Pariser Berichte 120Mammuts am Kanal

Pariser Straßenkalender

Am Samstag finden in Paris die großen Feierlichkeiten des Waffenstillstandstages statt. In der Comedie Francaise findet an diesem Tage umsonst eine Matinee von„ Eternelle

presence" statt.

Die Auswahl der Bewerberinnen für die„ Mademoiselle Paris 1984" joll am 17. November, 16 Uhr, 74, Avenue des Champs Elysees stattfinden, die endgültige Wahl am 16. De­zember bei einem Wohltätigkeitsfest für die Kinder. Das Schönheitsbüro für die Wahl ist 5, Boulevard des Italiens.

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G3 tauchen bereits Fälschungen der neuen Nidel- 5 Franken- Stücke auf. Die Seite, auf der sich die Zahl 5 bes findet, ist auf den Fälschungen undeutlicher ausgeführt. Der kleine Kranz ist auf der linken Seite der Fälschungen oben zu dick, während auf der rechten Seite zu wenig Metall ist. Die Rißlinien an der Kante find schlecht herausgekommen und fehlen teilweise ganz.

Im Trocadero fand die Ziehung der National- Lotterie

ftatt.

Baby- Lindbergh- Märchen

Der Kaspar Hauser von Brabant

Der Aufenthalt des Fliegers Lindbergh und seiner Frau in Paris und ihre Abreise nach Amsterdam haben viele Fantasien über den Diebstahl ihres Kindes entstehen lassen. Die neueste Entdeckung ist das Lindbergh"-kind von Bel­ gien , der fleine Kaspar Hauser der Familie Vandenbosch in Maleves- Sainte- Marie.

Die Geschichte dieses Kindes, zu dem bereits eine Kara­wane von Autos und Wundergläubigern zu Rad und Fuß heranzieht, beginnt damit, daß ein Priester auf ein Adoptionsgesuch in einer Zeitung vor zwei Monaten diesen wunderschönen Knaben brachte. Das erste Wunder war, daß der Kleine, obwohl der Priester behauptet hatte, er spräche hur Deutsch, Englisch viel besser babbelte und Deutsch nur fehr stotternd. Zweites Wunder: wenn man das Kind fragt: o find denn deine Eltern?," sagt der Junge:„ Ich weiß es nicht." Jetzt ist glücklich auch ein Privat- Detektiv dazwischen, ein vormaliger Polizeibeamter. Dieser hat an der Hand von

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Am nächsten Morgen fällt ein wird dieb bet vollem Werf im Gemeindewald dem Jagdwächter in die Arme. Der Landgendarm sieht ihn an, tramt in den Taschen: das

ist der Louis Tessier, ein Serumitrolcher, ein toller Bursch von 24 lenzen, ist vor zwei Jahren in Afrika von

seinem Bataillon desertiert, hat 18 Monate dafür auf dem Buckel. Das Gewehr ist im Schlosse von Cornouillers ge=

ſtohlen, das einem Herrn Schneeberg in Paris gehört, ein

Fenster war in Abwesenheit des Wärters eingedrückt, und iemand hatte sich auch von den Vorräten gelabt.

Nachdem dies heraus war, fuhr der findige Vorort- Schutz­mann mit Teffter, dem Handfeffeln an die Gelenke gelegt waren, in die Nordkneipe. In der Nähe der Stelle wurde der Gefangene blaß, war einer Ohnmacht nahe. Fällt Dir hier nichts auf?", fragte der Gendarm.„ Nichts," zögerte der Gefangene.

„ Schau hin. Da hast Du doch ein Ding gedreht. Stell Dich doch nicht dumm. Da hast Du doch eine Frau um­gebracht. Ich weiß doch."

Tessier senkte das Haupt. Seine Augen suchten hin und her, seine Lippen bebten: Ja, ja, ich bins gewesen, ja, das

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In der Gegend von Dieppe hat man im Walde von Arques fieben Meter unter der Erde zwei Riesenzähne gefunden, die zusammen 14 Pfund wogen und 15 Zentimeter lang. 8 Zentimeter dick waren.

Der Professor Guerard von der zahnärztlichen Hochschule in Paris stellte fest, daß es Mammutzähne sind.

