,, Billigst du, deutscher Mann....?

Englische Gemeindewahlen, Billigst

Labours große Erfolge

London  , 7. Nov. 1988.( Eig. Bericht.) Die jetzt vorliegende Zusammenstellung der englischen Ge= meindewahlen, bie freilich noch immer nicht vollständig ift, ermöglicht nunmehr eine lebersicht über die gewaltigen Fortschritte der Arbeiterpartei im ganzen Lande. 28ie man weiß, haben die Gemeindewahlen nur in den Städten

nicht auch in den Landbezirken

von England and Wales  

stattgefunden; ansgenommen ist Schottland   und die Hauptstadt

London  .

Rote Städte

Unter den Städten, in denen die Arbeiterpartei die Mehr.

keit erobert hat, befinden fich

Barking, Bootle, Jifeson, Leeds  , Norwich  , Sheffield  , Swansea   and wallsend  .

3 den Gemeinden, die schon bisher von einer Mehrheit der Arbeiterpartei verwaltet waren und in denen bei den jegigen Wahlen diese Mehrheit erneuert oder verstärkt worden is, gehören

Barnsley, East Ham, Merthyr Tydfil  , Mau 3- field,   Nelson, Vort Talbot, Rotherham, St. Selens, Walthamstow, West Sam,   Bisex. Gleich stark mit den Bürgerlichen ist die Arbeiterpartei in Barrow- in- Furnes, Newport and   Oldham. Gewinne der Arbeiterpartei

Die stärksten Gewinne verzeichnet die Arbeiterpartei unter andern in folgenden Orten:

Sieben neue Sige in   Oldham, Sunderland, Sal. forb, BallBend;

les neue Sige in   Bolton, Bootle,   Leeds, Liver

pool, Sheffielb;

fünf nene sige in Burnley, Hall,   Ipswich,$ ly­mouth;

vier nene sige in   Birkenhead, Blackburn, Derby,

Eccles;

drei nene size in Barking,   Barnsley, Birming ham,   Coventry, Fleetwood,   Manchester, Nelson,  Southampton,   Swansea, Walthamstow.

Bemerkenswert ist, daß selbst in der alten Bischofsstadt Canter bury, dem Sitz des Primas der englischen Hochkirche, zum erfienmal ein Arbeitervertreter in den Gemeinderat gewählt wurde. Ein besonders bezeichnender Borfall hat sich in   Southampton zugetragen Dort fandidierte ein reicher Unternehmer, Mr. Eroof, für die Konservativen. Ein Arbeiter feiner Firma namens Bitches, der in einem andern Bezirk als Randidat der Arbeiter partet aufgestellt war, wurde beswegen von dem Unternehmer exifaffen.

Das Ergebnis war, daß Pitches im Triumph gewählt wurde, während Herr Grook feiner. feits schmählich unterlag. Das ist die Antwort der englischen Oeffentlichkeit auf eine polis tische Maßreglang,

die bezeichnende Antwort einer alten Demokratie anf bie Miß­achtung bes fair play.

SA- Mann

erscheint auf der Redaktion In der Schweiz

5

A nob

BERT

Ja

Nein!

Dein Weg, deutscher Michel, dein Weg an die Urne wird von blutigen Häschern und Henkern bewacht, die Wahlurne ist deine Totenurne,

dria wird deine Ehre zu Grabe gebracht.

Ein Friedhof zur Linken

-

-

ein Zuchthaus zur Reci du hast die Qual doch du hast keine Wahl, was nützt es dir, wider Betrüger zu fechten, dein Nein wird zum Ja, und das Ja wird zur Zahl.

40 da

5

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19 spannstil

Silajo in

histe stilles

Doch die Nein, sie werden nicht spurios verwehen. sie sind mit dem Blute der Opfer geweiht, ihr Geist wird dereinst aus der Urne erstehen, wird wecken und mahnen: Nun ist es Zeit! Dann wird ein anderer Morgen tagen, dann gilt kein gefälschter papierener Schein, dann wirst du, Michel, die Urne zerschlagen, deine wahre Stimme, dein dröhnendes: Nein!" wird um den Erdball zu hören sein!

Sozialistensieg in   Genf

D.   Genf, 7. November 1988.( Eig. Ber.) Die Wahlen zum großen Rat des Kantons  Genf, die am 4. und 5. November unter stärkster Wahlbeteiligung stattfanden, haben der   Genfer Sozialdemokratie einen überwältigenden Sieg gebracht. Die   Genfer Sozialdemokratie hat rund 46 Bros. aller Stimmen erobert und wenn auch die endgültigen amtlichen Ergebnisse zur Stunde noch nicht heraus find, so rechnet man doch mit einem   sozialistischen Mandatsgewinn von 9 Sigen, so daß die Partei von insgesamt 100 Sigen 46 innehaben wird gegenüber 87 bisher. Da der Große Rat auch die Kantonale Regierung zu wählen hat, werden die Sozialisten voraussichtlich drei Regierungsmitglieder( Kan tonalräte) erhalten, während sie bisher in der Regierung nicht vertreten waren.

