen Herrn gesehen, der dem Ange= flagten Popoff zum mindesten täuschend ähnlich sehe. Vorsitzender: Kann das Popoff gewesen sein, oder ist das

Das Reichsgericht entwertet

Die Neue Züricher Zeitung" berichtet über das Auftreten Görings:

" In einem furchtbaren 3ornanfall, der sein Gesicht rötet, schreit der Ministerpräsident den Angeklagten an: Ich will Ihnen sagen, was im deutschen Volke bekannt ist. Be­fannt ist dem deutschen Volke, daß Sie sich hier unverschämt benchmen, daß Sie hiehergelaufen sind, um den Reichstag anzusteden. Sie sind in meinen Augen ein Gauner, der direkt an den Galgen gehört!" Auf diese Aeußerung hin, die das Publikum mit Bravorufen und Händeklatschen unterstreicht, erteilt der Vorsißende an Dimitroff einen Ber­weis, der sich nicht wundern dürfe, wenn der Zeuge derartig aufbrause. Dimitroff erwidert falt und tronisch: Ich bin sehr zufrieden mit der Antwort des Herrn Ministerpräsi denten!" Der Vorsitzende: Ob Sie zufrieden sind, ist mir gleichgültig. Ich entziehe Ihnen jest das Wort." Dimitroff : Ich habe noch eine sachliche Frage zu stellen." Der Vor­fibende( noch schärfer):" Ich entziehe Ihnen jetzt das Wort!" Dimitroff : Haben Sie Angst vor meinen Fragen, Herr Ministerpräsident?" Für Göring , den waghalsigen Flieger offizier des Weltkrieges und Ritter des Ordens pour le merite , ist das die größte Provokation, die seiner Geistes­art zugefügt werden kann. In besinnungsloser Empörung herrscht er den Angeklagten an: Was fällt Ihnen ein, Sie Gauner! Sie werden noch Angst vor mir haben, wenn Sie hier heraus fommen!" Die Herren und Damen des Publikums flatschen begeistert Beifall. Sie haben nicht begriffen, was hier auf dem Spiele steht. Das ganze Gerichtsverfahren ist mit einem Schlage en t wertet worden. Ob Verurteilung oder Freisprechung, spielt für das Schicksal der Angeklagten keine große Rowe mehr, feit die neue Drohung über ihrem Haupte schwebt. Die fatale Szene findet ein überstürztes Ende. Auf Geheiß des Vorsitzenden ergreifen zwei Polizisten den widerstreben­den und protestierenden Dimitroff und zerren ihn zur Türe hinaus.

Mann von Verd'ens'en"

Er wird Generalstaatsanwalt

Zum Generalstaatsanwalt ist der erst 40jährige bisherige Staatsanwaltschaftsrat Windhausen berufen worden, der zuletzt in Duisburg- Hamborn tätig war. Er ist ein geborener Weseler, war vier Jahre lang im Kriege und ist bort ebenfalls ausgezeichnet worden. Windhausen war ein eifriger Vorfämpfer für die national­Sosialistische Bewegung und hat sich im Kampf febr verdient gemacht." Westdeutscher Beobachter", 6. Nov.

Verbotene ,, Vision"

Das in Breslau erscheinende evangelische Wochenblatt ,, Evangelischer Ruf" ist vom Regierungspräsidenten bis auf weiteres verboten worden. Anlaß zu dem Verbot gab ein Artikel mit der Ueberschrift Bision".