Mistinguett vor Gericht

Mistinguett

Die berühmte Mistinguette, die so oft auf der Szene der Welt des Scheins stand, hat dieser Tage ihre erste Rolle vor Gericht gegeben. Sie wurde im Justizpalast über die Freunde des ermordeten Dufrenne, des Nachtbar- und Revuefönigs vom Montmartre, vernommen. Das Verhör dauerte% Stunden. Mistinguett hat allerhand Aufklä­rungen über die Freunde Dufrennes in Cannes , Nice, Saint- Tropez und Paris gemacht sowie über das Milieu, in dem er verkehrte.

Der Gerichtsdiener rief Mistinguett abends um 6 Uhr in der zweiten Galerie unter ihrem Bürgernamen: Jeanne Bourgeois auf.

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war ich." Das Auto hatte kaum drei Minuten vor dem „ Ami Leon" gehalten, als dies Geständnis kam. Der Wagen fuhr zurück, durch Schlamm und Regen, aufs Rathaus. Der Geliebte der schönen Marinette" ist da und will sich auf den Mörder werfen.

Tessier, der fast unbeweglich im Auto gelegen hat, sagt: " Ich hatte drei Tage lang nichts gegessen. Ich wollte in der Kneipe ein Stück Brot haben, die Frau gab mir nichts. Da ging ich raus und kam mit einem großen Stein wieder. Sie schrie ich schlug sie einmal auf den Kopf. Sie fiel mit dem Gesicht zur Erde. Ich gab ihr noch zwei Schläge mit dem Stein. Dann framte ich schnell im Schrank herum und raffte 40 Franken an mich."

40 Franken, nicht 7000? Man vermißt 7000."

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40 Franfen, nur 4 Zehnfranfenscheine. Dann ging ich ohne große Gile wieder fort und versteckte mich in einem Gebüsch, wo ich die Nacht abwartete. Dann strolchte ich wieder los."

Nach diesen Worten schwieg der Unglückliche stumpfsinnig. Man brachte ihm Suppe, eine Zigarette. Er löffelte, er rauchte. Wehr war nicht aus thm herauszubringen.

Teffier wurde nach Pontoise ins Gefängnis eingeliefert. Der Geliebte der schönen Marinette" sah sich den Finder des Mörders lange an, dann umarmte er ihn weinend.

Fotos des Lindbergh- Sprossen eine überwältigende Aehn­lichkeit des Zöglings von Mutter Vandenbosch mit dem an­geblich in Amerika von Gangſters Ermordeten festgestellt; ASIS. vielleicht ist also das Lindbergh- Baby gar nicht

nicht auch der bei dem Schuster in der Lehre befindliche Dauphin als Uhrmacher in Deutschland weiter gelebt, ist nicht dem falschen Demetrius, Smerdis, Waldemar Aehn­liches widerfahren?

Die Arme des fleinen Jungen in dem brabanter Reste hängen wie die des Papa Lindbergh herab, auch das Lachen und besonders die Ohren scheinen dem belgischen Sherlock Holmes charakteristisch. Das Ohr, merken Sie wohl, ist nämlich der einzige Körperteil, der sich während des ganzen Lebens nicht wesentlich verändert. Die Ohrläppchen und die Ohr­muschel, das ist ganz der Papa! Dann noch ein wichtiger In­dia: das Lindbergh Kind spielte gern mit hochspringenden Bällen, und, o Wunder, dieser Knabe auch!

Lindbergh hat in Holland ein Telegramm und einen langen

Brief der Entdecker erhalten. Offenbar handelt es sich nun um eine neue Qual des Vielgeprüften, der, wenn etwas an dem nur wenige Autostunden von Holland aufbewahrten Kind dran wäre, sicher hingeflogen wäre!

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Wer hat die größten Eichen?