Munin.

Sozialistischer   Genfer Wahlsteg

Jon Saarbrücken, 7. Nov. 1938. Die   Genfer Sozialdemokratie hat vors gestern bei den   Genfer Kantonatswahlen 46 Prozentaller Stimmen und Mandateer. kämpft. Das ist mehr, als Adolf   Hitler selbst bei seiner Terrorwahl am 5. März erhielt. Es stellt eine würdige Fortsetzung der Reihe sozialdemokratischer Wahl­siege dar, die seit   Hitlers Regierungsantritt in gana  Europa als Antwort auf seine bestialische Brutalität zu verzeichnen sind.

Seit dem Umschwung im nördlichen Nachbarland haben schon allerlei für Leute von dort auf unserer Redaktion, so lesen wir in der Bajeler National- Beitung", ihre Visiten­tarte abgegeben. Gestern erschien zum ersten Male ein SA.­Mann in brauner Uniform und erzählte uns seine Geschichte. Bis vor kurzem war er Zugführer im mittel­badischen Arbeitsdienst, iener gewiß zweckmäßigen Organi­sation, in der Arbeitslose 40 Wochen lang für 30 Pfennig im Tag arbeiten und wie im Militär verköstigt werden. Außer ber leiblichen erhalten sie auch geistige Kost in Form von politisch vaterländischem Unterricht und bei den Spiel- und Sportübungen werden Hügel verteidigt und erobert, oder man arbeitet jonstwie nach dem Exerzierreglement Ser Außer ihnen noch die Linksdemokraten die Gewinner  Reichswehr. In Mittelbaden existieren 49 solche Züge mit je 75 Mann. Der Zugführer erhält 60 Mark im Monat. Es läßt sich also leben obschon von den bewährten SA.­Männern, die einzig für solche Zugführerposten in Frage fommen, sich mancher jagt er könnte einen besseren Posten beanspruchen angesichts so mancher, die weniger lang das braune Hemd tragen und doch zu beffern Stellen gekommen find. Das war es auch, was unsern Besucher zu allerhand trüben Gedanken veranlaßte. Sein Unglück war daß er sie in Gegenwart einiger Kollegen laut werden ließ. Wer aber in  Deutschland sich dahin äußert es set genau wie früher, das­selbe in braun, der macht sich einer Todsünde schuldig, die nur durch das Fegfeuer eines Konzentrationslagers rein­gewaschen werden kann. Unser Mann in der braunen Uni­form hatte gerade noch Zeit, rechtzeitig auszurücken. Wer eine braune Uniform trägt, den läßt jeder Autofahrer gern mitfahren. So gelangte der Ausreißer, der die Flucht ins Ausland dem Stacheldraht des Heubergs vorzog, ziemlich rasch an die Schweizergrenze und über diese hinaus nach  Riehen. Dort eripähte ein Polizist die durch einen Trenchcoat ungenügend verdeckte braune Uniform und brachte ihn auf den Lohnhof. Wir hatten bisher geglaubt, politische Flücht linge genöffen in unserem Lande Asylrecht. Aber diefes Recht ist fein unumschränktes. Unser Gewährsmann betonte zwar ausdrücklich und anerkennend, daß Polizei, Richter und Ge­fängnisbeamte ihn freundlich behandelt hätten; aber er wurde megen verbotenen Grenzübertritts zu einer Geldbuße von 50 Franken nebst Urteilsgebühr von 1 Franken verurteilt, und da er mittellos war, mußte er fünf Tage siben. Nach seiner Entlaffung wurde ihm eine kurze Frist gestellt, inner­halb welcher er unser Land zu verlassen hat. Der also in die Enge getriebene versuchte sich in St.   Louis für die Fremden­legion anzuwerben, erhielt aber eine Abfuhr und wurde wieder nach der   Schweiz zurüd eskortiert. Und nun stand er da in seiner braunen Uniform mit Hafenkreuzen auf den Knöpfen einer Uniform, die er gar nicht tragen darf, ohne Mittel, ohne Beziehungen und unschlüssig, wohin er sich am besten wenden mußte, eine neue Art von Kieselsteinen, welche bię nationalsozialistische Branbung an unser Ufer gespült hat.