Eine dreißig Jahre dauernde Bestandaufnahme der tausendfährigen Bäume, die der Sachverständige Gadeau de Kerville in der Normandie vorgenommen hat, ergab, daß diese fruchtbare und an schönen Bäumen überreiche Provinz Frankreichs berühmt durch ihren Apfelwein, den " Cidre de Normandie" nicht weniger als 98 min de ſt tausendfährige Prachtexemplare von Bäumen besitzt. Die Mehrzahl dieser Tausendfährigen sind Eichen und Tarusbäume. Eine Rieseneiche in Allouville­Bellefosse bei Le Havre ist mehr als 1200 Jahre alt und enthält in ihrem Stamm zwei übereinander liegende Kapellen, in denen zweimal im Jahre die Messe gelesen wird. Diese Eiche, deren Stamm faum neun Männer umarmen können, dürfte wohl die stärkste in Europa sein. Die Regierung schützt sie als historisch.

3wanzig Personen finden faum Schutz in einem Riesen­tarus auf dem Friedhof von Menil- Ciboult im Departe­ment Orne . Dieser Koloß soll 1500 Jahre alt sein. Vielleicht rach befahrter ist der Tarus auf dem Friedhof von Nicorps bei GCoutances, dessen Schatten Schutz bietet für eine ganze Gemeinde.

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Das Fischweib

und der Staatsaufscher

Ein Fischweib in einer der berühmten Hallen zu Marseille hat fürchterlich über einen Staatsaufseher losgeschimpft, der ihre Kaltblüter fontrollieren fam. Heißblütig fuhr sie über den Diener der Staatsorgane los und gab ihm alle Namen, die am Mittelmeer im Schwunge sind."

" Es war furchtbar," sagte der ramponierte Beamte vor Gericht, und ich hatte ihr doch bloß gesagt, daß ihre Fische nicht mehr für die menschliche Ernährung tauglich scheinen." " Das waren Ihre Worte so gebilde:?"

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" Nein, Herr Präsident, ich sagte bloß: Bör mal, Angele, dein Fisch ist nicht mehr frisch." Urteil-

Na, was wohI?

Freispruch. Denn:„ Mit Rücksicht darauf, daß die Fischhalle keine Akademie der Wissenschaften ist und daß das Duzen zu gewissen Freiheiten der Sprache verleitet, wird die Angeklagte für unschuldig erachtet...."

Ach Gott, was wäre wohl im dritten Reich" geschehen? Steht nicht schon auf dem bloßen Anblerren eines Uni­formierten Zuchthausstrafe?

Wie sagte doch beim seligen Glasbrenner die Gemüsefrau: Id sage ja fan Wort, Herr Kommissarjus."

Antwort:„ Balt Sie's Maul, Sie räfoniert inwendig." Davon sind wir nun wieder bald nicht mehr weit entfernt.

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Die Geschichte eines Unglücklichen in den Wäldern vor Paris

Ein Mordfall beunruhigt die Gegend um Voisy- le- Grand in den Pariser Vororten an der Marne Dort wurde in hellen Nachmittagsstunden die schöne Marinette", die Wirtin zum„ Ami Leon", ermordet. Von dem Täter faum eine Spur, nur einen„ bleichen Mann mit schwarzem Schopf" wollte wer vage in der Gegend gesehen haben.

Auf den Gaffen des Berges Montmartre ging eine viel settige Persönlichkeit der Polizei ins Garn, ein 38jähriger Mann namens Placide La Valle, italienischer Herkunft. Man fand bei diesem nächtlichen Besucher der Montmartre­Höhlen nicht weniger als mehrere Kilos Kokain und eine ganze Ausstellung von Pässen: drei Militärbücher und vier Zivilpässe, die alle gestohlen waren. Der Italiener schwor, diese Schätze für 12 Mille von seinem Freund Henri, dem großen Unbekannten, gekauft zu haben. Der gefährliche Rauschgifthändler, der bereits 8 Monate wegen Klauens und Koks abgemacht hat, fam erneut in die Untersuchungs­zelle.

Schnee in den Alpen

In den Basses- Alpes ist viel Schnee gefallen. Die weiße Decke liegt 50 Zentimeter hoch. Zahlreiche Wagen mußten mit Schneepflügen auf Motoren freigeschaufelt werden. Die Züge von Grenoble nach Nice erlitten fünf Stunden Ver­spätung.

In Parts fiel die Temperatur auf 2 Grab in der Nacht, auch am Tage war es sehr falt. Auf dem großen Herbstpreis in Auteuil wärmten fich die Wettenden und Zuschauer in Erwartung des siegreichen„ Prince Oli" die Glieder an cifernen Defen, den sogenannten Braferos.

Die Grippe geht starf um. Nach Mitteilungen unseres ärztlichen Mitarbeiters handelt es sich aber meist um gut­artige Fälle, die nach swet Fiebertagen ohne Gefahr sind.

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BRIEFKASTEN

Geift! Vierzehn Tage war das nationalsozialistische Saarbrücker Abendblatt"( im Verlage der Firma Gebrüder Hofer, die sich 1919 Hofer freres nannten) von der Regierungskommission verboten. Am Dienstag ist es wieder erschienen. Zu seiner eigenen Be­grüßung bedichtet sich das Blatt mit diesem Vers:

Heil Hitler! Hurra!

Wir sind wieder da. Die geistig- felige Wiedergeburt des deutschen Volkes unter des Führers Fahne verspricht nicht immer solche genialische Funken. Bossische Zeitung. Als Inschrift auf das Grab Ihrer an gleich­geschalteter Langeweile verschiedenen Abendausgabe wählen Sie Goethes Wort: Wer hätte auf deutsche Blätter acht, morgens, Mit­tag, Abend und Mitternacht, der wär' um all seine Zeit gebracht." So heißt es in Goethes Bahmen Xenien". Sie hätten auch ein anderes Goethewort zitieren können, das die gleichgeschaltete Prene pcrauszuahnen scheint:„ Wenn man einige Monate die Zeitungen nicht gelesen hat und man liest sie alsdann zusammen, so zeigt sich erst, wieviel Zeit man an diesen Papieren verdirbt." Es genügte voll­tommen, wenn die gleichgeschaltete Prene einmal monatlich erschiene. Es ist ja doch immer dieselbe matte Limonade.

Emigrierte Hebamme. Sie teilen uns mit, daß die Geburtenzahl in Berlin im August 1938 um 12. v. 5. höher war als im August 1632 und bitten uns, um Irrtümer zu vermeiden, festzustellen, daß das Verdienst an dieser Belebung noch dem Reichskanzler het. cher zusteht und nicht dem Reichskanzler Hitler .

Colo. Auch Ihnen danken wir für die Mitteilung über deutsche nationalsozialistische Agitation in Norwegen . Ste fragen, ob das nach dem Verbot durch Hitler nun aufhören werde? Da kennen Sie nationalsozialistische Schwüre schlecht.

Aachen . In dem Prozeß wegen der„ Ermordung " eines National­sozialisten wurden zwei Angeflagte freigesprochen, aber so­fert ins Konzentrationslager abgeführt! Rechtsstaat Deutsch­ land !

5. M., Paris . In einem Bericht über ein Sportfest des Straßen. bahnervereins in Frankfurt a. M. heißt es:

ete begreifen nicht, warum ein Straßenbahnschaffner mit Band­granaten werfen muß? Sonderbare Frage! Was soll er denn tun, wenn ein Margist einsteigen will? Mit Aufrüstung hat das nichts zu tun.

Düsseldorf : Wird draußen immer noch geglaubt, daß es in Hitler Deutschland keine offizielle Judenhezze gibt? Sie geben uns ein kennzeichnendes Beispiel. Am sogenannten Erntedan jest zog durch die Straßen einer westdeutschen Großstadt ein Umzug mit vielen Wagen und Figuren. Unter anderm sollte der Weg vom Erzeuger zum Verbraucher in Gestalt einer Pyramide dargestellt werden. Dabel vergaß man den Zwischenhandel nicht. Wie wurde er symbolisiert? Man steckte einen Nazi in einen schwarzen Kaftan, pappte ihm eine trumme Nase ins Gesicht, hing ihm rechts und lints Schläfenföckchen an unb fteß ihn wilde Tänze auf dem Wagen verführen, was ihm jubelndes Gelächter des angeregten Bublifums eintrug. Alles geschah unter dem breit hingemalten Kennwort: „ Der Jude hat den Profit. Diese finnige Belle folte vermutlich andeuten, daß Bauern und Kleinbändler sich vom Dant vem Hause Hitler ernähren können.