Die Flucht aus   Berlin

Das statistische Amt der Stadt   Berlin veröffentlicht intereffante Mitteilungen über die Bevölkerungsbewegung in der   deutschen Reichshauptstadt. In den ersten sieben Mo naten dieses Jahres ha: die Bevölkerung   Berlins um 46 400 Röpfe abgenommen. Im Jult allein wurde die Bevölkerung um faft 10 000 Röpfe geringer. Die Veränderungen haben fich größtenteils durch Abwanderungen ergeben. Nicht ver zeichnet wird in der Statistik wieviel Personen freiwillig und wieviel unfreiwillig von   Berlin abgewandert find ( in Konzentrationslager, Gefängnisse usw.)

Dieses glänzende Wahlrefultat ist in schärftem Rampf gegen den   Genfer Faschis: mus und die mit ihm verbündeten rechts: bürgerlichen Parteien erzielt worden. Die bisherige   Genfer rechtbürgerliche Regierung, in der auch ein Faschist als Kantonalrat saß, hat in diesem Jahre alles getan, um folche Eidgenossen, die arbeitslos waren oder nicht ge= nügend Existenzmittel hatten, in ihre Heimatkantone abzu: schieben und den Sozialisten damit Wähler zu nehmen. Dazu war die   Genfer Partei nach dem Blutbad des faschistischen 9. November in schwerer Gefahr und wurde durch große poli: tische Prozesse, vor allem gegen den Chefredakteur unseres  Genfer Parteiblattes Travail" Leon   Nicole, dauernd bennruhigt. Nicole selbst konnte erst vor knapp 3 Wochen das Gefängniß verlassen. Trogdem und wahrscheinlich gerade deshalb ein anhaltender Aufstieg der Sozialdemokratie, der fich in steigenden Wahlziffern zeigt: 1927 erft 7020 Stimmen, 1980 bereits 10 866 und 1938 endlich 17 000 Stimmen von ins gefamt 87 000 Abstimmenden. Die Mandatsziffern der Partei Hellen sich nunmehr wie folgt:

Sozialisten 46( bisher 37),

Union Nationale( b. 1. die Faschisten) 9( bisher 15), Radikale 19( bisher 22),

alle

Chriftlich- Soziale 18( bisher 14), Linksbürgerliche Demokraten 18( bisher 12), Rommunisten 0( bisher 0). lllus Außer den Demokraten haben also ürgerlichen Parteien verloren, davon am tärksten die hitlerfreundlichen Faschisten, die auch ihr Mit lied in der Kantonregierung verlieren. Daß die Kommu nist en auch diesmal wieder leer ausgegangen sind, entspricht der gerechten Empörung der   Genfer Arbeiterschaft über ihre Spaltungspolitik, deren verhängnisvolle Folge der Aufstieg der Faschisten gewesen ist.  

Dänemark,   Schweden,   Norwegen, Eng land,   Jugoslawien,   Zürich und jetzt   Genf sind Schlag auf Schlag folgende sozialistische Triumphe und ebensoviele Niederlagen des Faschis­mus gewesen. Man darf heute bereits ohne jede Ueber­treibung feststellen, daß Hitler dem internationalen Faschismus ebensosehr geschadet, wie er der Auf­rüttelung der   sozialistischen Kräfte in der ganzen Welt zu ihrer Sammlung und Konzentrierung genügt hat. Der angebliche Wargistentöter führt zu einer Renaissance des Sozialismus in allen Staaten außerhalb der Hitlergrenzen daß es auch innerhalb dieser Grenzen nicht anders kommen kann und wird, dafür wird die bereits starke und von Tag zu Tag zunehmende antifaschistische Front in   Deutschland Sorge tragen.

Bei allen diesen Wahlen wiederholt sich eine Erfah­rung: Während die Sozialdemokratie gewaltig zunimmt, wird der Faschismus überall entscheidend aufs Haupt ge­schlagen und bleibt die Kommunistische   Partei bedeu­tungslos.( Sie erhielt in   Genf 220 gange Stimmen!) Das weist eine Tendenz europäischer Entwicklung auf, die auch für die Beurteilung bessen, was in   Deutschland nach   Hitler kommen wird, nicht un­wesentlich ist.- Unseren  

Genfer Genossen aber unseren herzlichsten Glückwunsch. Sie haben in einem Lande, das der doppelten Einflußnahme des Faschismus, von Norden her des hitlerschen und von Süden her des mussolinischen, ausgesetzt ist, einen besonders hervor. stechenden Sieg errungen ihnen gilt der Dank der ganzen Internationale. M. B.